Der Junker von Ballantrae

An Sir Percy Florence und Lady Shelley.

Dies ist eine Geschichte, die sich über viele Jahre erstreckt und in vielen Ländern spielt. Durch besondere Gunst der Umstände hat der Verfasser sie begonnen, fortgeführt und abgeschlossen in weit voneinander entfernten und ganz verschiedenen Landschaften. Vor allem war er viel auf der See. Der Charakter und das Schicksal der feindlichen Brüder, die Halle und das Gehölz von Durrisdeer, das Problem der trockenen Vortragsweise Mackellars und wie man seine Sprache auf höhere Gedankengänge zuschneiden könnte: alles das beschäftigte mich auf Deck in vielen sternfunkelnden Häfen, verfolgte meinen Geist auf See beim Lärm schlagender Segel und wurde oft sehr plötzlich beiseitegedrängt, wenn Böen hereinbrachen. Ich hoffe, daß diese Umgebung bei der Abfassung meiner Geschichte ihr in gewissem Grade die Gunst der Seefahrer und meerliebender Leute verschaffen wird.

Und zumindest kommt hier eine Zueignung von weither. Sie wurde geschrieben an den hallenden Küsten einer subtropischen Insel, ungefähr zehntausend Meilen von Boscombe Chine and Manor: Gegenden, die sich vor mir erheben mit den Gesichtern und Stimmen meiner Freunde.

Nun wohl, ich gehöre wieder der See und ohne Zweifel auch Sir Percy. Laßt uns das Signal geben: B.R.D.!

R.L.S.

Waikiki, 17. Mai 1889.

Erstes Kapitel

Die Ereignisse während der Irrfahrten des Junkers

Die volle Wahrheit über diese sonderbaren Ereignisse hat die Welt lange erwartet, und die öffentliche Neugier wird sie sicher willkommen heißen. Es fügte sich, daß ich auf das innigste mit den letzten Jahren und mit der Geschichte des Hauses verknüpft war, und es lebt kein Mensch, der gleich mir imstande wäre, diese Dinge klarzustellen, und gleichzeitig so begierig, sie wahrheitsgemäß zu erzählen. Ich kannte den Junker; über viele Einzelheiten seines Lebenslaufes habe ich authentische Berichte zur Hand; ich segelte mit ihm fast allein auf seiner letzten Reise; ich machte jene Winterfahrt mit, von der so manche Gerüchte ins Ausland gelangten, und ich war anwesend beim Tode des Mannes. Was meinen verstorbenen Lord Durrisdeer anlangt, so diente ich ihm ungefähr zwanzig Jahre und liebte ihn. Ich schätzte ihn um so mehr, je genauer ich ihn kennenlernte. Alles in allem glaube ich, daß es nicht richtig wäre, wenn so viele persönliche Zeugnisse verlorengingen; die Wahrheit ist eine Schuld, die ich dem Andenken meines Lords abzutragen habe, und ich glaube, meine alten Tage werden ruhiger dahinfließen und mein weißes Haar wird leichter auf den Kissen ruhen, wenn diese Dankespflicht erfüllt ist.

Die Duries von Durrisdeer und Ballantrae waren eine angesehene Familie im Südwesten seit den Tagen Davids I. Ein Vers, der noch jetzt in dem Lande bekannt ist:

Die Duries waren ein tapfres Geschlecht,
Sie ritten mit Speeren in manches Gefecht!

trägt das Kennzeichen des Alters. Und der Name erscheint auch in einer anderen Strophe, die man allgemein Thomas von Ercildoune selbst zuschreibt. Ich weiß nicht, wie weit das stimmt und mit welchem Recht manche diese Verse auf die Ereignisse meiner Erzählung beziehen:

Zwei Duries von Durrisdeer –
Der eine ins Feld, der andre getraut:
Ein böser Tag für den Freiersmann,
Ein grausiger für die Braut.

Auch ist die amtliche Geschichtsschreibung voll von ihren Taten, die nach unserer heutigen Denkungsweise nicht sehr lobenswert erscheinen. Die Familie hatte ihren vollen Anteil an den Glücks- und Unglücksfällen, denen die berühmten Häuser Schottlands von jeher unterworfen waren. Aber alles das überschlage ich, um zu jenem bemerkenswerten Jahre 1745 zu gelangen, in dem der Grund zu dieser Tragödie gelegt wurde.

Zu jener Zeit lebte im Hause von Durrisdeer nahe St. Bride am Ufer des Solway eine Familie von vier Personen. Das Haus war der Hauptsitz des Geschlechtes seit der Reformation. Mein alter Lord, der achte seines Namens, war noch nicht hochbetagt, aber er litt frühzeitig unter den Unzuträglichkeiten des Alters. Sein Platz war an der Seite des Kamins, wo er in einem gefütterten Hausrock lesend saß. Er richtete wenige Worte an die Menschen und niemals ein verletzendes an irgend jemand, er war das Vorbild eines alten zurückhaltenden Hausherrn. Und doch war sein Geist wohlgenährt mit Studien, und man schätzte ihn in dem ganzen Gebiet für klüger ein, als er sich den Anschein gab. Der Erbe oder Junker von Ballantrae, in der Taufe James genannt, erbte von seinem Vater die Liebe zu ernsthaften Büchern und daneben auch einiges von seinem Taktgefühl; aber was beim Vater wirkliche Klugheit war, wurde beim Sohn schwarze Heuchelei. Sein Benehmen nach außen kann man nur als gemein und wüst bezeichnen: er saß bis in die späte Nacht bei Wein und Karten und hatte in der ganzen Gegend den Ruf eines Mannes, der jungen Mädchen gefährlich sei. Bei allen Zusammenstößen war er an erster Stelle, aber wenn er auch immer in der vordersten Front war, zog er sich doch immer vorteilhaft aus der Affäre, und seine Genossen bei losen Streichen mußten gewöhnlich die ganze Zeche bezahlen. Dies Glück oder vielmehr diese Verschlagenheit trug ihm manches Übelwollen ein, aber bei dem Rest der Bevölkerung erhöhte es sein Ansehen, so daß man große Dinge von ihm erwartete in der Zukunft, wenn er reifer geworden wäre. Er hatte einen recht schwarzen Fleck auf seinem Namen, aber die Sache wurde damals vertuscht und durch Legendenbildung so entstellt, bevor ich dorthin kam, daß ich mich scheue, sie hier zu erzählen. Es ist wahr, für einen so jungen Menschen war es eine verabscheuungswürdige Tat, und wenn die Gerüchte falsch sind, war es eine niedrige Verleumdung. Ich betrachte es als bemerkenswert, daß er sich stets brüstete, er sei unversöhnlich. Man nahm ihn beim Wort, so daß er zu allem Überfluß unter seinen Nachbarn bekannt war als ein Mann, mit dem schlecht Kirschen essen sei. Ein junger Edelmann also, der im Jahre 1745 noch nicht vierundzwanzig Lenze zählte und doch bereits weit über seine Jahre hinaus im weiten Umkreis berüchtigt war.

