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Bisher vom Autor bei KBV erschienen:

»Somniferus«

»Hexennacht«

»Das Schattenbuch«

»Hinter der Maske«

»Janus«

Michael Siefener, geb. 1961 in Köln, studierte Rechtswissenschaft und promovierte 1991 über rechtliche Fragen der Hexenprozesse. Seit 1992 ist er freier Autor und Übersetzer. Er lebt und arbeitet heute in Manderscheid/Eifel und Hamburg. Zahlreiche Veröffentlichungen, vor allem im Bereich der phantastischen Literatur. Seit einigen Jahren Mitarbeit an einer geplanten Geschichte der Zauberbücher unter Federführung von Prof. Dr. Marco Frenschkowski, Universität Leipzig.

Michael Siefener

Janus

SCHWARZE EIFEL

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© 2019 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim

www.kbv-verlag.de

E-Mail: info@kbv-verlag.de

Telefon: 0 65 93 - 998 96-0

Umschlaggestaltung: Ralf Kramp

Redaktion: Volker Maria Neumann, Köln

eISBN 978-3-95441-507-6

Für Silke,
die die Dunkelheit vertrieb

Inhalt

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

16. Kapitel

17. Kapitel

18. Kapitel

19. Kapitel

20. Kapitel

21. Kapitel

22. Kapitel

23. Kapitel

24. Kapitel

25. Kapitel

26. Kapitel

27. Kapitel

28. Kapitel

29. Kapitel

30. Kapitel

31. Kapitel

Epilog

1. Kapitel

Die Dunkelheit ging ihm voraus. Sie folgte ihm, sie hüllte ihn ein. Er fühlte sich, als sei er selbst diese Dunkelheit. Sie umlagerte ihn seit … seit damals, und es gab nur einen einzigen Weg, ihr zu entkommen.

Er war müde, und seine Maske war verrutscht, aber er machte sich nicht die Mühe, sie wieder zurechtzurücken. Der Portier sah ihm in die Augen und erkannte die Finsternis, die in ihnen lag. Er zitterte, als er dem neuen Gast den Zimmerschlüssel aushändigte, und wandte rasch den Blick von ihm ab.

Sofort ging er nach oben, über eine dunkle Treppe, durch einen dunklen Korridor, und doch erkannte er alles überaus deutlich. In wie vielen solcher Hotels war er auf seiner langen Suche bereits gewesen, wie vielen Spuren war er bereits gefolgt, wie viele Enttäuschungen hatte er schon erlebt?

Das Zimmer war wie alle anderen: ein Tisch, ein Bett, ein Sessel, und sogar der Ausblick aus dem Fenster schien überall der gleiche zu sein. Eine Ansammlung von Dächern, der Wald in der Ferne, ein Himmel, durch den die Wolken wie Schlieren einer zähen Flüssigkeit zogen. Er legte seinen bescheidenen Koffer auf das Bett, packte nur das Nötigste aus und stellte ihn dann in den Kleiderschrank.

Ein Düsenjäger donnerte über die kleine Stadt hinweg. Er erinnerte sich daran, dass Spangdahlem nicht weit entfernt lag – der Luftwaffenstützpunkt der Amerikaner. Der Lärm hatte etwas Gewalttätiges an sich – todbringender Lärm.

Er wartete, bis die Dämmerung einsetzte, dann ging er nach draußen. Nun fühlte er sich nicht mehr so einsam und fremd. Nun war seine Dunkelheit ein Teil der Dunkelheit in dieser Stadt.

Ein Hund bellte ihn an. Als er einen Schritt auf das Tier zuging, wich es so heftig zurück, dass es sein Herrchen an der Leine mit sich zog. Das Herrchen warf ihm einen entsetzten Blick zu, kniff die Augen zusammen, als könne es ihn nicht richtig erkennen. Er musste lächeln. Ging weiter.

Bei jedem Schritt spürte er die Nadeln, die Stacheln. Es bedurfte besonderer Ablenkungen, um sie vergessen zu machen. Kurz schloss er die Augen und atmete tief ein. Er hatte die Spur aufgenommen, das spürte er durch die Nadeln und Stacheln hindurch.

Die Buchhandlung hatte noch geöffnet. Er betrat sie, schaute sich um. Liebesromane, historische Romane, unheimliche Romane. Kranke Welten.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine sanfte Stimme hinter ihm, die weder männlich noch weiblich zu sein schien.

»Vielleicht«, sagte er und drehte sich um.

Hinter ihm stand ein junger Mann mit blondlockigen Haaren und unglaublich langen Wimpern und grinste. Einen Augenblick lang hatte er den Eindruck, dieses Grinsen zu kennen. Nur zu gut zu kennen!

