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Nr. 1448

 

Der Kaiser von Karapon

 

Auf der Suche nach der Perle Moto – zwei Kartanin in der Höhle des Löwen

 

von Marianne Sydow

 

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Der doppelte Schock der galaktischen Heimkehrer aus Tarkan, sich fast um 700 Jahre verspätet zu haben und die Heimat durch eine undurchdringliche Barriere abgeschottet zu finden, an der schon viele Raumfahrer gescheitert sind, ist längst überwunden.

Inzwischen schreibt man das Frühjahr 1144 NGZ, und die galaktische Barriere ist für einige schon durchaus passierbar geworden. So haben die CIMARRON, mit Perry Rhodan an Bord, und die BLUEJAY mittels des von Geoffry Waringer entwickelten Pulswandlers die erste Absperrung längst durchbrechen und mit den Widdern, den von Homer G. Adams geleiteten Widerständlern, die im Untergrund agieren, Kontakt aufnehmen und selbst den Viren-Wall überwinden können.

Auf Arhena, der Stützpunktwelt von WIDDER, gelandet, erfährt Perry Rhodan, dass die Cantaro, die neuen Herren der Milchstraße, im Begriff sind, eine große Sache in Angriff zu nehmen.

Während Maßnahmen vorbereitet und in die Wege geleitet werden, um die Pläne der Cantaro zu durchkreuzen, wechseln wir den Schauplatz und blenden etwas zurück zu den Abenteuern der MARA-DHAO, die mit Dao-Lin-H'ay an Bord das Imperium der Karaponiden erreicht hat.

Auf der Suche nach der Perle Moto hat Dao-Lin eine gefährliche Auseinandersetzung zu bestehen, denn der Kontrahent der Kartanin ist DER KAISER VON KARAPON ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Thoy-P'ang – Der Kaiser von Karapon interessiert sich für eine Gefangene.

Dao-Lin-H'ay – Eine außergewöhnliche Kartanin.

Ge-Liang-P'uo – Dao-Lins Vertraute.

Feng-Lu und Sar-Teh – Ein Großadmiral und sein Adjutant in Schwierigkeiten.

Loi-Scrom und Sisa-Vart – Zwei erfolgreiche Doppelagenten.

1.

 

»Sie will einfach nicht!«, sagte Doraquun ärgerlich. »Und wenn sie nicht will, dann kann man nichts dagegen tun. Aus der bekommt niemand etwas heraus – es sei denn, man zieht andere Saiten auf.«

Sar-Teh warf einen Blick zu der verschlossenen Tür hinüber und wünschte dem ehemaligen Sashoy-Sklaven einen doppelten Knoten in die Stimmbänder.

Er hätte ihn nicht hereinlassen sollen. Bisher war es ihm noch jedes Mal geglückt, Doraquun irgendwie von diesen Räumen fernzuhalten. Unten, bei den Lagerräumen, in denen die Gefangenen untergebracht waren, gab es genug Gelegenheiten, ungestört miteinander zu reden. Ohne diesen ohnehin schon ungeduldigen Lauscher hinter der Wand.

Eigentlich, dachte Sar-Teh, konnte es ihm egal sein, was mit der Kartanin geschah, und wenn sie so erpicht darauf war, es sich unnötig schwerzumachen, dann musste sie eben die Konsequenzen tragen.

Aber da war Feng-Lu, der einen Anspruch auf Dao-Lin-H'ays Leben erhob, und sie würden den Großadmiral bald wiedersehen. Wenn Feng-Lu erfuhr, dass ein anderer Karaponide als er selbst dieser Kartanin auch nur ein Haar gekrümmt hatte, würde er das Recht fordern, diesen anderen Karaponiden mit eigener Hand töten zu dürfen.

Das könnte interessant werden, dachte Sar-Teh sarkastisch.

Aber Thoy-P'ang würde einen ganz anderen Ausdruck dafür finden, und er würde es nicht erlauben, dass sich zwei seiner Offiziere wegen einer Kartanin die Schädel einschlugen. Er würde Feng-Lu einen Tausch anbieten, und wenn Feng-Lu nicht ganz und gar von allen guten Geistern verlassen war, würde er einverstanden sein.

