Inhalt

Vor dem Buch noch ein Wort

Es wird mir wahrscheinlich nicht viele Freunde schaffen, dieses Buch, und es wird Gräben aufreißen zwischen mir und denjenigen, die mich anders eingeschätzt haben, aber Gräben sind Zeichen des Angriffs aber auch der Verteidigung.

Mein Buch ist keine globale Verurteilung von Berufsgruppen, Religionen, Philosophien oder Ideen, aber sehr wohl ein Versuch einer Entlarvung dieser, die sich unter dem Deckmantel der Humanität, Politik, Wissenschaft oder Kunst verstecken, betrügen, sich bereichern, andere unterdrücken oder zerstören.

Mein Buch sieht sich als einen Appell an die furchtlosen und geradlinigen Menschen, die verantwortungsvollen Trendsetter, die ewigen Optimisten, die kreativen Individualisten, die Künstler und Philosophen, die Wirtschaftsformer und Idealisten.

Ich bin es mir schuldig, es allen erbarmungswürdigen Schleimern, die es allen Recht machen wollen, den rücksichtslosen Unterdrückern und feigen Opportunisten, den rückratlosen Scheinheiligen, krankhaften Wichtigtuern und ekelhaften Manipulanten, den egoistischen Umweltzerstörern und selbst ernannten Heilsbringern zu sagen, wie sehr ich sie verachte.

Ich möchte, auch wenn es mir bewusst ist wenig zu verändern, nicht tatenlos zusehen, wie gewissenslose Macher unsere innere und äußere Welt zerstören, wie unfähige populistische Politiker, in ihrer wachsenden Dummheit und Arroganz, mit den Schicksalen der Menschen jonglieren, Menschen wie Marionetten bewegen und Illusionen zerstören.

Ich möchte dagegen aufstehen, sei es nur mit Wörtern und Sätzen, denn auch das Dulden macht schuldig. Ich sehe mein Buch als die kleinste Form einer geballten Faust, als emotionelle Explosion meiner neurotischen Leidenschaft die Gerechtigkeit zurückzugewinnen, auch wenn die Chancen gering sind.

Lasst uns nicht alleine. Steht auf und spuckt ihnen in ihre versoffenen, frustrierten Gesichter, die keine Leidenschaften auszudrücken mehr imstande sind. Sie ekeln mich an, mit ihren immer wiederkehrenden Phrasen, Worthülsen, Beteuerungen und Versprechungen, die sie nie einzuhalten gewillt sind.

Sie füllen ihre Bäuche und Bankkonten und auch die ihrer Nachkommen, verteilen ihre Pfründe und Einflussbereiche an Freunde und Erfüllungsgehilfen. Sie sind der menschgewordene Auswuchs einer Krankheit, die man Gier, Macht und Egoismus nennt und sind gleichzeitig die leidvolle Erkenntnis, dass der Mensch die traurige Fehlkonstruktion des Universums ist, ein Produkt, das Gott an seinem schlechtesten Tag geschaffen hat.

Mein Buch ist keine Anleitung wie man es besser machen könnte, ich nehme mir das Recht heraus zu irren aber nicht zu verletzen, obwohl ich oft hart an der Grenze dazu bin, aber so bin ich mal. Man kann mich lieben oder hassen, dazwischen gibt’s nichts.

Delite

Wenn ich einmal groß bin, möchte ich ein Lehrer werden…

Wenn ich einmal groß bin, möchte ich ein Lehrer werden, denn da kann ich in der Klasse mit vielen lieben Kindern sein. Ich kann ihnen zeigen, wie man rechnet und wie man schreiben lernt. Ich kann den Kindern viele Hausaufgaben geben. Diese muss ich dann zu Hause verbessern, aber ich muss gut aufpassen, denn wenn ich einen Fehler mache, regen sich gleich die Eltern auf.

Wenn die Kinder schlimm sind, muss ich mit ihnen viel reden und wenn mir manche nicht zuhören, dann muss ich schreien, aber das sind sowieso viele von zu Hause gewöhnt.

