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Lena de M.

Von Bett zu Bett

Inhalt

KAPITEL 1

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 1

Sechs Monate, seitdem ich mein Heim verlassen habe, sechs Monate, in denen ich mit dem Comte de Clameran in aller Welt herumgereist bin, sechs Monate, nach denen trotz all dem, was sich verändert hat, die Erinnerung an Stanislaus in meinem Herzen noch lebendig ist! Sechs Monate, ohne ihn zu sehen — und nun bin ich nach Paris zurückgekehrt, wohne in meinem eigenen Hotel, von fürstlichem Luxus umgeben, der mich mit Freude und Stolz erfüllen könnte, mich jedoch keinen Augenblick daran hindert, mich als das zu betrachten, was ich eigentlich bin: eine Lebedame, die von der Laune eines reichen Mannes abhängt und die irgendeine Grille wieder ins Ungewisse hinausschleudern kann…

Ach, das Ungewisse! Wenn es das nicht gäbe! Mein Gatte Stanislaus würde mich wieder bei sich aufnehmen, denn er nimmt ja auch die zweitausend Francs, die ich von meinen Einkünften jeden Monat durch Elvira schicken lasse. Ich habe Ersparnisse, ich werde noch mehr anhäufen, das Elend würde uns nicht erreichen. Übrigens bin ich schöner als je zuvor und würde für Oscar schnell eine Nachfolgerin finden.

Elvira, meine Freundin, hat meinem Wunsch gemäß keinen meiner Briefe beantwortet, aber ich darf ihr vertrauen. Elvira hat mir den Weg zu einem gewinnreichen Gewerbe geebnet; mit der hübschen braunen Elvira habe ich jene Spiele der sapphischen Liebe gespielt, welche auf die alten Lüstlinge so aufreizend wirken. Ach, diese sapphische Liebesspiele, die wir so leidenschaftlich liebten, die eine so sehr wie die andere — und die uns außer dem Vergnügen, das sie uns verschafften, noch so viel Geld einbrachten! Elvira ist seit meiner Abreise die Freundin meines Mannes… Hat sie sich auch mit Juana verbunden, hat sie mich vielleicht durch diese Frau ersetzt?

Nichts weiß ich von all diesen Begebenheiten, die mich interessieren, und ich kann mich auch nicht informieren.

Seit meiner Rückkehr nach Paris, die der Comte mit so viel Takt und Energie durchgeführt hat, war es mir in diesen sechs Wochen, die ich jetzt hier bin, nicht möglich, mich in Paris umzusehen und zu erkundigen. Das Hotel allerdings gehört mir; alles, was hier ist, gehört mir, ich müßte ihm also meine Dankbarkeit beweisen…

Nichts leichter als das! Der Comte ist wirklich kein anspruchsvoller Liebhaber und ich glaube, daß er mich mehr aus Eitelkeit aushält, mehr wegen des Ansehens, das meine Schönheit ihm einträgt, als wegen des übrigen. Von Zeit zu Zeit — nicht oft, o nein, nicht oft! — werden die natürlichsten Sachen der Welt schnell exekutiert, dann folgt ein diskreter Rückzug. Wie kann man nur so viel Geld für eine Frau ausgeben, von der man so wenig verlangt!

Und jetzt fließt mein Blut schneller! Die Erinnerung an die wollüstigen Stunden mit Stanislaus nach unserer Verheiratung wird wieder lebendig. Und an die Ausschweifungen mit Elvira! Die Erinnerung an diese Abenteuer kitzelt meine Nerven und läßt Wünsche in mir entstehen, Wünsche… Ach! Ich möchte, ich möchte…!

Wie damals in Nizza. Die einzige Untreue, die ich während unserer Reise gegenüber dem Comte beging. Aber war es wirklich eine Untreue? Ich erröte und lache, wenn ich heute daran denke!

Nun, ich will das Abenteuer erzählen, die Erinnerung daran prickelt so angenehm.

