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Deutsche Erstausgabe (ePub) September 2012

 

Für die Originalausgabe:

© 2009 by Catt Ford

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»A Strong Hand«

 

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

 

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright © 2012 by Cursed Verlag

Inh. Julia Schwenk

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

 

Umschlagillustration: Marek Purzycki

Satz & Layout: Cursed Verlag

 

ISBN ePub: 978-3-95823-513-7

 

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de


 

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

 

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

 

 

 

 

Klappentext:

 

Fotograf Damian Wolfe hat alles gesehen, alles erlebt und alles ausprobiert, was die BDSM-Szene für einen dominanten Spieler zu bieten hat – und sich schließlich von allem zurückgezogen. Angewidert von der Oberflächlichkeit der flüchtigen Affären vergräbt er sich tief in seiner großen Liebe: der Kunst erotischer Fotografie.

Als jedoch Student Nicholas in sein wohlgeordnetes Leben stolpert, muss Damian plötzlich feststellen, dass er sich trotz aller Abgeklärtheit Nicks neugieriger Faszination und naiver Erotik nicht entziehen kann. Und zum ersten Mal wird ihm bewusst, dass er Liebe nicht nur mit einer Kamera einfangen kann...


 

Catt Ford

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Aus dem Englischen
von Kathrin Weisenfels


 

Dieses Buch ist meinen besten Freunden Liriel

und Kennedy gewidmet, die an mich glauben,

mich lieben und immer hinter mir stehen.

 

Für Liriel, die nach dieser Geschichte verlangt

hat und ohne die sie niemals geschrieben worden

wäre.

 

Und für Kennedy, der mich ermutigt und mir

die ganze Zeit über das Händchen gehalten hat,

obwohl es nicht immer leicht war.

Und für E.N.. Danke.


 

Prolog

 

 

Damian verdrehte die Augen gen Himmel, als er ein lautes Krachen hörte, und fragte sich zum hundertsten Mal, was ihn geritten hatte, einen so tollpatschigen, mürrischen, leicht reizbaren, entnervenden, kindischen und arbeitsunerfahrenen Assistenten einzustellen.

Er atmete tief durch, um seinen aufkommenden Ärger zu unterdrücken.

»Alles in Ordnung bei dir, Nicholas?«, rief er etwas lauter als nötig.

»Ja ja«, kam die gedämpfte Antwort. Sogar von hier aus konnte Damian hören, dass der junge Mann frustriert und wütend war.

»Was war es diesmal?«, fragte er.

Um Ashleys Augen bildeten sich kleine Lachfältchen, während er sich mit einem unterdrückten Lachen auf dem Barhocker wand, von dem aus er Damian beobachtete, wie der die Aufnahme vorbereitete.

»Nichts Zerbrechliches«, kam es ein wenig patzig zurück.

»Sieh zu, dass du aufgeräumt hast, bis ich rauskomme«, wies Damian ihn an. »Und erspar mir damit einen Herzinfarkt«, fügte er mehr zu sich selbst hinzu.

Die Antwort war nicht zu verstehen, der gereizte Tonfall aber eindeutig.

»Warum tue ich mir das nochmal an?« Damian seufzte tief.

»Ja, warum eigentlich?«, fragte Ashley glucksend. Er war sich ziemlich sicher, die Antwort auf diese Frage zu kennen. Immerhin war der unglückselige Assistent mit Abstand der attraktivste junge Mann, den Damian je eingestellt hatte. Dessen Angestellten hielten es zwar nie lange bei ihm aus, aber sie alle besaßen mit ziemlicher Sicherheit gewisse Vorzüge außerhalb der fotografischen Tätigkeiten.

»Er war besser als der Rest, der sich nach Dereks Kündigung beworben hat«, grummelte Damian, während er den Fokus seiner Kamera durch den Sucher überprüfte.

Die heutigen Aufnahmen drehten sich zwar nur um ein Stillleben, doch selbst das verschlug Ashley schon den Atem. Damian Wolfe war mit Abstand der beste Fotograf, den man zurzeit in London finden konnte. Er hatte die Fähigkeit, selbst aus dem langweiligsten Objekt etwas unwiderstehlich Einzigartiges zu machen. Ashley hatte eine halbe Ewigkeit und zahllose subtile Hinweise auf ihre langjährige Freundschaft gebraucht, um Damian dazu zu überreden, die Aufnahmen für seinen Katalog zu machen.

Damian war amerikanischer Staatsbürger mit einem französischen Vater und einer italienischen Mutter und verkörperte schon allein dadurch das Wort international. Er war mit seinen Eltern durch die Welt gezogen, bis er sich schließlich in den USA niedergelassen hatte. Nachdem ihn eines seiner Werke jedoch unter dem Vorwurf der Unsittlichkeit bis vor den Obersten Gerichtshof gebracht hatte, hatte sich Damian dazu entschieden, seine Arbeit lieber in Europa weiterzuführen, obwohl die Klage mit der Begründung auf freie Meinungsäußerung abgelehnt worden war.

Er wurde auch nie müde zu betonen, dass der Oberste Gerichtshof ihm zwar recht gegeben hatte, die USA aber schlicht zu jung waren, um die Ästhetik erotischer Fotografie richtig schätzen zu können. Dort bevorzugte man Sentimentalität vor Schönheit. Niedliche Kalender mit efeubewachsenen Häuschen und Blumenvasen – oder noch schlimmer: Babys in Tierkostümen – waren alles, was die meisten Amerikaner, Damians Meinung nach, verdienten.

In der Londoner Kunstszene hingegen war er mit offenen Armen empfangen worden, auch weil ihn die Publicity um seinen Prozess zu einer kleinen Berühmtheit gemacht hatte. Und obwohl er für den Ruhm nicht viel übrig hatte, wusste er doch den angenehmen Nebeneffekt zu schätzen, dass seine Werke so die Aufmerksamkeit von Sammlern wie Ashley erregten.

Inzwischen arbeitete Damian fast ausschließlich an Projekten, die ihn persönlich faszinierten, und schuf so wunderschöne, männliche Erotika.

Er konnte einen nackten Körper mit der zarten Ästhetik einer seltenen Orchidee fotografieren und anschließend das gleiche Model in einer anderen Aufnahme mit so viel expliziter, sexuell bezwingender Energie ablichten, dass sie selbst bei Männern, die den Körper eines anderen Mannes bisher nie erregend gefunden hatten, verstörende Selbstzweifel hervorrief. Ein Umstand, über den sich Damian unglaublich amüsieren konnte.

Ashley Winthrop besaß eine Firma, die sich auf die Produktion von erotischen Luxusspielzeugen spezialisiert hatte. Daneben unterstützte er Künstler aller Art.

