Douglass, Sara Tanz der Sterne

Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

 

Übersetzung aus dem Englischen von Marcel Bieger

 

ISBN 978-3-492-98405-8

© Sara Douglass 1996

Die australische Originalausgabe erschien unter dem Titel »Enchanter. Book Two of The Axis Trilogy«, bei HarperCollins Publishers, Sydney 1996

Der vorliegende Roman ist der 1. Teil von »Enchanter. Book One«

© deutschsprachige Ausgabe: Piper Verlag GmbH, München 2003, 2018

Covergestaltung und -motiv: Tanja Winkler

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

 

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

 

Auch diesen Band des Zyklus Unter dem Weltenbaum widme ich Lynn, Tim und Frances. Ein Lächeln und ein Gruß seien Johann Pachelbel zugedacht, dessen sehnsuchtsvoller Kanon in D-Dur mich beim Schreiben begleitete.

 

Dieser Roman ist der Angelpunkt, und er soll an Elinor erinnern, die zu einer Zeit starb, als sie und ich noch viel zu jung waren.

 

Courage my Soul, now learn to wield

The weight of thine immortal Shield.

Close on thy Head thy Helmet bright.

Ballance thy Sword against the Fight.

See where an Army, strong as fair,

With silken Banners spreads the air.

Now, if thou bee'st that thing Divine,

In this day's Combat let it shine:

And shew that Nature wants an Art

To conquer one resolved Heart.

Andrew Marvell,

A Dialogue Between The Resolved Soul,

and Created Pleasure

WAS BISHER GESCHAH

In einem fernen Land lebten einst vier Völker friedlich nebeneinander, bis die Bruderschaft vom Seneschall den Alleinanspruch ihres Gottes durchsetzte und die drei nichtmenschlichen Völker nahezu ausrottete. Danach waren die Menschen endlich die alleinigen Herren der Welt.

 

Eine uralte Weissagung lebt jedoch fort. Sie besagt, daß eines Tages zwei Knaben geboren werden, Söhne des gleichen Vaters, aber verschiedener Mütter. Der eine ein dämonischer Zerstörer, der andere der Erlöser der Welt – sofern es ihm gelingen sollte, die verfeindeten Völker zu vereinen.

 

Axis, ein ungestümer junger Adliger, verfemt und verachtet als königlicher Bastard, hat seine Eltern nie gekannt. Trotzig verteidigt er seinen Platz in der höfischen Gesellschaft Achars. Auf der Flucht vor seinen Alpträumen stößt er auf den Wortlaut einer uralten Prophezeiung, den seltsamerweise nur er entziffern kann. Noch weiß er nichts damit anzufangen, vermag die Hinweise nicht zu deuten und ahnt noch längst nicht, daß er zum Werkzeug einer göttlichen Macht ausersehen ist.

 

In unversöhnlichem Haß stehen er und sein Halbbruder Bornheld sich gegenüber: Bornheld, Thronerbe von Achar und rücksichtsloser Krieger – Axis, gesellschaftlicher Außenseiter und zugleich Anführer der legendären Axtschwinger. Da erhält Axis den Auftrag, Bornhelds Verlobte Faraday auf einer gefahrvollen Reise zu begleiten. Die junge Frau, die den Eltern zuliebe in diese Ehe eingewilligt hat, fühlt sich magisch zu Axis hingezogen, und bald wissen beide, daß sie füreinander bestimmt sind. Doch die übermächtige Prophezeiung zwingt die Liebenden zum Verzicht auf persönliches Glück und drängt sie zur Ausführung eines schicksalhaften Auftrags.

 

Im Bewußtsein, die ihm aufgetragene Pflicht zu erfüllen, tritt Axis den mächtigen Widersachern des Landes Achar entgegen. Auf Geheiß des dämonischen Zerstörers Gorgrael versuchen schauerliche Geschöpfe die Macht über die Hauptstadt zu erringen. Als Axis im Kampf tödliche Verletzungen erleidet, zeigt sich, daß Faraday zauberische Gaben besitzt: Sie heilt die Wunden des Mannes, den sie liebt. Dennoch heiratet sie nach schweren inneren Kämpfen Axis' verhaßten Halbbruder Bornheld – und gibt damit der Forderung der machtvollen Weissagung nach.

 

Axis indes erkennt, daß ihm die wichtigste Aufgabe übertragen wurde – daß er der Held ist, der vier heillos zerstrittene Völker vereinen und zur einstigen Harmonie mit der Natur zurückführen soll. Mit den gewaltigen Kräften weißer Magie und gestärkt von der Liebe einer betörenden Frau, der schönen Aschure, tritt er dem Bösen entgegen.

DIE PROPHEZEIUNG DES ZERSTÖRERS

Es werden erblicken das Licht der Welt

Zwei Knaben, blutsverbunden.

Der eine, im Zeichen von Flügel und Horn,

Wird hassen den Sternenmann.

Im Norden erhebt der Zerstörer sich,

Treibt südwärts die Geisterschar.

Ohnmächtig liegen Mensch und Flur

In Gorgraels eisigem Griff.

Um der Bedrohung zu widersteh'n,

Löst das Lügengespinst um den Sternenmann,

Erweckt Tencendor und laßt endlich ab

Von dem alten, unseligen Krieg.

Denn wenn es Pflug, Flügel und Horn nicht gelingt,

Die Brücke zum Verstehen zu finden,

Wird Gorgrael, folgend seinem Ruf,

Zerstörung über euch bringen.

 

Sternenmann, hör mir gut zu!

Deine Macht wird dich töten,

Solltest du sie im Kampf einsetzen,

Eh' sich erfüllt, was geweissagt ist:

Die Wächter werden auf Erden wandeln,

Bis Macht ihre Herzen verdirbt.

Abwenden wird sich ein Mädchen voll Gram

Und entdecken die Alten Künste.

Ein Weib wird selig umfangen des Nachts

Den Mann, der den Gatten erschlug.

Uralte Seelen, längst schlummernd im Grab,

Im Land der Sterblichen werden sie singen.

Die erweckten Toten gehen schwanger

Und werden das Grauen gebären.

Eine dunklere Macht wird sich erweisen

Als Bringer des Heils.

Und strahlende Augen von jenseits des Wassers

Erschaffen das Zepter des Regenbogens.

 

Sternenmann, hör zu, denn ich weiß,

Mit diesem Zepter vermagst du

Gorgrael in die Knie zu zwingen,

Sein Eis zu zerbrechen.

Aber selbst mit der Macht in Händen

Wird dein Weg niemals gefahrlos sein.

Ein Verräter des eigenen Lagers

Wird sich wider dich verschwören.

Verdränge den Schmerz der Liebsten,

Nur so entgehst du dem Tod.

Haß heißt die Waffe des Zerstörers.

Doch hüte dich, es ihm gleichzutun.

Denn Vergebung ist der einzige Weg,

Tencendors Seele zu retten.

