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Nr. 409

 

Planet der Intrigen

 

In den Schatzkammern von Achtol

 

von Marianne Sydow

 

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Als Atlantis-Pthor, der durch die Dimensionen fliegende Kontinent, die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht – also den Ausgangsort all der Schrecken, die der Dimensionsfahrstuhl in unbekanntem Auftrag über viele Sternenvölker gebracht hat –, ergreift Atlan, der neue Herrscher von Atlantis, die Flucht nach vorn.

Nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, fliegt er zusammen mit Thalia, der Odinstochter, und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an.

Während Atlan und seine Gefährten im so genannten Marantroner-Revier eine Fülle von gefährlichen Abenteuern bestehen und letztlich in die Gewalt der Scuddamoren geraten, der Kämpfer von Chirmor Flog, die den Arkoniden und die Odinstochter dem Meisterträumer zum intensiven Verhör überantworten, hält sich noch ein weiterer Pthorer im Vorfeld der Schwarzen Galaxis auf.

Dieser Pthorer wurde durch Raum und Zeit an einen fremden Ort geschleudert und verlor dabei sein Gedächtnis. Der Mann, dem dies zustieß, versteht sich als Nomazar. Gegenwärtig befindet er sich auf dem Planeten Achtol. Diese Welt ist der PLANET DER INTRIGEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Nomazar – Der Mann ohne Gedächtnis auf dem Planeten der Intrigen.

Kjon-Tharo – Nomazars neuer Herr.

Sprak – Kjon-Tharos Diener.

Solta-Kurl – Eine angebliche Diebin.

Leert – Ein hilfreiches Wesen.

1.

 

»Was ist das?«, fragte Rauchmacher Kjon-Tharo verblüfft, als er den Fremden in der Halle entdeckte. »Was hat dieses Wesen zwischen den Kunstwerken zu suchen?«

»Es ist ein Gefangener, Herr«, erklärte der Diener Sprak demütig.

»Was du nicht sagst«, murmelte Kjon-Tharo sarkastisch. »Was soll ich mit ihm anfangen?«

»Ich weiß es nicht, Herr. Er kam mit dem letzten Transport. Wahrscheinlich wussten sich die Wesen in dem betreffenden Organschiff auch keinen Rat, und da haben sie diesen Gefangenen einfach bei uns abgesetzt.«

»Heimtückische Bande«, kommentierte Kjon-Tharo. Der Diener zog hastig seine Ohrbüschel ein, um ja nichts zu hören, falls sein Herr weitere ketzerische Bemerkungen von sich geben sollte.

Kjon-Tharo trat näher an den Gefangenen heran und betrachtete ihn misstrauisch.

Er sah ein Wesen, das auf zwei Beinen stand und zwei Arme sowie einen aufrechten Körper besaß. Damit ergab sich eine entfernte Ähnlichkeit mit einem Domer. Aber statt des aparten kugelförmigen Leibes, den Kjon-Tharo wie alle Domer sein eigen nannte, besaß dieser Fremde einen hässlichen, dünnen Körper. Lediglich am Ende dieses dürren Gebildes befand sich etwas, das wenigstens entfernt an eine Kugel erinnerte.

Der Gefangene bewegte dieses vom Körper scharf abgesetzte Teil und sah Kjon-Tharo mit erschreckend düsteren Augen an. Der Domer zog sich vorsichtig einen Schritt weit zurück, denn der Blick des Fremden war ihm unheimlich.

»Woher kommst du?«, fragte er in der Einheitssprache des Rghul-Reviers, dem Gonex.

Der Fremde gab Laute von sich, aber Kjon-Tharo verstand kein einziges Wort.

»Vielleicht kann er gar nicht sprechen«, bemerkte Sprak vorlaut. »Ich finde, er sieht aus wie ein Tier.«

Der Domer machte eine verächtliche Geste. Sprak war nur ein dummer Greiner, sonst wäre er auf eine solche Idee sicher nicht gekommen. Schließlich trugen Tiere keine Kleidung. Wenigstens hatte Kjon-Tharo noch von keinem solchen Fall gehört.

Er schlug sich demonstrativ vor die Brust und sagte laut und deutlich:

»Ich bin Rauchmacher Kjon-Tharo!«

Der Gefangene hob einen der dürren Arme und deutete mit einem abscheulich spitzen Finger auf sich selbst.