In den Ferien ist es am schönsten, denn da muss ich nichts tun, und die anderen sind mir das neidig. Da habe ich es gut und lache. Aber wenn die Schule wieder beginnt, da haben wir wieder viel zu tun. Ich muss mir am Abend alles aufschreiben, was ich am nächsten Tag den Kindern in der Schule sage, und manchmal kommt der Herr Direktor herein und sagt mir, wie alles noch besser geht. Ab und zu kommt der Herr Schulinspektor und geht in der Klasse herum. Er ist immer schön angezogen und schaut streng.

Wenn es heiß ist, gehe ich mit den Kindern schwimmen. Das ist wie im Urlaub. Ich muss nur auf die zwanzig oder mehr Kinder aufpassen, damit sie nicht ertrinken oder raufen, aber sonst ist es lustig. Im Winter gehen wir Eislaufen oder Skifahren, das ist besonders schön. Denn da fahren wir auf Skikurs in die Berge. Da sind wir von der Früh bis um Mitternacht mit den lustigen Kindern zusammen, und sie machen so witzige Sachen, da muss ich immer lachen, auch wenn ich manchmal nur zwei Stunden schlafen kann. Es ist halt ein richtiger Urlaub, immer viele Menschen, viel Lärm, es wird gerauft und gestritten. Manchmal wird auch gestohlen, da ist es schon gut, dass ein Lehrer dabei ist und manchmal schleichen die Buben in der Nacht in die Mädchenzimmer, aber die machen dort nur Spaß und lachen. Am Tag, da geht´s auf die Skipiste. Es darf sich nur keiner einen Fuß brechen, sonst sind wir Lehrer Schuld und der Herr Direktor schimpft mit uns, wenn wir nach Hause kommen.

Aber irgendwann später möchte ich auch Direktor werden, aber das ist nicht leicht, denn das wollen viele, und viele haben gute Freunde, die helfen ihnen dabei. Da kannst du dich Rot oder Schwarz ärgern oder du wirst dein blaues Wunder erleben, ehe du was wirst. Viele von meinen Kollegen sind dann traurig und wollen nicht mehr und werden faul. Manche beginnen zu trinken, aber das hilft wenigstens den Weinbauern. Deswegen sollen wir in Zukunft mehr arbeiten. Das sagen die Politiker. Die müssen es ja wissen, denn die müssen ja auch den ganzen Tag schwer arbeiten, mit ihren Kollegen streiten und ordentliche Gesetze für uns machen. Aber wenn die einmal einen Fehler machen, dann gehen sie einfach in Pension, nach Brüssel an die volle Schüssel oder finden einen anderen Schuldigen.

Die meisten Lehrer halten zusammen, auch wenn sie bei verschiedenen Parteien sind, denn sie wissen genau, dass die Gemeinschaft das Wichtigste ist, und auch wenn wir nicht so viel verdienen, wie ein Maurer oder Mechaniker, müssen wir trotzdem dankbar sein, denn die Ferien sind schon schön und lang. Viele Menschen sind uns das neidig, aber dabei sollten alle froh sein, denn gerade in den Ferien kommen viele Fremde zu uns und bringen viel Geld. So werden alle reich, nur weil wir und die Kinder Urlaub machen.

Wenn ich einmal groß bin, dann möchte ich ein guter Lehrer werden. Ich mache immer meine Vorbereitungen, lese alle Verordnungen, besuche hochinteressante Kurse und gehe auf alle Tagungen, wo man uns erklärt, wo man was zu sagen und wie man was zu tun hat. Man muss schon cool und flexibel sein, denn was heute Rot ist, ist morgen Schwarz und übermorgen Blau.

Ich freue mich schon auf die Schüler, auf die netten Kollegen und auf den Herrn Direktor, auf das Klassenbuch, die lustigen Skikurse, die lustigen und spannenden Konferenzen, die hochinteressanten Tagungen, die objektiven Hearings, auf die schlimmen Schüler, die Elternsprechtage mit den vielen freundlichen und verständnisvollen Eltern und auf das Zeugnisschreiben.

