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Nr. 35

 

Der Tod von Humarra

 

Der Robotmensch jagt die Fremden von der Lenkzentrale – er will sie lebend fangen

 

von William Voltz

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der USO schreibt man Mitte Juli des Jahres 2408 Standardzeit.

Für Lordadmiral Atlan und seine USO-Spezialisten hat längst eine neue Phase in der Auseinandersetzung mit der Condos Vasac, den kosmischen Gegenspielern der Menschheit, begonnen, denn die CV hat erstmals eine neue, gefährliche Waffe eingesetzt – die Hyperfalle. Diese Waffe, wäre sie schon ausgereift, würde den Gegnern der Menschheit die Herrschaft im All sichern.

Die Weiterentwicklung einer solchen Waffe muss daher unbedingt unterbunden werden. Gleichzeitig heißt es, die geheimnisvollen Machthaber der Condos Vasac zu stellen.

Beide Zielsetzungen der USO stehen kurz vor ihrer Realisierung – Atlan weiß es nur noch nicht. Auch USO-Spezialist Sinclair M. Kennon, der Robotmensch, der sich in seiner neuen, verhassten Maske auf dem Planeten Porsto-Pana befindet, direkt am Hauptort des Geschehens, sieht anfangs keine Möglichkeit, einen Fremden von der CV-Lenkzentrale zu stellen.

Erst als der Zufall zu Hilfe kommt, ergibt sich für den Robotmenschen eine Chance. Diese Chance ist zugleich DER TOD VON HUMARRA ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Gerzschko-1, Gerzschko-37 und Gerzschko-101 – Drei Fremde von der Lenkzentrale.

Professor Lorb Weytchen – Sinclair M. Kennon in neuer Maske.

Kamla Romo, Trant Amoys und Gelo Raztar – Kennons kleiner Begleiter.

Aigell dell Kahna – Ein Mann wartet auf den Untergang.

Atlan – Der Lordadmiral übernimmt einen seltsamen Gefangenen.

1.

 

Als Aykala von Trokhu hereinkam, um dem Mann, den sie für Dr. Lorb Weytchen hielt, das Essen zu bringen, war sie überraschend freundlich. Kennon saß am Tisch und blickte zur Tür. Er verfolgte die Bewegungen der schönen Frau.

»Ihr Essen«, sagte Aykala von Trokhu. Sie schob einen Teller und einen Becher über den Tisch. »Ich wundere mich, dass Sie nicht in der Kantine essen wollen, denn Sie haben sich schließlich oft genug über mangelnde Bewegungsfreiheit beklagt.«

Kennon streckte die Arme aus. Sekundenlang starrte er auf die plump aussehenden kurzen Hände, die zu dem Körper gehörten, den man ihm gegeben hatte.

»Wenn ich nachdenke, will ich allein sein.«

»Darf man erfahren, worüber Sie nachdenken?«

Kennons Gehirn schickte einen Gedankenbefehl an die Sensoren seines Körpers. Das Gesicht (Weytchens Gesicht) verzog sich zu einem Lächeln. Kennon übersah, dass der Akonin dieses Lächeln missfiel.

»Worüber«, wiederholte sie hastig, »denken Sie nach?«

»Über verschiedene Dinge«, wich Kennon aus und sprach damit noch nicht einmal die Unwahrheit. »Ein Mann wie ich muss ständig über verschiedene Dinge nachdenken.«

Sie blickte auf ihre Uhr.

»Man hat mich darüber informiert, dass in sechs Stunden eine Besprechung stattfinden wird«, verkündete Aykala.

»Wer ist ›man‹?«, fragte Kennon.

Er spürte, dass die Akonin unruhig wurde.

»Sind es jene, die unter der hermetisch abgeschlossenen Kuppel leben?«, fragte er weiter.

Sie wich unwillkürlich einen Schritt zurück und blickte sich um.

»Woher wissen ...«

Kennon unterbrach sie mit einer Handbewegung.

»Wissenschaftlicher Instinkt! Sie können es auch anders nennen. Auf jeden Fall will ich endlich wissen, mit wem ich es zu tun habe.«

»Sie sollten vorsichtiger sein!« Aykala seufzte. »Sie wollen mehr wissen, als gut für Sie wäre.«

»Vielleicht liebe ich das Risiko!«

Er begann zu essen. Sie sah ihm dabei zu. Kennon war sich der gesamten Zeit über der Nutzlosigkeit seines Tuns bewusst, aber da er als Weytchen und nicht als Kennon auf dieser Welt war, musste er essen wie Weytchen gegessen hätte. Schließlich wusste niemand auf Porsto-Pana, dass er keine Verdauungsorgane besaß.