Der Comte war in Monte Carlo. Es war Nacht und ich ging vor die Tür, um Luft zu schöpfen. Ich langweilte mich. Ein Herr näherte sich mir. Was für ein Typ! Schön, ergraut, klein, etwas bucklig, aber er hatte ein so feines Antlitz!

»Suchst du einen Kunden?« fragte er mich.

Ich betrachtete ihn, musterte ihn genau und antwortete, von einem plötzlichen Einfall dazu angetrieben: »Vielleicht!«

»Suche nicht mehr weitem ich bin dein Mann! Hundert Sous, ja?«

Hundert Sous! Ich hatte große Lust, lauthals zu lachen! Hundert Sous, mir; der Oscar monatlich zehntausend Francs gibt!

»Nun gut, hundert Sous!«

»Du mußt wissen, ich bin verheiratet, und deswegen … Nun ja, ich will dich nicht beleidigen, aber man hat oft solches Pech, und ich will es ja auch nicht wie üblich. Du sollst es mir oral machen, verstehst du, aber ich werde ein Kondom benutzen. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme, die ich immer anwende. Bedenke nur; wenn ich meiner Frau eine Krankheit heimbrächte!«

Oral! Oral!

Durch diesen Vorschlag gewann er mich! Den ganzen Tag hatte ich von jenem Freudenhaus geträumt, wohin mein Gatte mich einmal geführt hatte, wo ich debütierte, ohne daß er davon wußte. Die Frau des Hauses hatte mich überredet, mich teuer bezahlt — und damals hatte man so etwas zum ersten Mal von mir verlangt.

Es oral zu machen! Ich starb vor Begierde danach, und jetzt präsentierte sich mir einer. Ich stammelte: »Ich begreife, ich willige ein!«

Er führte mich in ein Hotelzimmer und dort, nachdem ich meinen Hut abgelegt hatte, ließ er mich zwischen seinen Beinen niederknien und holte seinen Priap hervor.

Mit welcher Liebe betrachtete ich ihn. Mit welcher Zärtlichkeit überhäufte ich ihn!

Er schnellte schon beim ersten Kuß empor, und mein Liebhaber rief: »Ah, du verstehst etwas davon! Du… du kennst dieses Ding, das spürt man, es wird mir schnell kommen.«

»Nein, nicht zu schnell!« bat ich ihn.

»Ach komm, komm, meine Kleine, was für ein Schatz du bist! Spürst du auch etwas? Komm, zieh deine Unterwäsche aus, damit ich all deine Reize bewundern kann. Dann kann ich dich auch besser streicheln und küssen.«

»Ja, wenn du willst!«

Ich zog mein Mieder aus, und er glitt mit den Händen in mein Hemd, um mir an die Brüste zu fassen.

»Was für hübsche Brüste du hast! Du bist wirklich schön! Ich habe dich auf der Straße nicht so genau gesehen!«

»Du hast mich also gar nicht besonders ausgewählt?« »Nein, du warst die erste, die mir begegnet ist. Zeig mir dein Gesäß, ja?«

Er amüsierte mich. Ich erhob mich, zog mein Höschen herunter und zeigte ihm das, was er verlangte.

»Wie schade, daß ich verheiratet bin… Ich hätte dich gerne dort geküßt. Zehn Francs hätte ich mir das kosten lassen…!«

»Oh, ändere nichts an deinen Gewohnheiten, außerdem, ich habe es eilig!“

»Sprich nur nicht von Eile, du wirst genug Zeit haben, es mir an diesem Abend noch einige Male zu machen. Und laß mich dich jetzt nach Herzenslust tätscheln.« »Du kannst an mir herumgreifen, soviel du willst. Nach dir werde ich an diesem Abend sowieso niemand mehr sehen.«

»Hm, du bist ein komisches Mädchen! Knie jetzt wieder nieder und küsse mich.«

Ich gab ihm einen kleinen Klaps auf die Wange, und da er einen Finger mitten zwischen meine Schenkel schob, antwortete ich ihm: »Wenn du mich so annagelst, wie soll ich mich denn da niederknien?«