Er war außerdem ein bekennender Liebhaber von Erotika und hatte schon einige von Damian Wolfes Werken erworben, ehe er es schließlich geschafft hatte, sich bei der Eröffnungsfeier einer Galerie einzuschmuggeln, um den Künstler dort persönlich kennenzulernen. Die beiden Männer schwammen auf einer Wellenlänge, sodass sich schon bald eine enge Freundschaft zwischen ihnen entwickelt hatte.

Ashley war nicht zu bescheiden gewesen, Damian um Aufnahmen von einigen seiner Verkaufsprodukte zu bitten, und als er die Ergebnisse gesehen hatte, hatte er den Fotografen so lange gepiesackt, bis er eingewilligt hatte, den kompletten Katalog abzulichten. Ashley wusste schon jetzt, dass dieses Werk ein Sammlerstück werden würde.

Damian nahm etwas so Simples wie Handschellen und inszenierte sie auf einem schlichten, aber eleganten Hintergrund mit raffinierter Beleuchtung, sodass das Metall mit einem verführerischen Versprechen glitzerte. Kein Submissive würde dem widerstehen können. Er konnte es kaum abwarten, was Damian mit einer Gerte anstellen würde.

Damian ging nach vorn zu seinem Arrangement und korrigierte den Winkel von einer der Handschellen, nachdem er sich ein Paar dünne, schwarze Lederhandschuhe übergestreift hatte, um sicher zu gehen, dass er weder Fingerabdrücke noch Staub auf der glänzenden Oberfläche hinterließ. Ashley fühlte seine Hose im Schritt enger werden, als er die sicheren, eleganten Hände beobachtete, die über das glatte Metall strichen.

Als Damian zum ersten Mal in Ashleys Büro eine Peitsche in die Hand genommen und die langen, geflochtenen Lederstreifen wie nebenbei durch seine Finger hatte gleiten lassen, hatte Ashley in ihm einen Gleichgesinnten erkannt. Er hatte keinerlei Verlangen danach, die Peitsche auf seiner eigenen Haut zu spüren – obwohl er den Fotografen selbst unwahrscheinlich attraktiv fand –, aber er würde viel dafür geben, Damian einmal in Aktion erleben zu dürfen. Er konnte das Bild geradezu vor sich sehen: Der schlanke Körper eines Submissive, der sich nur zu gerne der süßen Qual hingab, die Damian für ihn im Sinn hatte...

Damian kehrte zu seinem Platz hinter der Kamera zurück. Die Gedankengänge des anderen Mannes gingen vollkommen an ihm vorüber, da er sich ganz auf die Aufnahme konzentrierte. Er war schon recht zufrieden damit; das Foto war zwar nicht perfekt, aber es war ein Anfang.

»Ich habe immer noch keine Ahnung, warum du mich unbedingt für das hier wolltest«, knurrte Damian und strich sich das schulterlange Haar aus dem Gesicht, den Blick immer noch durch den Fokus der Kamera gerichtet. »Ich bin mindestens doppelt so teuer wie jeder andere Produktfotograf und dreimal so langsam.«

»Viermal so langsam und fünfmal so teuer«, antwortete Ashley fröhlich und rieb sich die Hände. »Ich hab' das alles einkalkuliert, Ian, aber der Kosten-Nutzen-Faktor ist immer noch auf meiner Seite.«

Er konnte das Gesicht des Fotografen nicht sehen, da es hinter einem Vorhang glänzender Haare verborgen war, aber darauf war sein Blick ohnehin gerade nicht gerichtet. Damian hatte in der Tat einen mehr als ansehnlichen Körper: breite Schultern, schmale Hüften und ein appetitlicher Hintern.

Ashley wusste, dass er diesen zwar nie in die Hände bekommen würde, aber ein Mann durfte doch noch träumen, oder?

Damian reagierte kein bisschen auf seine Ausstrahlung, die nach Gehorsam und Unterwerfung eines anderen Mannes verlangte, und trotzdem stand Ashley auf ihn. Was ihn allerdings zurückhielt, war die Tatsache, dass er möglicherweise selbst mit dem Hintern hochgereckt in der Luft enden könnte, der nur auf den Kuss der Peitsche wartete. Oder auf das, was aussah wie ein verdammt großer Schwanz, wenn er die Ausbeulung in Damians Schritt richtig deutete.

»Kann gar nicht sein«, brummte Damian, schon jetzt entnervt von seiner eigenen Langsamkeit. Sein Anspruch an sich selbst war unglaublich hoch, aber normalerweise hatte er auch keinen Klienten dabei, der praktisch über seiner Schulter hing. Er arbeitete einfach so lange an einer Vision, bis er schließlich zufrieden damit war.

»Die Leute in der Szene werden sich nicht nur darum prügeln, den Katalog in die Hände zu bekommen, sie werden sogar dafür zahlen«, klärte ihn Ashley auf. »Und sie werden kaufen. Ich hab' die Handschellen jetzt schon seit fünf Jahren im Programm und selbst mir läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn ich das Bild sehe. Ich würd' sie sofort kaufen, wenn ich jemanden hätte, dem ich sie anlegen könnte.«

Damian lachte. »Du hast mit Sicherheit jemanden, der deine... liebevolle Aufmerksamkeit erwartet.«

Seine Augen wanderten über Ashleys Körper. Der dunkelblonde Mann erschauderte unter dem intensiven Blick, der pure Dominanz ausstrahlte, doch das Lächeln auf seinen Lippen verschwand nicht. Ashley war erfahren genug, um sich dagegen zu behaupten.

»Ich kann mir kaum vorstellen, dass du deine Produkte nicht ausgiebig... ah... getestet hast, bevor du sie deinen Kunden anbietest.«

Ashley lächelte so breit, dass seine Zähne im Studiolicht weiß leuchteten. »Ich weiß, wofür sie benutzt werden, ja.«

»Das glaube ich gerne.« Damian schenkte ihm ein süffisantes Grinsen, bevor er sich wieder seiner Aufnahme zuwendete.

Ihm war sehr wohl bewusst, dass Ashley kein Amateur war, der ein bisschen Spielzeug verkaufte, sondern sich begeistert und aktiv in der Szene bewegte. Für Damian selbst kam das nicht mehr in Frage. Er war es leid, fordernde Subs um sich zu haben, die sich absichtlich daneben benahmen, um eine Bestrafung nach ihren Wünschen zu erhalten.

Er hatte für sich entschieden, dass gar nicht besser war als halbherzig und lebte deshalb sein Leben abstinent, seit er vor fünf Jahren nach London gezogen war. Das war eine Ironie, derer er sich sehr wohl bewusst war, aber inzwischen hatte sich Damian selbst davon überzeugt, dass er einfach mehr Erfüllung in den visuellen Reizen fand, die ihm seine Models lieferten.

