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Nr. 530

 

Die Sternenflut

 

Sie kämpfen gegen die Vorboten des Schwarms – die Macht des Geistes ist ihre Waffe

 

von H. G. FRANCIS

 

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Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Ende März des Jahres 3442.

Der mysteriöse Schwarm setzt nun seit fast anderthalb Jahren seinen Flug durch die Milchstraße unbeirrt fort – ebenso unbeirrt, wie Perry Rhodan und seine immunen Gefährten in gefahrvoller Arbeit dem Sinn und Zweck der unheimlichen Invasoren auf die Spur zu kommen suchen.

Perry Rhodan und seine Helfer wissen inzwischen längst, dass die Emissäre des Schwarms Unheil über mehrere Welten gebracht haben. Sie ahnen auch, dass der Schwarm weitere Überraschungen in sich birgt, die für die Bevölkerung weiterer Planeten tödlich sein kann.

Eine solche tödliche Überraschung vollzog sich auf dem Planeten Diane, dessen Bewohner trotz des verzweifelten Einsatzes der GOOD HOPE II und der INTERSOLAR nicht vor ihrem Untergang zu retten waren. Der einzige Erfolg, den Perry Rhodan verbuchen konnte, war eine neue Beobachtung und die Rettung Sandal Tolks und seines Gefährten Tahonka-No.

Jetzt, nach den schrecklichen Erlebnissen auf dem Planeten der Amazonen, ist jedoch für den Großadministrator die Zeit gekommen, seine vorsichtige Zurückhaltung gegenüber dem Schwarm und seinen Bewohnern endgültig aufzugeben.

Die »5. Kolonne« soll zum Einsatz kommen – und die Bewohner einer einsamen Welt kämpfen an gegen DIE STERNENFLUT ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Großadministrator schickt die 5. Kolonne los.

Atlan – Chef der 5. Kolonne.

Fellmer Lloyd, Alaska Saedelaere, Irmina Kotschistowa, Tahonka-No, Toronar Kasom und Matka Krovzac – Mitglieder der 5. Kolonne.

Gucky – Der Mausbiber wird vermisst.

Rauhvertikal – Ein Einwohner von Nurmo II.

1.

 

»... gefiel es dem Silberfeld, dem allesumfassenden und allesdurchdringenden Geist, das Volk der Kartas einer Prüfung zu unterziehen. Es führte die Fremden, die aus der Sternendichte kamen, nach Opus. Immer wieder hatte es vor diesen Wesen, deren Urmutter nicht von Opus stammte, gewarnt. Es hatte auch verboten, den Fremden zu begegnen. Doch sein Volk ließ sich blenden, und es kam, wie er verkündet hatte.

Dunkle Schatten senkten sich herab, und viele Väter kamen und gingen, bis endlich der Zorn des Silberfeldes versiegte.«

Aus den Hypnozeichnungen des Op-us-undra-mur,

entdeckt im Karstrandgebiet Rote Erde, 3442 Erdzeit.

 

Die Sonne stand tief am Horizont. Sie sah aufgebläht und unnatürlich groß aus. Die vor Hitze zitternde Luft zerfaserte ihre Konturen.

Rauhvertikal blieb stehen.

Die Ballen seiner säulenartig verdickten Füße pressten sich an den Boden. Er fühlte die Wärme, die von dem Sand aufstieg, obwohl er sich schon im Schatten der Hügel befand. Unruhig schnaubte er. Die Zeit der Walla näherte sich, und er spürte ihre Wirkung bereits. Seine Atemwege waren entzündet und schmerzten. Da es ihm nicht gelang, die Deckhäute vor die Nasenlöcher zu stülpen, errichtete er winzige Prallfelder. Mit ihnen erreichte er den gleichen Effekt. Die Nase blieb frei von Staub und Sand. Die Augen, die zu tränen begonnen hatten, beruhigten sich wieder. Seine Sicht klärte sich, doch das Bild änderte sich nicht. Es blieb so schockierend, wie es vorher schon gewesen war.

In einer Entfernung von etwa drei Herzperioden Laufzeit schwebten zwei Balken über dem Salzsee. Das Zeichen war ganz eindeutig, doch es war so ungewöhnlich, dass er die letzte Bestätigung haben wollte.

Da er bereits unter der Walla litt, strengte es ihn an, sich zu konzentrieren. So dauerte es fast eine Sekunde, bis sich die Luft vor seinen Augen spürbar verdichtete. Die gleiche Zeitspanne benötigte er noch einmal, um die Moleküle so zu ordnen, dass die Felder wie optische Linsen wirkten. Jetzt konnte er klar und deutlich erkennen, dass die schwebenden Balken aus Sand, Staub und Salz bestanden. Sie bewegten sich in Doppelkartahöhe über dem See und ließen flache Mulden im Grund hinter sich zurück.

