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Inhalt

Auf in den Wilden Westen!

Die Riesenschlange ist los

Lassos für alle

Einbruch im Safaripark

Ausgerechnet Fridolin!

Affentheater

Auf eigene Faust

Eine Spur?

Echte Cowboys

Pech gehabt!

Ein tolles Angebot

Jippieh-je!

Donnerwetter

Alles umsonst?

Das wird schon!

Heimlich durch die Nacht

Ertappt!

In der Schlinge

Einfach toll!

Cowgirl Lou

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Auf in den Wilden Westen!

„Autsch, Tristan! Jetzt reicht’s mir aber!“ Lou nimmt ihren kleinen Beo von der Schulter. „Du kannst mich doch nicht immer ins Ohr kneifen! Und schon gar nicht, wenn ich Hausaufgaben mache!“, beschwert sie sich.

„Liiiiieb haaab“, flötet Tristan und legt seinen Kopf schief.

„Du Monster“, kichert Lou und krault ihren Vogel am Hals. Das mag er am liebsten. Dann schaut sie auf die Uhr. „Was? So spät schon?“ In zehn Minuten fängt die Reitstunde an. Wie gut, dass sie direkt neben dem Reiterhof wohnt!

„Und du bleibst schön hier, mein Lieber“, sagt sie und pest mit Tristan in Opas Wohnzimmer. Schon hat sie ihren Beo in die Voliere gesetzt. Und schwups! ist sie wieder draußen, noch bevor Opa hinter seiner Zeitung hervorgelugt und „Guten Tag!“ gesagt hat.

Lou freut sich schon auf ihr Mounted-Games-Training. Für sie und ihr Pony Lakritz gibt es nichts Schöneres als die Reiterspiele. Und darum ist es ein ziemlicher Schock, als Hanna ihre Reitschüler mit den Worten begrüßt: „Hallo, ihr könnt gleich wieder absatteln!“

„Wieso denn? Fällt der Unterricht etwa aus?“, fragt Lou entsetzt. Und auch alle anderen im Team machen lange Gesichter.

„Ja, das Mounted-Games-Training fällt aus“, sagt Hanna, aber sie schmunzelt so seltsam dabei. „Dafür“, fährt sie nach einer kleinen Pause fort, „lernen wir heute Westernreiten!“

Westernreiten? Lou schaut ratlos zu ihrer Freundin hinüber. Jella zuckt mit den Schultern. Sie hat auch keine Ahnung, was plötzlich in Hanna gefahren ist.

„Also, los! Absatteln!“, sagt Hanna in ihrem typischen, strengen Reitlehrerinnenton. „In der Sattelkammer liegen Westernsättel für euch bereit. Ihr könnt euch jeder einen aussuchen!“

Sofort stürmen Lou, Jella, Anna, Clara, Tim und Jakob in die Sattelkammer. Es dauert einen Augenblick, bis ihre Augen sich an das Dämmerlicht darin gewöhnt haben. Aber dann entdecken sie auch schon die neuen Sättel, die an der Wand hängen.

„Das sind also Westernsättel!“, staunt Anna. „Vorne am Knauf soll man sich wohl festhalten, um nicht vom Pferd zu fallen?“

„Quatsch, daran wird das Lasso gehängt“, weiß Jakob, schließlich hat er schon jede Menge Western gesehen.

„Ich finde die Sättel jedenfalls wunderschön!“, meint Jella. Der, den sie sich ausgesucht hat, ist über und über mit Blumen verziert. Alle ins Leder hineingefräst.

Lou schnappt sich einen Sattel, dessen Leder ein Schuppenmuster hat wie eine Schlangenhaut. Und der goldene Knauf ist der Schlangenkopf. „Lakritz sieht bestimmt toll damit aus!“, ruft sie. Schon rennt sie nach draußen und legt ihm sofort den neuen Sattel auf.

Als die ganze Truppe kurz darauf zum Reitplatz zurückkommt, ist Hanna nicht allein. Ein Mann steht neben ihr. Er ist etwa so alt wie Lous Papa, trägt Jeans, spitze Cowboyschuhe und ein rotes Fransenhemd.

Hello!“, ruft er ihnen zu und schwenkt seinen Hut. „Schön, euch kennenzulernen! Ich bin Billy Blue. In zwei Wochen führen wir unsere Western-Show auf dem Marktplatz auf. Und ich wollte euch fragen, ob ihr dabei mitmacht!“

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Die Reitschüler machen große Augen.

