Peter Boerner

Johann Wolfgang von Goethe

Rowohlt E-Book

Inhaltsübersicht

Über Peter Boerner

Peter Boerner wurde 1926 in Estland geboren. Er studierte an der Universität Frankfurt a. M. und am Europa-Kolleg in Brügge. Nach seiner Promotion war er Kustos des Goethe-Museums in Düsseldorf, dann Professor für Vergleichende Literaturwissenschaft an der University of Wisconsin. Seit 1971 hat er einen Lehrstuhl für deutsche Literatur an der Indiana University in Bloomington inne.

Er veröffentlichte Studien über das literarische Tagebuch und die Faustsage sowie Aufsätze zur Rezeption der deutschen Literatur außerhalb Deutschlands, zum Problemkreis des Bildes vom anderen Land und zu den europäischen Amerika-Vorstellungen. Er ist Herausgeber der Goethe-Ausgabe des Deutschen Taschenbuch Verlags, der «Gesammelten Schriften» Caroline von Wolzogens und der «Historia von D. Johann Fausten».

Über dieses Buch

Rowohlt E-Book Monographie

 

Johann Wolfgang von Goethe vereinte in sich die Gaben des Dichters, Denkers und Forschers. Er schuf wortgewaltige Poesien, mit «Faust» als seinem Chef d’Œuvre. Sein Leben lang reflektierte er über gesellschaftliche und politische Zustände, über Aspekte der Kunst und über Fragen des Glaubens. Als Naturforscher bemühte er sich, Zusammenhänge der pflanzlichen und der tierischen Metamorphose aufzudecken. Das Amt als Staatsminister verband ihn mit den Gegebenheiten des öffentlichen Lebens. Weithin gilt er als einer der großen Universalisten der neueren Zeit.

 