»Nomazar!«, sagte er dabei.

»Er ist intelligent«, stellte Kjon-Tharo zufrieden fest. »Nun, Nomazar, ich kann dich nicht in dieser Halle lassen. Wärest du aus Stein, so ließe sich eine gute Lösung finden, denn Figuren wie dich kann man auf Cagendar immer gebrauchen. Da du aber am Leben bist, muss ich dich bitten, mir zu folgen.«

Nomazar hatte aufmerksam zugehört. Kjon-Tharo gab sich nicht etwa der Illusion hin, dass der Fremde seine Ansprache verstand. Aber als er eine einladende Geste vollführte, hob Nomazar den Arm und deutete mit seinen spitzen Fingern auf den Ausgang – er hatte also doch etwas begriffen. Danach zeigte er auf seine Füße, die in einem Fesselblock steckten.

»Schon gut«, murmelte Kjon-Tharo. »Das werden wir gleich haben. Sprak, mach das Ding auf.«

Der Greiner wieselte auf seinen kurzen Beinen heran und schlängelte sich um den Fesselblock. Kjon-Tharo war ganz und gar gegen seinen Willen beeindruckt – der Gefangene schien beim Anblick des Greiners, der erfahrungsgemäß auf Fremde stets abschreckend wirkte, nicht die geringste Furcht zu empfinden.

Sprak zog seinen haarigen Körper zusammen, und im Fesselblock knackte es geräuschvoll. Nomazar zuckte leicht zusammen, und sein fremdartiges Gesicht verzerrte sich für einen Augenblick. Dann zog Sprak sich zurück, und der Gefangene zog vorsichtig seine Füße aus dem Block. Er betrachtete sie misstrauisch und probierte sie aus, als wolle er sich vergewissern, dass Spraks Befreiungsmethode ohne böse Folgen geblieben war.

Schließlich richtete der Fremde sich auf, und Kjon-Tharo setzte sich in Richtung Ausgang in Bewegung. Nach einigen Schritten drehte er sich um. Der Fremde folgte ihm. Aber Kjon-Tharo bemerkte, dass Nomazars Fortbewegungsweise unregelmäßig wirkte. Er behielt den Fremden im Auge. Tatsächlich, Nomazar zog das linke Bein nach.

Verächtlich dachte Kjon-Tharo, dass eine so zerbrechliche Körperkonstruktion dem Leben wohl nur schlecht gewachsen war. Aber dann besann er sich darauf, dass er wohl oder übel für das Wohl dieses Fremden sorgen musste. Den Wesen in den Organschiffen durfte man nicht trauen. Vielleicht war Nomazar ein wichtiger Informant oder etwas Ähnliches. Man erwartete von den Domern, dass sie alles, was ein Organschiff auf dem Planeten Achtol auslud, mit äußerster Sorgfalt verwahrten.

»Du hast ihn verletzt«, wandte sich Kjon-Tharo an den Greiner.

Sprak faltete erschrocken seine Ohrbüschel zusammen.

»Das kann nicht sein!«, stammelte er.

»Untersuche ihn!«, befahl der Domer.

Der Diener näherte sich dem Gefangenen diesmal sehr vorsichtig. Nomazar musterte den haarigen Vielbeiner gelassen.

»Bleibe ganz ruhig stehen!«, krächzte Kjon-Tharo und fuchtelte, dabei aufgeregt mit beiden Händen in der Luft herum. »Er tut dir nichts.«

Nomazar schien zu begreifen, was von ihm erwartet wurde. Er ließ es zu, dass Sprak sich um seine Beine kringelte. Aber plötzlich stieß der Gefangene so seltsame Laute aus, dass Sprak sich entsetzt von ihm löste und in Richtung Tür davonschoss.

»Komm zurück!«, schrie Kjon-Tharo wuterfüllt.

Sprak hielt an. Er bog sich zu einem Ring zusammen und schielte von unten herauf den Fremden an. Nomazar stand wieder still. Nur in seinem Gesicht zuckte es merkwürdig.