Am liebsten hätte er dem jungen, weibischen Mann das Grinsen aus dem Gesicht geprügelt, doch er sagte mit liebenswürdiger, sanfter Stimme: »Ich suche kein Buch, sondern eine Information. Ich habe erfahren, dass Ihre Buchhandlung einem gewissen Jakob Thaddeus gehört, und ich würde gern einmal mit diesem Herrn sprechen.«

Der junge Mann sah ihn verwundert an, kniff dann die Augen zusammen wie vorhin das Herrchen. Und genau wie der Hund wich er ein paar Schritte vor dem seltsamen Kunden zurück. »Herr Thaddeus kommt nur noch selten in die Buchhandlung. Er arbeitet meistens von zu Hause aus.«

»Er ist ein Sammler römischer Altertümer, nicht wahr?«

Der junge Mann keuchte auf, als würde ihm etwas die Brust zuschnüren. »Ja …«

Der Mann grinste. »Bitte geben Sie mir seine Adresse.«

»Ich weiß nicht …«

»Bitte!«

Eine Viertelstunde später stand er vor dem Haus des Buchhändlers. Als der alte Mann ihm öffnete, hielt sich der Fremde nicht mit langen Vorreden auf. Er drängte Thaddeus in die Diele seines Hauses zurück, verriegelte die Tür und fragte den alten Mann nach einem bestimmten Artefakt aus seiner Sammlung. Als dieser keine Antwort gab, fesselte er ihn an einen Stuhl, nahm den Schürhaken von dem schmiedeeisernen Ständer neben dem offenen Kamin, in dem ein Feuer loderte, brachte das Werkzeug zum Erglühen und verhalf damit seiner Frage zu einigem Nachdruck.

»Gestohlen!«, schrie der alte Mann unter Schmerzen.

»Das glaube ich nicht.«

»Aber es ist die Wahrheit!«

Auch die weitere Folter bewirkte keine andere Antwort. Als er mit dem alten Mann fertig war, war dieser kaum mehr als eine stinkende, an vielen Stellen verkohlte, blutende Masse schlaffen Fleisches.

Stunden später stand er wieder draußen auf der dunklen Straße. Er hatte nicht gefunden, wonach er gesucht hatte.

Doch er würde nicht aufgeben.

Er konnte es nicht. Die Nadeln und Stacheln wüteten in seinem Blut.

Wenigstens fühlte er sich jetzt besser. Er stürzte sich in die Finsternis der endlosen Nacht.

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»Es war wirklich furchtbar«, sagte der hagere der beiden ungleichen Brüder und strich sich eine lange, graue Haarsträhne aus dem faltigen Gesicht.

»Ja, ganz furchtbar«, bestätigte der andere und schüttelte den Kopf so heftig, dass sein mächtiges Doppelkinn bebte. Im Gegensatz zu seinem Bruder war er kahlköpfig, und das Fett an Hals und Wangen bildete Wülste, die den Eindruck erweckten, als sei er mit Bratwürsten behangen. Vermutlich hatte er seinem Bruder schon an der Mutterbrust die Nahrung weggenommen, dachte Anton Wierich belustigt und drehte sich um, damit er beim Anblick der beiden älteren Männer nicht doch noch in Lachen ausbrach.

Er stand in einem großen Raum mit schäbiger, verblichener Blumentapete, die sich in den Ecken gelöst hatte und wie verwelkte Blüten in den Raum hineinhing. Große, helle Stellen an den Wänden deuteten an, wo Möbel gestanden und Bilder gehangen hatten. Zwischen den beiden Sprossenfenstern befand sich auf etwa halber Höhe ein dunkler Fleck an der Wand, von dem aus ein paar Schlieren nach unten und über den abgetretenen Teppichboden liefen, bis sie wie mit dem Beil abgehackt aufhörten.

Der Dicke bemerkte, dass Anton auf den Fleck und die Schlieren starrte, und meinte: »Wir haben ihn in den Teppich eingerollt und dann im Wald verbuddelt. Armer Kerl. Ganz furchtbar.«

»Wirklich furchtbar«, bekräftigte der Hagere.

Anton sah die beiden wieder an. Nun fand er sie keineswegs mehr lustig. Er wünschte sich, er wäre nicht hergekommen. Außerdem schien er mal wieder zu spät zu sein.

Als hätte der Dicke seine Gedanken gelesen, sagte er: »Leider war der Andrang ziemlich groß, aber es ist trotzdem noch ein wenig da. Das Haus ist schon verkauft, und bis zum Ende des Monats muss es leer sein. Kommen Sie bitte mit.«

Er führte Anton Wierich durch eine offen stehende Tür in den angrenzenden Raum, in dem sich noch ein überdimensionierter Kleiderschrank aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende befand; das dazugehörige Bett war bereits abtransportiert.