In diesem Augenblick stieß Nick die Tür zum Studio auf und ließ Licht hineinströmen, gerade als Damian auf den Auslöser drücken wollte.

»Verdammt nochmal, Nicholas, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du anklopfen sollst!«, fuhr Damian ihn an, ohne jedoch aufzusehen.

Nick beeilte sich, die Tür hinter sich zu schließen, und ärgerte sich dabei maßlos über die Zurechtweisung, wo die Studioscheinwerfer doch sowieso an waren. Er hatte extra nach dem Lichtschein im Spalt unter der Tür geschaut, aber das würde er jetzt ganz sicher nicht laut sagen.

»Wollte ja nur wissen, ob ich jetzt Ihren Tee bringen soll«, rechtfertigte er sich mürrisch.

Ashley beobachtete interessiert, wie die dunklen Augen des Jungen zwischen dem Fotografen und den glitzernden Handschellen, die wie ein kostbares Juwel auf einem Bett aus schwarzen Federn drapiert worden waren, hin und her wanderten.

»Mach das Licht aus, Nicholas.«

Der hochgewachsene, junge Mann schlurfte zur entsprechenden Mehrfachsteckdose und ging daneben in die Hocke, um den Schalter zu betätigen.

Es gab ein klickendes Geräusch und der Raum wurde in Dunkelheit gehüllt. Schlagartig konnte Ashley die erotische Spannung förmlich greifen. Alles war still. Niemand bewegte sich.

Plötzlich erhellte das Blitzlicht der Kamera das Dunkel, begleitet von einer Serie leiser, explosionsartiger Geräusche. Der Fotograf machte mehrere Aufnahmen, eine Belichtungsreihe, wie er es genannt hatte.

»In Ordnung, Nicholas. Licht«, befahl Damian knapp.

Erneut ein Klicken und die Scheinwerfer gingen wieder an. Ashley hatte sich in Nicholas' Richtung gedreht, um nicht vom Licht geblendet zu werden. So bemerkte er den Blick, mit dem der Junge die Handschellen aus halb geschlossenen Lidern anstarrte, und dabei nach Luft schnappte, bevor sich der gewohnt teilnahmslose Ausdruck wieder auf sein Gesicht legte.

Ashley schaute erneut zu Damian, der jedoch immer noch mit seiner Kamera beschäftigt war. Schließlich richtete sich Damian auf.

»Ich denke, das war's für heute«, meinte er, wirkte dabei aber nicht sehr zufrieden.

»Warum machst du die Aufnahme nochmal im Dunkeln?«, fragte Ashley.

»Sterngitter«, antwortete Damian. Um seine Augen bildeten sich kleine Fältchen als er lächelte und sich ein paar Strähnen aus der Stirn strich. »Wir lassen deine alten Ladenhüter wie Diamanten funkeln.« Plötzlich schien er zu bemerken, dass Nicholas noch immer neben der Steckdose kauerte. »Was machst du hier?«, fragte er unfreundlich.

»Fragen, ob Sie Ihren Tee wollen, wissen Sie noch?« Die heisere Stimme war zwar leise, die Aufsässigkeit darin aber nicht zu überhören.

»Geh und koch welchen oder kauf welchen oder was auch immer du damit machst«, sagte Damian desinteressiert.

»Wie trinken Sie Ihren, Mr. ...«, fragte Nick Ashley in einem Ton, der an Unhöflichkeit grenzte.

»Winthrop«, half ihm Ashley liebenswürdig auf die Sprünge, obwohl er Nicholas seinen Namen schon mindestens zweimal gesagt hatte. »Mir ist nach etwas Süßem, vielleicht ein Eclair oder was mit Cremefüllung. Und besorg mir einen großen Milchkaffee, koffeinfrei mit Zimt. Und Sahne. Fettarm!«

»Glaubst du im Ernst, das hilft?«, murmelte Nick vor sich hin, während er aus dem Zimmer schlurfte.

Damian lachte leise in sich hinein, als er Nicholas' frechen Kommentar hörte. Er stand noch immer vor den Handschellen, die Hände in die Hüften gestemmt, und starrte sie böse an, als wären sie ein widerspenstiges Model, das sich weigerte, eine gewünschte Pose einzunehmen.

»Grässliche Baggypants«, brummte Ashley angesäuert und schaute Nicholas nach.

Wenn es nach ihm ginge, würde der junge Mann etwas Enges, Figurbetontes tragen, natürlich abhängig davon, wie sein Hintern aussah. Hier versteckte sich möglicherweise ein knackiges Exemplar, aber diese schlabbrigen Jeans täuschten über so Manches hinweg, wie Ashley aus leidvoller Erfahrung wusste. Damians letzter Assistent hatte sich nicht nur als etwas rundlich herausgestellt, er konnte auch nichts mit der Szene anfangen, in der sich Ashley bewegte.

»Was sollte das?«, fragte Damian geistesabwesend.

»Ich hab' deinen Jungen gebeten, mir was Süßes zu besorgen«, meinte Ashley und lachte in sich hinein. Seine Wortwahl verschaffte ihm mit Sicherheit Damians volle Aufmerksamkeit und er grinste süffisant. »Er schien ein bisschen überrascht.«

»Vermutlich weil ich sonst nie Gebäck zum Tee nehme. Wahrscheinlich hat er sich Geld aus der Handkasse genommen und ist die Straße runter zur Konditorei gegangen«, seufzte Damian resigniert. »Komm mit. Der kleine Trottel hat den Teekessel entweder ohne Wasser aufgestellt oder ihn komplett vergessen. Ich sehe besser mal nach.«

Ashley rutschte von seinem Barhocker und folgte Damian mit neugierig funkelnden Augen aus dem Studio in die Teeküche. Irgendwas brodelte hier unter der Oberfläche – auch wenn es nicht das Teewasser war – und er war mehr als interessiert daran, wie sich das Ganze entwickeln würde.


 

Kapitel 1

 

 

Nick sprintete die Treppe der U-Bahn, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, nach oben. Er hoffte, dass er nicht schon wieder zu spät zur Arbeit kam, aber die Bahn war unpünktlich gewesen und jetzt musste er rennen, um die verlorene Zeit wettzumachen.

Er hastete die Straße entlang und erreichte schließlich das Lagerhaus, in dem sich Damians Fotostudio befand. Schnaufend versuchte er, wieder zu Atem zu kommen, damit sein Boss nicht merkte, dass er sich beeilt hatte. Wäre schlecht für sein Image.

Er stieß die Eingangstür auf und nahm den Aufzug ins oberste Stockwerk in der Hoffnung, nicht mehr so außer Atem zu sein, wenn er oben ankam.

