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Jules Verne

Der Herr der Welt

Illustrierte und unzensierte Komplettübersetzung

Jules Verne

Der Herr der Welt

Illustrierte und unzensierte Komplettübersetzung

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
Übersetzung und Fußnoten: Jürgen Schulze
Illustrationen: George Roux
EV: A. Hartleben’s Verlag, 1905
1. Auflage, ISBN 978-3-962814-86-1

null-papier.de/619

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Ju­les Ver­ne – Le­ben und Werk

Ers­tes Ka­pi­tel – Was im Lan­de vor­geht

Zwei­tes Ka­pi­tel – In Mor­gan­ton

Drit­tes Ka­pi­tel – Der Gre­at Eyry

Vier­tes Ka­pi­tel – Ein Wett­ren­nen des Au­to­mo­bil­klubs

Fünf­tes Ka­pi­tel – In Sicht des Ufers von Neu­eng­land

Sechs­tes Ka­pi­tel – Der ers­te Brief

Sieb­tes Ka­pi­tel – Nun gar drei!

Ach­tes Ka­pi­tel – Um je­den Preis

Neun­tes Ka­pi­tel – Ein zwei­ter Brief

Zehn­tes Ka­pi­tel – Vo­gel­frei

Elf­tes Ka­pi­tel – Auf der Su­che

Zwölf­tes Ka­pi­tel – Die Bucht von Black-Rock

Drei­zehn­tes Ka­pi­tel – An Bord der »Epou­van­te«

Vier­zehn­tes Ka­pi­tel – Der Nia­ga­ra

Fünf­zehn­tes Ka­pi­tel – Des Ad­lers Horst

Sech­zehn­tes Ka­pi­tel – Ro­bur der Ero­be­rer

Sieb­zehn­tes Ka­pi­tel – Gleich Gott

Acht­zehn­tes Ka­pi­tel – Noch ein­mal bei der al­ten Grad

Ein Nach­wort

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie die­ses E-Book aus mei­nem Ver­lag er­wor­ben ha­ben.

Ju­les Ver­ne ge­hört zu den Au­to­ren, die je­der schon ein­mal ge­le­sen hat. Eine Be­haup­tung, die man nicht über vie­le Schrift­stel­ler auf­stel­len kann. Die Ge­schich­ten von Ver­ne sind un­ter­hal­tend, lehr­reich und im­mer sehr at­mo­sphä­risch.

In un­re­gel­mä­ßi­ger Fol­ge wird mein Ver­lag die Wer­ke von Ver­ne ver­öf­fent­li­chen – die be­kann­ten wie die un­be­kann­ten. Im­mer in der über­ar­bei­te­ten Er­st­über­set­zung, um den (sprach­li­chen) Ch­ar­me der Zeit bei­zu­be­hal­ten.

Kor­ri­giert und kom­men­tiert wer­den Orts- und Per­so­nen­na­men oder of­fen­sicht­lich falsche An­ga­ben. Sie fin­den die Er­läu­te­run­gen in Fuß­no­ten.

Ich habe es mir auch nicht neh­men las­sen, die ur­sprüng­li­chen Na­men zu ver­wen­den: Aus dem Jo­hann wird so wie­der der ur­sprüng­li­che Jean, aus Lud­wig wie­der Louis und aus Ma­ri­an­ne wie­der Ma­rie. Ich den­ke, das tut den Ge­schich­ten nur gut.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

 

Ihr
Jür­gen Schul­ze

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Ju­les Ver­ne – Le­ben und Werk

Bei­na­he wäre Klein-Ju­les als Schiffs­jun­ge nach In­di­en ge­fah­ren, hät­te eine Lauf­bahn als See­mann ein­ge­schla­gen und spä­ter un­ter­halt­sa­mes See­manns­garn ge­spon­nen, das ver­mut­lich nie die Drucker­pres­se er­reicht hät­te.

Jules Verne
Ju­les Ver­ne

Ver­liebt in die aben­teu­er­li­che Li­te­ra­tur

Glück­li­cher­wei­se für uns Le­ser hin­dert man ihn dar­an: Der Elf­jäh­ri­ge wird von Bord ge­holt und ver­lebt wei­ter­hin eine be­hü­te­te Kind­heit vor bür­ger­li­chem Hin­ter­grund. Ge­bo­ren am 8. Fe­bru­ar 1828 in Nan­tes, wächst Ju­les-Ga­bri­el Ver­ne in gut si­tu­ier­ten Ver­hält­nis­sen auf. Als äl­tes­ter von fünf Spröss­lin­gen soll er die vä­ter­li­che An­walt­spra­xis über­neh­men, wes­halb er ab 1846 in Pa­ris Jura stu­diert.

Viel span­nen­der fin­det er schon zu die­ser Zeit al­ler­dings die Li­te­ra­tur. Ver­ne freun­det sich so­wohl mit Alex­and­re Du­mas als auch mit sei­nem gleich­na­mi­gen Sohn an. Ge­mein­sam mit Va­ter Du­mas ver­fasst er Opern­li­bret­ti und ers­te dra­ma­ti­sche Wer­ke. Nach dem Ab­schluss sei­nes Stu­di­ums be­schließt er, nicht nach Nan­tes zu­rück­zu­keh­ren, son­dern sich völ­lig der Dra­ma­tik zu wid­men.

Zwar schreibt er nicht ganz er­folg­los – drei sei­ner Er­zäh­lun­gen er­schei­nen in ei­ner li­te­ra­ri­schen Zeit­schrift. Doch zum Le­ben reicht es nicht, wes­halb der jun­ge Au­tor 1852 den Pos­ten ei­nes In­ten­danz-Se­kre­tärs am Théâtre ly­ri­que an­nimmt. Im­mer­hin wird die­se Ar­beit zu­ver­läs­sig ver­gü­tet und Ver­ne darf sich als Dra­ma­ti­ker be­tä­ti­gen. In sei­ner Frei­zeit ver­fasst er wei­ter­hin Er­zäh­lun­gen, wo­bei ihn aben­teu­er­li­che Rei­sen am meis­ten in­ter­es­sie­ren.

Als er 1857 eine Wit­we hei­ra­tet, die zwei Töch­ter in die Ehe mit­bringt, muss sich der Li­te­rat nach ei­ner bes­ser be­zahl­ten Ein­kom­mens­quel­le um­se­hen. Wäh­rend der nächs­ten zwei Jah­re schlägt er sich als Bör­sen­mak­ler durch, wo­bei er ge­nug Zeit fin­det, län­ge­re Schiffs­rei­sen zu un­ter­neh­men, be­vor 1861 sein Sohn Mi­chel ge­bo­ren wird.

