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Kurzbeschreibung:

Der Tod geht um in Los Angeles. Immer wieder verschwinden Menschen spurlos und kurz darauf auch die ersten Vampire. Amber und Julius machen sich auf die Suche nach den Tätern und kommen einem unheimlichen Voodoo Priester auf die Spur und sehen sich einem schier übermächtigem Feind gegenüber. Der Hexer kämpft mit allen Mitteln. Bald geht es nicht mehr nur um die Aufklärung eines Verbrechens. Denn Julius Seele ist in Gefahr! Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der auch Amber alles abverlangt.

Rebekka Pax

Codex Sanguis

Seelenfänger 


Edel Elements

KAPITEL 1

Julius

Es war April und einer der wenigen Regentage, die L.A. im Jahr zu bieten hat. Die Tropfen fielen so dicht, dass man kaum seine eigene Hand vor Augen erkennen konnte.

Ich genoss den Regen. Das Wasser wusch all den Staub und Dreck davon, und schon jetzt roch die Luft sauberer, fast rein.

Brandon, Christina und ich drängten uns auf der kleinen Veranda eines Bungalows in der besseren Wohngegend von Pasadena. Wir sahen aus wie ganz normale Besucher: Zwei Männer und die einzige Tochter des Hauses warteten darauf, dass ihnen geöffnet wurde. Christinas Elternhaus fiel zwischen den anderen nicht auf. Der weiß gestrichene Holzbau war von einem liebevoll gepflegten Garten umgeben. Im Rasen nahe dem Bürgersteig steckte ein Schild, das potenzielle Einbrecher vor wachsamen Nachbarn warnte. Es war genau die Sorte von Vorstadtidylle, die mich anwiderte: bieder, gläubig und fest in republikanischer Hand. Eines der wenigen Viertel L.A.s, in denen Trump die Mehrheit geholt hatte. Ich hob den Blick zu einer überdimensionierten Flagge, die vom Regen durchweicht wurde, und schob die Hände in die Hosentaschen.

Ich war noch nie hier gewesen und bereute diesen Ausflug schon jetzt. Denn wenn Christinas Eltern genauso waren wie die Nachbarschaft, dann war er vollkommen sinnlos. Aber wie sollte ich einer Freundin die Bitte um Beistand ausschlagen, besonders, wo doch ich verantwortlich für die Misere war, in der sie sich befand?

„Bist du sicher, dass du das wirklich tun willst?“, fragte ich Christina noch einmal.

Sie nickte mit zusammengepressten Lippen, so heftig, dass ihre dunklen Haare auf und ab wippten. Für eine Latina war sie ungewöhnlich blass, seitdem ich sie vor einem halben Jahr zu einer von uns gemacht hatte, um ihr das Leben zu retten.

Statt wie nach einer Verwandlung üblich ihren eigenen Tod vorzutäuschen, bestand Christina darauf, ihren Eltern die Wahrheit zu sagen. Deshalb waren wir nun hier.

Seit sie eine Unsterbliche war, hatte sie ihre streng katholische Familie gemieden, doch inzwischen waren ihr die Ausreden ausgegangen.

„Wenn du das durchziehen möchtest, solltest du klingeln“, brummte Brandon.

Er kannte die Eltern seiner Freundin seit Langem, da Chris vor ihrem Tod seine Geliebte und Dienerin gewesen war. Eine engere Bindung als diese konnten Mensch und Vampir nicht eingehen.

Ich selbst war daran gescheitert, ein solches Band zu knüpfen. Bei dem Gedanken breitete sich ein dumpfer Schmerz hinter meinem Brustbein aus. Amber hatte mich verlassen, weil sie nicht ertragen konnte, was ich war.

Während ich versuchte, mir das lästige Pochen aus der Brust zu reiben, starrte Chris noch immer den Klingelknopf an, als sei er ein gefährliches Ungeheuer. Genug. Ich schob die Hand an ihr vorbei und schellte.

Schon bald waren Schritte zu hören. Christina nahm Reißaus und versteckte sich hinter Brandon und mir. „Vielleicht ist das Ganze doch keine so gute Idee gewesen“, flüsterte sie.

Doch es war zu spät: Die Tür wurde geöffnet und heraus schaute das Gesicht einer freundlichen, etwas rundlichen Mexikanerin. Bodenständig sah sie aus, ganz anders als die zierliche, aber durchsetzungsfähige junge Frau, die Chris vor der Verwandlung gewesen war. Derzeit war sie wie viele Neuerschaffene noch unsicher und unterwürfig, doch das würde sich mit der Zeit geben.

„Christina! Und Brandon, wie schön, dass du mitgekommen bist“, sagte Mrs Reyes freudig, gab aber zuerst mir die Hand. „Und Sie müssen der gute Freund sein, von dem meine Tochter so oft gesprochen hat.“

„Julius Lawhead“, stellte ich mich vor.

Die Augen der Hausherrin hingen bereits an Christina, die halb von mir verdeckt wurde. Mit dem untrüglichen Gefühl einer Mutter erkannte sie sofort, dass etwas mit ihrer Tochter nicht stimmte. „Chris, komm her, willst du deiner Mama nicht Hallo sagen?“ Sie breitete die Arme aus. „Mein Gott, bist du blass, niña, fehlt dir etwas?“

Christina trat näher, doch sie konnte die Schwelle ihres einstigen Elternhauses nicht überqueren, ohne hineingebeten zu werden. Sie wollte zu ihrer Mutter, doch ohne eine Einladung hätte sich ihre eigene Aura gegen sie gewendet und ihren Körper zerschnitten wie scharfes Glas.

Wenn der Zustand lange genug anhielt, konnte er tödlich enden. Tränen traten ihr in die Augen. Ihre Angst schmeckte metallisch, kalt.

„Dürfen Chris und ich reinkommen?“, fragte ich schnell.

„Aber natürlich“, antwortete Mrs Reyes verwirrt.

Brandon stand bereits im Flur. Er hatte die Einladung schon vor Jahren erhalten, und sie würde bis zu dem Tag gelten, an dem sie jemand widerrief.

Während Christina ihrer Mutter in die Arme fiel, folgte ich Brandon durch den Flur ins Wohnzimmer, wo wir Chris’ Großmutter überraschten, die auf dem Sofa eingenickt war.

Ich hatte schon viele Geschichten über Mama Reyes gehört. Sie war angeblich in der Lage, Geister zu sehen, und empfing, selbstverständlich mit der Hilfe Gottes und diverser Heiliger, Botschaften aus dem Jenseits. Als sie jetzt aufschrak und mich aus trüben Augen ansah, glaubte ich mit einem Schlag jedes Wort, das ich über sie gehört hatte. Gleich einem unsichtbaren zweiten Körper schwebte Macht über ihrem kleinen, abgemagerten Leib. Mehr Macht, als sie womöglich ahnte.

„Wer sind Sie? Was tun Sie da?!“, schimpfte sie empört und stieß die Wolldecke zu Boden, die bislang auf ihren Knien gelegen hatte.

Ich drehte mich um und sah, wie Brandon zwei Kreuze von der Wand pflückte. Ich beschloss, es mit der Wahrheit zu versuchen. „Wir sind Freunde von Christina. Sie hat sich verändert und kann den Anblick solcher Gegenstände im Moment nicht ertragen.“

Die alte Frau bekreuzigte sich hektisch, und ihre Lippen bewegten sich in einem stummen Gebet.