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Anmerkungen

1

Wieland, An Psyche. Anfang 1776. 22, 97

2

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 7. Buch. 10, 312

3

Selbstcharakteristik. 14, 185

4

An Wilhelm von Humboldt. 17. März 1832. 21, 1043

5

Bildung und Umbildung organischer Naturen. 17, 11

6

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 21

7

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 19

8

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 18

9

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 23

10

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 22

11

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 23

12

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 23

13

Zahme Xenien VI. 1, 669

14

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 8. Buch. 10, 372

15

Zahme Xenien VI. 1, 669

16

Zahme Xenien VI. 1, 669

17

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 6. Buch. 10, 254

18

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 6. Buch. 10, 252

19

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 43

20

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 1. Buch. 10, 36

21

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 2. Buch. 10, 54

22

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 2. Buch. 10, 56

23

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 2. Buch. 10, 55

24

An Personen: Erhabner Grosspapa! 2, 194

25

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 6. Buch. 10, 243

26

Dichtung und Wahrheit, I. Teil, 5. Buch. 10, 222

27

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 6. Buch. 10, 267

28

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 6. Buch. 10, 270

29

An Riese. 20. Oktober 1765. 18, 17

30

An Riese. 23. April 1766. 18, 32

31

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 7. Buch. 10, 327

32

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 7. Buch. 10, 328

33

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 8. Buch. 10, 341

34

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 7. Buch. 10, 296

35

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 7. Buch. 10, 313

36

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 7. Buch. 10, 312

37

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 8. Buch. 10, 363

38

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 8. Buch. 10, 370

39

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 8. Buch. 10, 373

40

An Friederike Oeser. 13. Februar 1769. 18, 121

41

Von deutscher Baukunst. 13, 21

42

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 545

43

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 517

44

An Hetzler, 24. August 1770. 18, 146

45

Zu Kanzler von Müller. 24. April 1830. 23, 690

46

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 9. Buch. 10, 411

47

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 10. Buch. 10, 444

48

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 12. Buch. 10, 561

49

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 10. Buch. 10, 448

50

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 10. Buch. 10, 448

51

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 10. Buch. 10, 474

52

An Friederike Brion, Konzept. 15. Oktober 1770. 18, 151

53

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 496

54

An Herder. September 1771. 18, 162

55

An Salzmann. 19. Juni 1771. 18, 157

56

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 518

57

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 520

58

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 12. Buch. 10, 569

59

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 539

60

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 11. Buch. 10, 536

61

Zum Schäkespears Tag. 4, 126

62

Zum Schäkespears Tag. 4, 124

63

An Herder. Anfang 1772. 18, 170

64

An Salzmann. 28. November 1771. 18, 168

65

An Salzmann. 28. November 1771. 18, 169

66

Der junge Goethe. Hg. von Max Morris. 6. Band, Leipzig 1912. 213

67

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 12. Buch. 10, 570

68

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 12. Buch. 10, 554

69

An Herder. 10. Juli 1772. 18, 173

70

Johann Christian Kestner. Mai/Juni 1772. 22, 32

71

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 12. Buch. 10, 607

72

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 13. Buch. 10, 641

73

An Schönborn. 1. Juni 1774. 18, 227

74

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 13. Buch. 10, 637

75

Werther, 1. Buch, 12. August. 4, 427

76

Zum Schäkespears Tag. 4, 124

77

Jacobi an Wieland. Juli 1774. 22, 65

78

An Auguste zu Stolberg. 7. März 1775. 18, 260

79

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 15. Buch. 10, 698

80

Brief des Pastors. 4, 134

81

An Anna Elisabeth von Türckheim. 14. Dezember 1807. 19, 532

82

An Herder. 12. Mai 1775. WA IV. 2, 261

83

An Auguste von Bernstorff, geb. zu Stolberg. 17. April 1823. 21, 533

84

An Auguste zu Stolberg. 13. Februar 1775. 18, 257

85

An Herder. 25. März 1775. 18, 264

86

Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 18. Buch. 10, 786

87

Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 19. Buch. 10, 830

88

Stella. III. Akt. 4, 903

89

Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 20. Buch. 10, 847

90

Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 20. Buch. 10, 841

91

Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 20. Buch. 10, 842

92

Dichtung und Wahrheit, IV. Teil, 20. Buch. 10, 852

93

Tagebücher. 30. Oktober 1775. 26, 13

94

Zu Eckermann. 10. Februar 1829. 24, 311

95

Zum feierlichen Andenken Anna Amalias. 12, 690

96

Zu Eckermann, 23. Oktober 1828. 24, 697

97

Zu Kanzler von Müller. August 1830. 23, 720

98

An Johanna Fahlmer. 14. Februar 1776. 18, 308

99

Wilhelm Bode, Goethes Leben im Garten am Stern. Berlin 1901. 38

100

An Catharina Elisabeth Goethe. 11. August 1781. 18, 611

101

An Merck. 22. Januar 1777. 18, 304

102

Zweites Schema zu Dichtung und Wahrheit. 10, 874

103

Tagebücher. 13. Januar 1779. 26, 72

104

Wilhelm Meisters Wanderjahre, III. Buch, 13. Kapitel. 8, 457

105

An Knebel. 3. Dezember 1781. 18, 626

106

An Johanna Fahlmer. 14. Februar 1776. 18, 308

107

An Wieland. April 1776. 18, 320

108

Vermischte Gedichte. 2, 43

109

Tagebücher. 14. November 1777. 26, 52

110

Tagebücher. 13. März 1778. 26, 60

111

Tagebücher. Anfang April 1778. 26, 61

112

Tagebücher. 15. März 1778. 26, 60

113

Tagebücher. 16. Januar 1778. 26, 58

114

Tagebücher. Anfang Februar 1778. 26, 59

115

Iphigenie, Erste Fassung. IV. Akt, 4. Auftritt. 6, 136

116

Tagebücher. 14. November 1777. 26, 52

117

Iphigenie, Erste Fassung. IV. Akt, 4. Auftritt. 6, 136

118

Tagebücher. Ende Dezember 1778. 26, 69

119

Iphigenie, Erste Fassung. V. Akt, 3. Auftritt. 6, 140

120

Tagebücher. Ende Dezember 1778. 26, 70

121

Iphigenie, Erste Fassung. V. Akt, 3. Auftritt. 6, 142

122

Tagebücher. 7. August 1779. 26, 85

123

Tagebücher. 25. Juli 1779. 26, 82

124

Tagebücher. 18. Januar 1780. 26, 93

125

Tagebücher. 19. Januar. 1780. 26, 93

126

Tagebücher. 13. Mai 1770. 26, 102

127

Tagebücher. November 1781. 26, 114

128

An Lavater. 20. September 1780. 18, 532

129

Tagebücher. 26. März 1780. 26, 98

130

Tagebücher. Ende April 1780. 26, 101

131

Tagebücher. 13. Januar 1779. 26, 72

132

An Charlotte von Stein. 4. Juni 1782. 18, 671

133

Tagebücher. 30. März 1787. 26, 99

134

Zu Caroline Herder. März 1789. 22, 182

135

Tagebücher. 20. November 1780. 26, 109

136

An Krafft. 31. Januar 1781. 18, 564

137

An Herzog Carl August. 2. September 1786. 19, 14

138

Tagebücher. 3. September 1786. 26, 123

139

Tagebücher. 3. September 1786. 26, 123

140

An Herzogin Luise. 23. Dezember 1786. 19, 44

141

Tagebücher. Venedig, 10. Oktober 1786. 26, 175

142

Tag- und Jahreshefte. 1789. 11, 623

143

Tagebücher. Trient, 11. September 1786. 26, 138

144

Italienische Reise. Venedig. 11, 69

145

Tagebücher. Bologna, 18. Oktober 1786. 26, 180

146

Italienische Reise. Rom, 1. November 1786. 11, 137

147

Italienische Reise. Rom, 5. November 1786. 11, 142

148

An Charlotte von Stein. 23. Dezember 1786. WA IV. 8, 100

149

An Charlotte von Stein. 6. Januar 1787. 19, 51

150

Italienische Reise. Rom, 2. Dezember 1786. 11, 159

151

An Charlotte von Stein. 23. Dezember 1786. WA IV. 8, 101

152

Italienische Reise. Rom, 6. September 1787. 11, 436

153

An Herders. 10. November 1786. 19, 29

154

Wilhelm Tischbein. Dezember 1786. 22, 158

155

Italienische Reise. Neapel, 23. März 1787. 11, 240

156

Italienische Reise. Neapel, 23. März 1787. 11, 240

157

Italienische Reise. Neapel, 20. März 1787. 11, 236

158

Italienische Reise. Palermo, 13. April 1787. 11, 275

159

Italienische Reise. Neapel, 17. Mai 1787. 11, 353

160

Italienische Reise. Sizilien. Aus der Erinnerung. 1787. 11, 328

161

Charlotte von Stein an Knebel. Ende April 1784. 22, 143

162

Geschichte meines botanischen Studiums. 17, 80

163

Italienische Reise. Neapel, 17. Mai 1787. 11, 353

164

Italienische Reise. Zweiter Römischer Aufenthalt. 11, 383

165

Italienische Reise. Rom, November 1787. 11, 480

166

Italienische Reise. Rom, Oktober 1787. 11, 465

167

Italienische Reise. Rom, 25. Dezember 1787. 11, 492

168

Italienische Reise. Rom, November 1787. 11, 484

169

Italienische Reise. Rom, April 1788. 11, 611

170

Geschichte meines botanischen Studiums. 17, 84

171

An Charlotte von Stein. 23. Dezember 1786. WA IV. 8, 102

172

Caroline Herder an ihren Mann. 4. September 1788. 22, 170

173

Schiller an Körner. 12. September 1788. Goethes Gespräche. Hg. von Wolfgang Herwig. Zürich 1965. I, 444

174

Schiller an Körner. 1788/89. 22, 178

175

Charlotte von Stein an Friedrich von Stein. 17. Mai 1796. Goethe, Begegnungen und Gespräche. Hg. von Renate Grumach. Berlin 1980. IV, 222

176

An Knebel. Weimar, 9. Juli 1790. 19, 168

177

Die Metamorphose der Pflanzen, § 115. 17, 56

178

Zur Morphologie. Paralipomena. WA II. 6, 446

179

Tag- und Jahreshefte. 1789. 11, 622

180

Zu Eckermann. 4. Januar 1824. 24, 549

181

Kampagne in Frankreich. 3. September 1792. 12, 266

182

Kampagne in Frankreich. 19. September 1792. 12, 289

183

Belagerung von Mainz. 25. Juli 1793. 12, 455

184

An John. 27. November 1813. WA IV. 24, 48

185

Glückliches Ereignis. 16, 864

186

Erste Bekanntschaft mit Schiller. 12, 620

187

Erste Bekanntschaft mit Schiller. 12, 622

188

Erste Bekanntschaft mit Schiller. 12, 622

189

Erste Bekanntschaft mit Schiller. 12, 622

190

Schiller an Goethe. 23. August 1794. 20, 13

191

An Schiller. 27. August 1794. 20, 16

192

Erste Bekanntschaft mit Schiller. 12, 619

193

An Schiller. 27. August 1794. 20, 17

194

Zu Eckermann. 24. März 1829. 24, 331

195

Schiller an Körner. 1. Februar 1796. Schiller-Nationalausgabe 28, Weimar 1969. 178

196

Erste Bekanntschaft mit Schiller. 12, 623

197

Runge, Hinterlassene Schriften. Hamburg, 1840. Erster Teil. 6

198

Tag- und Jahreshefte. 1805. 11, 747

199

Tag- und Jahreshefte. 1805. 11, 749

200

An Zelter. 1. Juni 1805. 19, 479

201

Epilog zu Schillers Glocke. 2, 96

202

Gedichte. Gott und Welt. 1, 522. Titel nach WA I. 3, 399

203

An Knebel. 24. Dezember 1824. 21, 620

204

Zu Eckermann. 14. März 1830. 24, 731

205

Tagebücher. 14. Oktober 1806. 26, 270

206

An Günther. 17. Oktober 1806. 19, 498

207

Unterredung mit Napoleon. 12, 636

208

Entwurf einer Farbenlehre. Didaktischer Teil. Einleitung. 16, 20

209

Polarität. 16, 863

210

Zu Riemer. 24. März 1807. 22, 444

211

Tag- und Jahreshefte. 1811. 11, 846

212

Zu Riemer. 28. August 1808. 22, 500

213

Kleist an Goethe. 24. Januar 1808. Briefe an Goethe. Hg. von Karl Robert Mandelkow. München 1982. 1, 496