PROLOG DIE RUINEN DER FESTE GORKEN

Er stand im verlassenen Schlafgemach der Burg, und sein Atem gefror in der eisigen Luft an seinen Hauern. Gorgraels helle silberne Augen zogen sich zusammen, als er die Erinnerungen und Gefühle dieses Raums in sich aufnahm. Dann beugte er sich vor und fuhr mit der Hand fahrig über das Bett. Seine gekrümmten Krallen zerfetzten das Laken. Haß und Leidenschaft, Schmerz und Befriedigung erfüllten diesen Ort. Der Zerstörer führte ein Stück des Stoffs an seine Nase und zerdrückte es zwischen seinen starken Klauenfingern. Sie war hier gewesen, hatte hier geschlafen, gelacht und geweint. Im nächsten Moment bog er den Rücken durch, spannte alle Muskeln an und brüllte Wut, Enttäuschung und Verlangen hinaus. Er haßte diese Frau und wollte sie doch haben, fast genauso sehr, wie er Axis haßte und in seine Gewalt bringen wollte.

Draußen vor den Mauern hielten die Skrälinge in ihrem Tun inne und verfielen in Schweigen, als sie ihren Herrn schreien hörten. Seine Stimme schallte über das ganze frostige Ödland. Kaum hatte jedoch Gorgrael seinem Verdruß Luft gemacht, bekam er sich wieder in den Griff, richtete sich gerade auf und entspannte die Muskeln. Achtlos ließ er den Stoffetzen zu Boden fallen und schaute sich in dem verwüsteten Zimmer um. Dies war ihr Gemach gewesen – das ihre und das des jämmerlichen Narren Bornheld. Er zählte nicht in diesem Spiel. Der Zerstörer würde ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zur Seite schieben. Aber die Frau … sie stellte den Schlüssel dar.

Gorgrael kannte die Prophezeiung beinahe ebenso gut wie ihr Schöpfer. Deswegen wußte er, daß Axis entkommen war und sich bei ihrem gemeinsamen Vater zu einem weitaus gefährlicheren Gegner entwickeln würde. Aber würden seine neu erworbenen Fähigkeiten ausreichen, es mit der Dunklen Musik aufzunehmen, über die Gorgrael gebot? Der Zerstörer fand keine befriedigende Antwort auf diese Frage. Auf jeden Fall verfügte der Krieger bereits über so viel Macht, daß die Skräbolde ihm nicht mehr gefährlich werden konnten. Aber genau so wie die dritte Strophe der Weissagung Axis das Mittel nannte, seinen Widersacher zu vernichten, so versorgte sie auch Gorgrael mit der Waffe, ihn zugrunde zu richten. Der Prophet war ein Mann von ausgleichender Gerechtigkeit gewesen.

Dieses Mittel war die Geliebte, von der die Prophezeiung sprach. Wenn es Gorgrael gelänge, sie auszuschalten, hätte er damit auch Axis besiegt. Der Krieger hatte nur eine Schwachstelle, seine Liebe. Und irgendwann würde diese Liebe sich als sein Untergang erweisen.

Der Zerstörer kreischte wieder, doch diesmal vor Freude. Natürlich mochte das seine Zeit dauern, aber irgendwann würde er sie in seine Hand bekommen. Der Verräter stand schon bereit. Nun wartete Gorgrael nur noch auf eine günstige Gelegenheit.

Faraday.

Er hatte in diesem Raum schon vieles erfahren. Faraday war diejenige, der Timozel sich verpflichtet hatte. Und Faraday war auch diejenige gewesen, die Axis das grüne Feuer gegeben hatte, mit dem er die Streitmacht der Skrälinge vernichten konnte. Allein schon aus diesem Grund hatte die junge Frau den Tod verdient. Und weil der Krieger sie liebte, würde sie langsam und qualvoll sterben. Und da sie mit der Mutter und den Bäumen im Bunde stand, sollte sie einsam und alleine sterben. Der Zerstörer bohrte seine Krallen tief in die Matratze und schlitzte sie mit einer einzigen Handbewegung auf. Genau so würde er es auch mit Faradays Leib machen. Nachdem sie um ihr Leben gefleht, ihn um Gnade gebeten und sich seinem Willen unterworfen hatte, würde er sie in Fetzen reißen.

Sein Blick fiel auf das zersprungene Fenster. Die meisten Höfe und Dörfer Ichtars lagen in Trümmern. Von Hsingard, einst der Sitz der Herzöge von Ichtar, war kaum noch etwas übriggeblieben. Zehntausende Menschen im Land hatten den Tod gefunden, und die Skrälinge hatten mehr als genug zu fressen bekommen. Aber nicht alles war nach Plan verlaufen, und der Triumph würde wohl noch eine Weile auf sich warten lassen. Axis war ihm entwischt und hatte während seiner Flucht dem Heer des Zerstörers großen Schaden zugefügt.

Wenn Gorgrael seine verbliebenen Streitkräfte dazu einsetzte, Ichtar zu erobern, blieben ihm nicht mehr genügend Skrälinge, um Axis oder Bornheld zu bedrängen. Dem Herzog von Ichtar war es gelungen, sich mit fünftausend Soldaten – und Faraday – nach Süden abzusetzen. Der Oberste Heerführer dürfte bald Jervois erreicht haben. Und dort, zwischen den beiden Flüssen, würde er wohl auch seine Stellung errichten.

Weder der Zerstörer noch seine Kreaturen mochten fließendes Wasser; denn es erzeugte die Musik der Schönheit und des Friedens, nicht aber die der Finsternis, der Dunklen Musik. Und dieses Wasser prickelte. Gorgrael brüllte wieder vor Verdruß und fuhr damit fort, das Bett auseinanderzureißen. Seine Offiziere hatten ihn tief enttäuscht. Dem Obersten Heerführer hatte die Flucht nur gelingen können, weil die Skräbolde nicht in der Lage gewesen waren, Disziplin in ihre Truppen zu zwingen. Nur aufgrund der Unfähigkeit der Skräbolde konnte Bornheld unbehelligt von den Kreaturen nach Süden ausweichen. Nun gut, einige der Geistermenschen zitterten vor den Flüchen und Drohungen ihrer Offiziere, aber die meisten scherten sich nur wenig darum.

Viel zu lange hatten die Skrälinge danach gedürstet, in den reichen Süden vorzustoßen, da sie schon viel zu lange in der Ödnis des Nordens ausharren mußten. Nun, da die Feste Gorken gefallen war und Ichtar offen vor ihnen lag, streiften die wispernden Geister zügellos und in ungehemmter Gier durch das Land. Wie ein entfesselter Mob zerstörten sie bedenkenlos alles, worauf sie stießen. Den Skräbolden war es nicht gelungen, genügend Soldaten zusammenzubekommen, um die Flucht des Herzogs ernsthaft zu gefährden. Sie vermochten nicht viel mehr, als seine Truppen an den Flanken zu bedrohen oder über die Nachhut herzufallen.

Nicht genug damit, daß die Skrälinge alle Zucht verloren hatten und ihre Offiziere kaum in der Lage waren, sie weiterhin zu befehligen – Gorgrael mußte auch feststellen, daß Axis' machtvoller Ausbruch solche Lücken in sein Heer gerissen hatte, daß er wohl Monate brauchen würde, um eine neue Armee aufzubauen, die stark und diszipliniert genug sein würde, um mit ihr über Hsingard hinaus in den Süden vorzudringen.

