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Nr. 3035

 

Graue Materie

 

Eine Katastrophe droht – sie müssen die Auslöschung einer Welt verhindern

 

Uwe Anton / Christian Montillon

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

 

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Der Geschmack des Nektars in den Rüsseln

1. Ein Raumschiff für die Quantam

2. Der Start der RAS TSCHUBAI

3. Die PAQUA

4. Graue Materie

5. Gott spielen

6. Der Absturz

7. Zerstören, um zu retten

8. Tag der Entscheidung

9. Ein neues Ziel

Epilog: Der Duft des geschenkten Nektars

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Tengas SERUN-DS

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Mehr als 3000 Jahre in der Zukunft: Längst verstehen sich die Menschen als Terraner, die ihre Erde und das Sonnensystem hinter sich gelassen haben. In der Unendlichkeit des Alls treffen sie auf Außerirdische aller Art. Ihre Nachkommen haben Tausende von Welten besiedelt, zahlreiche Raumschiffe fliegen bis zu den entlegensten Sternen.

Perry Rhodan ist der Mensch, der von Anfang an mit den Erdbewohnern ins All vorgestoßen ist. Nun steht er vor seiner vielleicht größten Herausforderung: Die Rückkehr von seiner letzten Mission hat ihn rund 500 Jahre weiter in der Zeit katapultiert. Die sogenannte Datensintflut hat fast alle historischen Dokumente entwertet, sodass nur noch die Speicher seines Schiffes RAS TSCHUBAI gesichertes Wissen enthalten.

Weil er wissen möchte, wer hinter den aktuellen Vorgängen steckt, ist Perry Rhodan mit der RAS TSCHUBAI in das über 270 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien-Geviert aufgebrochen. Diese Sterneninseln standen früher angeblich unter dem Schutz der VECU, einer bisher unbekannten Superintelligenz. Von dort stammen die Cairaner, die sich seit einiger Zeit als Schutzherren der Milchstraße verstehen.

Die Galaxis Ancaisin erweist sich als seltsam still – und man stößt auf GRAUE MATERIE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Terraner schließt ein Geschäft ab und entsendet einen Erkundungstrupp.

Gry O'Shannon – Die Materialwissenschaftlerin wird zur Chefbeobachterin.

Icho Tolot – Der Haluter befasst sich mit den Geheimnissen Grauer Materie.

Jalland Betazou – Der Onryone wehrt sich gegen Klischees und wagt ein Experiment.

Prolog:

Der Geschmack des Nektars in den Rüsseln

 

Binan stieß sich von der Kelchleiste ab und trudelte langsam durch die Kabine der Raumfähre. Er überschlug sich, wie fast jedes Mal, und ihm wurde schwindlig.

Für einen Moment verlor er die Orientierung, ehe er die Kontrolle zurückgewann. Mit geübtem Griff umklammerte er mit allen vier Armen die Haltestange.

Das gleichmäßige Pochen des Triebwerks beruhigte ihn ein wenig. Es funktionierte einwandfrei, bewältigte bislang nicht nur den Start des Raumschiffs, sondern auch sämtliche Kurskorrekturen ohne Probleme. Sollte es ausfallen, wie das der letzten Raumfähre, die von Whan gestartet war, würde die gesamte Mannschaft in das endlose Schwarz jenseits des Shanwhansystems eingehen und nie mehr Nektar im Rüssel kosten.

Trudan sah zu ihm auf, ehe er erneut den runden Bildschirm des Fernteleskops in den Blick nahm. »Nichts«, sagte er. »Als wäre nie etwas dort gewesen.«

Was hatte er erwartet? Dass der zweite Planet ihres Sonnensystems, der vor 120 Jahren einfach verschwunden war, wie durch Zauberei wieder auf seiner Umlaufbahn um Huran kreiste?