Der Hagere, der wie ein Schatten hinter Anton hergehuscht war, lief nun an ihm vorbei und öffnete die rechte Schranktür. Gestärkte weiße Laken lagen auf dünnen, leicht durchgebogenen Holzböden, die mit Papier ausgelegt waren, das der Tapete im vorigen Zimmer glich. »Vielleicht können Sie ja etwas damit anfangen«, meinte der hoch aufgeschossene, faltige Mann und zuckte entschuldigend die Achseln.

»Nur Bettwäsche?«, fragte Anton ungläubig. »Was ist denn mit der Mitteltür passiert?« In ihr klaffte ein großes, unregelmäßig gezacktes Loch.

Der Hagere stellte sich davor und lächelte Anton entschuldigend an. »Das ist der Grund, warum der schöne Schrank keinen Liebhaber gefunden hat. Und auch nicht die Sachen in ihm.« Er seufzte und fuhr mit seinen spinnenartigen Fingern über das gemaserte Walnussholz. »Ich kann Ihnen aber versichern, dass die Bettwäsche rechts und links von ausgezeichneter Qualität ist. Garantiert mindestens achtzig Jahre alt und nicht verschlissen. Wo bekommt man heute denn noch so etwas?«

Der Dicke drückte seinen Bruder beiseite, sodass das Loch wieder deutlich sichtbar wurde. »Schrot«, sagte er. »Den Kater hatte er im Wohnzimmer noch mit dem Gewehrkolben erschlagen, nachdem er das Tier zwischen die Fenster gebunden hatte. Den Fleck haben Sie ja vorhin gesehen. Aber seine Frau …«

Anton schluckte. Es war wirklich keine gute Idee gewesen, zu dieser Wohnungsauflösung zu gehen. Er hatte gehört, dass es hier zu einer schrecklichen Tragödie gekommen war, aber ihr genaues Ausmaß war ihm unbekannt gewesen. Er hatte sich bloß erhofft, für sein Geschäft ein paar preiswerte, gute Stücke zu ergattern, die er auf den vielen Trödelmärkten in der Umgebung mit großem Gewinn verkaufen konnte. Aber er war wieder einmal zu spät gekommen. Seine gierigen Kollegen hatten ihm die besten Sachen – alle Sachen mit Ausnahme der dämlichen Bettwäsche – vor der Nase weggeschnappt. Was wohl Karla sagen würde, wenn sie von diesem Desaster erfuhr?

»… hat sie in den Schrank gesperrt«, hörte er die Stimme des Dicken wie durch Watte. Seine Enttäuschung hatte ihn eingehüllt, eingesponnen in sein Versagen, das ihm Karla gegenüber äußerst peinlich war. Schließlich war sie es gewesen, die ihm die Annonce unter die Nase gehalten hatte. Er hatte abgewinkt, weil er keine Lust gehabt hatte, von Bettenfeld bis nach Dasburg in der Südeifel zu fahren, nur um möglicherweise dort herauszufinden, dass das Angebot bei dieser Haushaltsauflösung aus unvollständigen Kaffeeservices, angeschlagenen Vasen und fettigen Häkeldeckchen bestand – und aus Bettwäsche. Dem geplünderten Zustand des Hauses nach zu urteilen, hatte er sich jedoch mächtig geirrt.

»Halt den Mund!«

Anton zuckte zusammen.

Der Hagere sah seinen Bruder erbost an.

»Schämst du dich etwa für Onkel Darius?«, fragte dieser. »Glaubst du, er hat auch deine ach so weiße Seele befleckt?«

»Dir ist nichts heilig!«

»Soll mir etwa ein Mann heilig sein, der zuerst seine Katze zu Brei schlägt, dann seine Frau in den Kleiderschrank sperrt und mit einer Schrotflinte auf sie ballert, bis von ihr nur noch Fetzen übrig sind? Und der dann das Gewehr nachlädt, sich auf sein Bett hockt, den Gewehrlauf in seinen Mund schiebt und es mit einer grotesken Verrenkung fertig bringt, abzudrücken? Ist das etwa heilig?«

Anton drehte es den Magen um. Verstohlen lugte er hinüber zu dem unregelmäßig gezackten Loch in der mittleren Schranktür. Die Vorstellung, dass dahinter eine Frau gehockt hatte und … er schloss die Augen. Fast glaubte er die Schüsse zu hören.

Und die Schreie der Frau.

Wie kalt es in diesem Zimmer war. Vorhin hatte er das gar nicht empfunden. Der Herbst kroch durch die Ritzen der Fenster und Türen, wehte vom Dachstuhl herunter, umschmiegte das Haus.

