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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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Nachdruck 2018

© 2015 by mvg Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

© 2014 by Brendan Richard Lewis. All rights served.

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Fluent in 3 Months: How Anyone at Any Age can Learn to Speak Any Language from Anywhere in the World bei HarperCollins.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Monika Schuch Umschlaggestaltung: Melanie Melzer

Umschlagabbildung: shutterstock

Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering

Druck: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany

ISBN Print 978-3-86882-611-1

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86415-734-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86415-735-6

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INHALT

DANKSAGUNG

EINLEITUNG

Meine Geschichte, Ihre Leidenschaft

Ihre Geschichte beginnt, genau wie meine, mit Leidenschaft – diese führt auf dem sichersten Weg zum Erlernen einer neuen Sprache.

KAPITEL 1

Schluss mit zwanzig verbreiteten Mythen über das Sprachenlernen

Keine Ausreden mehr. Es gibt ganz einfach keinen Grund, warum Sie eine neue Sprache nicht erlernen »können« sollten, und ich sage Ihnen, warum.

KAPITEL 2

So sieht Ihr Auftrag aus, falls Sie sich dafür entscheiden

Geben Sie vage Tagträume wie »Spanisch lernen« auf, setzen Sie sich stattdessen spezifische Ziele innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens und binden Sie dabei neue Sprachlern-Techniken ein, um konkrete Ergebnisse zu erzielen.

KAPITEL 3

Tausende von Wörtern schnell gelernt

Keine Sorge, falls Sie nicht das Gedächtnis eines Supercomputers haben. In diesem Kapitel wird erklärt, warum wir Dinge vergessen, und ich bringe Ihnen einen sehr viel effizienteren – und amüsanteren – Weg bei, wie Sie sich neue Wörter merken können.

KAPITEL 4

So gelingt Immersion, ohne dass Sie ein Flugticket kaufen müssen

Sie müssen nicht im Ausland sein, um eine Sprache zu lernen. Das geht auch ganz bequem von zu Hause aus oder über eine Community vor Ort.

KAPITEL 5

Vom ersten Tag an sprechen

Beginnen Sie sofort, eine neue Sprache zu sprechen, nutzen Sie dabei leicht zu befolgende »Tricks«, falls Sie einmal die Wörter nicht kennen, die Sie sagen möchten.

KAPITEL 6

Anfangstipps für alle Sprachen

Es ist einfacher, als Sie denken, eine Sprache zu lernen. Hier sage ich Ihnen, warum das so ist.

KAPITEL 7

Von der fließenden zur sicheren Sprachbeherrschung

Um eine fließende Sprachbeherrschung und mehr anzustreben, kehrt man zu den akademischen (Lern-)Aspekten zurück, die für diesen Teil des Lernprozesses besser geeignet sind.

KAPITEL 8

Wie man für einen Muttersprachler gehalten wird

Nun wird es Zeit, über das Stadium der fließenden Sprechfähigkeit hinauszugehen und sich der örtlichen Kultur anzupassen, bis ein Fremder einen tatsächlich für einen Muttersprachler hält!

KAPITEL 9

Hyperpolyglott: Wenn eine Fremdsprache nicht genug ist

Bringen Sie das Sprachenlernen auf die nächsthöhere Stufe. Sprechen Sie mehrere Sprachen, ohne sie durcheinanderzubringen oder diejenige(n) zu vergessen, die Sie bereits recht gut konnten.

KAPITEL 10

Kostenlos oder preiswert Language Learning 2.0

Lernen Sie eine neue Sprache über mündliche Übungsstunden hinaus mit außerordentlich wertvollen – und weitgehend kostenlosen – Quellen.

