Dieses Buch ist

allen gewidmet,

die daran glauben,

dass ihre Träume wert sind, gelebt zu werden

und dass der Mensch die Macht hat,

sich seine eigene Zukunft

zu erschaffen.

DREAMS INTO ACTION

Das Zukunfts-Lesebuch

Traumverzeichnis

Vorwort

Die Möglich-Macher

Gerald Motz-Artner

Zeit 29032020

artep

Danach, Paris

Rike Pinheiro

sein – be

Astrid Wessely

O holy

Marion Ziegelwanger

Manchmal ist es dunkel

Nicole Steinacher

Sehnsucht

Silvia Jandl

Die Freiheit der Entscheidung

Andrea Maria Mayer

Reise meines Lebens

Silvia Jandl

Wir geben uns die Hand

Birgit C. Krammer

und da ist dieses fantastische, unauslöschliche Licht…

Sandra Ornig

Maske

artep

Frucht

Anton Michael Luchner

Das Meer

Silvia Jandl

Danach, Wien

Rike Pinheiro

Auf der sicheren Seite - safety first

Gerald Motz-Artner

Maskenball

Anton Michael Luchner

Beam you up and away

artep

Gottfried und mein Traum!

Gabriela Weber

Die Tulpe, der Lauch und der Kirschbaum

Gisela Ebermayer-Minich

Die Bucht ihrer Träume

Denise Uthoff

werden - become

Astrid Wessely

Die Erinnerung, Rückkehr zum Meer, 2070

Kristina Maria Brandstetter

Eines Morgens

artep

Der neue Tag

Vera Tinhofer

Gesundheitszentrum Venus

Susanna Shankari Motz-Artner

Spielball (COVID19 Mix)

Gerald Motz-Artner

So weit – Eine Geschichte über Mut und Dankbarkeit

Nicole Steinacher

Danach, Lissabon

Rike Pinheiro

Wiederentdeckt in meinem 2020 Tagebuch: glitzernder Morgenlauf 01042020

artep

Ohne Geld

Martina Gleissenebner-Teskey

Mein Weg (Version 2020)

Gerald Motz-Artner

Die Autoren und Autorinnen

Bildnachweise

VORWORT

Stell dir vor, es ist Frühjahr 2020, und es herrscht Krise…

Eine weltweite Krise. Die Menschen sind gelähmt, erstarrt, haben Angst. Für die meisten eine völlig neue, nie dagewesene Lebenssituation.

Zeitgleich planen zwei engagierte Unternehmerinnen ein Event der besonderen Art, eine neue Bewegung, die uns Werkzeuge in die Hand geben soll, unsere Zukunft selbst zu gestalten: „Dreams Into Action“ entsteht.

Durch die Krise muss der Event verschoben werden, die Idee eines Zukunftsbuches entsteht, Freundinnen, Bekannte, Arbeitskollegen werden motiviert, mitzumachen.

In wenigen Tagen finden sich 23, einander zum Teil unbekannte Menschen, die Lust darauf haben, gerade JETZT - in der Krise - ein gemeinsames Zukunftsbuch zu schreiben. Viele sind Beraterinnen, Coaches, Therapeutinnen, die durch das Schreiben von Fiktion und Poesie nun einen völlig neuen Weg finden, Menschen in die eigene Kraft zu führen. Andere wiederum haben bereits Fachbücher publiziert und wagen sich nun auf neues, fantastisches Terrain. Wieder andere sind bereits erfahrene Wortakrobaten und Fabuliererinnen, die bisher mit ihren Blogs Leserinnen und Leser inspirieren konnten.

Was wir nicht wollen, sind Ratschläge und „How to…“-Anleitungen. Was wir wollen, sind Beiträge, die eines gemeinsam haben: sie sollen von der positiven Zukunft erzählen, in der das Realität ist, wovon wir bis dato nur geträumt haben.