»Sei endlich still! Wer hat denn Onkel Darius immer so vergöttert?«, höhnte der Hagere. »Wer war denn sein Lieblingsneffe? Ich habe den Eindruck, du bewunderst ihn immer noch – sogar für diese Tat! Du hast ja nie etwas für Tante Mathilde übrig gehabt!«

»Gibt es denn im ganzen Haus nichts anderes mehr, das Sie mir zeigen könnten?«, versuchte Anton sie abzulenken. Er wollte bloß aus diesem Zimmer verschwinden. Nun, da er wusste, was sich hier abgespielt hatte, war ihm, als wisperten ihm die Schatten in den Ecken ungeheure Dinge zu, als läge noch ein Laken aus schwarzem Entsetzen schwer über den Anwesenden in diesem Raum, als dringe aus dem Mauerwerk, aus dem Boden und dem Schrank etwas Ungreifbares, Körperloses, das ihm die Haare zu Berge stehen ließ.

»Ihre Kollegen haben schon fast alles andere geholt. Aber ich glaube, auf dem Speicher sind noch ein paar Sachen. Die meisten haben sich nicht hinaufgetraut; sie waren schon mit dem zufrieden, was sie hier unten gefunden haben.«

Anton stellte sich vor, wie diese Hyänen von Trödlern silberne Kandelaber, Renaissancestühle, gotische Truhen, Inkunabeln und Elfenbeinminiaturen zu lächerlichen Preisen aus dem Haus geschleppt hatten. Obwohl er genau wusste, dass es wohl kaum so gewesen sein konnte, ärgerte er sich doch über seine Nachlässigkeit. »Ich würde mich gern auf dem Speicher umsehen«, sagte er.

»Bitte hier entlang«, sagte der Hagere und schenkte seinem unförmig fetten Bruder einen vernichtenden Blick. Er führte Anton in eine kleine Diele vor dem Schlafzimmer, das im ersten Stock lag. Mit einem langen Stab, der auf dem Treppenabsatz gestanden hatte, zog der Mann eine Klappe in der Decke auf, aus der rasselnd eine Fallleiter herabrutschte. »Ich gehe vor. Martin wird wohl hier unten auf uns warten müssen, denn sonst bricht die Leiter zusammen.« Der Hagere grinste seinen Bruder böse an.

»Warum bist du so gemein zu mir?«, grunzte der Dicke und fuhr sich mit der Hand über den schweißnassen Nacken.

Seltsam, dachte Anton, ihm scheint sehr heiß zu sein, und ich friere, als stünde ich nackt im Winterwald.

Der Hagere war bereits fast lautlos die Leiter hochgehuscht, bückte sich über die Öffnung und winkte Anton herauf. Dabei grinste er den Trödler an.

Anton drängte sich die unangenehme Vorstellung auf, dass dieser Mann, der nun wie ein Kobold wirkte, ihn in den düsteren Verschlag locken wollte, um dort schreckliche Dinge mit ihm anzustellen. Ganz kurz packte ihn das Verlangen, umzukehren und aus dem Haus zu laufen, doch die Hoffnung darauf, dort oben vielleicht doch noch etwas zu finden, was seine weite Reise rechtfertigte, trieb ihn schließlich dazu, über die wacklige Leiter hoch auf den Dachboden zu steigen.

Er hielt sich an den beidseitigen dünnen Rohrstangen fest, die gleichzeitig mit der Leiter aus dem Dach gefallen waren, und schritt vorsichtig die schwankenden Stufen empor. Er tauchte ein in einen See aus Zwielicht; es war wie das Ertrinken in einem unter dem Himmel hängenden Meer aus Schatten. Anton schnappte nach Luft. Es war stickig hier, dunstig, und es roch feucht. Irgendwo vor ihm rasselte etwas. Er fuhr zusammen. Ein Lichtbalken wurde in die Düsterkeit gestoßen. Offenbar hatte der Hagere eine Dachluke geöffnet.

»Sehen Sie sich nur um.« Es klang beinahe wie eine Drohung.

Nach einiger Zeit gewöhnten sich Antons Augen an das ungewisse Licht. Er erkannte Formen und Umrisse, die er jedoch noch nicht identifizieren konnte. Langsam machte er den letzten Schritt auf den Boden und zog den Kopf ein. Hier vermochte er kaum aufrecht zu stehen, und das steil zu beiden Seiten abfallende Dach erlaubte es ihm nicht, bis in die Ecken zu kriechen und diese zu untersuchen. Außerdem reichte dazu das Licht noch immer nicht aus.

Von unten drang ein seltsames Geräusch herauf. Es war ein Schnaufen, ein Grunzen, vermischt mit Stöhnen und Jammern. Dann hörte Anton, wie die schwere Haustür heftig aufgerissen und kurz darauf zugeschlagen wurde. Nun war unten alles wieder still.

Der Hagere stand in gebückter Haltung an die Stirnwand des Dachbodens geschmiegt. Es sah aus, als verharre er in Anbetung. Er hatte sogar die Hände gehoben. Doch er sagte nur: »Das ist alles.«

Anton schaute sich um, so gut es eben ging. Dabei entdeckte er nichts, was es wert gewesen wäre, mitgenommen zu werden: Holzbohlen, ein zersplitterter Spiegel, die Rückwand eines Schranks, eine Truhe ohne Deckel, die überdies vollkommen leer war, ein Fahrrad, bei dem Sattel und Hinterrad fehlten, und dergleichen mehr. Anton seufzte. Es war doch umsonst gewesen. »Ich glaube, das ist nichts für mich«, sagte er traurig, drehte sich um und betrat wieder die Leiter.