214

An Zelter. 20. Oktober 1831. 21, 1013

215

Sulpiz Boisserée an seinen Bruder. 4. Mai 1811. 22, 628

216

Zu Riemer. 24. Juli 1809. 22, 565

217

An Beethoven. 25. Juni 1811. 19, 637

218

Tagebücher. 21. Juli 1812. 26, 318

219

An Zelter. 2. September 1812. 19, 672

220

Tag- und Jahreshefte. 1815. 11, 867

221

Zu Bertram. 26. September 1814. 22, 764

222

Tag- und Jahreshefte. 1815. 11, 868

223

West-oestlicher Divan, Buch Suleika. 3, 361

224

West-oestlicher Divan, Buch Suleika. 3, 344

225

West-oestlicher Divan, Buch des Sängers. 3, 299

226

Zu Bertram. 26. September 1814. 22, 764

227

Kunst und Altertum am Rhein und Main. 12, 594

228

Kunst und Altertum am Rhein und Main. 12, 523

229

An Charlotte von Stein. 23. Dezember 1786. WA IV. 8, 101

230

Tagebücher. 6. Juni 1816. 26, 344

231

Tagebücher. 31. Dezember 1822. 26, 411

232

An Zelter. 3. Mai 1816. 21, 157

233

An Boisserée. 3. Februar 1826. 21, 677

234

Dichtung und Wahrheit, II. Teil, 8. Buch. 10, 381

235

West-oestlicher Divan. Buch des Sängers. 3, 295

236

Zu Eckermann. 27. Januar 1824. 24, 83

237

Zu Lang. Jahresmitte 1826. 23, 540

238

Tagebücher. 30. Januar 1823. 26, 412

239

Zu Eckermann. 27. Oktober 1823. 24, 60

240

Marienbader Elegie. 1, 477

241

Marienbader Elegie. 1, 475

242

Marienbader Elegie. 1, 477

243

An Zelter. 4. September 1831. 21, 998

244

An Humboldt. 1. Dezember 1831. 21, 1024

245

Zu Eckermann. 17. Februar 1832. 24, 767

246

Zu Eckermann. 17. Februar 1832. 24, 768

247

Zu Eckermann. 2. Januar 1824. 24, 544

248

Zu Eckermann. 2. Januar 1824. 24, 545

249

Wilhelm Meisters Wanderjahre, III. Buch, 13. Kapitel. 8, 460

250

An Zelter. 6. Juni 1825. 21, 633

251

An Zelter. 6. Juni 1825. 21, 634

252

Zu Eckermann. 21. Februar 1827. 24, 599

253

An Knebel. 9. November 1814. 21, 35

254

Zu Eckermann. 31. Januar 1827. 24, 228

255

Allgemeine Betrachtungen zur Weltliteratur. 14, 914

256

Dichtung und Wahrheit, III. Teil, 15. Buch. 10, 695

257

An Jacobi. 6. Januar 1813. 19, 689

258

An Jacobi. 6. Januar 1813. 19, 689

259

Auguste zu Stolberg an Goethe. 15. Oktober 1822. Briefe an Goethe. Hg. von Karl Robert Mandelkow. München 1982. 2, 338

260

An Auguste zu Stolberg. 17. April 1823. 21, 533

261

Zu Eckermann. 11. März 1832. 24, 771

262

Zu Eckermann. 11. März 1832. 24, 772

263

Gedichte. Gott, Gemüt und Welt. 1, 514

264

An Boisserée. 22. März 1831. 21, 976

265

An Zelter. 14. Dezember 1830. 21, 953

266

An Zelter. 19. März 1827. 21, 728

267

An Zelter. 21. November 1830. 21, 949

268

An Zelter. 14. Dezember 1830. 21, 952

269

An Sigismund von Herder. 19. Januar 1831. WA IV. 48, 90

270

An Zelter. 14. Dezember 1830. 21, 952

271

An Zelter, 14. Dezember 1830. 21, 952

272

An Zelter. 21. November 1830. 21, 950

273

An Reinhard, 7. September 1831. 21, 1001

274

Zu Mahr. 27. August 1831. 23, 769

275

Schiller an Goethe. 29. November 1794. 20, 42

276

An Schiller. 2. Dezember 1794. 20, 43

277

An Schiller. 22. Juni 1797. 20, 361

278

Zu Eckermann. 13. Februar 1831. 24, 446

279

Tagebücher. 10. November 1828. 25, 498

280

An Meyer. 20. Juli 1831. 5, 664

281

Tagebücher. 22. Juli 1831. 26, 566

282

Faust, Vers 1692. 5, 193

283

Faust, Vers 2052. 5, 204

284

Faust, Vers 6216. 5, 338

285

Faust, Vers 7005. 5, 364

286

Faust, Vers 11585. 5, 509

287

Zu Eckermann. 6. Juni 1831. 24, 504

288

Faust, Vers 11824. 5, 516

289

Zu Eckermann. 6. Juni 1831. 24, 504

290

Faust, Vers 11934. 5, 520

291

Zu Eckermann. 6. Juni 1831. 24, 504

292

An Humboldt. 17. März 1832. 21, 1042

293

Eckermann. 23. März 1832. 24, 511

Goethe über sich selbst

Eine auf Goethes eigenen Aussagen beruhende Schilderung seines Lebens darf aus einem nahezu unermeßlichen Bestand an Quellen schöpfen. Neben seinen poetischen, wissenschaftlichen und besonders seinen autobiographischen Schriften, darunter Dichtung und Wahrheit und Italienische Reise, besitzen wir von ihm mehr als fünfzehntausend Briefe sowie Tagebücher aus zweiundfünfzig Jahren seines Lebens. Dazu kommen noch unzählige Gesprächsprotokolle von Vertrauten, Mitarbeitern und Besuchern. Wohl nicht zu Unrecht hat man behauptet, daß von keinem anderen Menschen jemals eine ähnliche Fülle authentischer Zeugnisse bekannt wurde.

Und doch mag es manchmal so scheinen, als ob wir über Goethe kaum mehr wissen als über Dante oder Shakespeare. Wie schon Zeitgenossen den Eindruck gewinnen konnten, sein Wesen sei im Grunde nicht zu beschreiben, weil er ihnen immer wieder «entschlüpfe»[1], so verstummen auch Interpreten vielfach vor der Frage nach seinem eigentümlichen Charakter. Nicht zuletzt Goethes Selbstzeugnisse tragen noch zu dieser Unsicherheit bei. Ist es doch offenbar, wie er in Dichtung und Wahrheit bedrückende Erlebnisse seiner Kindheit nur vorsichtig andeutete; wie er in Briefen persönliche Dinge gegenüber den Bezügen nach außen zurücktreten ließ; ja wie er mit zunehmenden Jahren vieles, was seine innerste Existenz berührte, hinter abstrahierenden Maximen zu verschleiern suchte. So wollte er auch seine dichterischen und autobiographischen Werke durchaus nicht als Bekenntnisse im Sinne Rousseaus, sondern viel zurückhaltender als Bruchstücke einer großen Konfession[2] aufgefaßt wissen. Werthers Geschick war doch nur ein Teil seines Erlebens, er selbst war niemals Faust und auch nicht Wilhelm Meister. Sieht man von den spontanen Ergießungen seiner frühen Briefe ab, so hat er eigentlich nur einmal den Versuch gemacht, das eigene Wesen ohne poetische Verhüllung zu beschreiben. Ein nicht näher bezeichnetes Manuskript aus seinem Nachlaß, das lediglich durch äußere Merkmale auf den Sommer 1797 zu datieren ist, enthält die folgende, wohl als Entwurf zu einer Selbstdarstellung gedachte Charakteristik:

Immer tätiger, nach innen und außen fortwirkender, poetischer Bildungstrieb macht den Mittelpunkt und die Base seiner Existenz. Da dieser Trieb rastlos ist, so muß er, um sich nicht stofflos selbst zu verzehren, sich nach außen wenden und, da er nicht beschauend, sondern nur praktisch ist, nach außen ihrer Richtung entgegenwirken. Daher die vielen falschen Tendenzen zur bildenden Kunst, zu der er kein Organ, zum tätigen Leben, wozu er keine Biegsamkeit, zu den Wissenschaften, wozu er nicht genug Beharrlichkeit hat. Da er sich aber gegen alle drei bildend verhält, auf Realität des Stoffs und Gehalts und auf Einheit und Schicklichkeit der Form überall dringen muß, so sind selbst diese falschen Richtungen des Strebens nicht unfruchtbar nach außen und innen. […] In Geschäften ist er brauchbar, wenn dasselbe einer gewissen Folge bedarf und zuletzt auf irgendeine Weise ein dauerndes Werk daraus entspringt oder wenigstens unterweges immer etwas Gebildetes erscheint. Bei Hindernissen hat er keine Biegsamkeit, aber er gibt nach, er widersteht mit Gewalt, er dauert aus oder er wirft weg, je nachdem seine Überzeugung oder seine Stimmung es ihm im Augenblicke gebieten. Er kann alles geschehen lassen, was geschieht und was Bedürfnis, Kunst und Handwerk hervorbringen; nur dann muß er die Augen wegkehren, wenn die Menschen nach Instinkt handeln und nach Zwecken zu handeln sich anmaßen. […] Eine Besonderheit, die ihn sowohl als Künstler als auch als Menschen immer bestimmt, ist die Reizbarkeit und Beweglichkeit, welche sogleich die Stimmung von dem gegenwärtigen Gegenstand empfängt, und ihn also entweder fliehen oder sich mit ihm vereinigen muß. So ist es mit Büchern, mit Menschen und Gesellschaften; er darf nicht lesen, ohne durch das Buch bestimmt zu werden; er ist nicht gestimmt, ohne daß er, die Richtung sei ihm so wenig eigen als möglich, tätig dagegen zu wirken und etwas Ähnliches hervorzubringen strebt.[3]

Deutete Goethe hier auch offener als in seinen autobiographischen Schriften auf eine ihn ständig bedrängende Unruhe, so hat er die Skizze doch vor allem dadurch gekennzeichnet, daß er sie als Fragment zurückbehielt. Beinahe scheint es so, als ob er nicht nur gegenüber anderen Menschen, sondern auch vor sich selbst nicht weiter gehen wollte. Der letzte Blick ins eigene Ich rührte für ihn an jene Geheimnisse des Lebens, zu deren Vergegenwärtigung sich, wie er noch eine Woche vor seinem Tode an Wilhelm von Humboldt schrieb, selten eine Stunde findet[4]. Trotz vielfacher Einsichten in die Wandlungen und Stufen seiner Entwicklung blieb ihm der Kern seiner Existenz im Grunde unfaßbar. In diesem Sinne gilt auch für unsere vornehmlich auf seinen eigenen Aussagen fußende Biographie ein Spruch nach Hiob, den er selbst als Motto über seinen Aufsatz von der Bildung und Umbildung organischer Naturen stellte:

Siehe er geht vor mir über

   ehe ich’s gewahr werde,

und verwandelt sich

   ehe ich’s merke.[5]

Kindheit und Jugend

Johann Wolfgang Goethe, geboren am 28. August 1749 als Bürger der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main, stammte väterlicherseits aus einer thüringischen Familie von Bauern, Handwerkern und Gastwirten; von seiten der Mutter aus einem südwestdeutschen Gelehrten- und Juristengeschlecht. Friedrich Georg Goethe, Schneider aus Artern im Mansfeldischen, der Vater des Vaters, hatte sich nach Jahren der Wanderschaft in Frankfurt niedergelassen und war durch Einheirat Gastwirt «Zum Weidenhof» geworden. Sein Sohn, Johann Caspar Goethe, geboren 1710, konnte als Erbe eines beträchtlichen Vermögens die Rechte studieren und Bildungsreisen durch Frankreich und Italien unternehmen. Nach einem erfolglosen Versuch, eine Stellung im Frankfurter Magistrat zu erhalten, wußte er sich durch Kauf den Titel eines «Kaiserlichen Rates» zu verschaffen, der ihn zwar den angesehensten Bürgern der Stadt gleichstellte, aber zugleich von öffentlichen Ämtern ausschloß. Ohne berufliche Verpflichtungen lebte er von seinem zweiunddreißigsten Jahr an seinen privaten Studien und Kunstliebhabereien. 1748 heiratete er Catharina Elisabeth Textor, Tochter des Stadtschultheißen. Von sechs Kindern, die dem Paar geboren wurden, überlebten allein zwei, Johann Wolfgang und die um ein Jahr jüngere Cornelia, die früheste Jugend.

Das Elternhaus Goethes mit dem klangvollen Namen «Zu den drei Leiern» am Großen Hirschgraben, nur wenige hundert Schritte von der Hauptwache der Stadt entfernt gelegen, war geprägt von der Lebenshaltung des gebildeten Bürgertums der Zeit. Bei einem Umbau des Anwesens stellte Goethes Vater ausdrücklich das äußere Ansehen zugunsten einer inneren guten und bequemen Einrichtung[6] zurück. Viel Mühe verwandte er auf die Ausstattung seiner Bibliothek und einer Gemäldegalerie mit Werken zeitgenössischer Künstler. Andenken von seinen Reisen schmückten die Zimmer und den weiträumigen Vorsaal. Wie Goethe sich in Dichtung und Wahrheit erinnerte, zog dabei eine Reihe römischer Prospekte[7] seinen Blick am meisten auf sich. Mit besonderer Wärme gedachte er auch der Aussicht vom zweiten Stock des Hauses: Dort war, wie ich heranwuchs, mein liebster, zwar nicht trauriger, aber doch sehnsüchtiger Aufenthalt. Über Gärten hinaus, über Stadtmauern und Wälle sah man in eine schöne fruchtbare Ebene. […] Dort lernte ich sommerszeit gewöhnlich meine Lektionen, wartete die Gewitter ab, und konnte mich an der untergehenden Sonne nicht satt genug sehen. Da ich aber zu gleicher Zeit die Nachbarn in ihren Gärten wandeln und ihre Blumen besorgen, die Kinder spielen, die Gesellschaften sich ergötzen sah: so erregte dies frühzeitig in mir ein Gefühl der Einsamkeit und einer daraus entspringenden Sehnsucht, das, dem von der Natur in mich gelegten Ernsten und Ahndungsvollen entsprechend, seinen Einfluß gar bald und in der Folge noch deutlicher zeigte.[8]