Um so weniger war es zu verwundern, daß man von dem zweiten Sohn, Mr. Henry, meinem verstorbenen Lord Durrisdeer, bisher wenig gehört hatte. Er war weder sehr schlecht noch sehr begabt, sondern ein ehrenhafter und anständiger junger Mann wie viele seiner Nachbarn. Ich sagte, man hatte wenig von ihm gehört, aber man kann es besser so ausdrücken: es wurde wenig von ihm gesprochen. Unter den Lachsfischern im Firth war er gut bekannt, denn er liebte den Fischsport außerordentlich. Dann war er auch ein ausgezeichneter Pferdearzt und bekümmerte sich fast von Jugend auf lebhaft um die Bewirtschaftung der Ländereien. Wie schwer das war angesichts der Umstände, in denen sich die Familie befand, weiß niemand besser als ich. Mit allzu wenig Berechtigung kann ein solcher Mann in den Ruf eines Tyrannen und Geizhalses geraten. Die vierte Person im Hause war Miß Alison Graeme, eine nahe Verwandte, eine Waise, die Erbin eines großen Vermögens, das ihr Vater durch Handelsgeschäfte erworben hatte. Dies Geld wurde dringend benötigt zur Aufbesserung der Finanzen meines Lords. Der Besitz war mit Hypotheken hoch belastet, und infolgedessen wurde Miß Alison bestimmt zur Gattin des Junkers, worüber sie sehr froh war. Eine andere Frage ist es, wie er sich dazu stellte. Sie war ein hübsches Mädchen und für jene Zeit sehr beherzt und eigenwillig, denn der alte Lord hatte selbst keine Tochter, und da die Lady schon lange tot war, wurde sie aufgezogen, so gut es eben ging.

Zu diesen vier Menschen gelangte eines Tages die Nachricht von der Landung des Prinzen Charlie, und sie gerieten sofort heftig aneinander. Mein Lord als alter Ofenhocker war durchaus fürs Abwarten. Miß Alison war gegenteiliger Ansicht, weil ihr alles romantisch erschien, und der Junker, der, wie ich hörte, nicht oft mit ihr übereinstimmte, war diesmal ganz ihrer Meinung. Das Abenteuer reizte ihn, soweit ich verstehe, er sah allerlei Möglichkeiten, das Vermögen seines Hauses zu vergrößern, und trug sich mit der Hoffnung, seine persönlichen Schulden auszugleichen, die weit größer waren, als man vermutete. Was Mr. Henry anbelangte, so sagte er anscheinend zunächst sehr wenig, seine Rolle begann erst später. Die drei stritten sich einen ganzen Tag lang, bevor sie sich entschlossen, einen mittleren Kurs zu steuern. Der eine Sohn sollte ausreiten, um König Jakob beizustehen, der alte Lord und der zweite Sohn sollten zu Hause bleiben, um die Partei König Georgs zu ergreifen. Das war ohne Zweifel der Entschluß des alten Lords und, wie man weiß, die Rolle, die viele angesehene Familien damals spielten.

Aber nachdem der erste Streit beigelegt war, erhob sich sofort ein zweiter. Der Lord, Miß Alison und Mr. Henry waren alle der Meinung, daß es Aufgabe des jüngeren Sohnes sei, hinauszuziehen, aber der Junker, ruhelos und eitel, war unter keinen Umständen bereit, zu Hause zu bleiben. Der Lord flehte ihn an, Miß Alison weinte, und Mr. Henry brauchte sehr deutliche Worte: alles vergeblich.

»Der direkte Erbe von Durrisdeer muß mit dem König reiten!« sagte der Junker.

»Wenn wir ein männliches Spiel trieben«, antwortete Mr. Henry, »hätte es Sinn, so zu sprechen. Aber was tun wir? Wir spielen mit falschen Karten!«

»Wir retten das Haus von Durrisdeer, Henry«, sagte der Vater.

»Und siehe«, sagte Mr. Henry, »wenn ich gehe, und der Prinz gewinnt die Oberhand, kannst du leicht mit König Jakob Frieden schließen. Aber wenn du gehst, und die Expedition erleidet einen Fehlschlag, reißen wir Besitz und Titel auseinander. Und was wird dann aus mir?«

»Du wirst Lord Durrisdeer sein«, sagte der Junker, »ich setze alles auf eine Karte.«

»Ich liebe ein solches Spiel nicht!« rief Mr. Henry. »Ich werde in einer Lage sein, die kein Mann von Vernunft und Ehre ertragen kann. Ich werde weder Fisch noch Fleisch sein!« rief er aus. Und etwas später drückte er sich noch deutlicher aus, als er vielleicht beabsichtigte. »Es ist deine Pflicht, hier bei deinem Vater zu bleiben«, sagte er. »Du weißt sehr wohl, daß du der Lieblingssohn bist.«

»Wie?« sagte der Junker. »So spricht der Neid! Willst du in meine Fußtapfen treten, Jakob?« fragte er und legte einen häßlichen Nachdruck auf dies Wort.

Mr. Henry ging ohne Antwort zu geben am unteren Ende der Halle auf und ab, denn er wußte ausgezeichnet zu schweigen. Plötzlich kam er zurück.

»Ich bin der Jüngere, und ich muß gehen«, sagte er. »Mein Lord hier ist der Herr, und er sagt, daß ich gehen muß. Was sagst du dazu, mein Bruder?«

»Ich sage dies, Harry«, antwortete der Junker, »daß es nur zwei Wege gibt, wenn hartnäckige Leute aneinandergeraten: Zweikampf – ich denke, daß keiner von uns Lust hat, so weit zu gehen – oder Entscheidung durch den Zufall. Hier ist ein Goldstück. Wollen wir es entscheiden lassen?«

»Ich will dadurch stehen und fallen«, sagte Mr. Henry. »Kopf: ich gehe; Wappen: ich bleibe.«

Die Münze wurde hochgeworfen. Die Münze fiel und zeigte die Wappenseite.

»Das ist eine Lehre für Jakob«, sagte der Junker.

»Wir alle werden das bereuen«, antwortete Mr. Henry und stürzte aus der Halle.

Miß Alison ergriff das Goldstück, das soeben ihren Geliebten ins Feld gesandt hatte, und schleuderte es durch das Familienwappen in dem großen bemalten Fenster.

»Wenn du mich so liebtest, wie ich dich liebe, wärst du geblieben!« rief sie aus.

»Ich könnte dich, Liebste, nicht lieben so sehr, liebt' ich Kampf und Ehre nicht mehr!« sang der Junker.

»Ach!« rief sie. »Du hast kein Herz, ich hoffe, du wirst getötet!«

Sie eilte aus dem Raum und lief weinend auf ihr Zimmer.

Es scheint, daß der Junker sich in heiterster Haltung zum Lord wandte und sagte: »Sie muß ein Teufel von einem Weib sein!«

»Ich glaube, du bist ein Teufel von einem Sohn«, rief der Vater aus. »Du, der du immer mein Lieblingssohn gewesen bist, zu meiner Schande sei es gestanden! Niemals habe ich eine gute Stunde mit dir erlebt, seit du geboren bist, nein, niemals eine gute Stunde«, und er wiederholte es zum dritten Male. Ob es die Leichtsinnigkeit des Junkers oder sein Ungehorsam oder Mr. Henrys Wort vom Lieblingssohn war, was den alten Lord so aufbrachte, weiß ich nicht, aber ich neige zu der Ansicht, daß es das letztere war, denn nach allen Berichten, die mir zur Verfügung stehen, begann er von dieser Stunde an, Mr. Henry mehr zu beachten.