Der Hagere stand noch immer in gebeugter, erstarrter Haltung da. »Wie Sie meinen. Es tut mir leid.«

Anton kletterte die wackelige Leiter hinunter und war froh, als er wieder in der Diele des ersten Stocks stand. Flink folgte ihm der Hagere.

»Dürfte ich mir den Inhalt des Kleiderschranks einmal genauer ansehen? Vielleicht kann ich ja mit der Wäsche doch etwas anfangen«, meinte Anton. Es war seine letzte Chance – zugegeben keine sehr große.

Der Mann verneigte sich vor ihm, ging die Treppe hinunter und warf zunächst einen Blick in die übrigen Räume, bevor er Anton wieder ins Schlafzimmer führte. »Mein Bruder scheint es nicht ausgehalten zu haben. Er war schon immer schwach.«

»Manchmal haben die Schwachen mehr vom Leben, weil sie ihren Ängsten und Süchten nachgeben, anstatt sie zu bekämpfen«, sagte Anton und wunderte sich sogleich, warum er solch seltsame Widerworte gab.

»Wollen Sie diesen Taugenichts etwa verteidigen?«, fragte der Hagere. »Sie kennen ihn doch gar nicht. Und Sie kennen mich nicht. Kennen Sie sich selbst?« Sein Grinsen war wie eine Maske des Hohns. Er riss die rechte und die linke Tür des Kleiderschranks auf, und als er auch die mittlere öffnen wollte, hielt Anton ihn zurück.

»Nein«, sagte er, »dahinter … kann doch nichts mehr …«

»Dahinter ist mehr, als Sie für möglich halten.« Er zog bereits an dem Messingknauf.

»Bitte nicht!« Fast hatte Anton geglaubt, hinter dem ausgefransten Loch eine Bewegung gesehen zu haben.

Der Hagere zuckte die Achseln und riss nur die beiden Seitentüren auf. »Bestes Leinen. Nehmen Sie es mit, ich schenke es Ihnen«, sagte er. »Weil ich Sie mag.« Seine Miene drückte das Gegenteil aus.

Rasch machte sich Anton daran, den Schrank leerzuräumen. Karla würde ihn auslachen, wenn er mit diesen Laken, Tischdecken und Kopfkissenbezügen ankam, doch man konnte sie vielleicht noch als Putzlappen gebrauchen. Wenn sie nur nicht so makellos weiß gewesen wären.

Der Mann schaute Anton eine Weile zu, ohne dem Trödler seine Hilfe anzubieten, und sagte schließlich: »Machen Sie ruhig weiter. Ich bin gleich wieder da.« Mit diesen Worten verließ er das Zimmer.

Anton hörte, wie abermals die Haustür geöffnet wurde. Nun war er allein – allein mit den Geistern in diesem schwarzen Haus. Er ertappte sich dabei, dass er immer wieder hinüber zu dem schrecklichen Loch im Schrank lugte. Nein, dort bewegte sich nichts. Wirklich nicht.

Als er die Laken auf dem obersten Bord an der rechten Schrankseite herausziehen wollte, berührten seine Fingerspitzen etwas, das eindeutig kein Stoff war. Er tastete danach. Der Gegenstand fühlte sich rau und körnig an, fast wie erstarrter Sand. Anton runzelte die Stirn, schob die Laken ein wenig zur Seite und zog seine Entdeckung langsam hervor. Als er sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte er sie deutlicher sehen.

Ihm stockte der Atem.

Es war eine Tonfigur. Eine Statuette, etwa zehn Zentimeter groß und mit einem Durchmesser von ungefähr vier oder fünf Zentimetern. Römisch. Falls es kein Replikat war.

Anton schaute sich um. Weder der Hagere noch der Dicke waren irgendwo zu sehen. Also würde er warten, bis einer der Brüder wiederkam. Diese Statuette musste er unbedingt haben. Ganz vorsichtig holte er sie aus dem Schrank und drehte sie langsam in seinen Händen hin und her. Nein, das war keine Nachahmung. Das war ein Original! Es war aus hellbraunem Ton und recht verwittert und stellte eine männliche Gottheit dar. Eine Gottheit mit zwei Gesichtern. Das eine Gesicht, das vordere, schaute finster drein; die angedeuteten Brauen bildeten ein V und stießen über der Nasenwurzel zusammen. Das hintere Gesicht war eine grinsende Fratze. Die Gestalt trug eine Toga, hielt einen Stab in der einen Hand und einen Schlüssel in der anderen und hatte keine Beine. Sie waren nicht während der Jahrhunderte verloren gegangen, sondern einfach nie da gewesen. Die Falten der Toga endeten in einem annähend kubischen Sockel.