In nur fünf Wochen entsteht ein gemeinsames Werk, noch in der Zeit der unmittelbaren Krise wird es fertiggestellt. Regelmäßige Zoom Meetings morgens und abends schaffen Struktur, geben Möglichkeiten des Austausches, Nähe, ein Kennenlernen der Autorinnen, Zeitvorgaben, bis wann die Geschichten und Gedichte fertig sein sollen. Viel wertschätzendes Feedback wird gegeben, es wird gegenseitig Korrektur gelesen, es gibt viele gute Tipps und wir tauchen in das ein, was uns Menschen zum Menschen macht: unsere Schöpfungskraft.

Nichts kann uns aufhalten, wenn wir es nicht selbst tun.

Unsere Geschichten werden geboren, können sich entwickeln ohne Zensur. Aus dem Nichts entsteht eine neue Fülle, kommen lang verschüttete Träume wieder ans Licht, wird die Möglichkeit einer neuen, besseren Zukunft spürbar.

18 Schreibende erreichen am 2. Mai 2020 die Ziellinie, bringen ihre Werke in dieses Zukunftsbuch ein und ermöglichen Ihnen nun, mit ihnen gemeinsam in eine faszinierende Zukunft einzutauchen, in der wir uns alle als Möglich-MacherInnen erkennen.

Lassen Sie sich anzünden von der Energie jeder einzelnen Geschichte! Genießen Sie die Vielfalt der Erzählungen!

Erfreuen Sie sich an wunderschönen Formaten von Gedichten, die die Sehnsucht beschreiben!

Reisen Sie mit unseren AutorInnen in fantastische Zeiten, an geheimnisvolle Orte, mit interessanten und andersdenkenden Hauptfiguren!

Dieses Zukunftsbuch ist erst der Anfang! Denn „Dreams Into Action“ versteht sich als eine Bewegung von „Möglich-Machern & Möglich-Macherinnen“, die viele Menschen inspirieren, bestärken und befähigen möchte auf ihrem eigenen Weg vom Träumen zum Handeln.

Wir verstehen uns als die typische "WeltverbesserungsCrew", die alle einschließt: Unternehmerinnen, Angestellte, Führungskräfte, Freelancer, … Menschen eben.

Tritt ein!

Die Möglich - Macher

HERZgesteuert by Mo-ART, Gerald Motz-Artner

Lass DEINE Träume an die frische Luft –

du lebst in der Ära der Möglich-Macher

Brauchst weder Marvel Helden, Gurus, Führer

noch sonst wie erleuchtete Bewacher

Zu Tausenden zünden wir dieser Tage unsere manifestierten

Leuchtraketen

Menschen wie DU und ICH –

WIR nehmen es in die Hand, sind unsere eigenen Propheten

Ideen werden radikal anders und erfrischend neu gedacht

Die sprühenden Funken der Visionäre ins morphische Feld gebracht

Game Changer speisen permanent rein ins allumfassende Weltennetz

Inhaltsleer, stumpf und einfallslos hingegen

das seelenlose Politiker-Geschwätz

Wir entledigen uns aller bindenden Stricke –

nie wieder fremdbestimmter Hampelmann

Unser Kopf ist deswegen rund,

damit unser Denken auch mal die Richtung ändern kann

Nonkonformistisch hinterfragen wir alles –

schwimmen auch mal gegen den Strom

Kein Ausbremsen mehr möglich –

wir bauen unablässig an unserem heiligen Dom

Die kritische Masse ist erreicht –

sie gebärt, setzt um und legt frech drauf los

Der Nährboden so samensatt und fruchtbar –

unsere Zuversicht unendlich groß

Ins Rampenlicht preschen all wir gipfelstürmenden Eroberer

Die Veränderung bist DU und ICH! Raus aus der Ecke der Suderer

Sieh unter die Hülle -

du findest in jedem Menschen Begabung und Talent

Auf der Bühne des Lebens – so viel Fülle –

jeder von uns völlig in seinem Element

Viele alte weise Seelen kehren als Wegweiser zurück,

um uns zu unterstützen

Kinder der neuen Zeit nehmen uns an der Hand –

rufen „Wacht auf ihr Schlafmützen“!