SCHLUSSBETRACHTUNG

ÜBER DEN AUTOR

DANKSAGUNG

Zuerst und vor allem möchte ich den vielen Tausend Menschen danken, die mir über den Zeitraum von zehn Jahren gezeigt haben, wie man stärker an die Menschen in allen Ländern glauben kann, wie man die Kommunikation wertschätzen kann und sich über ein paar Fehler keine Sorgen zu machen braucht. Fast nie wurde ich als Sprachlern-Anfänger abgewertet und den wunderbaren Menschen zahlloser Nationalitäten habe ich es zu verdanken, dass ich so viele verschiedene Kulturen entdecken und Freunde fürs Leben finden konnte. Sie hatten unendlich viel Geduld und ich freue mich, sagen zu können, dass sie mit jedem Leser dieses Buches – jedem Lernenden einer neuen Sprache – ebenso viel Geduld haben werden wie mit mir.

Großer Dank geht auch an Jorge, den ersten Polyglotten, dem ich in meinem Leben begegnet bin. Er kommt aus Brasilien, und als ich ihn erstmals traf, konnte ich seinen Namen noch nicht aussprechen. Er spornte mich dazu an, diesen wundervollen Weg des Sprachenlernens (so holprig der Start auch war) zu beginnen.

Beim Schreiben dieses Buches war mir mein »PolyNot«-Freund Anthony Lauder die weitaus größte Hilfe. Er las den gesamten ersten, noch nicht redigierten Entwurf und gab mir ein Feedback, das länger war als das längste Kapitel in diesem Buch. Das half mir, die vielen Möglichkeiten zu erkennen, wie ich meine Argumente noch verbessern konnte. Er trug auch dazu bei, dass ich die Sichtweise eines Anfängers wahrnahm, der manche Aspekte des Sprachenlernens schwierig finden mag, obwohl er selbst gute Fähigkeiten und Gedanken über das Erlernen einer Sprache besitzt und viele andere dazu animiert hat, es ebenfalls zu versuchen.

Lauren Cutlip, Master in Rhetorik, hat mir ebenfalls sehr geholfen, die Argumente aus der Sicht eines absoluten Neulings beim Sprachenlernen zu verbessern und einige Gedanken klarer zu formulieren, dabei jedoch meinen Stil beizubehalten.

John Fotheringham von languagemastery.com half mir, den japanischen Abschnitt zu verbessern, da ich während der Redaktion des Buches diese Sprache selbst erst lernte und jemanden mit Erfahrung brauchte, um die Sprache in einem ermutigenden Licht zu präsentieren. Zur Zeit der Drucklegung habe ich Japanisch der Liste meiner Sprachen angefügt.

Als Nächstes bedanke ich mich bei der Gruppe, die ich liebevoll Team Linguist nenne und die alle einen Master oder Doktor in verschiedenen linguistischen Disziplinen haben. Ich schickte ihnen Teile des Buches, um ihre professionelle oder akademische Meinung über die wissenschaftliche Gültigkeit meiner Aussagen einzuholen. Ihr Feedback war bei der Stichhaltigkeitsprüfung sehr wichtig und gewährleistet, dass es neben meinen Erfahrungen und Anekdoten auch solide fundiert ist. Zum Team Linguist gehörten Agnieszka Mizuu Gorónska (Master der Ethnolinguistik), Rachel Selby (Master in TESOL/Spracherwerb), Sarah McMonagle (Dr. der Sprachpolitik und -planung), Seonaid Beckwith (Master der Psycholinguistik des Zweitsprachenerwerbs) und Judith Meyer (Master der Computerlinguistik; zudem eine Polyglotte mit eigener Website: Learnlangs.com).

EINLEITUNG

Meine Geschichte, Ihre Leidenschaft

Ende Juli 2003, wenige Wochen nach meinem einundzwanzigsten Geburtstag, reiste ich nach Valencia in Spanien. Um mich leichter an das Leben im Ausland zu gewöhnen, meldete ich mich zu einem Spanischkurs an.

Es war eine kleine Gruppe, der Unterricht erfolgte komplett auf Spanisch, was für mich ein kleines Problem war, weil ich nur Englisch verstand. Ich hatte gerade einen Abschluss als Elektronikingenieur gemacht und auf der Highschool nur mit Ach und Krach die Kurse in Deutsch und Irisch1 geschafft. Sprachen waren definitiv nicht mein Ding.