Als Kennon aufblickte, sah er, dass Aykala ihn beobachtete.

Sie schien nachdenklich zu sein.

»Sie sind ein seltsamer Mann. Manchmal glaube ich, dass es um Sie irgendein Rätsel gibt.«

In Kennons Gehirn schlug eine Alarmglocke an. Mit weiblicher Intuition hatte Aykala begriffen, dass mit diesem Wissenschaftler etwas nicht stimmte. Wenn sie die Spur aufnahm, konnte es für Kennon gefährlich werden.

Kennon ließ den Weytchen-Körper scheu lächeln.

»Ich komme mir gar nicht rätselhaft vor.«

Die Abneigung, die sie ihm bisher entgegengebracht hatte, zeichnete sich wieder in ihrem Gesicht ab. Für Kennon war es wie ein körperlicher Schlag.

»Verschwinden Sie endlich!«, rief er mit seiner schrillen Stimme.

Sie starrte ihn an.

Er rollte mit den Augen und stülpte seine Lippen vor. Dann lachte er. Er war sich der Tatsache bewusst, dass er jetzt noch hässlicher wirkte.

Sie wandte sich abrupt ab und verließ das Zimmer. Kennon saß eine Zeitlang wie erstarrt da, aber sein Gehirn arbeitete. Er wusste, dass er sich in einer psychischen Krise befand, aber wie immer in solchen Situationen fühlte er sich völlig hilflos, ein Opfer der äußeren Einflüsse. Die Nähe Aykala von Trokhus bedeutete eine ständige Gefahr für ihn. Er war sich darüber im Klaren, dass sie ihm gefiel. Außerdem versuchte er, ihr auf irgendeine Weise zu imponieren.

Kennons Gehirn blickte mit künstlichen Augen auf die Tür, durch die die Akonin gegangen war. Er schob sein Essen von sich und stand auf. Er wusste, dass man ihn beobachten würde, sobald er hinausging, doch das störte ihn im Augenblick wenig.

Er brauchte Ablenkung, musste sich mit anderen Dingen beschäftigen, um einen klaren Kopf zu behalten. Er dachte an die drei Siganesen, die sich hinter dem Wasserfall versteckt hielten. Im Augenblick waren es seine einzigen Verbündeten auf dieser Welt. Es war nicht sicher, ob man auf Quinto-Center den Notruf der Siganesen gehört und entsprechend gehandelt hatte.

Kennon griff nach dem Türöffner, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne.

Die Funkstation in seinem Körper empfing eine Nachricht.

Eine Nachricht aus dem Weltraum.

Sie war unverschlüsselt.

 

*

 

Aigell dell Kahna fuhr mit beiden Händen über die Selenzellen und schaltete den Lautsprecherblock ein. Gleichzeitig beugte er sich zu Arklimm hinüber und stieß ihn gegen die Schulter.

»Alarm!«, rief er. »Unverschlüsselter Notruf. Gespräch durchgeben an die Zentrale und in die Kuppel.«

Arklimm, der eben noch vor sich hingedöst hatte, war mit einem Schlag hellwach und richtete sich auf. Die Unruhe übertrug sich auf die gesamte Besatzung der Funkstation von Humarra.

»Die Notmeldung kommt von jenem Schiff, das wir erwartet haben«, berichtete Aigell dell Kahna in die Zentrale der Stadt. »Es muss zu einem Zwischenfall gekommen sein.«

Über ihm flammte ein Bildschirm auf.

Das Gesicht von Res Konen, dem stellvertretenden Sektionsleiter der Abteilung für Paranormale Modulation, wurde sichtbar. Gerüchte besagten, dass Konen die besten Beziehungen zu den Unbekannten innerhalb der Kuppel unterhielt. Konen, so wurde erzählt, hatte sich schon ein paar Mal innerhalb der Kuppel inmitten Humarras aufgehalten.

»Geben Sie den Text durch!«, befahl Konen. Seine Stimme vibrierte etwas. Innerlich war der Wissenschaftler sehr erregt.