»Oh, du Spitzbübin, du kleine Spitzbübin, du hast auf alles eine Antwort, wie? Halt, ich lasse dich los, sieh mal, wie lang er wird, und wie schön er ist!«

»Ja, und jetzt sag mal, du willst also, daß ich ihn auffresse?«

»Nein, nein, küß ihn artig, ganz sanft, und kitzle mich darunter!«

Mir gehörte also jetzt dieser große, lange Priap aus Fleisch, der unter meinen Liebkosungen anschwoll und bei dem geschickten Spiel meiner Finger zuckte. Mit Entzücken atmete ich den Geruch ein, der von ihm ausströmte. Ich öffnete den Mund, ließ dieses göttliche Stück Natur verschwinden und wieder hervorkommen und rieb sogar meine Nase daran. Wahrhaftig, ich war erregt unter meinen Röcken, aber das ahnte er nicht. Er lag bequem zurückgelegt in seinem Sessel, die Hose ganz aufgeknöpft, den behaarten Bauch gerade vor meiner Stirn.

Ach, indem ich seinem Vergnügen diente, nahm ich auch das meine wahr. Jene Sekunde, wo er zum Höhepunkt kam, wird mir unvergeßlich sein, beinahe hätte ich meine Ekstase durch meine wollüstigen Zuckungen verraten. Ich konnte es noch verheimlichen, indem ich mich auf seine Schenkel niederbeugte.

Er war glücklich — »im Siebten Himmel«, wie er murmelte. Offensichtlich hatte ich es mit einem braven, freundlichen Mann zu tun. Er war mir auch in jeder Weise behilflich, mich wieder in Ordnung zu bringen, und zahlte mir die hundert Sous, die ich annahm, um ihn in seinem Irrtum bezüglich meiner Person zu belassen. An der Tür des Hotels trennten wir uns.

Das Hundertsousstück habe ich aufbewahrt, habe es durchlöchern lassen und trage es manchmal als Fetisch. Es wacht über mein Glück. Als Oscar von Monte Carlo zurückkam, hatte er übrigens eine große Summe gewonnen. Dreißigtausend Francs. Er machte sich darüber lustig und gab sie mir als Geschenk.

Seitdem habe ich bemerkt, daß ich nur jenes Geldstück an mir tragen muß, damit jede Laune, jeder Einfall, der mir in den Sinn kommt, befriedigt wird. Wünsche ich mir ein schönes Schmuckstück, wage aber nicht, es mir von meinem Liebhaber zu erbitten, dann brauche ich nur das Geldstück zu berühren, und er bietet mir von selbst diesen Schmuck an.

Zwei- oder dreimal, als ich auf der Promenade des Anglais in meiner Kutsche spazierenfuhr; sah ich meinen Liebhaber wieder. Aber er blickte mich so gleichgültig an, daß ich begriff: Er erkannte mich nicht wieder und war sich nicht im klaren über das Glück, das ihm ent-

ging-

Wahrscheinlich hatte er nur den zarten Mund einer Frau gesucht, deshalb hatte sich ihm weder mein Gesicht noch meine Gestalt eingeprägt.

Mehrere Tage lang zeigte ich mich dem Comte gegenüber etwas kätzchenhafter, und er erfüllte daraufhin seine Pflichten als Liebhaber wie ein Gatte, der weiß, was er seiner zarten Hälfte schuldet. Als sich aber mein Blut wieder beruhigt hatte, dachte ich nurmehr an meine Toilette — und ein wenig ans Glücksspiel, denn auch ich besuchte Monte Carlo; die Liebe und die Lust reizten mich nicht mehr so.

Jetzt bin ich wieder in Paris, in der Stadt, in der auch mein Gatte sich aufhält und wo ich so viele Abenteuer erlebt habe, in der Stadt, in der Elvira meine Leidenschaft erregt hat — und in der meine Sinne erwachten; der Comte dürfte wohl einige Geweihe aufgesetzt bekommen!