Nach mehreren Unterrichtsstunden war ich kein bisschen vorangekommen. Jede Stunde endete damit, dass die anderen Schüler mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht aufstanden. Ich wusste, dass sie etwas über die Sprache herausgefunden hatten, das sie zuvor nicht wussten, während ich noch immer kein einziges Wort verstand. Es war vernichtend für mein Ego. Ich war zweifellos der schlechteste Schüler in der Klasse, und als ich mit hängendem Kopf nach Hause ging, konnte ich nicht umhin zu denken: Das ist einfach nicht fair! Warum sind diese Burschen mit dem Sprachlern-Gen gesegnet und ich nicht? Ich werde niemals Spanisch lernen.

Nach sechs Monaten in Spanien brachte ich kaum den Mut auf zu fragen, wie viel etwas kostet oder wo die Toilette ist. Ich fing tatsächlich an zu glauben, dass ich niemals Spanisch lernen würde. Und ich begann mir Sorgen zu machen, meine Erfahrung in dem fremden Land würde ein totaler Misserfolg werden. Ich war davon überzeugt, es sei mein Schicksal, den Rest meines Lebens nur Englisch sprechend zu verbringen.

Schnellvorlauf. Eines Nachts verschlug es mich in Budapest auf eine »Couchsurfing«-Party in einer örtlichen Bar mit internationalem Publikum. Selbstbewusst spazierte ich hinein und sagte zu allen »Hallo« auf Ungarisch, bekanntlich eine der schwierigsten Sprachen der Welt. Ich fing an, mit einem Einheimischen auf Ungarisch über meine Fortschritte mit seiner Muttersprache zu plaudern. Ich hatte zu dem Zeitpunkt erst etwa fünf Wochen Ungarisch gelernt, war aber zu dieser rudimentären Unterhaltung mit ihm in der Lage.

Danach fiel mir ein leichter brasilianisch-portugiesischer Akzent bei dem Typen auf, der links von mir Englisch sprach. Ich fragte ihn: »Você é brasileiro?« (Sind Sie Brasilianer?) Und als er mir auf Portugiesisch erzählte, dass er aus Rio komme, wechselte ich sofort auf meinen Carioca-Akzent, verwendete Slang aus seiner Heimatstadt und erzählte ihm, wie sehr ich sie vermisste. Er war fassungslos, einen Iren in einer Bar in Budapest seinen eigenen portugiesischen Akzent sprechen zu hören!

Dann entdeckte ich eine spanische Freundin auf der anderen Tischseite und wechselte sofort in fließendes Spanisch, fragte sie, wie es mit ihren Ungarisch-Fortschritten aussah. Später kam ein Pärchen aus Quebec und ich schaltete auf meinen Quebecer Akzent und entsprechende Ausdrücke um, während ich Französisch sprach. Wir tauschten unsere Kontaktdaten aus und planten, am nächsten Tag gemeinsam abzuhängen.

An diesem Abend brachte ich es fertig, noch etwas Italienisch und Esperanto zu sprechen, und begeisterte einen Thai-Touristen mit ein paar Sätzen in einfachem Thai, wobei ich immer den richtigen Tonfall traf. Ich flirtete sogar auf Deutsch mit einem deutschen Mädchen, das ich bei diesen Treffen regelmäßig sah.

An einem einzigen Abend sprach ich zwanglos, gesellig und ganz natürlich acht Sprachen (einschließlich etwas Englisch). Ich wechselte mühelos zwischen ihnen, ohne sie miteinander zu vermischen, und – was noch wichtiger ist – gewann dabei einige tolle neue Freunde.

Seither habe ich verschiedene weitere Sprachen gelernt und zu der Zeit, wo ich dieses Buch hier schreibe, kann ich selbstbewusst zwölf Sprachen in unterschiedlicher Beherrschung verwenden, das reicht von reinen Gesprächsfertigkeiten (Holländisch, Mandarin-Chinesisch und Amerikanische Gebärdensprache) bis zu einem Sprachdiplom (Spanisch) mit allen Zwischenebenen bei den übrigen neun Sprachen. Zusätzlich habe ich Grundkenntnisse in zwölf weiteren Sprachen. Außerdem führe ich das weltweit größte Sprachenlernblog, Fluentin3months.com, das bis heute bereits Millionen Menschen in aller Welt dabei geholfen hat, eine neue Sprache zu erlernen.