Große Bedeutung maß Goethe seiner Vaterstadt als dem räumlichen und geistigen Hintergrund seiner Jugend bei. Mit epischer Breite entwarf er deshalb in seiner Lebensgeschichte ein Bild der durch vielfältige Traditionen geprägten alten Gewerbstadt[9] mit ihren Straßen, Gassen, Brunnen, Klöstern und Kirchen. Liebevoll beschrieb er den schönen Fluß, der auf- und abwärts meine Blicke nach sich zog[10], auch das Leben und Treiben der Bewohner, ihre Tätigkeiten und Vergnügungen. Gern verlor sich der Knabe in dem Gewühl um den Dom oder auf dem Römerberg, den er als angenehmen Spazierplatz[11] in Erinnerung behielt. Voller Entsetzen dachte er dagegen noch im Alter an den beschränkten, vollgepfropften und unreinlichen Marktplatz mit den daranstoßenden engen und häßlichen Fleischbänken[12]. Vor solcher in vielen Einzelheiten seit Jahrhunderten unveränderten Szenerie wurde noch 1772 die Hinrichtung einer Kindsmörderin namens Susanna Margarethe Brandt vollzogen, ein Ereignis, das wohl zu Goethes Konzeption der Gretchen-Szenen im Urfaust beitrug.

Schwer erscheint es, trotz zahlreicher Bezüge in Dichtung und Wahrheit, ein abgeschlossenes Bild von Goethes Vater zu gewinnen. Goethe weist zwar im Zusammenhang mit manchem Einzelereignis auf ihn hin, spricht auch von seiner trockenen, pedantischen Art oder seiner Strenge gegen sich selbst und andere, vermeidet aber eine umfassende Charakterisierung. Vielleicht tat er es, weil er in späteren Jahren spürte, wie er selbst dem Vater nicht nur in der äußeren Erscheinung, sondern auch in Fragen der Lebensführung, insbesondere seiner betonten Ordnungsliebe, mehr und mehr ähnlich wurde. Vielsagend ließ er das in einem häufig zitierten Zahmen Xenion durchblicken:

Vom Vater hab ich die Statur,

Des Lebens ernstes Führen.[13]

Ein Gegengewicht zu der verstandesbetonten Persönlichkeit des Vaters bildete die von Natur sehr lebhafte und heitere[14] Mutter. Schon durch ihr Alter – bei Goethes Geburt war sie achtzehn, der Vater fast vierzig Jahre alt – stand sie den heranwachsenden Kindern oft näher als ihrem Gemahl. Ihrer Fähigkeit zum Vermitteln ist es wohl zu verdanken, daß schwerere Konflikte zwischen Sohn und Vater vermieden werden konnten. Auf ihre Lust zu fabulieren[15] führte Goethe später das poetische Element seines Wesens zurück. Nur ahnen können wir allerdings, wie ihre Frohnatur[16], die er in der Erinnerung herausstellte, durch manche bittere Lebenserfahrung auf die Probe gestellt wurde. Die Briefe, in denen sie über ihre häuslichen Verhältnisse nach Weimar berichtete, hat Goethe verbrannt. Nach dem Tod ihres Gemahls im Jahre 1782 lebte sie noch fast drei Jahrzehnte. Nur viermal hat Goethe sie nach seinem Weggang aus dem Elternhaus noch besucht.

Die nächste Vertraute der Jugendjahre Goethes wurde seine Schwester Cornelia. Wie er war sie ein Wesen, das weder mit sich einig war noch werden konnte[17], ohne allerdings gleich ihm die Gabe zu besitzen, sich durch poetische Gestaltungen von ihren Zweifeln lösen zu können. Fast jeder Konflikt führte bei ihr zu lange anhaltenden Spannungen. Sie, nur ein Jahr jünger als ich, hatte mein ganzes bewußtes Leben mit mir herangelebt und sich dadurch mit mir aufs innigste verbunden. […] Und so wie in den ersten Jahren Spiel und Lernen, Wachstum und Bildung den Geschwistern völlig gemein war, so daß sie sich wohl für Zwillinge halten konnten, so blieb auch unter ihnen diese Gemeinschaft, dieses Vertrauen bei Entwicklung physischer und moralischer Kräfte. Jenes Interesse der Jugend, jenes Erstaunen beim Erwachen sinnlicher Triebe, die sich in geistige Formen, geistiger Bedürfnisse, die sich in sinnliche Gestalten einkleiden, alle Betrachtungen darüber, die uns eher verdüstern als aufklären, manche Irrungen und Verirrungen, die daraus entspringen, teilten und bestanden die Geschwister Hand in Hand.[18]

Weitgehend in der Verantwortung des Vaters lag die Aufsicht über die sorgfältige Erziehung, die Goethe von früher Kindheit an erhielt. Wie es in vornehmen Bürgerhäusern üblich war, wurde er von Hauslehrern unterrichtet, besonders in den Schönen Wissenschaften. Hefte mit lateinischen und griechischen Schülerarbeiten, die sich erhalten haben, zeugen von einer erstaunlichen Fassungsgabe des Knaben. Der Stolz, mit dem der Achtjährige darin vermerkte, er habe die lateinischen Übungen der Primaner des öffentlichen Gymnasiums von sich aus abgeschrieben und übersetzt, hatte einige Berechtigung. Nach den alten Sprachen lernte er Französisch, Englisch und Italienisch, später auch Hebräisch. Der Zehnjährige las Äsop, Homer, Vergil und Ovid ebenso wie «Tausendundeine Nacht», Defoes «Robinson Crusoe» und Schnabels «Insel Felsenburg», aber auch die deutschen Volksbücher vom Eulenspiegel und vom Doktor Faust, von der schönen Magelone und der ganzen Sippschaft bis auf den Ewigen Juden[19].

Hand in Hand mit der wissenschaftlichen Ausbildung ging eine intensive religiöse Erziehung, die durch das in Frankfurt tonangebende Luthertum bestimmt war. Neben der Teilnahme an den Gottesdiensten gehörte dazu das tägliche Lesen der Bibel, des Alten wie des Neuen Testaments. Trotz seiner späteren Distanzierung von den kirchlichen Formen des Christentums bekannte Goethe noch im Alter, daß er der Bibel einen großen Teil seiner geistigen Bildung verdanke. Wie konservativ allerdings die religiösen Einstellungen seines Vaters waren, zeigt, daß dieser eine Lektüre von Klopstocks «Messias» nicht duldete. Heimlich lasen Goethe und seine Schwester das Werk, das einen tiefen Eindruck auf sie machte.