Bündle deine individuellen Gaben –

glücklich zu sein ist uns allen vorherbestimmt

Trag selbstsicher und stolz

zur Schau dein inneres buntes Wunderkind

Zum Wohle aller im ganzen Menschen-System –

weit sichtbar wie ein hellstrahlendes Diadem

Lass uns lustvoll unser Menschenspiel spielen, angstfrei,

muterfüllt und voller Tatendrang

So kehrt immer – ausnahmslos –

Freude und Erfüllung zu uns zurück wie ein Bumerang

Sei ein Gedankenentlüfter, Neugestalter, ein Bodenaufbereiter

Sei ein Schrittmacher, ein Rauf-und-Runter-Galoppierer

auf Dur- und Moll-Tonleitern

Ein Euphorieversprüher, Herzlichkeitsspender, ein Grenzenlos-Denker

Geh schwanger mit deinem Projekt, sei Avantgardist,

ein Inneres-Feuer-Entzünder

Entdecke bahnbrechendes, erfinde dich neu,

sei ein Gestalter und Gründer

Sei ein Naturwertschätzer, ein Männer- und Frauenversteher,

ein Jung-und-Alt-Verbinder

Bring frischen Kick ins Altersheim –

bring unsere Ahnen zusammen mit Kindergarten-Kinder

Sei ein Himmelsstürmer, ein an Dankbarkeit-Ultra-Reicher

Fülle randvoll mit Liebe und Lebensfreude deine Speicher

Sei ein Herzverschenker, Aufmerksamkeitslenker,

ein Begeisterungsüberträger

Werde Düngemittel des Friedens,

zu einem charismatischen Persönlichkeits-Präger

Sei ein Grenzen-Überwinder, Mauern-Einreißer und mitreißender,

aufmunternder Motivator

Sei Augenöffner – mach dich sichtbar –

für negative Schwingungen durchlässiger Katalysator

Ein Schatten-Belichter, ein Anerkenner,

ein bestärkend Lobender und Applaudierer

Ein Solidaritätsverteidiger - ein win win Verfechter –

es braucht keine Verlierer

Wir stärken die Schwachen –

schreiben Gerechtigkeit auf unsere Fahnen

Wir lenken unsere innere Revolution in äußere,

schöpferische, kreative, neue Bahnen

Ein selbstbestimmtes ICH – ein selbstbestimmtes DU,

Möglich - Macher - Titanen

Wir suchen uns ausschließlich positive, inspirierende Vorbilder und

gucken nur die guten Nachrichten

Ziehn ihn uns nicht mehr rein, den Müll über Hass, Krieg und all die

Stories von angeblichen Bösewichten

Wir entziehen den beherrschenden Weltkonzernen die Basis,

werden zu Konsum-Rebellen

Stellen menschliche Würde über alles - fordern ein Grundeinkommen

als Bestandteil neuer Sozialmodelle

Wir haben keine Angst vor Digitalisierung oder Jobverlust

durch eine automatisierte Roboter-Zeit

Sehen darin eine Chance, ein neues sich öffnendes Feld – Technik

kombiniert mit wahrhaftiger und beseelter Menschenhand-Arbeit

Maschine und Mensch im DIENEN vereint –

ein Same, der zu einem neuen Bewusstsein keimt

Fortschritt und Altbewährtes integrieren –

stets das große Ganze anvisieren

Gesteh dir Fehler zu, verzeih sie dir und auch all die unrühmlichen

Irrungen der Menschheits-Geschichten

In hunderten von Jahren wird davon noch erzählt in mahnenden Versen

und manipulierenden Gedichten

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt

Sei ein Möglich - Macher-Held

Sei weltoffen und modern –

dabei demütig mit Respekt und Achtung vor alten Traditionen

Verbinde Alt und Jung, blicke neugierig voraus in die Zukunft –

vollbepackt mit den geilsten Visionen

Kenne deine Stammes-Wurzeln und sei darüber hinaus ein

unbegrenzt freier Erdenbewohner

Ein sich selbst Nicht-Schoner aber auch ein mit sich selbst

sehr achtsamer Potential-Belohner

One earth mit all ihren schwingenden Wesenheiten

Sind wir doch alle Sauerstoff-Einatmer seit Ewigkeiten

Wie sagte schon Pippi: „Sei frech und wild und wunderbar“

So gehen wir es an – gemeinsam sind wir unbesiegbar

DU und ICH – wir sind die MÖGLICH – MACHER

Zeit 29032020

(by artep)