Und in dem Maße, in dem die Skräbolde davor zitterten, ihrem Anführer immer neue Beispiele ihres Scheiterns melden zu müssen, mußte sich auch Gorgrael immer neue Argumente ausdenken, um seinen Meister davon zu überzeugen, daß er zum rechten Zeitpunkt Gorken angegriffen hatte und in Achar einmarschiert war. Der Dunkle hatte ihn mehrfach ermahnt, damit lieber noch ein Jahr oder zwei zu warten. Und die Zeit zu nutzen, seine Armee besser aufzubauen und zu verstärken. Und an seinen Zauberkräften zu arbeiten. Aber dem Zerstörer war die Warterei zu lang geworden. Der Dunkle hatte ihm alles beigebracht, was er wußte, und ihn auch gelehrt, sich der Dunklen Musik zu bedienen. Alle Macht, die Gorgrael heute besaß, verdankte er ihm, und er liebte ihn ebenso sehr, wie er ihn fürchtete.

Des Zerstörers Krallen zuckten unruhig, während er sich in Gedanken seine Erklärungen zurechtlegte.

1 JERVOIS – ANKUNFT

Ho'Demi saß auf seinem zotteligen Pferd und betrachtete nachdenklich den undurchdringlichen Nebel, der sich vor ihm ausbreitete. Seine Aufklärer hatten ihm gemeldet, daß der Herzog von Ichtar mit den Resten seiner Truppe von Gorken heranzöge. Bei diesem Nebel würden die Soldaten auch in zehn Schritt Entfernung von Ho'Demi nicht bemerkt werden.

Der Reiter schüttelte sich. Er mochte den Süden mit seinem Dunst und den Nebeln nicht und sehnte sich nach dem eisigen Land Rabenbunds mit seinen endlosen Weiten von knirschendem Eis. Wie gern würde er jetzt wieder mit den Männern und Frauen seines Stammes die großen Eisbären jagen – und nicht diese Geisterwesen, deren Wispern den Wind besudelte.

Aber der Norden war Ho'Demi und seinem Stamm verwehrt. So weit sein Volk zurückdenken konnte, hatten sich in Rabenbund immer schon Skrälinge herumgetrieben. Doch bis zum letzten Jahr hatten sie sich weder zahlreich noch angriffslustig gezeigt. So lange sein Stamm in größeren Gruppen auf die Jagd ging, hatten sie von den Kreaturen nichts zu befürchten gehabt. Aber seitdem hatten die Skrälinge, gelenkt von der starken, aber unsichtbaren Hand Gorgraels, in Scharen angegriffen und den Stamm aus Rabenbund vertrieben. Über den Gorkenpaß, vorbei an der Festung mit ihrer Stadt – wo der Herzog von Ichtar die Invasion der Geistermenschen erst einmal zum Stehen gebracht hatte – und dann immer tiefer in den Süden. Ho'Demi hatte schließlich beschlossen, nicht weiter zu fliehen. Hier in Jervois wollten sie bleiben, wo Bornheld eine neue Verteidigungslinie aufbauen würde. Der Herzog hatte dem Ansturm der Feinde nicht länger standhalten können, und irgendwie war es ihm gelungen, einen Weg durch den Belagerungsring der Skrälinge zu finden.

Der Häuptling und sein Stamm hatten immer schon beabsichtigt, dem Königreich gegen Gorgrael und seinen Scharen beizustehen. Aber als Ho'Demi in Gorken die Hilfe seiner Kämpfer angeboten hatte, hatte Bornheld ihm ins Gesicht gelacht und geantwortet, er benötige keinen Beistand aus Rabenbund. Er, der Oberste Heerführer, befehlige nämlich ein richtiges Heer. Nun, heute würde der Herzog mit seiner angeschlagenen richtigen Armee vielleicht nicht mehr so leichtfertig auf die Rabenbundkämpfer verzichten wollen.

Ho'Demi hatte so viele seines Volkes wie nur möglich aus dem Nordland geführt. Aber die Stämme Rabenbunds lebten viel zu verstreut in den Eisweiten, und er hatte nicht alle benachrichtigen und sie auffordern können, mit ihm in den Süden zu fliehen. So hatten jetzt nur zwanzigtausend Rabenbunder ihre Robbenfellzelte rings um Jervois aufgeschlagen; gerade einmal der zwanzigste Teil des Volks. Der Häuptling wagte sich nicht vorzustellen, wie es den Zurückgebliebenen mittlerweile ergangen war, und konnte nur beten, daß sie irgendwo in den Höhlen und Spalten der Eismassen ein Versteck gefunden hatten – um dort den Tag abzuwarten, an dem es dem Sternenmann gelungen sein würde, den Zerstörer zu vernichten. Hoffentlich besaßen seine Brüder und Schwestern genug Mut, so lange auszuharren.

Die Rabenbunder waren ein altes und stolzes Volk, das seine Kultur und Gesellschaft gänzlich nach den Bedingungen des eisigen Landes im Norden des Kontinents ausgerichtet hatte. Nur wenige von ihnen hatten jemals Berührung mit den Menschen jenseits des Grenzflusses Andakilsa gehabt. Der König von Achar – wer auch immer mittlerweile dort auf dem Thron sitzen mochte – mochte sich selbstgefällig einbilden, über Rabenbund ebenso zu herrschen wie über den Rest Achars. Doch so weit es die Rabenbunder selbst anging, besaß er über sie genauso viel Macht wie über die Unaussprechlichen. Ho'Demi war der Häuptling der Rabenbunder, und für sie war sein Wort oberstes Gebot.

Aber heute, um der Prophezeiung willen und weil ihm kaum etwas anderes zu tun übrigblieb, mußte Ho'Demi sich dem Befehl Bornhelds unterstellen. Die Rabenbunder kannten seit tausend Jahren die Prophezeiung vom Zerstörer, und der Häuptling wußte, daß die Völker getrennt nicht die geringste Aussicht gegen Gorgrael hätten. Irgend jemand mußte schließlich den Anfang machen und sich mit den anderen verbünden, um Tencendor wieder zu vereinen und den Zerstörer zu vernichten. Als die Skrälinge immer frecher auftraten und für Unruhe sorgten, hatte Ho'Demi gespürt, daß die Prophezeiung langsam über das Land kam. Von allen Wesen in Tencendor fühlten sich die Rabenbunder am meisten dem Sternenmann verpflichtet. Wenn er rief, würden sie sofort zu ihm eilen und sich hinter ihn stellen.

In Gruppen von tausend oder mehr Personen waren die Nordleute über den Gorkenpaß und an der Festung vorbeigezogen. Damals sollten noch Wochen vergehen, ehe der Axtherr dort eintraf. Die Rabenbunder hatten nicht gewußt, wo der Sternenmann zu finden war oder wer sich hinter diesem Titel verbarg. Bis sie ihn aufgespürt hatten, ihm ihren Treueid leisten und ihm ihre Speere zur Verfügung stellen konnten, würden sie für Bornheld kämpfen. So hatte der Häuptling es beschlossen … wenn der Herzog sie denn dieses Mal haben wollte.