Der Comte hatte mir einige seiner Freunde vorgestellt — und ihre Mätressen. Ich habe ein Diner gegeben, man hat gelacht, man hat gesungen und hat getanzt. Natürlich kam es auch zu Ausschweifungen, aber es war nicht das Richtige; hinter diesen Festen droht die Langeweile, man spürt das Gewollte, die künstliche Leidenschaft…

Die Frauen beobachteten sich gegenseitig, und dieses mißtrauische Studium läßt keine wilde Glut aufkommen. Man ist weit entfernt von jenem Zusammengehörigkeitsgefühl, das mich mit Elvira verband.

Elvira! Ich träume davon, ihr zu schreiben — und jetzt werde ich nicht länger widerstehen. Ich habe dem Comte von dieser Freundin erzählt und ihm gesagt, daß ich sie außerhalb des Hauses meines Gatten treffen wolle. Dies hat jeden Erdacht in ihm erstickt, und er willigte ein, daß ich die Beziehung zu ihr erneuere. Was wird sie mir erzählen? Fürwahr, ich zögere nicht länger, ich schreibe ihr:

Liebste!

Ich wohne jetzt in einem eigenen Haus. Und —

Du allein sollst es wissen — ich sehne mich, ich sehne mich danach, Dich wiederzusehen und alles zu erfahren, was mich interessiert. Komm schnell oder richte es so ein, daß ich dich irgendwo treffen kann — bei Dir, wenn Du willst, es ist mir gleich, aber so, daß wir ungestört plaudern können. Ich habe Dich nicht vergessen und wünsche, selbst glücklich, allen denen Glück, die ich liebe — und Du hast einen festen Platz in meinem Herzen! Auf bald … die Deine

Léna de Mauregarde

Léna de Mauregarde, der Name, den der Comte für mich ausgewählt hat. Er sagt, er klinge so gut.

Mein Brief ist abgeschickt, und ich erwarte mit Ungeduld die Antwort Elviras.

Was wird sie mir von meinem Gatten erzählen? Was ist seit meiner Flucht geschehen? Ich weiß es nicht, aber ich mißtraue diesem Albinomädchen, dieser Juana, mit der er auch manchmal schläft, seitdem ich weg bin. Ach, ich habe nicht die Kraft, weiterzuschreiben, ich werde erst wieder leben können, wenn ich die Antwort Elviras habe …

Diese Antwort, einen Eilbrief, bringt man mir bald. Ich spüre es, der Brief ist von ihr; er zittert in meiner Hand, ich erkenne ihre Schrift, öffne ihn schnell und lese:

Meine Angebetete,

vielen Dank für Deine Worte, Du bedeutest so viel für mich. Komm ohne Angst, ich werde Dich den ganzen Tag erwarten. Stani sehe ich nicht mehr; ich werde Dir alles erklären. Mein Blut kocht, Du bist meine Vielgeliebte, komm, ich bin die Deine, wie Du die Meine.

Elvira.

Ein Nebel schwimmt vor meinen Augen, all meine Nerven vibrieren. Ich werde sie treffen — schön, schön und heiß! Ach, sie sieht Stani nicht mehr? Hat sie ihm meine Geldsendungen übergeben? Ja, ich bezweifle es nicht. Warum treffen sie sich nicht mehr? Er war doch auf das erpicht, was auch sie leidenschaftlich gern tat: all seine verborgenen Reize zu küssen! Das Albinomädchen, diese Juana, wird ihr meinen Gatten abspenstig gemacht haben! Vorwärts, ich bedenke mich nicht mehr lange und eile zu ihr. Man wird mich nicht wiedererkennen in dem Haus, in diesem Haus, in dem ich mit meinem Gatten wohnte — und wir werden die Freiheit haben, alles zu tun, alles …

Ich bin noch wie im Taumel, ich habe meine Elvira wiedergefunden! Und was für Sachen, was für Erlebnisse muß ich jetzt aufzeichnen! Ist es möglich, daß soviel Trunkenheit in einfachen Liebkosungen liegen kann, soviel Wonne, daß nichts, selbst die unerwartetste Enttäuschung nicht, einen Schatten von Traurigkeit darüber breiten kann?