»Schon wieder zu spät?«, fragte Damian spöttisch, als er hörte, wie sich die Tür des Lofts öffnete. Er machte sich nicht die Mühe sich umzudrehen. So bemerkte er zum Glück den schuldbewussten Ausdruck nicht, der über Nicholas' Gesicht huschte.

Seine Stimme war schnippisch wie immer und verriet nichts von der Reue in den großen, dunklen Augen. »Nicht viel.«

»Spielt ohnehin keine Rolle, das Model ist noch später dran.« Damian kochte vor Wut.

»Was soll ich machen?«, fragte Nick und ließ seinen Rucksack einfach am Eingang liegen, wo jeder, der hereinkam, mit Sicherheit darüber stolpern würde.

»Sieh nach, ob Gabe irgendwas braucht, nachdem du das verdammte Ding weggeräumt hast«, antwortete Damian. »Ich bin im Studio.«

Nick stieß den Rucksack mit dem Fuß aus dem Weg und ging in den Vorbereitungsraum, der mit zahlreichen Lichtquellen ausgestattet war, um dem Stylisten die Arbeit zu erleichtern. Der kleine, glatzköpfige Mann trug heute ein pinkfarbenes, extravagant verziertes Hemd, enge, glänzende Jeans, zehenfreie Highheels und hatte es sich in dem Stuhl, in dem eigentlich gerade das Model sitzen sollte, bequem gemacht.

Als Nicholas den Raum betrat, sah er von der Zeitschrift auf, in der er gerade geblättert hatte, und zwinkerte ihm neckisch zu.

»Hallo, mein Schöner. Kommst du, um die Wache des einsamen Mädchens zu versüßen?«, lispelte der Stylist.

Nick schüttelte den Kopf. » Das hättest du wohl gern, Gabe. Brauchst du was?«

»Wie wär's mit einer Flötenstunde?«

Nick starrte ihn verdutzt an und errötete, als der Inhalt des Kommentars in sein Gehirn sickerte. »Fick dich, Arschloch.«

»Müsste ich nicht, wenn du nur bereit wärst, einem Mädchen in Not zu helfen«, rief Gabe ihm hinterher und kicherte, als Nick so schnell wie möglich das Weite suchte. Er liebte es sehr, süße, kleine Heterojungs zu piesacken.

 

***

 

Nach ein paar Telefonaten mit der Agentur und einer weiteren halben Stunde Wartezeit kam Damian schließlich aus seinem Büro gestapft und entließ den Stylisten.

»Tut mir leid, Gabe. Du kannst genauso gut nach Hause gehen. Das Model scheint verschwunden zu sein. Er hat sich weder bei der Agentur noch bei mir gemeldet, um abzusagen, und aufgetaucht ist er auch nirgendwo.«

»Du weißt, dass ich trotzdem bezahlt werde, ja?«, meinte Gabe, und begann, seine Pinsel wieder im Koffer zu verstauen. »Ich hab' einen anderen Shoot abgesagt, um das hier machen zu können.«

»Ja, ich weiß. Ich kläre das mit dem Auftraggeber. Und du bist beim nächsten Mal natürlich wieder dabei«, versprach Damian.

Gabe nickte und packte seine Sachen zusammen. Damian unterschrieb den Rechnungsbeleg. »Danke fürs Verständnis. Manche Leute in der Szene –«

»Ich weiß«, sagte Damian. »Ist schon in Ordnung, es war ja nicht dein Fehler.«

»Na dann, ta ta, Schätzchen«, verabschiedete sich Gabe und kehrte damit zu seinem üblichen Verhalten zurück.

Damian beobachtete, wie die Tür leise hinter dem Stylisten ins Schloss fiel. Dann zuckte er erschrocken zusammen, als Nicholas die Toilettentür unvermittelt so schwungvoll aufstieß, dass sie gegen die Wand krachte.

»Herrgott nochmal! Niemand hat dir gesagt, dass du die verdammte Tür zerstören sollst, oder?«

»Sorry«, brummte Nick und errötete bis zu den Haarwurzeln.

Sein Blick senkte sich auf den Boden und Damian wurde urplötzlich bewusst, wie anziehend Nicholas aussah, wenn er sich schämte.

»Komm ins Studio«, kommandierte er und marschierte vor, ohne sich davon zu überzeugen, ob Nicholas gehorchte.

Nick kam der Aufforderung nach und folgte dem Fotografen schweigend zur Kulisse. Er hoffte inständig, dass er in der Lage sein würde zu tun, was Damian als Nächstes von ihm verlangte.

Eine kräftige Hand landete in seinem Kreuz und schubste ihn nach vorne, dorthin, wo Damian das Set aufgebaut hatte. Es bestand aus einem bemalten Segeltuch und etwas, das wie eine Ballettstange aussah.

»Knie dich einfach für ein paar Minuten da hin, ja? Ich muss die Beleuchtung testen.«

Seufzend ließ sich Nick auf die Knie sinken und verschränkte die Arme, während er finster und trotzig in die Kamera starrte.

Damian ignorierte den aufsässigen Gesichtsausdruck. »Dreh dich um. Komplett. Weg von mir, du Trottel.«

Nick rutschte auf den Knien herum, bis er vollständig mit dem Rücken zur Kamera saß.

»Ein Stück zurück zu mir. Nach links. Von dir aus links! Das andere Links!« Damian seufzte zunehmend frustriert, als sich Nicholas erst nach rechts und damit weg vom Hauptscheinwerfer drehte, dann zurück nach links rutschte und schließlich in der ursprünglichen Position verharrte.

Er trat nach vorne, nahm den Jungen bei den Schultern und zog ihn ruppig in die Position, die er haben wollte. »So! Da will ich dich haben. Bleib genau so und beweg dich nicht.« Er hastete zurück hinter seine Kamera und fluchte dabei leise vor sich hin.

Er fragte sich ernsthaft, warum ihm erst jetzt die ausgeprägten Wangenknochen und die elegante Kinnlinie seines jungen Assistenten auffielen. Seine Augen hingegen hatte Damian sofort bemerkt. Sie waren mit ihren langen Wimpern auch schwer zu übersehen gewesen, aber irgendwie hatte er sich die ganze Zeit auf Nicholas' Nase konzentriert, die mit ihrer leichten Asymmetrie Damians komplette Wahrnehmung für sich zu beanspruchen schien.

Aber jetzt... Irgendetwas an der Art, wie das Scheinwerferlicht das Gesicht des jungen Mannes umspielte, brachte seine Schönheit das erste Mal zum Vorschein.

»Nicholas«, sagte Damian, als ihn ein Geistesblitz traf. Wie hatte er nur so blind sein können?

»Jo?« Nicholas wagte es nicht, sich aus seiner Position zu lösen.

