Westwind-6_Cover_300dpi.jpg



Nachwort

Die indianischen Völker der Plains und Prärien und die gewaltigen Bisonherden, die Nordamerika bevölkerten, bildeten eine untrennbare Einheit – nicht nur in der romantischen Fantasie von Autoren, sondern auch in der Realität.

Bisons waren elementarer Teil der Kultur dieses Lebensraums, sie waren die Herrscher der weiten Ebenen, und sie waren die absolute Lebensessenz der hier beheimateten Stämme. Als diese Symbiose zerbrach, als Heerscharen von Häutejägern in den Westen zogen, um die Bisonherden abzuschlachten, weil ihr Leder für Antriebsriemen von Maschinen in den weltweit entstehenden ­Fabriken des beginnenden Industriezeitalters benötigt wurde, gingen auch die Indianerkulturen zugrunde.

Der Bison wird von Völkerkundlern im populären Sprach­gebrauch gern als „wandelnder Supermarkt“ der Indianerstämme bezeichnet. Er bot den nomadischen Völkern dieser Regionen alles, was sie zum Leben benötigten. Sein Fleisch war Speise, seine Haut wurde zu Decken und Kleidung. Aus seinen Knochen entstanden Werkzeuge, aus seinen Hufen Rasseln, aus seinem Schwanz Reitpeitschen, seine Hörner wurden zu Gefäßen, der Magen wurde als Behälter genutzt, ebenso wie die Därme. Das Fell diente als Polsterung für Sättel, die dicke Nackenhaut für Schilde. Die Sehnen wurden zu Nähfäden aufgesplittert, das Gehirn zum Gerben von Leder verwendet. Nichts wurde weggeworfen.

So war es kein Wunder, dass der Bison als der große Lebensspender galt, der von den Göttern geschickt worden war, um seine roten Kinder zu erhalten.

Eine allumfassende, unergründliche Welt von Riten, Zeremonien, Liedern und Gebeten rankte sich um den Bison.

Grenzenlos war die Ehrfurcht vor Bisons mit weißem Fell.

Biologen und Zoologen haben herausgefunden, dass vermutlich auf eine Million Bisons ein weißer Bison kam. Das erhob ein solches Tier in den Bereich einer Gottheit.

In diesem Roman taucht eine ganze Herde dieser heiligen weißen Bisons auf – das war eine Legende, die im Indianerland umging, bevor der weiße Mann die Prärien in Besitz nahm. Der biologischen Forschung entsprechend, dürfte es eine solche Herde nie gegeben haben. Aber als Autor habe ich mir die Freiheit genommen, die alte indianische Legende für meinen Roman zum Leben zu erwecken.

Die Herde der weißen Bisons steht als Symbol für die spirituelle Bedeutung, die der Bison als Kulturträger der Prärie- und Plainsvölker hatte, und sie stellt das Objekt der Begierde für einen skrupellosen Häutehändler dar, der zwei Ziele verfolgt – ein überwältigendes Geschäft mit den weißen Bisonfellen und die Zerstörung der spirituellen Kraftquellen der Sioux-Völker, um sie zu demoralisieren und leichter verdrängten zu können.

Tatsächlich schätzte jeder Häutejäger sich glücklich, einen weißen Bison erlegen zu können, dessen Fell von erheblichem Wert war. In der Regel gelang das so gut wie keinem.

Als die ersten weißen Männer Nordamerika betraten, grasten vermutlich zwischen 30 und 60 Millionen Bisons auf dem ganzen Kontinent. Genaue Zahlen wird man nie feststellen können. Deswegen gehen die Schätzungen so weit auseinander.

Gemessen an den Umweltbedingungen und den Ernährungsmöglichkeiten, dürfte die Zahl wohl eher dazwischen gelegen haben.

In jedem Fall waren Bisons fast in ganz Nordamerika verbreitet. Noch bis Ende des 18. Jahrhunderts konnte man sie bis in Pennsylvania, also im Osten des Landes, antreffen. Dann wurden sie zunehmend nach Westen verdrängt. Vermutlich gab es ab ca. 1800 östlich des ­Mississippi keine Bisons mehr.