Unbeirrt starrte Binan den Monitor an, als würde er alle Geheimnisse der Schöpfung bergen. Das Ergebnis freilich blieb dasselbe: Ein roter Punkt zog blinkend seine Bahn auf einem Kreis, eine Umdrehung, zwei, drei ...

Er hatte zwar damit gerechnet, ach was, gewusst, dass es so kommen musste, aber trotzdem machte sich eine tiefe Enttäuschung in ihm breit. Ja, es war unwahrscheinlich, dass die TOPHAN 15 startete und schon bei der ersten Bahn um Whan das Rätsel löste, an dem sich ihre Wissenschaftler seit 120 Sonnenumkreisungen die Hälse verdrehten, doch ...

... man wusste ja nie.

Hoffnung war etwas für Narren, nicht wahr?

Auf der Linie jenes Kreises hatte einst der frühere zweite Planet seinen Tanz um die Sonne vollführt. Als der Planet sich damals in Äther auflöste, beherrschten die Whanau die Raumfahrt noch nicht, und nur die Phantasten träumten in jenen Zeiten davon, zu den Sternen zu reisen. Aber es gab bereits Teleskope, und manche Astronomen hatten das Verschwinden des Himmelskörpers publik gemacht.

Binan wunderte sich bereits sein Leben lang, dass sich die Priester des Nektargottes damals für eine Erkundung des Allraumes ausgesprochen hatten. Dort wartete Erkenntnis, hatten sie behauptet, und sich in untypischer Geschlossenheit und Einigkeit geäußert. Ein Wunder, wenn man die ständigen Streitigkeiten in Betracht zog, die immer wieder wegen der winzigsten Auslegungen des überlieferten Glaubens entbrannten.

Binan selbst zeigte nicht das geringste Interesse für die Diskussionen über diese Interpretationsfragen. Ihn interessierte nicht die Religion, sondern die Wissenschaft.

Er erwartete nicht, dass der ehemalige zweite Planet einfach wiederauftauchte. Er hoffte vielmehr darauf, Informationen darüber zu bekommen, warum er so plötzlich verschwunden war. Er wollte dieses ungelöste Rätsel aufklären, an dem die Forscher seit so langer Zeit scheiterten.

Binan glaubte an den Fortschritt. Im vergangenen Jahrhundert waren die Kenntnisse seines Volkes ständig gewachsen, und so sollte es auch weitergehen. Irgendwann, da war er sicher, kam die Zeit, da die Whanau dieses Geheimnis enträtselten. Er selbst erlebte es vielleicht nicht mehr, doch er wollte das Seine dazu beitragen, dass künftige Generationen diesen Erfolg feiern würden.

Er betrachtete die Bilder von Tophan, dem gewaltigen Gasriesen, um den die Heimatwelt Whan als kleiner Mond kreiste. Möglicherweise war dieser Umstand entscheidend dafür gewesen, dass sie ihre Heimat überhaupt seit einem Jahrzehnt mit Raketen verlassen konnten – Whans Fluchtgeschwindigkeit war nicht allzu hoch, was alles beträchtlich erleichterte.

Trotzdem war die orbitale Raumfahrt noch sehr neu – jeder Start ein Wagnis.

Sie leisteten echte Pionierarbeit. Der Verkehr zwischen den Monden des Gasriesen war nach wie vor lebensgefährlich, und viele hielten ihn für unnötig. Diese Narren! Im Weltraumflug lag die Zukunft der Whanau! Schon seit frühester Jugend arbeitete Binan darauf hin, Astronaut zu werden.

»Siehst du sie?«, fragte Trudan.

»Noch nicht.«

»Sie muss irgendwo da draußen sein. Unsere Wissenschaftler können sich nicht irren!«

»Glaubst du?«

»Auch wir beide haben sie durch die Teleskope gesehen.«

Binan winkte ab. »Ich weiß. Aber die Wolke verändert permanent ihre Position. Üb dich in Geduld, wir werden sie finden.«

Und dann?, fragte er sich. Was sollten sie tun, wenn sie die Wolke fanden?