Das entspricht alles den Tatsachen, obgleich ich bis zum Alter von einundzwanzig Jahren ausschließlich Englisch gesprochen habe und mich bei meinen Sprachenlernversuchen in der Schule sehr schwergetan habe.

Wie ist das möglich? Wie konnte es mir, nachdem ich aus dem Spanischkurs ausgestiegen war, gelingen, mich in über zwölf Sprachen zu unterhalten? Ganz einfach: durch einen neuen Zugang zu neuen Sprachen.

Der Weg zum Erlernen einer Sprache: mit der Sprache leben

Eines der größten Probleme beim üblichen Ansatz zum Erlernen einer Sprache ist, dass der Nutzen der Aneignung einer neuen Sprache ständig auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Lerne dies und lerne das, dann wirst du mit etwas Glück in ein paar Jahren die Sprache endlich verstehen. Dieser Ansatz ist nicht nur weit von der Realität entfernt, sondern nimmt dem Vorgang jeden Spaß und alles Lebendige.

In vielen Bildungssystemen, besonders in den englischsprachigen Ländern, werden Sprachen genauso gelehrt wie andere Fächer, beispielsweise Geografie oder Geschichte. Die Lehrer liefern die »Fakten« (Vokabeln), damit die Schüler die Sprache »können«. Also erledigen die Schüler wie in Mathe ihre Aufgaben, um die »Regeln« (Grammatik) zu verstehen.

Abgesehen von einigen Ausnahmen bringt dieser Ansatz niemanden hervor, der die Zielsprache spricht, daher muss etwas ganz klar gesagt werden: Eine Sprache ist ein Kommunikationsmittel und sollte daher eher gelebt als gelehrt werden.

Die vorrangige Rolle des Lehrers sollte es sein, als Sprachvermittler zu agieren. Ein Lehrer sollte dafür sorgen, dass seine Schüler die Sprache verwenden, egal auf welchem Lernniveau sie gerade sind, anstatt sie still sitzen zu lassen, während nur er spricht und versucht, den Schülern die informativen Komponenten der Sprache einzutrichtern.

In der Highschool musste ich Irisch, also die keltische Sprache Irlands, lernen, das war Pflicht. Um meine Zulassung zur Universität zu bekommen, musste ich die Prüfung machen. Das Ergebnis war, dass ich nur genau so viel lernte, wie ich brauchte, um die Prüfung zu schaffen, die Sprache selbst war mir dabei völlig egal.

Meine Haltung der keltischen Sprache Irlands gegenüber änderte sich komplett, als ich mir einmal die Zeit nahm, in der Region Gaeltacht in Irland zu leben, wo diese Sprache noch gesprochen wird, und dort Freunde gewann, die diese Sprache sprachen.

Meine zweite Fremdsprache an der Highschool war Deutsch. Ich wählte Deutsch, weil Deutschland ein wichtiges Wirtschaftsland in Europa ist und ich mir vorstellte, es würde sich in meinem Lebenslauf gut machen. Deutschkenntnisse würden mich abheben, insbesondere weil die meisten in meinem Jahrgang Französisch gewählt hatten. Auch in diesem Fall kümmerte ich mich nicht wirklich um die deutsche Sprache, sondern dachte einfach, es könnte mir später von Vorteil sein, heute Deutsch zu lernen. Und natürlich behielt ich kaum etwas davon. Ich dachte, Deutsch wäre nicht mehr als der, die, das und Tabellen einer unmöglich erlernbaren Grammatik. Ich stellte mir vor, die Deutschen seien Roboter, die automatisch grammatikalisch korrekte Sätze ausspucken.