Zwei Leben für eines – Sar-Teh und Doraquun für den, der hinter der Tür saß und lauschte.

Aber vielleicht würde Thoy-P'ang die Sache auch ganz anders sehen – man durfte sich seiner Gedanken über den Kaiser nie zu sicher sein. Dao-Lin-H'ay war eine ausgesprochen kostbare Gefangene ... Das war es!

»Wir müssen vorsichtig mit ihr umgehen«, sagte Sar-Teh, weniger zu Doraquun als vielmehr zu dem anderen, der hinter der Tür saß. »Ihr Wissen können wir uns immer noch holen. Aber fürs erste müssen wir sie wie ein rohes Ei behandeln. Es darf ihr nichts geschehen!«

»So werden wir nicht viel erfahren«, meinte Doraquun enttäuscht.

»Ich bin genauso neugierig wie du«, versicherte Sar-Teh. »Wir müssen trotzdem Geduld haben.«

Geduld – wie konnte er so etwas von Doraquun verlangen?

Doraquun war alt und krank. Er würde bald sterben. Es war sein sehnlichster Wunsch, wenigstens noch dieses eine Rätsel zu lösen. Konnte man es ihm unter diesen Umständen verdenken, dass ihn die Sturheit der Kartanin schier zur Verzweiflung trieb?

»Ich werde selbst mit ihr sprechen«, entschied Sar-Teh. »Vielleicht kann ich ihr einiges begreiflich machen, was sie dir nicht glauben möchte.«

Er hoffte, dass auch der heimliche Zuhörer sich daraufhin noch für einige Zeit gedulden würde.

 

*

 

Eine Wache brachte die Kartanin in den Raum, den Sar-Teh für diese Unterhaltung gewählt hatte – Dao-Lin-H'ays eigene, luxuriöse Kabine, in der jetzt Sar-Teh hauste, weil er offiziell der diensthöchste Offizier an Bord der MARA-DHAO war.

Dao-Lin-H'ay trat ein, gelassen und ruhig. Sie machte nicht den Eindruck, als sei sie sich ihrer heiklen Lage bewusst – und wenn sie es war, dann ließ sie sich zumindest nicht sehr dadurch beeindrucken.

»Setz dich!«, befahl Sar-Teh. »Ich habe mit dir zu reden.«

Dao-Lin-H'ay betrachtete ihn mit spöttisch funkelnden Augen. Er fühlte sich unbehaglich unter ihren Blicken. Er erinnerte sich an das, was er den Funksprüchen der Kartanin über Dao-Lin-H'ay entnommen hatte, und er unterdrückte ein wütendes Fauchen, durch das er schließlich doch nur seine Unsicherheit verraten hätte.

Sie war beeindruckend – und er wollte und durfte sich nicht von ihr beeindrucken lassen.

»Wir sind nur noch zwei Tage von Karapon entfernt«, begann Sar-Teh. »Es wird Zeit, dass du uns ein paar Informationen lieferst. Doraquun hat mir berichtet, dass du dich weigerst, mit ihm zusammenzuarbeiten. Das ist sehr dumm von dir. Wenn du dich weiterhin so verhältst, werden wir uns alles, was wir wissen wollen, auf andere Weise aus deinem Gehirn herausholen. Das wird sehr unangenehm für dich sein, und wahrscheinlich wirst du dabei sterben.«

Sie schwieg.

Sar-Teh seufzte und betrachtete sie.

»Man sagt von dir, dass du etwas ganz Besonderes bist«, sagte er. »Eine Kartanin aus der alten Zeit, eine ehemalige Wissende, wer weiß, was sonst noch. Aber wenn die Kartanin jener Zeit alle so waren wie du, dann dürfte es euch längst nicht mehr geben. Ihr wärt durch eure eigene Dummheit ausgestorben!«

»Warum so wütend?«, fragte Dao-Lin-H'ay spöttisch.

»Ich bin nicht wütend!«, fauchte Sar-Teh.

Er verstummte, als er den Ausdruck in ihren Augen sah.

Sie macht sich über mich lustig!, dachte er betroffen.