„Also, passt auf!“ Billy Blue rückt seinen Cowboyhut zurecht. „Unsere Show erzählt die Geschichte von skrupellosen Viehdieben, die im Wilden Westen ihr Unwesen treiben. Und als der Sheriff nichts unternimmt, tun sich Cowboys mehrerer Farmen zusammen, um den Dieben selber das Handwerk zu legen.“

„Klingt spannend“, raunt Lou Jella zu. Anscheinend etwas lauter als beabsichtigt.

„Klingt nicht nur spannend, ist es auch!“, sagt Billy und lacht. „Wir sind allerdings nur fünf Reiter. Drei davon spielen die Diebe. Wir brauchen also noch ordentlich Cowboys und Cowgirls, die uns bei unserer Verbrecherjagd unterstützen. Meint ihr, ihr könnt uns helfen?“

„Klar doch!“, rufen alle durcheinander.

„Das habe ich mir gedacht!“ Billy Blue strahlt. „Wir fragen immer ein Mounted-Games-Team. Damit haben wir prima Erfahrungen gemacht. Aber wir nehmen in jeder Stadt nur das beste Team. Und das seid ihr, wie ich gehört habe!“

Die sechs Reiter platzen fast vor Stolz. Klar sind sie die Besten. Gerade erst im letzten Turnier sind sie die Nummer eins geworden!

„Okay, dann probiert die neuen Sättel aus!“, schlägt Billy Blue in seinem breiten amerikanischen Tonfall vor. „Das Horn vorn am Sattel ist nämlich nicht der einzige Unterschied!“

Stimmt! Lou merkt sofort, dass man auch ganz anders im Sattel sitzt. Irgendwie sicherer, wie in einer Mulde.

„Gar nicht so schlecht“, denkt sie, als sie auf dem Reitplatz die ersten Runden drehen.

„Good“, nickt Billy Blue. „Und jetzt nur noch einhändig reiten!“

Für das Mounted-Games-Team ist das kein Problem. Doch ganz so einfach bleibt das Training nicht.

„Wir wollen dem Publikum natürlich ein bisschen was bieten“, meint Billy. „Deshalb werden wir zum Abschluss noch springen üben.“

„Springen?“ Lou schluckt.

„Wir müssen in der Show springen?“, fragt auch Clara erschrocken. „Mit den Pferden?“

„Natürlich mit den Pferden!“, grinst Billy. „Mit was denn sonst? Aber keine Angst, ihr müsst nur über ein paar Baumstämme rüber.“

Gemeinsam stellen sie Hindernisse auf dem Reitplatz auf.

„Los, Leute, das könnt ihr doch!“, spornt Hanna ihr Team an. „Das Training machen wir nur, um euch an die Westernsättel zu gewöhnen.“

Lou muss gleich als Erste springen. Ein bisschen mulmig ist ihr schon. Doch Lakritz nimmt das Hindernis locker. Dann dreht er um und springt gleich noch mal. Zum Glück ist Anna, die als Nächste dran ist, noch nicht losgeritten.

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„He, Lou, pass gefälligst auf!“, schimpft Hanna.

Aber Billy Blue zwinkert Lou fröhlich zu. „Perfekt! Das wird eine super Show mit euch!“

Jetzt macht Lou das Springen auch Spaß und sie ist fast ein bisschen enttäuscht, als Billy das Training schließlich beendet.

„Ihr wart großartig!“, lobt er sie zum Abschluss.

Lou, Jella und die anderen strahlen. Von Hanna sind sie so viel Lob gar nicht gewohnt.

„Morgen komme ich wieder“, verspricht Billy. „Und dann zeige ich euch, wie man ein Lasso wirft! Also, bis dann!“ Und damit dreht er sich um und stiefelt breitbeinig davon.

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Die Riesenschlange ist los

Nach dem Training rennt Lou begeistert nach Hause. Sie soll in einer Wildwest-Show mitmachen! Das muss sie sofort Opa erzählen und Mama und Papa und Till natürlich auch! Da passt es ja gerade ausgezeichnet, dass alle vier in der Küche zusammensitzen. Aber Lou kommt gar nicht dazu, überhaupt etwas zu sagen.

„Lou, stell dir vor! Eine Pythonschlange ist verschwunden!“, ruft Till ihr entgegen.