Er beobachtete konzentriert den Bildschirm und veränderte behutsam die Blickrichtung des bordeigenen Teleskops. Er justierte es nur um eine Winzigkeit, denn sie musste da draußen sein, ganz in der Nähe des Erfassungsbereichs des Geräts.

Plötzlich sah er sie.

 

*

 

Die Wolke war grau und schien aus verdichteter Materie zu bestehen, die auf dem Monitor wie gigantische helle Watte ins Bild quoll. Sie wucherte unkontrolliert, und sie bewegte sich zwar kaum merklich, aber für ein kosmisches Objekt dieser Größe trotzdem verhältnismäßig schnell.

Binan schluckte heftig. Er versuchte vergeblich, Speichel einzusaugen. Sein Rüssel war völlig trocken, der Geschmack des Nektars nicht einmal mehr eine Erinnerung, eher ein Trugbild, das eine perfide Macht ihm vorgaukelte, um ihn zu verwirren.

Er ging an die Arbeit. Es half alles nichts: Sie mussten ihre Aufgabe erfüllen, tun, weshalb sie unterwegs waren.

Gemeinsam mit Trudan nahm er aktuelle Messungen vor und überprüfte den Kurs der Wolke.

Es war entsetzlich.

Seine Hoffnung platzte, dass die besten Wissenschaftler seines Volkes sich irrten, dass sie den Weg dieser Grauen Materie falsch berechnet hatten. Es war reines Wunschdenken gewesen. Diesen hochrangigen Kapazitäten unterliefen solche trivialen Fehler nicht.

Nein, am Ergebnis gab es keinen Zweifel: Die Wolke bewegte sich genau in Richtung des fünften Planeten.

Wie nüchtern das klang: der fünfte Planet. Es war der Gasriese Tophan, den ihre Heimat Whan als Mond umkreiste.

War dieses Phänomen eine Bedrohung? Wie war es entstanden? Stand es im Zusammenhang damit, dass der zweite Planet verschwunden war? Handelte es sich bei der Wolke um die Überreste dieser Welt?

Das widersprach allem, was ihre Wissenschaft erklären konnte. Wie sollte sich ein ganzer Himmelskörper einfach so in etwas völlig anderes verwandeln?

Die Bilder des Teleskops jedenfalls ließen keine Interpretationsmöglichkeit. Die Wolke trieb in Richtung des Gasriesen. Würde sie diesen Planeten zerstören?

Und was dann? Ohne den Gasriesen musste die Stabilität des gesamten Sonnensystems zerbrechen! Binan wunderte sich sowieso, dass das fragile Gleichgewicht den Verlust eines Planeten so gut weggesteckt hatte.

»Die Ergebnisse sind eindeutig«, sagte Trudan. »Bald werden die ersten Monde und dazwischenliegende Gesteinsringe einen Ausläufer der Wolke passieren.«

Die ersten Monde, dachte Binan. Er traut sich nicht, es auszusprechen. Auch Whan gehört zu diesen ersten Monden ...

Das deckte sich mit den Forschungsergebnissen der Wissenschaftler. Sie waren besorgt, ihnen schwante Übles. Trotzdem unterstützten nicht alle Whanau das Projekt, eine Rakete in die Wolke zu schicken. Die Raumfahrt war nicht jedermanns Sache, und diverse moralische und religiöse Einwände sprachen dagegen.

Doch die Vernunft hatte sich durchgesetzt.

Nun sah Binan selbst, was sich weit über den Köpfen der planetaren Whanau abspielte. Aber sehen und aktiv handeln ... das waren zwei verschiedene Blütenkelche.

Er begriff, dass die Whanau nichts gegen die graue Wolke unternehmen konnten. Ebenso wenig vermochten sie zu fliehen, dazu war die Raumfahrt nicht weit genug gediehen.