Ver­liebt ins li­te­ra­ri­sche Aben­teu­er

Letzt­lich ist es ei­ner be­son­de­ren Be­geg­nung im Jahr 1862 ge­schul­det, dass al­les, was der Au­tor bis­her »geis­tig an­ge­sam­melt« hat, in sei­nen künf­ti­gen Ro­ma­nen kul­mi­nie­ren darf: Der Ju­gend­buch-Ver­le­ger Pier­re-Ju­les Het­zel ver­öf­fent­licht Ver­nes uto­pi­schen Rei­se­ro­man »Fünf Wo­chen im Bal­lon«. Die­ses von ihm oh­ne­hin be­vor­zug­te Su­jet wird den Schrift­stel­ler nie wie­der los­las­sen – die aben­teu­er­li­chen Rei­sen, auf wel­cher Rou­te auch im­mer sie ab­sol­viert wer­den. Het­zel ver­legt Ver­nes noch heu­te be­lieb­tes­te Schrif­ten: 1864 »Rei­se zum Mit­tel­punkt der Erde«, im fol­gen­den Jahr »Von der Erde zum Mond«, 1869 »Rei­se um den Mond« und »Zwan­zig­tau­send Mei­len un­ter dem Meer«. Mit »Rei­se um die Erde in 80 Ta­gen« er­scheint 1872 Ju­les Ver­nes er­folg­reichs­ter Ro­man über­haupt.

Die Zu­sam­men­ar­beit mit Het­zel, der gleich­zei­tig als sein Men­tor fun­giert, sorgt in den spä­ten 1860er Jah­ren da­für, dass der höchst pro­duk­ti­ve Schrift­stel­ler sei­ner Fa­mi­lie ei­ni­gen Wohl­stand bie­ten und sich selbst »ju­gend­traum­haf­te« Rei­se­wün­sche er­fül­len kann. Sein Ver­le­ger stellt ihn nam­haf­ten Wis­sen­schaft­lern vor – in Kom­bi­na­ti­on mit den er­wähn­ten Rei­sen ent­steht auf die­se Wei­se ein un­ge­heu­rer Fun­dus der In­spi­ra­ti­on: Ju­les Ver­nes Zet­tel­kas­ten ent­hält an­geb­lich 25.000 No­ti­zen!

Zwar ist er seit »Rei­se um den Mond« glei­cher­ma­ßen wohl­ha­bend und ge­ach­tet; er en­ga­giert sich seit den spä­ten 1880er Jah­ren so­gar als Stadt­rat in Amiens, wo­hin er 1871 mit sei­ner Fa­mi­lie über­ge­sie­delt war. Der »Rit­ter­schlag« aber bleibt aus: In der Aca­dé­mie françai­se möch­te man den Ju­gend­buch­au­tor nicht ha­ben, er gilt als nicht se­ri­ös ge­nug.

Den Ze­nit sei­nes Schaf­fens hat der Li­te­rat be­reits über­schrit­ten, als er 1888 blei­ben­de Ver­let­zun­gen durch den Schuss­waf­fen-An­griff ei­nes geis­tes­ge­stör­ten Ver­wand­ten da­von­trägt. Den­noch ar­bei­tet der Au­tor un­un­ter­bro­chen wei­ter. Als Ju­les Ver­ne im März 1905 stirbt, hin­ter­lässt er ein ge­wal­ti­ges Ge­samt­werk: 54 zu Leb­zei­ten er­schie­ne­ne Ro­ma­ne, wei­te­re elf Ma­nu­skrip­te be­ar­bei­tet sein Sohn Mi­chel nach dem Tod des Va­ters. Er­gänzt wird Ver­nes Œu­vre durch Er­zäh­lun­gen, Büh­nen­stücke und geo­gra­fi­sche Ver­öf­fent­li­chun­gen.

Ge­liebt und miss­ach­tet

Je­nes zwie­späl­ti­ge Ver­hält­nis, das sich be­reits in der Ab­leh­nung der Aka­de­mie­mit­glie­der äu­ßert, kenn­zeich­net die aka­de­mi­sche Re­zep­ti­on bis heu­te: Ju­les Ver­ne ist eben »nur ein Ju­gend­buch­au­tor«. We­ni­ger be­fan­ge­ne Re­zi­pi­en­ten frei­lich schrei­ben ihm eine ganz an­de­re Be­deu­tung zu, die dem Vi­sio­när und lei­den­schaft­li­chen Er­zäh­ler bes­ser ge­recht wird.

Wenn­gleich der al­tern­de Li­te­rat zum Ende sei­nes Schaf­fens durch­aus nicht mehr in gläu­bi­ger Tech­nik­be­geis­te­rung auf­geht, blei­ben uns doch ge­nau jene Wer­ke in lie­be­vol­ler Erin­ne­rung, in de­nen tech­ni­sche und mensch­li­che Groß­ta­ten die Hand­lung be­stim­men: »Rei­se um die Erde in 80 Ta­gen« oder »Zwan­zig­tau­send Mei­len un­ter dem Meer« bei­spiels­wei­se. Wer als Kind von Nemo und sei­ner Nau­ti­lus liest, wird un­wei­ger­lich ge­fan­gen von die­sem tech­ni­schen Wun­der­werk und des­sen Ka­pi­tän. Ver­nes Ro­ma­ne ge­hö­ren zu je­nen Ju­gend­bü­chern, die man als Er­wach­se­ner ger­ne noch­mals zur Hand nimmt – und man staunt er­neut, er­in­nert sich, lässt sich wie­der­um ein­fan­gen und fragt sich, warum man ei­gent­lich so sel­ten Ver­ne liest…

So wie der Au­tor sich selbst durch Rei­sen und Wis­sen­schaft in­spi­rie­ren lässt, die­nen sei­ne Wer­ke seit je­her der In­spi­ra­ti­on sei­ner Le­ser­schaft. Wie prä­sent die­ser ex­zel­len­te Un­ter­hal­ter in den Köp­fen sei­ner Le­ser bleibt, be­le­gen Be­nen­nun­gen in See- und Raum­fahrt: Das ers­te Atom-U-Boot der Ge­schich­te ist die ame­ri­ka­ni­sche USS Nau­ti­lus. Ein Raum­trans­por­ter der Eu­ro­päi­schen Raum­fahr­t­agen­tur heißt »Ju­les Ver­ne«, ein As­te­ro­id und ein Mond­kra­ter tra­gen eben­falls den Na­men des Schrift­stel­lers. Die »Ju­les Ver­ne Tro­phy« wird seit 1990 für die schnells­te Wel­t­um­se­ge­lung ver­lie­hen, was dem be­geis­ter­ten Jacht­be­sit­zer Ver­ne ge­wiss ge­fal­len hät­te.

Der kom­mer­zi­el­le Li­te­ra­tur­be­trieb so­wie die Film­wirt­schaft be­trach­ten den fran­zö­si­schen Va­ter der Science-Fic­ti­on-Li­te­ra­tur eben­falls mit Wohl­wol­len: Un­zäh­li­ge Neu­auf­la­gen der Ro­man­klas­si­ker, Hör­bü­cher und Ver­fil­mun­gen der ra­san­ten, stets mit­rei­ßen­den Hand­lun­gen spre­chen Bän­de. Mitt­ler­wei­le gel­ten die äl­tes­ten Ver­fil­mun­gen selbst als kul­tu­rel­le Mei­len­stei­ne, die kei­nes­wegs nur ein jun­ges Pub­li­kum er­freu­en.