Brandon legte die Kreuze auf den Sessel, schob ein plüschiges Kissen darüber und ging zu der alten Dame hinüber. Er streckte ihr die Rechte entgegen. „Guten Abend, Mama Reyes.“

Verdattert gab sie ihm die Hand. „Brandon, du bist das! Jetzt erkenne ich dich erst. Was ist hier nur los?“

„Das wird Christina Ihnen gleich erklären, kein Grund zur Sorge.“ Er nutzte die Macht seiner Stimme, um die alte Dame zu beruhigen. Sie vertraute ihm, das machte es einfacher für ihn.

„Wo ist Fredo?“, fragte er, sobald sich Christinas Großmutter vom ersten Schrecken erholt hatte, und lenkte ihre Aufmerksamkeit damit geschickt auf etwas anderes.

„Besorgungen machen“, antwortete sie und ließ sich von Brandon helfen, der die Decke aufhob und wieder über ihre Knie legte.

Fredo, so erriet ich, war Christinas Vater.

Ich setzte mich auf die Sesselkante vor das Kissen, unter dem die Kreuze lagen, und schirmte sie so mit meinem Körper ab. Über mich als Ungläubigen hatten christliche Symbole keine Macht. Ich spürte lediglich ein lauwarmes magisches Strahlen in meinem Rücken.

Brandon setzte sich ebenfalls und warf mir einen zweifelnden Blick zu, dann warteten wir alle auf Chris.

Als sie schließlich kam, hielt sie ihre Mutter an der Hand. Mrs Reyes’ Blick fiel sofort auf die Stellen an der Wand, an denen die abgenommenen Kreuze helle Schatten hinterlassen hatten.

Kurz erstarrte sie, dann flüchtete sie sich in die Banalität, indem sie fragte: „Möchten Sie etwas trinken?“

„Nein danke“, antworteten wir im Chor.

„Mi niña, willst du mich nicht begrüßen?“

Christina schluckte und ging mit steifen Schritten zu ihrer Großmutter. Der Geschmack ihrer Angst hing zäh in der Luft. Jedem, der auch nur das geringste Talent für Übernatürliches besaß, hätten spätestens jetzt die Haare zu Berge gestanden. Die greise Mexikanerin enttäuschte uns leider nicht. Sie legte ihre faltigen, mit Altersflecken übersäten Hände an die Wangen ihrer Enkelin und starrte in deren Augen, als könnte sie in ihrer Seele lesen. Erschrocken fuhr sie zurück und rang mit einem kleinen Japsen nach Luft.

Chris stolperte fort und flüchtete sich in Brandons Arme.

„Chris“, mahnte ich leise, als ihre Verwandten sie verwundert anstarrten. Ihr Rücken versteifte sich, dann drehte sie sich gehorsam um.

„Wie lange warst du nicht mehr bei der Beichte?“, fragte Mama Reyes in die Stille hinein. Sie hatte ihren Blick keinen Moment von ihrer Enkelin gewendet und beobachtete auch uns aufmerksam.

„Ein halbes Jahr“, stotterte Christina. „Es tut mir leid.“

Das Schweigen, das darauf folgte, schien sich endlos hinzuziehen. Leider war ich ratlos, wie man so ein Gespräch am besten begann. Nachdem ich verwandelt worden war, hatten meine Eltern nur einen Abschiedsbrief gefunden.

Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht und schreckte uns alle auf. Christinas Vater kam herein. Er war klein und im Gegensatz zu seiner Frau hager. Die Selbstverständlichkeit, mit der er Autorität ausstrahlte, erinnerte mich an Curtis. Mr Reyes trug Hemd und Sakko, als sei er direkt aus dem Büro seiner kleinen Importfirma gekommen.

Seine Frau und auch seine Mutter schienen wie selbstverständlich zu erwarten, dass er nun das Reden übernahm.

Nach einem kurzen Blick in die Runde und einer prüfenden Musterung seiner Tochter begrüßte er uns wortkarg und setzte sich, nachdem er jedem von uns ein Glas Rotwein eingegossen hatte. Ich nippte einen winzigen Tropfen und ließ die köstliche Flüssigkeit durch meinen Mund gleiten. Brandon tat es mir nach, aber Christina war noch zu jung, um dieses etwas schmerzhafte Experiment zu wagen.

Falls Fredo Reyes das Fehlen der Kruzifixe bemerkt hatte, ließ er sich nichts anmerken.

„Wir sind heute hergekommen, weil Christina Ihnen etwas sagen möchte“, eröffnete Brandon das Gespräch.

Plötzlich waren alle Augen auf ihn gerichtet. Mrs Reyes lächelte selig und tätschelte ihrem Mann die Hand. Sofort war alles Ungewöhnliche vergessen. Doch wenn sie auf eine Verlobung hoffte, würde sie gleich bitter enttäuscht werden.

Brandon rieb seiner Freundin den Rücken, und Christina richtete sich auf. „Vor … vor einem halben Jahr ist etwas passiert, Mama“, begann sie mit zitternder Stimme. „Ich habe euch nicht mehr besucht, weil ich mich verändert habe. Die alte Christina ist tot.“

In diesem Moment ließ sie die Magie, die sie wie einen normalen Menschen aussehen ließ, mit einem Schlag von sich abfallen.

Dann hob sie den Kopf und sah mit dunklen Augen in die Runde, Augen, in denen jetzt ein tödliches Feuer loderte.

„Ich bin ein Vampir geworden, Mama!“

So direkt hätte ich es nicht ausgedrückt. Die Reaktion war dementsprechend. Die Großmutter bekreuzigte sich, und dem Vater stieg die Röte ins Gesicht. „Unsinn“, sagte er mit fester Stimme. „So etwas gibt es nicht.“

Nur Chris’ Großmutter begriff sofort. „Es ist wahr! María, Santa Señora, hilf uns“, wimmerte sie.

Mrs Reyes starrte sie stumm vor Schrecken an. Die Großmutter genoss großes Ansehen, ihr Wort wurde nicht infrage gestellt.

„Meister, bitte“, flehte Christina. Ich nickte und gab Brandon ebenfalls die Erlaubnis. Auch wir zeigten nun unsere wirkliche Gestalt: Todesblässe, scharfe Reißzähne und Raubtieraugen, die bei jedem starken Gefühl heller oder dunkler wurden.

„Es stimmt, was Christina sagt. Wir sind Vampire, alle drei, wie wir hier sitzen. Aber Sie müssen keine Angst vor uns haben“, erklärte ich ruhig.

Mr Reyes riss ein Kreuz hervor, das er bis zu diesem Zeitpunkt an einer Kette um seinen Hals getragen hatte, und hielt es in meine Richtung.

Es reagierte auf Christinas Glauben und begann, aus eigener Kraft schwach zu leuchten. Chris schrie vor Schmerzen markerschütternd auf und versteckte ihren Kopf an Brandons Brust. Er schirmte ihren Blick mit beiden Händen ab und bleckte unwillkürlich die Zähne in Richtung des Kreuzes.