Rauhvertikal schnaubte erneut.

Er senkte seinen flachen Kopf und schlang die Arme zweifach um seinen Hals. Zugleich spürte er, dass die Herzperiode endlich zu Ende ging. Im nächsten Abschnitt würde es ihm besser gehen, da das Blut dann rascher durch seine Adern gepumpt wurde. Er nahm sich vor, in dieser Zeit voll aktiv zu werden.

Der andere Bevorzugte durchbrach plötzlich seine Abwehr. Die geistigen Impulse hätten ihn nicht überraschen dürfen, aber er hatte sich durch das Schwebezeichen ablenken lassen. Auffahrend bemerkte er, dass sie aus der Wüste verschwunden waren. Zwei Staubwolken sanken zu Boden.

Der Fremde stieß unbarmherzig in seinen Geist vor.

Die Welt versank.

Rauhvertikal kam erst wieder zu sich, als er sich schon mitten in der aktiven Herzperiode befand. Er rannte mit wirbelnden Beinen durch die Wüste. Die Schatten eilten ihm voraus. Dumpf hämmerten seine drei Füße auf den Boden.

Er lehnte sich gegen den Zwang auf und versuchte, die Kontrolle über seine Nerven zurückzugewinnen. Sein Körper versteifte sich, und er rutschte eine Düne herab. Dann warf er sich herum und griff mit voller Wucht an. Wenige hundert Kartalängen von ihm entfernt erhoben sich fünf Felsbrocken in die Luft. Sie schienen gewichtslos geworden zu sein. Rauhvertikal beschleunigte sie so schnell, dass ihre Umrisse kaum noch zu erkennen waren. Die Geschosse rasten dicht über die Hügelketten dahin.

Da kam der erwartete Notschrei. Er ignorierte ihn und schickte eine Gefühlskette zu dem anderen, in der er ihm seine Verachtung mitteilte.

»Wie primitiv du bist«, äußerte er und erkannte zugleich, dass sein Gegner ihn verstand. Er war ebenfalls telepathisch begabt. »Du lässt dich von deinen Instinkten leiten, wo der Verstand vorherrschen sollte. Ich stelle fest, dass du die Stufe der Rotfelsen noch nicht verlassen hast.«

»Ihr aus der Wüste seid hochmütig«, antwortete der Fremde. Er schien es als ganz selbstverständlich anzusehen, hier im Gebiet von Rauhvertikal seine Brut abzulegen. Hatte er sich nicht überlegt, wieviel Mühe und Kraft es gekostet hatte, diese Anlage zu errichten?

Rauhvertikal rannte an der Flanke eines Hügels hoch. Er blieb auf der Kuppe stehen und beobachtete, wie seine Felsgeschosse am Horizont in roter Glut zerstoben. Der Karstländer hatte es noch geschafft, sie unschädlich zu machen. Dieser kleine Erfolg machte ihn noch mutiger.

Rauhvertikal sah, dass sich eine Staubwand erhob. Sie verdunkelte die Sonne und wirkte wie ein roter Schleier, der sich quer über die Brutpfanne zog. Ärgerlich scharrte der Karta mit dem Leitfuß auf dem Boden. Der Eindringling schien nicht zu wissen, was er tat.

»Schluss jetzt«, befahl Rauhvertikal erregt. »Höre lieber auf deine Instinkte. Du zerstörst die Pfanne. Was hast du schon davon, wenn du mich aus diesem Gebiet vertreiben kannst, ohne später deine Brut ins Wärmezentrum legen zu können?«

Dieses Argument überzeugte. Der Sand fiel wieder zu Boden, bevor große Schäden eingetreten waren. Diese Partie blieb ohne Entscheidung. Keiner der beiden Gegner war jedoch mit diesem Stand der Dinge einverstanden.

Rauhvertikal griff wieder an. Jetzt versuchte er, die geistige Barriere des anderen zu durchbrechen. Es gelang ihm, da bei diesem gerade die passive Herzperiode einsetzte. Der Karta nutzte seine Chance. Ihm selbst blieb nur noch eine kurze Frist. Er erschütterte das vegetative Nervensystem des Gegners und bemerkte dann, wie dieser die Flucht ergriff. Die Panik reichte bis weit in den aktiven Herzabschnitt hinein, so dass Rauhvertikal einen echten Vorteil erzielt hatte. Seine Zuversicht, sich behaupten zu können, verstärkte sich.