Alles in allem ritt der Junker in ziemlich böser Stimmung gegen seine Familie nordwärts, woran sich die anderen mit großem Kummer erinnerten, als es zu spät schien. Durch Drohungen und Begünstigungen hatte er ungefähr ein Dutzend Leute um sich versammelt, zumeist Söhne von Pächtern. Sie waren alle ziemlich betrunken, als sie aufbrachen und den Hügel bei der alten Abtei lärmend und singend hinaufritten, die weiße Kokarde am Hut. Es war ein verzweifeltes Abenteuer für eine so kleine Schar, fast ganz Schottland ohne Unterstützung zu durchqueren. Man glaubte das um so mehr, als gerade damals, da dies Dutzend Leutchen den Hügel hinaufkletterte, ein großes Schiff aus der Flotte des Königs mit flatterndem Wimpel in der Bucht lag und sie durch die Mannschaft eines einzigen Bootes hätte aufreiben können. Am nächsten Nachmittag mußte Mr. Henry abreisen, nachdem der Junker einen genügenden Vorsprung gewonnen hatte. Ganz allein ritt er von dannen, um der Regierung König Georgs sein Schwert zur Verfügung zu stellen und ein Handschreiben seines Vaters zu überreichen. Miß Alison wurde in ihrem Zimmer eingeschlossen, bis beide fortgezogen waren. Sie weinte fast ununterbrochen, nur nähte sie die Kokarde an des Junkers Hut, die (wie John Paul mir erzählte) von Tränen durchtränkt war, als er sie ihm hinuntertrug.

In der ganzen nächsten Zeit blieben Mr. Henry und der alte Lord ihrem Plan treu. Daß sie jemals etwas unternommen hätten, ist mehr, als ich weiß, und ich glaube auch nicht, daß sie sich sehr energisch um die Sache des Königs bemühten. Sie hielten sich an ihren Treuschwur, wechselten Briefe mit dem Lord-Präsidenten, weilten ruhig zu Hause und hatten wenig oder keine Verbindung mit dem Junker, solange die Zwistigkeiten dauerten. Auch war er seinerseits nicht sehr mitteilsam. Miß Alison sandte ihm zwar stets Stafetten, aber ich weiß nicht, ob sie jemals eine Antwort erhielt. Einst ritt Macconochie für sie hin und fand die Hochländer vor Carlisle, wo der Junker in hoher Gunst stand beim Prinzen. Er nahm den Brief, wie Macconochie erzählte, öffnete ihn, überflog ihn, den Mund gespitzt wie ein Mann der flötet, und steckte ihn in seinen Gürtel. Als das Pferd aufbäumte, fiel er unbeachtet zur Erde. Macconochie hob ihn auf und nahm ihn an sich, und ich selbst habe ihn in seinen Händen gesehen. Selbstverständlich kamen Nachrichten nach Durrisdeer, wie sich eben Gerüchte im Lande verbreiten, eine Sache, die mir immer wunderbar vorkam. Auf diese Weise erfuhr die Familie allerlei von der Gunst, in der der Junker beim Prinzen stand. Man behauptete, das habe seinen Grund in einer höchst sonderbaren Kriecherei eines so stolzen Mannes, der allerdings noch mehr Ehrgeiz besaß. Er soll sich zu seiner hohen Stellung hinaufgearbeitet haben, indem er den Irländern schmeichelte. Sir Thomas Sullivan, Oberst Burke und alle andern waren sein täglicher Umgang, wodurch er seinen eigenen Landsleuten entfremdet wurde. Bei allen kleinen Intrigen hatte er seine Hand im Spiel, stellte Lord Georg tausendmal Fallen, fügte sich immer den Ansichten des Prinzen, ob sie nun gut oder schlecht waren, und scheint wie ein Spieler, der er sein ganzes Leben lang war, weniger bedacht gewesen zu sein auf die Durchführung der Kämpfe, als auf die Gunst, die er bei glücklichem Ausgang erlangen konnte. Im übrigen benahm er sich im Felde sehr tapfer, was niemand anzweifelte, denn er war kein Feigling.

Die nächste Nachricht kam von Culloden und wurde von einem der Pächtersöhne nach Durrisdeer gebracht, dem einzig Überlebenden, wie er erklärte, von allen denen, die damals singend den Hügel erklommen hatten.

Durch einen unglückseligen Zufall hatten gerade an jenem Morgen John Paul und Macconochie das Goldstück gefunden, das die Ursache alles Übels war, und das in einem Gebüsch versteckt lag. Sie waren vor der Tür gewesen, wie die Leute von Durrisdeer es nennen, nämlich in der Schenke, und so war wenig von dem Goldstück übriggeblieben und noch weniger von ihrem Verstand. Was konnte John Paul also anderes tun, als in die Halle zu stürzen, wo die Familie bei Tisch saß, und die Nachricht herauszubrüllen, daß Tam Macmorland soeben an der Pforte erschienen sei, und wehe! niemand mit ihm?

Sie hörten das Wort wie Menschen, die zum Tode verurteilt werden. Nur Mr. Henry führte die Hand zum Gesicht, und Miß Alison legte den Kopf auf die Hände. Der alte Lord war grau wie Asche.

»Ich habe noch einen Sohn«, sagte er. »Und, Henry, ich will dir Gerechtigkeit widerfahren lassen – der bessere ist mir geblieben.«

Eine sonderbare Sache, das in einem solchen Augenblick zu sagen, aber mein Lord hatte Mr. Henrys Rede niemals vergessen, und er trug Jahre der Ungerechtigkeit auf seinem Gewissen. Trotzdem war es eine sonderbare Sache, und mehr, als Miß Alison hingehen lassen konnte. Sie wurde heftig und tadelte den Lord wegen seiner unnatürlichen Worte und Mr. Henry, weil er hier in Sicherheit säße, während sein Bruder erschlagen läge, sich selbst aber, weil sie ihrem Geliebten beim Abschied böse Worte gegeben hatte. Sie nannte ihn den Besten von allen, rang die Hände, bekannte laut ihre Liebe und rief seinen Namen aus, so daß die Dienerschaft erstaunt dreinblickte.

Mr. Henry stand auf und hielt sich am Stuhl fest. Nun war er grau wie Asche.