„Brandon!“, warnte ich. Er senkte den Blick, und die tödliche Spannung, die den Raum für einen Moment beherrscht hatte, verschwand. Jetzt war es an mir, die Wogen zu glätten.

Vater Reyes reckte mir noch immer das Kreuz entgegen, als hätte er zu oft Der Exorzist gesehen. Der Rest der Familie schien gebannt darauf zu warten, dass ich mich in Rauch auflöste oder zumindest dämonisches Gekreisch ausstieß. Doch ich tat nichts dergleichen.

„Stecken Sie bitte das Kreuz weg, Mr Reyes. Sehen Sie denn nicht, dass Sie Ihrer Tochter wehtun?“, fragte ich ruhig, doch der Mann war wie versteinert.

„Papa, Papa, bitte“, wimmerte Christina, ohne hinzusehen. Ich musste dieser lächerlichen Szene ein Ende bereiten. Es sah nicht so aus, als würde Fredo Reyes mit sich reden lassen, und ich bekam zum ersten Mal eine Ahnung, woher Chris ihren Starrsinn hatte. Ich beugte mich vor und löste das Kruzifix vorsichtig aus den verkrampften Fingern des Mannes. Unter den erstaunten Blicken der Sterblichen schloss ich meine Faust darum, streifte Mr Reyes die Kette vom Hals und es geschah – nichts.

„Es ist weg, Chris.“

Sie sah sich zögernd um und strich sich die Haare aus dem blassen, verschwitzten Gesicht. Für einen Augenblick sah sie aus wie eine Sterbenskranke, nach der der Tod bereits seine Hand ausgestreckt hatte.

„Warum“, klagte die Mutter, „warum nur?“

„Ich wäre sonst gestorben, Mama. Wäre dir das lieber gewesen?“

„Aber deine Seele, niña, deine Seele“, schluchzte Mrs Reyes.

„Wir sind keine Ungeheuer oder Dämonen. Christina hat ihre Seele noch“, mischte ich mich ein. „Sie kehrt jeden Abend nach Sonnenuntergang in ihren Körper zurück.“

„Und am Tag?“, fragte ihr Vater, der noch immer wie paralysiert auf meine Faust starrte, in der das Kreuz verborgen lag.

„Sind wir tot und die Seelen fort“, antwortete ich nüchtern. Ich hielt die ganze Nummer, Chris’ Eltern die Wahrheit zu sagen, für einen gewaltigen Fehler. Unsere Existenz war ein jahrhundertealtes Geheimnis, und jetzt saßen wir hier und posaunten es in die Welt, nur weil es heutzutage von den meisten als Spinnerei abgetan wurde und leichter zu vertuschen war.

„Ich kann das nicht glauben, das ist doch alles großer Unsinn!“, dröhnte Fredo Reyes.

Christina starrte ihren Vater an, hob ihren Arm zum Mund und biss ohne Vorwarnung hinein. Die Mutter schrie, als sie das Blut sah, sprang auf und lief zu ihrer Tochter, um ein Taschentuch auf die Wunde zu pressen.

Chris schob die helfenden Hände zur Seite, wischte das Blut ab, und wir alle wurden Zeugen, wie sich die Wunde binnen Sekunden schloss. Diese Art von Schocktherapie war überzeugend.

Großmutter Reyes war nun vollständig in ihre Muttersprache verfallen und betete auf Spanisch, aber Worte konnten Christina nicht wehtun, und so beachtete ich die alte Dame nicht weiter.

„Wer war das, wer hat dir das angetan?“, fragte Mrs Reyes ihre Tochter mit bebender Stimme. Ihr erster Blick fiel auf Brandon. Zuneigung war zu bitterem Hass geworden. „All die Jahre haben wir dich in unserer Familie willkommen geheißen, und du, du …“ Sie war kurz davor, sich auf ihn zu stürzen.

„Ich habe es getan“, sagte ich ruhig. „Ich habe sie auf unsere Seite geholt.“

Köpfe fuhren herum. Alle starrten mich an.

„Warum?“, fragte der Vater nur.

„Christina ist angeschossen worden. Kein Arzt hätte sie mehr retten können. Auch ich würde sie lieber unter den Sterblichen sehen, aber das Schicksal hat anders entschieden. Brandon und Ihre Tochter baten mich darum. Ich habe diesem Wunsch entsprochen, obwohl ich mir geschworen hatte, niemals einen Menschen zu verwandeln.“

„Haben Sie Brandon das Gleiche angetan?“, fragte Frau Reyes und legte ihrer Tochter vorsichtig eine Hand auf die Schulter.

„Ich bin 106 Jahre alt“, antwortete er, bevor ich verneinen konnte. „Ich wurde von jemand anderem zu dem gemacht, der ich bin. Christina wird für immer jung bleiben, wie ich, wie Julius. Sie wird niemals alt, niemals krank.“

„Dios mío, hilf unserem armen Kind“, sagte die Mutter und bekreuzigte sich.

Christina zuckte zusammen. „Mama, hör auf damit, bitte.“

„Warum können Sie ein Kreuz in den Händen halten, und meine arme Tochter fürchtet das Zeichen unseres Herrn?“, fragte mich Mr Reyes, der scheinbar ein wenig an Fassung zurückgewonnen hatte.

„Christina ist gläubig, deshalb bereitet es ihr Schmerzen. Ich bin Atheist, mir können Ihre heiligen Zeichen nichts anhaben. Verteufeln Sie uns nicht, es gibt viele fromme, christliche Vampire.“ Ich gab mir Mühe, geduldig zu bleiben und alles zu erklären, doch Mr Reyes’ Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

„Kreaturen des Satans! Das ist es, was ihr seid. Der Satan hat mir meine Tochter gestohlen“, spuckte er uns entgegen.

Christina fing sofort wieder an zu weinen.

Hier war nichts mehr zu retten. Ich stand auf. „Es ist besser, wenn wir gehen“, sagte ich. „Los, verschwinden wir. Jetzt!“

Brandon zog seine Freundin auf die Beine. Während er sie zur Tür führte, blieb ich bei den aufgebrachten Eltern stehen. „Tun Sie Chris das nicht an“, bat ich, „verstoßen Sie nicht Ihre eigene Tochter.“

Als Mr Reyes auf die Tür zeigte, ahnte ich, was als Nächstes kommen würde. „Raus!“, schrie er.

Die Luft verdichtete sich mit einem Schlag, und im gleichen Moment kam der Schmerz. Es fühlte sich an, als würde sich eine unsichtbare Hand um mich legen und mit aller Kraft zudrücken. Meine Aura zersprang in tausend Splitter, die mich zu zerfetzen schienen.

„Fort aus meinem Haus!“, wiederholte Mr Reyes, ohne zu ahnen, welch eine Wirkung diese Worte auf mich hatten. Die Pein potenzierte sich und ließ mich straucheln. Ich rannte die wenigen Schritte, als sei der Teufel hinter mir her, und überholte Chris und Brandon kurz vor der Tür.

Erst als ich von der Veranda sprang, ließ der heftige Schmerz nach. Erlösender Regen kühlte meine brennende Haut. Von meiner linken Hand tropfte Blut aus einem Schnitt, und auch auf meinem Rücken mischte sich eine warme Flüssigkeit mit dem Regen.