Die Vorstellung, dass die Indianervölker angesichts dieser Massen von Tieren wie im Paradies gelebt haben müssen, ist gleichwohl falsch. Die Bisonherden waren ständig in Bewegung. Diese Masse von Tieren benötigte eine Unmenge Gras. Deswegen zogen sie permanent über die Prärien, hielten sich nie lange auf. Und die Stammesgruppen mussten ihnen folgen.

Das war mit Risiken verbunden, weil sie dabei zwangsläufig in die Jagdgründe anderer Völker eindrangen, die ebenfalls vom Bison abhängig waren.

Lange bevor der weiße Mann kam, gab es erbitterte Stammeskriege um die Ressourcen der baum- und wasserarmen Regionen im amerikanischen Westen. Die Bisons mochten Millionenstärke erreichen, aber sie waren nicht immer da, wo sie gerade gebraucht wurden. Stämme, die nicht imstande waren, sich zu verteidigen, konnten das Vordringen in fremde Stammesgebiete nicht immer riskieren. Hungersnöte in bestimmten Regionen waren daher nicht selten.

Deswegen fiel den Medizinmännern, die die Hüter der Heiligtümer des Stammes waren, zu denen auch die Schöpfungsmythen und die religiösen Riten gehörten, eine große Verantwortung zu.

Jedes Jahr wurden mit großem Aufwand Bisonzeremonien abgehalten, um die großen Herden anzulocken. Medizinmänner, die als „Buffalo Caller“ erfolgreich waren, genossen hohes Ansehen; ihnen fiel starker Einfluss in ihren Stämmen zu.

Völker, die nicht so glücklich waren, nahe der Bisongründe zu leben, schickten jedes Jahr Jägergruppen aus, um die Ernährung des eigenen Volkes sicherzustellen. Stämme wie die Nez Perce kamen von der Westseite der Rocky Mountains, Shoshone kamen von Süden in die nördlichen Plains herauf – und sie stießen mit Blackfoot und anderen zusammen, die die Bisons ihrer Region nicht teilen wollten.

Und dann wuchs der Bedarf des weißen Mannes an Bisonhäuten. Zunächst verdrängte die Bisonhaut das Fell des Bibers als Handelsartikel in den Pelzhandelsposten im Westen. Jahr für Jahr verschickten Handelsstationen wie Fort Bent (Colorado) Fort Union (Dakota-Territorium), Fort Laramie (Wyoming) u. a. Tausende von Bisonhäuten nach Osten. Auch die Stämme selbst beteiligten sich an diesem Geschäft. Aber bald deckten die Häute, die durch den Indianerhandel hereinkamen, den Bedarf an Bisonleder nicht mehr.

Trupps weißer Jäger organisierten sich, und es begann ein großes Abschlachten, das die Welt so noch nicht gesehen hatte.

Wer noch in den 1840er Jahren Herden begegnet war, die sich von Horizont zu Horizont erstreckten, so dass die weiten Ebenen unter den mächtigen Leibern verschwanden, der war überzeugt gewesen, dass es den Bison bis zum Ende der Welt geben würde. Dass es unmöglich sein würde, die Bisons auszurotten.

Binnen weniger als zwei Jahrzehnten wurde bewiesen, dass es möglich war.

Es gab Büffeljäger, die jeden Monat 7.000 bis 9.000 Tiere abschossen. Jagdtrupps bestanden aus mehreren Jägern, die vorauszogen, gefolgt von Wagen, die Flaschenzugeinrichtungen hatten. Hier arbeiteten die Enthäuter, die den Bisons innerhalb weniger Minuten fachgerecht die Haut abzogen. Bisonhäute wurden zum Massenartikel, der den Jägern vielleicht 3 bis 4 Dollar pro Stück brachte. Die als Delikatesse angesehenen Zungen wurden für wenige Cents das Stück verkauft. Die restlichen Kadaver verfaulten in den Ebenen.

In den 1860er Jahren entstanden Bahnstationen mitten in der Prärie, wo die Bisonhäute für den Transport nach Osten aufgenommen wurden. Eine der Bedeutendsten war Dodge City in Kansas – eine Stadt, die heute vor allem als Cowboy- und Rinderstadt bekannt ist. Aber sie erlebte ihren ersten Boom als Umschlag- und Verladeplatz von Bisonhäuten. Meilenweit wehte der bestialische Gestank von Blut und Häuten von Dodge City aus über die Ebenen. Meterhoch stapelten sich die frischen Häute beiderseits des Schienenstrangs. Hunderttausende von Häuten wurden hier jedes Jahr auf die Eisenbahn verladen.