»Oh«, schrie er plötzlich, »ich weiß, du hast ihn geliebt!«

»Die Welt weiß es, so wahr mir Gott helfe!« rief sie, und dann sagte sie zu Mr. Henry:

»Aber ich allein weiß, daß du ihn in deinem Herzen verraten hast!«

»Gott weiß«, murmelte er, »es war verlorene Liebesmühe auf beiden Seiten.«

Die Zeit floß nun in diesem Hause dahin ohne viel Ereignisse, nur waren jetzt drei statt vier, was immer wieder an den Verlust erinnerte. Das Geld Miß Alisons war, wie man vor Augen halten muß, für das Besitztum dringend erforderlich, und da der eine Bruder tot war, wurde es bald zu einer Herzensangelegenheit des alten Lords, den anderen Sohn mit ihr verheiratet zu sehen. Tagein, tagaus versuchte er auf sie einzuwirken. Er saß zur Seite des Kamins, den Finger in seinem lateinischen Buch, die Augen mit einer Art liebenswürdigen Eindringlichkeit auf ihr Gesicht gerichtet, wie es dem alten Herrn so gut stand. Wenn sie weinte, tröstete er sie wie ein bejahrter Mann, der schlimmere Zeiten erlebt hat, und nun auch über Kümmernisse ruhiger denkt. Geriet sie in Zorn, begann er wieder in seinem lateinischen Buch zu lesen, aber immer mit einer höflichen Ausrede. Bot sie ihm, wie es öfter geschah, ihr Geld zum Geschenk an, bewies er ihr, wie wenig das mit seiner Ehre zu vereinen sei, und gab ihr zu bedenken, wenn sie darauf beharrte, daß Mr. Henry dies ohne Zweifel ablehnen würde. Sein Lieblingswort war: non vi sed saepe cadendo, und seine ruhige Beharrlichkeit verringerte ohne Zweifel allmählich ihren Widerstand. Gewiß hatte er großen Einfluß auf das junge Mädchen, da er beide Eltern bei ihr vertreten hatte, weshalb sie auch mit dem Geist der Duries erfüllt war und große Zugeständnisse an das Wohlergehen von Durrisdeer machen wollte, wenn sie sich auch nicht dazu verstanden hätte, glaube ich, meinen armen Herrn zu heiraten. Aber sonderbarerweise kam ihm der Umstand zu Hilfe, daß er außerordentlich unbeliebt war.

Das war das Werk Tam Macmorlands. Tam war ein harmloser Bursche, aber er hatte eine große Schwäche: eine lose Zunge, und da er der einzige Mensch in der Gegend war, der mit draußen gewesen oder vielmehr wiedergekommen war, fand er leicht Gehör. Wer im Kampf unterlegen ist, will mir scheinen, ist immer geneigt, andern zu erzählen, daß er verraten wurde. Nach Tams Bericht waren die Rebellen bei jeder Gelegenheit und von jedem ihrer Offiziere betrogen worden, sie waren verraten worden bei Derby, sie waren verraten worden bei Falkirk. Der Nachtmarsch war ein Verräterstück von Lord Georg, und die Schlacht von Culloden ging verloren durch den Verrat der Macdonalds. Die Gewohnheit, stets von Verrat zu reden, bemächtigte sich dieses Narren so sehr, daß er schließlich Mr. Henry auch nicht mehr schonte. Nach seiner Ansicht hatte Mr. Henry die Burschen von Durrisdeer verraten, er hatte versprochen, mit mehr Leuten zu folgen, und statt dessen war er zum König Georg geritten.

»Ach, und am nächsten Tage!« pflegte Tam auszurufen. »Der arme gute Junker und die armen feinen Kerle, die mit ihm ritten, waren kaum jenseits der Klippe, als er sie im Stich ließ, der Judas! Nun, er hat seinen Weg gemacht, er ist Lord, trotz allem, aber unter der Hochlandheide liegt mancher kalte Leichnam!«

Bei diesen Worten pflegte Tam, falls er betrunken war, in Tränen auszubrechen.

Wenn einer lange genug redet, findet er Glauben. Die schlechte Meinung vom Benehmen Mr. Henrys verbreitete sich allmählich in der ganzen Gegend. Leute, die das Gegenteil wußten, aber keine genauen Einzelheiten kannten, sprachen darüber, und man hörte und glaubte es. Unwissende und Übelwollende verbreiteten es als Evangelium. Mr. Henry wurde allmählich gemieden. Kurze Zeit darauf begann das gemeine Volk zu murren, wenn er vorüberging, und die Frauen, die immer am kühnsten sind, weil sie sich am sichersten fühlen, begannen ihm Vorwürfe ins Gesicht zu schleudern.

Der Junker wurde zum Heiligen erklärt. Man entsann sich, daß er die Pächter niemals bedrückt hatte, was er tatsächlich auch nie tat, es sei denn, daß er viel Geld ausgab. Er war vielleicht ein wenig wüst, sagte das Volk, aber wieviel besser war ein natürlicher und wilder Kerl, der bald ruhiger geworden wäre, als ein dürrer Geizhals, der seine Nase in die Abrechnungsbücher steckte, um die armen Pächter zu bedrücken. Eine Dirne, die ein Kind vom Junker hatte und nach allen vorliegenden Berichten sehr schlimm von ihm behandelt worden war, machte sich sogar zur Vorkämpferin seiner Ehre. Eines Tages schleuderte sie einen Stein gegen Mr. Henry.

»Wo ist mein guter Junge, der dir vertraute?« schrie sie.

Mr. Henry hielt sein Pferd an und sah sie mit weißen Lippen an. »Nun, Jeß«, sagte er, »auch du? Du solltest mich besser kennen!« Denn er hatte ihr mit seinem Gelde ausgeholfen.

Das Weib ergriff einen zweiten Stein, als wollte sie ihn werfen, und er riß die Hand, die die Reitpeitsche hielt, nach oben, um sein Gesicht zu schützen.

»Was? Du willst ein Mädel schlagen, du dreckiger ...?« schrie sie und lief heulend von dannen, als ob er sie gezüchtigt hätte.

Am nächsten Tage breitete sich das Gerücht wie Lauffeuer in der Gegend aus, Mr. Henry habe Jessie Broun fast zu Tode geprügelt. Ich erzähle das, um klarzumachen, wie die Lawine wuchs, und wie eine Verleumdung die andere hervorbrachte, bis mein armer Herr so verschrien war, daß er das Haus zu hüten begann gleich dem alten Lord. In der ganzen Zeit beklagte er sich selbstverständlich daheim niemals. Der Urgrund des Skandals war eine zu heikle Angelegenheit, und Mr. Henry war sehr stolz und ein außergewöhnlich hartnäckiger Schweiger. Der alte Lord muß schließlich durch John Paul, falls durch niemand sonst, davon gehört oder wenigstens die Änderung in der Lebensweise seines Sohnes beobachtet haben. Wahrscheinlich aber war auch er nicht unterrichtet, wie stark die Feindschaft war, und was Miß Alison betrifft, so kümmerte sie sich überhaupt nicht um Gerüchte und brachte ihnen keinerlei Interesse entgegen, wenn man sie ihr zutrug.

Als die Empörung ihren Höhepunkt erreicht hatte (später verringerte sie sich, und niemand wußte warum), fand eine Wahl statt in der Stadt St. Bride, die ganz nahe bei Durrisdeer liegt, am Swiftsee. Irgendeine Unruhe machte sich unter den Leuten bemerkbar, aber ich vergaß, was es war, wenn ich es jemals gewußt habe. Man erzählte allgemein, es würde vor Anbruch der Nacht blutige Köpfe geben, der Sheriff habe sogar Soldaten angefordert von Dumfries. Der alte Lord war dafür, daß Mr. Henry anwesend sein solle, er stellte ihm vor, es sei notwendig für das Ansehen des Hauses, sich einmal wieder zu zeigen. »Man wird bald behaupten«, sagte er, »daß wir die Führung in unserem Gebiete verlieren.«

»Eine merkwürdige Führung, die ich übernehmen soll«, sagte Mr. Henry, und als sie ihn um eine Erklärung baten, fügte er hinzu: »Ich will euch die volle Wahrheit sagen, ich darf mein Gesicht draußen nicht blicken lassen.«

»Du bist der erste dieses Hauses, der das sagt«, rief Miß Alison.