Brandon ließ Christina stehen und eilte zu mir. „Sehr schlimm?“

Ich schüttelte den Kopf, konnte noch nicht sprechen.

„Du blutest“, sagte er und berührte meinen Arm.

„Scheiße“, fluchte ich leise und mit viel Gefühl, drückte den Rücken durch und sah mich um. Christina stand auf dem Rasen vor dem Haus und weinte. „Es tut mir leid, Meister. Ich habe gedacht, sie … er …“

Ihre Eltern beobachteten uns derweil durch den Schutz gardinenverhangener Fenster. Besser, wir verschwanden, bevor sich Fredo Reyes daran erinnerte, dass er noch irgendwo eine Schrotflinte versteckt hatte.

In einem kurzen Anflug von Zorn trat ich ein Trump-Schild um, das im Rasen steckte. Hier waren wir fertig. Wir hätten nie herkommen sollen. Ich legte Christina einen Arm um die Schulter. „Fahren wir nach Hause.“

Brandon schlang ihr seinen Arm von der anderen Seite um die Taille, dann stapften wir durch den Regen, zurück zu Brandons mattschwarzem 77er Firebird, mit dem wir gekommen waren.

***

Im Verborgenen …

Blut rann stetig wie eine glitzernde Perlenschnur vom Tisch und tropfte in eine gelbe Plastikschüssel auf dem Boden. Die Männer arbeiteten schweigend, einzig begleitet vom schmatzenden Geräusch der Messer, die durch Fleisch schnitten, und dem gleichmäßigen Rhythmus der Tropfen, die in die Schüssel fielen.

Von einem Brett starrte der Kopf eines Mannes aus toten Augen. Seine im Todeskampf verzerrten Lippen entblößten vier scharfe Reißzähne.

Die Hände des Vampirs lagen sorgfältig abgetrennt daneben, die Füße nur ein Stückchen weiter.

Die Männer sahen auf. Die Frau kam. Schritte und das leise Klirren zahlloser Glasfläschchen kündigten sie an. Sie schwieg ebenso wie ihre Komplizen. Lautlos hockte sie sich neben den Tisch zur fast vollen Schüssel und begann mit ihrer Arbeit.

Sie benutzte eine Soßenkelle und einen kleinen Trichter, um die Fläschchen mit Blut zu befüllen. Dabei ging sie so geschickt vor, dass kaum ein Tropfen verloren ging.

„Wann bringen sie den Nächsten?“, fragte die Frau.

„Morgen.“ Der Mann sah nicht von seinem blutigen Handwerk auf. Routiniert wie ein Metzger, der die Anatomie seiner Schlachttiere aufs Genauste kennt, löste er den entfleischten Oberarm von den letzten Sehnen und legte ihn auf einen Stapel rosig schimmernder Knochen. Der Mann hielt inne, wetzte sein Messer und seufzte.

Der Rumpf war noch vollständig, sie hatten viel zu tun.

***

Julius

Fast eine Stunde nach dem übereilten Aufbruch aus Pasadena erreichten wir unser Haus. Direkt gegenüber der Eingangstür erhob sich die meterhohe Außenmauer des Hollywood Forever Cemetery, der jahrzehntelang meine Heimat gewesen war.

Jetzt lebte ich in einem gewöhnlichen Haus nebenan. Die beiden Orte waren nur einen Katzensprung und doch Welten voneinander entfernt, die Mauer trennte grünes Paradies und graue Tristesse voneinander.

Brandon parkte neben einer dürren Palme, die ihre drei überlebenden Wedel in den schwachen Wind reckte. Alles in dieser Straße wirkte abweisend.

Den Platz vor unserer Garage nahm ein großer Schuttcontainer in Beschlag, der sich täglich mit mehr Erde füllte. Arbeiter gruben Tunnel unter dem Haus und eine zweite Schlafkammer direkt unter dem Friedhof.

Der hohe, blickdichte Holzzaun, mit dem ich das Grundstück hatte umgeben lassen, stank noch immer nach Farbe.

Es war keine schöne Gegend, aber aller Anfang ist schwer, wie man so schön sagt.

Das kleine Revier in Hollywood, das mir mein Meister vor vielen Jahrzehnten zugewiesen hatte, musste jetzt für drei reichen.

Brandon schloss die Tür auf. Als wir den Hausflur betraten und ich den Brief sah, der auf der Kommode stand, sank meine Stimmung. Das geprägte Wappen war unverkennbar. Der aufgerichtete Löwe war das Zeichen von Fürst Andrassy, dem mit Abstand ältesten und mächtigsten Unsterblichen von Los Angeles. Nicht einmal mein Schöpfer konnte ihm eine Bitte ausschlagen, geschweige denn einen Befehl, wie ihn dieser Brief mit Sicherheit enthielt. Ich hatte meine Pflicht zu tun.

„Ich muss noch einmal weg“, sagte ich.

Auch Brandon wusste den Brief sofort einzuordnen. „Ich hol dir deine Tasche“, sagte er, während ich den Umschlag aufriss.

Vor mir lag die Kopie eines eiligen Gerichtsurteils. Es ging um die Todesstrafe für einen neugeborenen Vampir, durchzuführen von mir, und das möglichst noch heute.

Seit Monaten war ich der einzige Jäger von ganz L.A. und würde es auch so lange bleiben, bis der Neue seine Ausbildung bei mir abgeschlossen hatte. Was hoffentlich bald der Fall sein würde, denn seit einer Weile wurde die Stadt von einer wahren Plage an Neugeborenen heimgesucht: So gut wie jede Nacht musste ich meinem blutigen Handwerk nachgehen. Doch wer den Nachwuchs erschuf, hatte der Rat bislang noch nicht herausfinden können.

Brandon kam mit dem Lederkoffer zurück, in dem ich das Werkzeug für meine blutige Arbeit aufbewahrte. Er stellte ihn auf die Kommode und sah mich abwartend an, dann glitt sein Blick an mir vorbei zu Christina.

Sie stand wie ein Häufchen Elend in der Ecke und streifte sich langsam die Schuhe von den Hacken. Es war geschehen, was wir alle insgeheim erwartet hatten: Sie war von ihrer Familie verstoßen worden. Aber sie konnte nicht verstehen – wollte nicht. Der Schock war noch zu frisch.

Doch wir hatten jetzt keine Zeit mehr dafür. „Chris, kommst du alleine klar? Ich benötige bei dieser Sache Brandons Hilfe.“

„Geht nur, ich schau ein bisschen fern.“ Sie nickte mir müde zu und hauchte Brandon einen Kuss auf die Wange. Ihn hatte ich nicht gefragt. Ich brauchte Brandon, also würde er mich begleiten. Manchmal machten klare Hierarchien die Dinge einfacher.

Brandon war mein Freund, mein bester, einziger, aber er war zugleich auch mein Gefolgsmann und hatte mir Treue geschworen, wenn es sein musste, bis in den Tod.

Dem Schicksal hatte es gefallen, unsere Schwüre auf die Probe zu stellen, und wir hatten den Test beide bestanden. Seitdem herrschte stilles Einvernehmen. Die Zeit des Streitens war vorbei. Ich musste keine Stärke mehr beweisen, er keine Demut, und doch waren unsere Positionen klar. Ich war der Meister, er schwurgebunden. Dennoch fühlte er sich in meiner Gefolgschaft so frei wie nie, das hatte er mir erst kürzlich anvertraut.