Ju­les Ver­nes Be­deu­tung für die Li­te­ra­tur

Der Ein­fluss Ver­nes auf nach­fol­gen­de Science-Fic­ti­on-Au­to­ren ist gar nicht hoch ge­nug ein­zu­schät­zen: Aus heu­ti­ger Sicht ist er ei­ner der Vor­rei­ter der uto­pi­schen Li­te­ra­tur Eu­ro­pas, der noch vor H. G. Wells (»Krieg der Wel­ten«) und Kurd Laß­witz (»Auf zwei Pla­ne­ten«) das neue Gen­re be­grün­det. Sein­er­zeit gibt es die­sen Be­griff noch nicht, wes­halb Het­zel die Ro­ma­ne sei­nes Er­folgs­schrift­stel­lers als »Au­ßer­ge­wöhn­li­che Rei­sen« ver­mark­tet

Der Fran­zo­se sieht, an­ders als Wells und ähn­lich wie Laß­witz, im tech­ni­schen Fort­schritt das künf­ti­ge Wohl der Mensch­heit be­grün­det. Trotz­dem ist Ju­les Ver­ne vor al­lem Er­zäh­ler: Er will we­der war­nen wie Wells noch be­leh­ren wie Laß­witz, son­dern in ers­ter Li­nie un­ter­hal­ten. Im Ver­gleich zum sprö­den Rea­lis­mus ei­nes Wells wir­ken sei­ne Ro­ma­ne für mo­der­ne Le­ser aus­ufernd, viel­leicht so­gar ge­schwät­zig. Den­noch sind sie leich­ter zu­gäng­lich als das sti­lis­tisch ähn­li­che Schaf­fen des Deut­schen Laß­witz, weil sie Uto­pie und Tech­nik­be­geis­te­rung nicht zum Zweck ih­res In­halts ma­chen, son­dern le­dig­lich zu des­sen Trä­ger: Schließ­lich ist es ein­fach auf­re­gend, in ei­nem Bal­lon eine Welt­rei­se an­zu­tre­ten oder Ka­pi­tän Nemo in sein ge­hei­mes Reich zu fol­gen.

Herr der Welt

Herr der Welt

Herr der Welt

Erstes Kapitel – Was im Lande vorgeht

Die Ge­birgs­ket­te, die mit der ame­ri­ka­ni­schen Küs­te des At­lan­ti­schen Ozeans par­al­lel ver­läuft und sich durch North Ca­ro­li­na, Vir­gi­nia, Ma­ry­land, durch Penn­syl­va­ni­en und den Staat New York hin­zieht, führt den Na­men der Al­leghe­nies oder der Ap­pa­la­chen­ber­ge. Sie be­steht aus zwei deut­lich ge­trenn­ten Hö­hen­zü­gen: dem der Cum­ber­land- und dem der Blau­en Ber­ge.

Wäh­rend die­ses oro­gra­fi­sche Sys­tem – üb­ri­gens das be­deu­tends­te die­ses Tei­les von Nord­ame­ri­ka – sich in ei­ner Aus­deh­nung von 900 Mei­len (etwa 1600 Ki­lo­me­ter) hin er­streckt, über­steigt es im Mit­tel nir­gends die Höhe von 6000 Fuß. Sein her­vor­ra­gends­ter Gip­fel ist der 1918 Me­ter hohe Mount Wa­shing­ton.

Das große Stück Er­den­rück­grat, das mit dem einen Ende in das Was­ser des At­lan­ti­schen Welt­mee­res, mit dem an­de­ren in das des St. Lo­ren­zostro­mes ein­taucht, hat auf Al­pi­nis­ten bis­her kei­ne be­son­de­re An­zie­hungs­kraft aus­ge­übt. Sein obers­ter Kamm reicht ja noch nicht in ei­gent­lich hohe Schich­ten der At­mo­sphä­re hin­ein; er wirk­te also nicht so ver­lo­ckend wie die stol­ze­ren Gip­fel der Al­ten und der Neu­en Welt. Und doch gab es in die­ser Ket­te einen Punkt, den kein Tou­rist hät­te er­rei­chen kön­nen, denn er schi­en so­zu­sa­gen un­er­steig­bar zu sein.

War die­ser Punkt, der Gre­at Eyry, aber von den Berg­stei­gern bis jetzt au­ßer acht ge­las­sen wor­den, so soll­te er doch bald die öf­fent­li­che Auf­merk­sam­keit, ja so­gar eine be­ängs­ti­gen­de Un­ru­he er­we­cken, und zwar aus ganz merk­wür­di­gen Ur­sa­chen, die ich am An­fang die­ser Er­zäh­lung schil­dern muss.

Wenn ich hier mei­ne ei­ge­ne Per­son ein­füh­re, möge das da­durch ent­schul­digt wer­den, dass ich mit ei­ner der au­ßer­ge­wöhn­lichs­ten Er­schei­nun­gen, de­ren Zeu­ge das zwan­zigs­te Jahr­hun­dert sein kann und sein wird, so­zu­sa­gen recht eng ver­knüpft ge­we­sen bin, wie sich das im wei­te­ren zei­gen wird. Noch manch­mal fra­ge ich mich wirk­lich, ob das, was mei­ne Erin­ne­rung – viel­leicht wäre es rich­ti­ger zu sa­gen: mei­ne Fan­ta­sie – mir vor­gau­kelt, sich über­haupt so zu­ge­tra­gen hat, wie es sich mir jetzt dar­stellt. Bei mei­ner Ei­gen­schaft als Obe­rin­spek­tor der Wa­shing­to­ner Po­li­zei, bei der an­ge­bor­nen Neu­gier oder Wiß­be­gier, die in mir bis zum höchs­ten Gra­de ent­wi­ckelt ist, und fer­ner, da ich schon seit fünf­zehn Jah­ren mit den ver­schie­dens­ten An­ge­le­gen­hei­ten be­schäf­tigt und oft mit den hei­kels­ten Auf­trä­gen be­traut war, für die ich ge­ra­de eine be­son­de­re Vor­lie­be habe … ist es ja nicht zu ver­wun­dern, dass mei­ne Vor­ge­setz­ten mir auch die­se un­glaub­li­che Auf­ga­be stell­ten, bei de­ren – we­nigs­tens ver­such­ten – Lö­sung ich auf die un­durch­dring­lichs­ten Ge­heim­nis­se sto­ßen soll­te. Für das, was ich im fol­gen­den er­zäh­le, muss ich frei­lich von vorn­her­ein dar­um bit­ten, dass man mir aufs Wort glau­be.

Für die wun­der­ba­ren Tat­sa­chen kann ich lei­der kein an­de­res Zeug­nis als das mei­ni­ge bei­brin­gen. Will man mir nicht glau­ben … auch gut … hal­te das je­der nach Be­lie­ben.

Der Gre­at Eyry steigt aus der ma­le­ri­schen Ket­te der Blau­en Ber­ge auf, die sich im west­li­chen Teil von North Ca­ro­li­na er­hebt. Sei­ne rund­li­che Ge­stalt er­blickt man schon, wenn man über den am Ufer des Sa­ta­w­ba-Flus­ses er­bau­ten Fle­cken Mor­gan­ton hin­aus­kommt, noch bes­ser vom Dor­fe Plea­sant-Gar­den aus, das dem Ber­ge um ei­ni­ge Mei­len nä­her liegt.

