Cover

Susanne Fülscher

Hals über Kopf ein Star

Edel Elements

Über das Buch:

Für Emma ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Sie darf eine Hauptrolle in der Fernsehserie "Homepage" spielen. Ein Leben wie im Zeitraffer beginnt: keine Schule mehr, den ganzen Tag Dreharbeiten, abends bis zur Erschöpfung Texte lernen, zwischendurch Shootings und Autogrammstunden. Doch Emma bewegt sich immer sicherer auf dem Parkett der Glamour-Welt und genießt dieses verrückte Leben. Sie freundet sich mir ihrer Maskenbildnerin Anja an. Von ihrem Filmpartner Max will sie jedoch nichts wissen. Bei Liebesszenen nimmt er sich ihrer Meinung nach zu viel heraus, obwohl sie ihm klipp und klar gesagt hatte, dass mehr als Freundschaft zwischen ihnen nicht laufen würde. Doch im Laufe der Zeit erweist sich Max als guter Freund und - als Emma immer mehr Erfolg hat und vom Publikum zur beliebtesten Schauspielerin der Serie gewählt wird - neben Anja bald auch als einziger Freund...  

Es gibt nur zwei Dinge im Leben, die von Bedeutung sind – dass du deinen Text draufhast und deine Nase auch nicht glänzt. Jedenfalls denke ich das, als unsere Chefmaskenbildnerin Anja auf mich zugeschossen kommt, das Schwämmchen wie einen Revolver auf mich gerichtet, um dann hektisch auf meinem Gesicht herumzutupfen, als wäre es ein besonders hartnäckiger Fall von fettglänzender Schweineschwarte. Vielleicht ist nur wieder mal meine Nase säuferrot. Aber da kann ich ihr gleich sagen, es ist sinnlos, nur ein bisschen Puder draufzutupfen. Wenn ich Pech habe, bröckelt das Make-up darunter und dann sieht mein Gesicht wie die reinste Kraterlandschaft aus. Streng genommen, hilft nur abschminken und alles neu zukleistern, aber dafür bleibt natürlich keine Zeit.

»Los jetzt!«, ruft Massimo – so schimpft sich unser Regisseur, obwohl er vor schätzungsweise 50 Jahren einfach nur als Peter Meyer geboren wurde. »Bisschen das Tempo drosseln. Ihr vernuschelt mir ja den ganzen Text!«

Text … Genau … Den hab ich auch schon wieder vergessen, zumindest den Einstieg.

»Kann ich noch mal …«, fange ich an, aber da funkt der Tonmeister dazwischen: »Nun raschelt doch verdammt noch mal nicht so mit der Brötchentüte, das kann ja kein Mensch je wieder wegziehen!« Und bevor ich auch nur Piep sagen beziehungsweise nach dem Drehbuch in meine Basttasche greifen kann, grölt Setaufnahmeleiter Bärendonk: »Ruhe, wir drehen!« – »Ton läuft«, ruft der Tonmann, »Kamera läuft!«, der Kameramann, »und bitte!«, trompetet Massimo gleich hinterher und Hiwi Bernd hält die Klappe ins Bild, Folge 1477, Szene 13, Take zwei.

Das ist der Moment, in dem mir jedes Mal schwarz vor Augen wird, zumindest für die Dauer eines Atemzuges, aber dann wie durch ein Wunder bin ich mit einem Schlag hellwach und zum Glück fällt mir auch der Text wieder ein. Meistens jedenfalls.

Schon kommt mein Serienlover Sebastian – im wirklichen Leben heißt er Max – durch die Papp-Haustür, lässt sich ermattet auf einen der Stühle fallen und legt eine Brötchentüte auf den Tisch, die ich dann laut Drehbuch öffnen soll. Ohne zu rascheln. Wie auch immer das gehen soll.

»Waren keine Croissants mehr da«, sagt Max in seiner lässigen, immer ein bisschen vernuschelten Art und ich setze mich so leise wie möglich mit der blöden Tüte raschelnd neben ihn.

»Schon okay.« Meine Stimme klingt kratzig und Max sagt, eigentlich habe er auch gar keine Zeit, mit mir zu frühstücken, weil doch heute die Orientierungseinheit an der Uni anfange. Damit springt er auf, gibt mir ein nach Lakritze riechendes Küsschen auf die Mundecke und verschwindet wieder durch die Papptür nach draußen. Das Zeichen für mich, die Tüte ganz aufzureißen (was nun wirklich nicht ohne Rascheln geht), alle Brötchen auf den langen Holztisch zu schütten, zum Kühlschrank zu rennen und alles, was nach Lebensmitteln aussieht, rauszuzerren …