Da mein Oberhemd nass und nach dem Rauswurf aus dem Haus der Reyes für immer durch Blutflecke ruiniert war, nahm ich ein frisches Shirt aus dem Schrank, der wie so viele Möbel provisorisch in der Diele stand, und zog mich eilig um. Das verdreckte Hemd warf ich einfach in die Ecke. Dann verkündete ich: „Ich bin so weit.“

„Wohin?“, fragte Brandon auf dem Weg nach draußen. Er trug meine Tasche und öffnete mir die Tür.

„Zu Andrassy.“

Die Residenz des Fürsten in den Hügeln von Malibu war zugleich oberster Gerichtsort, Gefängnis und Zuflucht für die Vampire der Clans, die sich auf verschiedene Stadtteile und Reviere verteilten.

Die Fahrt dorthin dauerte um diese Uhrzeit nur etwas länger als eine halbe Stunde. Brandon saß wieder am Steuer. Genau wie ich war er diesen Weg schon oft gefahren.

Es regnete noch immer. Die Straßen glänzten festlich in diesem seltenen Kleid. Tropfen prasselten laut auf das Autodach und gaben uns das Gefühl, in einer Zeitkapsel zu sitzen, abgeschnitten vom Rest der Welt.

In den letzten Monaten hatte ich viel Zeit mit Brandon verbracht. Er brauchte oft jemanden zum Reden. Seiner Freundin wollte er nichts von seinen Albträumen erzählen. Vielleicht hatte er Angst, dass sie ihn mit anderen Augen betrachten würde, wenn sie erfuhr, was ihm sein alter Meister Nathaniel Coe angetan hatte, als er ihn im vergangenen Winter für kurze Zeit noch einmal in seine Gewalt bekam.

Wenngleich Brandon äußerlich normal wirkte, lag seine Seele in Trümmern. Durch den indianischen Sonnentanz, den er durchgeführt hatte, nachdem Coe ihn entführt, gefoltert und vergewaltigt hatte, war er zwar so weit geheilt, dass er wieder funktionierte, aber eine Seele zu heilen, dauert oft länger als ein Menschenleben.

Wir verließen L.A.s Lichtermeer und tauchten in eine hügelige, nachtgrüne Küstenlandschaft. Bislang war kein einziges Wort zwischen uns gefallen. Brandon brach das Schweigen als Erster.

„Du hast gesagt, du brauchst mich. Wofür?“, fragte er mit weicher, tiefer Stimme und sah mich an. Diese Tonlage benutzte er, wenn er freundlich erscheinen wollte, passiv.

Ich wusste sofort, dass ihm etwas Angst machte. Der falsche Klang seiner Worte verriet ihn.

Ich seufzte. „Der verwilderte Vampir stammt wieder aus dem Revier, das Kerí Arany übernehmen soll, sobald seine Ausbildung abgeschlossen ist. Ich habe keine Lust mehr, seine Hinrichtungen für ihn zu erledigen, wenngleich wir das Geld brauchen können. Kerí ist heute Nacht da. Ich will ihm zeigen, wie man es macht, aber ich möchte, dass du den Verurteilten betäubst, damit ich mich ganz auf meinen Schüler konzentrieren kann.“

Brandon nickte erleichtert. „Das kann ich tun.“

Vor uns schälte sich ein großes Eisentor aus der Nacht und öffnete sich. Wir fuhren über einen Kiesweg den Hügel hinauf zu Fürst Andrassys Wohnsitz. Der Bau unterschied sich deutlich von den Villen der Filmstars und anderer Neureicher, die sich hier und da an die Hänge schmiegten und den Stil europäischer Herrenhäuser nur kopierten. Andrassys Wohnsitz hingegen sah aus, als hätte man eines der alten Anwesen einfach hierhertransportiert und wiederaufgebaut. Nichts wirkte unecht oder neu.

Hundert Jahre alte, armdicke Weinreben rankten über ein Tor aus Backstein. Im geometrisch angelegten Innenhof erwarteten uns kunstvoll gestaltete Gärten mit Buchsbaumhecken und Rosenbeeten.

„Ich fühle mich hier immer schäbig“, sagte Brandon. In seinen Augen glitzerten die Lichter der Laternen, während er den Wagen fast ehrfürchtig über den leise knisternden Kies lenkte. Ich zuckte mit den Schultern, mir ging es da nicht anders als ihm.

Wir hielten direkt vor der Freitreppe, stiegen aus, und Brandon reichte einem livrierten Diener den Schlüssel zu seinem alten Pontiac.

Jeder hier kannte mich und wusste, weshalb ich kam. Ein stattlicher Kerl von Andrassys ungarischer Wachmannschaft ging voraus und führte uns zu den Verliesen.

Nachdem wir einige marmorgeschmückte Flure durchschritten hatten, wurden die Dekorationen karger und die verschlossenen Türen häufiger.

Brandon ging wie ein großer, schweigender Schatten an meiner Seite. Diesen Teil des Gebäudes hatte er noch nie mit eigenen Augen gesehen, denn öffentliche Hinrichtungen fanden direkt im Gerichtssaal statt. Was ich jetzt zu tun hatte, war aber nicht mehr als eine Aktennotiz. Jemand hatte einen Menschen verwandelt und ihn dann seinem Schicksal überlassen, traurig, aber keine Seltenheit. Der Weg eines solchen Wesens war vorprogrammiert. Niemand lehrte sie zu jagen, niemand zügelte ihren Hunger. Die jungen Vampire wurden Opfer ihrer eigenen Gier, verloren den Verstand, töteten und landeten über kurz oder lang in meinen Händen. Meist schon nach ihrer ersten Nacht.

Wir stiegen eine lange Treppe hinunter. Ein schwacher Wind kroch die Stufen hinauf. Er roch nach Angst, Hunger und Tod. Der muffige, fast metallische Geschmack setzte sich in Nase und Hals fest, als habe er einen eigenen Willen. Grelle Leuchtstoffröhren erwachten flackernd zum Leben und erhellten einen weiten, rechteckigen Raum, von dem ein knappes Dutzend eiserner Türen abging. Brandon sah sich blinzelnd um.

Der Wächter wies auf eine Tür, die sich durch nichts von den anderen unterschied. „Er ist da drin.“

„Wir bereiten ihn vor. Rufen Sie bitte Kerí Arany her, wir warten auf ihn.“

Der Wachmann nickte nur und eilte die Treppe hinauf. Dem Rhythmus seiner Schritte war zu entnehmen, dass er es nicht erwarten konnte, dem Keller zu entfliehen.

Nachdem die Tür am Treppenende geräuschvoll ins Schloss gefallen war, öffneten sich meine Ohren für die Laute, die die Gefangenen von sich gaben: Schritte, Schluchzen, leises Weinen.

Brandon drehte sich um die eigene Achse. Die Verliese mussten ihn an seine eigene Gefangenschaft erinnern, die nur wenige Monate zurücklag. Als ich zu ihm trat und ihm eine Hand auf die Schulter legte, zuckte er unter meiner Berührung zusammen.