Das blieb so, bis ich tatsächlich einige Deutsche kennenlernte und persönlich feststellte, wie interessant und lustig sie waren. Tatsächlich so lustig, dass ich Lust hatte, sie besser kennenzulernen. Diese Denkweise ermöglichte es mir, die deutsche Sprache nicht länger als Barriere zwischen den Deutschen und mir zu betrachten, sondern als eine Brücke, über die ich würde gehen können, um mit ihnen zu kommunizieren. In beiden Fällen wurde meine anfängliche indirekte Motivation für das Erlernen einer Sprache durch die direkte Motivation ersetzt, die Sprache zu leben und als ein Mittel der Kommunikation und der Beziehungspflege zu nutzen.

So sollte Sprachunterricht funktionieren. Im Idealfall wendet er sich von dem üblichen Zugang ab, uns Grammatik und Vokabellisten einzutrichtern oder mit alten, langweiligen und irrelevanten Texten zu versorgen. Der beste Unterricht ermuntert uns stattdessen, in der Zielsprache Spiele und Rollenspiele zu spielen. Er lässt die Schüler die Sprache untereinander sprechen, was – wie ich bei beiden Sprachen feststellte, die ich in der Highschool mit großer Mühe und als Erwachsener sehr viel besser lernte – das wahrhaftigste Kommunikationsmittel ist. Das Ergebnis, wenn Schüler sofort anfangen, die Sprache zu sprechen, ist, dass sie sich die Sprache eher aneignen, als sie zu lernen, wie dies bei anderen akademischen Fächern der Fall ist.

Welche Motivation haben Sie?

Beantworten Sie mir eine Frage: Als Sie das erste Mal versuchten, eine Sprache zu lernen, für die Sie sich interessierten, hatten Sie da Gedanken im Kopf wie »Wenn ich diese Sprache lerne, wird mir das von Vorteil sein« – ein Vorteil, der eigentlich nichts damit zu tun hatte, in dieser Sprache zu kommunizieren oder die Kultur oder die Menschen eines fremden Landes kennenzulernen?

»Vorteile« wie beruflicher Aufstieg, Leute beeindrucken, Prestige, eine Prüfung machen, etwas auf der To-do-Liste ausstreichen können oder ähnliche Gründe sind Beispiele für Motivationen, die nichts damit zu tun haben, die Sprache wirklich zu nutzen.

Die Motivation vieler, die eine Sprache erlernen, ist häufiger eine extrinsische als eine intrinsische. Sie haben keine echte Leidenschaft für die Sprache, ihre einzige Motivation betrifft fast ausschließlich die günstigen Nebeneffekte, die sie theoretisch dadurch haben könnten, wenn sie eine neue Sprache sprechen. Ein Schlüsselelement zum schnelleren, freudvolleren und effizienteren Erlernen einer Sprache ist, die Brücke zu anderen Menschen zu erkennen, die dieses Erlernen der Sprache uns eröffnet, im Gegensatz zu den Vorteilen, die man vielleicht irgendwann einmal dadurch haben wird.

Die fehlende Zutat: Leidenschaft

Ich richte mich in diesem Buch eher an selbstständig Lernende als an solche, die in einem Klassenzimmer sitzen. Aber selbst wenn Sie an einem Kurs teilnehmen, ob der Unterricht nun effizient ist oder nicht, müssen Sie in der unterrichtsfreien Zeit effizient lernen. Wenn Sie so viel Liebe zum Erlernen einer Sprache aufbringen, dass Sie damit Ihre Freizeit zubringen, kann Ihre Leidenschaft wirklich aufblühen. Sie können hinter den äußerlichen Motivationen viele weitere finden.

Damit will ich nicht sagen, dass diese Faktoren automatisch zum Scheitern verurteilt sind; beruflicher Erfolg beispielsweise kann ein sehr wirksamer Motivationsfaktor sein. Der Haken dabei ist jedoch, dass diese Nebeneffekte nicht die Hauptmotivation für Sie sein können, wenn Sie eine Sprache besser erlernen möchten. Sie müssen von innen heraus die Sprache um ihrer selbst oder ihrer Kultur willen sprechen wollen.