Schnell erkannte die relativ kleine Armee, dass die Büffeljäger ihr in höchst effektiver Weise die Arbeit abnahmen. Die Verdrängung der Indianervölker aus den zur Besiedelung vorgesehenen Gebieten im Westen wäre ohne die systematische Vernichtung der Bisons nicht so schnell möglich gewesen.

Militärisch waren viele der indianischen Völker auf den Great Plains der US-Armee durchaus gewachsen. Aber sie bezogen ihre Stärke aus ihrem kulturellen Fundament. Dieses Fundament wurde durch die Häutejäger vernichtet.

Nicht nur materiell verloren die Indianerstämme des Westens ihre gesamte Grundlage. Auch spirituell. Jedes Volk benötigt zum Zusammenhalt kulturelle Werte, aus denen die Lebensenergie einer Gemeinschaft erwächst. Vor allem bei Stammesvölkern ist die religiöse Struktur von ebenso entscheidender Bedeutung wie die soziale Organisation. Das alles hatte an der Existenz der Bisons gehangen.

Hier brach eine ganze Welt zusammen. Der kulturelle Kollaps war nur eine Frage der Zeit. Mit dem Verschwinden der Bisons, wurde der Widerstand der Indianervölker gebrochen. Der Einzug in Reservationen und die ­Abhängigkeit von Lebensmittellieferungen der Regierung war die unvermeidbare Folge, verbunden mit einem Umerziehungsprozess, der aus den ehemaligen Jäger- und Kriegervölkern Farmer machen wollte – der Erfolg blieb sehr begrenzt, was letztlich soziale und kulturelle Identitätsprobleme und materielle Armut, zur Folge hatte.

In den 1890er Jahren waren von den vielen Millionen Bisons kaum 25 Tiere übrig. Diese letzten Bisons wurden nur gerettet, weil sich prominente Zoologen und Naturschützer, aber auch so populäre Männer wie der in Europa häufig verkannte „Buffalo Bill“ Cody für ihren Erhalt einsetzten.

Cody hatte nicht – wie heute oft geglaubt wird – zu den skrupellosen Häutejägern gehört. Er hatte Bisons als Fleischversorgung für die Arbeiter der Eisenbahn gejagt und sich dabei seinen irreführenden Beinamen erworben.

Er sorgte dafür, dass die letzten Bisons im Gebiet des heutigen Yellowstone Nationalparks im Nordwesten ­Wyomings angesiedelt und strikt geschützt wurden. Es gab zu seiner Zeit nicht wenige Menschen, die bereit waren, auch noch den letzten Bison zu töten.

Heute stehen zwischen 25.000 und 30.000 wildlebende Bisons in verschiedenen Schutzgebieten der USA – sie alle gehen auf diese letzten gut 20 Tiere zurück, die dem Massaker der Häutejäger entgangen waren.

Bisons werden auch von Ranchern privat gezüchtet. Die Zahl der Zuchtbisons in den USA wird auf etwa 250.000 geschätzt – unter den Züchtern befinden sich heute auch viele indianische Rancher, die sogar eine eigene ­Züchtervereinigung gebildet haben, die sich einmal jährlich in Rapid City (South Dakota) trifft.

Die alte Bisonkultur auf den Großen Ebenen verschwand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Aber der Bison ist als Kulturträger der heutigen Indianervölker macht- und eindrucksvoll wieder zurückgekehrt. Seine Symbolkraft hat über die Jahrhunderte nichts von ihrer Ausstrahlung verloren.