 

Bornheld wußte, was die Glocken zu bedeuten hatten, die auf einmal schwach und hell durch den Nebel klangen. Er beugte sich in seinem weit fallenden Umhang weiter vor.

Vor zwei Wochen waren sie aus Gorken geflohen. Sobald Axis die Skrälinge erfolgreich abgelenkt und von der Festung fortgelockt hatte, hatte der Oberste Heerführer die Tore öffnen lassen und seine geschrumpfte Streitmacht durch die Ruinen der Stadt geführt. Ein anstrengender Marsch nach Jervois erwartete sie. Die Wetterbedingungen verschlechterten sich stündlich, und das allgegenwärtige Eis zehrte deutlich an den Kräften der Männer. Viele von ihnen gingen in der frostigen Kälte zugrunde oder starben an Erschöpfung. Andere verloren ihr Leben durch die ständigen Störangriffe der Kreaturen an den Flanken und bei der Nachhut. Bornhelds Truppe schmolz zusätzlich zusammen, weil immer mehr Männer desertierten. Auch die beiden alten Mönche, die Axis von der Burg der Schweigenden Frau mitgebracht hatte, waren eines Nachts verschwunden. Wenn es nach dem Herzog ging, konnten diese beiden Narren, die immerzu über irgendwelche rätselhaften Prophezeiungen geredet hatten, genauso gern von den Geistern aufgefressen werden wie all die anderen Verräter, die es vorzogen, nicht bei seiner Truppe zu bleiben.

Eigenartigerweise hatten die Skrälinge Bornheld und seine Streitmacht während der ersten fünf Tage ihres Rückzugs vollkommen in Ruhe gelassen. Die Soldaten waren so rasch und so weit geritten, wie sie nur konnten, bis die Pferde fast unter ihnen zusammengebrochen waren, denn sie rechneten jeden Moment mit einem Großangriff von Gorgraels Heer. Sie konnten ja nicht wissen, daß Axis den Skrälingen in der Schlacht in der Ödnis nördlich von Gorken eine vernichtende Niederlage bereitet hatte. Die Skräbolde hatten einige Zeit gebraucht, um ihre dezimierten Truppen zu sammeln und neu zu formieren.

Alles was Bornheld und seine Armee wußten, war, daß sie den Kreaturen fünf Tage voraus waren – ein Vorsprung, der für sie über Leben und Tod entschied. Als die Geister dann am sechsten Tag wieder auftauchten, erschienen sie nur in kleinen Gruppen. Bornhelds Heer konnte trotz ihrer Angriffe weiter nach Süden vordringen, um Jervois zu erreichen, das einigermaßen sicher war. So weit würden sich die kleinen Gruppen der Skrälinge nicht vorwagen; dazu müßten sie erst das Heranrücken ihres Hauptheers abwarten.

Dennoch ließ jeder Schritt in den Süden Bornhelds Verbitterung größer werden. Nicht durch seine Schuld war Gorken gefallen. Verräter hatten seine Befehle hintergangen und damit nicht nur Ichtar, sondern auch dem ganzen Königreich Achar übel mitgespielt. Den Höhepunkt dieser schändlichen Taten hatte Magariz' Treubruch dargestellt. Der Offizier, dem der Herzog am meisten vertraut und dem er den Befehl über die Festung übertragen hatte, hatte sich entschlossen, lieber mit dem Bastard, seinem Halbbruder Axis, zu reiten, als weiter an der Seite des Obersten Heerführers für die Sache Achars zu streiten. Dreißig Jahre lang hatte die Eifersucht auf den verhaßten Bruder Bornhelds Leben bestimmt. Und nun bohrte bitterer Zorn in seinen Eingeweiden. Artorverfluchter Kerl, dachte der Herzog grimmig, möge er draußen in den Eisweiten jämmerlich krepieren. Hoffentlich liegt er gerade am Boden und schreit danach, daß ich ihm zu Hilfe komme, während die Skrälinge ihm das Fleisch von den Knochen reißen!

Aber auch diese Vorstellung brachte kein Lächeln auf seine Lippen. Nach dem Verrat von Gorken glaube der Oberste Heerführer, niemandem mehr trauen zu dürfen. Wenn schon Magariz sich gegen ihn wandte, wer stand dann überhaupt noch hinter ihm? Selbst Jorge und Roland, die schweigend und in Gedanken versunken ein Stück hinter ihm in der Marschkolonne ritten, verdienten das vollkommene Vertrauen nicht mehr, das er früher in sie gesetzt hatte. Nein, Bornheld konnte sich nur noch auf Gautier und Timozel verlassen. Wer hätte je gedacht, daß ein Jüngling, der noch nicht ganz trocken hinter den Ohren war – und ein Axtschwinger dazu –, sich einmal zu einem solch getreuen und ergebenen Diener des Herzogs von Ichtar entwickeln würde? Der junge Mann hatte auf dem Marsch nach Süden bei mehr als einer Gelegenheit sein Können bewiesen. Timozel vermochte ebenso gut wie Gautier die Soldaten zu disziplinieren und zum Gehorsam zu zwingen. Und an Tapferkeit im Kampf kam ihm höchstens noch Bornheld selbst gleich. Nun ritt er links hinter dem Herzog und saß stolz und aufrecht im Sattel. Ein gelegentliches Aufblitzen in seinem visionären Blick erfüllte den Obersten Heerführer stets mit neuer Hoffnung.

Artor hatte diesen Jüngling mit der Gabe des zweiten Gesichts gesegnet und das bedeutete doch wohl, daß der oberste Gott Bornhelds Sache schließlich mit einem Sieg krönen wollte.

Der Blick des Herzogs wanderte zu dem Pferd, das dem Timozels in ein paar Schritten Abstand folgte. Faraday, seine Gemahlin, saß darauf und hielt sich an ihrer Zofe fest. Seit drei Tagen ging das nun schon so, seit Yrs Roß an der Kälte zugrunde gegangen war. Konnte Bornheld seiner Frau noch trauen? Er runzelte unter der Kapuze grüblerisch die Stirn. Der Herzog hatte immer geglaubt, daß Faraday ihn liebe. Schließlich hatte sie ihm Nacht für Nacht Liebesschwüre und andere süße Worte ins Ohr geflüstert. Und war die Jungfer nicht auch in seine Arme geflüchtet, nachdem der Axtherr sich als unfähig erwiesen hatte, sie zu beschützen? Aber dann wiederum hatte sie Axis beim Abschied auf dem Burghof etwas zugeflüstert.

Verwünschtes Weib, fluchte Bornheld in Gedanken. Ihre Zukunft war an seiner Seite und nicht an der seines Halbbruders. Faraday würde Ichtar den ersehnten Erben schenken und nicht dem hinterwäldlerischen Schattenland, in dem Axis gerade herrschen mochte. Doch wenn Bornheld Anlaß zu der Vermutung haben sollte, daß sie ihn genau so hintergehen wollte wie Magariz, würde er sie vorher erschlagen.