Bedeutung für die geistige Entwicklung Goethes gewann das Erdbeben von Lissabon am 1. November 1755, das als eine der großen Naturkatastrophen des Jahrhunderts in die Geschichte einging. Obgleich ihm bei der Abfassung von Dichtung und Wahrheit daran lag, die Wirkung bedrückender Erlebnisse abzuschwächen, klingt selbst dort noch nach, wie sehr die Nachrichten von dem Ereignis die Gemütsruhe des Knaben im tiefsten bedrohten: Schneller als die Nachrichten hatten schon Andeutungen von diesem Vorfall sich durch große Landstrecken verbreitet; an vielen Orten waren schwächere Erschütterungen zu verspüren, an manchen Quellen ein ungewöhnliches Innehalten zu bemerken gewesen: um desto größer war die Wirkung der Nachrichten selbst, welche erst im allgemeinen, dann aber mit schrecklichen Einzelheiten sich rasch verbreiteten. Hierauf ließen es die Gottesfürchtigen nicht an Betrachtungen, die Philosophen nicht an Trostgründen, an Strafpredigten die Geistlichkeit nicht fehlen. […] Der Knabe, der alles dieses wiederholt vernehmen mußte, war nicht wenig betroffen. Gott, der Schöpfer und Erhalter Himmels und der Erden, den ihm die Erklärung des ersten Glaubensartikels so weise und gnädig vorstellte, hatte sich, indem er die Gerechten mit den Ungerechten gleichem Verderben preisgab, keineswegs väterlich bewiesen. Vergebens suchte das junge Gemüt sich gegen diese Eindrücke herzustellen, welches überhaupt um so weniger möglich war, als die Weisen und Schriftgelehrten selbst sich über die Art, wie man ein solches Phänomen anzusehen habe, nicht vereinigen konnten.[20]

Auch zeitgeschichtliche Ereignisse machten einen nachhaltigen Eindruck auf Goethe. Als 1756 der Siebenjährige Krieg zwischen Preußen und Österreich ausbrach und die Welt sich nicht nur als Zuschauer, sondern auch als Richter aufgefordert[21] fand, spürte er zum erstenmal die Auswirkungen politischer Verhältnisse auf sein eigenes Leben: Wie mir in meinem sechsten Jahre, nach dem Erdbeben von Lissabon, die Güte Gottes einigermaßen verdächtig geworden war, so fing ich nun, wegen Friedrichs des Zweiten, die Gerechtigkeit des Publikums zu bezweifeln an. […] Die größten und augenfälligsten Verdienste wurden geschmäht und angefeindet, die höchsten Taten wo nicht geleugnet doch wenigstens entstellt und verkleinert; und ein so schnödes Unrecht geschah dem einzigen, offenbar über alle seine Zeitgenossen erhabenen Manne, der täglich bewies und dartat was er vermöge; und dies nicht etwa vom Pöbel, sondern von vorzüglichen Männern, wofür ich doch meinen Großvater und meine Oheime zu halten hatte.[22]

Die Meinungsverschiedenheiten zwischen dem österreichisch eingestellten Großvater Textor und dem zu Preußen neigenden Vater führten zu Spannungen und schließlich zum offenen Bruch innerhalb der Familie. Ohne auf die politischen Fragen selbst einzugehen, trat Goethe, angezogen von der Persönlichkeit Friedrichs, auf die Seite seines Vaters. Und so war ich denn auch preußisch, oder um richtiger zu reden, Fritzisch gesinnt: denn was ging uns Preußen an.[23]

In den unmittelbaren Einfluß des Krieges geriet Frankfurt, als die Stadt im Januar 1759 von den mit Österreich verbündeten Franzosen überrumpelt und besetzt wurde. In den unteren Stockwerken des Goetheschen Hauses quartierte sich, für fast zweieinhalb Jahre, der leitende Beamte der französischen Verwaltung, Königsleutnant Thoranc, ein. Trotz mancher Mißhelligkeiten im Verhältnis zu seinem Quartierherrn kam er dessen Sohn mit väterlicher Neigung entgegen. Goethe dankte ihm im Alter durch ein achtungsvolles Porträt in Dichtung und Wahrheit. Besonders gedachte er dabei der Kunstliebhaberei des Grafen, der mehrere in niederländischer Manier arbeitende Maler, unter ihnen Johann Konrad Seekatz, mit Aufträgen bedachte. Dadurch daß er die meisten Bilder im Hause ausführen ließ, wurde der Knabe aus nächster Nähe mit dem Erlebniskreis der bildenden Kunst bekannt.

Eine andere Novität, welche die Besetzung Frankfurts für Goethe brachte, war die Anwesenheit einer französischen Schauspieltruppe, deren Aufführungen er regelmäßig besuchen durfte. Als Elfjähriger wurde er nicht nur mit den Stücken Racines und Molières vertraut, sondern kam auch mit der Welt der Schauspieler in Berührung. An sein damals lebendig werdendes Interesse für das Theater, das schon früher durch eine Puppenbühne angeregt worden war, erinnern noch einzelne Szenen in Wilhelm Meisters Theatralischer Sendung.

Wohl in die Zeit der Besetzung Frankfurts fallen Goethes erste poetische Versuche. Die Schlußzeilen eines gereimten Neujahrswunsches, den er bereits 1757 seinen Großeltern Textor überreicht hatte, begannen sich zu erfüllen:

Dies sind die Erstlinge, die Sie anheut empfangen;

Die Feder wird hinfort mehr Fertigkeit erlangen.[24]

Mit Leichtigkeit entwarf Goethe dann seit 1759, zum Teil im Wettstreit mit Altersgenossen, zahlreiche Gedichte. An seinem dreizehnten Geburtstag konnte er dem Vater einen Quartband mit eigenen Poesien überreichen. Erhalten hat sich von diesen Versuchen allerdings nicht viel. Nur einige Bruchstücke zu Poetischen Gedanken über die Höllenfahrt Jesu Christi und Fragmente eines Dramas, das im Stil der biblischen Barockschauspiele den Sturz Belsazars, des für seinen Gottesfrevel gestraften Königs von Babylon, behandeln sollte, entgingen späteren Autodafés.

Daten der Zeitgeschichte 17401786
1740

Friedrich II. wird König in Preußen

17411748

Österreichischer Erbfolgekrieg

17561763

Siebenjähriger Krieg

1764

Krönung Josephs II. zum römisch-deutschen König

1772

Erste Teilung Polens zwischen Österreich, Rußland und Preußen

1776

Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika

17781779

Bayerischer Erbfolgekrieg

1786

Tod Friedrichs II.

Durch seine poetische Gabe kam Goethe auch zum erstenmal in persönliche Verwicklungen, als ihn nämlich eine Gesellschaft von jungen Leuten zur Abfassung von erdachten Briefen inspirierte und diese dann, ohne sein Wissen, zu betrügerischen Zwecken benutzte. Ein Mädchen dieses Kreises, von Goethe in Dichtung und Wahrheit unter dem Namen Gretchen eingeführt, gewann die Zuneigung des Vierzehnjährigen. Als sie bei einer obrigkeitlichen Untersuchung der Affäre dann allerdings zu Protokoll gab, sie habe ihn nicht ernst genommen, löste er sich schnell von ihr: Ich fand es unerträglich, daß ein Mädchen, höchstens ein paar Jahre älter als ich, mich für ein Kind halten sollte, der ich doch für einen ganz gescheiten und geschickten Jungen zu gelten glaubte.[25] Den Hintergrund für diese aus Erlebtem und Erdichtetem kunstvoll verbundene Episode gibt in Dichtung und Wahrheit die Krönung Josephs des Zweiten zum römisch-deutschen König im April 1764. Die dort bis ins Detail ausgeführten Schilderungen lassen noch ahnen, wie sehr der farbenprächtige Ablauf der politisch-religiösen Feierlichkeit[26] den Zuschauenden beeindruckte.