„Was?“ Lou guckt ihren Bruder entsetzt an. „So eine dicke, fette Riesenschlange? Wo?“

Till verdreht die Augen. „Im Safaripark natürlich!“

Am Stadtrand von Düllenburg gibt es einen großen Safaripark. Lous Mutter arbeitet dort als Tierärztin.

Lou stutzt einen Moment, dann lacht sie. „Ach, was! Da musst du früher aufstehen, Till! Auf so einen Quatsch fall ich doch nicht rein!“

„Leider hat Till recht“, meint Mama ernst. „Als der Tierpfleger heute früh seinen Dienst angetreten hat, stand die Tür des Terrariums offen. Und eine Pythonschlange war weg!“

„War etwa die Tür nicht abgeschlossen?“ Lou wird ganz anders bei dem Gedanken. Denn so eine kleine Nachlässigkeit könnte schlimme Folgen haben. Lou möchte bei ihrem nächsten Besuch im Safaripark zumindest nicht plötzlich einer Riesenschlange begegnen.

„Der Tierpfleger schwört Stein und Bein, dass er die Tür fest verschlossen hat!“, fährt Mama fort.

„Dann war es also Diebstahl?“, fragt Lou.

Mama seufzt. „Wir wissen es nicht.“

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„Wir können nur hoffen, dass es Diebstahl war“, meint Opa. „Denn sonst drückt sich irgendwo im Safaripark eine acht Meter lange Riesenschlange herum, die langsam, aber sicher Hunger kriegt!“

Am Abend liegt Lou auf dem Bett und knabbert an ihrem Stift. Was soll sie denn jetzt in ihr Geheimtagebuch eintragen? Normalerweise schreibt sie nämlich nur einen einzigen Satz pro Tag. Meistens reicht das auch. Aber was, wenn es an einem Tag so viel Neues gibt?

„Dann muss man wohl oder übel zwei Sätze schreiben“, denkt Lou. „So einfach ist das!“

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Lassos für alle

Am nächsten Tag läuft Lou gleich nach dem Mittagessen wieder zum Reiterhof.

Oje, alle anderen stehen ja schon auf dem Reitplatz. Vielleicht hätte sie den Nachtisch doch lieber ausfallen lassen sollen? Doch als Lou atemlos ankommt, begrüßt Billy gerade erst das Mounted-Games-Team.

„Heute zeige ich euch also, wie man mit dem Lasso umgeht“, sagt Billy und drückt jedem ein Seil in die Hand.

„An einem Ende des Lassos ist eine Öse. Wir nennen sie Honda. Da steckt ihr das andere Ende hindurch, sodass ihr eine große Schlaufe habt!“, erklärt Billy.

Alle machen es ihm nach. Auch Hanna, die bei der Show ebenfalls mitreitet.

„Mit der linken Hand haltet das Seil jetzt am Honda fest. Das lose Seilende nehmt ihr in die rechte Hand. Über die Hand legt ihr nun die Schlinge.“ Billy guckt sich bei jedem Einzelnen die Ausgangsposition an und korrigiert hier und da noch ein bisschen die Haltung.

„Okay, ihr müsst jetzt nur noch die rechte Hand schnell nach oben schwingen und gegen den Uhrzeigersinn drehen.“ Billy macht es vor. Die Lassoschlaufe kreist über seinem Kopf. „Jetzt seid ihr dran!“

Lou versucht, das Lasso über ihrem Kopf zu wirbeln. Aber die Schlinge klatscht sofort nach unten und verheddert sich an ihren Füßen. Bei den anderen sieht der erste Versuch nicht viel besser aus …

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„Los, gleich noch mal. Das kriegt ihr schon hin!“, spornt Billy sie an.

Wieder und wieder wirft Lou das Lasso in die Luft. Und auf einmal klappt es. Die Schlinge kreist über ihr. Besser gesagt, sie eiert. Aber immerhin!

„Los! Drehen, drehen und immer weiterdrehen!“, ruft Billy ihr zu. „Und nicht zu schnell. Schön mit Gefühl!“

Lou wirbelt das Lasso weiter und siehe da: Die Schlinge wird immer mehr zu einem Kreis.

„Super, ein richtiges Naturtalent!“, lobt Billy sie. In dem Moment rauscht die Schlaufe zu Boden.

Mit rotem Kopf hebt Lou das Seil wieder auf und versucht es gleich noch einmal.