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Nr. 557

 

Das Gesetz der Götzen

 

Sie verweigern den Gehorsam – und beginnen den Todesmarsch

 

von H. G. FRANCIS

 

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Auf Terra und den anderen Menschheitswelten schreibt man Anfang Januar des Jahres 3443.

Vor fast zwei Monaten hat der Sternenschwarm auf seinem unheilvollen Weg das Solsystem in sein Gefüge aufgenommen und damit von der übrigen Galaxis abgeschnitten.

Perry Rhodan hat eine solche Aktion des Gegners weder verhindern können noch verhindern wollen. Schließlich besitzt er mit 25 Milliarden Menschen und etwa zehn Millionen Fremdwesen – alle haben seit der Aufnahme in den Schwarm ihre volle Intelligenz zurückerlangt – eine beachtliche Streitmacht. Hinzu kommen noch rund 105.000 einsatzbereite Raumschiffe sowie der systemumspannende Paratronschirm, der seine Funktion als Defensivwaffe zufriedenstellend erfüllt hat, indem er die Flotten des Schwarms daran hinderte, das Solsystem zu vernichten.

Außerdem hat die Explosion der Rechenwelt Stato zu einem totalen Versagen der wichtigsten Installationen des Schwarms geführt. Der Schwarm kann nicht mehr transitieren, und seine Bewohner können nicht mehr hinaus in die Galaxis.

Damit bahnt sich das Chaos an – besonders für die Gelben Eroberer, die unter Gebärzwang stehen. Sie verweigern den Gehorsam und brechen DAS GESETZ DER GÖTZEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Kanterdrahn Argo – Kommandant des Schweren Kreuzers AMARILLO.

Roi Danton – Chef der Expedition zum Planeten Born Wild.

Boda Bodamore – Ein Weiser von Born Wild.

Arialeinen – Bodamores Diener.

Tonka Valuz, Phil Aupon und Mandry O'Loon – Drei unternehmungslustige Sergeanten von der AMARILLO.

1.

 

»Höret, ihr Söhne aus erhabenem Geschlecht. Arinata ist der Geburtenkreislauf. In ihm sind alle gefangen, die ungläubig sind. Sie sind die Verlorenen, die nicht neben euch stehen dürfen. Aber höret, ihr Söhne aus edlem Geschlecht, Antaranara ist der Schirm eures Lebens, die Sonne eurer Nacht. Ihm vertrauet euch an. Glücklich sind die Wesen der Welt, die seines Namens gedenken. Sie entrinnen allen Leiden der Arinata, und sie erringen das Leben ohne Geburt. Gehet ein mit ihm in den ewigen Kreis des Lebens.«

Kahana – 34. Mira

 

»Puh«, machte Arialeinen und ließ die Schriftrolle, aus der er vorgelesen hatte, sinken.

Boda Bodamore schnaufte.

»Ich wünschte die Rolle ohne Kommentar«, sagte er in vorwurfsvollem Ton. »Es steht dir nicht an, dir Gedanken über diese oder andere Worte zu machen.«

»Ich habe nur ›puh‹ gesagt.«

»Das ist schon zuviel für einen nichtswürdigen Diener.«

»Ja, Herr.«

Arialeinen schloss betrübt die Augen und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Die Windheule hüpfte und holperte krachend über den hügeligen Boden. Der Diener lenkte sie durch eine Senke, in der unzählige rote Blumen blühten. Da die Halme der Pflanzen sich kräftig bogen, hoffte er, hier von einer kräftigen Brise erfasst zu werden, die ihnen ausreichenden Auftrieb gab. Unter dem schleifenden Bodenholz wurden die Blüten zerquetscht. Süßlich duftender Blütenstaub wirbelte auf und kitzelte den beiden Männern in der Nase. Boda Bodamore nieste – eine Reaktion, die er als unwürdig empfand.

»Du bist ein Trottel, Aria.«

»Ja, Herr.«

»Siehst du schon etwas?«

Der Diener reckte sich ein wenig, beugte sich dann zur Seite und spähte an dem geblähten Segel vorbei nach vorn. Weit voraus entdeckte er die roten Blütendächer einer ausgedehnten Siedlung. Sie war in einer Flussschleife errichtet worden. Flache Hütten reihten sich aneinander. Sie bildeten ein großes Oval und passten sich so dem Lauf des Flusses an. Drei riesige Shinterbäume begrenzten das Dorf nach Norden hin. Sie ragten höher empor als alle anderen Bäume dieser Art, die Arialeinen je gesehen hatte. Zwischen ihren vier Hauptästen auf der Spitze sah er die winzigen Gestalten einiger Tubbods, die farbenprächtige Tücher befestigten. Offenbar genügte den Bewohnern der Siedlung noch nicht, dass die Shinterbäume leuchtend rote Blüten trugen. Sie wollen die Signalwirkung noch verstärken. Lange Strickleitern hingen von den Stämmen.