Studienjahre

Mit sechzehn Jahren war Goethe für das akademische Studium vorbereitet. Hätte er seiner eigenen Neigung folgen dürfen, so wäre er nach Göttingen gegangen, um sich dort den Altertumswissenschaften zu widmen. Sein Vater bestand jedoch darauf, daß die Universität in Leipzig, die er selbst besucht hatte, gewählt wurde. Nach seinen Plänen sollte der Sohn die Rechte studieren, in Leipzig oder an einer zweiten Hochschule promovieren und einmal die Laufbahn eines Verwaltungsjuristen einschlagen.

Mit dem Gefühl eines Gefangenen, der seine Ketten abgelöst hat[27], und mit einem ansehnlichen Jahreswechsel versehen traf Goethe am 3. Oktober 1765 in Leipzig ein. Die Messestadt, geprägt durch eine kurz vergangene, von Handelstätigkeit, Wohlhabenheit, Reichtum zeugende Epoche[28] und ganz vom Geist des Rokoko erfüllt, beeindruckte den in reichsstädtischen Begrenzungen Aufgewachsenen. Er ließ sich von den neuen Einflüssen einfangen und wandelte sich zum Schöngeist, der große Figur[29] machte.

Auf die anfängliche Begeisterung folgten jedoch Enttäuschungen. Weder die Vorlesungen in der Jurisprudenz noch in den Schönen Wissenschaften konnten Goethe fesseln. Gellert, dessen Kolleg er voll Interesse entgegengesehen hatte, verlor die Achtung des Studenten nicht allein durch eine weinerliche Vortragsweise, sondern auch durch die Tatsache, daß er keines der damals jungen Talente, weder Klopstock noch Wieland oder Lessing, gelten ließ. Gottsched, ehemals der Praeceptor Germaniae, war durch seine Gefallsucht Ziel des öffentlichen Spotts geworden. Zu alledem mußte Goethe die Erfahrung machen, daß seine neuen Bekannten weder seine Parteinahme für den König von Preußen teilen noch seine eigenen Gedichte anerkennen wollten. In einem Brief an einen Frankfurter Freund zeichnete er ein poetisches Bild seiner Ernüchterung, indem er sich mit einem Wurm verglich, der sich zum Himmel aufschwingen möchte:

Da sah ich erst, daß mein erhabner Flug,

Wie er mir schien, nichts war als das Bemühn

Des Wurms im Staube, der den Adler sieht,

Zur Sonn sich schwingen und wie der hinauf

Sich sehnt. Er sträubt empor, und windet sich,

Und ängstlich spannt er alle Nerven an

Und bleibt am Staub. Doch schnell entsteht ein Wind,

Der hebt den Staub in Wirbeln auf, den Wurm

Erhebt er in den Wirbeln auch. Der glaubt

Sich groß, dem Adler gleich, und jauchzet schon

Im Taumel. Doch auf einmal zieht der Wind

Den Odem ein. Es sinkt der Staub hinab,

Mit ihm der Wurm. Jetzt kriecht er wie zuvor[30]

Beratung in seinen Unsicherheiten fand Goethe bei dem Hofmeister eines in Leipzig studierenden Grafen, Ernst Wolfgang Behrisch mit Namen. Dieser Mann, den er später einen der wunderlichsten Käuze, die es auf der Welt geben kann[31], nennen sollte, verstand es, immer wieder seine Unruhe und Ungeduld zu zähmen[32]. Dank eines sicheren Geschmacks wurde Behrisch zugleich der erste, der Goethes poetische Versuche kritisch beurteilte. Von dessen damals im Stile der Anakreontik verfaßten Gedichten ließ er nur wenige gelten, stellte diese aber in einer kalligraphischen Niederschrift, dem Liederbuch Annette, zusammen und sorgte so für ihre Erhaltung. Neben Behrisch kamen Goethe besonders zwei Leipziger Künstler, Johann Michael Stock und Adam Friedrich Oeser, entgegen. Bei Stock nahm er Unterricht im Radieren und Kupferstechen, bei Oeser lernte er zeichnen. Oeser, der mit Winckelmann befreundet war, machte ihn mit den Kunstgesinnungen des Klassizismus bekannt und bemühte sich, ihm das Schnörkel- und Muschelwesen[33] des Rokoko zu verleiden.

Schließlich brachte Leipzig dem Siebzehnjährigen die erste wirkliche Leidenschaft seines Lebens. In dem Schönkopfschen Weinhaus, wo er seit 1766 seinen Mittagstisch hatte, wurde er mit der Tochter der Wirtsleute, Anna Katharina, genannt Käthchen, einem gar hübschen netten Mädchen[34], bekannt und verliebte sich in sie mit dem Ungestüm seines Temperaments. Durch ungegründete und abgeschmackte Eifersüchteleien[35] belastete er jedoch das Verhältnis, das zu guter Letzt mit einer freundschaftlichen Trennung endete. In seinem ersten vollendeten Schauspiel, der Laune des Verliebten, das der Form und dem Inhalt nach auf die Schäferstücke des Rokoko zurückgeht, zeichnete er selbst den Drang seiner Gefühle. Wie es ihm bereits damals zum Bedürfnis wurde, sich durch poetische Gestaltungen von dem, was ihn innerlich bewegte, zu befreien, deutete er später in Dichtung und Wahrheit an: Und so begann diejenige Richtung, von der ich mein ganzes Leben über nicht abweichen konnte, nämlich dasjenige was mich erfreute oder quälte, oder sonst beschäftigte, in ein Bild, ein Gedicht zu verwandeln und darüber mit mir selbst abzuschließen, um sowohl meine Begriffe von den äußern Dingen zu berichtigen, als mich im Innern deshalb zu beruhigen. Die Gabe hierzu war wohl niemand nötiger als mir, den seine Natur immerfort aus einem Extreme in das andere warf. Alles was daher von mir bekannt geworden, sind nur Bruchstücke einer großen Konfession, welche vollständig zu machen dieses Büchlein ein gewagter Versuch ist.[36]

Am Ende seiner dreijährigen Studienzeit in Leipzig geriet Goethe in eine ernste Krise. Der Wechsel von Zerstreuungen und Studien hatte bei ihm zu einer seelischen Belastung geführt, die sich schließlich in einem physischen Zusammenbruch löste. Ein Blutsturz warf ihn im Juli 1768 so schwer nieder, daß er mehrere Tage zwischen Leben und Tod[37] schwankte. Gleichsam als ein Schiffbrüchiger[38] kehrte er in seine Vaterstadt zurück. Fast anderthalb Jahre dauerte es dann noch, bis er sich dort vollkommen erholte und die Befürchtung, er habe die Schwindsucht, verlor. Unter dem Einfluß Susanna von Klettenbergs, einer Anhängerin der Herrnhuter Brüdergemeine, die mit seiner Mutter befreundet war, begann er damals, sich intensiv mit mystischen und pietistischen Schriften, darunter Gottfried Arnolds «Kirchen- und Ketzerhistorie», zu befassen.