Sprechen wir zunächst von dieser Enttäuschung. Mein Gatte, Stani, hat sich rasch über meinen Verlust getröstet. Er nimmt regelmäßig die zweitausend Francs in Empfang, die ich ihm monatlich schicke, und er hat Elvira verlassen, um beständig mit Juana und deren Liebhaber Paulet zusammenzuleben. Unsere Wohnung hat er zwar beibehalten, sie liegt gegenüber derjenigen Elviras, aber — wie diese mir versicherte — er kommt niemals mehr zu ihr. Dagegen sieht man ihn überall, wo man sich amüsiert, mit dieser Juana, die er in einem gemieteten Coupé im Bois de Boulogne spazierenführt, während sich Paulet mit man weiß nicht womit beschäftigt.

Sie führen einen Haushalt zu dritt, und die beiden Männer, Liebhaber der gleichen Frau, sollen überdies noch auf jene unnatürliche Weise miteinander verbunden sein.

Unnatürlich? Weshalb »unnatürlich«? Wenn ihnen dies doch ebenso Freude bereitet wie das, was ich mit Elvira genieße? Ich nehme Stani diese Genüsse nicht übel — oder ärgere ich mich doch über ihn?

Ja, ich ärgere mich darüber, daß er das Geld, das ich ihm schicke, für Juana ausgibt, während es mich ganz gleichgültig ließe, wenn ich sähe, daß er es mit Elvira verbrauchen würde.

Analysieren wir dieses Gefühl! Weshalb bin ich auf Juana eifersüchtig, während ich es auf Elvira nicht bin? Weil Juana nicht soviel wert ist wie Elvira! Juana stammt aus jenem Bordell, in das Stanislaus mich einst geführt hat; sie lebt mit jenem Herrn, der sie dort herausholte. Und was für ein Herr das ist! Sicherlich läßt Paulet sich von Männern für bestimmte Dienste Geld geben, und ebenso von Frauen. Es ärgert mich, daß Stanislaus ihn als Freund betrachtet. Doch ist es nicht eigentlich Eifersucht, was ich empfinde, es ist vielmehr ein natürlicher Widerwillen gegen eine solche Liaison mit verdächtigen Leuten.

Mit den zweitausend Francs monatlicher Pension, die ich ihm aussetze, würde Stani als Liebhaber Elviras überall eine gute Figur machen und könnte als Journalist durchaus vorankommen.

Ach, diese Juana ist wirklich zur Unrechten Zeit aufgetaucht und wußte ihr Schifflein gut zu lenken. Elvira mißtraute ihr die ersten Tage nach meiner Abreise nicht, bis eines Abends, nach einer Partie zu viert, bei der sie mit Paulet schlief, während mein Gatte zu Juana zärtlich war, Stani ihr plötzlich die kalte Schulter zu zeigen begann. Er hielt sich von da an bei seinen neuen Freunden auf, und sie versuchte vergeblich, ihn mittels der Wollust wiederzugewinnen, die ihr Körper, besonders ihr hübsches Gesäß, bei ihm erregte. Nun, Juana kokettierte wohl mit dem ihrigen, denn Stani kam nicht wieder, und Elvira schickte ihm fortan mit der Post das Geld, das ich ihr sandte.

Trotzdem schien mir; daß diese Juana nicht so gut gebaut ist wie Elvira.

Elvira, welch ein Gedicht! Ich denke an sie, an unser süßes Tête-à-tête …

Sie zweifelte nicht daran, daß ich nach Erhalt ihres Eilbriefes zu ihr fliegen würde und erwartete mich, köstlich schön in einem wunderbar koketten Hauskleid. Welch ein zärtlicher Empfang!