»Ich traue ihm nicht«, flüsterte Sprak. »Wir hätten ihn in dem Fesselblock lassen sollen.«

»Unsinn!«, widersprach Kjon-Tharo grob. »Was hast du festgestellt?«

»Seine Beine sind in Ordnung«, behauptete Sprak schüchtern.

»So!« Kjon-Tharo blickte zwischen dem Gefangenen und dem Greiner hin und her. Schließlich dachte er, dass es am besten war, die Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen. Nomazar hinkte zwar, aber es gab kein Anzeichen dafür, dass er eine ernsthafte Verletzung davongetragen hatte. Man konnte das später noch genau untersuchen. Im Augenblick hatte Kjon-Tharo nur den Wunsch, Nomazar von der Halle wegzubekommen und in ein sicheres Gelass zu sperren. Denn in der Halle hatte er unter den gerade eingetroffenen Gütern etwas entdeckt, was ihn brennend interessierte. Rauchmacher Kjon-Tharo war ein vorsichtiges Wesen – er hatte nicht die Absicht, sich vor möglicherweise gefährlichen Zeugen mit den betreffenden Gütern zu befassen.

So ging er eiligen Schrittes voran, und Nomazar folgte ihm gehorsam. Sprak wieselte hinterdrein.

Solange er nichts über Bestimmung, Auftrag oder Fähigkeiten des Gefangenen wusste, so beschloss Kjon-Tharo, würde er Nomazar einfach nur sicher verwahren. Vielleicht ergaben sich sogar gewisse Vorteile aus der Anwesenheit des Fremden. Kjon-Tharo hatte da ein paar Pläne ...

Der Gedanke gab ihm Auftrieb. Er watschelte in den Gang hinein, der die Halle mit seinen Wohnräumen verband. Ab und zu drehte er sich nach Nomazar um. Der Gefangene schien nicht sehr beeindruckt von den Gemälden, Statuen und sonstigen Kunstwerken, mit denen der Gang ausgestattet war.

»Ein Wilder«, murmelte Kjon-Tharo verächtlich vor sich hin.

Oder war das Desinteresse des Gefangenen nur gespielt, Teil eines üblen Planes, den irgendein anderer Domer ausgearbeitet hatte?

»Du wirst Nachforschungen anstellen«, sagte Rauchmacher Kjon-Tharo zu seinem vielbeinigen Diener. »Ich muss genau wissen, wann und auf welchem Wege Nomazar nach Achtol kam. Finde heraus, von welcher Welt er stammt.«

»Das wird nicht einfach sein, Herr«, gab Sprak schüchtern zu bedenken.

»Das weiß ich auch«, murmelte Kjon-Tharo ärgerlich. »Aus dem Rghul-Sektor stammte er jedenfalls nicht, die Völker, die hier leben, kenne ich genau.«

»Dann ist er von außerhalb?«, flüsterte Sprak entgeistert.

»Vielleicht. Das sollst du ja gerade herausfinden.«

Nomazar hatte aufmerksam zugehört, aber Kjon-Tharo fühlte sich sicher. Falls dieser Gefangene ihm von irgendeinem Neider untergeschoben worden war, um auf diese hinterhältige Weise an des Rauchmachers Schatzkammer heranzukommen, so durfte Nomazar sich erstens keine Blöße geben, und zweitens konnte es nur von Vorteil sein, wenn er schon jetzt begriff, dass Kjon-Tharo nicht so leicht hereinzulegen war. Stimmte jedoch die Geschichte, die Sprak am Anfang erzählt hatte, so verstand Nomazar ohnehin kein Wort.

Kjon-Tharo war nicht darauf eingerichtet, Gefangene in seinem Haus zu beherbergen. Aber es gab einen Raum, der sich bestens verschließen ließ und dennoch so behaglich eingerichtet war, dass man Nomazar ohne jedes Risiko darin unterbringen konnte. Für einen Gefangenen war es ein komfortables Quartier – falls Nomazar später darüber berichtete, würde Kjon-Tharo nur im günstigsten Licht dastehen. Wie gesagt, er war ein vorsichtiger Mann, der sich nach allen Seiten absicherte.

Nomazar spazierte ohne Umstände in sein Gefängnis hinein. Er ließ sich sofort auf einem Polster nieder und sah Kjon-Tharo erwartungsvoll an.

