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Alleinerziehend

Meine Rechte

Beate Wernitznig

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Beispiele

Zahlreiche Beispiele in diesem Buch veranschaulichen das Gesagte.

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Die Merkkästen enthalten wichtige Hinweise und hilfreiche Tipps.

Auf den Punkt gebracht

Am Ende jedes Kapitels finden Sie eine kurze Zusammenfassung des behandelten Themas.

Inhalt

Vorwort

Einführung

Was muss ich mit dem anderen
Elternteil absprechen?

Sorgerecht

Umgang

Namensrecht

Kindesunterhalt

Krankenversicherung

Welche Rechte habe ich am Arbeitsplatz?

Mutterschutz

Teilzeitarbeit

Wenn das Kind erkrankt

Wie sind Elternzeit und Elterngeld geregelt?

Elternzeit

Elterngeld

Wie steht es um meine finanzielle Situation?

Welcher Unterhalt steht mir zu?

Welche steuerlichen Vergünstigungen habe ich?

Welche staatlichen Zuschüsse kann ich erhalten?

Welche Hilfen kann ich vom Jugendamt erhalten?

Erziehungsberatung

Beistandschaft

Sozialpädagogische Gruppenarbeit

Sozialpädagogische Familienhilfe

Erziehung in einer Tagesgruppe

Vollzeitpflege

Heimerziehung, betreute Wohnform

Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung

Anhang

Informationen im Internet

Umgangsvereinbarung – Muster

Listen zur Orientierung

Abkürzungsverzeichnis

Stichwortverzeichnis

Vorwort

„Tage wie dieser“: Melanie Parker ist eine erfolgreiche Architektin und alleinerziehende Mutter. Jack Taylor dagegen ist zwar Vater, doch um seine Tochter kümmert sich der geschiedene Starjournalist höchstens mal am Wochenende. Als er ausgerechnet an einem schwierigen Arbeitstag auf die 5-jährige Maggie aufpassen muss, kommt er prompt in größte Terminschwierigkeiten. Da seine Zufallsbekanntschaft Melanie jedoch gerade die gleichen Probleme hat, schließen die beiden ein Bündnis, um Kind und Karriere wenigstens an diesem einen Tag unter einen Hut zu bekommen.

So sieht Hollywood den Alltag von Alleinerziehenden. In der Praxis jedoch stehen diese täglich vor nahezu unlösbaren Problemen und müssen ständig mit weit komplexeren Schwierigkeiten fertig werden. Anstelle der Frage, ob man hübsch genug aussieht, falls George Clooney oder Michelle Pfeiffer gleich um die Ecke biegen, geht es vielmehr um existenzielle Dinge. Dies betrifft nicht nur finanzielle Sorgen, sondern auch die Sorge, ob man seinem Kind neben Beruf und Haushalt gerecht wird. Oftmals steht kein Expartner zur Seite oder der Streit mit dem Ex ist das größte Problem.

Dieser Ratgeber gibt Aufschluss über die wichtigsten Fragen, mit denen Alleinerziehende im Alltag konfrontiert sind, und bietet eine strukturierte Einsicht in die deutsche Rechtslage. Da nicht alle Alleinerziehenden die gleichen Probleme haben, ist jedes Kapitel in sich abgeschlossen. Es soll damit ein Überblick über wichtige Fragen und Hilfestellungen gegeben werden. Mit dieser Hilfe stellen sich manche Hürden als doch nicht so hoch heraus.

Dr. Beate Wernitznig

Einführung

Was zeichnet eigentlich „den typischen Alleinerziehenden“ aus? Das fragen sich viele, und die Antwort ist denkbar einfach: Die Alleinerziehende bzw. den Alleinerziehenden als festen Stereotypen gibt es einfach nicht. Die Gruppe der Alleinerziehenden besteht nicht – wie gemeinhin oft angenommen – allein aus jungen, unverheirateten Frauen. Zunehmend sind auch Väter betroffen, und der Status „alleinerziehend“ ist zudem in allen sozialen Schichten anzutreffen.

Definitionen des Begriffs „alleinerziehend“ finden sich im Sozialgesetzbuch und im Steuerrecht. Alleinerziehend ist danach, wer ohne die nicht nur unerhebliche Hilfe eines anderen Erwachsenen Kinder unter 18 Jahren groß zieht. Dieser Erwachsene muss dabei keineswegs der eigene Partner sein: Schon eine Wohngemeinschaft mit der besten Freundin oder den eigenen Eltern kann dazu führen, dass man nicht mehr als alleinerziehend gilt. Voraussetzung für das Alleinerziehend-Sein ist jedoch nicht, dass die alleinige elterliche Sorge besteht. Lebt ein Kind in einem sog. Wechselmodell, also zu 50 % bei jedem Elternteil, ist kein Elternteil alleinerziehend.

Dieser Ratgeber richtet sich jedoch nicht nur an diese eng begrenzte Personengruppe, denn viele Probleme betreffen auch Elternteile, die mit jemandem zusammenleben. Die starre Definition greift jedoch streng im Steuer- und Sozialrecht.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes/Mikrozensus ist die Zahl der Alleinerziehenden im Jahr 2009 leicht zurückgegangen. Zuvor war sie seit 1996 von rund 1,3 Millionen um rund 20 % auf knapp 1,6 Millionen gestiegen. Hiervon waren ca. 90 % Frauen und nur 10 % Männer.

Die Alleinerziehenden stellen einen wachsenden Anteil an den Familienformen dar. Waren 1996 nur knapp 5 % alleinerziehend mit minderjährigen Kindern, so wuchs diese Gruppe bis 2009 auf 9 %. Die Gruppe der Alleinerziehenden besteht zu 45 % aus 35- bis 45-Jährigen, gefolgt von den 45- bis 55-Jährigen. Erst auf Rang 3 folgen die 25- bis 35-Jährigen. Die meisten alleinerziehenden Mütter sind entweder geschieden oder ledig. Alleinerziehende Väter sind zu höheren Anteilen geschieden oder dauerhaft getrennt lebend. Im Vergleich zu alleinerziehenden Müttern sind sie zu einem höheren Anteil verwitwet.

Der überwiegende Anteil der Alleinerziehenden, ca. 70 %, hat ein Kind, wobei die Kinder nahezu zur Hälfte über zehn Jahre alt sind.

Deutliche Unterschiede zwischen Alleinerziehenden und Ehepaaren sind beim Einkommen erkennbar. Über 40 % der Alleinerziehenden haben ein Nettoeinkommen unter 1.300 Euro. Bei Einkommen über 2.600 Euro sind sie nur mit rund 7 % vertreten. Bei den Ehepaaren ist dies annähernd umgekehrt. Ca. 60 % der Alleinerziehenden bestritt ihren Lebensunterhalt aus Erwerbstätigkeit. 30 % erhielten ALG I/II.

Die vergleichsweise schlechte Einkommenssituation erklärt sich nicht aus fehlenden Ausbildungsabschlüssen: Nur knapp 6 % der Alleinerziehenden verfügen über keinen Abschluss. 25 % haben Fachhochschulreife oder Abitur. Hier liegt der Verdacht nahe, dass Arbeitgeber Alleinerziehende nur ungern einstellen.

Leider sind die Regelungen für Alleinerziehende nicht in einem Gesetz zusammengefasst. Sie befinden sich im BGB, soweit es um Unterhalt, Umgang, Sorge und Ähnliches geht. Staatliche Hilfen sind in den Sozialgesetzbüchern geregelt. Auch die Steuergesetze haben zahlreiche Sonderregelungen für Alleinerziehende.