»Meine kleine Rinette, du bist noch schöner geworden!«

»Und du, Elvira, deine Haut ist weicher und frischer als je zuvor!«

»Mein Liebchen, mein Liebchen, wie oft habe ich an dich gedacht!«

»Und ich! Ach, wenn du wüßtest, wie schwer mir mein so kluger Entschluß damals gefallen ist!«

»Armes Kätzchen! Bei deinem Naturell konnte dir ein Liebhaber nicht genügen!«

»Und Stani fehlt mir sehr!«

»Und die anderen?«

»Oh, die anderen, die bezahlten uns ja!«

»Und wir haben uns für gutes Geld miteinander amüsiert!«

»Wir werden uns auch ohne Zuschauer ganz gut amüsieren!«

»Rinette, ohne dich gehen meine Geschäfte nicht mehr…!« Ich betrachtete sie ganz erstaunt und bemerkte ein wenig Melancholie in ihren Augen. Sie fuhr fort: »Stani hat mich verlassen, und allmählich taten das auch die paar Freunde, die ich hatte. Man war eben an dich und mich und an unseren Umgang miteinander gewöhnt. Jetzt ist alles verschwunden. Ein alter Liebhaber ist mein einziger Freund geblieben. Die paar neuen Bekanntschaften, die ich gemacht habe, brachten mir nicht viel ein. Du hast mein Glück mit dir fortgenommen … und die Chance, es wiederzufinden.« »Du bist in Schwierigkeiten!«

»Nicht gerade in Schwierigkeiten, Rinette, ich habe noch Ersparnisse aus der Zeit unserer engen Verbindung, aber diese Ersparnisse verringern sich.«

»Warum vertraust du dich mir nicht an? Ich gebe dir…«

»Meine Kleine, du bist eine kluge Frau wie ich; du träumst von einer Zukunft, die ich errate. Ich hänge zu sehr an unserer Freundschaft, um sie durch Geldangelegenheiten zu gefährden!«

»Du bist boshaft! Wenn ich Stani monatlich zweitausend Francs schickte, so hoffte ich, daß ein guter Teil davon einem Haushalt zufließe, den ihr beide gemeinsam führt.«

»Er hat leider Juana und Paulet vorgezogen. Ich habe immer gehofft, wieder eine Freundin zu treffen, die mir Gelegenheit geben würde, meine undankbaren Kunden zurückzugewinnen.

Aber nach dir war alles zweite Wahl — lauter dumme junge Mädchen, die alles für sich haben wollten und nichts begriffen.«

»Ach mein armer, armer Liebling«, sagte ich mit niedergeschlagenen Augen, »aber nun bin ich ja zurückgekehrt und werde dir das Glück wiederbringen.«

»Ach, wie denn? Du hast einen reichen Freund, es ist dir nicht erlaubt, Unklugheiten zu begehen, die deine Situation gefährden würden. Und dann, wie soll ich meine frühere Anziehungskraft wiederfinden? Sogar mein alter Liebhaber schmollt mir oft wegen meiner Isolierung und hätte mich sicherlich schon verlassen, wenn er mich nicht im zarten Alter verführt hätte!« »Verzweifle nicht! Wir wollen sehen! Hör mir zu: Der Comte erlaubt mir; dich zu besuchen und zu empfangen. Bald wirst du die Bekanntschaft irgendeines reichen Liebhabers machen, der dich aller Sorgen enthebt, und einstweilen, während wir dies abwarten, kannst du ja wieder Gesellschaften geben, die uns selbst Vergnügen bereiten. Ich werde mich bereithalten, auf deinen Ruf hin gleich bei dir zu sein. Wende dich an einen meiner ehemaligen Freunde und teile ihm meine Rückkehr mit, aber ohne ihm zu verraten, was aus mir geworden ist — und das Glück wird auch zu dir zurückkehren, es wird dir von neuem zulächeln!«

»Wie, Rinette, du würdest mir bei einer dieser Gesellschaften deinen Beistand leisten?«