»Du scheinst nicht zu begreifen, in welcher Lage du dich befindest«, sagte er laut. »Du bist in meiner Hand, und ich kann dich töten, wann immer es mir gefällt.«

»Dann wirst du niemals eine Antwort auf all deine Fragen erhalten«, bemerkte Dao-Lin-H'ay nüchtern.

»Zerbrich dir nur nicht meinen Kopf!«, konterte Sar-Teh bissig. »Ich werde mir meine Informationen dann eben von den anderen Gefangenen holen. Du bist nicht die einzige Kartanin hier an Bord.«

»Aber die anderen wissen nichts – und das wiederum ist dir sehr wohl bekannt, Sar-Teh. Du kannst es dir nicht leisten, mich umzubringen.«

»Ich kann es mir nicht leisten, ohne dein Wissen vor meinen Kaiser zu treten«, korrigierte Sar-Teh. »Und das ist das einzige, was in diesem Zusammenhang zählt.«

Dao-Lin-H'ay betrachtete ihn nachdenklich.

»Du wirst nicht vor den Kaiser von Karapon treten«, behauptete sie gelassen. »Dazu bist du viel zu unbedeutend. Da sind noch andere, die sich vor Thoy-P'ang wegen der Vorkommnisse in Ardustaar verantworten müssen. Zum Beispiel Feng-Lu. Du bist doch sein Adjutant, nicht wahr? In der NARGA SANT hat er dir befohlen, die wehrlosen Schiffbrüchigen zusammenzutreiben, die er töten wollte. Du hast Glück, dass er nicht mehr dazu gekommen ist, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Wenn er es getan hätte, würde ich dich töten.«

»Ohne Waffe? Mit deinen bloßen Krallen?«, fragte Sar-Teh höhnisch.

»Ich brauche keine Waffe, und ich werde mir an dir auch nicht die Krallen schmutzig machen«, sagte Dao-Lin-H'ay ruhig. »Du hast recht – ich bin eine ehemalige Wissende. Ich könnte dich jederzeit töten. Zum Beispiel jetzt – mit einem einzigen Wort.«

Er starrte sie an und war nicht imstande, die Augen von ihr zu wenden. Er sagte sich, dass es nur ein Bluff war – der verzweifelte Versuch einer machtlosen Gefangenen, das eigene Leben zu retten.

Aber was, wenn er sich irrte?

Er dachte an das, was er über die Wissenden erfahren hatte. Viel war es nicht, aber eines galt als sicher: Die Voica hatten unvorstellbare Macht besessen. Dao-Lin-H'ays Rückkehr hatte bei den Kartanin eine lebhafte Diskussion in Gang gesetzt. Offenbar war man sich selbst innerhalb konservativer Kreise nicht ganz sicher, ob man das Wirken der Wissenden uneingeschränkt als positiv für das Volk der Kartanin einstufen sollte.

Töten – mit einem Wort.

Bei den Kartanin gab es uralte Legenden, die von solchen Fähigkeiten berichteten. Es schien, dass diese Begabungen – oder wie immer man es bezeichnen wollte – in diesem Volk erloschen waren. Man versuchte, das alte Wissen wiederzuerlangen, aber man schaffte es nicht, weil etwas fehlte, was man dringend dazu benötigte. Etwas, das es früher einmal gegeben hatte.

Es ist nur eine Legende, sagte Sar-Teh in Gedanken zu sich selbst. Ein Märchen, an das sie sich klammern. Es ist ein altes Volk mit einer sehr zweifelhaften Vergangenheit. Sie haben sich diese Geschichten zurechtgezimmert, um etwas zu haben, woran sie sich festhalten können. Sie haben irgendein phantastisches Etwas erfunden – einen Stein der Weisen, der in den Wirren des Hundertjährigen Krieges verlorengegangen ist. Das gibt diesem Märchen den Anschein, dass mehr dahinterstecken könnte. Trotzdem ist es nur eine Geschichte.

»Es war nicht während des Hundertjährigen Krieges«, sagte Dao-Lin-H'ay sanft. »Es geschah schon viele Jahre früher. Und die Tränen der N'jala waren kein ›Stein der Weisen‹ oder irgendein anderer phantastischer Unsinn, sondern Paratau, ein Psichogon, das es heutzutage nicht mehr gibt.«

Sar-Teh zuckte zusammen. Was war das? Ein Zufallstreffer?

