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Mord & Totschlag. Et cetera.


Mord & Totschlag. Et cetera.

Spannende Krimis und Thriller schreiben
1. Auflage

von: Mara Laue

5,99 €

Verlag: Autoren.tips
Format: EPUB, PDF
Veröffentl.: 21.10.2023
ISBN/EAN: 9783961273430
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 333

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

Krimis und Thriller sind das beliebteste Genre des Lesepublikums. Doch sie zu schreiben hat seine Tücken. Die „Logik des Verbrechens“ ist ebenso essenziell wie die Vermeidung von Klischees. Die Psychologie von Tätern und Opfern ist ebenso wichtig wie die Glaubwürdigkeit der Figuren. In diesem Schreibratgeber verrät die erfolgreiche Krimiautorin Mara Laue, wie gute Krimi- und Thrillerhandlungen aufgebaut werden, wie Spannung erzeugt und gesteigert wird, welchen Einfluss die Perspektive auf die Handlung hat und vieles mehr. Kapitel über die Entstehungsgeschichte des Kriminalromans und eine Übersicht über die gängigsten Subgenres runden das Buch ab. Ein Sonderkapitel erläutert ausführlich die reale Polizeiarbeit und beantwortet viele Fragen, die sich nicht nur Krimischreibenden stellen.
Ein „Must-have“ für alle, die Krimis/Thriller schreiben wollen, welche sich positiv von der Masse abheben.
1. Kain und Abel: die Ursprünge des Kriminalromans

Verbrechen gibt es, seit in grauer Vorzeit die Vorfahren der heutigen Menschen die Moral entwickelten und die ersten Definitionen von Recht und Unrecht festlegten. Auch deren künstlerische Verarbeitung hat eine lange Tradition. Zunächst finden wir sie in überlieferten Mythen, Märchen und Sagen, bei denen es teilweise recht blutig zugeht. Besonders in den Märchen, die im Gegensatz zu Sagen und Legenden, welche einen wahren Kern enthalten, frei erfunden sind, werden reihenweise Verbrechen begangen. Sie reichen von Diebstählen, Intrigen, Betrug, üblen Zaubereien und sonstigen Hinterlisten bis hin zu Verstümmelungen, Morden und Mordversuchen.
Auch viele Stücke des antiken Theaters, das seine Blütezeit im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung erlebte, thematisieren Verbrechen, deren Verfolgung und Sühne. In der dreiteiligen „Ore-stie“ von Aischylos (525-456 vor unserer Zeitrechnung) geht es um den von Orestes’ Mutter Klytaimnestra an ihrem Mann Agamemnon begangenen Mord, den Orestes rächt, indem er seine Mutter und deren Liebhaber Aigisthos erschlägt und sich am Ende vor den drei Rachegöttinnen, den Erinyen, dafür verantworten muss.
„König Ödipus“ von Sophokles (497-406 vor unserer Zeitrechnung) besteht gleich aus einer ganzen Reihe von Verbrechen. Weil ein Orakel dem König von Theben weissagte, dass sein Sohn ihn eines Tages erschlagen und die eigene Mutter heiraten werde, beauftragt er einen Diener, das Baby zu töten (Mord). Der lässt es zwar am Leben, setzt es aber aus. Ödipus wird gefunden und von einer anderen Familie aufgezogen. Eines Tages gerät er als Erwachsener mit einem Fremden in Streit und erschlägt ihn (Totschlag) – ohne zu wissen, dass dieser Mann sein leiblicher Vater ist. Weil Ödipus dessen Heimatstadt von der todbringenden Sphinx befreien kann, bekommt er die Königin zur Frau – nicht ahnend, dass sie seine leibliche Mutter ist – und zeugt Kinder mit ihr (Inzest). Doch am Ende kommt das Ganze ans Licht, und die Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf.
In „Medea“ von Euripides (480-406 vor unserer Zeitrechnung) geht es um von ihr begangenen Betrug mit Todesfolge, blutige „Scheidung“ mit mehrfachem Mord einschließlich Tötung der eigenen Kinder. Medea flieht, und ihre Taten bleiben ungesühnt.
Die Tradition, Verbrechen nicht nur in Theaterstücken, sondern auch in Gemälden und Skulpturen zu verarbeiten, ist wirklich alt.

