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Karl Liebknecht kämpft in Nikolajew


Karl Liebknecht kämpft in Nikolajew


1. Auflage

von: Friedrich Wolf

0,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 01.08.2024
ISBN/EAN: 9783689120610
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 20

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Im Januar 1919 liegt die ukrainische Stadt Nikolajew unter der harten Hand der deutschen Besatzung. Trotz der Novemberrevolution und der Aufstände der Bolschewiki hält General von Gillhausen seine Truppen fest im Griff. Inmitten von Unterdrückung und Ausbeutung durch die deutsche Firma Blohm & Voß entfaltet sich die packende Geschichte von "Karl Liebknecht kämpft in Nikolajew". Erleben Sie hautnah, wie deutsche und ukrainische Arbeiter sowie Soldaten sich gegen die Tyrannei erheben. Friedrich Wolf erzählt von Mut, Solidarität und dem unerschütterlichen Kampf für Gerechtigkeit in einer bewegten Zeit. Dieses E-Book zieht Sie in die dramatischen Ereignisse, die damals die Welt veränderten.
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
Der „Brotfriede“ war also keine so einfache Sache. Dennoch, mit einer kriegsstarken Division, mit Artillerie, Kampffliegern und Maschinengewehren kann man eine Stadt von 85 000 Einwohnern eine Zeit lang „befrieden“. Zumal, wenn zwei französische und zwei englische Panzerkreuzer im nahen Hafen liegen und der französische Kommandeur General Franché d’Esperée dem deutschen General von Gillhausen – aller bisherigen Feindschaft zum Trotz – vorschlug, die deutschen Truppen können in Nikolajew bleiben unter der Bedingung: Niederwerfung der Bolschewiki. Denn hier in der Ukraine stand nicht bloß die „Kultur“ auf dem Spiel, hier ging es um Höheres. Fast die gesamte während der zaristischen Zeit dort aufgebaute Industrie befand sich in den Händen ausländischer Aktionäre; die Fabrik in Jusowka war Eigentum der Engländer, die in Druschkowka gehörte den Franzosen, der Dnjeprowski-Betrieb den Belgiern; das bekannte „Prodamet“, ein Syndikat französischer und englischer Aktionäre, hatte seinen Sitz in Paris. Ähnlich stand es um die Gruben des Donbass und den Eisenerzrayon bei Kriwoj Rog. Da nun auch die Deutschen kolonisierten und die Hamburger Firma Blohm & Voß in den Werften von Nikolajew saß, war das gemeinsame Interesse um das „Wohl“ der Ukraine durchaus verständlich.
In dem einen Infanterieregiment der deutschen Division waren viele Süddeutsche, meist ältere Jahrgänge, aber auch ganz junge Burschen. Sie lagen in einer Schule. Im Erdgeschoss befand sich das Revier, die Krankenstube, in dem früheren Physikkabinett. Hier froren auf ihren Pritschen in der zweiten Dezemberhälfte Dutzende von fiebernden Grippekranken, für die im Lazarett kein Platz war; hier lag auch der neunzehnjährige Musketier Xaver L., dessen Temperatur malariaartig jeden zweiten bis dritten Tag hochschnellte; hier half der ehemalige Kriegsgefangene August B., ein etwa vierzigjähriger, verheirateter schwäbischer Kleinbauer, der schon in den sibirischen Kriegsgefangenenlagern seine deutschen und österreichischen Kameraden versorgt hatte; hier regierte der Sanitätssergeant Groß, der bei der morgendlichen Visite streng darauf hielt, dass die „Drückeberger“ mit ihren vierzig Grad Fieber in den Betten liegend stramme Haltung einnahmen und die Finger lang an die imaginäre Hosennaht legten. Alle aber bekamen Briefe aus der Heimat und dachten an den Neckar, an den Rhein, an die Bäche und Berge des Schwarzwalds. August, der ehemalige Kriegsgefangene, ging oft an den Bahnhof und betrachtete die Waggons mit der Aufschrift: Eisenbahndirektion Frankfurt oder Karlsruhe; eigentlich konnte er in vier bis fünf Tagen daheim sein. Der neunzehnjährige Xaver hatte es nicht so eilig; er war ein Feinmechaniker aus Offenbach; er wollte vor allem die Welt sehn: der Krieg war ihm eine gute Gelegenheit.
Vorerst aber herrschte in der Revierstube eine viehische Kälte. Endlich gelang es August, einen Ofensetzer zu finden. Er wurde Kolja genannt, hatte einen mausgrauen Kopf und gutmütige braune Augen. Er begann, einen riesigen Ofen zu mauern, auch für einen Wasserkessel als Einsatz. Er brauchte sehr viel Zeit, schwatzte mit August, der russisch verstand, und brachte einmal den Fiebernden etwas Milch mit. Er fragte, woher die Soldaten stammen, ob es weit sei bis nach Deutschland, ob sie Frauen und Eltern in Deutschland hätten, ob es in Deutschland auch Sowjets gäbe? – „Na, und ob!“ Ob dort Volkskommissare seien? „Volkskommissare … tjaja. Ebert und Scheidemann.“ Und hier fiel zum ersten Mal in diesen Gesprächen das Wort Karl Liebknecht. Der sei immer für den Frieden gewesen. Einer der älteren Kranken hätte ihn bei einer Tagung in Stuttgart sprechen gehört, er war immer gegen Okkupation und Militarismus, und jetzt vernahmen in Berlin Hunderttausende sein Wort: seine Worte seien wie Feuer.
Auch das Menschenherz brauche Feuer, meinte Kolja und mauerte an seinem Ofen. Einige Tage später fanden die Revierkranken auf den Waschborden, in ihren Schränken, unter den Decken deutsche Flugblätter:

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