Was sollten sie also tun?

Binan und seinem Kollegen jedenfalls blieb nur, zu beobachten und ihre Heimatwelt zu warnen. Vielleicht erreichten sie damit genau das Gegenteil von dem, was sie bezweckten. Wenn die Bevölkerung in Panik verfiel, würde Whan nur umso schneller untergehen.

Als sich die Dinge veränderten, bemerkte er es zunächst gar nicht, denn das Geräusch entging ihm. Nur allmählich machte sich in seinem Bewusstsein die Erkenntnis breit, dass etwas nicht in Ordnung war.

Ein leises Zischen durchdrang die Kabine der Fähre.

Er begriff, dass irgendwo Luft ausströmte.

Trudan hörte es im gleichen Augenblick. »Wir haben ein Leck!« Seine Stimme zitterte leicht.

Egal wie sinnlos es sein mochte, Binan sah sich trotzdem um. Die Kritiker der Mission behielten also recht mit ihrer Warnung, wie gefährlich die Reise in den Orbit sein konnte.

Er entdeckte keinen Riss in der Außenhülle der Kapsel, stellte sich aber bildlich vor, was geschehen war. Ein winziger Komet oder Meteorit musste die dünne Hülle durchschlagen haben. Und nun strömte der Sauerstoff aus.

Und mit ihm das Leben.

Das Zischen wurde lauter.

»Wir müssen das Leck suchen!«

Trudan musterte ihn zweifelnd. »Wie sollen wir es finden? Und selbst wenn – wir können es nicht abdichten. Wir sind so gut wie tot.«

1.

Ein Raumschiff für die Quantam

27. September 2046 NGZ

 

»Ich schlage euch einen Handel vor«, sagte Perry Rhodan zu Moquert, jenem Quantam, der nach einem zerstörerischen Beginn als Erster den friedlichen Kontakt zu den Galaktikern gesucht hatte. Die Quantam waren Quasi-Schiffbrüchige auf dem Weg von ihrer Heimat, die von den Phersunen heimgesucht worden war, zu einem Ziel, das ihnen die Laddhuna gewiesen hatten ... und das ... wo genau lag?

»Hangle dich vor!«, forderte Moquert ihn freundlich auf.

»Verrätst du mir den Bestimmungsort eures Schiffes?«

Das fremdartige Wesen betrachtete ihn, offenbar interessiert. Seine Gliedmaßen trippelten auf dem Boden. Das Geflecht aus Pflanzen, Pilzen und Algen, das in Symbiose mit ihm auf seinem Kopf wuchs, bewegte sich leicht, wie ein Büschel Tang im Meer, das von einer Strömung erfasst wurde. »Du weißt, dass sich unsere Hoffnung, in nur zwei Jahren eine sichere Zuflucht zu erreichen, nicht erfüllt hat. Am liebsten wären wir weit weg, in Puquard.«

Perry Rhodan lehnte sich nachdenklich in seinem Sessel zurück. Er hatte sich mit seinem Gast in einen Konferenzraum in der Nähe der Zentrale der RAS TSCHUBAI zurückgezogen. Dank der Einrichtung eignete sich dieser Ort vorzüglich dafür, auch den fremdartigsten Wesen an Bord ein wenig Bequemlichkeit zu bieten.

Puquard, wiederholte der Terraner in Gedanken. Ein kleiner Kugelsternhaufen, der Galaxis Ancaisin vorgelagert.

»Dieses Ziel befindet sich fast außerhalb der Reichweite eurer Triebwerke«, stellte er fest. »Außerdem wird die Reise dorthin mit eurer Technik mindestens ein Jahrtausend dauern, wenn nicht sogar länger.«

»Du weißt über unsere Möglichkeiten gut Bescheid«, sagte Moquert. »Aber der Weg ist das Ziel. Wir sehen ihm gelassen entgegen. Auf dem Weg nach Puquard wird die Besatzung gedeihen und sich vermehren.«

»Oder von feindlichen Mächten, denen ihr begegnet, vernichtet werden.«

Der Quantam schwieg kurz, womöglich dachte er an seine Begegnung mit den Phersunen auf dem ehemaligen Mond seiner Heimat zurück.