Darüber, wer sich rühmen darf, den ersten Kriminalroman geschrieben zu haben, streiten sich die Geister. Unter anderem deshalb, weil sich derartige Überlegungen in der Regel ausschließlich auf die westliche Welt beziehen und die vielen Erzählungen und Romane der orientalischen und asiatischen Literatur außer Acht lassen.
Belegt ist, dass der Römer Cicero (106-43 vor unserer Zeitrechnung), der nicht nur Staatsmann, sondern auch Anwalt war, seine Plädoyers veröffentlichte und diese von der Bevölkerung als Unterhaltungsliteratur gelesen wurden, obwohl es sich um Sachtexte handelte. Im Mittelalter beschränkten sich spannende Erzählungen zunächst auf mündliche Berichte über wahre Verbrechen, die von fahrenden Sängern (Bänkelsängern) vorgetragen wurden, weil der Großteil der Bevölkerung weder lesen noch schreiben konnte. Schon bald wurden diese Geschichten aber ausgeschmückt, um ihre Spannung und das Gruseln beim Publikum zu steigern und dementsprechend auch die Einnahmen der Vortragenden zu erhöhen.
Mit der Erfindung des Buchdrucks im 15. Jahrhundert kamen auch „echte“ Kriminalgeschichten auf den Markt. Als eine der ersten kann die Fabel „Reineke Fuchs“ gelten, die 1498 zum ersten Mal gedruckt veröffentlicht wurde. Darin ist Reineke, der Fuchs, ein Berufsverbrecher, der vor König Nobel (einem Löwen) erscheinen und abgeurteilt werden soll. Nachdem er die Boten des Königs beinahe getötet hat (fahrlässige Tötung beziehungsweise Mordversuch sowie späterer Mord am Hasen Meister Lampe), wird er zwangsvorgeladen und zum Tode verurteilt. Reineke gelingt zunächst, sich mit hanebüchenen Lügengeschichten aus der Bredouille zu winden. Als danach sein Mord am Hasen entdeckt wird, kommt es zu einer zweiten Gerichtsverhandlung und einem neuen Todesurteil, das der Wolf in einem Zweikampf mit Reineke vollstrecken soll. Reineke gewinnt entgegen allen Erwartungen, wodurch er nicht nur freikommt, sondern vom König auch zu seinem Berater ernannt wird. Krimi pur! Weil „Reineke Fuchs“ aber als Fabel1 gilt, wird die Geschichte nicht als Kriminalroman beziehungsweise Kriminalgeschichte gewertet.
Obwohl sie keine Romane oder Kurzgeschichten, sondern Gerichtsprotokolle waren, erfreuten sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts „True Crime“-Berichte aus den Gerichtssälen reißenden Absatzes. Sie wurden in Buchform veröffentlicht und regelmäßig zu Bestsellern, obwohl ihre literarische und sprachliche Qualität kein besonders hohes Niveau besaß. Sie waren eben Sachtexte, auch wenn in ihnen teilweise die Aussagen einzelner Personen in direkter (wörtlicher) Rede wiedergegeben wurden.
Eines der ersten fiktiven deutschsprachigen Werke war Friedrich Schillers (1759-1805) Bericht „Der Verbrecher aus verlorener Ehre“, der 1786 veröffentlicht wurde.
In Theaterstücken wurden Verbrechen ebenfalls immer beliebter. Bereits William Shakespeares (1564-1616) Dramen triefen förmlich von Mord und Totschlag („Hamlet“, „Macbeth“, „Romeo und Julia“ und etliche andere). Aber auch im deutschsprachigen Raum gab es zunehmend Bühnendramen, deren Handlung sich um Verbrechen drehte, sowie Novellen2 (die man durchaus zu den Romanen zählen kann) mit entsprechendem Inhalt. Friedrich Schillers späteres Theaterstück „Die Räuber“ wurde 1781 zunächst als „Lesestück“ = Prosatext veröffentlicht und 1782 als Theaterstück uraufgeführt. Der Inhalt ist eine Kain-und-Abel-Geschichte um die Rivalität und Missgunst zwischen zwei Brüdern.
1810 schrieb Heinrich von Kleist seine Erzählung „Michael Kohlhaas“, in der es um Selbstjustiz geht. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit, die Kleist literarisch ausschmückte. 1819 wurde „Das Fräulein von Scuderi“ von Ernst Theodor Wilhelm (E.T.A.3) Hoffmann (1776-1822) erstmalig veröffentlicht. Darin geht es um eine Mordserie im Paris des Jahres 1680. Die Heldin, Mademoiselle Madeleine Scuderi, 73 Jahre alt, hat durchaus Ähnlichkeiten mit Agatha Christies „Miss Marple“. 1842 schrieb Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) „Die Judenbuche“, die den Mord an einem unter einer Buche getöteten Juden thematisiert. Weitere Novellen, Erzählungen und Kurzgeschichten mit „mörderischem“ Inhalt folgten.