Als ich meine Versuche, Spanisch zu lernen, schließlich neu startete, stellte ich diese oberflächlichen Gründe ganz beiseite – dass meine Spanischkenntnisse eines Tages beeindrucken oder mir Vorteile bei der Stellensuche verschaffen könnten. Stattdessen begann ich, Spanisch ganz speziell dafür zu lernen, um es mit anderen Menschen sprechen zu können. Das machte den ganzen Unterschied aus. Ich wollte mich ernsthaft auf Spanisch unterhalten können und Freunde in deren Muttersprache gewinnen. Zudem wollte ich Spanien jenseits der oberflächlichen Erfahrung kennenlernen, die ich bis dahin gemacht hatte.

Meine Motivation waren nicht länger die Vorteile, die ich in einigen Monaten oder Jahren möglicherweise daraus würde ziehen können, oder die Vorstellung, ich wäre besonders »cool«, wenn ich Spanisch sprechen könnte. Ich war wirklich mit Leidenschaft darauf aus, die Sprache zu lernen, um direkt mit anderen kommunizieren zu können und andere Menschen zu verstehen, indem ich Spanisch las, Filme auf Spanisch anschaute und Spanisch hörte.

Nehmen Sie sich daher einen Moment Zeit und fragen Sie sich, welches Ihre Motivation zum Erlernen einer Sprache ist. Lernen Sie eine Sprache aus den »falschen« Gründen? Auch wenn Sie die Vorteile tatsächlich brauchen, die sich aus dem Erlernen einer Sprache ergeben, beispielsweise beim beruflichen Vorankommen, können Sie mental diese langfristigen Vorteile beiseitelassen und diese Sprache einfach nur wegen der ihr innewohnenden Schönheit und der vielen Türen lernen, die sie Ihnen öffnen wird? Wenn Sie Ihr Denken in dieser Weise verändern, werden sich die anderen positiven Nebeneffekte trotzdem einstellen, aber sie werden sehr viel schneller kommen, weil Ihr neues Hauptaugenmerk dazu führen wird, dass Sie die Sprache schneller und effizienter erlernen.

Die fehlende »Zutat« und das Einzige, was ich gefunden habe, was erfolgreiche Sprachenlerner von nicht erfolgreichen Sprachenlernern unterscheidet, ist eine Leidenschaft für die Sprache selbst. Bei erfolgreichen Sprachenlernern ist die Belohnung, dass sie sich eine neue Sprache aneignen.

Sorgen Sie für Gänsehaut

Wie können Sie diese Leidenschaft entwickeln, wenn äußerliche Vorteile bisher Ihren Blick getrübt haben?

Beginnen Sie damit, Filme, Kunst und Geschichte von dem Land ausfindig zu machen, in dem Ihre Zielsprache gesprochen wird, hören Sie Musik in dieser Sprache, lesen Sie Bücher und Magazine, finden Sie möglichst viele Quellen online zum Hören, Sehen und Lesen und verbringen Sie unbedingt Zeit mit Muttersprachlern – ein Punkt, dem ich, wie Sie sehen werden, ein ganzes Kapitel gewidmet habe und der nicht voraussetzt, dass Sie in deren Land reisen.

Selbst wenn ich weiß, dass ich in ein bestimmtes Land reisen werde und meinen Flug bereits gebucht habe, oder sogar wenn ich im Land selbst bin, kann ich faul sein und sehr geringe Fortschritte machen, es sei denn, ich mache diese Sprache zu einem echten Teil meines Lebens. Damit entwickle ich allmählich eine Leidenschaft für die Sprache.

Hier ist der richtige Moment, Ihnen etwas über meinen Freund Khatzumoto zu erzählen. Nachdem er nur 18 Monate lang ausschließlich Japanisch gesprochen und gelesen hatte, konnte er Fachtexte lesen, Geschäftskorrespondenz und Einstellungsgespräche führen, alles auf Japanisch. Letztendlich bekam er einen Job als Softwareentwickler in Japan in einem riesigen Unternehmen mit Hauptsitz in Tokio.