„Entschuldige, Julius, ich bin ein totales Wrack“, sagte er bitter und presste zwei Finger gegen die Augen, als wollte er Gedankenbilder vertreiben, die von ihm Besitz ergriffen hatten.

„Ich muss mich entschuldigen. Ich hätte dich nicht mitnehmen sollen, so kurz nach …“

„Es geht schon wieder“, sagte er schnell und straffte die Schultern. Dann fragte er, nun wieder ganz Herr seiner selbst: „Wie soll die Hinrichtung ablaufen?“

„Im Urteil steht nichts über die Art des Todes. Ich kann also frei wählen. Kerí ist gut mit dem Schwert, deswegen nehmen wir den Pflock, damit braucht er noch Übung.“

Ich schob eine Bahre mit daran befestigten Lederriemen aus einer Nische in die Mitte des Raums. Brandon stand still da, beobachtete mich und sog die grauenhafte Atmosphäre des Gewölbes auf wie ein Schwamm.

Wäre ich alleine gekommen und hätte ich nicht einen Henker-Lehrling unterrichten müssen, wäre ich einfach in die Zelle hineingegangen und hätte den Verurteilten enthauptet.

Die Bahre quietschte. Das Geräusch hallte durch den hohen Raum, und plötzlich schrie jemand: „Lawhead ist hier!“

Ein anderer nahm den Ruf auf. „Der Tod ist gekommen!“

„Ruhe!“, rief ich und unterstrich den Befehl mit Totenmagie.

Ein Gefangener schrie gepeinigt auf, dann nichts mehr.

„Was jetzt?“ Brandon rieb sich fröstelnd die Arme. Die absolute Stille, die sich fast greifbar gegen die Zellentüren presste, war noch unangenehmer als die leisen Geräusche der Gefangenen zuvor.

„Ich hole ihn raus.“

Zwei Schlüssel hingen am Rahmen, einer für die Tür und einer für die Fesseln des Verurteilten. Ich öffnete die Zelle und schaltete das Licht ein.

Der Anblick, der sich mir bot, überraschte mich nicht. Das, was da vor mir auf dem Boden kauerte, war weder Mensch noch Vampir. Aus einem blutverklebten Gesicht starrten mich zwei riesige, helle Augen an.

Ich schätzte den Mann auf Anfang vierzig. Sein Haar war kurz geschnitten, die Finger verrieten, dass er noch kurz vor seiner Verwandlung bei der Maniküre gewesen sein musste.

„Was wollen Sie von mir, wo bin ich überhaupt?“ Das frische Blut an seinem Kinn ließ nur einen Schluss zu: Der Mord, der ihn hinter Gitter gebracht hatte, war erst heute Abend geschehen. Jemand musste ihn auf frischer Tat ertappt haben.

Ich sah dem neugeborenen Vampir in die Augen und löschte die letzten eigenen Gedanken seines kurzen Lebens.

„Komm!“ Nur dieses eine Wort.

Der Mann stand unter meiner Führung auf. Mit langsamen Schritten, den Blick immer auf meine Augen gerichtet, folgte er mir aus der Zelle bis zu der Bahre. Mit der Linken schob ich die Gurte zur Seite. Der Verurteilte setzte sich ohne Zögern und legte sich auf sein letztes Bett.

Brandon starrte uns an. Sein Blick sprang von meinem Gefangenen zu mir, dem Henker. „Aber er kann doch gar nichts dafür!“

„Du weißt, dass immer so vorgegangen wird“, sagte ich. „Wir können ihn nicht so herumlaufen lassen, er wird wieder töten, jede Nacht. Wer soll sich um die ganzen Verwilderten kümmern? Vor allem jetzt, wo wir fast jede Nacht einen haben? Du vielleicht?“

„Nein, natürlich nicht.“ Brandon schüttelte den Kopf und drehte mir den Rücken zu. „Ich hoffe nur, sie finden das Schwein, das ihm das angetan hat.“

„Ich werde es versuchen, Bran, aber du weißt, dass seinen Schöpfer nicht mehr als eine Geldstrafe erwartet.“ Verwilderte Vampire bedeuteten eine Gefahr für uns, da sie unsere Entdeckung wahrscheinlicher machten. Deswegen erhielt der Täter durch seinen Clanherrn üblicherweise eine weitere, weitaus schwerere Strafe, was manchmal sogar den Tod bedeuten konnte. Aber etwas ließ mich zweifeln, dass wir es hier mit einem Vampir zu tun hatten, der einem Clan angehörte.

Ich hielt den jungen Vampir noch immer im Bann, während ich einen Gurt nach dem anderen festzurrte.

„Gib mir bitte ein kleines Messer aus der Tasche.“

Ich hörte Brandon niederknien und die Verschlüsse öffnen. Kurz darauf reichte er mir die gewünschte Klinge. Im Stahl der Schneide war ein guter Teil Silber enthalten, wodurch das Messer auf unsereins dieselbe Wirkung hatte wie normaler Stahl auf Menschen.

Brandon behagte es nicht, mich damit zu sehen. „Was hast du vor?“

„Ich versuche herauszufinden, wer ihn erschaffen hat.“

Die linke Hand des Verurteilten war noch nicht angekettet. Ich wischte mit meinem Ärmel über die verdreckte Haut, schnitt dem Mann ins Handgelenk und leckte das Blut von der Klinge. Ich biss ihn nicht, um Hautkontakt zu vermeiden, denn das verfälschte das Blut mit den Gerüchen seines alten Lebens, seines Opfers und des Drecks der Straße.

Ich sog mir den Blutgeschmack aus den Ritzen zwischen den Zähnen und sah auf den betäubten Vampir hinab, der von alldem nichts mitbekam.

„Sein Schöpfer ist fremd, wie ich gedacht hatte. Kein Meister, aber auch nicht mehr jung. Auf jeden Fall alt genug, um zu wissen, was er ihnen antut. Willst du probieren?“, fragte ich und hielt Brandon den blutenden Arm hin. Er sah mich mit einer Mischung aus Überraschung und Ekel an, dann fing er einige Tropfen mit dem Zeigefinger auf und leckte sie ab. „Kenne ich nicht“, sagte er nur, dann nahm er seine Wanderung durch den Raum wieder auf.

„Es wird Zeit, dass dieser Kerí kommt“, sagte er ungeduldig und sah zur Treppe.

Wir warteten noch einige Minuten und schwiegen. Einzige Geräusche waren das leise, ruhige Atmen des Verurteilten und das Tropfen seines Blutes auf den Betonboden.

Endlich hörten wir Schritte.

Kerí hatte seinen eigenen Koffer dabei. Er gehörte zum Clan von Liliana Mereley, einer meiner engsten Verbündeten und ehemaligen Geliebten. Wie sie war er groß, feingliedrig und schlank, mit leuchtend blauen Augen und dunklem Haar, das ihm tief in die Stirn fiel. Hohe Wangenknochen verrieten seine ungarische Herkunft.

„Guten Abend, Meister Lawhead“, begrüßte er mich und neigte den Kopf in meine Richtung. „Guten Abend, Brandon.“

Er trat neben mich an die Bahre und sah auf den betäubten Verurteilten hinab, der mich mit glasigem Blick anstierte.