»Du kannst Del-Mion von mir ausrichten, dass er ein Trottel ist!«, fuhr Dao-Lin-H'ay fort. »Thoy-P'ang wird ihn auf kleiner Flamme rösten, wenn er erfährt, dass dieser großartige Stratege Bentu-Karapau schmählich im Stich gelassen hat. Aber vielleicht wird der Kaiser gnädig mit ihm sein. Es könnte geschehen, dass Del-Mion Ruhm und Ehre erntet, weil er mich gefangen und an Thoy-P'ang ausgeliefert hat.«

Sar-Teh war aufgesprungen und starrte die Kartanin fassungslos an. Dann riss er sich zusammen.

»Woher weißt du, dass Del-Mion an Bord ist?«, herrschte er sie an.

Dao-Lin-H'ay kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und blickte gelassen zu ihm auf.

»Ich weiß es eben«, sagte sie. »Und ich weiß auch, dass er in Schwierigkeiten steckt. Aber noch ist nicht alles verloren, noch kann er sich retten.«

Woher kann sie es erfahren haben?

Aber auf diese Frage ging Dao-Lin-H'ay nicht ein.

»Dazu ist es allerdings nötig, dass ich am Leben bleibe«, fuhr sie statt dessen fort. »Und auch meinen Leuten darf nichts geschehen. Sage ihm das, Sar-Teh. Und sage ihm auch, dass ich es mir nicht länger gefallen lasse, dass man mich pausenlos mit dummen Fragen belästigt. Ich – und nur ich alleine – entscheide darüber, was Thoy-P'ang über mein Volk erfahren wird, denn nur er ist ein gleichwertiger Gesprächspartner für eine, die einst zum Kreise der Voica gehört hat.«

Dao-Lin-H'ay erhob sich in ihrer unnachahmlichen geschmeidigen Art und öffnete die Tür.

»Bringe mich zurück in mein Quartier!«, befahl sie der Wache, die draußen stand.

Bevor Sar-Teh noch etwas sagen konnte, hatte der Karaponide an der Tür sich bereits umgedreht. Er ließ Dao-Lin-H'ay respektvoll passieren und folgte ihr dann. Die Waffe trug er im Gürtel. Er sah aus, als begleite er eine hochgestellte Persönlichkeit – als Ehrenwache. Auf keinen Fall wirkte er so, wie man sich jemanden vorstellte, der eine hilflose Gefangene vor sich her trieb.

Sar-Teh kam erst wieder zur Besinnung, als Dao-Lin-H'ay bereits außer Sicht war. Er eilte zur Tür – er war sich plötzlich nicht mehr sicher, dass der Soldat die Kartanin auch tatsächlich in die Richtung führen würde, in der es zu den Lagerräumen ging.

Sie waren gerade an der Ecke angelangt. Eine Sekunde später, und er hätte sie nicht mehr gesehen. Er atmete auf. Sie waren auf dem richtigen Weg.

In diesem Augenblick drehte Dao-Lin-H'ay sich um und lächelte. Es war ein spöttisches, fast vertrauliches Lächeln. Sie zwinkerte ihm sogar zu.

Sar-Teh zuckte zurück.

Sie hat es gewusst, dachte er erschrocken. Sie hat gemerkt, dass ich sie angesehen habe, und sie hat gewusst, was ich dachte.

Vielleicht war es doch mehr als nur eine Legende. Vielleicht hatten die Voica tatsächlich all die Fähigkeiten besessen, die man ihnen andichtete. Und vielleicht war Dao-Lin-H'ay – als eine von ihnen, die auf unbegreifliche Weise in diese Zeit gelangt war – wirklich im Besitz all dieser Geheimnisse.

Sehr gefährlicher, unheilvoller Geheimnisse, wenn man den alten Geschichten glauben durfte.

Sar-Teh riss sich zusammen und ging, um Del-Mion Bericht zu erstatten. Sehr wohl fühlte er sich dabei nicht. Es schien sein Schicksal zu sein, ständig irgendwelchen Vorgesetzten Dinge erzählen zu müssen, die sie um keinen Preis der Welt hören mochten.