Das Erstaunliche ist, dass Khatzumoto diese Stufe erreicht hat, indem er sein Leben japanisch lebte … aber in Utah! Er füllte seine Welt virtuell mit Japanisch. Er schaute Animes, las Manga, konsumierte seine Lieblings-Sciene-Fiction-Serien in japanischer Synchronisation und umgab sich zu jeder Minute seines Tages mit japanischen Dingen, obgleich er ein Vollstudium im Fach Informatik absolvierte. Indem er seine Zielsprache in seinen Alltag integrierte, ließ er sich keinen Notausgang; er hatte keine andere Wahl, als den Großteil seiner Tage japanisch zu leben. Das Ergebnis war, dass seine Leidenschaft dafür wuchs. Heute ist und bleibt sein Motto, um Japanisch oder irgendeine andere Sprache zu lernen: »Du kannst eine Sprache nicht, du lebst sie. Du lernst eine Sprache nicht, du gewöhnst dich an sie.«

Nichts sorgt für mehr Leidenschaft für eine Sprache, als sie zu verwenden. Ähnlich gilt, dass nichts, was ich darüber sage, warum Sie eine neue Sprache lernen sollten, überzeugender sein wird als der Moment, wenn Sie den ersten Satz verstehen, oder das erste Mal, wenn Sie sich in einer fremden Sprache verständlich machen konnten. Diese Momente werden Ihnen Gänsehaut verschaffen und die gewaltige Befriedigung, die damit einhergeht, wird Ihnen immer bleiben, genau wie die tausend weiteren positiven Erfahrungen, die noch folgen werden.

Die »Zutat« Leidenschaft macht das Erlernen einer Sprache lohnenswert; Sie müssen diese Sprache einfach nur in irgendeiner Form so leben, wie Sie es können, damit der Funke für Ihre Leidenschaft überspringt. Verbringen Sie Zeit mit Muttersprachlern, hören Sie Internetradio, schauen Sie sich TV-Shows und Filme an oder lesen Sie Bücher in der Sprache, das alles wird Ihre Leidenschaft beflügeln und diese wiederum wird zu sehr viel größeren Fortschritten motivieren, als dies irgendein Nebeneffekt je erreichen könnte.

Wie weit sind Sie bereit zu gehen?

Moses McCormick ist ein sehr bekannter Polyglotter, der häufig online Videos in Sprachen postet, die er gerade lernt. Er kann sich in unterschiedlichem Fertigkeitsgrad – vom Sprechen weniger Sätze bis zum Führen einer sehr guten Konversation – in rund fünfzig Sprachen unterhalten. Als er versuchte, sein Hmong zu verbessern, eine im Westen kaum bekannte asiatische Sprache, erzählte er mir, der einzige Platz, wo er ständig mit Muttersprachlern üben könne, seien Online-Chatrooms. Alles schön und gut, sagte er, aber ein großes Hindernis war, dass sich in den meisten Chatrooms hauptsächlich Männer herumtrieben, die nur daran interessiert waren, Mädchen zu treffen. Sie waren nicht daran interessiert, eine Konversation mit einem anderen Mann fortzuführen.

Was also tat Moses? Er legte sich einen anderen Nutzernamen zu und loggte sich als Frau ein (eine virtuelle Geschlechtsumwandlung, wenn Sie so wollen, die nur einen Augenblick dauerte und absolut reversibel war). Er stellte fest, dass, selbst wenn er sagte, er sei verheiratet, die Leute sehr viel begieriger darauf waren, weiter zu chatten.

Würden Sie so weit gehen, um etwas Übungszeit in Ihrer Zielsprache zu gewinnen? Falls nicht, ist Ihre Leidenschaft vielleicht nicht groß genug, um entsprechende Ergebnisse zu erzielen!

Damit will ich natürlich nicht sagen, dass das Einloggen in einem Chatroom unter einem anderen Geschlecht die Voraussetzung dafür ist, eine andere Sprache zu sprechen, aber wer so weit geht und zu allem bereit ist, egal zum Preis welcher Peinlichkeit, wird seine Erfolgschancen stark verbessern.