Der Verlust der Festung und in der Folge davon auch ganz Ichtars schmerzte den Herzog in der Tiefe seiner Seele. Als junger Mensch war er in einem lieblosen Haushalt aufgewachsen, verlassen von der eigenen Mutter und von seinem Vater vernachlässigt. Aber Ichtar hatte er Zeit seines Lebens geliebt. Und als der Vater gestorben und Bornheld mit nur vierzehn Jahren der neue Herzog geworden war, spürte er, daß sein Leben wirkliche Bedeutung erlangt hatte. Viele hatten ihn übersehen, als er noch nur der Sohn von Searlas gewesen war, doch nun erhielt er als dessen Nachfolger und Fürst eine solch ungeheure Machtfülle, daß er davon wie trunken war. Die Macht brachte ihm die Aufmerksamkeit, die er sich immer gewünscht hatte, die Achtung, zu der er sich berechtigt fühlte, die Befehlsgewalt, nach der er immer schon gestrebt hatte, und schließlich auch die Frau, die er mehr als alle anderen begehrte.

Und dann hatte er sein Herzogtum verloren. Bornheld empfand den Verlust so schmerzhaft, als sei ihm ein Glied abgetrennt worden. Welche Macht besaß er noch als jemand, der Ichtar nicht hatte halten können? Welche Achtung würde man ihm noch entgegenbringen? Selbst wenn der Herzog eines Tages Ichtar zurückerobert hatte – und daran hegte er nicht den geringsten Zweifel –, würde er sich danach immer noch verwundbar fühlen. Erst dann würde Bornheld sich wieder ganz oben fühlen, wenn er die Macht über das ganze Königreich besaß. Wenn er auf Achars Thron säße. Als König bekäme er alle Macht, alle Achtung und alle Liebe, die er so dringend brauchte. Als Monarch könnte er sich auch sofort aller Verräter entledigen, die ihn jetzt oder in Zukunft umgaben. Wie sehr verlangte es Bornheld, wieder an die Spitze zu gelangen. Und jetzt sollte es mehr noch als sein Herzogtum sein.

Ließen nicht Timozels Visionen den eindeutigen Schluß zu, daß er eines Tages den Thron erringen würde? Ja, Artor selbst wünschte es.

Nun näherten sie sich Jervois, und der Oberste Heerführer erhielt seit seinem Aufbruch zum ersten Mal Gelegenheit, einen genaueren Blick auf die Truppe zu werfen, die ihm noch unterstand. Trotz der erheblichen Verluste bei der Abwehrschlacht um die Stadt Gorken – für die allein dieses Natterngezücht Axis und der Verräter Magariz verantwortlich waren – stand ihm noch eine beeindruckende Streitmacht zur Verfügung. Ursprünglich hatte er mit fünftausend Mann die Festung verlassen. Doch die Verluste durch Erschöpfung, Erfrieren oder Desertion hatten die Flüchtlinge, die aus dem ganzen Herzogtum zu ihm gestoßen waren, mehr als wett gemacht. Es waren Bauern, die zwar einen erbärmlichen Eindruck machten, aber im Troß eingesetzt werden konnten. Und einige von ihnen ließen sich sicher zu Soldaten ausbilden. Außerdem standen überall in Achar noch Verbände und Abteilungen, die Bornheld als Oberstem Heerführer Achars unterstanden. Nicht zu vergessen die Kohorte von fünfhundert Axtschwingern, die im Turm des Seneschalls stationiert war, um den Bruderführer zu schützen. Insgesamt also eine beachtliche Armee. Und wenn das leise Geläute das bedeutete, wofür der Herzog es hielt, gebot er bald auch über die Kämpfer aus Rabenbund. Natürlich waren das nur barbarische Wilde, aber sie verstanden zu reiten und mit dem Speer umzugehen. Wenn einer einen Feind erstechen konnte, wollte Bornheld ihn auch in seine Reihen aufnehmen. Im Notfall konnte der Oberste Heerführer auch auf die Streitkräfte des Königreichs Korolean zurückgreifen, das im Süden von Achar lag und ihm freundschaftlich verbunden war. Wenn dieser geckenhafte Narr Priam noch nicht selbst auf die Idee gekommen sein sollte, mit dem Südreich ein Militärbündnis zu schließen, dann würde er, Bornheld, eben baldmöglichst dafür sorgen.

Plötzlich tauchte ein Reiter aus dem Nebel auf. Bornheld ließ gleich die ganze Kolonne anhalten und sah dem Rabenbunder ins unergründliche Gesicht. Der Mann hatte seine Züge mit noch mehr Tätowierungen versehen, als das bei seinem Volk ohnehin üblich war. Eine verwirrende Vielfalt von schwarzen und blauen Kreisen und Spiralen bedeckte nicht nur die Wangen, sondern auch Kinn und Stirn. Auf ihr war jedoch eigenartigerweise eine kreisrunde Stelle frei geblieben. Wie alle Rabenbunder hatte er sich kleine blaue Glassplitter und winzige Glöckchen in die unzähligen Zöpfe geflochten. Selbst sein Pferd – ein häßlicher gedrungener Gaul mit gelblichem Fell – trug in Mähne und Schweif Splitter und Glöckchen. Was für Barbaren. Aber wenn sie den gemeinsamen Feind töten konnten, sollte es ihm recht sein.

Ho'Demi ließ sich von dem General einen Moment lang anstarren und sagte dann: »Herzog Bornheld, Gorgrael hat unser Land genommen und unser Volk gemordet. Er führt seine Geisterwesen immer weiter nach Süden. Die Rabenbunder leben nur noch dafür, Rache zu nehmen. Wenn Ihr gegen den Zerstörer kämpft, dann wollen wir an Eurer Seite stehen.«

Der Oberste Heerführer kniff seine Augen zusammen, als er den Häuptling ansah: »Ja, ich streite tatsächlich gegen Gorgrael. Aber wenn Ihr an meiner Seite stehen wollt, müßt Ihr Euch mit Euren Männern meinem Befehl unterstellen.«

Ho'Demi wunderte sich kurz über den drohenden Tonfall in Bornhelds Stimme, ließ sich davon aber nicht abhalten. »Einverstanden«, erklärte er.

»Gut.« Der Herzog spähte in den Nebel hinter dem Häuptling, um festzustellen, wie viele Kämpfer er mitgebracht hatte. »Wie viele Männer könnt Ihr aufbieten?«

»Von den zwanzigtausend in meinem Lager vermögen elftausend, mit der Waffe umzugehen.«

»Dann habt Ihr wohl getan, Euch meiner Sache anzuschließen«, erklärte Bornheld. »Gemeinsam werden wir hier vor Jervois unsere Verteidigung ausbauen und jeden Feind zurückschlagen. Dieses Mal werde ich siegen!«

2 DER KRALLENTURM

Vier Wochen, nachdem Sternenströmer ihm das Zeichen der gekreuzten Axt von der Brust gerissen hatte, stand Axis an seiner Lieblingsstelle auf dem Krallenturm. Er hatte den Namen und Titel eines Axtherrn abgelegt und ließ sich jetzt den Wind durch das lange blonde Haar und den Bart wehen. Jeden Tag fand der Krieger Gelegenheit, hier oben einige Zeit allein zu verbringen. An diesem Ort mußte er sich nicht den Kopf über den Sternentanz, die Ikarier und sein neues Leben zerbrechen, sondern konnte sich ganz in der Betrachtung der wunderbaren Nordalpen verlieren.