Dell Kahna blickte auf den Papierstreifen, den die Funkpositronik vor wenigen Augenblicken ausgeworfen hatte.

»Schiff nach Angriff schwer beschädigt!«, las der Funker. »Bereitet alles für Notlandung vor.«

Konens Gesicht schien zu verschwimmen.

»Angriff!«, stieß er hervor. »Wie kann das passiert sein? Hoffentlich sind sie nicht mit einem Schiff der Solaren Flotte in Berührung gekommen.«

»Wir halten Kontakt«, sagte dell Kahna.

»Erwarten Sie meine Befehle!« Das waren Konens letzte Worte, bevor der Bildschirm dunkel wurde.

»Jetzt spricht er mit denen in der Kuppel«, vermutete Arklimm.

Ein anderer Akone sagte: »Die Sache gefällt mir nicht. Erst kommt ein Schiff mit Siganesen hier an, jetzt schon wieder ein Zwischenfall. Ich glaube nicht, dass das Zufall ist.«

Aigell dell Kahna antwortete nicht. Er wartete auf Befehle und weitere Funksprüche. Das Schiff, das das Notsignal ausgestrahlt hatte, war schon seit Stunden erwartet worden. An Bord hielten sich einhundertdreißig Mitglieder der Lenkzentrale auf. Sie wollten Kontakt mit den Unbekannten in der Kuppel aufnehmen, die nach dell Kahnas Ansicht ebenfalls zur Lenkzentrale der Condos Vasac gehörten.

Dell Kahna war unruhig. Er befürchtete, dass eine USO-Flotte auftauchen und Humarra angreifen würde. Die Anwesenheit der Siganesen, auch wenn man sie inzwischen ausgeschaltet hatte, bedeutete nichts Gutes.

»Da kommt wieder eine Nachricht!«, rief Arklimm.

 

*

 

Sinclair M. Kennon, der als Dr. Lorb Weytchen nach Porsto-Pana gekommen war, drehte sich langsam um und kehrte zum Tisch zurück. Seine körpereigene Positronik hatte den ersten Funkspruch aus dem Weltraum bereits ausgewertet. Er wusste jetzt, dass ein beschädigtes Schiff mit einhundertdreißig Unbekannten an Bord sich dem System näherte, das die Siganesen Sherak-Lano genannt hatten. Das Schiff war während des Fluges angegriffen worden.

Kennon vermutete, dass jetzt alles für eine Notlandung vorbereitet wurde. Der Raumhafen lag nicht weit von Humarra entfernt, so dass eine gefährliche Situation entstehen würde.

Kennon ließ sich am Tisch nieder und konzentrierte sich. Er wartete darauf, dass sich zwischen dem Schiff der Fremden und der Funkstation im Humarra ein Funkgespräch entwickeln würde, dem erweitere Informationen entnehmen konnte.

Allein die Tatsache, dass die unbekannten Raumfahrer in aller Hast und unverschlüsselt funkten, war für Kennon bedeutsam. Er schloss daraus, dass die Fremden sich in höchster Not befanden.

Wer hatte sie angegriffen?

Vielleicht ein Schiff der USO?

Kennon verwarf diesen Gedanken. Jede voreilige Schlussfolgerung konnte ihn verwirren.

Er war dankbar für dieses ungewöhnliche Ereignis, das ihn von seinen eigenen Problemen ablenkte.

In diesem Augenblick kam die zweite Nachricht aus dem Weltraum. Es handelte sich um einen Befehl. Die Fremden forderten, dass alles für ihre Aufnahme in der Kuppel von Humarra vorbereitet werden sollte. Kennon schloss daraus, dass die Besatzungsmitglieder des havarierten Schiffes und die Bewohner der Kuppel einem Volk angehörten.

Der Umstand, dass die Besatzungsmitglieder des Raumschiffes den Akonen und Antis auf Porsto-Pana Befehle geben konnten, bewies, dass wichtige Mitglieder der Lenkzentrale an Bord waren.

Kennon überlegte.

Es dauerte lange, bis die Funkzentrale von Humarra auf die beiden Notsignale antwortete. Entweder brauchten die Verantwortlichen so lange, bis sie sich von ihrem Schock erholt hatten, oder sie mussten mit den Wesen in der Kuppel Verbindung aufnehmen.