Seit einem knappen halben Jahr spiele ich in der Daily Soap Homepage die Stella, ein 16-jähriges Mädchen, das aus Protest gegen die Scheidung ihrer Eltern von zu Hause weggelaufen ist, nach einigem Hin und Her mit Sebastian und Lix eine WG aufgezogen hat, aber statt dass es ihr endlich mal besser geht, ist sie gerade dabei, richtig heftig bulimiekrank zu werden, das heißt, sie frisst und kotzt und frisst und kotzt – und das in fast jeder Szene. Ziemlich eklig, aber das eigentlich Schlimme an der Rolle ist, dass ich wirklich fressen muss, zumindest ein bisschen, und wenn die Szene dann nach zwei bis drei Wiederholungen endlich im Kasten ist, fühle ich mich wirklich kodderig. Immerhin hat Massimo noch nie verlangt, dass ich richtig kotze – ein Riesenglück –, denn mir reicht es schon, über der Kloschüssel so zu hängen und so zu tun, als ob.

Zurück an den Tisch und stopfen, was das Zeug hält: trockene Brötchen, Käse, Marmelade, Schokolade, Joghurt, alles durcheinander, dann schrecke ich auf, weil im Off die Tür aufgeschlossen wird. Schnell versuche ich das Chaos auf dem Frühstückstisch zu beseitigen, in meiner Not werfe ich ein paar Lebensmittel einfach in meine Tasche, aber da steht plötzlich meine Mitbewohnerin Lix – eigentlich Gesine – im Zimmer und sieht mich verstört an. Das ist auch kein Wunder, denn mein ganzes Gesicht ist mit Hektikflecken übersät. Eben, als die Kamera auf Gesine gerichtet war, hat Anja sie in aller Eile auf mein Gesicht getuscht.

»Was ist denn los?«, fragt Gesine drehbuchgerecht und ich antworte: »Nichts. Überhaupt nichts – warum?«

»Du … du siehst irgendwie so komisch aus.«

»Gar nicht wahr! Ich sehe völlig normal aus!« Genial, wie ich die beiden Sätze hinaustrompetet habe! Ich springe auf, stoße dabei gekonnt unauffällig gegen die Tasche mit den Lebensmitteln, sie kippt um, der Joghurt ergießt sich auf dem Boden, die Brötchen kugeln hinterher, Gesine reißt entgeistert ihre Augen auf, ich ebenfalls, Kamera auf mein verzerrtes Gesicht, Klappe.

Stille. Alles sieht Massimo an, doch der starrt Löcher in die Luft. Hoffentlich war’s das. Hoffentlich ist endlich Pause, eine halbe Stunde lang durchatmen. Endlich löst sich Massimo aus seiner Starre.

»Ragazzi«, beginnt er. Das ist schon ein schlechtes Zeichen. Meistens kommt dann: »War schon ganz schön, aber du, Stella, bitte ein wenig mehr Emphase, Sebastian, bitte das Tempo drosseln, Lix, das Tempo anziehen, und denkt dran, euch bitte nicht gegenseitig abzudecken …«, oder weiß der Himmel, was.

Diesmal ist der Joghurt schuld. Dieses verdammt blöde und dazu noch schleimige Milcherzeugnis. Statt sich nämlich vorschriftsmäßig in alle Richtungen zu ergießen ist der Becher so blöde aus der Tasche gekugelt, dass es nur einen kleinen Joghurtklecks gegeben hat, und auch wenn sich dieser blöde, kleine Klecks vermutlich total versendet, ist das Asche und die ganze Szene im Eimer.

»Wir picken bei Gesines Was ist denn los?«, ordnet Massimo schließlich an.

Während die Requisite alle Hände voll zu tun hat, die noch essbaren Lebensmittel wieder in den Kühlschrank zu befördern, den Boden zu säubern und eine neue Tüte mit Brötchen herbeizuschaffen, kommt die Garderobiere angesaust und wienert auf meinem weißen Cordmini herum, auf den sich – weiß der Teufel, warum – ein paar Joghurtspritzer verirrt haben. Nur mit Mühe lassen sie sich rauswischen und am Ende bleibt trotz aller Anstrengungen ein hässlicher, dunkler Fleck.

»Könntest du darauf achten, dass du immer schön deine Hände davorhast? Ja? Wäre super. Du weißt ja …«

Natürlich weiß ich. Wenn ich in der vorhergehenden Szene einen blitzblanken Cordrock trage und in der Anschlussszene plötzlich einen mit Fleck, da fragt sich doch der Zuschauer, wo um Himmels willen der Fleck auf Stellas Rock herkommt, und dann kriegt er nicht mehr mit, was passiert, und steigt womöglich aus der Serie aus. Ich glaube, die Leutchen hier sehen das alle zu verbissen. Wer achtet schon auf Flecken, wenn er einfach nur ganz relaxed vor der Glotze abhängt?

»Was ist jetzt mit dem Joghurt?«, fragt Massimo. Er klingt genervt. »Tempo, Ragazzi, wir hängen schon zwölf Minuten. Ihr wollt doch auch alle in die Mittagspause!«

Bea von der Requisite ist inzwischen dazu übergegangen, Mineralwasser in den Joghurt zu rühren, damit er flüssiger wird und somit eine schöne Lache hinterlassen kann.