»Das Model hat mich sitzen lassen. Und ich habe diese Idee, ein Konzept, das mich wahnsinnig macht. Ich will dieses Bild machen. Ich muss«, begann Damian sein Dilemma zu erklären.

Nicholas drehte sich zu ihm um und nickte. Damian hielt verblüfft inne. Es schien, als würde Nicholas verstehen, was er sagte, warum er so dringend das Bild in seinem Kopf verwirklichen musste. Und er stimmte zu! Was studierte er nochmal? Egal. Damian konnte sich nicht erinnern, ihn je danach gefragt zu haben.

»Ich brauche ein Model, um das zu machen. Kann ich dich dafür nehmen?«

»Was soll ich tun?«, fragte Nick. Seine Stimme klang interessiert und aufgeschlossen, das erste Mal seit Damian ihn kannte.

»Ich muss die perfekte Pose mit ein paar von Ashleys Sachen erarbeiten und es ist billiger, dich dafür zu nehmen als ein echtes Model«, erklärte Damian und wedelte mit der Hand in Richtung eines Tisches, auf dem sich diverse Peitschen, Gerten und irgendwelche Gegenstände mit Riemen stapelten.

»In... in Ordnung«, stimmte Nick ein wenig verhalten zu und sah mit nervöser Faszination zu den Utensilien.

»Schön. Dann hoch mit dir und weg mit der Kleidung«, wies ihn Damian an. »Ich brauche deine nackte Haut.« Er grinste verschmitzt und erwartete, den jungen Mann erst noch überreden zu müssen.

Zu seiner Überraschung begann sich Nicholas jedoch ohne zu zögern direkt auf dem Set auszuziehen, indem er sein Shirt abstreifte und zur Seite warf. Er stand auf, um sich seiner Schuhe zu entledigen, und zog den Reißverschluss seiner Hose nach unten, bevor er merkte, dass Damian ihn anstarrte. Seine Hände verharrten.

»Mach ich was falsch?«

Damian lachte. »Man kann sich nicht falsch ausziehen. Insbesondere, wenn...« Er verstummte, als ihm der Gedanke kam, sich anzügliche Kommentare bei seinem Assistenten wohl besser zu verkneifen. Auf der anderen Seite würde Nicholas sowieso nicht mehr lange hier sein, wenn das so weiter ging wie bisher.

»Insbesondere, wenn man so einen festen, kleinen Arsch wie du hat«, fügte er also noch hinzu, als er zu dem Schluss kam, dass es jetzt auch egal war, wenn Nicholas kreischend davonlief. Kein Model, kein Bild, zumindest für heute. »Grüne Socken?«

»Oh. Ich denke, ich sollte meine Klamotten vielleicht nicht einfach auf den Boden schmeißen«, murmelte Nick und ignorierte dabei den Kommentar, der sich auf seine grellfarbenen Socken bezog.

»Wirf sie hin, wo du willst, nur nicht aufs Set«, gestattete ihm Damian großzügig. Er war viel zu begeistert von der Tatsache, plötzlich doch ein folgsames Model zu haben, mit dem er ein paar Stunden lang spielen konnte. Auf diese Weise konnte er seine Idee umsetzen, bevor das teure Model kam.

Nick machte sich daran, den Rest seiner Kleidung loszuwerden und wurde nun doch etwas nervös, aber Damian beachtete ihn gar nicht mehr, also machte er kurzen Prozess mit dem übrigen Stoff. Da stand er nun, nackt, und wartete auf die nächste Anweisung.

Damian kam zu ihm herüber und fasste ihn am Arm, um ihn zu einer Erhebung unter dem Tuch zu führen.

»Knie dich da drauf. Ich hab' da ein Polster untergeschoben, das macht dir das Knien leichter.«

»Mit dem Rücken zur Kamera?«, fragte Nick.

Damian verdrehte die Augen. »Ja, mit dem Rücken zur Kamera. Genau da.« Er wies verächtlich auf den entsprechenden Punkt.

Nick ließ sich auf die Knie sinken und war dankbar für das weiche Polster unter der Kulisse. Seine Knie waren knochig und der harte Boden war schmerzhaft gewesen, als er sich vorhin hingekniet hatte.

Damian kam zu ihm zurück und ein klirrendes Geräusch ließ Nick einen unruhigen Blick in Richtung des Fotografen werfen. Er hatte eine Art Manschetten aus schwarzem Leder in der Hand, die durch eine silberne Kette miteinander verbunden waren.

»Gib mir deine Hände«, befahl Damian.

Schweigend streckte ihm Nick seine Handgelenke entgegen. Das Leder war so lang, dass es wie Stulpen beinahe bis zu Nicks Ellenbogen reichte.

Damian schloss die zahlreichen Schnallen am rechten Arm und schlang die Kette um die Holzstange vor Nick. Sie war ziemlich hoch angebracht, fast auf Höhe von Damians Schultern, und Nick musste die Arme heben, damit Damian ihm die zweite Manschette anlegen konnte.

Nachdem ihn Damian fest an die Holzstange gebunden hatte, streichelte er die samtweiche, honigfarbene Haut von Nicholas' Schulter. »Okay?«

»Ja.«

Damian hatte den Eindruck, dass Nicholas' Stimme ein wenig atemlos klang, aber er war so aufgeregt, seine künstlerische Vision umzusetzen, dass er dem keine weitere Beachtung schenkte. Er kehrte hinter seine Kamera zurück, um Winkel und Beleuchtung zu überprüfen.

Damian unterdrückte ein Keuchen und musste hart schlucken, als er den geschmeidigen Körper, die straffen Muskeln der Schultern, die runden, verführerischen Pobacken und die glänzenden, dunklen Locken im Licht des einzelnen Scheinwerfers sah.

Erneut staunte Damian darüber, wie blind er gewesen war. Es war ein Glücksfall, dass das langweilige, blonde Model, das er eigentlich für den Shoot engagiert hatte, nicht aufgetaucht war. Nicholas war perfekt für dieses Bild.

Damian genoss den Anblick, wie die Muskeln in Nicholas' Oberschenkeln arbeiteten, wie er darum kämpfte, regungslos zu verharren. Er warf noch einen Blick durch seinen Sucher und machte ein paar schnelle Probeaufnahmen.

»Bei dir alles in Ordnung?«

»Ja, alles klar.« Nick drehte sich ein wenig und lugte, gerade in dem Moment, als Damian auf den Auslöser drückte, über seine Schulter nach hinten.

»Mach das nicht noch mal, es sei denn, du willst ein schönes Nacktfoto, auf dem du gefesselt zu sehen bist. Halt... verdammt nochmal... still«, fuhr Damian ihn an.