Was ist nun ei­gent­lich die­ser Gre­at Eyry? Recht­fer­tigt er die Be­zeich­nung, die ihm die Be­woh­ner der dem Ge­biet der Blau­en Ber­ge be­nach­bar­ten Ge­gend bei­ge­legt ha­ben? Es er­scheint ja na­tür­lich, dass sie ihm die­sen Na­men ga­ben we­gen sei­ner über­wäl­ti­gend groß­ar­ti­gen Sil­hou­et­te, die un­ter ge­wis­sen at­mo­sphä­ri­schen Ver­hält­nis­sen azur­far­big leuch­tet. Wenn aber der Gre­at Eyry zu ei­nem »Horst« ge­stem­pelt wur­de, ent­steht doch die Fra­ge, ob auf ihm Raub­vö­gel, Ad­ler, Gei­er oder Kon­do­re nis­ten. Ist der Berg denn wirk­lich eine Wohn­stät­te die­ser mäch­ti­gen Seg­ler der Lüf­te? Sieht man sie in krei­schen­den Ge­sell­schaf­ten um die­sen Zuf­luchts­ort her­um­schwe­ben, der nur ih­nen al­lein zu­gäng­lich ist? … Mit­nich­ten; sie er­schei­nen hier nicht in grö­ße­rer Zahl als auf den an­de­ren Gip­feln der Al­leghe­nies. Ja, im Ge­gen­teil – und das ist hier wie­der­holt be­ob­ach­tet wor­den – an ge­wis­sen Ta­gen be­ei­len sich die­se Vö­gel, wenn sie sich dem Gre­at Eyry ge­nä­hert hat­ten, viel­mehr, aus sei­ner Nähe zu flie­hen, und nach­dem sie ihn mehr­mals um­kreist ha­ben, flie­gen sie mit be­täu­ben­dem Ge­schrei nach al­len Sei­ten da­von.

Wa­rum also der Name Gre­at Eyry (etwa: Gro­ßer Horst)? Hät­te man nicht lie­ber den Na­men »Kes­sel« wäh­len sol­len, wie man sol­che in den Berg­ge­gen­den al­ler Län­der an­trifft? Zwi­schen den ihn um­schlie­ßen­den ho­hen Wän­den fin­det sich doch je­den­falls eine brei­te und tie­fe Aus­höh­lung. Ja, man kann nicht ein­mal wis­sen, ob die­se nicht viel­leicht einen klei­nen See, eine Art vom Re­gen und Schnee des Win­ters ge­speis­te La­gu­ne ent­hält, wie sol­che an man­chen Stel­len und in ver­schie­dens­ter Hö­hen­la­ge in der Ap­pa­la­chen­ket­te eben­so wie in meh­re­ren Ge­birgs­zü­gen der Al­ten und Neu­en Welt vor­kom­men. Wäre es also nicht rich­ti­ger, wenn die­ser Fels­rie­se in der geo­gra­fi­schen Na­mens­lis­te un­ter ei­ner Be­zeich­nung wie der er­wähn­ten auf­ge­nom­men wäre?

Um die gan­ze Rei­he von Mut­ma­ßun­gen zu er­schöp­fen, möch­ten wir auch noch fra­gen, ob es sich hier nicht um den Kra­ter ei­nes Vul­kans han­deln könn­te, viel­leicht um einen schon lan­ge schlum­mern­den Vul­kan, der durch Vor­gän­ge in sei­nem In­nern ei­nes Ta­ges doch wie­der aus dem Schla­fe ge­weckt wer­den könn­te. Dann wä­ren in sei­ner Um­ge­bung am Ende gar hef­ti­ge Aus­brü­che, wie die des Kra­ka­toa, oder ver­häng­nis­vol­le Ka­ta­stro­phen, wie die vom Mont Pelée ver­ur­sach­te, zu be­fürch­ten. Nahm man da­ge­gen das Vor­han­den­sein ei­nes Berg­sees im In­nern an, dann konn­te sein Was­ser viel­leicht in den Schoß der Erde ein­drin­gen, durch de­ren Zen­tral­feu­er ver­dampft wer­den und dann die Ebe­ne von Ka­ro­li­na mit ei­nem Aus­bruch be­dro­hen, gleich dem, der 1902 einen Teil der In­sel Mar­ti­ni­que ver­wüs­tet hat­te.

Wie zum Hin­weis auf eine sol­che Mög­lich­keit ver­rie­ten ein­zel­ne, un­längst be­ob­ach­te­te Er­schei­nun­gen, wie das Austre­ten von Dampf­wol­ken, die Wir­kung von plu­to­ni­scher Tä­tig­keit im In­nern der Berg­mas­se. Ein­mal woll­ten auf den Fel­dern der Um­ge­bung be­schäf­tig­te Bau­ern so­gar dump­fe und un­er­klär­li­che Geräusche ver­nom­men ha­ben.

In der Nacht wa­ren auch Flam­mengar­ben in die Höhe ge­schos­sen. Aus dem In­nern des Gre­at Eyry wir­bel­ten Dampf- und Rauch­wol­ken em­por, und wenn sie der Wind nach Os­ten zu ver­trie­ben hat­te, lie­ßen sie auf der Erde Spu­ren von Asche und Ruß zu­rück. Die blei­chen Flam­men, die von den un­te­ren Wol­ken­schich­ten zu­rück­ge­strahlt wur­den, war­fen dann bei der all­ge­mei­nen Dun­kel­heit einen un­heim­li­chen Licht­schein über die Um­ge­bung.

An­ge­sichts die­ser selt­sa­men Er­schei­nun­gen kann es nicht wun­der­neh­men, dass man sich hier im Lan­de ernst­haft be­un­ru­higt fühl­te. Zu die­ser Beun­ru­hi­gung ge­sell­te sich noch das drin­gen­de Ver­lan­gen, zu wis­sen, wor­an man sich zu hal­ten habe. Die Zei­tun­gen von Ka­ro­li­na brach­ten un­un­ter­bro­chen Mit­tei­lun­gen über das, was sie »das Ge­heim­nis des Gre­at Eyry« nann­ten. Sie er­ör­ter­ten die Fra­ge, ob es nicht et­was zu ge­fähr­lich sei, in ei­ner sol­chen Nach­bar­schaft zu woh­nen. Ihre Ar­ti­kel er­reg­ten gleich­zei­tig Neu­gier und Be­fürch­tun­gen: Neu­gier bei de­nen, die, selbst in Si­cher­heit, sich für die Vor­gän­ge in der Na­tur in­ter­es­sier­ten, Be­fürch­tun­gen bei de­nen, die Ge­fahr lie­fen, de­ren Op­fer zu wer­den, wenn die jetzt noch ört­li­chen Er­schei­nun­gen sich über die Um­ge­bun­gen des Ber­ges ver­brei­te­ten. Zum größ­ten Teil wa­ren das die Be­woh­ner der Fle­cken Plea­sant-Gar­den und Mor­gan­ton, so­wie die der Dorf­schaf­ten und der zahl­rei­chen zer­streu­ten Far­men am Fuße der Ap­pa­la­chen­ber­ge.

Es war ent­schie­den be­dau­er­lich, dass Berg­stei­ger noch nie­mals ver­sucht hat­ten, in das In­ne­re des Gre­at Eyry ein­zu­drin­gen. Noch kei­ner hat­te die Fel­sen­wand, die die­ses um­rahm­te, über­stie­gen, und viel­leicht fand sich dar­in auch nir­gends eine Lücke, die den Zu­gang da­hin er­mög­licht hät­te.

Über­rag­te denn den Gre­at Eyry auch nicht ein na­he­ge­le­ge­ner kup­pel- oder ke­gel­för­mi­ger Gip­fel, von dem aus man ihn in sei­nem gan­zen Um­fan­ge hät­te über­se­hen kön­nen? … Nein; im Um­krei­se von meh­re­ren Ki­lo­me­tern kam ihm kein an­de­rer Berg an Höhe gleich.