Weil das eben alles so schön ist, möchte ich einmal Lehrer werden.

Und wenn all die vielen alten und müden Lehrer irgendwann mal in die Pension gehen, dann erwische ich sicher auch eine Stelle. Mein Papa kennt da jemand in der Partei und der hat gesagt, er wird´s schon richten für mich...

Bajazzo

Die unbequemen Alten

Sie sitzen zitternd oder schlafend im Rollstuhl oder am Sessel. Schauen apathisch und kennen weder Tag oder Nacht, nicht Sommer oder Winter. Man zwingt sie zu schlafen, obwohl sie nicht müde sind, sie sitzen vor dem Fernseher, obwohl sie nicht hören, man füttert sie, auch wenn sie keinen Hunger haben und machen sie Probleme, werden sie „ruhig gestellt“ - das schafft Ruhe im System.

Die Unbequemen kommen heutzutage nicht mehr ins Gitterbett wie früher, sondern werden mit Tabletten ruhig gestellt. Beruhigungsmittel werden oft höher dosiert, als in der Krankenakte vermerkt ist, besonders dann, wenn der Patient als „Störenfried“ empfunden wird. Es findet kaum Kommunikation statt und wenn, dann wird in der „Kindssprache“ geredet. „Na, Herr Huber, warn´s schon am Topferl, hams schon Gaggi gmacht?“ oder „Soll ich ihnen ein Windi wechseln, Frau Maier, damit sie dann Lullu können?“ Manche „Pfleger“ kontrollieren durch einen gekonnten „Arschkneifer“, ob das Winderl schon voll ist oder nicht. Das Essen wird oft stumm serviert und vom fachunkundigen Personal nicht mundgerecht zerkleinert, was bei manchen Patienten jedoch nötig ist. Hat der Patient nach einer halben Stunde nicht gegessen, wird einfach abserviert und dokumentiert: „Herr oder Frau XY hat sein Essen nicht zu sich genommen.“

Wenn ein Patient auf die Toilette muss, kommt es vor, dass dieser bis zu 5 x bitten muss, ehe er die Antwort des Pflegers: „Ich komme gleich“, erhält.

Das engagierte Personal verfällt schnell dem Trott des Alltags und wird statt sensibilisiert desensibilisiert; es gewöhnt sich an das Leid der alten Menschen.

Verwandtenbesuche sind eine Art Garantie dafür, dass die Betroffenen „vorsichtiger“ behandelt werden als solche, die keine Verwandten mehr haben. Nach dem Motto: Wo kein Kläger, da kein Richter, oder Dementen fehlen die Argumente.

Da leuchten die Augen der Politiker vor den Wahlen, und so mancher Mandatar streichelt mediengerecht ausgemergelte Mütterhände bei der Muttertagsfeier der Ortspartei und überbringt den unvermeidlichen Geschenkskorb, vor den Augen der Bezirksjournalisten, die jeden Pfurz des Bezirkskaisers bringen müssen.

Die Alten sind eine Macht, wenn sie ihr Geld auch ausgeben können, oder wenn es ums Erben geht. Da kommt schon gelegentlich auch mal die Frau Tochter vorbei, die sich sonst wenig blicken lässt und zeigt sich von der fürsorglichen Seite. Was man sich erschleimen kann, muss man sich nicht erarbeiten.

Die Alten sind auch eine Macht, wenn man von ihnen abhängig ist. Wenn Papa oder Mama die Wohnung zahlt, die Kreditraten begleicht, die nervigen Sprösslinge betreut, wenn die Jungeltern ausgehen oder urlauben. Oder sie das neue Auto für ihre Kinder oder Enkelkinder finanzieren dürfen.