Etwa zur gleichen Zeit (Mitte des 18. Jahrhunderts) wurde der „Schauerroman“ populär. Als ihr Begründer, genauer gesagt der Gothic4 Novel, gilt Horace Walpole, der 4. Earl of Orford (1717-1797), dessen Roman „Das Schloss von Ontaro“ als erster Vertreter dieses Genres gewertet wird. (Interessant: Walpole gilt auch als Begründer des typischen englischen Landschaftsgartens, worüber er ebenfalls Texte verfasste.5)
Gruselgeschichten boomten besonders in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (auch etliche von Edgar Allan Poes Storys und Gedichten zählen dazu). Einer der berühmtesten frühen Schauerromane ist Ann Radcliffes (1764-1823) „Udolphos Geheimnisse“, der 1794 erstmals veröffentlicht wurde. (Ann Radcliffe gilt auch als Mitbegründerin des „Gothic Feminismus“.) Auch Mary Shelleys (1797-1851) „Frankenstein“ gehört in diese Kategorie. (Gleichzeitig ist dieser Roman ein Paradebeispiel dafür, dass Sympathie mit dem Verbrecher – in diesem Roman mit Frankensteins Monster – seitens der Lesenden problemlos möglich ist, denn das „Monster“ ist ein Opfer seines Schöpfers und leidet, wodurch die Lesenden mitleiden.)
Deutsche Vertreter und Vertreterinnen dieser Gattung sind unter anderem E.T.A. Hoffmann mit seinem Roman „Die Elixiere des Teufels“ (1815), Joseph von Eichendorff (1788-1857) mit „Das Marmorbild“ (1818) und Eufemia von Adlersfeld-Ballestrem6 (1854-1941) mit „Die weißen Rosen von Ravensberg“ (1896). In diesem Roman sind bereits mehr Thriller- als Schauerelemente enthalten: Eine junge Adlige findet heraus, dass ihre Mutter einst ihren Mann, den Vater der Heldin, ermordet hat, was gravierende Folgen nach sich zieht und unter anderem in den Intrigen ihrer Schwester gipfelt, sie in den Selbstmord zu treiben.
Bei diesen vorreitenden Romanen und Geschichten lag schließlich nahe, Gruselstorys mit einem Kriminalfall zu verbinden. Solche „Hybridromane/Hybridstorys“, die Horror und Krimi/Thriller mischen, wurden von da an immer beliebter.
Im englischsprachigen Raum (Großbritannien und USA) gilt Edgar Allen Poe (1809-1849) als der Erfinder moderner Kriminalgeschichten. Eine seiner berühmtesten, „Der Doppelmord in der Rue Morgue“, erschien 1841 und prägt bis heute einen Teil des Krimigenres, weil sie die Basis für den Aufbau von Detektivgeschichten bildete. Und wer Poes Geschichten und Gedichte (berühmt: „The Raven“) kennt, weiß, dass bei ihm Horror und Verbrechen fast immer Hand in Hand gehen.
Der Engländer Wilkie Collins (1824-1889) begründete ab 1860 mit „Die Frau in Weiß“ und „Der Monddiamant“ (1868) das Genre des mystischen Krimis. Collins kommt auch eine besondere Rolle hinsichtlich seiner Figuren zu, denn 1875 veröffentlichte er mit „Gesetz und Frau“ den ersten Kriminalroman, in dem eine Frau als Detektivin ermittelt.
Edgar Wallace (1875-1932) gilt als Erfinder des modernen Thrillers. Das Verlagshaus Hodder & Stoughton, in dem seine Werke ab 1921 veröffentlicht wurden, baute ihn sogar zum „King of Thrillers“ auf. Insgesamt schrieb er 175 Romane.
Und noch vor Agatha Christie (1890-1976, deren erster Kriminalroman „Das fehlende Glied in der Kette“ 1920 erschien) schrieb Anna Katherine Green (1846-1935) erfolgreiche Detektivromane (40 Stück) und gilt neben den „Vätern“ des Genres, Arthur Conan Doyle (1859-1930) und Edgar Allen Poe, als die „Mutter der Detektivgeschichten“. 1910 schrieb die US-Amerikanerin Mary Rinehart (1876-1958) mit „Der Mann in Nummer 10“ den ersten Krimi-Bestseller der Welt.
Auf dem Hintergrund dieser und anderer erfolgreicher Krimiautorinnen ist kaum nachzuvollziehen, warum später Krimis als „Männergenre“ galten und von Frauen geschriebene Krimis seltener Beachtung fanden und finden. Manche Verlage verlangen heute noch von Krimiautorinnen, ein männliches oder geschlechtsneutrales Pseudonym zu wählen, weil sich von Männern geschriebene Krimis angeblich besser verkaufen.