Jetzt überstieg der Schrecken alle Grenzen …

Der Mount Wel­ling­ton, eine der mäch­tigs­ten Er­he­bun­gen in der Al­leghe­ny­ket­te, lag dazu in zu großer Ent­fer­nung.

Jetzt mach­te sich aber auf je­den Fall eine ein­ge­hen­de Un­ter­su­chung des Gre­at Eyry nö­tig. Im In­ter­es­se des ihn um­ge­ben­den Land­stri­ches muss­te man dar­über Ge­wiss­heit er­hal­ten, ob er einen Kra­ter ein­sch­lös­se und ob das west­li­che Ge­biet von North Ca­ro­li­na von ei­nem vul­ka­ni­schen Aus­bruch be­droht wäre. Es galt jetzt also dring­lichst den Ver­such, den Berg zu er­stei­gen und die Ur­sa­che der in der letz­ten Zeit be­ob­ach­te­ten Er­schei­nun­gen zu er­grün­den.

Vor ei­nem sol­chen Ver­su­che, des­sen erns­te Schwie­rig­kei­ten sich nie­mand ver­hehl­te, bot sich da zu­fäl­lig noch eine Mög­lich­keit, die in­ne­re An­ord­nung des Gre­at Eyry zu be­sich­ti­gen, ohne den trot­zi­gen Fel­sen zu er­klim­men.

In den ers­ten Ta­gen des Sep­tem­bers soll­te näm­lich in Mor­gan­ton ein Bal­lon mit dem Luft­schif­fer Wil­ker auf­stei­gen. Ge­sch­ah das bei ei­ner öst­li­chen Luft­strö­mung, so wur­de der Bal­lon nach dem Gre­at Eyry hin ge­tra­gen, und es er­öff­ne­te sich die Aus­sicht, dass er über die­sen vor­über­schweb­te. Be­fand er sich dann ei­ni­ge hun­dert Fuß über dem Ber­ge, so konn­te Wil­ker die­sen mit Hil­fe ei­nes gu­ten Fern­roh­res leicht be­sich­ti­gen, sei­ne Ver­hält­nis­se in der Tie­fe er­ken­nen und sich über­zeu­gen, ob sich zwi­schen den ho­hen Ge­steins­mau­ern ein Vul­k­an­schlot zeig­te. Das war ja über­haupt die wich­tigs­te Fra­ge. War die­se ge­löst, so wuss­te man auch, ob die Um­ge­bung in nä­he­rer oder fer­ne­rer Zeit einen Aus­bruch zu be­fürch­ten hät­te.

Der Auf­stieg er­folg­te in der an­ge­deu­te­ten Wei­se bei mä­ßi­gem, aber ste­ti­gem Win­de und kla­rem Him­mel. Die Dunst­mas­sen des Mor­gens hat­ten sich un­ter den glän­zen­den Strah­len der Son­ne ver­flüch­tigt. War nun das In­ne­re des Gre­at Eyry nicht von Ne­bel­wol­ken er­füllt, so konn­te ihn der Luft­schif­fer in sei­ner gan­zen Aus­deh­nung über­se­hen. Stie­gen aus dem In­nern Dämp­fe auf, so muss­te er die­se wahr­neh­men. In die­sem Fal­le muss­te man dann zu­ge­ben, dass an die­ser Stel­le der Blau­en Ber­ge ein Vul­kan mit dem Gre­at Eyry als Kra­ter vor­han­den war.

Der Bal­lon stieg an­fangs ge­gen 1500 Fuß em­por und blieb dann eine Vier­tel­stun­de lang ziem­lich un­be­wegt ste­hen. In je­ner Höhe war kein Wind mehr be­merk­bar, ob­wohl er noch über den Erd­bo­den un­ten hin­wegstrich. Zur größ­ten Ent­täu­schung ge­riet der Bal­lon dann aber in eine an­de­re Luft­strö­mung und schweb­te nach Os­ten zu. Da­mit ent­fern­te er sich lei­der von der Berg­ket­te, und es schwand jede Hoff­nung, ihn da­hin zu­rück­keh­ren zu se­hen. Den Be­woh­nern des Fle­ckens ver­lor er sich bald aus den Au­gen, und spä­ter hör­te man, dass er in der Nähe von Ra­leigh, der Haupt­stadt von North Ca­ro­li­na, ge­lan­det war.

Die­ser Ver­such war also miss­glückt, und man be­schloss des­halb, ihn un­ter güns­ti­ge­ren Ver­hält­nis­sen zu wie­der­ho­len. Zeit­wei­lig wa­ren auch noch an­de­re Geräusche hör­bar ge­wor­den, wäh­rend auch ge­meng­te Dämp­fe auf­stie­gen und der Schein von fla­ckern­den Flam­men sich an den Wol­ken spie­gel­te. Dass die herr­schen­de Un­ru­he da­bei nicht ab­nahm, liegt wohl auf der Hand; die Ge­gend blieb ja nach wie vor von seis­mi­schen oder vul­ka­ni­schen Er­schei­nun­gen be­droht.

In den ers­ten April­ta­gen des lau­fen­den Jah­res soll­ten sich die mehr oder we­ni­ger un­kla­ren Be­fürch­tun­gen gar noch zum wirk­li­chen Schre­cken stei­gern. Die Ta­ges­blät­ter der Ge­gend hall­ten auch von der öf­fent­li­chen Be­ängs­ti­gung wi­der. Das gan­ze Ge­biet zwi­schen der Berg­ket­te und dem Fle­cken Mor­gan­ton sah sich von nahe be­vor­ste­hen­der Zer­stö­rung be­droht.

In der Nacht vom 4. zum 5. April wur­den die Ein­woh­ner von Plea­sant-Gar­den durch eine von schreck­li­chem Ge­tö­se be­glei­te­te Er­der­schüt­te­rung aus dem Schlum­mer ge­weckt, und der na­he­lie­gen­de Ge­dan­ke, dass der be­nach­bar­te Teil des Ber­g­zu­ges zu­sam­men­bre­chen könn­te, rief eine un­be­schreib­li­che Pa­nik her­vor. Alle stürz­ten, zum Flie­hen be­reit, aus den Häu­sern, da sie je­den Au­gen­blick fürch­te­ten, einen Ab­grund sich auf­tun zu se­hen, der Far­men und Dör­fer auf ei­ner Stre­cke von zehn bis fünf­zehn Mei­len zu ver­schlin­gen droh­te.

Die Nacht war tief­dun­kel. Eine schwe­re Wol­ken­de­cke hing drückend über der Erde. Selbst bei hel­lem Tage wäre der Kamm der Blau­en Ber­ge da­bei nicht sicht­bar ge­we­sen.

In­mit­ten der herr­schen­den Fins­ter­nis war aber gar nichts zu un­ter­schei­den, kaum konn­te man auf das Weh­ge­schrei ant­wor­ten, das sich auf al­len Sei­ten er­ho­ben hat­te. Be­stürz­te Grup­pen, Män­ner, Frau­en und Kin­der, such­ten nur noch gang­ba­re Wege zu fin­den und dräng­ten ein­an­der in wir­rem Knäu­el hier- und dort­hin.