Von dieser hohen Stelle auf einem Felsvorsprung bestaunte Axis einen blauweißen Gletscher, der sich tausend Meter vor ihm erhob und sich seinen Weg durch die weniger hohen Berge bahnte, um seine mächtigen Eisberge im Iskruel-Ozean zu gebären. Noch vor einem Monat hatte er draußen auf dem Meer nur winzige Eisberge ausmachen können, kaum mehr als ein paar Flecken am Horizont. Und heute vermochte der Krieger bereits zu erkennen, daß der riesige Eisbär auf der kleinsten Erhebung im Eis in irgendeinem Kampf mit einem anderen eines seiner Ohren verloren hatte.

Axis seufzte. Selbst alle Wunder seiner neuerworbenen Fähigkeiten konnten ihn nicht vergessen lassen, daß Faraday immer noch an der Seite eines seiner Halbbrüder ausharren mußte, während der andere, Gorgrael, bestimmt längst neue Truppen zusammenzog, um in Achar einzufallen. Und wenn der Krieger einmal nicht an Faraday oder seine verwünschten Stiefbrüder denken mußte, dann sorgte er sich um die Probleme, die sein neues Leben mit sich brachte.

Vater, Mutter, Schwester, Onkel und Großmutter. Alle zusammen eine ganz neue und aufregende Erfahrung, und jeder einzelne von ihnen sehr anstrengend. Am meisten beschäftigte ihn aber Sternenströmer. Seinen Vater hatte er bislang nur aus Hofklatsch und versteckten Andeutungen gekannt. Daß er für Axis nie wirklich faßbar gewesen war, hatte Gorgrael ja erst das Mittel in die Hand gegeben, ihn viele Jahre lang mit Alpträumen heimzusuchen. Denn der Zerstörer kam von Axis ebenso wenig los wie dieser von ihm.

Die Beziehung zwischen Vater und Sohn entwickelte sich alles andere als einfach. Sternenströmer war ein mächtiger Mann, der erhebliche Anforderungen an Axis stellte. Schon in der Frühe trieb er seinen Sohn an, bis der Krieger schließlich spät am Abend erschöpft auf sein Lager sank. Axis seinerseits sah sich in einer Zwickmühle: Nachdem er so lange allein gelebt hatte und sein eigener Herr gewesen war, störte ihn die Einmischung seines Vaters sehr – während er sich auf der anderen Seite nach dessen Aufmerksamkeit sehnte. So fiel es ihm nicht leicht, Ablehnung und Annäherung miteinander in Einklang zu bringen.

Der Krieger verzog den Mund, als er an den morgendlichen Unterricht dachte. Nachdem sie stundenlang im selben Zimmer gesessen hatten, waren sie in einen bitteren und heftigen Streit geraten. Morgenstern, die Mutter Sternenströmers und Axis' Großmutter, die häufig dem Unterricht beiwohnte, hatte den jungen Mann schließlich hinausgeschickt, um in Ruhe mit ihrem Sohn zu reden. Dabei wäre Axis doch viel lieber in dem Raum geblieben und hätte seinen Vater weitere Fragen über seine Herkunft und seine zauberischen Fähigkeiten gestellt.

»Ihr habt Euch wieder gestritten?«

So unerwartet aus seinen Gedanken gerissen, fuhr der Krieger herum. Aschure, die eine hellgraue Wolltunika und eine Hose dazu trug, trat ohne Furcht über den schmalen Felsvorsprung auf ihn zu. Ein paar Schritte vor ihm blieb sie stehen. »Darf ich mich zu Euch setzen? Oder störe ich?«

Axis lächelte. »Nein, nein, Ihr stört überhaupt nicht. Bitte, tretet doch näher.«

Sie ließ sich neben ihm nieder und zog die Beine an. »Eine wunderbare Aussicht.«

»Könnt Ihr den Eisbären dort hinten erkennen?« Er zeigte auf den Eisberg.

Aschure lachte. »Ich besitze leider nicht Eure Zaubersicht, Axis Sonnenflieger.«

Der Krieger spürte, wie er ruhiger wurde. Seit sie in den Krallenturm gekommen waren, hatte sich Aschure zu einer guten Freundin entwickelt. Sie war die einzige, der er sich anvertrauen konnte, da sie die Probleme um seine Herkunft zu verstehen schien.

»Ihr besitzt ein erstaunliches Geschick dafür, Euch in diesen Höhen zu bewegen, Aschure. Nur wenige Ebenenbewohner würden sich hier hinauswagen. Ganz zu schweigen davon, hier auch noch herumzulaufen, als handele es sich um die Ebenen von Skarabost.«

»Was habe ich denn hier schon zu befürchten, wenn doch ein Zauberer anwesend ist, um mich im Notfall zu retten?«

Axis lächelte und wechselte dann das Thema: »Woher wußtet Ihr, daß mein Vater und ich wieder Streit hatten?«

»Als er in die Wohnräume zurückkehrte, hat er Rivkah barsch angefahren. Sie gab ebenso barsch zurück, und da bin ich lieber geflohen. Sie zankten sich noch, als ich ging. Ich dachte mir, ich wende mich am besten an die Ursache für den Streit selbst und bitte um eine Erklärung.«

»Glaubt Ihr, ich wäre besser nicht wieder in ihr Leben getreten?« fragte der Krieger.

»Wenn die beiden sich nicht einig sind, seid Ihr bestimmt nicht die Ursache dafür, Axis«, entgegnete die junge Frau. »Tut mir leid, wenn Ihr das so aufgefaßt haben solltet. Es war von mir nur im Scherz gemeint.«

Der Krieger setzte sich neben sie, zog die Knie an, stützte die Ellenbogen darauf und dachte an seine Eltern. Während zwischen ihm und Sternenströmer Spannungen vorherrschten, war das Verhältnis zu seiner Mutter allein von Wärme bestimmt. Als die fünf Ikarier, die ihn vor den Alpen in Empfang genommen hatten, ihn in den Krallenturm führten, war Rivkah ihm als erste entgegengetreten. Ohne ein Wort zu sagen, hatte sie ihn gleich in die Arme geschlossen. Minutenlang standen die beiden so da, weinten leise und hielten sich so fest, wie sie nur konnten. Axis erinnerte sich an die Vision, wie seine Mutter darum gerungen hatte, ihn auf die Welt zu bringen, und dabei fast selbst zugrundegegangen wäre. So viele Jahre hatte der Krieger geglaubt, Rivkah hätte ihn sterbend verflucht. In der Zeit, in denen sie sich jetzt umarmten, heilten bei beiden viele Wunden.