Zeit

viel Zeit

viel mehr Zeit

noch viel mehr Zeit

Frühlingszeit

Sonnenzeit

Tulpenzeit

endlich Zeit

endlich wieder Sommerzeit

zu viel Zeit

unendlich viel Zeit

wie lange noch so viel Zeit

unbezahlte Zeit

unbezahlbare Zeit

eingefrorene Zeit

wieder aufgetaute Zeit

MachwasausDirZeit

Aufwachzeit

Kreativzeit

Zelt für Veränderung

Jetzt

Zeit, Adriana Galabova, adselini.net

DANACH… Eine Geschichte in 3 Teilen

Rike Pinheiro

Als Psychotherapeutin mag ich Menschen und ihre Geschichten. Besonders Lebensgeschichten interessieren mich.

Die Menschen, die zu mir kommen, haben Probleme und Schwierigkeiten verschiedenster Art.

In meiner therapeutischen Arbeit geht es um die Auseinandersetzung mit Ängsten, der Aufarbeitung von Traumata, Konfliktbewältigung, Krisenintervention und vieles mehr.

Das dauert oft sehr lange. Doch dann ist das Ziel erreicht. Für die Patientinnen und Patienten beginnt eine neue Lebensphase. Das ist der Zeitpunkt des Abschieds.

Nur selten begegne ich den Menschen, die ich begleitet habe, danach.

Die Corona Krise liegt nun schon mehr als eineinhalb Jahre zurück. Viele von uns hatte sie plötzlich aus dem normalen Alltag gerissen. Entweder durch zu wenig bis hin zu gar keiner Arbeit oder durch wochenlange psychische und physische Überlastung.

Sie traf uns alle mehr oder weniger unsanft. Bei vielen Menschen löste sie Ängste aus oder reaktivierte alte Traumata. Dazu kam die monatelange soziale Isolation. Einsamkeit, Zusammenleben auf engem Raum, virtuelles Lernen und Home-Office führten bei vielen von uns zu Überforderung. Unser aller Leben verschob sich von Outdoor nach Indoor.

Jetzt, nachdem die Krise überwunden und vorbei ist, interessiert mich das Danach. Was ist aus all der Solidarität, Unterstützung, Hilfe für die älteren Menschen geworden? War die Krise eine Chance oder nur ein vorübergehendes Ereignis, an das wir uns nicht so gerne erinnern, eine Schlagzeile, die wir schon wieder vergessen haben?

Paris

Julie & Gustave

Endlich wieder reisen und andere Länder genießen. Das letzte Jahr verbrachten wir unseren Urlaub zu Hause. Das kam unserem Garten sehr zugute. Denn normalerweise verbringen wir den Sommer in der Heimat meines Mannes, in Portugal. Heuer sind der Rasen und die Blumen gepflegt wie lange nicht mehr und die ersten selbst angebauten Karotten und Tomaten geerntet.

Unsere erste Reise seit der Corona Krise führte uns nach Frankreich. Genauer gesagt, nach Paris.

Freunde hatten uns zu einem runden Geburtstag eingeladen. Da konnten wir einfach nicht widerstehen. Wir freuten uns sehr. An Möglichkeiten und Sehenswürdigkeiten fehlt es in Paris ja nicht.

Ein wenig am Seine-Ufer flanieren, einen Café au lait im Café de l’Opéra genießen. Natürlich wollten wir auch sehen, wie es um Notre Dame steht. Doch an erster Stelle unseres Programms stand der Besuch der Orangerie, um Monet‘s Seerosenbilder zu bestaunen.

Endlich war es soweit. Der langersehnte Kurzurlaub begann. Normalerweise herrscht am Flughafen in Wien hektisches Treiben. Nervöse Passagiere und ungeduldiges Bodenpersonal konkurrieren vor den Eincheckautomaten. Doch heute war alles anders. Ruhe und Geduld auf Seiten der Passagiere, Höflichkeit beim Bodenpersonal. Der Sicherheitscheck war von lächelnden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern begleitet. So entspannt und gut gelaunt waren wir noch nie am Gate.