Als die Windheule um einen steil aufragenden Felsen herumkam, sahen die beiden Männer ein Götzenbild, das wuchtig bis zu den Wolken emporragte. Das Dämonenbild bestand aus einem Material, das Boda Bodamore unbekannt war. Auf dem höchsten Punkt des Gebildes befand sich eine riesige Kugel. Sie sollte den Kopf darstellen. Ihr Durchmesser war größer als der des Dorfes am Fluss. Aus ihm ragten mehrere gefächerte Gebilde heraus, die Boda Bodamore an die Fühler von Insekten erinnerten.

Der Wind flaute plötzlich ab.

Die Windheule fiel auf den Boden zurück. Dabei krachte das Gleitbrett, als ob es in hundert Einzelteile zersplittert wäre. Der Weise musste sich festhalten, um nicht von seinem Sitzplatz heruntergeschleudert zu werden.

»Du bist ein unfähiger, nichtsnutziger Fettsack«, schimpfte er und gebrauchte danach noch eine Serie von Worten, die seinen Diener erschauern ließen und ihn zu erschreckten Ausrufen veranlassten. Zerknirscht entschuldigte Arialeinen sich ob seiner Unaufmerksamkeit.

Die Windheule rutschte über den Boden und blieb dann stehen. Der armdicke Bug ragte steil in die Höhe. Das Segel schlug schlaff gegen den Mast. Es wurde jetzt nur noch von den beiden gasgefüllten Grünbeuteln hochgehalten, die an den beiden Enden der Segelstange angebracht waren. Das Gleitbrett lag im Gras und bewegte sich nicht mehr.

Die beiden Tubbods boten ein seltsames Bild, da einer von ihnen auf den Schultern des anderen saß und sich tragen ließ. Er stieg auch nicht herunter, als sie den Segelgleiter verließen. Das Gefährt hob sich ein wenig in die Höhe, als es entlastet wurde, glitt jedoch nicht weiter. Es bestand im Grunde genommen nur aus einem bananenförmig gebogenen Brett, einem quadratischen Segel und zwei grünen Gasblasen.

Boda Bodamore, der Weise, stemmte die Fäuste in die Hüften. Er bot ein prächtiges Bild. Er war untersetzt und sehr muskulös. Sein massiger Kopf ruhte auf breiten Schultern, und seine Beine waren so dick und stämmig, als seien sie aus einem Baumstamm herausgeschlagen worden. Dünne, geflochtene Bänder, die zu einem Hemd zusammengewirkt waren, umspannten seinen Körper. Sie knirschten bei jeder Bewegung, als wollten sie auseinanderreißen. Mit einem Federbusch wedelte Boda Bodamore den Blütenstaub von den Organbeuteln, die sich aus seinen Hüften herauswölbten. Seine Hände führten die Federn äußerst behutsam, damit die Beutel nicht verletzt wurden.

Arialeinen, der Diener, wirkte gegen den Weisen fast schwach, obwohl auch seine Körpermaße recht ansehnlich waren. Sein faltiges Gesicht ließ klar erkennen, dass er über weit weniger Intelligenz verfügte als sein Herr. Dennoch machte er einen hellwachen und durchaus klugen Eindruck. Zusammen mit Boda Bodamore erreichte er eine Höhe von fast zwei Metern.

»Wind kommt auf«, sagte Arialeinen besorgt. »Wir sollten auf die Windheule zurückgehen. Ich habe keinen Anker gesetzt.«

»Du hast recht. Wir werden uns wieder setzen«, stimmte Boda Bodamore zu. Die beiden kehrten zu ihrem Gefährt zurück. Der Weise gähnte und rieb sich die Augen. »Seltsam. Ich habe nie zuvor so einen Götzen gesehen, Aria. Du solltest es notieren.«

Der Diener nahm eine halbbeschriebene Papierrolle aus dem Holzgestell, das er auf dem Rücken trug. Er wartete, bis sein Herr zu diktieren begann, und fertigte danach eine Strichzeichnung des Götzen an. Er reichte sie Bodamore und wartete geduldig auf die unvermeidliche Kritik. Sie kam dieses Mal jedoch nicht. Wortlos reichte der Weise ihm die Zeichnung zurück. Der Wind frischte auf.