WESTWIND



In dieser Reihe bisher erschienen

2301 Der Tod der großen Wälder

2302 Zu den Quellen Manitous

2303 Der Sohn der Wildnis

2304 Im Banne des Donnervogels

2305 Der Ruf der Wölfe

2306 Winter der weißen Büffel

2307 Zeit der Adler



Dietmar Kuegler


Winter der weißen Büffel


Westwind - Band 6





Diese Reihe erscheint in der gedruckten Variante als limitierte und exklusive Sammler-Edition!
Erhältlich nur beim BLITZ-Verlag in einer automatischen Belieferung 
ohne ­Versandkosten und einem Serien-Subskriptionsrabatt.
Infos unter: 
www.BLITZ-Verlag.de

© 2018 BLITZ-Verlag, Hurster Straße 2a, 51570 Windeck
Redaktion: Jörg Kaegelmann
Titelbild: Rudolf Sieber-Lonati
Umschlaggestaltung: Mark Freier
Satz: Harald Gehlen
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-95719-096-3

Dieser Roman ist als Taschenbuch in unserem Shop erhältlich!



1.

Er schoss in regelmäßigem Abstand. Nach jedem Schuss wartete er gut eine halbe Minute. Früher hatte er dazu auf die zerbeulte Taschenuhr geschaut, die er am Gürtel trug. Jetzt brauchte er das nicht mehr, er hatte es im Gefühl. Mit jedem Schuss tötete er.

Er lud die langläufige Hawken Rifle, im Sattel sitzend, mit geschickten, raschen Bewegungen, während er sein Pferd langsam weitertrieb.

In knapp fünfzig Yards Entfernung trottete die Büffelherde dahin. Der strenge Geruch, der sie begleitete, hüllte ihn ebenso ein wie der schweißige, klebrige Staub, der die Herde umwaberte. Er raubte ihm fast den Atem, aber auch daran hatte er sich gewöhnt, wie an so vieles andere. Er legte die Rifle wieder an, zielte und drückte ab.

Die Kugel traf einen mächtigen Bullen. Er stampfte noch zwei, drei Schritte weiter, bevor er mit den Vorderläufen einbrach und mit dumpfem Brüllen auf die Seite stürzte, liegenblieb.

Die Herde geriet dort, wo er gefallen war, zunächst in hektische Bewegung. Einige Tiere versuchten, aus dem Trott auszubrechen. Aber es dauerte nur Sekunden, dann hatten sie sich wieder beruhigt und schlossen die Lücke, um weiterzuziehen.

Ein Meer von schmutzig braunen Pelzrücken: Es mochten zehntausend sein. Sie füllten die Prärie mit urweltlicher Kraft. Ihre Hufe verursachten ein permanentes, dumpfes Grollen, das wie ein ununterbrochener Gewitterdonner klang. Das dröhnende Blöken und Schreien mischte sich in das Brausen und Rollen, das die Herde umgab und weit in die Prärie ausstrahlte, genau wie die Schussdetonationen, die immer wieder Lücken in die Reihen rissen und trotzdem kaum bemerkbar wurden – die Masse der Bisons war zu gewaltig.

Die toten Tiere blieben am Trail liegen, der sich breit und düster durch die Plains zog, eine gewaltige Rinne niedergetrampelten Grases.

Barton Chase sah die Sonne sinken, als er die Hawken Rifle das letzte Mal hob und einen Schuss abfeuerte, mit dem er eine Büffelkuh tötete. Dann hielt er sein Pferd an. Er konnte die Arme kaum noch heben. Er hatte seit fünf Stunden ununterbrochen Bisons getötet. Er hockte entspannt im Sattel, während die Herde vorbeizog.

Als er sich umdrehte, sah er den Häutewagen auftauchen. Das Gefährt war ihm im Abstand von mehreren hundert Yards gefolgt. Es hielt neben den getöteten Tieren an. Am Heck war eine flaschenzugartige Vorrichtung befestigt. Chases Partner schnitten die Hufe der Büffel ab, schlitzten die Haut fachgerecht auf, befestigten die Haken der Zugvorrichtung daran und zogen mit Hilfe einer Kurbel die Haut ab. Das alles dauerte kaum drei Minuten. Die dampfenden, blutigen Kadaver blieben liegen, von den Zungen abgesehen, die die Enthäuter herausschnitten und mitnahmen.