»Aber jetzt die Tasche bitte vorsichtig umstoßen«, sagt sie in meine Richtung. »Sonst gibt’s hier eine Riesensauerei!«

Na, super. Unhörbar mit der Tüte rascheln, meinen Fleck auf dem Rock verdecken, die Tasche vorsichtig umstoßen, bei allem ganz natürlich rüberkommen und vor allen Dingen nicht den Text vergessen. Manchmal frage ich mich wirklich, wie ich es überhaupt schaffe, in diesem Chaos die Nerven zu behalten. Gefühlsmäßig voll in die Szene reinzugehen. Auf Kommando zu lachen. Zu weinen. Zu toben. Oder einfach nur zu verhindern mich ständig zu versprechen.

Zum Glück ist die Szene nach einer weiteren Aufzeichnung im Kasten. Ab in die Mittagspause. Satt bin ich – meinen heutigen Bulimieattacken sei Dank –, also hole ich mir nur einen Apfel und gehe damit aufs Studiogelände.

Obwohl wir erst März haben, ist seit ein paar Tagen der Frühling ausgebrochen. Die Vögel machen einen Krawall, als müssten sie alles nachholen, was sie in langen Wintermonaten versäumt haben.

Auf dem Mauervorsprung vor Halle vier ist die Luft rein. Keine Sonnenanbeter weit und breit. Zum Glück. Ein bisschen allein sein vor dem Horrornachmittag, der vor mir liegt. Meine erste Liebesszene mit Max steht auf der Dispo. Mit Max ins Bett. Fast nackt. Ihn küssen und so was wie Leidenschaft spielen. Klar will ich nicht nur eine Darstellerin, sondern eine richtige Schauspielerin sein, trotzdem finde ich die Vorstellung von meiner Haut auf seiner Haut, von meinem Schweiß auf seinem Schweiß unerträglich. Max ist wirklich ein netter Kerl, aber nicht unbedingt der Typ, mit dem ich … Gut, okay, ich musste ihn schon ein paar Mal küssen, doch mit unserer speziellen Filmkuss-Methode, bei der man eher um den Mund herumküsst und die Zunge hübsch drinnen bleibt, war es kein Drama.

Aber jetzt … Ich werde mich im grellen Licht der Scheinwerfer bis auf Slip und Corsage ausziehen müssen, wir werden voreinander stehen, uns küssen, dann ins Bett fallen und so tun, als ob wir miteinander schlafen. Nichts habe ich mir sehnlicher gewünscht, es ist der Wahnsinn, pure Leidenschaft und ich werde sagen: »Max, ich liebe dich ja so! Yes!«

Dabei ist alles nur Lüge. Max textet mich den ganzen Tag mit Nichtigkeiten zu, seine Hände sind schwitzig und sein Atem an meinem Hals ist mir unangenehm. Wenn wenigstens Karim mein Freund wäre oder der schwule Carlos, von mir aus auch Steffen, aber ausgerechnet Max!

Erinnere dich an ein Ereignis aus deinem wirklichen Leben, hat mein Coach in meiner Anfangszeit bei Homepage immer gepredigt. An ein Gefühl, das ähnlich war. Zum Thema Liebe fällt mir lediglich Hans ein und dass er mich wegen irgendeiner aufgestylten Tussi verlassen hat. Keine gute Idee, ihn mir beim Dreh vorzustellen, da muss ich garantiert heulen oder kriege keinen Ton raus. Nie wieder will ich mich so verlieben, dass es hinterher nur wehtut.

»Noch Platz?« Carlos steht vor mir und balanciert einen Salatteller und eine Schüssel mit Tiramisu auf seinem rechten Unterarm, in der linken Hand hält er eine Flasche Wasser. In seinem Prä-Daily-Leben war er Kellner.

»Klar. Setz dich.«

Carlos ist einer der wenigen, den ich immer um mich haben kann.

»Auf Diät?«

»Von wegen!« Wie ein Jongleur werfe ich meinen Apfel von der einen in die andere Hand. »Ich musste nur gerade Brötchen und Schokolade und Käse und tausend andere Dinge fressen. Wenn das so weitergeht, gehe ich auf wie ein Hefekloß!«

Carlos lacht. Er hat diese Art schneeweißer Zähne, die jeden Normalsterblichen vor Neid erblassen lassen. Denn falls man das Pech hat, gemeinsam mit Carlos vor der Kamera zu stehen, sehen die eigenen Zähne wie die einer Kettenraucherin aus.

»Und dann …« Ich deute ein Würgen an. »… muss ich heute Nachmittag auch noch mit Sebastian ins Bett.«

»Tja.«

Carlos hält sich wieder mal raus. Zwar spielt er in der Serie den fiesen Frauenhelden, der ohne Rücksicht auf Verluste eine Frau nach der anderen verschleißt, im wahren Leben ist er jedoch schwul. Da sollte er sich mit Männern allerdings auskennen.