„Wir üben heute die Arbeit mit dem Pflock.“

Kerí war nervös. Er war erst wenige Monate alt. Keiner von uns hatte je einen mächtigeren Neugeborenen gesehen. Er war nicht, wie sonst üblich, von einem niederen Vampir oder schwachen Meister gezeugt worden, nein, in seinen Adern floss das Blut des mächtigsten und ältesten Vampirs von ganz Los Angeles: Fürst Andrassy. Ursprünglich hatte Kerí zur menschlichen Leibgarde des Fürsten gehört, bis Liliana ihn zu ihrem Liebhaber erkor und kurz darauf darum bat, ihn zu einem Vampir in ihrem Clan zu machen. Andrassy hatte die Verwandlung an eine Bedingung geknüpft: Kerí musste den vakanten Posten des ermordeten Jägers übernehmen.

Brandon beendete seine ruhelose Wanderschaft und trat zu uns. Ohne ein Wort zu verlieren, legte er seine Hand an die Wange des Verurteilten und zwang ihn mit sanfter Gewalt dazu, ihm seinen Blick zuzuwenden. Mein Bann brach, der Mann kämpfte kurz gegen die Fesseln, dann fühlte ich Brandons Magie aufflammen und der neu erschaffene Vampir lag wieder still. Jetzt konnte ich mich ganz auf Kerí konzentrieren.

„Einen Vampir unter deinen Bann zu zwingen kannst du mit Liliana üben. Sie hat doch andere junge Unsterbliche bei sich, oder?“, fragte ich.

„Ja, die schaffe ich schon lange“, antwortete Kerí nicht ohne Stolz in der Stimme. Er bückte sich nach seinem Koffer und nahm Hammer und Pflock heraus. Es war ein schlichtes angespitztes Rundholz, das später in der Leiche verbleiben konnte.

„Zeig mir, wo du ansetzen würdest.“

Mein Schüler riss das ohnehin zerfetzte Shirt des Verurteilten ganz entzwei und setzte den Pflock zielgenau an die richtige Stelle zwischen zwei Rippen, direkt über dem Herzen.

„Soll ich?“, fragte Kerí unsicher.

„Brandon, bist du so weit?“

„Er schläft wie ein Baby“, antwortete mein Erster, erhöhte den Magiefluss sicherheitshalber aber noch einmal.

„Dann los. Kurze, starke Schläge, nicht mehr als drei.“

Kerí presste die Lippen aufeinander und beging dabei den Anfängerfehler, den Todgeweihten noch einmal anzusehen, ehe er zuschlug. Obwohl er viel zu weit ausholte, hatten die Hammerschläge nicht genügend Kraft. Schon beim ersten wusste ich, dass es schiefgehen würde.

Der Pflock rutschte an einer Rippe vorbei, und der Verurteilte begann, wie Espenlaub zu zittern. Ich hielt Kerís Hand fest, ehe er dem Mann noch mehr Leid zufügen konnte. „Schluss, es reicht! Gib mir einen neuen Pflock, schnell!“

Kerí folgte meiner Anweisung hektisch. Ich nahm ihm auch den Hammer ab und senkte das Holz mit zwei gezielten Schlägen ins Herz und tiefer, bis ich spürte, dass es die Bahre darunter berührte. Dann warf ich den Hammer zurück in Kerís Koffer.

Brandon gab ein gequältes Geräusch von sich und verließ hastig den Raum. Seine Aufgabe war erfüllt.

Den toten Körper auf der Bahre durchliefen die letzten Zuckungen, dann lag er endgültig still.

Kerí sah mich entsetzt an, seine Hände zitterten, er verkrampfte sie zu Fäusten, auf und zu, auf und zu. Er war verzweifelt. „Was … was ist passiert? Was habe ich falsch gemacht?“

„Du hast danebengeschlagen, Kerí. Sei froh, dass Brandon dabei war, sonst hätte der arme Kerl hier alles zusammengeschrien.“

Und damit nahm ich meine Tasche und ließ ihn stehen, um nach Brandon zu sehen.

Ich rannte Gänge hinunter, die von Tür zu Tür freundlicher und wohnlicher wurden, doch von meinem Freund fehlte jede Spur. Was hatte ich mir nur dabei gedacht, ihn in seinem zerbrechlichen Zustand zu einer Hinrichtung mitzunehmen?

Schließlich fand ich ihn in der großen Eingangshalle. Curtis, Oberhaupt des Leonhardt-Clans und damit unser beider Herr, war bei ihm und hielt ihn an den Schultern fest.

Ich verlangsamte meinen Schritt, strich meine Kleidung glatt und trat zu ihnen. „Ich wusste gar nicht, dass du hier bist“, sagte ich zu Curtis und neigte meinen Kopf vor ihm.

„Alle sechs Clanherren sind versammelt. Wir beraten über die Neubesetzung des Reviers in Downtown.“

Besagtes Revier stand leer, seitdem der Rat dem Meister Daniel Gordon und seinem Clan den Krieg erklärt und ich den Clanführer zur Strecke gebracht hatte. Jetzt gab es keinen einzigen Unsterblichen mehr in South Central, und soweit ich wusste, zeigte auch keiner der bestehenden Clans Interesse daran, dieses Dreckloch zu übernehmen.

„Was plant Andrassy?“, fragte ich.

„Wir überlegen, einen Clan von auswärts einzuladen, wenn sich einer findet. Nur der Fürst hat Meister in seinem Gefolge, die stark genug sind, ein eigenes Revier dieser Größe zu übernehmen, und die haben anscheinend kein Interesse.“

Ich nickte zustimmend. „Hätte ich auch nicht, selbst wenn ich stark genug wäre!“

„Das habe ich heute schon oft gehört, wie du dir denken kannst.“

Ich suchte Brandons Blick. Seine Augen waren warm, nicht mehr angstdunkel, doch als sein Meister konnte ich deutlich fühlen, dass seine Seele noch immer in Aufruhr war.

Curtis sah von mir zu meinem Schwurgebundenen. „Fahrt nach Hause, Julius. Ich sehe zu, dass dein Geld angewiesen wird. Wenn du Brandon in den nächsten Tagen entbehren kannst, schick ihn zu mir, mein Wagen macht mir Probleme. Vielleicht findet er den Fehler. Ich zahle auch gut. Ich weiß, dass ihr im Moment knapp bei Kasse seid.“

Ich sah Brandon fragend an, und er nickte. „Ich komme gerne.“

„Dann ist es abgemacht“, sagte Curtis und gab uns beiden zum Abschied die Hand.

Schweigend verließen wir das Gebäude und warteten, bis ein Angestellter Brandons Wagen vorfuhr. Als die dunklen Hügel im Rückspiegel kleiner wurden und der orangefarbene Dunst der Großstadt vor uns an Kraft gewann, hatten wir noch immer kein Wort gewechselt.

„Ich hätte dich nicht darum bitten sollen“, sagte ich schließlich.

„Es ist okay, Julius, wirklich. Du musst nicht ständig auf mich Rücksicht nehmen“, erwiderte er gefasst, die Hände um das Lenkrad gekrampft. Die Erinnerung an die Folter bei Coe plagte ihn auch jetzt, doch er schien gewillt, ihr die Stirn zu bieten.