Nick drehte sich schnell in seine Pose zurück. Sein Herz schlug so hart und laut, dass er überrascht war, dass Damian es nicht hörte. Der Gedanke, Damian könnte eine Aufnahme von ihm besitzen, auf der er nackt an eine Holzstange gefesselt war, jagte ein aufregendes Kribbeln durch seinen Schwanz, und dabei war er doch gar nicht schwul! Oder?

Nein, dachte Nick energisch. Er war nicht schwul und er würde es auch ganz sicher nicht werden. Er half nur seinem Arbeitgeber aus. Mehr nicht.

Sein Puls normalisierte sich wieder, als nichts weiter geschah und auch der Blitz nicht mehr aufflammte. Es war so lange still hinter ihm, dass er sich erneut umdrehen und nachsehen wollte, was Damian da trieb. Er wollte sein Vorhaben gerade in die Tat umsetzen, als er etwas Kaltes an seinem Fußgelenk spürte.

»Wa... was ist das?«, fragte Nick nervös und zuckte zurück, als er fühlte, wie sich das kalte Metall um seinen Knöchel schloss.

Ohne ihm zu antworten, schob Damian Nicks Beine mit dem Fuß weiter auseinander. Nick fühlte sich plötzlich sehr ausgeliefert und schutzlos. Sein Schwanz wurde langsam hart und er war sich sicher, dass Damian seine Hoden zwischen seinen gespreizten Beinen sehen konnte. Himmel, Damian konnte wahrscheinlich alles sehen, was es an seinem Hintern zu sehen gab!

Nick fuhr zusammen, als Damian seine Beine noch ein bisschen weiter auseinander schob und sich auch um sein anderes Fußgelenk eine kalte Fessel legte. Nick versuchte, die Beine wieder zu schließen, aber es ging nicht.

»Keine Sorge, das ist nur eine Spreizstange«, klärte ihn Damian auf und klang dabei äußerst zufrieden. »Fantastisch. Du bist wie geschaffen dafür.«

Laute, sich entfernende Schritte sagten Nick, dass Damian hinter seine Kamera zurückgekehrt war. Er fühlte sich dadurch zumindest ein bisschen sicherer, aber nicht sicher genug. Er konnte sich kaum bewegen, so gut war er verschnürt.

Aber es war auch das erste Mal, dass Nick es geschafft hatte, Damian zufrieden zu stellen. Und die Anerkennung in der Stimme seines Arbeitgebers zu hören, war... berauschend. Auf der anderen Seite war er noch nie mit gespreizten Beinen gefesselt worden und das war eindeutig ein verstörendes Gefühl.

Er versuchte gerade, zu ergründen, ob es ihm wohl gelingen würde, trotz der Spreizstange auf die Füße zu kommen, als der Blitz aufflammte und ihn blendete, weil er nicht damit gerechnet hatte.

»Sie können einen aber schon warnen!«, beschwerte sich Nick in einer Lautstärke, die ihn selbst überraschte.

»Entschuldigung«, kam die abgelenkt wirkende Antwort.

Nick konnte sich denken, dass Damian auch beim nächsten Mal vergessen würde, ihn vorher zu warnen. Er rutschte unruhig hin und her. Durch die Manschetten fühlte er sich seltsamerweise nackter als zuvor, als er sich einfach ausgezogen hatte. Er fragte sich, wie lange Damian wohl –

Das grelle Licht blendete ihn erneut, aber diesmal sagte er nichts.

»Streck den Hintern ein bisschen weiter raus... Nein, in die andere Richtung, zu mir... Mehr... Nein, zu weit, wieder dahin zurück, wo du vorher warst... Ja, so, und jetzt nochmal... Halt! Bleib genau so!«

Wieder Blitz, diesmal öfter, kurz nacheinander und in Nicks Hüfte meldete sich ein stechender Schmerz. Er hoffte, dass er diese Pose so lange halten konnte, wie Damian verlangte, ohne dass sein Rücken anfing zu krampfen.

»Wo hast du die Narbe her?«

»Oh, ich...«, murmelte Nick befangen. »Ein... Unfall. Musste operiert werden.«

»Sie ist wunderschön.«

Nick war empört, wie konnte Damian nur sowas sagen? Er wusste, dass sie hässlich war und es war auch nicht sonderlich schön gewesen, sie zu bekommen.

»Haha, sehr witzig«, schnappte er sarkastisch zurück.

»Sei still.« Damians Stimme hatte einen verträumten Tonfall, der stark an einen wahnsinnigen Künstler erinnerte.

Nick gehorchte. Er wusste, dass Damian ihn ohnehin nicht wahrnehmen würde. Seine Arme schliefen langsam ein.

»Okay, streck dich ein bisschen mehr... Jetzt dreh den Kopf ein bisschen nach links... Oh, sehr gut, du hast dich daran erinnert, wo links ist. Dein linker Wangenknochen und deine Kinnlinie sollen gerade so im Licht zu sehen sein... Genau so. Bleib so.«

Wieder Blitzlicht. Inzwischen hatte Nick gelernt, seine Augen zu schließen, Damian machte ohnehin keine Aufnahmen von seinem Gesicht. Als die Kamera wieder schwieg, versuchte er, die beginnende Verkrampfung in seinen Schultern ein wenig zu lockern, indem er sich mit den Armen etwas hochzog und den Rücken streckte.

»Wirst du wohl mit dem Gezappel aufhören? Bleib einfach in der Haltung, bis ich dir sage, dass du dich wieder bewegen kannst«, verlangte Damian gereizt und marschierte zu Nicholas, um ihn wieder in Position zu bringen. »Tu, was ich dir sage, Junge.«

»Ja, Sir!«, zischte Nick wütend.

»Und halt den Mund oder ich versohl' dir den Hintern.«

Nick erstarrte mitten in der Bewegung... mit Ausnahme von seinem Schwanz, der sich langsam aber sicher aufrichtete. Hitze sammelte sich in seinem Schritt und machte ihn noch unruhiger, aber er wollte eigentlich nicht herausfinden, ob Damian seine Drohung ernst gemeint hatte. Er hatte zumindest so geklungen, als würde er sie durchaus wahr machen.

Nick fuhr zusammen, als er warme Hände auf seinen Hüften spürte. Irgendetwas strich über seinen Hintern und er keuchte erschrocken auf, obwohl es kein bisschen weh tat.

»Halt still, verdammt!«

Fuck, dachte Nick. Er meint's ernst.

Er konzentrierte sich darauf, seinen Körper in exakt der Position zu halten, die ihm Damian vorgegeben hatte. Aber irgendwann meldeten sich sein Rücken und seine Hüfte lautstark wieder zu Wort und Nick musste sich mit einem leisen Stöhnen bewegen.