 

*

 

»Sie weiß, dass du an Bord bist.«

»Sie weiß was?«

Sar-Teh hatte es geahnt. Er verharrte demütig mit gesenktem Kopf, obwohl ihm vor Wut die Galle kochte.

Sie hat recht, dachte er. Du bist wirklich ein Trottel, großer General. Du hast Bentu-Karapau verlassen, als man dich dort brauchte, und wenn Thoy-P'ang das hört ...

Aber was ging ihn das Schicksal des Generals an? Er hatte seinen eigenen Kopf zu hüten. Das war seine Aufgabe, der er gut sein ganzes Leben weihen konnte, denn sie wurde ihm nicht gerade leicht gemacht.

»Ich will den, der es ihr verraten hat!«, fauchte Del-Mion. »Und ich werde ihn bekommen!«

Er betrachtete Sar-Teh mit schmalen Augen.

»Du warst es«, behauptete er in kalter Wut. »Du oder dieser gestreifte Narr! Ich werde euch beide töten.«

»So sei es«, erwiderte Sar-Teh gefasst. »Ich kann nur einmal sterben, und es ist mir gleich, wer mir mein Leben nimmt. Aber ein ehrenvoller Tod durch die Hand eines Generals ist mir allemal lieber als eine öffentliche Hinrichtung vor dem kaiserlichen Palast.«

»Was redest du da?«, fragte Del-Mion, ein wenig verwirrt angesichts der Tatsache, dass Sar-Teh nicht den Eindruck machte, als wolle er um sein Leben betteln.

»Ich spreche von Thoy-P'ang«, erklärte Sar-Teh ruhig. »Er wird mich hinrichten lassen, wenn ich diese kartanische Hexe zu ihm bringe – und er wird mich vierteilen, wenn ich es nicht tue. Es läuft alles auf dasselbe hinaus. Besser, du nimmst mein Schicksal schon vorher von mir.«

»Was soll dieser Blödsinn!«, fauchte Del-Mion wütend. »Sprich nicht in Rätseln zu mir. Das kann ich nicht leiden.«

Sar-Teh hätte dem General gerne in allen Einzelheiten mitgeteilt, was ihm seinerseits an Del-Mion nicht gefiel, aber er verzichtete wohlweislich darauf. Noch hing er an seinem Leben.

»Niemand hat dich verraten«, sagte er so ruhig, wie es ihm unter den gegebenen Umständen gerade noch möglich war. »Doraquun weiß nichts von deiner Anwesenheit, und selbst wenn er es wüsste, sähe er keinen Sinn darin, es der Kartanin gegenüber zu erwähnen. Er hat nur die NARGA SANT samt all ihren Rätseln im Sinn.«

»Dann warst du es!«, behauptete Del-Mion. »Du bist der einzige, der es weiß.«

»Und damit auch der einzige, der schon vom ersten falschen Wort an gezwungen wäre, ständig seinen Kopf mit beiden Händen festzuhalten. Nein, General, für so dumm darfst du mich nicht halten. Vergiss bitte nicht, dass ich schon seit mehreren Jahren Feng-Lus Adjutant bin.«

»Feng-Lu!«

So wie Del-Mion diesen Namen aussprach, klang er wie ein Fluch. Die beiden waren einander nicht grün. Del-Mion war eifersüchtig auf Feng-Lu, seit der Kaiser diesen zum Befehlshaber von Bentu-Karapau, Del-Mion aber nur zum Stellvertreter ernannt hatte. Und Feng-Lu konnte Del-Mion nicht ausstehen, weil er – nicht ganz zu Unrecht – vermutete, dass Del-Mion die erstbeste Gelegenheit nutzen würde, um Feng-Lus Position für sich selbst zu erobern.

Noch zwei Fronten, zwischen denen ich stehen muss, dachte Sar-Teh. Als ob ich nicht schon genug Ärger am Hals hätte!

Konnte es nicht zur Abwechslung auch mal zwei karaponische Offiziere geben, die sich nicht in der einen oder anderen Weise an die Gurgel wollten? Und wenn sie nun schon ständig streiten mussten –