Anton hielt sich die Statuette dicht vor die Augen. Die beiden Gesichter ließen nur den Schluss zu, dass es sich hier um ein Abbild des römischen Gottes Janus handelte. Janus … der Gott des Torbogens, des Türdurchgangs, des Durchschreitens, des Eingehens in etwas Neues, der Gott des Anfangs, dem die ersten Stunden des Tages, die ersten Tage des Monats und der erste Monat des Jahres geweiht waren. Darstellungen dieser Gottheit waren sehr selten und tauchten kaum im Antiquitätshandel auf – und schon gar nicht bei Trödlern. Wenn er dafür einen zahlungskräftigen Käufer fand, konnte Anton ein kleines Vermögen machen. Doch zunächst musste er den ungleichen Brüdern die Statuette abkaufen, die seine oberflächlichen Kollegen allesamt übersehen hatten. Er konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Wo blieben die beiden bloß?

Sicherlich hatten sie keine Ahnung von der Existenz dieses Schatzes. Was aber war, wenn sie zu viel Geld von Anton dafür haben wollten? Sein Bankkonto war fast geplündert; er hatte schon lange keine guten Geschäfte mehr gemacht. Nun war er der Erfüllung jenes Traums so nah, den er immer wieder geträumt hatte: einmal einen wunderbaren Fund zu machen, von dem er lange Zeit leben konnte. Zwischen Traum und Wirklichkeit standen nur die beiden Brüder.

Und wenn er einfach …?

So etwas durfte er nicht einmal denken. Er war ein ehrlicher Mensch – eigentlich zu ehrlich für seinen Beruf. Noch nie hatte er jemanden übers Ohr gehauen. Da waren viele seiner Kollegen aus anderem Holz geschnitzt. Wie oft schwatzten sie ahnungslosen Besitzern die größten Kostbarkeiten für einen Apfel und ein Ei ab, und wie oft verkauften sie Tand als angebliche Raritäten. Er dagegen …

Anton schaute sich wieder um. Nein, das kam nicht infrage! Aber es wäre so einfach. Die beiden Brüder wussten sicherlich nichts von der Statuette, denn sonst hätten sie das wertvolle Stück schon längst verkauft. Außerdem waren sie Anton zuwider. Sie hatten nichts anderes verdient.

Nein …

Bevor er noch begriff, was er da tat, hatte er die römische Gottheit bereits zwischen den Stapel mit Laken gestopft, den er auf dem Boden aufgebaut hatte. Gerade als er sich wieder aufrichtete, quietschte die Haustür, und der Hagere und der Dicke kamen zurück.

»Sind Sie fertig?«, fragte der Hagere und fuhr sich mit einer Geste der Ungeduld durch die grauen Haare.

»Nehmen Sie Ihr Geschenk und gehen Sie, Sie Nachzügler«, sagte der Dicke und grinste schmierig.

Nun gab es für Anton kein Zurück mehr. Er packte den Stapel und hoffte, dass die Statuette darin nicht ins Rutschen geriet. Kurz nickte er den beiden Männern zu und verließ ohne ein weiteres Wort das Haus. Sie hielten ihm sogar die Tür auf. Er legte den Stapel vorsichtig in seinem klapprigen VW Bully neben das Reserverad und sicherte ihn mit einem elastischen Seil. Dann warf er die Tür zu, schwang sich hinter das Lenkrad und fuhr langsam los.

Schon kurz hinter Dasburg hielt er an, sprang aus dem Wagen, öffnete die Ladefläche und zog die Statuette zwischen den Laken hervor. Nicht auszudenken, wenn sie in einer Kurve herausrutschen und auf dem Blech des Wagenbodens zerschellen würde.

Anton fuhr sanft mit den Fingern über die raue Oberfläche der Götterfigur. »Du bist mein Glück«, flüsterte er ihr zu. »Du bist meine Zukunft.« Beinahe zärtlich legte er sie auf den Beifahrersitz, holte von hinten die Laken und wickelte seinen Janus darin ein. Nun konnte ihm nichts mehr geschehen.

Sein größter Traum war nun doch noch Wirklichkeit geworden.

Glaubte er.

2. Kapitel

Anton freute sich auf Karla. Vor allem freute er sich auf die Verblüffung, die sie zeigen würde, wenn er ihr die Statuette des Janus unter die Nase hielt. Damit hatte er sicherlich einen besseren Fang als all seine Konkurrenten gemacht. Er hatte ja nicht einmal etwas für dieses einzigartige Relikt bezahlt! Doch er wollte noch ein wenig warten mit seiner Enthüllung; er musste erst eine Weile für sich sein, bevor er seinen Triumph mit Karla genoss.