»Nur tja?«, hake ich nach. »Mehr gibt’s nicht zu sagen?«

»Du weißt doch … Max kommt sowieso nicht für mich in Frage. So stockhetero, wie er ist.« Diplomatische Antwort. Carlos setzt sich, und noch während er die Beine umständlich übereinander schlägt, deponiert er den Salat auf seinen Knien.

»Und?«, frage ich weiter. »Wie geht’s?« Carlos ist nach einer Pause von einem Monat heute das erste Mal wieder am Set.

»Eigentlich richtig super. Klaus will zu mir ziehen. Aber …« Einen Moment zieht er die Nase kraus, dann schimpft er unvermittelt los: »Was sich diese Storyliner schon wieder ausgedacht haben! Im nächsten Block drücken sie mir Aids aufs Auge! Kommt bei einer Routineuntersuchung rein zufällig raus.« Er macht eine Atempause und schiebt sich ein paar Salatblätter in den Mund. »Soll das jetzt etwa die Strafe für meinen Mädchenverschleiß sein?«, fährt er kauend fort. »So was Bescheuertes! Wahrscheinlich sind sie sowieso nur drauf gekommen, weil ich schwul bin. Schwule können so einen Handlungsstrang schon mal vertragen!«

Carlos schnauft richtig, dann stellt er den Salat auf dem Boden ab und geht zum Nachtisch über.

»Ach, Carlos …« Beiläufig tätschele ich seine Schulter. »Die Storyliner denken gar nicht um so viele Ecken. Die stehen einfach nur unter Druck, immer wieder neue Geschichten erfinden zu müssen. Sieh es doch als Chance, mal was Ernsthaftes zu spielen!«

Carlos schaut durch mich hindurch. »Aber vielleicht gefalle ich der Redaktion nicht mehr und dann lassen sie mich eines Tages sterben …«

Jetzt muss ich wirklich lachen.

»Idiot! Du bist zum zweiten Mal zum beliebtesten Schauspieler gewählt worden! Du hast einen riesigen Fanklub und stehst in sämtlichen Zeitschriften!«

»Stimmt.« Carlos klingt, als sei dies ein ganz schreckliches Schicksal.

Max und Gesine sind im Anmarsch, also verstummt er und auch ich betrachte meine Füße, als hätten wir uns gerade nur gelangweilt.

»Leute, was liegt heute Abend an? Schokolade-Fabrik?« Max schaut dabei in meine Richtung, aber ich schüttele nur den Kopf. Wenn heute die letzte Szene im Kasten ist, will ich nur noch nach Hause und ins Bett. Da auch Carlos nicht ausgehen will, verabreden sich Max und Gesine notgedrungenerweise, wir tauschen noch ein bisschen Blabla aus, dann ist die Pause auch schon wieder vorbei.

Als wir in die Halle gehen, legt Max seinen Arm um meine Schulter. »Na, Emma? Schön für unseren Auftritt geübt?«

»Klar. Mit meinem Teddybären«, sage ich lässig. Seit einiger Zeit habe ich mehr und mehr den Eindruck, dass Max irgendwie auf mich steht. Von Gesine, die schon drei Jahre dabei ist, weiß ich, dass es nichts Schlimmeres gibt als verknallte Spielpartner. Jeder gemeinsame Auftritt wird ausgenutzt, um hemmungslos an einem rumzufummeln.

Die nächste Szene ist leicht. Keine großen Emotionen stehen auf dem Programm. Gesine und ich trinken Tee in der WG, sie jammert über ihre Mobbing-Probleme im Job – mit gerade mal 21 ist sie schon Artdirectorin in einer Werbeagentur! – und ich, die Schülerin, lasse ein paar neunmalkluge Sätze ab. Im Anschluss wird eine Partyszene im Regenbogenklub gedreht, danach ist es dann so weit. Mein großer Auftritt mit Max. Mir ist ein bisschen flau und meine Hände sind nicht weniger feucht als Max’, aber es hilft nichts, da muss ich jetzt durch. Du bist Schauspielerin, hämmere ich mir wieder und wieder ein, du hast es so gewollt und nun stellst du dir eben vor, du seist frisch in ihn verliebt.

»Wir gehen auf Anfang für die Probe!«, klingt es wie von ferne. »Absolute Ruhe für die Probe! Und bitte!«

Mein Herz flattert. Max und ich stehen in der WG-Deko voreinander, wir umarmen uns, dann knöpft Max mir in Zeitlupe die Bluse auf. Dabei sieht er mich schmachtend an. Ich soll ihn natürlich auch schmachtend angucken, aber da ich das bei einem wie Max nicht hinkriege, schiele ich auf seine Nasenwurzel und stelle mir vor, ich hätte Jude Law vor mir. Im Buch steht zwar, Max solle jetzt nach meinem Busen grapschen, aber Massimo findet das in dieser Phase der Annäherung zum Glück zu vulgär. Die Szene ist schnell im Kasten, dann in der Anschlussszene, die in Stellas WG-Zimmer gedreht wird, geht es leider Gottes richtig zur Sache. Und zwar in der Horizontalen. In meinem schönen, blütenreinen WG-Bett!