Er schrie leise auf, als eine Hand hart auf seinem Hintern landete und eine plötzliche Hitzewelle durch seine linke Pobacke schickte. Er drehte sich instinktiv um. Im selben Augenblick blitzte es auf, begleitet von einem klickenden Geräusch.

»Hältst du jetzt still oder sollen wir das wiederholen?« Damians Stimme ertönte direkt hinter ihm, wo er mit einem Kabelauslöser in der Hand stand.

Nick schwieg und wandte sich erneut von der Kamera ab. Er konnte den Handabdruck praktisch vor sich sehen, wie er sich rot gegen die helle Haut seines Hinterns abhob. Plötzlich schämte sich Nick dafür, dass Damian ein Bild von dieser erniedrigenden Situation gemacht hatte und fragte sich gleichzeitig, welcher Teufel ihn geritten hatte, sich die Kleider vom Leib zu reißen und sich hier hinzuknien, während Damian noch mehr Aufnahmen von ihm machte.

Nicht, dass er noch eine große Wahl gehabt hätte, nachdem er zugelassen hatte, dass Damian ihn fesselte. Allein dieser Gedanke schickte einen erregenden Schauer durch seinen Körper.

»Ich hab's.« Damian atmete tief durch, als er die letzte Aufnahme im Kasten hatte. Er kam wieder zu sich und schmunzelte, als er den schlanken Körper seines Assistenten sah, der sich gefesselt vor ihm präsentierte. Die Muskeln unter der weichen Haut arbeiteten, während er sich bemühte, still zu halten. Ein Bild der puren, sinnlichen Verführung.

»Tut mir leid, Nicholas. Ich hab' mich von meiner Vision überwältigen lassen«, entschuldigte sich Damian, als er vortrat, um den jungen Mann zu befreien. Er musste erneut lachen, als er den Handabdruck auf der runden, verlockenden Pobacke des Jungen sah. War das wirklich sein Werk?

Er kniete sich hinter Nicholas und lehnte sich etwas näher als nötig zu ihm, um einen Hauch des leichten Vanilledufts zu erhaschen, der von dem Jungen ausging, während er die Fußfesseln der Spreizstange löste.

Nick erschauderte und die feinen Härchen in seinem Nacken richteten sich auf, als er die Hitze von Damians Körper so dicht bei sich fühlen konnte. Für einen kurzen Augenblick kniete der Mann hinter ihm und Nick war hier gefangen, mit gespreizten Beinen gefesselt. Wenn Damian sich nahm, was er wollte, würde Nick nichts dagegen tun können. Dieser Gedanke erschreckte ihn bis ins Mark und doch straften ihn seine Lenden Lügen, da sein Schwanz schmerzhaft hart blieb.

Damian bemerkte, dass der Junge zitterte, und löste eine der Armmanschetten vorsichtig. Dabei hielt er die andere fest, weil er spürte, dass Nicholas kurz davor war, sich trotz Fessel loszureißen.

Als er den Jungen schließlich befreit hatte, sprang Nicholas auf die Füße, sehr darauf bedacht, Damian den Rücken zuzukehren. Hastig sammelte er seine Kleidung vom Boden auf, verschwand blitzschnell in der Toilette und warf die Tür lautstark hinter sich ins Schloss.

Damian blieb an Ort und Stelle zurück und ließ die Ledermanschetten durch seine Finger gleiten. Er konnte Nicks Erregung praktisch riechen. Also hatte die Situation den Jungen angetörnt?

Bis eben war Damian so mit der Produktion des perfekten Bildes beschäftigt gewesen, dass er nichts um sich herum wahrgenommen hatte. Auch nicht die Tatsache, dass ein hübscher, junger Mann nackt und gefesselt vor ihm gekniet hatte.

Er hörte das laute Krachen der sich schließenden Eingangstür des Studios und lächelte. Vielleicht war es das letzte Mal, dass er Nicholas zu Gesicht bekam, aber verdammt, der Junge war heiß.

Sein Schwanz drückte unangenehm gegen den Reißverschluss und Damian öffnete seine Hose, um sich etwas Erleichterung zu verschaffen. Als er seinen Penis herausholte, strich die kühle Luft über sein erhitztes Fleisch und seine eigene Hand fühlte sich verdammt gut an.

Er schloss die Augen, blieb einfach knien, hier, wo Nicholas eben noch gefesselt und entblößt gewesen war, und befriedigte sich selbst, ergötzte sich an der Schönheit, die sie zusammen geschaffen hatten. Er kam mit einem unterdrückten Stöhnen und ergoss sich auf das Segeltuch.

 

***

 

Nick war noch nie so froh gewesen, sich der aktuellen Mode angepasst zu haben. Es war eine Sache, ein Freigeist zu sein und nicht mit dem Strom zu schwimmen, aber manchmal war es besser, wenn man Baggypants trug und so die Chance hatte, eine verdammt große Erektion zu verbergen.

Er konnte die Bewegungen seines Schwanzes bei jedem Schritt spüren, wie der lockere Stoff seiner Shorts gegen seine empfindliche Eichel rieb. Er hoffte, dass er nicht in seiner Hose abspritzte, bevor er in seiner kleinen, schäbigen Wohnung angekommen war, in der es noch nicht einmal fließend warmes Wasser gab.

Er ergatterte einen Sitzplatz in der U-Bahn, die um diese Uhrzeit ziemlich leer war. Aber sobald er bemerkte, wie seine Erektion seine Hose ausbeulte, sprang er sofort wieder auf die Füße. Nur ein Blinder könnte das übersehen.

Betont unbeteiligt starrte er auf die Werbeplakate über den Fenstern und versuchte, seinen Schwanz dazu zu bringen, sich wieder zu beruhigen. Mit mäßigem Erfolg. Dass er einen Steifen bekam, war für ihn nichts Neues. Er holte sich auch mindestens einmal im Lauf des Tages einen runter, aber gerade jetzt war er so hart wie schon lange nicht mehr.

Als er an seiner Station ausstieg, war jeder Schritt eine Qual. Zum ersten Mal fragte er sich ernsthaft, ob eng anliegende Unterwäsche nicht doch besser wäre. Vielleicht würde sie alles besser... festhalten in so einer Situation? Nick stöhnte. Allein der Gedanke an das Wort festhalten ließ seinen Schwanz erneut zucken.

Er konnte nichts dagegen tun, außer schneller zu gehen. Er erreichte die Eingangstür seines Wohnhauses und rannte die Treppe hinauf. Wenigstens das ließ seine Erektion ein wenig abklingen. Als er die Tür schließlich aufschloss, hatte er das Gefühl, sich immerhin halbwegs wieder unter Kontrolle zu haben, denn er würde sich ganz sicher keinen runterholen auf... darauf eben.