»Das ist ein Erd­be­ben!« tön­te es von ver­schie­de­nen Sei­ten her.

»Ein Vul­kan­aus­bruch!«

»Doch wo­her?«

»Vom Gre­at Eyry!«

Bis nach Mor­gan­ton ver­brei­te­te sich die Schau­er­mär, dass es Stei­ne, Asche, Lava und Schla­cken über das Land reg­ne.

Man hät­te nun da­ge­gen dar­auf hin­wei­sen kön­nen, dass das Ge­tö­se – we­nigs­tens bei ei­nem Vul­kan­aus­bruch – hät­te deut­li­cher wer­den und dass da­bei Flam­men über dem Kamm der Berg­ket­te hät­ten auf­leuch­ten müs­sen. Glü­hen­de La­va­strö­me hät­ten doch auch bei der Fins­ter­nis dem Blick nicht ent­ge­hen kön­nen. Über der­glei­chen gab sich aber nie­mand Re­chen­schaft; die zum Tode er­schreck­ten Leu­te ver­si­cher­ten nur, in ih­ren Häu­sern Er­schüt­te­run­gen des Erd­bo­dens ge­fühlt zu ha­ben. Es war ja üb­ri­gens mög­lich, dass sol­che Er­schüt­te­run­gen durch den Sturz ei­nes rie­si­gen Fels­blockes ver­ur­sacht wor­den wä­ren, der sich etwa von der Wand der Berg­ket­te ab­ge­löst ha­ben könn­te.

Alle war­te­ten, eine Beu­te töd­li­cher Angst, und hiel­ten sich fer­tig, nach Plea­sant-Gar­den oder Mor­gan­ton zu flüch­ten.

So ver­rann eine Stun­de ohne wei­te­ren Zwi­schen­fall. Kaum mach­te sich eine west­li­che, durch den lan­gen Schirm der Ap­pa­la­chen ab­ge­schwäch­te Bri­se be­merk­bar, die durch die stei­fen Na­deln der in der Nie­de­rung an­ge­häuf­ten Ko­ni­fe­ren hin­strich.

Es ge­sch­ah also nichts, was die Leu­te aufs neue er­schreckt hät­te, und je­der dach­te dar­an, in sein Haus zu­rück­zu­keh­ren, da es den An­schein hat­te, als ob nichts wei­ter zu fürch­ten sei, doch sehn­ten sich alle da­nach, dass es end­lich wie­der hell wür­de.

Dass hier ein Ein­sturz er­folgt und je­den­falls ein großes Fels­stück von der Höhe des Gre­at Eyry her­ab­ge­rollt war, un­ter­lag ja kei­nem Zwei­fel. Beim ers­ten Ta­ges­schein muss­te es leicht sein, sich dar­über Ge­wiss­heit zu ver­schaf­fen, wenn man um den Fuß des Ber­ges, eine Stre­cke von ei­ni­gen Mei­len, her­um­ging.

Da kam es aber ge­gen drei Uhr früh zu ei­nem neu­en Alarm: Über dem fel­si­gen Rand des Gre­at Eyry zün­gel­ten plötz­lich Flam­mengar­ben auf. Von den Wol­ken wi­der­ge­spie­gelt, ver­brei­te­ten sie in wei­tem Um­krei­se eine ge­spens­ti­sche Hel­lig­keit. Gleich­zei­tig ver­nahm man ein deut­li­ches Kra­chen von dem Ber­ge her.

Man frag­te sich, ob da oben eine Feu­ers­brunst aus­ge­bro­chen wäre und was wohl eine sol­che ver­ur­sacht ha­ben könn­te. Das Feu­er vom Him­mel konn­te sie nicht ent­zün­det ha­ben, denn nie­mand hat­te einen Blitz her­nie­der­zu­cken se­hen. An Nah­rung hät­te es ei­nem Feu­er frei­lich nicht ge­fehlt. Die Al­leghe­ny­ket­te ist, eben­so wie der Mount Cum­ber­land und die Blau­en Ber­ge, auch hoch oben noch mit Wald be­deckt. Dort spros­sen noch zahl­rei­che Bäu­me, Zy­pres­sen, Fä­cher­pal­men und an­de­re Bäu­me mit be­stän­di­ger Be­lau­bung.

»Der Aus­bruch! … Der Aus­bruch!«

So er­schall­te es von al­len Sei­ten. Ein Aus­bruch! Der Gre­at Eyry bil­det also den Kra­ter ei­nes bis tief in die Ein­ge­wei­de der Erde hin­a­b­rei­chen­den Vul­kans? Soll­te die­ser, nach­dem er so vie­le Jah­re, ja viel­leicht Jahr­hun­der­te ge­schlum­mert hat­te, jetzt zu er­neu­ter Tä­tig­keit er­wa­chen? … Wür­de sich zu den Flam­men noch ein Stein­re­gen, ein Aus­wurf von glü­hen­den Mas­sen ge­sel­len? Glit­ten wohl bald ge­schmol­ze­ne La­va­mas­sen her­un­ter, eine La­wi­ne oder ein Feu­er­strom, der auf sei­nem Wege al­les ver­brann­te, der Fle­cken und Dör­fer und Far­men, kurz, die gan­ze Ge­gend mit ih­ren Ebe­nen, Fel­dern und Wal­dun­gen bis hin­aus nach Plea­sant-Gar­den oder Mor­gan­ton ver­wüs­te­te?

Jetzt über­stieg der Schre­cken alle Gren­zen … nichts konn­te ihn mehr auf­hal­ten. Wahn­sin­nig vor Ent­set­zen schlepp­ten die Frau­en ihre Kin­der fort und stürm­ten auf den We­gen nach Os­ten hin, umso schnell wie mög­lich dem Schau­platz die­ser tel­lu­ri­schen Stö­run­gen zu ent­flie­hen. Die Män­ner wie­der räum­ten ihre Häu­ser aus, pack­ten zu­sam­men, was ih­nen am wert­volls­ten war und setz­ten die Haus­tie­re in Frei­heit, die – Pfer­de, Rin­der und Scha­fe durch­ein­an­der – nach al­len Sei­ten hin zer­sto­ben. Welch schreck­li­chen Wirr­warr er­gab die­ser Hau­fen von Men­schen und Tie­ren in der dunklen Nacht, als er sich da­hin­wälz­te durch die vom Feu­er des Vul­kans be­droh­ten Wäl­der und längs sump­fi­ger Ge­wäs­ser, die viel­leicht bald aus­tre­ten soll­ten. Ja, viel­leicht fehl­te es den Flie­hen­den zu­letzt selbst an Bo­den, denn wür­den sie auch noch Zeit fin­den, sich zu ret­ten, wenn eine La­wi­ne glü­hen­der Lava sich her­un­ter­wälz­te, ih­nen den Weg ab­schnitt und jede wei­te­re Flucht un­mög­lich mach­te?

Ein­zel­ne der mehr be­gü­ter­ten Far­men­be­sit­zer er­wie­sen sich je­doch über­leg­ter und hat­ten sich der sinn­los er­schreck­ten Men­ge, die sie nicht zu­rück­hal­ten konn­ten, nicht an­ge­schlos­sen.