Kennon war fast überzeugt davon, dass die letztere Vermutung zutraf.

Er hörte ein Geräusch an der Tür und blickte auf. Aykala von Trokhu kam herein. Kennon sah sofort, dass sie aufgeregt war. Sie hatte ein breites Kombinationsgerät um die Hüften geschnallt.

Sie war also über die Funksprüche unterrichtet.

»Sie dürfen diesen Raum vorläufig nicht verlassen!«, befahl sie. »Halten Sie sich an diese Anordnung, dann haben Sie keine Schwierigkeiten zu befürchten.«

»Sind nicht Sie es, die Schwierigkeiten zu befürchten, haben?«, fragte Kennon spöttisch. »Sie und Ihre Freunde?«

Sie zuckte zusammen.

Kennon merkte, dass er wieder zu weit gegangen war. Glücklicherweise kümmerte sie sich nicht weiter um ihn, sondern ging sofort wieder hinaus.

Fast gleichzeitig empfing Kennon einen Funkspruch der Zentrale von Humarra an das havarierte Schiff der Fremden.

Alles für eine Notlandung vorbereitet. Erwarten genaue Koordinaten.

Kennon nickte verständnisvoll. Der zweite Teil des Funkspruchs war eine vorsichtige Andeutung, dass die Verantwortlichen mit Schwierigkeiten rechneten. Wenn das Raumschiff in der Nähe der Stadt abstürzen und explodieren würde, konnte es zu einer Katastrophe kommen, denn in Humarra gab es zahllose Energieanlagen, die auf atomarer Basis arbeiteten.

Kennon verließ seinen Platz am Tisch und ging zur Tür. Er ortete in den Korridor, um festzustellen, ob vielleicht ein Roboter draußen stand, der ihn bewachen sollte. Es waren keine Impulse feststellbar.

Trotzdem verließ Kennon den Raum nicht. Er wollte hierbleiben und abwarten. Zweifellos würde er weitere Funknachrichten abhören können. Daraus würde er seine Schlüsse ziehen und seine weiteren Aktionen planen.

Vielleicht ergab sich diesmal eine Chance, einen der geheimnisvollen Fremden genau zu beobachten. Kennon hielt nicht viel von den bisher angestellten Vermutungen. Es gab noch zu viele unbeantwortete Fragen. Die USO besaß einige Teilchen eines Mosaiks, aber niemand kannte die genauen Zusammenhänge.

Kennon versuchte sich vorzustellen, was an Bord des beschädigten Schiffes verging. Die Fremden schienen sich in höchster Not zu befinden.

Ihre Ankunft war offenbar erwartet worden. Mit dem Zwischenfall hatte jedoch niemand gerechnet.

Kennon fragte sich, ob die Ankunft des Schiffes etwas mit seiner Anwesenheit zu tun hatte.

Seine Gedanken wurden unterbrochen, als das Schiff wieder zu funken begann. Das unbekannte Wesen, das die Funkanlage bediente, war sich der Gefährlichkeit der Situation bewusst, denn es berichtete ohne Umschweife. Kennon hatte den Eindruck, dass die Funksprüche eine unüberhörbare Forderung enthielten. Die Unbekannten konnten sich offenbar überhaupt nicht vorstellen, dass man ihre Befehle aus Rücksicht auf die Sicherheit der Stadt missachten könnte.

Kennon glaubte nicht, dass eine derartige Selbstsicherheit Produkt der augenblicklichen Situation war, vielmehr deutete sie auf eine übersteigerte Ichbezogenheit der Fremden hin.

Mit Hilfe seiner körpereigenen Funkanlage hörte Kennon die nächsten Funkbotschaften mit. Sie waren beunruhigend. Beunruhigend für die Stadt Humarra und ihre Bewohner, zu denen auch Kennon und die drei Siganesen gehörten.

2.

 

Das Schiff war walzenförmig, zweihundertfünfzig Meter lang und fünfzig Meter dick. Zum Heck hin verkleinerte sich der Durchmesser auf dreißig Meter. Dort waren auch die Haupttriebwerke untergebracht. Das Schiff war vor vierzehn Stunden von acht Kampfschiffen der Springer angegriffen und dabei beinahe vernichtet worden.