»Zweifelst du an mir? Würdest du mir nicht auch helfen?«

»O ja, o ja! Mein Herz fließt vor Freude über! Du kommst wie ein schöner Traum zu mir. Gerade hat einer unserer gemeinschaftlichen Liebhaber, dem ich vor einigen Tagen begegnete, mir sein Bedauern ausgedrückt, daß wir nicht mehr zu zweit sind und ihm nicht mehr jene süßen Stunden verschaffen können, die er bei uns genossen hat. >Du siehst<, sagte er zu mir; >wenn du noch mit deiner Freundin Rinette zusammen wärest und von mir fünfzig Louis verlangen würdest, so würdest du sie von mir wie einen Sou erhalten. Eine Frau allein, nach all dem, was ich mit euch zweien gemacht habe, das zählt eben nicht mehr.<< — >>Nun gut<<, sagte ich zu ihm, >>ich erwarte Rinette, und wenn es bei deinem Wunsch bleibt, werde ich dich für einen Nachmittag einladen, aber es wird hundert Louis kosten! << - >>Einverstanden, schreibe mir, und ich werde sie dir schicken!<< - >>Nun, jetzt habe ich es dir erzählt. Soll ich ihm ein paar Zeilen schreiben?«

»Ohne Zweifel! Ohne Zweifel und ohne Zögern! Wer ist es?«

»Oh, du liebst ihn nicht sehr, diesen…!«

»Das macht nichts! Hundert Louis in deiner Börse, dafür würde ich es mit einem Affen machen!«

»Hundert Louis, die wir teilen werden!«

»Nein, ich habe genug Geld, nein!«

»Das ist meine unwiderrufliche Bedingung, Rinette!«

»Na gut, wie du willst! Wer ist es?«

»Barfleui; der dicke Unternehmer.«

»Der so nach Parfüm riecht!«

Ich schnitt eine Grimasse. Als ich aber die Verlegenheit Elviras bemerkte, fügte ich lachend hinzu: »Schreib ihm nur! Wir werden uns ebenso stark parfümieren. Übermorgen werde ich kommen, um mein Versprechen zu erfüllen.«

»Oh, ich bete dich an, ich bete dich an!«

Sie kniete vor mir nieder und fuhr mit einer Hand und dem Kopf unter meine Röcke.

Ich hielt sie zurück, denn ich hatte ein ebenso großes Bedürfnis nach ihr, wie sie nach mir, und sagte zu ihr: »Elvira, laß mich anfangen! Du bist schon fast entkleidet, und ich will deinen Reizen jene Liebkosung zukommen lassen, die du so sehr liebst und mit denen mein Gatte dich überhäuft hat. Schnell, schnell, leg dich auf den Diwan.«

»Ach, ach ja«, sagte sie, »diese Liebkosungen, die ich ersehne, sie machen mich verrückt!«

Schon lag sie auf dem Diwan ausgestreckt, ihr Unterleib völlig nackt. Noch immer zeigte ihr weißer, rundlicher Po dieselben aufreizenden Konturen, war immer noch so hinreißend. Ich näherte mich ihr und liebkoste sie mit zarten Küssen, bei denen ich mich erinnerte, mit welcher Andacht mein Gatte beim Anblick dieser Reihe erfüllt gewesen war. Mit meiner Zunge wanderte ich über diesen herrlichen Körper und meinte, noch die Spuren der Küsse zu finden, mit denen mein Gatte diese Schönheiten durchforscht hatte, und glaubte schließlich, mit ihm selbst auf diese indirekte Weise einen Kuß der Liebe und der Wiedervereinigung zu tauschen.

Ach, wenn er hier gewesen wäre!

Mein Körper hätte ihn wie ein Magnet angezogen. Beim Anblick dieser Liebkosungen, mit denen ich jetzt das Fleisch Elviras bedachte, wäre er sicherlich schnell zum Höhepunkt gekommen und in einem Meer von Wollust geschwommen.