»Was für einen Handel schlägst du uns vor?«, fragte er nach einer geraumen Weile.

»Unsere Leistung soll darin bestehen, euch sicher und schnell nach Puquard zu bringen. Mein Schiff benötigt für diese Reise keine Jahrtausende, sondern kann sie in ein paar Tagen bewältigen.«

»Ich weiß, dass ihr das könnt. Und dass ihr es tun würdet. Ihr seid ein sehr freundliches Volk und uns wohlgesinnt.«

Rhodan schwankte kurz, ob sein Gast diese Worte ernst oder ironisch meinte. »Ihr wollt die Galaxis Ancaisin verlassen, und das für immer. Und ihr strebt keine Rückkehr an. Wir helfen euch gerne.«

»Aber so wohlgesinnt, dass du diese Hilfe ohne Gegenleistung anbietest, ist dein Volk wiederum nicht, richtig?«

Der Terraner lächelte schwach. »Ich habe ein Angebot, das ihr nicht ablehnen könnt.«

»Wir fürchten die Phersunen, auch wenn sie Versprechungen machen.«

Die Phersunen, dachte Rhodan. Eine weitere nach wie vor unbekannte Größe in der Gleichung Ancaisin. Ihnen wurde die Zerstörung der Mächtigkeitsballung zugeschrieben, wenn die Erinnerungen der Thesanit zutreffend waren.

An Bord der RAS TSCHUBAI wusste man so gut wie nichts über dieses Volk – einige Schiffssichtungen und die Begegnung mit Robotern lagen hinter ihnen, mehr nicht.

»Welche Erfahrungen auch immer ihr gesammelt habt, wir sind weder Laddhuna noch Phersunen«, stellte der Terraner klar. Er musste seine Gedanken ordnen, versuchen, seinen Besucher genauer einzuschätzen. Moquert sprach sehr weitschweifig. Entsprach das seinem Charakter, oder versuchte er absichtlich, Rhodan zu verwirren und aus dem Konzept zu bringen? »Wir sind Terraner. Und wir transportieren euch gerne nach Puquard.«

»Und was leisten wir im Gegenzug?«

»Ihr überlasst uns dafür euer Raumschiff. Die QUIQUI.«

»Das ist nicht akzeptabel«, lehnte Moquert ab.

»Ich war noch nicht fertig«, fuhr Rhodan fort. »Sobald wir den vorgelagerten Sternhaufen erreicht und einen geeigneten Planeten eurer Wahl gefunden haben, auf dem ihr euch niederlassen könnt, erhaltet ihr von uns ein Beiboot der RAS TSCHUBAI. Eine Korvette. Das ist ein modernes, sechzig Meter durchmessendes Kugelschiff. Und wir geben genaue Instruktionen, wie ihr mit dem Schiff umgehen müsst. Also eine grundlegende Einarbeitung in die Technologie.«

»Da solltest du nach einer anderen Liane greifen.« Moquert betrachtete den Terraner ausdruckslos. Er war ein alter Quantam, der noch die Heimatwelt gekannt hatte. Sein Leihsohn Taquav hingegen, der neben ihm saß, bislang aber noch keinen Ton gesagt hatte, war erst im Generationenschiff geboren worden. »Ich kann auf diesen Handel nicht eingehen. Mein Volk könnte mir das niemals verzeihen.«

Seine Gäste schienen nicht in diesen Konferenzraum zu passen, der für Rhodan immer mehr zur zweiten Heimat wurde. Die Pflanzen, die büschelweise auf den Köpfen der beiden wuchsen, bildeten einen eigenartigen Kontrast zu der kalten, technischen Umgebung des Raums.