Max steigt spillerig und bleich, nur mit dunkelblauen Shorts bekleidet, ins Bett, ich husche in Slip und hautfarbener Corsage hinterher.

»Ihr macht mir jetzt ’ne richtig gute Nummer!«, ruft Massimo. »Und ab!«

Laut Drehbuch bedeutet das, wir sollen uns leidenschaftlich im Bett herumwälzen, uns gegenseitig die Haare verwuscheln und uns küssen. Ich werfe mich also hin und her, rasend vor lauter Liebe, aber immer wenn Max’ Unterkörper in meine Nähe kommt, weiche ich geschickt aus. Auch wenn etliche Leute um uns herumstehen und das Licht uns blendet, könnte es ja sein, dass es Max trotzdem scharf macht, so eine Szene mit mir zu spielen.

»War schon ganz ordentlich«, sagt Massimo nach der Generalprobe, »aber ihr kriegt das noch besser hin. Alles ein bisschen größer, ihr seid doch keine lahmen Couchpotatoes! Oder sieht das bei euch privat auch so mau aus?«

Das Team grölt vor Lachen, Max errötet unter seiner Puderschicht, ich werde nur wütend. Keine Ahnung, was dieser Idiot von Massimo eigentlich hat. Couchpotato … Mau … Von wegen! So einen Leidenschaftsausbruch wie eben hab ich im wirklichen Leben noch nie zu Stande gebracht!

Ich richte mich im Bett auf, halte mir dabei die Bettdecke schützend vor den Körper. »Ich finde es aber nicht gut, wenn wir übertreiben. Das kauft uns doch keiner ab!«

Wieder lachen die Kameraleute, sogar unsere Regieassistentin grinst sich einen – ich verstehe gar nichts mehr. Max wirft mir einen unsicheren Blick zu und zuckt unmerklich die Achseln.

»Jetzt hört mal zu …« Unter Ächzen hievt Massimo sich aus seinem Regiestuhl und kommt zu uns rüber. Und während er ein wenig die Decke umdrapiert, sagt er mit dem unverfänglichsten Gesichtsausdruck, den er zu bieten hat: »War nur ein Scherz. Ihr sollt euer Rumgemache ein bisschen reduzieren. Also, diese Wälzerei eben … Leute, wir drehen keinen Pornostreifen!«

Jetzt laufe ich tomatenrot an. Wie kann dieser Typ es wagen, uns auf so üble Art hochzunehmen – und dann auch noch vor dem ganzen Team! Gut, ich habe mit Liebesszenen vor der Kamera keine große Erfahrung, Max ebenfalls nicht, aber Massimo ist doch dazu da, uns die richtigen Tipps zu geben, und nicht, um uns vor versammelter Mannschaft lächerlich zu machen!

Alles auf Anfang. Das Gewälze ein bisschen runterfahren, dennoch sollen wir verliebt und leidenschaftlich rüberkommen. Wie verdammt schwierig das ist, wenn man einen Typen so gar nicht anziehend findet! Und dann, bei der ersten Aufzeichnung, gibt Max mir einfach einen dicken, sabbrigen Kuss mitten auf den Mund. Ruckartig richte ich mich auf.

»Große Scheiße! Ragazzi, was macht ihr denn?!«, schimpft Massimo. Und die Regieassistentin ruft: »Wir hängen schon wieder acht Minuten!«

»Aber … ich schaff das nicht!« Meine Stimme zittert. Ich wage es kaum, Max anzusehen.

»Natürlich schaffst du das! Ganze Schauspielergenerationen vor dir haben Liebesszenen geschafft ohne verliebt zu sein!« Massimo greift nach einer Wasserflasche und nimmt einen Schluck. »Und du«, sagt er dann in Max’ Richtung. »Halte dich bitte ein bisschen zurück.«

Peinlich, peinlich. Offenbar weiß Massimo ganz genau, was hier abgeht.

Immerhin bewirkt der Zwischenfall, dass Max mich nicht mehr voll sabbert und wir die Szene ohne weitere Zwischenfälle abdrehen können. Ich mit Glühgesicht und Max mit Schweißperlen auf der Stirn. Wie gut, dass es Anjas Puder gibt.

Danach ist zum Glück Feierabend. Ich schminke mich in der Maske ab, dann lasse ich mich vom Fahrer nach Hause fahren. Am Eingang des Filmgeländes, noch vor der Schranke, lauert wie fast jeden Abend ein Grüppchen Fans. Allesamt weiblich. Wahrscheinlich warten sie wieder mal auf Carlos – schön, männlich und in ihren Augen der geborene Herzensbrecher.