Die Sonne versank unter dem Horizont, doch es wurde noch immer nicht dunkel. Der Wüstenboden schien aus sich selber heraus zu leuchten. Und auch der Himmel blieb heller als sonst.

»Sieh hinauf zu den Sternen«, riet der Karstländer. Er war sehr erregt, denn er befand sich in einer unangenehmen Lage. Die Bewohner des harten Landes hatten ihn ausgewählt. Er sollte hier im hochkultivierten Gebiet der Nordwüsten die Eier in der Brutpfanne Rauhvertikals ablegen. Dabei schien er nicht die geringsten Bedenken zu haben, die so sorgfältig bearbeitete Landschaft für sich in Anspruch zu nehmen. Er nahm auch keinerlei Rücksicht auf die Einsamkeitsansprüche der Wüstenbewohner.

Rauhvertikal ging nicht auf den Rat des Fremden ein. Er ließ ihn fühlen, dass hier niemand aus dem Karstland erwünscht war. Seine Atemwege schmerzten. Offensichtlich war erheblich mehr Walla in die Nase eingedrungen, als er angenommen hatte. Die Poren waren in diesem Jahr früher gekommen als sonst.

»So sieh doch nur einmal hinauf«, drängte der Eindringling. »Siehst du, dass der Nachthimmel sich verändert hat? Wir leben am Rande der Sterneninsel. Das Silberfeld hat es verkündet. Immer war es dunkel über uns. Wie aber ist es jetzt? Hast du noch nicht bemerkt, was geschieht? Stimmt das noch mit der Lehre des Silberfeldes überein?«

Rauhvertikal hob den Kopf und blickte hinauf. Die Nacht war klar. Deutlich zeichneten sich die Sterne am Himmel ab. Das altgewohnte Bild hatte sich verändert. Das hatte er schon viel früher bemerkt. Der Instinktabhängige hätte sich seine Empfehlungen sparen können.

Das Meer der Sterne war dicht geworden. Wo früher nur vereinzelte Lichter geglüht hatten, da flimmerte und glänzte es von Millionen von Sonnen. Es schien, als habe sich Opus aus seiner Position am Rande der Galaxis gelöst. Jetzt schien das gesamte System in die Galaxis hineinzustürzen. Alle Kartas im Norden hatten bemerkt, was geschah. Sie hatten zahllose Gedanken über die Ereignisse ausgetauscht, waren aber noch nicht zu einem gemeinsamen Schluss gekommen. Mit aller Kraft und Konzentration hatten sie in die Galaxis hineingehorcht, aber sie hatten keinen Erfolg gehabt. Die Sternenwelle, die auf sie zurollte, hüllte sich in Schweigen. Selbst den vereinten parapsychischen Mächten gelang es nicht, diese Stille zu durchbrechen.

»Nun?«, fragte der Fremde. »Siehst du es jetzt?«

Rauhvertikal schwieg. Er wusste nicht, was der andere sagen wollte, und hielt es für besser, sich nicht zu äußern.

»Die Männer und Frauen im Karstland glauben, dass der Sternensturm uns erfassen wird. Er wird unsere Welt überrollen und das gleiche Entsetzen über uns bringen, das auch über andere Welten gekommen ist.«

Rauhvertikal war überrascht. Gab es unter den Karstbewohnern bessere Telepathen als im Norden? Oder hatten sie nur in anderer Richtung gesucht?

»Die Schriften erinnern an Fremde, die von den Sternen auf unsere Welt gekommen sind«, fuhr der Karta aus dem Karstland fort.

»Ich weiß, wen du meinst.«

»Diese Fremden sind wieder in der Nähe. Ihre Kugeln befinden sich bei den neuen Sternen.«

Rauhvertikal schwieg. Er wollte nicht zugeben, dass er diese Entdeckung noch nicht gemacht hatte.

»Ich rate dir, sie zu suchen. Wenn du sie gefunden hast, beobachte sie. Danach wirst du wissen, was auf uns zukommt.«

Die Gedanken des Karstlandbewohners versiegten. Rauhvertikal horchte ihnen nach. Er hatte vollkommen vergessen, dass der andere Karta aus dem Gebiet der roten Felsen heraufgekommen war, um hier in der Sandpfanne seine Eier auszubrüten. Er wusste, dass eine unbeschreibliche Bedrohung auf Opus zukam. Bis jetzt hatte er versucht, sie zu ignorieren. Nun erkannte er, wie unsinnig das gewesen war.