Die richtige Denkweise bringt Sie voran

Der Erfolg beim Erlernen einer Sprache hängt nicht mit perfekten Umständen zusammen und erfordert auch kein perfektes Sprachlern-System. Der Erfolg beruht sehr stark darauf, Herausforderungen mit der richtigen Denkweise anzunehmen, Motivation und Leidenschaft mitzubringen und am Lernprozess festzuhalten, bis Sie die »Mauer« auf Ihrem Weg durchbrochen haben.

Jemand mit sehr viel Leidenschaft wird immer einen Weg finden, Fortschritte in der Zielsprache zu machen, selbst wenn er unwirksame Lernansätze verwendet oder lange Zeit auf einem Level stehen bleibt. Es gibt erfolgreiche Sprachenlerner, die völlig anders lernen als ich – manchmal langsamer, manchmal schneller, manchmal mit besseren Sprachfähigkeiten oder mehr Sprachen in der Tasche. Eines jedoch haben wir ausnahmslos gemeinsam: die Leidenschaft.

In der Tat gab es bei jeder meiner Herausforderungen, eine Sprache zu erlernen, enttäuschende Misserfolge. Es gab Momente, in denen ich drauf und dran war aufzugeben, wenn ich andere sah, die es viel besser machten als ich, und wenn ich Probleme hatte, Leute zu finden, mit denen ich üben konnte. Ich habe mit Konversationen gekämpft, die nirgendwohin führten, hatte schwere Starts, kam nicht weiter, vergaß Wörter, die ich hätte kennen sollen, und erlebte zahllose weitere Hindernisse, die mir das Gefühl gaben zu scheitern, was mir alles zusammen viele Stunden der Frustration bescherte. Aber ich machte weiter, weil ich weitermachen wollte. Ich hatte eine Leidenschaft für die Sprache entwickelt und so kam es, dass ich zwölf Sprachen lernte, und das dürfte noch nicht das Ende sein.

Sobald Sie eine neue Sprache lernen, ist der erste Schritt getan. Das Erlernen der ersten Fremdsprache verschafft Ihnen die Fähigkeit, eine zweite und eine dritte schneller und effizienter zu lernen.

Auf den folgenden Seiten werde ich Ihnen anhand der Lektionen, die ich gelernt habe, und anhand der Methoden, die ich angewandt habe, während ich mich von einem monoglotten in einen polyglotten Menschen verwandelt habe, zeigen, wie Sie eine neue Sprache meistern können. Außerdem werde ich Ihnen Lösungsmöglichkeiten für größere Probleme zeigen – oder Wege, diese zu umgehen. Glauben Sie mir, nichts davon beinhaltet eine Umgestaltung Ihrer DNA, um das Sprach-Gen einzufügen. Vielmehr kann diese Sammlung von Lektionen von jedem genutzt werden, der eine Sprache lernt, und zwar in jedem Stadium oder Alter. Darin enthalten sind dieselben Lektionen, die Millionen Menschen auf meinem Blog bereits genutzt haben: Fluentin3months.com.

Follow-Up

Qiānlĭ zhī xíng, shĭ yú zú xià.

Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.

Chinesisches Sprichwort

Der erste Schritt zum Erlernen einer Sprache besteht darin, die Verpflichtung einzugehen, alles zu tun, damit das Vorhaben Erfolg haben wird. Wenn Sie die Leidenschaft haben, alles Nötige dafür zu tun, egal was dazugehören wird, ist dies die beste Garantie dafür, dass Sie bald in der Lage sein werden, Ihre Zielsprache zu sprechen.

Wenn Sie mehr über meine Geschichte und weitere Gedanken über den hohen Stellenwert der Leidenschaft beim Erlernen einer Sprache erfahren möchten, lesen Sie dies nach unter fi3m.com/intro; dort finden Sie Videos, Links zu Personen, die in diesem Kapitel erwähnt wurden, und Extra-Updates, die speziell für die Leser dieser Einleitung entwickelt wurden.


1 Irisch oder Gaeilge ist die Standardbezeichnung für die keltische Sprache Irlands (nicht zu verwechseln mit Schottisch-Gälisch); unser Englisch-Dialekt wird als irisches Englisch bezeichnet, nie als »Irisch«.