Aber mit der Ehe zwischen seinen Eltern stand es nicht unbedingt zum besten. Daß die beiden sich sehr geliebt hatten, daran bestand für den Sohn kein Zweifel. Aber die Leidenschaft, die sie damals auf Sigholt füreinander verspürt hatten, hatte sich nicht so einfach auf den Krallenturm übertragen lassen. Vielleicht war Axis gerade rechtzeitig in ihr Leben getreten, um den traurigen Auflösungsprozeß ihrer Beziehung mitzuerleben.

»Es ist sicher nicht leicht, dem eigenen Mann ins Gesicht zu sehen und dabei festzustellen, daß er genauso jung aussieht wie der Sohn.«

Axis' Züge verdunkelten sich wieder. Das ikarische Blut erwies sich als viel stärker, und genau wie seine Schwester würde er so alt werden wie ein Vogelmensch. Gut fünfhundert Jahre, wenn seine Feinde ihn so lange am Leben ließen. Wie würde es sein, seinen Freunden dabei zuzusehen, wie sie alterten und schließlich starben, wenn er nach ikarischen Verhältnissen noch ein junger Mann wäre? Wie würde es sein, die eigenen Enkel zu beerdigen, noch bevor er selbst seine mittleren Jahre erreicht hätte?

»Ob es mir wohl gefällt, in vierhundert Jahren immer noch hier herauszukommen und den Eisbären bei der Robbenjagd zuzuschauen? Und mich verzweifelt an den Namen und das Gesicht der schönen jungen Frau zu erinnern versuche, die sich vor so lange Zeit zu mir gesetzt hat? Deren Gebeine dann in irgendeinem vergessenen Grab längst zu Staub zerfallen sind? Nein, Aschure, dieser Gedanke gefällt mir überhaupt nicht. Er kommt mir sehr … hart vor.«

Die junge Frau nahm seine Hand. Axis erstarrte kurz und zwang sich zu einem Lächeln. »Aber die Kräfte, in deren Gebrauch ich mich als angehender ikarischer Zauberer Tag für Tag übe, gewähren mir auch einige Vorteile. Darunter die, der Frau, die gerade neben mir sitzt, ein kleines Geschenk für ihre Freundschaft zu machen.«

Für einen Moment glaubte Aschure, im Wind eine ferne Melodie zu vernehmen. Dann lachte sie vor Vergnügen, als die samtweichen violetten Blüten der Mondwildblume auf sie herabregneten. Sie ließ Axis' Hand los und versuchte, so viele wie möglich von ihnen aufzufangen.

»Woher wußtet Ihr das?« fragte die junge Frau verwundert. Es hatte ihr den Atem geraubt. Seit über zwanzig Jahren hatte sie keine Mondwildblumen mehr gesehen. Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatte ihre Mutter sie manchmal bei Vollmond mit hinaus genommen, um diese seltenen Pflanzen zu suchen.

Der Krieger pflückte eine Blüte aus der Luft und flocht sie in Aschures Haar. Er wirkte nicht ganz so begeistert wie seine Freundin, denn eigentlich hatte er beabsichtigt, Frühlingsrosen auf sie herabregnen zu lassen. »Ach, das war nur gut geraten. Ihr erinnert mich manchmal an die Mondwildblume. Verbergt Euch in der Dunkelheit und wollt weder gefunden noch berührt werden.«

Ihre gute Laune war mit einem Mal dahin, aber sie hielt eine der Blüten vorsichtig in ihren Händen und brachte rasch die Sprache auf ein anderes Thema. »Abendlied hat mich aufgefordert, heute nachmittag mit ihr an den Kampfübungen teilzunehmen. Sie meint, ich hätte die richtigen Anlagen dafür.«

Axis' ikarische Schwester war immer noch zutiefst von Aschures Kämpferqualitäten beeindruckt, die sie besonders bei der Schlacht am Erdbaum demonstriert hatte. Während die ikarische Luftarmada nur hilflos dagestanden und nicht gewußt hatte, was sie gegen die angreifenden Skrälinge unternehmen sollte, hatte die Menschenfrau sich mit einer Waffe gewehrt und dabei herausgefunden, wo die Schwachstelle der Kreaturen lag: Man mußte ihnen ins Auge stechen. Und als sie das erkannt hatte, hatte sie die Ikarier und Awaren dazu angefeuert, nun ihrerseits über die Geisterwesen herzufallen. Und damit nicht genug, hatte Aschure während der Schlacht auch noch Sternenströmer vor dem schon fast sicheren Ende bewahrt.

Kein Wunder, daß Abendlied die Ebenenläuferin für ihren Mut und ihren kühlen Kopf bewunderte. Schon seit Wochen bearbeiteten Axis' Schwester und ihr Staffelführer Dornfeder sie, doch endlich in die Luftarmada einzutreten und an der Ausbildung teilzunehmen.

Dem Krieger entging die zögernde Haltung seiner Freundin nicht, und er glaubte, die Gründe dafür zu kennen. Hatte nicht er selbst sie beschuldigt, vor ihrer Flucht nach Awarinheim mit Ramu und Schra ihren Vater getötet und seinen Offizier Belial niedergeschlagen zu haben? Hatten nicht auch die Awaren sie abgelehnt, weil sie einer solch gewaltbereiten Person nicht vertrauten, auch wenn sie etlichen von ihnen das Leben gerettet hatte?

»Aschure«, begann er sanft, »Ihr habt nur das getan, was Ihr tun mußtet. Nun habt Ihr das Recht, Euer Leben selbst zu bestimmen. Steht Euch denn der Sinn danach, heute nachmittag mit Abendlied zu den Waffenübungen zu gehen?«

Die junge Frau zögerte und nickte dann. »Ich habe die Luftsoldaten beim Bogenschießen gesehen. Sie wirken dabei so prachtvoll und gewandt. So etwas würde ich auch gerne können. Dornfeder hat versprochen, mir alles zu zeigen und mir«, sie verzog den Mund, »den Umgang mit Pfeil und Bogen beizubringen …« Wieder zögerte sie und schien sich danach zum Weiterreden zwingen zu müssen. »Ich bin es so leid, mich hilflos zu fühlen und kein Ziel im Leben zu haben. Mir kommt es so vor, als hätte ich mein bisheriges Dasein in einem tiefen dunklen Brunnen verbracht. In Smyrdon war ich doch wirklich lebendig begraben. Und jetzt habe ich das Gefühl, als kämpfte ich mich langsam an die Oberfläche. Aber es ist noch so weit bis dahin. Jeder Tag, den ich nicht in meinem Heimatdorf verbringen muß, jede neue Erfahrung bringt mich ein Stück weiter und weckt mich mehr aus meiner geistigen Erstarrung. Ihr habt recht, ich muß für mich einen neuen Weg finden.«

Aschure lachte plötzlich, und ihre gute Laune kehrte zurück. »Wie froh ich bin, nicht auch solch ein ikarischer Zauberer wie Ihr zu sein, den man zu heldenhaften Taten auserkoren hat. Das wäre eine zu große Last für mich.«

Axis aber wandte sich mit undurchdringlicher Miene von ihr ab. »Ich bin doch kein Held.«

Die junge Frau senkte den Blick auf die Blüte, die sie immer noch in den Händen hielt. Wenn ihr Freund sich seiner selbst ebenfalls unsicher war, konnte sie ihm deswegen keine Vorwürfe machen. Kein Tag verging, an dem der ehemalige Axtherr nicht die Männer beweinte, die um seinetwillen gestorben waren. Und die Vorstellung erfüllte ihn mit der größten Furcht, daß noch weitere seinetwegen in den Tod gehen müßten. Und es quälte ihn sehr, daß seine Schwester ihm die Schuld am Tod seines Vetters Freierfall gab.

