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Frankfurter Momente. Kleine Geschichten aus einer großen Stadt


Frankfurter Momente. Kleine Geschichten aus einer großen Stadt


1. Auflage

von: Christa Rosenberger

8,99 €

Verlag: Charles Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 20.10.2020
ISBN/EAN: 9783948486129
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 264

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Frankfurt – widersprüchlich und aufregend, Mainmetropole und Europastadt. Moderne Einflüsse vermischen sich hier mit dem Glanz der Vergangenheit. Die „Frankfurter Momente“ versammeln Eindrücke und Entdeckungen auf Streifzügen durch Einkaufsstraßen und Altstadtgassen. Erzählt werden witzige, poetische, heitere und nachdenkliche Geschichten – Impressionen einer Großstadt. Es sind Alltagsabenteuer, Beobachtungen und Begegnungen mit Menschen, Tieren und Dingen, Porträts von Künstlern und Außenseitern, aber auch von sogenannten kleinen Leuten. Miniaturen einer Gesellschaft mit ihren Sehnsüchten, Ängsten, Glücksmomenten und Lebenswelten.
Christa Rosenberger wurde in Frankfurt am Main geboren. Die Liebe zu ihrer Heimatstadt wurde von ihrem Vater geweckt, mit dem sie als Kind regelmäßig alle Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchte. Später war sie als Journalistin bei zwei überregionalen Frankfurter Tageszeitungen tätig. Heute lebt die Autorin in einem Taunusvorort, neben ihrer Arbeit als „feste“ Freie bei der Zeitung schreibt sie literarische Texte.
Sommersinfonie für Rasenmäher, Stichsäge und Heckenschere:
Samstagnachmittag in Frankfurts grünen Stadteilen.
Gartenglück im Liegestuhl. Den Alltagsstress hinter sich lassen. Lesen, dösen, träumen. Bilder im Kopf, Gedanken auf die Reise schicken.
Dann plötzlich das Geräusch. Ein sonores Brummen zuerst. Als es schriller wird, stiebt ein Rotschwänzchen-Paar erschreckt vom Kräuterbeet hoch, reißt sich los von Liebstöckel, Lavendel und den Läusen.
Der Rasenmäher vom Nachbarn ist in Aktion getreten. Ratternd und unbeirrt zieht er seine Bahnen. Wurde nicht erst vor fünf Tagen das grüne Paradies malträtiert?
Augen schließen, an etwas anderes denken. Endlich Stille, freilich nicht lange. Weiter hinten kreischt jetzt eine Säge, scheppert Metall, splittert Holz. Nur nicht nervös werden, das Buch in die Hand nehmen und entspannen.
Eine Weile ist es ganz ruhig. Ein leichter Wind kämmt die Grashalme, bläst einem versprengten Schmetterling Rückenwind zu. So lange, bis eigentümliche Klopfzeichen über Tannenwipfel und Trompetenblume wehen, regelmäßig, treffsicher und exakt, wie der Aufschlag bei einem Tischtennisspiel. Schwer zu lokalisieren, woher sie kommen. Aber sie nerven, wie der berühmte Wassertropfen. Ping, Ping, unruhiges Warten auf das Pong, Pong, die Seele klopft im gleichmäßigen Rhythmus mit.
Dann wieder Stille. Gott sei Dank! Nur zwei Amseln, die in Stereo flöten. Bienen, die den Lindenbaum umsummen. Wie schön es ist, in die Sonne zu blinzeln und den Wolken zuzuschauen, die sich inzwischen aufgetürmt haben wie die prallgeschüttelten Kissen einer bayerischen Pensionswirtin.
Nachdenken über die Qualität von Gartengeräuschen in unserer Zeit und aus fernen Tagen.
Dichterfürst Johann Wolfgang liebte als Jüngling das Getöse der Gewitter, die vom Main her aufzogen. Seine Sehnsucht entzündete sich am heitern Gelächter der Nachbarn, die sich in ihren Gärten ergötzten, am Spiel der Kinder, am Lustwandel feiner Gesellschaften und an dem Rollen von Kegelkugeln.
Was war das? Kein heiteres Gelächter, dafür dringt ein lang gezogenes Zischen über Rosenbeete und kriechenden Knöterich. Nimmt ab, schwillt an. Der Nachbar von rechts, der mit dem alten weißen Kater, steht auf dem Dach seines Reihenhauses mit dem Bohrer in der Hand und trifft letzte Vorbereitungen für das Anbringen einer riesigen Satellitenschüssel. Irgendetwas schein nicht zu klappen; der Mann wirkt ratlos, der Arbeitsvorgang wird abgebrochen. Dafür ein neuer Rasenmäher, diesmal von links, ein altersschwacher Kasten, den Schluckbeschwerden plagen und der husten und rülpsen kann. Gleichzeitig quietschende schnarrende Laute aus der Richtung von Herrn S. Muss er ausgerechnet heute seinen Jägerzaun neu streichen? Und dazu das Holz abschleifen?
Einfach ignorieren, nicht hinhören, tief einatmen, entspannen. In den Pausen, die Herr S. einlegt, ertönen Hammerschläge, die nicht einzuordnen sind. Kommen sie vom Eckhaus auf der anderen Straßenseite oder drüben von den Leuten mit der knallroten Markise? Egal, sie überdröhnen alles, sind quasi die Pauken in der Sommersinfonie für Rasenmäher und Stichsäge, Schlagbohrer und Heckenschere.
Ungebrochen ist die Kreativität der Hobbybastler und Häusle(um)bauer nach Feierabend und an den Wochenenden, wenn sie selbst dem Lärm in der City und am Arbeitsplatz entronnen sind. Ungebrochen auch der Drang von gestandenen „Bankern“ und freizeitverkleideten Büromenschen, aus den Kellern zu kriechen und ihren Krach nach draußen zu verlegen, sobald die Lüfte lind geworden sind.
Jetzt spielen sie den letzten Satz in der Heimwerkersinfonie. Noch einmal rattern furios die Motoren. Dann klatschen erste Tropfen vom Himmel, toben noch Kinder in einem Planschbecken, kichern und lachen vergnügt.
„Ruhe“, brüllt jemand.

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