„Versprich mir nur, dass du es mir in Zukunft sagst, wenn ich dich um etwas bitte, wofür du noch nicht bereit bist.“

Er sah mich mit wundem Blick an. „Coe wird mein Schatten bleiben, auf lange Zeit. Es gibt nur eines, was ich nicht will.“

Ich wartete ab.

„Ich will niemals Henker sein. Ich hoffe, du hast mich nicht deshalb …“

„Nein, versprochen“, erwiderte ich schnell. Selbst ich trug schon schwer daran, Unschuldige töten zu müssen. Brandon, das war mir nur allzu bewusst, wäre an dieser Last sofort zerbrochen.

***

Amber

Leises Weinen drang zu mir hinauf. Ich drehte mich im Bett auf den Rücken und starrte mit offenen Augen aus dem Dachfenster.

Ich lag schon eine ganze Weile wach. An das Schluchzen meiner Mutter hatte ich mich längst gewöhnt, es störte meinen Schlaf nicht mehr. Etwas anderes hatte mich aufgeweckt.

Seit ich aus Arizona zurück war und mich endgültig von Julius getrennt hatte, gehörten schlaflose Nächte für mich zum Alltag. Die Bilder kehrten immer wieder, ob am Tage, wenn ich sie am wenigsten erwartete, oder nachts als Albträume. Ich erinnerte mich an jedes Detail. An das grelle Wüstenlicht, das feudale Anwesen, zu dem ich mir Zugang verschafft hatte, aber vor allem an das gequälte Gesicht des Dieners und die Schmerzensschreie seines Meisters Coe, als ich den alten Vampir in seinem Sarg verbrannte.

Wieder und wieder wandelte ich durch eine selbst geschaffene Hölle, und es gab keine Möglichkeit, meiner Schuld zu entrinnen.

Die Bilder von Brandons Folter hatten eine Bestie in mir geweckt, von deren Existenz ich zuvor nicht einmal die leiseste Ahnung gehabt hatte. Ich durfte sie nie, nie wieder an die Oberfläche lassen.

Es war geschehen, nachdem Julius Brandon aus den Händen des brutalen Meisters Nathaniel Coe freigekauft hatte – um den Preis des jungen, ahnungslosen Vampirs Steven, den Julius zum Tausch geboten hatte.

Damals konnte ich nicht glauben, dass Julius zu einem derart herzlosen Akt fähig war. Natürlich wollte auch ich Brandon befreien, aber doch nicht auf diese Weise!

Mittlerweile, nach zahllosen Gesprächen mit Christina, wusste ich aber, dass junge Meister tatsächlich nicht gegen das Schutzgelübde handeln konnten, das sie einem Vampir gegeben hatten.

Hätte ich Julius nur deswegen verlassen, wäre ich vermutlich längst wieder zu ihm zurückgekehrt. Denn meine Gefühle für ihn wurden mit jedem Tag mehr, nicht weniger.

Doch wovor ich mich wirklich ängstigte, das war ich selbst, das Monster in mir.

In dem Moment, als ich Coe ermordete, war ich ein völlig anderer Mensch gewesen, wie ferngesteuert. In mir hatte ein schrecklicher und brennender Hass gewütet und mich dazu gebracht, einem anderen Menschen ein Messer in den Leib zu rammen, seinen Kopf bis zur Unkenntlichkeit zu zerschießen und dann einen wehrlosen Vampir bei vollem Bewusstsein in seinem Sarg zu verbrennen, während seine Schreie durch meine Ohren gellten.

Wie sehr ich mich auch dagegen wehrte, seit ich Julius kennengelernt hatte, war ich eine andere geworden. Jemand, der mich selbst ängstigte.

Und das war erst der Anfang. Wer würde ich in ein paar Jahren sein? Wer, wenn ich die zwei fehlenden Siegel annehmen würde? Nur der Tod würde uns dann noch auseinanderbringen können. Julius würde noch mehr ein Teil von mir sein und auch über größere Distanz jederzeit meine Lebenskraft anzapfen können. In meinen Adern würde so viel unsterbliches Blut fließen, dass auch ich vor der Zeit geschützt wäre, fast wie ein lebendiger Vampir.

Vergeblich nach Trost suchend klammerte ich mich an der Bettdecke fest.

Julius. Seit Monaten hatte ich ihn nicht mehr gesehen, und wie versprochen hatte er die Siegel nicht benutzt.

Dennoch kreisten meine Gedanken, wenn sie nicht gerade bei Coe waren, stets um ihn.

Ständig sah ich ihn vor mir, seine hellbraunen Augen, sein verführerisches Lächeln mit den spitzen Zähnen. Ich erinnerte mich genau, wie sich sein Haar anfühlte, das er jetzt angeblich kurz geschnitten trug.

Ich presste die Lippen zusammen und schluckte an dem Schmerz vorbei, der in meiner Kehle saß und nach Tränen schmeckte. Alles in mir schrie danach, Julius jetzt sofort zu kontaktieren.

Wie sollte ich ihn je vergessen? War das überhaupt möglich? Vielleicht hielt ich mich selbst zum Narren.

Aber wenn ich mein Glück in der Liebe damit erkaufen musste, mich in eine Mörderin zu verwandeln, dann wusste ich, wie meine Entscheidung ausfallen würde, wie sie ausfallen musste.

Ich drehte mich auf die Seite und versuchte, den ewigen Gedankenkreislauf zu durchbrechen. Eine Weile betrachtete ich die Wolken, die vom Meer kommend über den dunklen Nachthimmel zogen, dann schloss ich die Augen.

Schlafen konnte ich immer noch nicht. Zu groß war die Angst vor Coes Tod und seinen Schmerzensschreien, die mich bereits erwarteten.

Ich schlug die Decke zurück und stand auf. Mit leisen Schritten schlich ich aus dem Raum und die Treppe hinunter, bis ich an Mas Zimmer kam. Die Tür stand einen kleinen Spalt offen und es brannte Licht. Im schwachen Schein der Nachttischlampe lag ein Stapel Taschentücher neben einem silbergerahmten Foto von meinem verstorbenen Bruder Frederik.

Nicht hinsehen. Keinen weiteren Albträumen Nahrung geben.

Charly lag tief in den Kissen vergraben und gab leise, schmerzvolle Laute von sich. Sie weinte im Schlaf, wie so oft. Als ich sie so daliegen sah, fragte ich mich, warum ich nicht früher gekommen war. Warum ich all die Nächte alleine wach gelegen hatte.

Charly war meine Mutter, und so sehr mich ihre laute Art zu trauern auch abstoßen mochte, waren wir doch noch immer eine Familie, oder wenigstens der kleine Rest, der davon übrig war.

„Nicht mehr weinen, Ma“, flüsterte ich, kroch zu ihr ins Bett und kuschelte mich an sie.

***

Im Verborgenen …

„Nun mach doch endlich!“, maulte der Beifahrer ungehalten, schob sich ein Stückchen Kolanuss in den Mund und begann, laut zu kauen.

„Hauptsache, er sucht sich nicht wieder so einen Muskelprotz aus. Ich will nicht so viel schleppen.“

„Der Hexer wäre froh.“

„Ja. Wahrscheinlich hat Agaja das sogar in den Zauber miteingewebt.“