Er ging in das winzige Badezimmer und öffnete seine Hose, ließ sie mitsamt seiner Shorts zu Boden fallen. Er stellte sich auf den Rand der Badewanne, reckte und verbog sich, bis er im Spiegel einen Blick auf seinen Hintern erhaschen konnte. Der Handabdruck zeichnete sich deutlich und rötlich auf seiner Pobacke ab.

»Du bist so ein Idiot, Nicky«, murmelte Nick und musste dann über sich selbst lachen. »Was zur Hölle hab' ich mir nur dabei gedacht? Oder hab' ich überhaupt gedacht?«

Aber er ließ sich nicht weghexen, der formschöne, gerötete Abdruck einer Hand, um den sich eine feine, weiße Linie auf seiner Haut zog. Als er den Abdruck betrachtete, begann dieser langsam und stetig zu pulsieren, schickte eine Hitzewelle nach der anderen direkt in seine Lenden. Sein Schwanz begann, sich wieder aufzurichten, bis er heiß und hart vor seinem Bauch aufragte. Er konnte sich nicht erinnern, jemals zuvor so hart gewesen zu sein, und es brachte ihn beinahe um den Verstand.

***

 

Nachdem sich Damian gesäubert und seine Kleidung wieder gerichtet hatte, nahm er seine Kamera mit in die Dunkelkammer, um den Film zu entwickeln. Er machte gelegentlich auch digitale Aufnahmen, bevorzugte aber die ältere, analoge Spiegelreflex-Kamera, die ihm wesentlich bessere Kontrolle über Belichtung und Tiefenschärfe ermöglichte.

Er konnte es kaum erwarten, diese Bilder zu entwickeln und die Ergebnisse zu sehen. Geduldig mischte er die Chemikalien zusammen und startete die Entwicklermaschine. Er legte den Film in die Spule ein- und wartete am anderen Ende, was herauskam.

Als der Anfang des Negativs sichtbar wurde, beugte er sich vor und hatte prompt den stechenden Säuregeruch in der Nase. Er griff nach dem Streifen und hielt ihn zur Betrachtung gegen das Rotlicht. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

Als der komplette Film durch die Maschine gelaufen war, legte er ihn in den Beleuchtungskasten, obwohl er noch feucht war.

Sogar ohne Lupe konnte er jetzt schon sagen, dass das die perfekte Pose zur Präsentation der Spreizstange war. Die Ledermanschetten mit der Kette waren noch das I-Tüpfelchen darauf. Ashley würde begeistert sein.

Die Unterwerfung, die der Körper ausstrahlte, zusammen mit der unverkennbar eleganten Geschmeidigkeit der Muskeln, machten Nicholas zum perfekten Model für diesen Teil des Auftrags.

Nur leider war Nicholas kein Model. Mal abgesehen davon, dass Nicholas vermutlich nie wieder hier auftauchen würde. Damian grinste schuldbewusst, als er den Rest der Fotos durchsah. Er hielt gebannt inne, als er zu der Aufnahme kam, nachdem seine Hand auf Nicholas' Hintern gelandet war.

Er befeuchtete seine Lippen, während er darauf starrte. Das Foto war einfach nur heiß. Die Kamera hatte den Moment eingefangen, in dem Nicholas über seine Schulter nach hinten geschaut hatte, die Lippen überrascht geöffnet, mit großen Augen, in denen sich Angst und Schock widerspiegelten. Und Erregung. Damian war sich allerdings sicher, dass der Junge das niemals zugeben würde.

Die Pose erlaubte den Blick auf eine der dunklen Brustwarzen, die geradezu nach Zuwendung bettelte. Nicholas hatte es geschafft, seinen Körper so zu drehen, dass sein Schwanz nur schemenhaft vor der Kulisse zu sehen war. Ein Schwanz, der hart und aufrecht nach Aufmerksamkeit verlangte.

Damians Hand rieb über die Beule in seinem Schritt, als er seinen eigenen, roten Handabdruck auf Nicholas' blassem, wohlgerundetem Hintern sah, als ob er damit seine Besitzansprüche markiert hätte.

»Ich muss einen Abzug davon haben«, murmelte Damian. Er musste dieses Bild einfach in seine Privatsammlung, die er nie jemandem zeigen würde, aufnehmen.

Er griff nach seinem Schwanz und rieb erneut darüber. Sein Blick klebte an dem besten Foto, das er je gemacht hatte, bis er seine Augen schließen musste, weil ihn die Ekstase überrollte.

 

***

 

Nick fuhr hoch. Der Wecker hatte noch nicht geklingelt, aber sein Körper hatte offensichtlich genug vom Schlafen. Es grinste beschämt. Nachdem er sich im Bad einen runtergeholt hatte, war er schließlich an seinem Schreibtisch gelandet, nur um festzustellen, dass er sich keine zwei Sekunden auf die Texte in seinen Lehrbüchern konzentrieren konnte.

Jetzt lag er in seinem eigenen, rasch abkühlenden Sperma und sein Schwanz war immer noch halb hart.

»Oh Mann, Junge«, murmelte Nick leise. »Du musst damit aufhören.«

Stattdessen träumte er doch noch ein bisschen weiter vor sich hin. In seinem Magen kribbelte die Aufregung, die ihn jedes Mal überkam, wenn er sich den Verlauf des Nachmittags ins Gedächtnis rief.

Er hatte sich ausgezogen, war sich sicher gewesen, was er da tat. Er studierte Kunst und hatte schon öfter gegen Bezahlung posiert. Abgesehen davon kannte er Damians Arbeitsweise und der Mann hatte noch nie Hand an eines seiner Models gelegt.

Es musste also an ihm selbst gelegen haben, dachte er niedergeschlagen. Etwas, von dem er selbst nichts wusste, das Damian aber bemerkt und dazu gebracht hatte, ihn anzuketten. Er hatte ihn nicht einfach nur festgebunden, sondern ihm diese Ledermanschetten angelegt und ihn an eine Holzstange gekettet.

Und dann diese... Spreizstange. Das kalte Metall war ein scharfer Kontrast zu der Wärme von Damians Fingern gewesen, die kaum spürbar über seine Haut gestrichen waren, als er Nick...

Er rollte sich auf den Bauch und zog die Knie an. Ohne dass er es bewusst wahrnahm, schloss sich Nicks linke Hand um seine Hoden, während er mit der rechten seinen Schwanz streichelte. Er dachte an Damians Hände auf seinem Körper, wie sie seinen Arm sanft liebkost hatten, und schließlich die kräftige Hand, die ihm einen harten Schlag auf den Hintern verpasst hatte.

Nick schrie auf, als er erneut kam und den Rücken dabei durchdrückte, sodass sich seine pochende Kehrseite dem Mann entgegen reckte, der in seiner Vorstellung hinter ihm stand.