„Das war ein guter Tag“, sagte der Mann auf dem Bock, als er Barton Chase fast erreicht hatte. „Einhundertzweiundvierzig Häute.“

„Ich spür‘s in meinen Knochen“, sagte Chase. Seine Nase lief, die Augen tränten. Der stinkende Staub und der ätzende Pulverdampf zeigten Wirkungen. „Ich reite zu den Cottonwoods hinüber und bereite das Lager vor.“

Er zog sein Pferd herum und ritt gemächlich auf die einsame Baumgruppe oberhalb einer Bodenrinne zu, während die Enthäuter den letzten Tieren die Haut abzogen. Die Herde verschwand hinter einer Bodenwelle.

Chase stieg aus dem Sattel, hobbelte das Pferd an und sammelte Feldsteine für eine Feuerstelle, sowie Reisig für das Feuer. Während er am Boden kniete und die ersten Flammen anblies, hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Langsam drehte er sich um.

Der Indianer stand kaum zehn Schritte von ihm entfernt. Er war aus der Bodenrinne aufgetaucht. Chase hatte ihn nicht gehört. Er war ein junger Mann, halbnackt, nur mit einem Lendenschurz und Mokassins bekleidet. Im Haar trug er lediglich ein Stirnband ohne Feder. Er hatte einen Pfeilköcher und einen Bogen umhängen und ein Messer im Gürtel.

Der Wind von Westen, der den Geruch der Bisonherde noch mit sich trug, umwehte ihn und bewegte die Strähnen seines langen Haares. Er stand reglos auf seinem Platz und starrte Chase unverwandt an.


*


Chase richtete sich auf und griff nach seinem Gewehr.

„Was willst du?“

Der Indianer antwortete nicht. Chase ging langsam auf ihn zu. Dabei blickte er sich lauernd um.

„Bist du allein? Wer bist du? Welcher Stamm?“

Der Krieger schwieg. Sein dunkles Gesicht glich einer Maske.

„Warum redest du nicht?“

„Ihr tötet die Büffel“, sagte der Krieger plötzlich.

„Ihr auch“, sagte Chase.

„Ihr nehmt nur die Häute“, sagte der Krieger. „Wir nehmen alles. Wir vergeuden nichts.“

„Wir leben nicht wie Wilde“, sagte Chase. „Wir brauchen nur die Häute und ein bisschen Fleisch.“

„Wir brauchen die Hörner, die Hufe, die Därme, die Sehnen, die Zähne und die Knochen. Wir brauchen alles. Wir töten nur so viele Büffel, wie nötig ist. Die Büffel sind ­heilig.“

„Unsinn“, sagte Chase. „Dann sind die Ameisen auch heilig. Büffel sind so zahlreich wie Fliegen.“

„Alles ist heilig“, sagte der Indianer. „Der Bison aber ist der Herr unseres Landes.“

„Verschwinde“, sagte Chase. „Los, hau schon ab! Ich habe keine Lust, mir dein Geschwätz anzuhören.“

„Du bist Büffel-Chase“, sagte der Krieger. „Ich kenne dich. Ich habe dich in Fort Laramie gesehen. Du hast die Büffelhäute verkauft. Du bist ein Mörder.“

Chase schwang die Hawken Rifle herum. Der Kolben prallte dem jungen Krieger gegen die Brust, bevor er ausweichen konnte. Er stürzte mit einem Aufschrei zu Boden. Hier krümmte er sich zusammen, rang nach Atem und versuchte, sich wieder hochzustemmen.

Chase versetzte ihm einen Tritt. Der Krieger stürzte erneut. Er wälzte sich herum und federte unvermittelt wieder hoch. In seiner rechten Faust blitzte das Messer.

„Du hast den Tod tausendfach verdient, Büffel-Chase!“ Er warf sich gegen den Jäger.

Chase riss das Gewehr hoch, ließ den anderen auflaufen und rammte ihm den Lauf der Hawken unter das Kinn. Der Krieger stürzte und blieb benommen liegen. Chase beugte sich über ihn und nahm ihm das Messer ab. Hinter ihm rollte der Häutewagen heran.

„Ärger?“, fragte der Mann auf dem Bock.

„Eine verdammte Rothaut“, sagte Chase. Er betrachtete den Medizinbeutel und sagte: „Bisonbruderschaft der Sioux. Vermutlich ist er hier, um zu meditieren.“

„Und wenn er nicht allein ist?“