»Grämt Euch nicht wegen Abendlieds Vorwürfen. Sie hat sich noch nicht mit dem Tod von Freierfall abfinden können. Und ihr Kummer sucht sich einen Sündenbock.«

Der Krieger wußte sehr gut, daß Abendlied ihn aus viel mehr Gründen ablehnte, als nur dem, den Tod seines Vetters nicht verhindert zu haben. Ihr fiel es noch schwer, sich daran zu gewöhnen, jetzt einen älteren Bruder zu haben. Und dazu noch einen, der die Anlagen des Vaters voll und ganz geerbt hatte. Früher hatte die ganze Aufmerksamkeit Sternenströmers seiner Tochter gegolten, und jetzt war sie eifersüchtig, weil ihr Vater jede freie Stunde mit seinem Sohn verbrachte. Abendlied konnte kaum verstehen, warum Sternenströmer jetzt Axis soviel Zeit widmete.

Welch glückliche Fügung, dachte Axis, daß Aschure zugegen war und Abendlied eine Gefährtin sein wollte. Schließlich genoß er ja selbst ihre Freundschaft und ihr Verständnis, mit dem sie ihm half, Ordnung in sein neues Leben zu bringen und sich an seine Zauberkräfte zu gewöhnen. Rivkah gab sich natürlich auch Mühe, beruhigend auf Abendlied einzuwirken. Aber wenn Aschure nicht gewesen wäre, hätte sich Sternenströmers Familie sicher aufgelöst oder sich gegenseitig bekämpft.

»Die Sonnenflieger sind schon ein Völkchen, mit dem sich schwer leben läßt«, meinte er schwermütig und stützte das Kinn auf eine Hand.

»Das kann man von allen Ikariern sagen«, bemerkte Aschure und blickte in die Ferne. »Wenn es um Leidenschaften geht, sind sie unübertroffen, aber von Freundschaft verstehen sie leider nur wenig.«

Axis betrachtete sie nachdenklich. Diese junge Frau aus Smyrdon war klüger als so viele andere, die bereits ein Leben voller Studien oder im diplomatischen Dienst hinter sich hatten. Woher hatte Aschure diese Menschenkenntnis? Gewiß nicht von ihrem Vater. Hagen war so sensibel wie ein Sack Gerste gewesen. Vielleicht von ihrer Mutter? Aber nach allem, was Axis über die Frauen von Nor wußte, kümmerten sie sich vornehmlich um fleischliche Freuden und sonst um sehr wenig. Und die beklagenswert unwissenden Dorfbewohner hatten sicher auch kaum etwas zu der inneren Tiefe der Erkenntnisse beigetragen, die diese junge Frau immer wieder offenbarte.

Aschure rutschte unter seinem Blick nervös hin und her. Diese hellblauen Augen schienen bis tief in ihre Seele schauen zu können. Um sich davon zu befreien, sprach sie das erste aus, das ihr gerade in den Sinn kam.

»Denkt Ihr viel an Faraday? Sorgt Ihr Euch darum, ob es ihr gut geht?« Sofort bereute die junge Frau, nicht an sich gehalten zu haben.

Denn der Krieger erstarrte, und Aschure bemerkte, wie er sich von ihr zurückzog. Axis sprach nur selten von Faraday, aber dennoch wußte Aschure, daß sie ständig seine Gedanken beherrschte.

Die junge Frau suchte nach einer Möglichkeit, die Kluft zwischen ihnen zu überbrücken. »Wißt Ihr, ich habe sie gesehen. Bei der Jultidenfeier. Faraday vereint außerordentliche Schönheit mit bewundernswertem Mitgefühl und großer Selbstlosigkeit. Da wundert es einen wenig, wenn Ihr sie so sehr liebt.«

»Ihr habt sie gesehen? Wie und bei welcher Gelegenheit?«

»Hat Sternenströmer Euch nicht berichtet, daß er mit ihrer Hilfe während des Angriffs der Skrälinge den Erdbaum aus seinem Schlaf weckte?«

Der Krieger nickte noch ganz in Gedanken, und Aschure fuhr rasch fort: »Ich weiß nicht, welchen Zauber Euer Vater einsetzte, aber Faraday erschien wie in einer Vision über dem Heiligtum. Niemand außer mir hat sie gesehen. Sternenströmer und Ramu konzentrierten sich so sehr auf den Baum, daß sie nicht einmal den Kopf hoben. Ich weiß nicht, ob sie mich bemerkt hat. Faraday lächelte jedenfalls zu uns herab.« Aschure zuckte die Achseln. »Wenigstens bilde ich mir ein, daß sie dabei auch mich angelächelt hat.«

Axis machte wieder einen etwas gelösteren Eindruck. »Ihr würdet Faraday gefallen, genauso wie sie Euch. Wie jammerschade, daß Ihr beide im Gespinst der Prophezeiung gefangen seid.«

»Wenn ich mit Bornheld verheiratet wäre, hätte er die Hochzeitsnacht nicht überlebt«, erklärte Aschure grimmig. In den vergangenen Wochen hatte sie einiges über die Lebensumstände Faradays erfahren. »Warum ist sie nicht mit Euch zum Krallenturm geflohen?«

»Weil sie den Eid ehrt, den sie bei ihrer Vermählung mit meinem Stiefbruder abgelegt hat. Selbst ihre Liebe zu mir kann sie nicht dazu bewegen, diesen Schwur zu brechen.« Er klang bitter. »Ob ich mir über sie Gedanken mache und mich frage, wie es ihr wohl ergangen sein mag? Bei jedem Atemzug, den ich tue, Aschure, denn ich lebe nur für sie.«

»Axis!«

Beide fuhren herum, als sie die Stimme hörten. Sternenströmer stand in dem Türbogen, der vom Felsvorsprung zurück ins Innere des Berges führte. Er hatte die weißen Flügel ein wenig ausgestreckt, um hier draußen sicheren Halt zu finden.

Axis erhob sich sofort. Wieder empfand er das Erscheinen seines Vaters als Störung.

Sternenströmer hielt seinem Blick stand und sah dann zu Aschure. Er lächelte sie warm an, während er ihre Schönheit in sich aufnahm. »Ihr solltet unsere liebe Freundin nicht hier hinaus führen, Axis. Sie besitzt nicht Euren Gleichgewichtssinn.« Der Zauberer trat vor und half Aschure hoch. Dann führte er sie an der Hand zurück in die Sicherheit des Bergs.