Überwiegend in Großbritannien und den USA erlebten Kriminalromane und Thriller einen Boom in der Zeit von circa 1910 bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges (1939). Nach dem Krieg feierten zunehmend Agenten- und Spionagekrimis/-thriller Erfolge. In dieser Zeit entstanden Ian Flemings (1908-1964) James-Bond-Geschichten (ursprünglich eine Sammlung von Kurzgeschichten) sowie John le Carrés (1931-2020) Romane mit dem gewieften George Smiley als spionierendem Protagonisten. Zu dieser Zeit wurden Krimis und Thriller auch im deutschsprachigen Raum zunehmend populär. Zwar galten sie noch bis weit in die 1970er Jahre als literarischer „Schund“, weil sie sprachlich und intellektuell (angeblich) der „ernsten Literatur“ nicht das Wasser reichen konnten; aber bei der breiten Masse der Bevölkerung wurden sie immer beliebter. Unter anderem weil eine immer größer werdende Zahl von Lesenden den „Ernst des Lebens“ nicht auch noch in ihrer Freizeit beim Lesen haben, sondern sich bei spannenden fiktiven Geschichten entspannen und im Fall des Krimis/Thriller auch ein bisschen gruseln und schaudern wollten.
Da Deutschland das wohl einzige Land ist, das immer noch einen Unterschied zwischen E- und U-Literatur – ernster und unterhaltender Literatur – macht (ein Krimi ist, von humorvollen Krimis abgesehen, inhaltlich so ernst, wie ein Genre nur sein kann und trotzdem unterhaltend), gab es zu Anfang des 20. Jahrhunderts nur wenige deutsche Autorinnen/Autoren, die bewusst Krimis schrieben. Die meisten davon tummelten sich zunächst auf dem vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg boomenden Heftromansektor (berühmte Romanserien: „Jerry Cotton“, die noch heute erscheint, und „Rolf Torring“).
Erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewannen Krimis in Buchform immer mehr an Beliebtheit, unter anderem auch durch die zunehmende Zahl von Fernsehkrimis: „Der Kommissar“ (1969-1976), „Columbo“ (deutsche Erstausstrahlung ab 1969), „Tatort“ (ab 1970), „Soko 5113“ (1978-2020, basierend auf dem sehr authentischen Buch „Der Durchläufer“ des Kriminaldirektors Dieter Schenk vom LKA Hessen) und viele andere. Heute kann man sagen, dass Krimis und Thriller in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.


Literatur:
Stefan Neuhaus: „Der Krimi in Literatur, Film und Serie“, Tübingen, 2021
Peter Nusser: „Der Kriminalroman“, 4. Auflage, Stuttgart, 2009



1.1 Die Faszination des Verbrechens

Krimis und Thriller gelten als die beliebtesten Literaturgenres (Krimis mit einem kleinen Vorsprung vor Thrillern). Laut Statistiken des Börsenvereins des deutschen Buchhandels machen Krimis/Thriller jedes Jahr ungefähr ein Viertel des Gesamtumsatzes aller verkauften Bücher und E-Books aus.
Was aber fasziniert die Lesenden so sehr an nicht nur fiktiven Verbrechen? Für dieses Phänomen spielen mehrere Faktoren eine Rolle.

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