Die Sterne waren in Bewegung geraten. Entweder stürzte das System in die Galaxis hinein, oder unerklärliche Naturkräfte schleuderten von außen Sternenballungen gegen den Rand der Milchstraße. War dies der von Op-us-undra-mur verkündete Untergang? Irgend etwas musste geschehen, wenn sich die Sterne noch weiter näherten. Würden die Sonnen zusammenprallen und vergehen?

Rauhvertikal fühlte Furcht in sich aufsteigen. Im ersten Augenblick vermutete er, dass der Karstländer ihn erneut angriff, musste dann jedoch feststellen, dass dieser sich völlig passiv verhielt. Es schien sogar, als sei seine geistige Einheit völlig erloschen.

Diese Entdeckung lenkte Rauhvertikal erneut ab. Es gab nur zwei Möglichkeiten für den Fremden. Entweder hatte er sich ganz zurückgezogen, oder er war ins Zentrum der Brutpfanne vorgedrungen, um die ideale Anlage zu nutzen, die er in zahlreichen Tagnachtperioden errichtet hatte.

Rauhvertikal rannte durch den Sand. Mit weiten Sprüngen überwand er flache Querrinnen, die er gezogen hatte, um in ihnen Feuchtigkeit zu sammeln. Das Land senkte sich.

Da schien es, als sei Rauhvertikal gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. Er stockte mitten im Ansturm auf das Zentrum der Pfanne. Von allen Seiten drängten die Gedanken seiner Freunde auf ihn ein. Rotflach überlagerte alle anderen Impulse.

»Wir haben den Rat des ... (unappetitlich) ... aufgenommen«, hörte er. Die Bezeichnung für den Fremden kam nur als Gefühl des Abscheus zu ihm. »Horch, so horch doch!«

Er fühlte sich von einem Sog erfasst. Bebend sank er auf den Wüstenboden. Der Eindringling war vergessen. Auf der vorbereiteten Bahn der koordinierten Geister glitt sein telepathischer Suchfinger in die Weite der Galaxis hinaus.

Dort war eine Flugkugel der Schwachen. Rauhvertikal überwand die Gefühle der Abneigung gegen das Fremde und die von ihnen benutzte Technik. Und dann erfasste er die ganze Fülle des Entsetzens, das diese Wesen beherrschte.

Sie waren Zeuge eines gnadenlosen Kampfes gewesen. Sie hatten verfolgt, wie die Bevölkerung eines ganzen Planeten getötet worden war. Ihre Gedanken und Gefühle befassten sich mit der Sternenballung. Sie bezeichneten sie als »Schwarm«. Rauhvertikal erfuhr, dass dieses Gebilde am Rande der Galaxis aufgetaucht war und jetzt begann, in diese einzudringen. Wesen aus dem Schwarm waren für die Tat verantwortlich, die einen so heftigen Schock bei den Schwachen in der Flugkugel ausgelöst hatte. Aus dem Schwarm kam auch jene geheimnisvolle Kraft, die den Geist einiger Kartas verändert hatte.

Rauhvertikal begann zu zittern. Er versuchte, sich gegen das Schreckliche abzuschirmen. Das gelang ihm jedoch nicht ganz, da seine Freunde es nicht zuließen.

 

*

 

Der Terraner Vellox Thyme warf einen Blick auf sein Armbandgerät.

Das Chronometer zeigte den 24. März 3442 Erdzeit an. Thyme ließ den Arm sinken und drehte sich kurz zu der Space-Jet um, mit der er vor wenigen Minuten von der GOOD HOPE II eingeschleust worden war. Zunächst hatte er erwartet, den Großadministrator auf der INTERSOLAR vorzufinden, die nur wenige hundert Kilometer abseits im Raum schwebte, aber das war ein Irrtum gewesen.

Die Schleusenschotte öffneten sich. Thyme verließ den Hangar und trat auf einen Korridor hinaus, der zu einem Antigravschacht führte. Aus dieser Richtung näherte sich ihm ein Mann, dessen forschende Augen ihn zu durchdringen schienen. Der Kurier erkannte den Telepathen Fellmer Lloyd. Zugleich wurde ihm bewusst, dass er intensiv geprüft worden war, bevor man ihm die Erlaubnis gegeben hatte, an Bord zu kommen. Er hatte nichts davon bemerkt.

Lloyd blieb vor ihm stehen und nickte ihm freundlich zu.