»Wir wollen alle drei gehen«, sagte der alte Lord, und tatsächlich zog er seine Stiefel an, das erstemal seit vier Jahren, und ein schwieriges Geschäft für John Paul. Miß Alison erschien im Reitkleid, und alle drei machten sich auf den Weg nach St. Bride.

Die Straßen waren voll vom Pöbel aus der ganzen Gegend. Kaum hatten die Leute Mr. Henry erblickt, als sie zu zischen begannen. Dann fingen sie an zu brüllen, und man hörte Schreie wie Judas! und »Wo ist der Junker?« und »Wo sind die armen Kerle, die mit ihm hinausritten?« Selbst ein Stein wurde geschleudert, aber die meisten verurteilten das, zum Glück für den alten Lord und Miß Alison. Nach zehn Minuten wußte der Lord, daß Mr. Henry recht gehabt hatte. Er sagte kein Wort, warf sein Pferd herum und ritt heim, das Kinn auf der Brust. Auch Miß Alison sprach nicht. Ohne Zweifel dachte sie aber um so mehr nach, und ohne Zweifel war ihr Stolz verletzt, denn sie war eine gebürtige Durie, und ebenso gewiß rührte es an ihr Herz, ihren Vetter so unwürdig behandelt zu sehen. In jener Nacht legte sie sich nicht schlafen. Ich habe meine Lady oft getadelt. Aber wenn ich mich jener Nacht erinnere, verzeihe ich ihr gern alles. Am nächsten Morgen kam sie in aller Frühe zum alten Lord, der an seinem gewohnten Platz saß.

»Wenn Henry mich noch will«, sagte sie, »kann er mich jetzt haben.« Zu Henry selbst redete sie anders: »Ich bringe dir keine Liebe entgegen, Henry, aber, Gott weiß es, alles Mitleid der Welt.«

Der erste Juni 1748 war der Tag ihrer Hochzeit. Im Dezember desselben Jahres langte ich an den Toren des großen Hauses zum erstenmal an, und von diesem Zeitpunkt an berichte ich über die Ereignisse, die unter meinen eigenen Augen geschahen, wie ein Zeuge vor Gericht.

Zehntes Kapitel

Begebenheiten in New York

Ich habe bereits berichtet, daß ich entschlossen war, dem Junker einen Vorsprung abzugewinnen, und das wurde auf sehr leichte Weise mit Hilfe des Kapitäns Mac Murtrie erreicht: ein Boot wurde auf der einen Seite des Schiffes teilweise beladen und dann der Junker an Bord gebracht, während ein kleineres Boot auf der anderen Seite herabgelassen wurde, das mich allein trug. Nicht schwieriger war es, die Richtung zum Hause meines Lords zu finden, wohin ich schnellstens lief. Es lag am Rande des Ortes, ein recht ansehnliches Landhaus in einem schönen Garten mit einer außergewöhnlich großen Scheune und Vieh und Pferdeställen, alles dicht beieinander. Hier ging der Lord spazieren, als ich ankam, es war sein Hauptaufenthalt, und sein Geist war jetzt ganz mit landwirtschaftlichen Angelegenheiten beschäftigt. Atemlos stürzte ich auf ihn zu und überbrachte ihm meine Nachricht, die ihm durchaus nicht neu war, da in der Zwischenzeit mehrere Schiffe an der »Unvergleichlichen« vorübergesegelt waren.

»Wir haben Sie schon längst erwartet«, sagte der Lord, »ja, in den letzten Tagen glaubten wir, Sie kämen überhaupt nicht mehr. Ich bin glücklich, Ihre Hand wieder zu halten, Mackellar, ich fürchtete, Sie lägen schon auf dem Grunde des Meeres.«

»Ach, mein Lord, wollte Gott, es wäre so!« rief ich aus, »dann stünden die Dinge besser für uns.«

»Durchaus nicht«, sagte er grimmig, »ich könnte mir nichts Besseres wünschen. Eine große Rechnung ist zu bezahlen, und jetzt kann ich endlich damit beginnen.«

Ich warnte ihn vor allzu großer Sicherheit.

»Oho!« antwortete er, »hier ist nicht Durrisdeer, und ich habe meine Vorkehrungen getroffen. Sein Ruf eilt ihm voraus, ich habe dafür gesorgt, daß man meinen Bruder willkommen heißt. Das Glück stand wirklich auf meiner Seite, denn ich habe hier einen Kaufmann gefunden aus Albany, der ihn nach 1745 kennenlernte und ihn dringend des Mordes verdächtigt. Es handelt sich um einen Mann namens Chew, ebenfalls aus Albany. Hier wird niemand überrascht sein, wenn ich ihm die Tür weise, man wird nicht dulden, daß er meine Kinder anspricht oder auch nur meine Frau begrüßt. Ich selbst werde meinem Bruder so weit entgegenkommen, daß er mit mir reden darf, sonst würde ich meine Freude einbüßen«, sagte der Lord, indem er sich die Hände rieb.

Gleich darauf besann er sich und sandte Leute aus, die mit Handschreiben forteilten, um die wichtigsten Persönlichkeiten der Provinz herbeizurufen. Ich erinnere mich nicht, welchen Vorwand er benutzte, jedenfalls hatte er Erfolg, und als unser alter Feind auf der Bildfläche erschien, fand er den Lord vor dem Hause unter einigen schattigen Bäumen auf und ab spazierend, den Gouverneur zur Rechten und verschiedene angesehene Bürger zur Linken. Die Lady, die auf der Veranda saß, stand mit sehr bedrückter Miene auf und führte ihre Kinder ins Haus.

Der Junker, gut angezogen und einen eleganten Degen an der Seite, verbeugte sich in vornehmer Art vor der Gesellschaft und nickte dem Lord vertraulich zu. Der Lord erwiderte den Gruß nicht, sondern blickte seinen Bruder mit gerunzelten Brauen an.

»Nun, mein Herr«, sagte er schließlich, »welch übler Wind bringt Sie gerade hierher von allen Plätzen der Welt, wohin zu unser aller Mißfallen Ihr schlechter Ruf Ihnen schon vorausgeeilt ist?«

»Sie geruhen sehr höflich zu sein, mein Lord!« rief der Junker mit schönem Anlauf.