»Ist mir eine Bemerkung erlaubt, Herr?«

»Jede – aber fasse dich kurz und schone meine Nerven.«

»Dann möchte ich nur darauf hinweisen, dass ich Hunger habe, Herr.«

Boda Bodamore seufzte.

»Du bist der gefräßigste Diener, den ich je hatte. Du bist – um es mit einem Wort der Leute aus dem Zuckerland zu sagen – ein Fressungeheuer.«

»Ich tue es nicht für mich, Herr«, entgegnete Arialeinen mit beleidigter Stimme. »Ich bemühe mich nur, den Wohlstand und die Weisheit meines Herrn deutlich sichtbar zu machen. Sagt selbst, Herr, kann ein kluger und reicher Herr einen mageren und dürren Diener haben? Muss ein Diener nicht schön fett und rund sein, damit ein jeder sehen kann, wie gut es seinem Herrn und Meister geht?«

»Du hast nicht ganz unrecht, alter Schurke, dennoch bist du einfach zu fett. So gut, wie du aussiehst, geht es mir wirklich nicht.«

»Das ist richtig. Ich kann es leider nicht leugnen, Herr. Dennoch ist es besser, ein bisschen reicher auszusehen, als ein wenig zu arm. Einem Reichen gibt man überall noch etwas zu seinem Reichtum dazu. Man wird ihm immer das Beste zum Essen reichen, gerade wenn man es ihm schenkt. Einem Armen gibt man nichts. Im Gegenteil, ihm würde man am liebsten noch etwas aus der Tasche nehmen. Also ist es besser, den Reichen zu spielen.«

»Mein Reichtum befindet sich hier«, rief Boda Bodamore und tippte sich mehrfach mit dem ausgestreckten Finger gegen die Stirn.

»Davon werde ich leider nicht satt, Herr.«

»Du wirst nicht verhungern, Fettsack.«

Der Wind blähte die Segel und gab der Windheule Auftrieb. Sie glitt erst langsam, dann aber immer schneller über die Hügel. Je mehr sie dabei ihre Geschwindigkeit steigerte, desto deutlicher hob sie sich vom Boden ab. Im gleichen Maße verringerte sich auch der Reibungswiderstand, so dass sie dadurch wiederum noch schneller an Fahrt gewinnen konnte. Schließlich schoss das Fahrzeug über eine Hügelkuppe hinweg und schwebte mit mäßiger Geschwindigkeit auf das Tubboddorf zu.

»Herr, darf ich noch eine Bitte äußern?«, fragte Arialeinen.

»Nur zu.«

»Herr, ich habe Hunger.«

»Das sagtest du schon.«

»Ich weiß, Herr. Dennoch möchte ich es noch einmal betonen.«

»Warum?«

»Weil ich fürchte, Herr, dass wir auch in dieser Siedlung einigen Männern begegnen werden, die nicht deiner Meinung sind.«

»Das ist nicht gesagt.«

»Ich fürchte, es wird doch so kommen, wie es überall gekommen ist.«

Boda Bodamore rieb sich die stumpfe Nase. Er lachte.

»Na gut. Vielleicht hast du recht. Was schlägst du vor?«

Arialeinen zögerte. Er suchte nach den passenden Worten.

»Herr«, sagte er schließlich. »Könntest du mit deinen klugen und überaus weisen Bemerkungen über die Edlen des Dorfes nicht so lange warten, bis wir uns sattgegessen haben? Vielleicht wirft man uns dann nicht sofort wieder hinaus. Ich muss gestehen, Herr, dass ich es nicht mehr länger mit leerem Magen aushalte.«

»Du meinst, ich soll einfach übersehen, was für Narren und Dummköpfe unsere Gastgeber sind, bis dein Magen voll ist?«

Arialeinen seufzte. Er leckte sich die schwarzen Lippen.

»Riechst du den Wildbraten, Herr? Man würzt hier mit Laig. Es gibt nichts Köstlicheres auf dieser Welt. Arinata oder wie immer der neue Gott heißen mag, soll mein Zeuge sein. Bitte, versündige dich nicht. Warte mit deinen weisen Reden, bis ich ein paar Bissen von diesem Braten bekommen habe.«

»Vielleicht«, entgegnete Boda Bodamore. Die Windheule schwebte an dem Götzenbild vorbei. Er blickte fasziniert daran hoch. Überall waren Tubbods zu sehen, die die Oberfläche des Götzen mit grünen Organbeuteln von Verstorbenen blank putzten. »Vielleicht werde ich warten, bis du dich vollgefressen hast, Aria. Ich muss gestehen, dass mich dieses Bild interessiert. Dafür muss die Wahrheit vielleicht ein bisschen in den Hintergrund treten. Hm – ja – ich glaube, heute wirst du dir den Wanst vollschlagen können.«

»Wundervoll, Herr«, erwiderte Arialeinen. »Ach, gäbe es doch noch mehr solcher Götzenbilder auf dieser Welt. Warum gibt es nur dieses eine? Findest du das richtig, Herr?«

 

*

 

In Terrania City auf der Erde war der erste Tag des neuen Jahres 3443 gerade drei Stunden alt. An vielen Stellen der Stadt wurde die Jahreswende gefeiert.