»Hier wirst du fürs erste bleiben«, sagte der Domer freundlich. »Sprak kann dir etwas zum Essen bringen.«

Mit einigen Gesten deutete er an, was er meinte, und der Fremde bewegte seinen merkwürdigen Kopf so heftig, dass Kjon-Tharo Angst bekam – ein Domer trug seinen Kopf fest auf den Schultern, und der Hals des Gefangenen schien ihm ein wahres Sicherheitsrisiko. Er fragte sich, ob der Fremde sein Gehirn tatsächlich in diesem wackeligen Gebilde mit sich herumtrug.

Kjon-Tharo gab seinem unfreiwilligen Gast mit weiteren Gesten zu verstehen, dass er sich ausruhen und es sich bequem machen sollte. Sprak flitzte davon und holte Fleisch, Früchte und einen Krug mit Wasser, und dann schloss Kjon-Tharo die Tür zu dem Gefängnis und wandte sich aufatmend wieder der Halle zu.

 

*

 

Während Kjon-Tharo sich die frisch eingetroffenen Güter ansah, stürzte Nomazar sich mit Heißhunger auf das, was der Diener des Rauchmachers ihm gebracht hatte. Er überzeugte sich schnell davon, dass die Speisen für ihn genießbar waren – falls sich nicht üble Spätfolgen einstellten, war dies eine in Anbetracht der Verhältnisse großartige Mahlzeit.

Nomazar kaute und dachte dabei über sein Schicksal nach.

Er wusste nicht, wer er war und woher er kam. Er nannte sich Nomazar, aber er hatte das Gefühl, dass dies nicht sein richtiger Name war. Einmal hatte er aus Langeweile die Buchstaben umgeordnet. Die Zusammenstellung »Razamon« hatte ihm irgendwie gefallen. Manchmal spielte er mit dem Gedanken, sich diesen Namen zuzulegen. Aber irgend etwas warnte ihn davor, und so blieb es bei Nomazar.

Irgendwie – er wusste nicht, auf welche Weise – war er auf den Planeten Ximmerrähne geraten. Wo er sich vorher befunden haben mochte, war ihm nicht klar. Er hatte seine Herkunft vergessen, aus Sicherheitsgründen, aber es schien ihm, als wäre er dabei etwas zu gründlich zu Werke gegangen. Denn er wusste nicht einmal mehr, wie er dieses Vergessen bewerkstelligt hatte, geschweige denn, warum diese Erinnerungen gefährlich sein sollten. Auch hatte er keine Ahnung, was er auf Ximmerrähne oder dieser neuen Welt tun sollte.

Die ganze Angelegenheit, so schien es ihm, war schlecht organisiert gewesen. War die Gefahr, die ihm von irgendwoher drohte, so ungeheuer groß, dass selbst der winzigste Funke von Erinnerung eine Katastrophe auszulösen vermochte? Oder hatte er in Zeitdruck gestanden und war darum nicht mehr dazu gekommen, wenigstens ein paar unerlässliche Grundinformationen für die Zeit nach dem Vergessen zu konservieren?

Er fand keine Antworten auf diese Fragen.

Noch wusste er nicht, auf was für eine Welt er gelangt war. Auf Ximmerrähne hatten ihn die raupenähnlichen Insassen eines Organschiffs weggeschleppt, und dann war das Schiff gestartet und davongeflogen. Nomazar, der außer seiner jetzt unbrauchbaren Heimatsprache das Idiom der Ximmerrähner erlernt hatte, verstand das, was die seltsamen Raumfahrer sagten, leider nicht. So hatte er keine Ahnung, wohin die Reise ging. Gelegenheiten, sich Informationen zu beschaffen, hatte man ihm nicht gewährt. Irgendwann im Lauf der Reise hatte man ihn in diesen teuflischen Fesselblock gesteckt und angefangen, ihn wie ein lebendes Standbild zu behandeln. Darum war ihm auch gar nichts anderes übriggeblieben, als sich von den »Raupen« verladen und in eine gigantische Halle verfrachten zu lassen, wo schließlich dieses fast kugelrunde Wesen auftauchte, das sich Kjon-Tharo nannte.

Was erwartete ihn hier?