»Es beliebt mir sehr deutlich zu sein«, erwiderte der Lord, »weil es notwendig ist, daß Sie Ihre Lage völlig begreifen. Zu Hause, wo Sie so wenig bekannt waren, war es noch möglich, den Schein zu wahren. Das wäre in dieser Gegend vollkommen vergeblich, und ich habe Ihnen zu eröffnen, daß ich entschlossen bin, Sie von mir abzuschütteln. Sie haben mich bereits nahezu ruiniert, wie Sie meinen Vater zuvor ruinierten, dessen Herz Sie brachen. Ihre Verbrechen sind nach dem Gesetz nicht zu ahnden, aber mein Freund, der Gouverneur, hat meiner Familie Schutz zugesagt. Hüten Sie sich, mein Herr!« rief der Lord aus und drohte ihm mit dem Handstock, »wenn man beobachtet, daß Sie zu irgendeinem Mitglied meines Hauses ein einziges Wort sprechen, wird das Gesetz es Sie büßen lassen.«

»Aha!« sagte der Junker gedehnt, »das ist also der Vorteil eines fremden Landes! Diese Herren sind, wie ich sehe, mit unserer Geschichte nicht vertraut. Sie wissen nicht, daß ich Lord Durrisdeer bin, sie wissen nicht, daß Sie mein jüngerer Bruder sind, der meinen Platz einnimmt auf Grund eines beeidigten Familienkontraktes, sie wissen nicht – denn sonst würden sie mit Ihnen nicht auf vertrautem Fuße stehen –, daß jeder Acker Landes hier mir gehört, bei Gott dem Allmächtigen, und daß Sie mir jeden Pfennig Geld nur vorenthalten als Dieb, als Betrüger und als treuloser Bruder!«

»General Clitton«, rief ich aus, »hören Sie nicht auf diese Lügen. Ich bin der Verwalter des Erbgutes, es ist kein Körnchen Wahrheit in diesen Worten. Dieser Mensch ist ein verachtungswürdiger Rebell, der sich in einen bezahlten Spion verwandelte: das ist seine Geschichte in zwei Worten.«

Auf solche Weise verriet ich in der Hitze des Gefechtes seine Schande.

»Bursche«, sagte der Gouverneur und wandte dem Junker streng sein Gesicht zu, »ich weiß mehr von Ihnen, als Ihnen lieb ist. Uns sind manche Gerüchte über Ihre Abenteuer in diesen Provinzen bekannt, und Sie tun gut daran, mich nicht zu veranlassen, sie zu verfolgen. Da ist das Verschwinden von Jakob Chew mit allen seinen Waren, da ist Ihre sonderbare Landung von irgendwoher an diesen Küsten mit viel Geld und Edelsteinen, als Sie aufgenommen wurden von einem bermudischen Schiff, das aus Albany stammte. Glauben Sie mir, wenn ich diese Angelegenheiten ruhen lasse, so geschieht es aus Mitleid für Ihre Familie und aus Hochachtung für meinen geschätzten Freund, Lord Durrisdeer.«

Ein Beifallsgemurmel der Leute aus der Provinz folgte.

»Ich hätte bedenken sollen, welche Wirkung ein Titel in solch einem Nest wie diesem auslöst«, sagte der Junker weiß wie Schnee, »ganz gleich, wie ungerecht er erworben wurde. Es bleibt mir also nichts übrig, als vor der Tür des Lords zu sterben, wo meine Leiche eine liebliche Zierde sein wird.«

»Schluß mit diesen Torheiten!« rief der Lord aus. »Du weißt sehr wohl, daß ich es nicht so meine, und daß ich nur mich selbst vor Verleumdungen und mein Haus vor deinen Angriffen sichern will. Ich biete dir die Wahl: entweder bezahle ich dir die Heimreise auf dem nächsten Schiff, damit du vielleicht deine Regierungsgeschäfte fortsetzen kannst, obgleich ich, weiß Gott, dich lieber als Raubritter sähe! Oder, wenn du das nicht willst, bleibe hier und sei mir willkommen! Ich habe die Summe festgestellt, mit der man in New York Leib und Seele zusammenhalten kann. Ich werde dir diesen Betrag wöchentlich auszahlen lassen, und wenn du dein Einkommen mit deiner Hände Arbeit nicht erhöhen kannst, so wird es höchste Zeit, daß du es lernst. Bedingung ist, daß du mit keinem Mitglied meiner Familie sprichst, außer mit mir«, fügte er hinzu.

Ich glaube nicht, daß ich jemals einen bleicheren Mann sah als den Junker, aber er stand aufrecht, und sein Mund blieb fest.

»Man hat mir hier höchst ungerechtfertigte Beleidigungen entgegengeschleudert«, sagte er, »die ich bestimmt nicht durch Flucht erwidern werde. Gib mir dein Almosen, ich nehme es ohne Schamgefühl an, denn das Geld gehört mir bereits wie das Hemd an deinem Leibe, und ich werde hierbleiben, bis diese Herren mich besser verstehen werden. Schon jetzt müssen sie den Pferdefuß erblicken, denn bei aller vorgetäuschten Sorge um die Ehre deiner Familie gefällt es dir, sie in meiner Person zu verletzen.«

»Das ist alles schön gesagt«, antwortete der Lord, »aber sei versichert, daß es für uns, die wir dich seit langem kennen, nichts bedeutet. Du wählst den Ausweg, der dir die meisten Möglichkeiten zu bieten scheint. Trage alles mit Stillschweigen, wenn du kannst, das wird dir auf die Dauer mehr Nutzen bringen, wie du mir glauben kannst, als jeder Beweis der Undankbarkeit.«

»Oh, Dankbarkeit, mein Lord!« rief der Junker mit starker Betonung, indem er den Zeigefinger hoch aufreckte. »Seien Sie beruhigt, Sie werden sie nicht entbehren. Es bleibt mir jetzt noch die Pflicht, diese Herren zu begrüßen, die wir mit unseren Familienangelegenheiten belästigt haben.«

Und er verbeugte sich vor jedem nacheinander, rückte seinen Degen zurecht und wandte sich ab. Alle waren erstaunt über sein Benehmen, und ich nicht weniger über das des Lords.

Wir gelangen nun zu einem anderen Abschnitt dieses Familienzwistes. Der Junker war keineswegs so hilflos, wie der Lord vermutete, denn er hatte einen treuen Diener zur Seite, der ein ausgezeichneter Künstler in allen Goldschmiedearbeiten war. Mit der Rente des Lords, die nicht so schäbig war, wie er sie beschrieben hatte, konnte das Paar sein Leben fristen, und alle Einnahmen von Secundra Daß konnten beiseitegelegt werden für irgendein zukünftiges Unternehmen. Daß das geschah, bezweifle ich nicht. Höchstwahrscheinlich war es der Plan des Junkers, eine hinreichende Summe zusammenzubringen, um dann den Schatz zu heben, den er vor langer Zeit in den Bergen vergraben hatte, und hätte er sich damit begnügt, wäre er ohne Zweifel glücklicher beraten gewesen. Aber unglückseligerweise ließ er seinem Zorn die Zügel schießen, zu seinem und unser aller Nachteil. Die öffentliche Brandmarkung bei seiner Ankunft– ich staune oft, daß er sie überleben konnte – saß ihm in den Knochen. Er war in der Stimmung eines Mannes, um ein altes Sprichwort zu gebrauchen, der sich die Nase abschneidet, um sein Gesicht zu ärgern, und er mußte sich öffentlich lächerlich machen in der Hoffnung, daß etwas von seiner Schande auf den Lord abfärbte.

