Anke Kunz

(Hunde) - BLICKWINKEL

www.schwammedackel.de

www.ask-hunde.de

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel   1

Kapitel   2

Kapitel   3

Kapitel   4

Kapitel   5

Kapitel   6

Kapitel   7

Kapitel   8

Kapitel   9

Kapitel 10

Kapitel 11

Schluss

„Veränderungen machen uns vor allen Dingen deshalb Angst, weil sie uns dazu zwingen, uns aus der Hängematte der Gewohnheit herauszubegeben.“

Helga Schäferling, geboren als Helga Lösch

*10.10.1957

- Vorwort -

Mein Name ist Anke Kunz, ich bin seit 1972 auf dieser Erde.

Ich bin kein Autor, kein Schriftsteller. Ich bin in allererster Linie Hundehalter und -liebhaber.

Seit nunmehr über 16 Jahren lebe und arbeite ich mit und für Hunde, und das mit absoluter Leidenschaft.

Ich führe eine kleine Tierpension mit Herz und züchte heute aus Liebe zu dieser Rasse kerngesunde Dackelchen speziell für Nichtjäger. Selbst Inhaber eines Jagdscheines bin ich mir der Schwierigkeiten sehr wohl bewusst.

Ich weiß, es gibt unzählige „Hundebücher und – ratgeber“. Ich selbst habe sie stapelweise neben mir liegen. Eigentlich braucht es kein weiteres. Wie soll ein Hundehalter bei diesen vielen Büchern noch den Überblick behalten. Man will aber doch alles richtig machen und sich informieren. Auch mir erging es anfangs so.

Die Praxis hat mich über Jahre etwas anderes gelehrt. Wie meine Freundin immer zu sagen pflegt:

„Zwischen Theorie und Praxis liegen mitunter Welten“. Genau so hab ich es auch beim Umgang mit Hunden (und Menschen) erfahren.

Dieses Buch soll meine Erfahrungen und meine Sicht der Dinge heute wiedergeben.

Es sind meine ganz persönlichen Erkenntnisse, entstanden durch Recherchieren, Ausprobieren und Erleben.

Vor allem aber durch das Einfühlen in Hund und Mensch.

Anhand von Beispielen sollen die Zusammenhänge nachvollziehbarer werden.

Vielleicht kann ich bei dem Einen oder Anderen dazu beitragen, den Blickwinkel etwas zu verändern. Tagtäglich werde ich mit Thesen und Aussagen konfrontiert, die so unumstößlich zu sein scheinen wie das Amen in der Kirche.

Genau darauf möchte ich eingehen. Jeder kann für sich entscheiden, ob es für ihn Sinn macht oder nicht. Und ob er etwas für sich mitnehmen und umsetzen möchte.

Dazu muss ich aber ein wenig gedanklich zurück gehen. Und aufzeigen wie ich dazu kam, umzudenken. Auch um anderen Mut zu machen, sich auf dieses Abenteuer einzulassen.

Weg von eingebrannten, manifestierten Denkmustern und wieder hin zur Natürlichkeit und selbstverständlichen Leichtigkeit im Umgang mit dem Sozialpartner HUND.

- Kapitel 1 -

Angefangen hat alles mit einer gewissen Leere in mir. Obwohl ich doch hätte zufrieden sein können. Mir fehlte eine richtige Aufgabe, Anerkennung.

Der Wunsch, mich um etwas zu kümmern, um jemanden, der mich wirklich braucht, wurde immer größer. Ich wünschte mir irgendwann einen Hund.

War das die richtige Voraussetzung für die Anschaffung? Ich wollte nichts dem Zufall überlassen. Nichts: Rasseauswahl, Züchter, Suche nach einer Hundeschule (damals noch schwierig), Name des Hundes.

Ich überlegte genau. Ich wog alles ab. Mein Umfeld, mein Nichtwissen, Aussehen des Hundes, Eigenschaften des Hundes, Fellbeschaffenheit.

Irgendwann bin ich bei der Rasse Cavalier King Charles Spaniel gelandet. Sein Name: Da Vinci.

Es schien der perfekte „Anfängerhund“ zu sein.

Heute weiß ich natürlich, dass es so was nicht gibt. Kein Hund der Welt bekommt das in der Muttermilch mit.

Eine für mich damals perfekte Hundeschule war gefunden. Wir meldeten uns an.

Zu jedem Termin waren wir super pünktlich und mit vollem Einsatz und Ehrgeiz dabei.

Bei jedem Wetter. Egal…..

Und was wir alles lernten: „Sitz“, „Platz“, „Bleib“, „Steh“, „Hier“, „Fuß“ als Sicht- und Hörzeichen. Stoppen aus der Bewegung, Kreisarbeit (heute Longierarbeit). Sogar Vorführen durften wir. Wir waren ja so toll. Alle Prüfungen haben wir mit Bravour bestanden. Ich war so stolz auf den Kleinen.