Sie wag­ten sich viel­mehr bis auf eine Mei­le nahe an die Berg­ket­te her­an und über­zeug­ten sich da­bei, dass die Flam­men all­mäh­lich schwä­cher wur­den und viel­leicht gänz­lich er­lö­schen wür­den. In der Tat schi­en die Ge­gend von kei­nem Aus­bruch be­droht zu sein. Kein Stein war in die Luft ge­schleu­dert wor­den, kein La­va­strom schlän­gel­te sich den Ber­gab­hang hin­un­ter und aus der Erde war kein Don­nern und Kra­chen zu ver­neh­men. Kurz, es zeig­ten sich kei­ner­lei seis­mi­sche Stö­run­gen, die sonst zu­wei­len in kür­zes­ter Zeit ein gan­zes Land durch­ein­an­der­wür­feln kön­nen.

Un­zwei­fel­haft konn­te man da­ge­gen be­ob­ach­ten, dass sich das Feu­er im In­nern des Gre­at Eyry ab­schwäch­te. Die Rück­strah­lung von den Wol­ken ver­blass­te all­mäh­lich, und das Land um­her muss­te in kur­z­er Zeit wie­der in tiefer Fins­ter­nis lie­gen.

Die lär­men­de Men­ge der Ge­flo­he­nen war in­zwi­schen auf ei­ner ge­gen jede Ge­fahr vor­aus­sicht­lich ge­schütz­ten Stel­le zum Still­stand ge­kom­men. Schließ­lich kehr­ten man­che da­von zu­rück, und noch vor dem ers­ten Ta­ges­grau­en hat­ten die­se sich wie­der in ver­schie­de­ne Dör­fer und Ein­zel­ge­höf­te hin­ein­ge­wagt.

Noch ge­gen vier Uhr färb­ten sich die Rän­der des Gre­at Eyry schwach mit ei­nem fah­len Schei­ne. Die Feu­ers­brunst er­losch, wahr­schein­lich aus Man­gel an wei­te­rer Nah­rung, und ob­wohl es noch im­mer un­mög­lich war, ihre Ur­sa­che zu er­ken­nen, durf­te man doch hof­fen, dass sie nicht noch ein­mal auf­fla­ckern wer­de.

Je­den­falls ließ sich an­neh­men, dass der Gre­at Eyry nicht der Schau­platz vul­ka­ni­scher Vor­gän­ge ge­we­sen war. Es schi­en also nicht so, als ob die Be­woh­ner der Um­ge­bung durch ihn von ei­nem ver­derb­li­chen Aus­bruch oder ei­nem Erd­be­ben be­droht wä­ren.

Da ver­nahm man ge­gen fünf Uhr, als der Kamm des Ge­bir­ges noch in nächt­li­ches Dun­kel gehüllt war, über die­sem ein selt­sa­mes Rau­schen, eine Art re­gel­mä­ßi­ges Keu­chen, das von mäch­ti­gen Flü­gel­schlä­gen be­glei­tet war. Und wenn es schon Tag ge­we­sen wäre, hät­ten die In­sas­sen der Far­men und der Dör­fer einen rie­si­gen Raub­vo­gel, ein Un­ge­heu­er des Luft­mee­res, vor­über­schwe­ben se­hen kön­nen, der, nach­dem er sich über den Gre­at Eyry er­ho­ben hat­te, in der Rich­tung nach Os­ten ver­schwand.

Zweites Kapitel – In Morganton

Am 26. April war ich von Wa­shing­ton ab­ge­fah­ren und traf am nächs­ten Tage in Ra­leigh, der Haupt­stadt von North Ca­ro­li­na, ein.

Zwei Tage vor­her hat­te mich der Ge­ne­ral­di­rek­tor der Po­li­zei nach sei­nem Amts­zim­mer ru­fen las­sen. Mein Vor­ge­setz­ter er­war­te­te mich da mit sicht­li­cher Un­ge­duld. Dann hat­te ich mit ihm fol­gen­des Ge­spräch, das die Ver­an­las­sung zu mei­ner Abrei­se wur­de.

»John St­rock«, be­gann er, »sind Sie noch im­mer der fin­di­ge und eif­ri­ge Mann, der uns bis­her Be­wei­se von die­sen Ei­gen­schaf­ten ge­lie­fert hat?«

»Herr Ward«, ant­wor­te­te ich mit ei­ner Ver­beu­gung, »es steht mir nicht zu, Ih­nen zu ver­si­chern, dass ich von mei­ner Fin­dig­keit, wie Sie sa­gen, nichts ver­lo­ren habe, was aber mei­nen Ei­fer be­trifft, darf ich wohl er­klä­ren, dass die­ser noch ganz der­sel­be ge­blie­ben ist …«

»Ja, ja, ich glau­be Ih­nen«, sag­te Herr Ward, »und ich rich­te an Sie auch nur noch die ein­ge­schränk­tere Fra­ge: Sind Sie noch im­mer der alte, der be­gie­rig ist, je­des Ge­heim­nis zu ent­hül­len, wie ich Sie von frü­her her ken­ne?«

»Noch im­mer, Herr Ward …«

»Und die­ser For­schungs­ei­fer hat kei­ne Ab­schwä­chung er­lit­ten da­durch, dass Sie ihn so häu­fig be­tä­tigt ha­ben?«

»Ich glau­be, in kei­ner Wei­se.«

»Nun denn, St­rock, so hö­ren Sie mich an!«

Der Po­li­zei­di­rek­tor war je­ner Zeit fünf­zig Jah­re alt, im Be­sitz al­ler sei­ner geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten und sehr ge­wandt in den wich­ti­gen Auf­ga­ben, die sein Amt ihm auf­er­leg­te. Wie­der­holt hat­te er mich mit schwie­ri­gen Mis­sio­nen be­traut, die ich zur Zufrie­den­heit aus­ge­führt hat­te, selbst bei sol­chen, die die Po­li­tik be­rühr­ten, und ich hat­te mich da­bei im­mer sei­ner vol­len Aner­ken­nung zu er­freu­en. Seit ei­ni­gen Mo­na­ten war jetzt kei­ne Ge­le­gen­heit ge­we­sen, mei­ne Diens­te in An­spruch zu neh­men, und die­se un­frei­wil­li­ge Muße wur­de mir schon recht läs­tig. Ich er­war­te­te also mit ei­ni­ger Un­ge­duld, was Herr Ward mir mit­zu­tei­len ha­ben wür­de, zwei­fel­te aber nicht, dass es sich um eine ernst­haf­te Sa­che han­del­te, wenn er mich des­we­gen ins Feld schi­cken woll­te.

Und da han­del­te es sich denn um eine An­ge­le­gen­heit, die zur Zeit die öf­fent­li­che Auf­merk­sam­keit nicht al­lein in North Ca­ro­li­na und des­sen Nach­bar­staa­ten, son­dern auch in ganz Ame­ri­ka leb­haft be­schäf­tig­te.