Er lehnte sich gesättigt zurück, dann fiel ihm etwas ein. Die Tür war verschlossen, das wusste er, aber der Raum hatte ein winziges Fenster dicht unter der Decke. Es war viel zu klein, als dass Nomazar hätte hoffen können, es möge ihm gelingen, sich dort hinauszuzwängen. Aber er konnte wenigstens einen Blick auf die Umgebung werfen. Von dem Transportfahrzeug aus hatte er so gut wie nichts gesehen.

Er türmte ein paar Polster aufeinander und kletterte daran hoch. Nach einem Klimmzug gelang es ihm, sich in der Fensteröffnung festzuhalten.

Erstaunt musterte er die Szene.

Es kam ihm so vor, als hätte er niemals eine größere Ansammlung von Gebäuden erblickt. Es waren meist kastenförmige Bauten, die sich in unübersehbarer Zahl aneinanderreihten. Sie standen so dicht, dass Nomazar weder Straßen noch Plätze entdecken konnte. Es gab keinen grünen Flecken und nichts, was dem Auge Erholung hätte bieten können. Da die Häuser tief unter ihm lagen, hätte der Gefangene Kjon-Tharos eigentlich wenigstens in eine Straße Einblick erhalten müssen. Aber Brücken und allerlei andere Dinge versperrten ihm die Sicht.

Nomazar ließ sich enttäuscht wieder zu Boden gleiten.

Er durchsuchte den ganzen Raum. In einer Ecke fand er ein seltsames Gerät, das fürchterliche Geräusche produzierte. Er hatte das Gefühl, etwas zu sehen, was er eigentlich hätte kennen müssen. Er brachte das Gerät mit einem ärgerlichen Faustschlag zum Schweigen und sah sich ratlos um.

Es gab nur Bilder, Statuen und allerlei seltsame Gegenstände, die zum Teil sogar sehr unappetitlich wirkten, in diesem Raum. Nichts, was man brauchen konnte, um sich damit einen Weg in die Freiheit zu bahnen oder sich wenigstens die Zeit zu vertreiben.

Nomazar trat an die Tür und schlug mit den Fäusten dagegen. Dann lauschte er.

Nichts rührte sich in dem fremden Gebäude.

Nach einer Weile zog er sich abermals zu dem Fenster hinauf. Er wollte wenigstens sehen, wie weit der Tag draußen inzwischen gediehen war, denn die künstliche Beleuchtung in diesem Zimmer ließ darauf keinen Schluss zu.

Als er endlich nach draußen sehen konnte, stockte ihm der Atem.

Er blickte auf eine giftdampfende vulkanische Landschaft hinab.

Unwillkürlich ließ er los und landete unsanft auf allen vieren. Nur allmählich wurde ihm klar, was diese Veränderung zu bedeuten hatte.

Was immer die Öffnung auch darstellen mochte – ein Fenster war sie jedenfalls nicht.

 

*

 

Kjon-Tharo war so fasziniert von dem, was der letzte Transport in seine Halle gebracht hatte, dass er die Zeit vergaß. Er wanderte von einem Kunstwerk zum anderen und geriet schier außer sich vor Entzücken.

Es waren erlesene Stücke, von vielen Planeten des Rghul-Sektors zusammengetragen. Dem Domer wurde ganz seltsam zumute, wenn er daran dachte, dass das alles nach Cagendar gebracht werden sollte, um dort in den Schatzkammern des Neffen Duuhl Larx zu verschwinden. Er hatte Duuhl Larx noch nie gesehen und wusste genau genommen gar nichts von ihm. Aber er war fest davon überzeugt, dass es sich bei diesem geheimnisvollen Neffen des Dunklen Oheims auf keinen Fall um einen Kunstkenner handeln konnte. Jemand, der Kunst in Massen sammelte, konnte ja nichts davon verstehen. Tagtäglich kamen Unmengen von Kunstwerken nach Achtol, und die wertvollsten Stücke wurden nach Cagendar weitergeleitet – das waren immer noch mehrere Schiffsladungen im Abstand von wenigen Tagen.

Es war Verschwendung!

Duuhl Larx – der Name alleine reichte, um Kjon-Tharo wütend zu machen.

Er konnte nichts anderes tun, als seinen Auftrag zu erfüllen. Wenn er sich widersetzte, war sein Leben keinen Krümel grünen Trom mehr wert.