Besonders war es aber die Persönlichkeit seiner Mentorin, die auf ihn wirkte. Ihr Zuspruch verhalf ihm dazu, sich von seiner Leipziger Unrast zu lösen: Meine Unruhe, meine Ungeduld, mein Streben, mein Suchen, Forschen, Sinnen und Schwanken legte sie auf ihre Weise aus, und verhehlte mir ihre Überzeugung nicht, sondern versicherte mir unbewunden, das alles komme daher, weil ich keinen versöhnten Gott habe. Nun hatte ich von Jugend auf geglaubt, mit meinem Gott ganz gut zu stehen, ja ich bildete mir, nach mancherlei Erfahrungen, wohl ein, daß er gegen mich sogar im Rest stehen könne, und ich war kühn genug zu glauben, daß ich ihm einiges zu verzeihen hätte. Dieser Dünkel gründete sich auf meinen unendlich guten Willen, dem er, wie mir schien, besser hätte zu Hilfe kommen sollen. Es läßt sich denken, wie oft ich und meine Freundin hierüber in Streit gerieten, der sich doch immer auf die freundlichste Weise und manchmal damit endigte: daß ich ein närrischer Bursche sei, dem man manches nachsehen müsse.[39]

Neben Susanna von Klettenberg trug ein Arzt, Johann Metz, der viele Erkenntnisse der modernen Homöopathie zu beherrschen schien, nicht nur zum körperlichen, sondern auch zum seelischen Wohl des Genesenden bei. Unter seiner Anleitung vertiefte Goethe sich in die Schriften des Paracelsus, in Wellings «Opus magocabbalisticum et theosophicum» und unternahm selbst alchimistische Versuche. Sein Interesse für die Beobachtung von Naturvorgängen wurde geweckt. Bezeichnend für seine Haltung in dieser Zeit ist ein Brief, den er im Februar 1769 an Friederike Oeser, die Tochter seines Leipziger Zeichenlehrers, richtete: Meine gegenwärtige Lebensart ist der Philosophie gewidmet. Eingesperrt, allein, Zirkel, Papier, Feder und Tinte, und zwei Bücher, mein ganzes Rüstzeug. Und auf diesem einfachen Wege komme ich in der Erkenntnis der Wahrheit oft so weit, und weiter, als andere mit ihrer Bibliothekarwissenschaft. Ein großer Gelehrter ist selten ein großer Philosoph. Und wer mit Mühe viel Bücher durchblättert hat, verachtet das leichte einfältige Buch der Natur, und es ist doch nichts wahr als was einfältig ist.[40]

Gegen Ostern 1770 verließ Goethe das Vaterhaus zum zweiten Mal, um in Straßburg, das bei politischer Zugehörigkeit zu Frankreich noch weitgehend deutschsprachig war, sein abgebrochenes Studium zu beenden. Die anderthalb Jahre, die er dort blieb, brachten ihm, wie keine andere Periode seines Lebens, einen Neubeginn in allem, was er tat, erlebte und schrieb. Bereits am Tag seiner Ankunft überwältigte ihn der Anblick des Münsters. Als einer der wenigen seiner Zeit vermochte der Zwanzigjährige die Größe der gotischen Architektur, die damals als ungehobelt galt, zu erkennen. Noch in dem zwei Jahre später niedergeschriebenen Hymnus Von deutscher Baukunst hielt er die Stimmung des ersten Eindrucks fest: Mit welcher unerwarteten Empfindung überraschte mich der Anblick, als ich davor trat! Ein ganzer, großer Eindruck füllte meine Seele, den, weil er aus tausend harmonierenden Einzelnheiten bestand, ich wohl schmecken und genießen, keineswegs aber erkennen und erklären konnte. […] Wie oft hat die Abenddämmerung mein durch forschendes Schauen ermattetes Aug mit freundlicher Ruhe geletzt, wenn durch sie die unzähligen Teile zu ganzen Massen schmolzen, und nun diese, einfach und groß, vor meiner Seele standen, und meine Kraft sich wonnevoll entfaltete, zugleich zu genießen und zu erkennen. Da offenbarte sich mir, in leisen Ahndungen, der Genius des großen Werkmeisters.[41]

Nach dem Gewahrwerden der Landschaft des herrlichen Elsaß[42] war Goethes Leben in Straßburg durch ein intensives Studieren bestimmt. Statt sich allerdings auf die Jurisprudenz zu konzentrieren, zu der ihn keine innere Richtung drängte[43], hörte er medizinische und staatswissenschaftliche Vorlesungen. Daneben beschäftigte er sich mit einer Vielfalt von historischen, philosophischen und theologischen Fragen. Die von ihm damals in einem Merkheft festgehaltenen Titel gelesener oder zur Lektüre vorgesehener Bücher reichen von Sokrates und Platon, Paracelsus und Thomas a Kempis bis zu Rousseau und Moses Mendelssohn. An einen Frankfurter Bekannten, der ihn um Ratschläge für sein künftiges Studium gebeten hatte, schrieb er: Sie gehen auf Akademien; das erste, was Sie finden, sind hundert Leute wie ich. «Er war doch also nicht allein!» denken Sie und gehen weiter, und finden hundert bessere als mich. Sie messen mich nach dem neuen Maßstab, finden allerlei Fehler und dann bin ich verloren. Einen, den man vollkommen gehalten hat, und an Einer Seite mangelhaft findet, beurteilt man nicht leichte mit Billigkeit. […] Jenen Wissenschaften obliegen, die dem Geist eine gewisse Richte geben, Dinge zu vergleichen, jedes an seinen Platz zu stellen, jedes Wert zu bestimmen, das ists, was wir jetzo zu tun haben. Dabei müssen wir nichts sein, sondern alles werden wollen, und besonders nicht öfter stille stehen und ruhen, als die Notdurft eines müden Geistes und Körpers erfordert.[44]

Was Goethe in einem solchen Brief einem anderen empfahl, verlangte er auch von sich selbst. Ja, die Aufforderung zur Selbsterziehung Wir müssen nichts sein, sondern alles werden wollen, die er von hier bis zum Faust und zum Wilhelm Meister immer wieder aussprach und fast mit den gleichen Worten noch 1830 gegenüber Kanzler von Müller wiederholte (Man muß sich immerfort verändern, erneuern, verjüngen, um nicht zu verstocken[45]), führte in Straßburg zu extremen Bemühungen: Um ein Gefühl des Schwindels, das ihn manchmal überkam, zu überwinden, pflegte er bis in die Spitze des Münsterturms zu steigen; starken Schall, der ihm zuwider war, lernte er ertragen, indem er beim Zapfenstreich neben den Trommlern herlief; und in der Anatomie versuchte er, sich trotz eines angeborenen Ekelgefühls an den widerwärtigsten Anblick[46] zu gewöhnen.

Die Einwirkung dieses gutmütigen Polterers war groß und bedeutend. Er hatte fünf Jahre mehr als ich, welches in jüngeren Tagen schon einen großen Unterschied macht; und da ich ihn für das anerkannte was er war, da ich dasjenige zu schätzen suchte was er schon geleistet hatte, so mußte er eine große Superiorität über mich gewinnen. […] Da seine Gespräche jederzeit bedeutend waren, er mochte fragen, antworten oder sich sonst auf eine Weise mitteilen, so mußte er mich zu neuen Ansichten täglich, ja stündlich befördern.