In einem Armenviertel der Stadt mietete er ein einsames kleines Blockhaus, das von einigen Akazien überschattet war. Vorn hatte es eine fensterartige Öffnung, ähnlich wie eine Hundehütte, aber ungefähr in Tischhöhe über dem Erdboden, wo der arme Mann, der es gebaut hatte, früher einige Waren ausgestellt hatte. Dies Schaufenster reizte die Phantasie des Junkers und veranlaßte ihn wahrscheinlich zu seinem Plan. Offenbar hatte er sich an Bord des Piratenschiffes einige Fertigkeit mit der Nähnadel angeeignet, jedenfalls genug, um vor der Öffentlichkeit den Schneider spielen zu können. Und das genügte ihm, um seine Rache zu kühlen. Ein Schild wurde über das Schaufenster gehängt, und es trug ungefähr folgenden Wortlaut:

James Durie
Früher Junker von Ballantrae
Flickschneider

Secundra Daß
Verarmter indischer Edelmann
Feine Goldarbeiten

Unter dem Schild saß nun drinnen mein Gentleman, wenn er einen Auftrag hatte, wie ein Schneider und nähte eifrig. Ich sage, wenn er einen Auftrag hatte, denn die Kunden, die herbeikamen, gingen meistens zu Secundra, und des Junkers Arbeit glich mehr der von Penelope. Er hätte durch diese Beschäftigung niemals Butter und Brot verdienen können, aber es genügte ihm, daß der Name Durie auf dem Schild in den Schmutz gezogen wurde und der einstige Erbe jener stolzen Familie mit untergeschlagenen Beinen dasaß, ein Vorwurf für die Gemeinheit seines Bruders. Und sein Vorhaben glückte ihm insofern, als in der Stadt ein Gerede entstand und sich eine Partei bildete, die dem Lord höchst feindlich gesinnt war. Andererseits setzte die enge Beziehung zum Gouverneur den Lord manchen Angriffen aus. Die Lady, die in der Kolonie niemals gern gesehen war, mußte unangenehme Anspielungen hinnehmen. Bei einer Damengesellschaft durfte sie das Wort Handarbeit fast nicht erwähnen, was doch sonst der natürlichste Gesprächsstoff gewesen wäre, und ich sah sie manchmal mit hochrotem Gesicht zurückkehren und hörte sie sagen, sie werde das Haus nicht wieder verlassen.

Inzwischen wohnte der Lord auf seinem hübschen Landsitz und war ganz mit bäuerlichen Arbeiten beschäftigt, beliebt bei seinen Freunden, ohne der anderen zu achten oder sie auch nur zu sehen. Er nahm an Gewicht zu, hatte eine gesunde, blühende Gesichtsfarbe, und selbst die Hitze schien ihm wohlzutun. Die Lady dankte trotz der kleinen Unannehmlichkeiten täglich dem Himmel, daß ihr Vater ihr ein solches Paradies hinterlassen hatte. Sie hatte von ihrem Fenster aus zugeschaut, wie der Junker gedemütigt wurde, und von diesem Augenblick an schien sie sich sicher zu fühlen. Ich selbst war nicht so ruhig, und im Laufe der Zeit glaubte ich zu bemerken, daß im Benehmen des Lords etwas nicht ganz in Ordnung sei. Er war glücklich, ohne Zweifel, aber die Ursache dieses Glückes lag verborgen. Selbst im Schoße seiner Familie brütete er mit offenbarem Entzücken über verschwiegenen Gedanken, und schließlich kam mir der Verdacht, der für uns beide recht unwürdig war, daß er irgendwo in der Stadt eine Geliebte besaß. Allerdings ging er wenig aus, und sein Tag war sehr stark ausgefüllt. Es gab nur eine einzige Stunde, und zwar ziemlich früh am Morgen, während Mr. Alexander über den Schulbüchern saß, deren Anwendung ich nicht kannte. Man muß nicht vergessen, wenn man mein Tun entschuldigen will, daß ich immer fürchtete, der Lord sei nicht ganz richtig bei Verstand, und da unser Feind so still in derselben Stadt mit uns saß, tat ich wohl daran, auf der Hut zu sein. Dementsprechend änderte ich unter einem Vorwand die Stunde, in der ich Mr. Alexander die Anfangsgründe des Schreibens und Rechnens beibrachte, und machte mich statt dessen daran, den Wegen des Lords nachzuspüren.

Jeden Morgen, bei schönem und schlechtem Wetter, nahm er seinen Handstock mit dem Goldknauf, setzte den Hut in den Nacken – eine alte Gewohnheit, die für mich auf ein überhitztes Gehirn deutete – und begab sich auf eine bestimmte Wanderung. Zunächst ging der Weg zwischen schönen Bäumen am Rande eines Friedhofs vorbei, wo er, wenn das Wetter schön war, eine Zeitlang in Gedanken verweilte. Dann wandte sich der Pfad dem Wasser zu und lief entlang der Hafenfront an des Junkers Hütte vorbei. Wenn er sich diesem zweiten Abschnitt seines Spazierganges näherte, verlangsamte Lord Durrisdeer seine Schritte, als genieße er Luft und Landschaft. Vor der Hütte, halbwegs zwischen dieser und dem Wasser, blieb er eine Zeitlang stehen und lehnte sich auf seinen Stock. Es war die Stunde, da der Junker drinnen auf dem Tisch saß und seine Nadel führte. So starrten diese beiden Brüder mit harten Gesichtern einander an, und dann setzte sich der Lord lächelnd wieder in Bewegung.

Nur zweimal mußte ich das undankbare Amt eines Spions versehen. Dann war ich aufgeklärt über den Zweck der Wanderungen des Lords und die geheime Ursache seines Entzückens. Das also war seine Geliebte: es war der Haß und nicht die Liebe, der ihm gesunde Farben verlieh. Manche Moralisten hätten bei dieser Entdeckung erleichtert aufgeatmet, aber ich gestehe, daß ich entsetzt war. Ich fand das Verhältnis dieser beiden Brüder nicht nur jämmerlich an sich, sondern sah auch Möglichkeiten großen, zukünftigen Unheils. Ich machte es mir zur Gewohnheit, soweit meine Beschäftigung es mir erlaubte, einen kürzeren Weg einzuschlagen und stillschweigend dem Zusammentreffen beizuwohnen. Als ich eines Tages etwas zu spät kam, nachdem ich eine Woche verhindert gewesen war, stellte ich zu meinem Erstaunen eine neue Entwicklung fest. Ich mußte bemerken, daß vor dem Haus des Junkers eine Bank stand, wo Kunden sich niedersetzen konnten, um mit dem Ladenbesitzer zu plaudern. Hier nun fand ich den Lord sitzen, mit dem Handstock spielend, wie er vergnügt auf die Bucht hinausblickte. Nicht drei Fuß von ihm entfernt saß nähend der Junker. Keiner sprach, noch warf der Lord in dieser neuen Situation auch nur einen Blick auf seinen Feind. Er kostete die Nähe vermutlich noch inniger aus durch das bloße Beisammensein und schlürfte den Trunk des Hasses zweifelsohne in vollen Zügen.

Kaum war er aufgestanden, als ich mich ihm offen näherte.

»Mein Lord, mein Lord«, sagte ich, »das ist nicht die Art sich zu benehmen.«

»Ich werde fett dabei«, erwiderte er, und nicht nur diese Worte, die sonderbar genug waren, sondern der ganze Charakter seines Gsichtsausdruckes stießen mich ab.

»Ich warne Sie, mein Lord, vor dieser Hingabe an niedrige Gefühle«, sagte ich. »Ich weiß nicht, ob sie für die Seele oder für den Verstand gefährlicher sind, aber sie werden beide töten.«

»Sie können das nicht verstehen«, sagte er, »Sie haben niemals solche Berge von Bitterkeit auf ihrem Herzen getragen.«

»Und wenn sonst nichts geschieht«, fügte ich hinzu, »werden Sie den Mann bestimmt zum Äußersten treiben.«

»Im Gegenteil, ich werde seinen Mut brechen«, sagte der Lord.