Tonka Valuz, Sergeant von der AMARILLO, glaubte, zu dieser Zeit bereits allen Grund zur Unzufriedenheit zu haben. Mit mürrischem Gesicht kehrte er in den Kreis seiner Freunde zurück.

Phil Aupon schüttelte den Kopf, als er ihn sah. Mit schwerer Zunge versuchte er eine Begrüßungsrede. Sie gelang ihm jedoch nicht. Daher gab er auf und setzte sich wieder neben Mandry O'Loon. Dieser legte ihm die Hand auf die Schulter und tröstete ihn wortreich. Seine Worte waren jedoch auch nicht besonders akzentuiert.

»Warte doch erst einmal ab, was Tonka zu berichten hat«, schlug er vor.

Valuz blieb vor den beiden Männern stehen. Sie blickten zu ihm auf. Mit 1,98 Metern Länge war er der größte unter ihnen. Mandry O'Loon war nur 1,96 groß und damit der Kleinste.

»Nun sag doch schon, was er geantwortet hat«, forderte O'Loon den Sergeanten auf.

»Nein hat er gesagt«, antwortete Tonka Valuz. »Er hat gesagt, dass unser Dienst um sechs Uhr beginnt. Daher will er uns keine einzige Flasche mehr genehmigen.«

Tonka Valuz ließ sich auf seinen Sitz sinken. Er machte einen sehr niedergeschlagenen Eindruck.

»Das neue Jahr beginnt nicht gut«, fand der kahlköpfige O'Loon. »Was sollen wir denn nun machen?«

Phil Aupon kämmte sich seine widerborstigen roten Haare durch und erhob sich dann. Erneut setzte er zu einer Rede an.

»Ich wollte es ja schon vorhin erklären«, sagte er. »Wenn der Urzeitgorilla nicht will und uns mit solchen Schikanen kommt, dann müssen wir uns eben selbst helfen. Diese Party gefällt mir sowieso nicht mehr. Warum verschwinden wir nicht?«

»Wohin denn, Phil?«, fragte Tonka Valuz. Auch seine Stimme ließ deutlich erkennen, dass der »Urzeitgorilla« im Grunde richtig entschieden hatte. Er vertrug wirklich keine hochprozentigen Getränke mehr.

»Auf eine andere Party?«, fragte O'Loon.

»Du hast keine Phantasie, Junge«, entgegnete Phil Aupon verweisend. »Hat Tonka nicht seine eigene Schnapsfabrik, eh?«

»Du meinst ... Mankai-kuon?«, forschte Tonka Valuz verblüfft. »Das ist nicht dein Ernst!«

»Warum denn nicht, Tonka? Ein Mann, der wirklich Durst hat, lässt sich von keinen Schwierigkeiten abhalten.«

»Mensch, Phil, Mankai-kuon ist im Zoo von Terrania City! Und der ist bekanntlich nachts geschlossen.«

»Na und?«

Mandry O'Loon begann zu kichern.

»Das ist doch kein Hindernis für das Lattentrio«, sagte er. »Ich bin dabei.«

Die drei Männer blickten sich an. Tonka Valuz begann zu lachen.

»Es war ohnehin ein bodenloser Leichtsinn, Mankai-kuon in den Zoo zu geben. Er gehört an Bord der AMARILLO.«

Tonka Valuz blickte sich um. Sie befanden sich in einer Nische eines sehr großen Raumes. Um ein Wasserbecken herum lagen und saßen die Gäste dieser Silvesterparty und lauschten einer raumfüllenden Musik, die die drei Männer in der Nische nicht hören konnten. Sie wurde mit Hilfe kleiner Gehörgangskristalle direkt auf die Trommelfelle der Männer und Frauen übertragen und vermittelten ihnen so ein optimales Musikerlebnis, dessen Schönheit sich niemand vorstellen konnte, der nicht selbst einen Kristall trug. Die drei Sergeanten gehörten zum Tross des Kommandanten der AMARILLO, Kanterdrahn Argo. Der Major hatte die drei Männer als Begleitung mitgebracht, um sich von ihnen hin und wieder bedienen zu lassen. Da es auf dieser Party bis dahin genügend zu trinken gegeben hatte, hatte keiner der drei etwas dagegen einzuwenden gehabt. Jetzt aber hatte der Kommandant eine Entscheidung gefällt, die ihnen nicht behagte.