Doch kaum nähern wir uns der Schranke, setzt ein rhythmischer Singsang ein.

»Stel-la! Stel-la!«, rufen die Mädchen, sie winken, ein Mädchen schwenkt ein T-Shirt. Natürlich hält der Fahrer. Sobald ich das Autofenster runterkurbele und betont gut gelaunt »Hi, Mädels!« in die Runde rufe, verstummen sie und erstarren beinahe vor Ehrfurcht.

»Wer will als Erste?«

Sofort reicht mir eins der Mädchen sein Schulheft durchs Fenster. Für Karina soll ich reinschreiben. Ein paar Mädchen haben lose Zettel dabei, bei einem anderen soll ich mich auf dem eingegipsten Arm verewigen. Das letzte Mädchen, ein dünnes, blasses Geschöpf mit pinkfarbener Brille gesteht mir dann mit leiser Stimme, dass ich ihr großes Vorbild sei und sie auch mal erreichen möchte, was ich schon geschafft hätte.

Es gibt Tage, da liege ich auf meinem Bett, draußen rasseln S-Bahn und Straßenbahn vorbei und ich denke, was tust du hier eigentlich? Wieso bist du nur so Hals über Kopf von zu Hause weg? Und was soll das überhaupt – Daily-Soap-Schauspielerin? Zumal mir alle abgeraten haben. Meine Lehrer an der Gesamtschule, mein Vater – er arbeitet freiberuflich als Anlageberater – und natürlich meine Mutter, große Diva am Hamburger Schauspielhaus, die nur in Ausnahmefällen ihre Nase fürs Fernsehen hinhält.

Aber ich habe es eben so gewollt. Bloß weg aus Hans’ Dunstkreis, weg von Mami, die keinen Tag ohne einen klugen Spruch vergehen ließ, und die Schule … – ach – keine Lust mehr. Meine Zensuren waren lausig, wahrscheinlich wäre ich noch durchs Abi gefallen – und was dann?

Also habe ich bei der einmaligen Chance zugegriffen. Mein erstes Casting – im Grunde bin ich nur aus Jux hin – und sofort eine Hauptrolle kassiert. Ohne Abi, ohne je eine Schauspielschule von innen gesehen zu haben. Alles nur mit ein bisschen Schultheatererfahrung.

»Mach erst mal die Schule zu Ende«, hat Mami damals nach dem Casting gesagt. »Danach sprichst du an einer Schauspielschule vor und dann …«

Nein!! Wieso auf etwas warten, das vielleicht irgendwann eintreffen wird, vielleicht aber auch nie? Warum Zeit verlieren, wenn man auf Teufel komm raus spielen will? Dieses Gerede Aber du brauchst eine vernünftige Ausbildung! und Verschleiß doch nicht dein Gesicht in jungen Jahren! – einfach nur lächerlich. Seit vier Monaten habe ich einen Job, seit einem Monat bin ich auf dem Bildschirm zu sehen, ich verdiene gut und mit der Wohnsituation muss ich eben klarkommen. Am liebsten wäre ich mit den anderen auswärtigen Schauspielern gemeinsam ins Hotel gezogen, aber Mami war strikt dagegen. Lotterleben! Drogen! Exzesse! Kommt ja gar nicht in Frage! Von einer eigenen Wohnung ganz zu schweigen. Stattdessen hat Mami mich bei Frida Behrens, einer Bekannten meiner verstorbenen Oma, untergebracht. Frau Behrens lebt im Ostteil Berlins in einer 160 Quadratmeter großen Altbauwohnung, in der sie auch schon zu DDR-Zeiten gewohnt hat. Ihr Mann ist vor vielen Jahren gestorben, die Kinder sind aus dem Haus – Platz gibt’s also genug. Netterweise hat sie mir das größte Zimmer der Wohnung überlassen. An den Wänden kleben grotesk-bunte Tapeten, der Teppich ist wild gemustert und von der Decke baumelt eine ufoartige Lampe aus den 60er-Jahren. Ziemlich cool, aber doch fremd. Und was Mami nicht weiß: Oft habe ich die ganze Wohnung für mich allein, weil Frau Behrens so gut wie nie da ist. Die meiste Zeit lebt sie bei ihrem Freund auf Mallorca, und selbst wenn sie mal ein paar Tage in Berlin verbringt, ist sie ständig auf Achse. Niemand, der mich also mamimäßig bevormunden könnte. Die Kehrseite der Medaille: An manchen Tagen grusele ich mich ziemlich in der riesigen und unübersichtlichen Wohnung, von Einsamkeitsgefühlen mal ganz abgesehen …

Heute ist Freitag und ein fürchterlich langes Wochenende liegt vor mir. Frau Behrens ist zu einer Freundin in den Spreewald gefahren und auch sonst stehen keine Verabredungen an. Ich hatte ein bisschen auf Carlos spekuliert, aber der ist mal wieder ganz und gar pärchenmäßig mit seinem Klaus zugange.