»Es kann Ih­nen nicht un­be­kannt ge­blie­ben sein«, be­gann er, »was sich in ei­nem ge­wis­sen Ge­biet der Ap­pa­la­chen in der Nähe des Fle­ckens Mor­gan­ton zu­ge­tra­gen hat?«

»Ich empfehle Ihnen, die größte Vorsicht zu bewahren.«

»Na­tür­lich nicht, Herr Di­rek­tor; und die­se min­des­tens selt­sa­men Vor­komm­nis­se sind mei­ner An­sicht nach ge­wiss ge­eig­net, auch die Neu­gier an­de­rer, als ei­nes Men­schen wie ich zu er­re­gen.«

»Dass sie selt­sam, ja höchst merk­wür­dig sind, ist ja nicht zu be­zwei­feln. Es drängt sich da­bei aber die Fra­ge auf, ob die be­tref­fen­den, am Gre­at Eyry be­ob­ach­te­ten Er­schei­nun­gen nicht eine Ge­fahr für die Be­woh­ner je­nes Lan­des­teils in sich ber­gen, ob sie nicht dar­auf hin­deu­ten, dass dort ein vul­ka­ni­scher Aus­bruch oder eine hef­ti­ge Er­der­schüt­te­rung zu be­fürch­ten sei …«

»Ja, frei­lich, Herr Di­rek­tor …«

»Es ist also von großem In­ter­es­se, zu er­fah­ren, wie es dort steht. Sind wir auch ohn­mäch­tig ge­gen­über ei­ner ge­walt­sa­men Stö­rung in der Na­tur, so ist es doch ge­bo­ten, die be­droh­ten Leu­te we­nigs­tens vor der Ge­fahr, der sie ent­ge­gen­ge­hen, bei­zei­ten zu war­nen.«

»Das ist ent­schie­den die Pf­licht der Be­hör­den, Herr Ward«, ant­wor­te­te ich. »Man wird zu er­fah­ren su­chen müs­sen, was ei­gent­lich da oben vor­geht.«

»Ge­wiss, St­rock; mir scheint nur, das wird mit großen Schwie­rig­kei­ten ver­knüpft sein. In der dor­ti­gen Ge­gend be­haup­tet man be­stän­dig, es sei un­mög­lich, die Fels­mas­se des Gre­at Eyry zu er­klim­men und in des­sen In­ne­res zu drin­gen. Hat man das aber über­haupt schon ernst­lich und un­ter Ver­hält­nis­sen ver­sucht, die ein Ge­lin­gen in Aus­sicht stell­ten? Das glaub’ ich nicht, und mei­ner An­sicht nach müss­te ein wohl­durch­dach­ter Ver­such doch von Er­folg sein.«

»Un­mög­lich ist ja nichts, Herr Di­rek­tor, und hier­bei han­delt es sich am Ende um wei­ter nichts, als um die er­for­der­li­chen Kos­ten …«

»Um einen ganz ge­recht­fer­tig­ten Auf­wand, St­rock, um Un­kos­ten, die gar nicht in Be­tracht kom­men kön­nen, wenn es gilt, eine gan­ze Be­völ­ke­rung zu be­ru­hi­gen oder ei­nem ihr dro­hen­den Un­heil vor­zu­beu­gen. Ist es denn üb­ri­gens so si­cher, dass die Ab­hän­ge des Gre­at Eyry so un­er­steig­bar wä­ren, wie man viel­fach be­haup­tet? Wer kann z.B. wis­sen, ob auf oder in dem Ber­ge nicht eine Ver­bre­cher­rot­te einen Schlupf­win­kel ge­fun­den hat, des­sen Zu­gän­ge ihr al­lein be­kannt sind?«

»Wie, Herr Ward, Sie hät­ten den Ver­dacht, dass Ver­bre­cher …«

»Es kann ja sein, dass ich mich täu­sche, St­rock, und dass dort al­les sei­ne na­tür­li­chen Ur­sa­chen hat. Gera­de hier­über wol­len wir aber Klar­heit ha­ben, und das so­bald wie mög­lich.«

»Darf ich mir eine Fra­ge er­lau­ben, Herr Ward?«

»Recht gern, St­rock.«

»Wenn man nun den Gre­at Eyry be­sich­tigt und die Ur­sa­che je­ner Er­schei­nun­gen ken­nen­ge­lernt hat, wür­den wir, wenn dort ein Kra­ter vor­han­den ist und etwa ein Aus­bruch be­vor­steht, im­stan­de sein, das zu ver­hin­dern?«

»Nein, St­rock, na­tür­lich nicht, doch die Be­woh­ner je­nes Ge­bie­tes wür­den da­von be­nach­rich­tigt wer­den. In den Dör­fern wür­den die Leu­te wis­sen, wor­an sie sind, und die Far­men blie­ben ver­schont, von ei­nem Un­glücke über­rascht zu wer­den. Wer kann denn jetzt wis­sen, ob ir­gend­ein Vul­kan in den Al­leghe­nies North Ca­ro­li­na nicht eben­so zu ver­wüs­ten droht, wie Mar­ti­ni­que durch das Feu­er des Mont Pelée? … Die Leu­te dort müss­ten sich doch we­nigs­tens in Si­cher­heit brin­gen kön­nen …«

»Ich, Herr Ward, glau­be noch im­mer, dass je­nes Ge­biet von kei­ner sol­chen Ge­fahr be­droht ist …«

»Und ich wün­sche es, St­rock. Es ist ja üb­ri­gens un­wahr­schein­lich, dass es in die­sem Teil der Blau­en Ber­ge einen feu­er­spei­en­den Berg gibt. Die Ap­pa­la­chen­ket­te ist nir­gends von vul­ka­ni­scher Na­tur. Den­noch hat man, nach den uns zu­ge­gan­ge­nen Be­rich­ten, aus dem Gre­at Eyry Flam­men auf­lo­dern se­hen. Man hat ge­glaubt, Er­der­schüt­te­run­gen, min­des­tens ein Er­zit­tern des Bo­dens, bis in die Um­ge­bung von Plea­sant-Gar­den wahr­zu­neh­men. Sind das nun Tat­sa­chen oder blo­ße Ein­bil­dun­gen? Dar­über müs­sen wir Ge­wiss­heit ha­ben …«

»Mit vol­lem Recht, Herr Ward, und zwar ohne Auf­schub.«

»Wir ha­ben auch be­schlos­sen, St­rock, eine Un­ter­su­chung je­ner Er­schei­nun­gen am Gre­at Eyry vor­neh­men zu las­sen. Dazu muss sich je­mand un­ver­weilt nach dem Lan­de be­ge­ben, um dort alle Beo­b­ach­tun­gen, die man ge­macht hat, zu sam­meln, der Be­tref­fen­de muss die Be­woh­ner der Dör­fer und der Far­mer aus­fra­gen … Wir ha­ben auch schon un­se­re Wahl ge­trof­fen, wem die­se Auf­ga­be zu­fal­len soll, und der Mann sind Sie, St­rock …«

»O, das freut mich herz­lich, Herr Ward«, rief ich; »sei­en Sie über­zeugt, dass ich nichts ver­nach­läs­si­gen wer­de, Ih­nen Auf­klä­rung zu ver­schaf­fen.«

»Das weiß ich, St­rock; mir schi­en es von An­fang ein Auf­trag zu sein, der Ih­nen ge­nehm sein wür­de.«

»Ge­nehm wie kein an­de­rer, Herr Di­rek­tor!«

»Sie wer­den da eine schö­ne Ge­le­gen­heit ha­ben, sich an ei­ner Auf­ga­be zu ver­su­chen, die ja Ihrem Tem­pe­ra­ment ent­schie­den ent­spricht.«

»Ganz si­cher, Herr Ward.«

»Üb­ri­gens wer­den Sie ganz un­be­schränkt sein, nach ei­ge­nem Er­mes­sen zu han­­­­­­­­­­­­­­