Der Kommandant des Schiffes saß in der Zentrale und beobachtete die Kontrollen, die mehr oder weniger beunruhigende Werte zeigten. Er spürte, dass sich die Vibrationen, die das Schiff durchliefen, auf seinen schweren Schutzanzug übertrugen. Der Kommandant hatte befohlen, dass alle Überlebenden des überfallartigen Angriffs einen Schutzanzug anlegen mussten. Die Atemluft war aus den meisten Räumen entwichen. Da außerdem die Lufterneuerungsanlage ausgefallen war, konnte der übliche Druck nicht wiederhergestellt werden. An Bord des Schiffes war es zu einem erheblichen Wärmeverlust gekommen. In keinem der Räume wurden noch die einhundert Grad Wärme erreicht, die die Besatzungsmitglieder bevorzugten.

Auch das Überlichttriebwerk war beschädigt worden, es hatte jedoch noch lange genug funktioniert, um das Schiff in das System der Doppelsonne zu bringen, wo der Zielplanet lag.

Der Kommandant war sich darüber im Klaren, dass der Angriff auf sein Schiff auf einem unglücklichen Zufall beruht hatte. Die Springer hatten offenbar geglaubt, ihr geheimes Sonnensystem wäre entdeckt worden. Dabei war das Schiff nur aus dem Linearraum in den Normalraum gegangen, um zu orten und den Flug danach fortzusetzen. Dass dieses Manöver in der Nähe einer geheimen Springerwelt stattgefunden hatte, war den Besatzungsmitgliedern erst klar geworden, nachdem ihr Schiff bereits drei Wirkungstreffer erhalten hatte. Danach hatte der Kommandant eine sofortige Flucht angeordnet, denn jeder Versuch einer Gegenwehr wäre einem Selbstmord gleichgekommen.

Der Kommandant blickte aus den vier Sichtluken seines Raumhelms in die Zentrale.

Auf den ersten Blick sah es so aus, als wäre hier alles in Ordnung. Doch der Schein trog. Allein die Tatsache, dass alle Besatzungsmitglieder schwere Schutzanzüge trugen, bewies die Gefährlichkeit der Lage.

Der Kommandant befürchtete, dass es zu Explosionen kommen würde, sobald das Schiff in die Atmosphäre des Zielplaneten eindrang. Dieses Risiko musste er jedoch eingehen, denn hier im Weltraum war die Besatzung nicht länger lebensfähig.

Der über zwei Meter große Kommandant richtete sich in seinem Sitz auf und ging zur Funkzentrale hinüber.

Er zweifelte nicht daran, dass auf dem Zielplaneten bereits alle Vorbereitungen zu ihrer Rettung begonnen hatten.

Der Funker wandte sich zu ihm um.

»Der akonische Befehlshaber von Humarra befürchtet offenbar, dass es während der Landung zu einer Katastrophe kommen könnte. Er lässt anfragen, ob wir eine einwandfreie Landung durchführen können.«

Gerzschko-1 umklammerte mit den Händen seiner tentakelähnlichen Arme den oberen Rand des Funksessels.

»Der akonische Kommandant von Humarra ist nicht maßgebend. Unsere Freunde in der Kuppel werden ihm sagen, was er zu tun hat.«

Der Funker beugte sich nach vorn. Eine neue Nachricht traf ein.

»Man verlangt abermals unsere Flugkoordinaten, Gerzschko-1!«

Der Kommandant starrte auf die Funkanlage.

»Geben Sie die Koordinaten durch, Gerzschko-23!« Er trat näher an das Funkgerät heran. »Sie stimmen sowieso nicht.«

»Haupttriebwerk Nummer sieben ausgefallen!«, rief Gerzschko-108 in diesem Augenblick. »Können Kurs nicht halten.«

Der Kommandant zögerte keinen Augenblick.

»Geben Sie die Koordinaten, die jetzt gültig sind, auf jeden Fall nach Humarra durch!«, befahl er dem Funker. »Wir werden es schon schaffen.«

Er kehrte zum Hauptkontrollsitz zurück.

Gerzschko-108, einer der besten Piloten an Bord, nahm ein paar Schaltungen vor.

»Mit drei von zehn Triebwerken schaffen wir es nicht, Kommandant!«

»Still!« Gerzschko-1 überblickte die Kontrollen. Das Schiff vibrierte jetzt noch stärker. Es kam immer weiter vom berechneten Landekurs ab.