Anton bremste den alten VW kurz vor Bettenfeld ab und bog in die schmale Straße ein, die zum Parkplatz unterhalb des Windsbornkraters führte. Dort stieg er aus und atmete tief durch. Die kalte Oktoberluft drang ihm geradewegs in den Kopf und verschaffte ihm ein Gefühl der Leichtigkeit. Er schaute den Hang hoch, hinter dem der Kratersee lag, der einzige nördlich der Alpen. Auch hier hatte einst eine römische Villa gestanden. Wo das Götzenbild des Janus wohl gefunden worden sein mochte? Egal, völlig egal. Wichtig war nur sein Wert.

Antons Blick glitt über die Flammenfarben der Bäume, über die schillernde Verwesung an den Ästen und Zweigen, die sich im Wind bogen – Gesten der Verneinung. Als würden die Bäume ihre Kronenköpfe schütteln angesichts des kleinen, unwürdigen Menschen, der da zu ihnen aufschaute.

Anton schloss den Transporter ab und lief den steilen Pfad hinauf und in den Wald. Der Weg führte um den Mosenberg und den Windsborn herum, einen vulkanischen Doppelkegel mit bizarren Lava-Formationen, zwischen denen sich ein regelrechter Urwald aus Buchen, Fichten und Eichen eingenistet hatte. Überall brannte der Herbst, überall loderte es gelb, rot und braun, überall lagen die Schatten des nahenden Winters. Gefallene Blätter raschelten unter Antons Schuhen, als er nachdenklich die Kegelberge umrundete. Er konnte noch nicht nach Hause gehen. Er musste zuerst mit sich ins Reine kommen.

Er war zum Dieb geworden.

Er, der sich in seinem ganzen Leben noch nie etwas hatte zuschulden kommen lassen, hatte etwas gestohlen. Etwas Wertvolles. Etwas ungeheuer Wertvolles. Etwas, das ihm zu leben helfen würde. Ihm und Maximilian, seinem Sohn. Und auch Karla, obwohl sie es eigentlich nicht nötig hatte, denn ihr kleiner Laden in Wittlich warf durchaus einiges ab. Zu wenig aber, um davon zu dritt angenehm existieren zu können.

Doch nun würde alles anders werden. Janus würde ihnen zumindest eine hohe vierstellige Summe bringen, vielleicht sogar mehr, wenn er den richtigen Käufer dafür fand.

Anton blieb stehen. Den richtigen Käufer … Würde jemand, der so viel Geld für eine römische Antiquität ausgab, nicht deren Herkunft kennen wollen? Er konnte sie nicht offenbaren, ohne seine Tat zu verraten. Außerdem wusste er gar nicht, woher der Verstorbene die Statue hatte. Die beiden Brüder konnte er nicht danach fragen. Seltsam, dass sie gerade dann das Haus verlassen hatten, als Anton auf das Götzenbild gestoßen war. Und dass sie in dem Augenblick wiedergekommen waren, als er es zwischen den Laken versteckt hatte. Als ob sie gewollt hätten, dass er genau das tat.

Dass er sich schuldig machte.

Der Wald raunte und wisperte. Der Wind blies von Osten und trieb abgerissene Blätter vor sich her. Allmählich rutschte die Sonne hinter die Wipfel und glomm rot zwischen den dunklen Stämmen. Es wurde noch kälter; der Wind brachte die erste Ahnung von Frost mit. Anton atmete mehrmals tief durch. Wenn die beiden Brüder gewusst hatten, was er tat, dann war es kein Diebstahl. Aber warum hatten sie es zugelassen?

»Ja … ja … jaaa …«

Anton zuckte zusammen. In einer Eiche vor ihm zappelte und flatterte es, und ein Schauer aus Blättern ging zu Boden nieder. Ein schwarzer Umriss erhob sich in den samtenen Himmel.

»Ja … kraa … kraah …«

Nur ein Rabe.

Anton musste lächeln. Du bist nun mal kein geborener Verbrecher, sagte er sich. Ob er die Statuette zurückgeben sollte? Er hatte eine große Dummheit begangen, das wurde ihm allmählich klar. Langsam ging er weiter, bis er den Wald hinter sich gelassen hatte und das Land nach Westen hin in einer Weite vor ihm lag, als würde es geradewegs in den Himmel schweben. Langsam fraß es die dunkelrote Sonne, die den blauen Samt des Firmaments in Brand setzte, bis es genauso loderte wie der Wald.

Scheiterhaufen.

Anton setzte seinen Weg fort und kam schließlich, nach einer weiten Schleife, zu den Wiesen vor Bettenfeld. Erste Lichter glommen wie ferne Sterne in den Fensteraugen des kleinen Dorfes und kämpften gegen die rasch sich senkenden Schatten. Von hier aus konnte Anton das große Bauernhaus sehen, das erste im Ort, wenn man vom Tal der kleinen Kyll heraufkam – sein Haus. Sein Zuhause. Hier war er geboren worden, hier hatte er als Kind gespielt, hierher hatte er seine Frau geführt, hier war sein Sohn geboren worden. Ein Haus des Beginns, der Geburt, des Neuanfangs.