Auch im Flugzeug keine drängelnden, nörgelnden, sondern geduldig wartende Passagiere. Der Urlaub hatte eigentlich schon begonnen.

Der Taxifahrer in Paris war sehr freundlich. „Endlich kommen wieder Touristen“, strahlte er. „Nach der schrecklichen Krise hatten wir keine Fahrgäste, keine Arbeit und natürlich auch kein Geld. Während der Zeit habe ich Krankenhäuser mit Essen aus Restaurants beliefert, die für deren Personal kochten. Es war schrecklich, so viel Leid, so viel Tod. Es tut gut, dass jetzt wieder Fahrgäste im Wagen sitzen.“

Ja, wir waren auch froh, alles überstanden zu haben und das Leben wieder genießen und uns frei bewegen zu können.

Wir waren vor dem kleinen Hotel angekommen. Es war zentral gelegen, sodass wir die meisten Sehenswürdigkeiten leicht zu Fuß erreichen konnten. Auf Städtereisen gehen wir gerne zu Fuß. Da kann man so einiges Interessantes entdecken, schöne Häuser, kleine Geschäfte, Bistros und vieles mehr.

Die Dame an der Rezeption begrüßte uns mit einem freundlichen Lächeln. Das Zimmer hatten wir schon vorab gebucht. Es war groß und geräumig. Ganz in Blau und Weiß gehalten. Ein Strauß frischer Blumen und eine Schale mit Äpfeln standen auf dem Tisch. Es war Freitag früh. Wir hatten extra einen Morgenflug gebucht, um Paris länger genießen zu können. Die Geburtstagsfeier war erst für Samstagnachmittag geplant.

Noch einen kurzen Moment zum Ankommen, dann ging es los. Ausgerüstet mit einem Stadtplan, machten wir uns auf den Weg. „Aber doch nicht ohne einen Café au lait und einem Croissant“, meinte ich bestimmt.

Wir wollten die Orangerie besuchen. Acht riesige Panoramabilder von Monet zieren die Wände der beiden ovalen Säle. Sie zeigen die Seerosen aus dem Teich in Monet’s Garten in Givenchy, die er zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten gemalt hatte.

In der Mitte der Säle steht jeweils eine große Bank, auf der man die Bilder in aller Ruhe auf sich wirken lassen kann, schön, einzigartig, überwältigend.

Nach diesem beeindruckenden Kunstgenuss schlenderten wir entspannt durch den Jardin des Tuileries. Gut gelaunt spazierten wir zum Seineufer und entdeckten ein kleines Bistro. „Hier könnten wir zu Mittag essen“, meinte mein Mann.

Es gab gute französische Küche, eine Soupe à l’oignon und einen Croque Monsieur.

Danach wollten wir uns Notre Dame aus der Nähe anschauen. Sie war zur Stabilisierung teilweise eingerüstet. Der Anblick war deprimierend und erfreulich zugleich. Einerseits tat es weh, das ganze Ausmaß der Zerstörung zu sehen, andererseits war sie bei dem Feuer nicht vollständig zerstört worden. Die Restaurierungsarbeiten, die sich durch die Krise stark verzögert haben, werden wohl noch viele Jahre dauern.

Wir bummelten weiter in Richtung Eiffelturm. „Zeit für einen Espresso mit einem kleinen Gateau“, forderte ich. „Wir essen den ganzen Tag“, lachte mein Mann, „Wie in der Zeit der Corona Krise“, ergänzte ich. Damals waren kochen, backen und essen für viele von uns ein wichtiger und angenehmer Zeitvertreib.

Langsam machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Je näher wir kamen, umso lauter war Gesang zu hören. Es klang wie ein großer gemischter Chor. War heute ein Feiertag, hatten wir irgendetwas im Kalender übersehen? Als wir in die kleine Straße, die zu unserem Hotel führte, einbiegen wollten, konnten wir plötzlich nicht mehr weiter.