Jeden Morgen, ungefähr eine Woche lang, nahm der Lord den gleichen Platz auf der Bank ein. Es war ein angenehmer Platz, unter den grünen Akazien, mit der Aussicht auf die Bucht und die Schiffe, wo von fern her der Gesang der arbeitenden Seeleute ertönte. Hier saßen die beiden ohne zu sprechen und ohne äußere Bewegung, es sei denn, daß der Junker nähte oder einen Faden abbiß, denn immer noch tat er so, als ob er fleißig wäre. Und hier machte ich es mir zur Pflicht, mich zu ihnen zu gesellen, indem ich mich über mich selbst und meinen Begleiter wunderte. Wenn einer der Freunde des Lords vorüberging, pflegte er ihn heiter anzurufen und zu sagen, er sitze hier, um seinem Bruder gute Lehren zu erteilen, der jetzt zu seiner Freude sehr fleißig geworden sei. Und selbst das ertrug der Junker mit ruhiger Haltung. Was in seiner Seele vorging, weiß nur Gott oder vielleicht der Teufel.

Ganz plötzlich an einem stillen Tage der Jahreszeit, die man dort den Indianersommer nennt, als die Wälder in Gold, Rosa und Purpur getaucht waren, legte der Junker seine Nadel nieder und brach in schallende Heiterkeit aus. Ich glaube, er mußte sich lange schweigend vorbereitet haben, denn der Ton war ziemlich natürlich. Da er aber plötzlich das völlige Schweigen brach, und zwar unter Verhältnissen, die dem Humor so feindlich waren, schallte es verhängnisvoll in meinen Ohren.

»Henry«, sagte er, »ich habe wirklich einmal einen falschen Schritt unternommen, und du hast so viel Verstand besessen, Vorteil daraus zu ziehen. Die Komödie des Flickschneiders ist heute zu Ende, und ich gestehe anerkennend, daß du gewonnen hast. Das Blut macht sich geltend, und du verstehst es zweifelsohne meisterlich, dich unbeliebt zu machen.«

Der Lord sprach kein Wort, es war, als ob der Junker das Schweigen nicht unterbrochen hätte.

»Komm«, fuhr der Junker fort, »sei nicht launisch, das paßt nicht zu deinem Benehmen. Du kannst es dir jetzt erlauben, glaube es mir, ein wenig liebenswürdig zu sein, denn ich muß nicht nur diese Niederlage hinnehmen. Ich hatte die Absicht, dies Spiel solange zu treiben, bis ich Geld genug für einen bestimmten Plan gesammelt hätte, und ich bekenne offenherzig, daß ich nicht mehr den Mut dazu besitze. Du wünschst naturgemäß, daß ich aus dieser Stadt verschwinde, und ich bin auf anderem Wege zu derselben Ansicht gelangt. Ich habe dir einen Vorschlag zu machen oder, wenn der Herr Lord es vorzieht, dich um eine Gunst zu bitten.«

»Bitte darum«, sagte der Lord.

»Du hast vielleicht gehört, daß ich einst in diesem Lande einen großen Schatz besaß«, fuhr der Junker fort, »es ist eine Tatsache, ob du davon unterrichtet bist oder nicht. Ich war gezwungen, ihn an einem bestimmten Ort zu vergraben, den ich unschwer wiederfinden kann. Mein Ehrgeiz ist es nun, den Schatz zu heben, und da er mir gehört, wirst du ihn mir nicht mißgönnen.«

»Geh und hole ihn«, sagte der Lord, »ich widerspreche nicht.«

»Ja«, antwortete der Junker, »aber um das tun zu können, brauche ich Leute und Transportmöglichkeiten. Und der Weg ist lang und beschwerlich, das Land mit wilden Indianerstämmen überschwemmt. Strecke mir nur so viel vor, wie unbedingt nötig ist, entweder als Abfindungssumme für mein Taschengeld oder, wenn du es vorziehst, als Darlehen, das ich nach meiner Rückkehr zurückzahlen werde. Und dann sollst du mich zum letztenmal gesehen haben, wenn du willst.«

Der Lord starrte ihm fest in die Augen, auf seinem Gesicht war ein hartes Lächeln, aber er sagte nichts.

»Henry«, sagte der Junker mit furchtbarer Ruhe, indem er sich etwas zurückneigte, »Henry, ich hatte die Ehre, dich anzureden.«

»Wir wollen nach Hause gehen«, sagte der Lord zu mir und zupfte an seinem Ärmel. Und dann erhob er sich, reckte sich, setzte seinen Hut zurecht und begann, ohne eine Silbe zu antworten, ruhig am Strande entlang zu gehen.

Ich zögerte eine Weile zwischen den beiden Brüdern, so ernst schien mir die Krise, die wir erreicht hatten. Aber der Junker nahm seine Beschäftigung wieder auf, er senkte die Augen, und seine Hand war scheinbar so ruhig wie zuvor. Da entschloß ich mich, dem Lord zu folgen.

»Sind Sie wahnsinnig?« rief ich aus, sobald ich ihn erreicht hatte. »Wollen Sie ein so annehmbares Angebot zurückweisen?«

»Ist es möglich, daß Sie ihm immer noch Glauben schenken?« fragte der Lord fast spöttisch.

»Ich wünsche ihn fort aus dieser Stadt!« rief ich aus. »Ich wünsche ihn irgendwo und irgendwie, nur nicht hier.«

»Ich habe gesprochen«, erwiderte der Lord, »und auch Sie haben gesprochen. Dabei soll es bleiben.«

Aber ich war entschlossen, den Junker fortzubringen. Der Anblick, wie er geduldig zu seiner Näharbeit zurückkehrte, war mehr, als meine Phantasie verarbeiten konnte. Nimmermehr konnte ein Mensch eine solche Fülle von Beleidigungen ertragen, und am wenigsten der Junker. Für mich roch die Luft nach Blut. Und ich schwor, daß ich alles tun wolle, solange noch ein Schimmer von Hoffnung war, ein Verbrechen zu verhüten. Ich ging deshalb am gleichen Tage noch zu dem Lord in sein Arbeitszimmer, wo er mit einigen lächerlichen Dingen beschäftigt war.

»Mein Lord«, sagte ich, »ich habe eine günstige Anlage für mein kleines Vermögen entdeckt. Aber unglückseligerweise sind meine Ersparnisse in Schottland. Es wird einige Zeit dauern, sie abzuheben, und die Sache drängt. Würden Sie, mein Lord, bereit sein, mir die Summe zu bevorschussen gegen eine Quittung?«

Er sah mich mit prüfenden Augen an. »Ich habe mich nie um Ihre Privatangelegenheit gekümmert, Mackellar«, sagte er, »über die Summe Ihrer Kaution hinaus besitzen Sie wahrscheinlich keinen Pfennig, soviel ich weiß.«

»Ich bin lange in Ihren Diensten und habe nie eine Lüge ausgesprochen noch Sie um eine Gefälligkeit für mich gebeten«, sagte ich, »bis heute.«