Etwas lustlos setze ich mich mit einem Becher Tee auf die Fensterbank, und während ich auf das Menschen- und Autogewusel runterschaue, überlege ich, was ich mal so tun könnte. Leider fällt mir nichts Berauschendes ein. Außer MTV dudeln zu lassen, meine Fingernägel zu schneiden und mir in Frau Behrens Wohnküche Spiegeleier zu braten. Gerade habe ich die glibbrigen Teile auf dem Teller, als mein Handy klingelt. Mami ist dran.

»Emma, wie geht’s dir?«, fragt sie. Wie schon bei den letzten Telefonaten klingt sie abgespannt. Endprobenstress am Schauspielhaus. Dann ruft sie meinem Vater zu: »Spaghetti, hab ich gesagt. Bloß keine Penne. Du, ich hab grad deine Tochter am Telefon!«

Aha. Erst die Nudeln, dann die Tochter.

»Mir-geht-es-gut«, sage ich mit roboterhafter Stimme. Erst ruft sie mich an und dann quatscht sie nebenbei einfach mit meinem Vater. Zum Kotzen.

»Alles klar im Job?« Nie würde Mami meine Arbeit als Schauspielerei bezeichnen.

»Ja. Schon …«

»Aber …?«

»Ich hatte heute meine erste …« Das Wort Bettszene schlucke ich runter, sage stattdessen Liebesszene.

Mami lacht. »War bestimmt furchtbar, was?«

Bevor ich antworten kann, reißt Papa ihr den Hörer aus der Hand. »Wann kommst du, Kleines? Wir vermissen dich ganz schrecklich.«

»Anfang Mai.«

»Wie lange wirst du bleiben?«

»Sechs Wochen. Vielleicht auch sieben. Mal gucken.«

Papa gibt einen Schmatzer von sich. »Wie schön! Ich freu mich!«

»Mhm«, murmele ich nur und frage mich, ob es wirklich so schön ist, wieder so endlos lange bei meinen Eltern zu wohnen. Andererseits würde mir in Berlin so ganz ohne Arbeit bestimmt die Decke auf den Kopf fallen.

»In deinem Zimmer hat sich jedenfalls nichts verändert«, sagt Papa, dann ist Mami wieder dran.

»Und Frida kümmert sich auch schön um dich?«

»Ja«, lüge ich. »Sie kocht wirklich spitzenmäßig.«

»Soll ich dir Wäsche schicken? Hast du genug Slips?«

Jetzt muss ich doch lachen. Nach außen setzt Mami alles dran, nur Star und bloß kein Muttertier zu sein, und dann mutiert sie doch zur Glucke.

»Berlin ist eine Großstadt, Mami! Und Frau Behrens hat eine Waschmaschine und – stell dir vor – es gibt hier sogar Läden, in denen man richtige Unterhosen kaufen kann!«

Ich höre Papa im Hintergrund vor Lachen glucksen. Mami seufzt. »Manchmal ist es ganz schön schwer, dass du so weit weg bist. Und dann noch in einer Riesenstadt wie Berlin.«

»Ihr könnt mich ja mal wieder besuchen«, schlage ich vor.

Schweigen am anderen Ende der Leitung.

»Papa muss die Börse im Auge behalten und wir spielen Die Möwe erst mal en suite.«

Ausreden. Lauter faule Ausreden. So groß ihr Gejammer auch ist – in Berlin fühlen sie sich einfach nicht wohl. Ganz abgesehen davon, dass sie auch nicht auf unrenovierte Ossi-Wohnungen stehen. Als sie das letzte Mal vor zirka zwei Monaten hier waren, haben sie sich im Westteil der Stadt in einem Hotel einquartiert, angeblich weil sie Frau Behrens nicht auf den Wecker fallen wollten.

»Wir kommen bestimmt bald mal«, meint Mami, dann haucht sie einen Kuss in den Hörer, Papa gibt noch einen obligatorischen Schmatzer ab und schon bin ich wieder mit den Geräuschen von der Straße alleine.

Ich wache auf und sehe grauenhaft aus. Dass man mich beim Casting überhaupt genommen hat! Alles ein Irrtum oder sie wollten einen Zombie! Zwar habe ich schöne blonde Haare und meine Figur finde ich auch einigermaßen okay, aber diese Nase! Schon oben an der Nasenwurzel ist sie so breit, als hätte ich beim Boxkampf was abgekriegt, und zu allem Überfluss hat sie auch noch einen kleinen Höcker. Früher ist mir das nie aufgefallen, aber als die erste Folge mit mir als Stella im Fernsehen lief, war der Schock umso größer. Das bist nicht du, habe ich gedacht. Nie im Leben bist du diese Person mit der platten Höckernase, den verquollenen Augen und dem schiefen Gesicht.