»Gehen Sie zur Kommandozentrale, Thyme«, sagte der Mutant. »Sie werden erwartet.«

»Danke«, entgegnete der Kurier, als Lloyd sich abwandte und weiterging. Er wusste, dass er die Prüfung der Mutanten bestanden hatte. In der GOOD HOPE II war man jetzt darüber informiert, dass er ein absolut zuverlässiger Mann war.

Als der Kurier den Antigravschacht erreichte, öffnete sich neben ihm eine Tür. Zwei Männer traten auf den Gang heraus. Einen von ihnen erkannte er sofort, da er eine Plastikmaske trug. Es war Alaska Saedelaere. Sein Begleiter war schlank und nicht sehr auffällig. Er wirkte blass, fast unscheinbar neben Saedelaere.

Die beiden Männer nickten Thyme zu und entfernten sich langsam. Er blieb stehen und blickte ihnen nach.

»Ich bin froh, mein lieber Krovzac, dass Rhodan seine extrem ablehnende Haltung endlich aufgegeben hat«, sagte Alaska Saedelaere. »Nach den Ereignissen auf Diane bleibt jetzt wirklich nichts mehr anderes übrig als ein Angriff auf den Schutzschirm des Schwarms.«

»Das Risiko ist hoch«, entgegnete der Mann, den Saedelaere Krovzac genannt hatte. »Vielleicht ist es sogar zu hoch. Wenn der Schwarm zum Gegenangriff auf die GOOD HOPE II und die INTERSOLAR übergeht, sind die beiden Schiffe verloren.«

Alaska Saedelaere antwortete etwas, doch Vellox Thyme konnte ihn nicht mehr verstehen. Beunruhigt fragte er sich, was auf dem Planeten Diane geschehen sein mochte. Es mussten schwerwiegende Dinge gewesen sein, wenn sie Perry Rhodan veranlassten, seine vorsichtige Haltung aufzugeben.

Der Kurier stieg in den Antigravschacht und ließ sich nach oben tragen. Als er das nächste Deck passierte, sah er den Mausbiber Gucky, der in übertrieben selbstbewusster Haltung vor einer Frau stand. Thyme erkannte in ihr Irmina Kotschistowa aus dem Waringer-Team von der Forschungswelt Last Hope wieder. Die Terra-Kirgisin bemerkte ihn ebenfalls. Sie grüßte ihn mit einem herzlichen Lächeln, während der Ilt so tat, als widme sie ihm allein ihre volle Aufmerksamkeit.

»Sondereinsätze erfordern natürlich auch besondere Persönlichkeiten«, erklärte er. »Man wird also auch jetzt gar nicht an mir vorübergehen können.«

Thyme nahm sich vor, später noch ein paar Worte mit der Biochemikerin zu wechseln. Er hoffte, dass ihm noch Zeit dafür blieb, nachdem er seinen Auftrag erledigt und die Mitteilungen Waringers überbracht hatte.

Als er Deck acht erreichte, näherte sich ein Ertruser der Schachtöffnung. Er trug einen Metallkasten von offensichtlichem Gewicht vor dem Bauch. Auf der Last hockte Gucky und redete auf ihn ein.

»... ist Irmchen fest davon überzeugt, dass ich Mitglied der 5. Kolonne werde«, sagte er, ohne sich um den Protest des Umweltangepassten zu kümmern. Dieser schien keineswegs damit einverstanden zu sein, dass er auch noch den Mausbiber tragen musste. »Wenn es auf dieser Welt von Paras nur so wimmelt, bin ich da doch sozusagen zu Hause. Das müsste doch selbst der unterentwickelte Verstand eines Terraners ...«

Thyme runzelte die Stirn. Er hatte nicht verstanden, was Gucky gesagt hatte. Jetzt grübelte er darüber nach, was er gemeint haben konnte. Er blickte nach oben. Ruhig wartete er ab, bis er das richtige Deck erreicht hatte, und verließ dann das Transportfeld.

Eine seltsame Gestalt kam ihm entgegen. Thyme blieb zögernd stehen.

Das Wesen glich einem wandelnden Skelett, das eine Art Monteuranzug trug. Kopf, Schultern, Arme und Füße waren frei. Hart klatschten die rotbraunen Knochen seiner Füße auf den Boden.

Die winzigen Augen lagen tief in den Höhlen. Sie sahen aus wie die verknorpelten Augen eines Blinden. Flüchtig blickten sie Thyme an, richteten sich dann jedoch auf etwas, das sich hinter dem Kurier befand. Thyme drehte sich um. Gucky watschelte strahlend hinter ihm her.

»Parapsychisch begabte Genies natürlich«, sagte der Mausbiber.