Da stand eine große Gruppe von Menschen mit Notenblättern in der Hand, die aus voller Kehle sangen. Vor ihnen eine junge Frau, die dirigierte. Dabei schaute sie immer wieder auch nach oben. Erst jetzt bemerkten wir, dass Frauen und Männer an den offenen Fenstern der Häuser an beiden Straßenseiten standen und lautstark mitsangen. Ein junger Mann bemerkte uns. Er drückte jedem von uns ein Notenblatt in die Hand und gab uns das Zeichen, doch einfach mitzusingen. Leider kannten wir die Lieder nicht, also stimmten wir so recht und schlecht in den Gesang mit ein. Es war eine tolle Stimmung. Alle waren mit viel Freude und Enthusiasmus dabei. Nach einer guten halben Stunde endete das Straßenkonzert unter großem Beifall.

Was für ein Erlebnis. Wir mussten einen sehr verwunderten Eindruck gemacht haben, denn die junge Frau kam auf uns zu. Sie trug einfache Sneakers, die ihrem roten kurzen Kleid einen sportlich modernen Touch gaben. Ihre langen braunen Haare hatte sie zusammengebunden. „Ich heiße Julie“, stellte sie sich vor. Mein Mann spricht ausgezeichnet Französisch. Mein Schulfranzösisch reicht für eine einfache Konversation.

„Bonjour, ich bin Gustave“, ergänzte der junge Mann, der uns die Notenblätter gegeben und wieder eingesammelt hatte. Dabei legte er seinen Arm um Julies Schulter. Julie war Sängerin und Tänzerin. Eine kleine zierliche Frau voll Energie und guter Laune. Gustave war Schauspieler. Wir waren neugierig und wollten mehr erfahren. „Vor der Corona Krise“, so erzählte er mit seiner angenehm warmen Stimme, „hatten wir beide ein Engagement in einem kleinen Theater in Paris.“ „Die Proben für ein neues Stück hatten gerade begonnen, als plötzlich der Ausnahmezustand erklärt wurde“, fuhr sie fort.

Das bedeutete keine Proben, keine Aufführung, dafür viel Zeit. So beschlossen sie, sich sozial zu engagieren. Wie viele andere gingen sie für die älteren Leute in den Häusern ihrer näheren Umgebung einkaufen. Einige der älteren Leute lebten allein. Sie fühlten sich einsam, waren sie doch für lange Zeit von ihren Liebsten getrennt.

Julie und Gustave waren voller Elan und hatten eine Idee. Sie wollten ein wenig Freude in den neuen Alltag dieser älteren Menschen bringen. Anstatt den Einkauf einfach vor die Türen zu stellen und anzuläuten, begann Julie im Stiegenhaus laut zu singen, um sie zu unterhalten und ein wenig aufzumuntern. Sie sang jeden Tag ein anderes Lied. Das hieß so viel wie: Der Einkauf ist da!

Mit der Zeit begannen die Leute hinter leicht geöffneten Türen mitzusingen. Dieses gemeinsame Singen entwickelte sich zu einem täglichen Fixpunkt. Das war ein riesiger Erfolg. Es gab allen in diesen schweren Tagen das Gefühl von Gemeinschaft und nicht ganz allein zu sein.

Wir waren begeistert. Was für eine großartige und doch so einfache Idee. „Aber die Krise ist doch jetzt schon längere Zeit vorbei“, staunte ich.

„Oui, c’est vrai“, meinte Julie. Nach der Krise wollten die älteren Leute nicht mehr auf das angenehme Einkaufservice verzichten.

Sie hatten sich daran gewöhnt, dass der Einkauf auf so angenehme Art und Weise für sie erledigt wurde. Daraus entstand die Idee einer Art Plattform. Und Julie und Gustave hatten das Serviceangebot noch erweitert. Nicht nur Einkäufe, sondern gewisse Erledigungen, Amtswege, Arztbesuche bis hin zu Spaziergängen konnten gebucht werden. All diese Angebote waren sehr gefragt und beliebt. Aber alle waren sich einig, irgendetwas fehlte. Das war das gemeinsame Singen, das sie verband, das alle liebgewonnen haben, und auf das niemand mehr verzichten wollte.