Tonka Valuz nickte. Die Aufmerksamkeit der anderen Gäste konzentrierte sich auf die Musik und die Synchronlichtspiele im Wasserbecken. Auch Kanterdrahn Argo achtete nicht auf sie. Ihm hätte Tonka Valuz niemals eine Neigung für musikalische Genüsse zugetraut. Er wäre weniger überrascht gewesen, wenn er den Kommandanten auf eine lärmerfüllte, wilde Party begleitet hätte. Der draufgängerische Mann, der den bezeichnenden Beinamen »Urzeitgorilla« trug, hätte ausgezeichnet in einen Kreis von Männern gepasst, die die Jahreswende ebenso derb wie trinkfest feierten.

»Also los. Wir verschwinden«, erklärte Tonka Valuz.

Die drei Männer erhoben sich und eilten auf unsicheren Füßen zum nächsten Ausgang. Kanterdrahn Argo merkte nichts. Valuz und seine beiden Freunde traten wenig später in die kühle Nacht hinaus. Die klare Luft traf sie wie ein Schlag, steigerte ihren Mut noch mehr und beseitigte die letzten Spuren von Kritikfähigkeit und Urteilsvermögen. Unmittelbar vor dem Haus wartete ein Gleitertaxi.

Sie erreichten den zoologischen Garten von Terrania City innerhalb von wenigen Minuten. Unschlüssig standen sie vor dem Haupteingang, der verschlossen war.

»Es gibt nur eine Möglichkeit«, sagte Tonka Valuz. »Wir müssen über die Mauer klettern.«

Die drei Männer suchten etwa zehn Minuten, bis sie eine Stelle fanden, an der sie die Mauer überwinden konnten. Tonka Valuz kletterte mit Hilfe seiner beiden Freunde als erster hinüber. Auf der Mauerkrone blieb er sitzen und half erst Phil Aupon und dann dem kahlköpfigen O'Loon hinauf. Er legte ihm die Hand auf den Kopf.

»Du solltest dir wenigstens einen Hut aufsetzen, Kleiner«, sagte er. »Deine Glatze spiegelt im Mondlicht wie ein Scheinwerfer.«

O'Loon gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. Valuz rutschte von der Mauer und stürzte zwischen einige Büsche. Dadurch wurde sein Fall gemindert. Er schimpfte, wartete jedoch nicht ab, bis die beiden anderen Männer ihm folgten, sondern entfernte sich von der Mauer.

Als Phil Aupon und Mandry O'Loon von der Mauer sprangen und ebenfalls durch die Büsche gingen, saß Tonka Valuz mitten auf einer freien Rasenfläche auf dem Boden. Er hatte sich eine Zigarette angesteckt und lehnte mit dem Rücken gegen einen gefleckten Säbelzahntiger, der ausgestreckt neben ihm lag.

Die beiden Männer stießen einen erschreckten Schrei aus.

»Bist du verrückt, Tonka?«, rief Phil Aupon stotternd. »Hau ab. Los doch.«

Tonka Valuz lachte. Er winkte ab.

»Macht euch nicht in die Hosen«, antwortete er. »Das Biest ist doch ausgestopft. Oder glaubt ihr vielleicht, die Zooverwaltung würde einen echten Säbelzahntiger so dicht an der Außenmauer unterbringen?«

»Ach so«, murmelte Mandry O'Loon. »Dann bin ich ja beruhigt.«

In diesem Moment begann der »ausgestopfte« Säbelzahntiger zu gähnen. Zugleich drang ein dumpfes Grollen aus seiner Kehle. Dabei erhob er sich. Diese noch recht sanfte Bewegung genügte. Tonka Valuz flog wie ein Ball quer durch das Freiluftgehege.

 

*

 

Roi Danton beobachtete die Bewegung des Lichtreflexes auf den Beobachtungsschirmen. Sie beunruhigten ihn jedoch nicht besonders. Er wusste, dass alle militärischen Stationen der Erde besetzt waren, obwohl mit einem Angriff aus dem Weltraum nicht zu rechnen war.

Imperium-Alpha, das Nervenzentrum des Solaren Imperiums, nahm kaum Notiz vom Anbruch des neuen Jahres. Das Flottenhauptquartier und Hauptrechenzentrum der Erde lauschte mit allen Sinnen in die Weite der Galaxis hinaus.