Und dann kam auch noch der Hundeschulleiter auf mich zu und meinte, ich hätte ein Händchen, ob ich nicht Blindenführhunde (BFH) ausbilden möchte.

Jetzt war ich natürlich platt. Ich und Trainer für Blindenführhunde. ICH?!

War das die Anerkennung?

Nach einigen schlaflosen Nächten und Überlegungen wie ich das Geld dafür zusammen bringen würde und nach Abwägung der Argumente des Ausbilders, entschloss ich mich letztendlich dazu.

Dafür musste natürlich noch ein anderer Hund her. Dieser wurde mir auch gleich postwendend von der Hundeschule besorgt.

Ein Deutscher Schäferhund namens Jana.

Ich bildete diesen Hund aus. Gemeinsam bestanden wir alle Prüfungen. Doch während der gesamten „Lehrzeit“ hegte ich schon Zweifel. Vieles widersprach sich in meinen Augen.

Ausbildungsmethoden, die mir nicht gefielen. War das der richtige Weg? Wollte ich so mit einem Hund umgehen? Soll dieser Hund als Werkzeug dienen?

Auch einige formelle Dinge passten nicht und die Versprechungen wurden nicht gehalten.

Schließlich entschloss ich mich, diesen Hund, der mir so sehr ans Herz gewachsen war, zu behalten. Nein, sie sollte nicht als BFH dienen!

Die Summe, die ich für Jana erhalten sollte, um dann damit meine Ausbildung zu bezahlen, wurde abgestottert. Zudem haben sich später einige Verhaltens-Defizite heraus kristallisiert. Auch denke ich, bei einem sehbehinderten Menschen wäre sie eingegangen.

Wir schreiben das Jahr 2018.

Jana ist mittlerweile 15 Jahre alt und genießt noch jeden Respekt der anderen Hunde, obwohl sie inzwischen taub ist und nicht mehr gut laufen kann aufgrund ihrer Altersarthrose.

Heute bin ich froh, dass ich damals diesen Entschluss gefasst habe. Jana ist mein bestes „Pferd im Stall“ geworden, von ihr konnte ich fast alles lernen und abgucken!

Es kamen weitere Hunde dazu, zwei Weisse Schäferhunde, ein Labrador, ein Mix aus dem Tierheim. Ich habe angefangen, Weisse Schäferhunde zu züchten. Jedenfalls hatte ich irgendwann 13 eigene Hunde.

Ganz schnell merkte ich, dass ich mit dem was ich in der Hundeschule während meiner Ausbildung gelernt hatte, bei so vielen Hunden natürlich an Grenzen stieß. Was bei einem Hund gerade noch so zu „funktionieren“ schien, wurde bei mehreren Hunden zur Farce.

Heute bin ich meinen Hunden unendlich dankbar. Übrigens, den einen Weissen Schäferhund habe ich noch mal als BFH ausgebildet, einer der Besten. Einfach um mir noch mal zu beweisen, dass es auch anders geht. Dieser kam dann zum Glück aber auch in Privatbesitz. Danach habe ich es nie wieder getan. Heute lehne ich diese Form der Ausbildung und den Einsatz von BFHen strikt ab.

Das wäre aber ein ganz anderes Thema.

Ich habe viele Wege beschritten. Unter anderem habe ich mich in der Rettungshundestaffel versucht. Ich habe meinen Jagdschein gemacht und meinen Labrador jagdlich geführt.

Da Vinci habe ich damals zum Besuchshund ausgebildet und bin mit ihm ins Pflegeheim gegangen.

Aber trotz der gesamten Ausbildungen und Abschlüsse machte ich genauso wie jeder andere Hundebesitzer die gleichen Erfahrungen.

Ich habe lediglich gelernt, Hunde zu konditionieren! Mehr nicht. Damals war mir das aber noch nicht so wirklich klar.

Ich konnte sehr gut nachvollziehen, welche Odyssee andere durchmachten, welcher Ohnmacht sie ausgeliefert waren wenn der Hund abhaute, nicht kam wenn man ihn rief, in die Leine ging bei Artgenossenbegegnungen.

Weil: Genau das haben meine Hunde trotz ihrer Vorzeigequalitäten auch gemacht.

Ich war machtlos und hilflos. Ich, die Hundetrainerin. Ich habe mich für meine Hunde geschämt. ICH habe mich geschämt. Ich musste es doch besser können als andere. Sie können mir glauben, alle Peinlichkeiten, die es in irgendeiner Form gab, habe ich durchlebt. Von Anspringen fremder Leute, Reinpreschen in den Weidezaun (der Bauer hätte mich gelyncht) bis hin zu Jagen von Joggern und Wild. Das volle Programm.

Und das nicht nur mit einem Hund!

Meine Hunde haben mich eines Besseren belehrt!

Das war ihre Antwort auf mein ach so tolles kynologisches Fachwissen! Mir wurde klar: Theorie und Praxis hatten nicht viel miteinander zu tun.

Und damit begann erst mein Weg. Meine Entwicklung vom Trainer zum Sozialpartner.