„Und so haben wir diese wöchentliche Chorstunde eingeführt“, lachte Julie. „Wir singen nicht immer dieselben Lieder“, ergänzte Gustave. „Die Auswahl der Lieder erfolgt ganz spontan. Eine oder einer stimmt ein Lied an und dann singen wir alle mit.“ „Und manchmal“, freute sich Julie „studieren wir auch gemeinsam ein neues Lied ein. Das macht besonders viel Spaß. Dann dauert das Konzert etwas länger, aber wir genießen das alle.“ „Wir nennen unseren Chor, Chor der Freude, Choeur de plaisir, denn die hat uns das gemeinsame Singen gebracht“, strahlte eine junge Frau, die sich zu uns gesellt hatte. Jeden Freitag pünktlich um 17 Uhr gehen die Fenster auf. Auf der Straße treffen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Plattform und natürlich alle, die einfach mitsingen wollen.

Uns faszinierte nicht nur die Idee, sondern auch die Freude und Energie mit der Julie und Gustave dieses wöchentliche Chorsingen seit über einem Jahr begleiteten.

Beide haben wieder Engagements im Theater, aber auf das Freitagskonzert wollen sie nicht mehr verzichten. Wenn sie aus irgendeinem Grund verhindert sind, übernimmt jemand anderer aus der Gruppe den wöchentlichen Chorgesang.

Die Krise hat auch zu mehr Kontakt in den Häusern geführt. Vor der Krise gab es oft nicht mehr als ein kurzes „bonjour“. Das gemeinsame Singen hat die Nachbarinnen und Nachbarn einander nähergebracht. Nun wird auch gemeinsam gekocht, geplaudert und gegenseitig eingeladen. Einsamkeit gibt es seit der Krise nicht mehr.

Julie und Gustave fragten uns, ob wir abends Zeit und Lust hätten, sie würden uns gerne zum gemeinsamen Abendessen einladen.

Wir überlegten nicht lange und sagten mit Freude zu. Diesen Freitag fand das Treffen im 1. Stock des Hauses an der rechten Straßenseite statt. Julie hatte unser Kommen angekündigt. Colette und Pierre begrüßten uns freundlich. Sie wohnten in der einen, Marie und Jean in der gegenüberliegenden Wohnung im 1. Stock. „Wir kommen aus Österreich und sind am Nachmittag zufällig vorbeigekommen. Sie singen großartig.“ „Das freut uns ganz besonders. Ist es nicht herrlich, dass wir uns wieder frei bewegen und reisen können“, freute sich Jean. Marie lachte und bat uns, einzutreten. Die Wohnungstüren standen weit offen. Es war ein Kommen und Gehen. Salut, bonsoir, bienvenus - es roch nach allerlei Köstlichkeiten.

Jede und jeder der Gäste hatte etwas mitgebracht. Das Ergebnis war ein riesiges bunt gemischtes Buffet. Es gab Knabbereien, Suppen, allerlei Gemüsevariationen, Fleischbällchen, feinen Braten, Reis, kleine Küchlein, Käse und natürlich eine große Auswahl an Weinen.

Es wurde gesungen und geplaudert, die Stimmung war großartig. Wir haben uns an diesem Abend nicht nur gut unterhalten, sondern viele neue Menschen kennengelernt, mit denen wir gerne in Kontakt bleiben wollten. Wir tauschten einige Mailadressen aus und verließen sehr spät und beschwingt dieses Fest.

Paris wurde von der Corona Krise sehr hart getroffen. Aber die Kreativität, Energie und Motivation vieler Einzelner haben neue Wege und Möglichkeiten eröffnet. Aus Einsamkeit wurde Gemeinschaft. Was für ein positives gemeinschaftliches DANACH.

sein.

sei das licht und der schatten

das segel und der sturm

die ruhe davor, die stille danach

grellschwarz

sei die taube und der bär

der fels und die brandung

die angst und der mut

bittersüß

sei die erde und der himmel

die eiche und der halm

die hitze und das eis

knallbunt

sei das alles und das nichts

der hengst und das fohlen

der friede und der krieg

lautschweigend

sei!

to be.

be the light and the shadow

the sail and the storm

the calm before, the silence after

garishblack

be the dove and the bear

the rock and the surge

the fear and the courage

bittersweet

be the earth and the sky

the oak and the stalk

the heat and the ice

brightly colored

be the all and the nothing

the stallion and the foal

the peace and the war

loudly still

be!

Astrid Wessely