Noch gab es also keine Einigkeit – aber miteinander zu reden war besser, als aufeinander zu schießen. So gesehen befand er sich auf einem guten Weg.

Rhodan zog die Brauen hoch. Seiner Meinung nach hatte er einen fairen Handel vorgeschlagen. Ein gutes gegen ein schlechtes Raumschiff. Er wollte diese sympathischen Büschelköpfe keineswegs übervorteilen oder gar übers Ohr hauen.

Die QUIQUI wies eine eigenartige Besonderheit auf. Die Pflanzen, die aus den Köpfen dieser Wesen sprossen, waren eng mit der Horchhaut verwandt, einer verhornten Schicht, die auf der Hülle des Schiffes wucherte. Darüber konnten die Quantam in begrenztem Maß mit dem Raumer kommunizieren.

Die Besatzung der RAS TSCHUBAI benötigte dringend Koordinaten, um zielstrebiger in der Heimatgalaxis der Cairaner operieren zu können. Ancaisin gehörte zum Galaxien-Geviert und bildete einen Eckpfeiler der hiesigen Gemeinschaftszivilisation der Vecuia. Viel mehr wussten sie jedoch noch nicht – sie kannten lediglich die Namen einiger vor Urzeiten wichtiger Planeten und Systeme. Allerdings nur die Namen, nicht die genauen Positionen. In dieser Hinsicht konnten die Quantam womöglich weiterhelfen.

Rhodan drehte den Spieß um und fragte seinen Gast: »Was stellt ihr euch denn als Gegenleistung vor?«

»Ein einzelnes Schiff kann schnell beschädigt werden«, erwiderte Moquert nachdenklich. »Vor allem, solange wir uns allein in einem unbekannten Kugelsternhaufen befinden, ohne Kontakt zu unserer Heimat.«

Der Terraner ahnte, worauf sein Gast abzielte. »Du weißt, wir benötigen Koordinaten und weitere Daten. Aber diese Informationen könnten wir auch in den Positroniken anderer einheimischer Raumschiffe finden.«

Die Quantam wussten nichts von Cairanern oder sonstigen Bewohnern dieser Galaxis. Sie kannten lediglich ein Volk, das sie Laddhuna nannten und das wohl mit den Ladhonen identisch war. Diese hatten ihnen geholfen, sich vor den Phersunen zu retten.

Moquerts Pflanzenbüschel bewegten sich stärker. »Ich wünsche viel Erfolg bei der Suche. Glaubt ihr wirklich, dass ausgerechnet die Laddhuna euch helfen werden? Sie sind uns freundschaftlich verbunden. Es wird ihnen nicht gefallen, dass du uns ...«

Rhodan ließ ihn nicht aussprechen. »Nötigenfalls wenden wir uns an ein Schiff der Phersunen.«

Ein keckernder Laut folgte – konnte es sein, dass sich der Quantam über diese Aussage amüsierte? »Du willst die Mörder der Materie um Hilfe bitten? Viel Glück!«

Der Terraner begriff, dass Moquert nicht von seiner Position abweichen würde. Warum sollte er auch? Er hielt alle Trümpfe in der Hand.

Die RAS TSCHUBAI brauchte dringend Daten und Koordinaten, die ihr die Astrogation im Galaxien-Geviert erleichterten. Die Mannschaft ortete zwar unablässig und lauschte in den Raum, doch bislang ohne brauchbares Ergebnis. Die Galaxis Ancaisin blieb hyperkommunikativ weiterhin auffällig still.

Geradezu geisterhaft still.

»Also gut«, gab Rhodan nach. »Wie viele Schiffe verlangt ihr im Tausch gegen das eure?«

»In solch einem fernen Sternhaufen werden wir schon fünf Einheiten brauchen, um einigermaßen überleben zu können.«