Ja, die Alten, auch sie waren einmal knackig, begehrt, energiegeladen und voll Elan. Die jugendkultgeschädigte Gesellschaft der Gegenwart hat kein Interesse an den bedürftigen Alten, und faltige Gesichter sind nur interessant für die Kosmetikindustrie. Die Pharmakonzerne schütten die ausgemergelten Körper mit lebenserhaltenden Tabletten so lange voll, solange die Krankenkassen diese bezahlen.

Jahrzehntelang rackerten sie, um uns den heutigen Wohlstand zu garantieren. Die Worte Dankbarkeit und Anerkennung haben in unserer Gesellschaft ihren Stellenwert verloren. Jeder ist sich selbst der Nächste. Der Zustand „Jugend“ scheint einen Gewissensblocker auszulösen, der es vielen nicht erlaubt, daran zu denken, dass für die meisten auch einmal das Alter traurige Realität sein wird. Die Alten sind unbequem, besonders wenn sie krank werden. Unser eigenes Leben ist uns zu wichtig, die berufliche Karriere ist der vorgeschobene Vorwand, die Menschen, die uns am nächsten standen, in den letzten Jahren ihres Lebens alleine zu lassen. Stattdessen bestellt man bezahlte Helfer, damit diese die Ärsche der Mütter und Väter reinigen. Vergessen ist der Gedanke, dass diese gebrechliche Mutter einst die Windeln ihrer Kinder gewechselt hat. Bezahlte Streicheleinheiten beruhigen das schlechte Gewissen der nachkommenden Generationen und lassen die Menschen alleine, die ihnen am allernächsten sind. Man erhält im Leben immer das, was man vorlebt, und Kinder sind immer Produkte der eigenen sozialen und charakterlichen Haltung.

Die junge Generation zelebriert die Abhärtung der Seele und argumentiert mit den Anforderungen der Gegenwart. Das Zittern und die Tränen der Alten von heute wird das Meer von morgen für uns alle sein.

Pina

Expressionismus, Naturalismus, Opportunismus

Die meisten Künstler, aus welchen Richtungen sie auch immer kommen mögen, haben für ein kontinuierliches politisches Engagement wenig übrig. Sie scheuen die Konfrontation mit dem Gewöhnlichen und Trivialen. Es gibt jedoch kaum Künstler, die sich von öffentlichen Förderungsgeldern abwenden, im Gegenteil, sie biedern sich oft in penetranter Art und Weise den Entscheidungsträgern an, dass die Peinlichkeit oft nur mit ihren Kunstwerken zu übertreffen ist. Dabei vergessen sie aber nie ihre künstlerische Freiheit, wo auch immer sie auftauchen, zu bekunden und haben noch den Mief des Wartezimmers irgendeines Kulturpolitikers auf ihren liberalen Outfits. Der „Förderalismus“ hat so manchen Kunstschleimer so richtig ausrasten lassen, und viele halten sich mehr in den Gedärmen der Politiker, als in ihren Ateliers auf.

Eine große Zahl von ihnen ist so selbstverliebt in ihrer maßlosen Selbsteinschätzung, dass die dabei entstehende Arroganz, als unverzichtbare Reaktion, den Blick zu sich selbst trübt. Sie haben längst die Beziehung zu den normalen Menschen verloren und glauben durch überdimensionale Preisgestaltung ihrer Kunstobjekte ihren eigenen Status zu erhöhen. Und wenn dann gar nichts mehr geht, dann starten manche wieder eine „Schleimaktion“ Richtung Landesregierung, um dort öffentliche Aufträge zu ergattern.

Auch Medien bleiben nicht verschont, denn die Gunst derer zu erhaschen, ist für manchen Überlebensprinzip. Die „Verhaberung“ zieht weite Kreise.

Es sieht nicht gut aus, wenn ein Künstler, der eigentlich Symbol für Freiheit, Unabhängigkeit, Rebellion und Unzufriedenheit sein soll, ein kleines Schleimrädchen im Machtgefüge der Parteien ist, nur um seines eigenen Vorteils willen.