Wahrscheinlich findet alle Welt meine Nase hässlich, nur traut sich niemand, es mir zu sagen. Stella und eine merkwürdige Nase? Nö, nicht dass ich wüsste … Hat sie denn überhaupt eine Nase? Kann mich gar nicht erinnern …

Der einzige Mensch, der je Stellung bezogen hat, war Anja.

»Die schminken wir an den Nasenflügeln ein bisschen dunkler«, hat sie gleich am ersten Tag gemeint. »Dann wirkt sie schmaler.«

Ein Fausthieb ins Gesicht, brutal und unmissverständlich, aber dann war ich doch froh, endlich mal einen Tipp bekommen zu haben, wie ich ein wenig schummeln kann. Zwar macht kein Make-up der Welt ein filigranes Stupsnäschen aus meiner Gummel, aber wenigstens sieht sie nicht mehr aus wie frisch beim Boxkampf ramponiert. Seit diesem Tag in der Maske schmiere und schminke ich tagsüber ständig an meiner Nase herum. An den Seiten verteile ich dunkleres Make-up, auf die Spitze kommt ein Klecks helles Make-up, dann wird das Ganze vorsichtig eingeklopft, um die Übergänge möglichst kunstvoll zu kaschieren. Wahrscheinlich habe ich einen Knall, aber nicht mal zum Bäcker würde ich mit ungeschminkter Nase gehen.

Um nicht schon am Morgen zu versauern, beschließe ich im Café zu frühstücken und nebenbei meine Texte für die kommende Woche zu lernen.

Duschen, schminken, anziehen, dann schnappe ich mir Handy und Portmonee und fahre mit der Straßenbahn zu meinem Lieblingscafé. Meistens wird es dort erst am späten Vormittag richtig voll, aber heute scheint ganz Berlin in aller Herrgottsfrühe auf den Beinen zu sein.

Einer der Zweiertische in der Mitte des Lokals ist noch frei. Kaum habe ich Bagel und Milchkaffee bestellt, stehen zwei junge Mädchen im Café und tönen in einer Lautstärke, dass es auch noch in der hinterletzten Ecke zu hören ist: »Ist sie das? Ist das nicht die Stella? Die sieht doch aus wie die aus Homepage

Etwas verkrampft grinse ich zu den Mädchen rüber. So geschmeichelt ich mich fühle, ich finde es dennoch furchtbar, vom ganzen Lokal begafft zu werden. Eines der Mädchen kommt auf mich zu und bittet mich, dass ich mich auf ihrer Modezeitschrift verewige, ein anderes verlangt nach einem Autogramm auf ihrer Stofftasche. Mittlerweile starrt sogar das Personal. Weniger ehrfürchtig als verständnislos. Wer soll das sein? Ein Star ist sie jedenfalls nicht. Richtige Stars sehen glamourös aus. Die hier ist doch nur irgendein No-Name-Girl!

Zum Glück ist der Spuk nach ein paar Minuten vorüber und ich kann unbehelligt frühstücken. Bisher war mein Gesicht nicht zu oft im Fernsehen zu sehen, bisher ist es die Ausnahme, dass ich in der Stadt erkannt werde. Was aber, wenn ich demnächst fast täglich auf dem Bildschirm präsent sein werde? Wird man mich nur noch anstarren? Keine Ahnung, wie ich das finden würde.

Ich bestelle noch einen Kaffee, dann, gerade als ich aufbrechen will, kommt Anja in Begleitung eines älteren Mannes zur Tür rein.

»Chériechen!«, brüllt sie über mehrere Tische hinweg. Wieder sind alle Augen auf mich gerichtet.

Zwei Sekunden später ist Anja an meinem Tisch.

»Das ist übrigens Kurt. Mein Freund.«

Shakehands, Gegrinse, Smalltalk. Kurt ist mindestens zehn Jahre älter als Anja. Ein Typ mit Glatze und Kinnbart. Das soll erst mal einer verkraften.

»Gerade gestern durfte ich dich im Fernsehen bewundern. Du warst gut. Ja, wirklich!« Er lacht. »Viel besser als die anderen … Sternchen.«

Nett, dass er so etwas sagt. Andererseits gibt es mir einen Stich – das mit den Sternchen. Wieder mal einer, der uns so ganz nebenbei reindrückt, wie wenig man uns ernst nimmt. Und dann auch noch auf die charmante Tour.

Anja schaut sich im Café um, das jetzt wirklich brechend voll ist. »Können wir uns zu dir setzen?« Wie es so ihre Art ist, schüttelt sie ihre rot gefärbte Mähne.

»Ich wollte sowieso gerade gehen.« Schon bin ich aufgestanden, mein Handy fällt zu Boden.

Kurt bückt sich, um es aufzuheben. »Wir wollen dich aber nicht vertreiben …«