Anton blieb abermals stehen und schlang die Arme um seinen Körper. Der Hof mit der zum Antiquitätenlager umgebauten Scheune lag unter der einsetzenden Nacht. In seinem Haus brannte ein Licht, Karla war bereits da und sicherlich auch Maximilian. Sie beide erfüllten das Gebäude mit einem Leben, das es dringend benötigt hatte. Es war ein Haus des Neuanfangs, nicht aber eines des Todes. Sein Vater war nach einem Herzinfarkt im Dauner Krankenhaus gestorben, seine Mutter im Altersheim in Manderscheid, und seine Frau auf der Krebsstation des Mutterhauses in Trier. Damals war Maximilian erst sieben Jahre alt gewesen, und nur er hatte Anton durch seine bloße Gegenwart am Leben gehalten. Er hatte für seinen Sohn sorgen müssen, hatte ihm Vater und Mutter sein müssen, auch wenn das wegen Antons unsicherem Einkommen und seinen unregelmäßigen Arbeitszeiten oft schwierig gewesen war, doch diese Pflichten hatten Anton in winzigen Schritten aus dem Morast der Trauer herausgeführt. Ohne Maximilian hätte er nie wieder Freude am Leben erfahren, das wusste er.

Und er wäre niemals Karla begegnet.

Anton ging weiter, in Richtung des Dorfs und seines Hofs – in Richtung des einladenden Lichts und des Lebens, das es versprach. Doch der Weg führte ihn wieder vom Ortseingang fort, hin zu dem Parkplatz, auf dem sein alter, kleiner Transporter stand. Er ging beinahe an seinem Haus vorbei, war froh, dass die Schatten des Abends ihn einhüllten und er sicherlich auf dem Feldweg fast unsichtbar war, denn wie hätte er erklären sollen, dass er, anstatt nach Hause zu gehen, in der immer bedrängender werdenden Dunkelheit herumspazierte? Er kehrte zu dem VW zurück, startete seufzend den Wagen, wendete ihn und fuhr nach Hause. Er freute sich auf Karla. Und besonders freute er sich auf seinen Sohn.

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»Wow! Das ist ja geil! Kann ich das mit in die Schule nehmen? Wir machen gerade Rom.«

Maximilian war begeistert von der Statuette des Janus. Anton hielt sie ihm hin und drehte sie langsam, gab sie ihm aber nicht. Wie leicht konnte der Stab oder der Schlüssel abbrechen! Sein Sohn und Karla saßen im Wohnzimmer auf dem Sofa, und Anton stand vor ihnen wie jemand, der eine Ware anpreist.

»Nein, Maximilian, dieses Stück ist zu wertvoll. Von seinem Erlös werden wir eine Weile leben können«, meinte er, während er die Figur mit seinen langen, dünnen Fingern sanft streichelte und das Gefühl des rauen, sandigen Tons genoss. So fühlte sich Erfolg an.

Er sah, wie Karla die Stirn runzelte. Sie strich sich eine blonde Haarsträhne hinter das Ohr und blinzelte. Dann streckte sie die Hand nach dem Götzenbild aus. Anton zog es spielerisch weg und grinste, doch es war mehr als ein neckisches Spiel. Erstaunt stellte er fest, dass ihm der Gedanke nicht gefiel, seine Frau könnte die Statuette anfassen. Sie gehörte ihm, sie war sein Fund, sie war sein Erfolg. Karla zog die Hand wieder zurück.

»Ich will sie dir nicht stehlen«, sagte sie. Ihre Worte hatten scherzhaft wirken sollen, doch in Antons Ohren klangen sie ganz anders. Karla sah ihn aus ihren großen blauen Augen an. Sah bis in sein Innerstes.

Wie sehr war er damals von ihrem Blick verzaubert gewesen, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Es hatte so viel darin gelegen: Neugier, Leidenschaft, Nachdenklichkeit, Wärme. Es war vor vier Jahren gewesen. Damals hatte er die Wohnung ihrer verstorbenen Mutter entrümpelt und dabei sogar ein paar nette Antiquitäten gefunden, für die er Karla Wagner viel Geld gegeben hatte. Zu viel. Er hatte sie keineswegs übervorteilen wollen, hatte sie vielmehr wiedersehen wollen, von der ersten Minute an. Und er hatte sie wiedergesehen.

»Hat dich jemand ausgeschaltet?«

Karlas Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. Es lag eine Schärfe in ihren Worten, die er von ihr nicht gewöhnt war. Und plötzlich bellte es unter dem Tisch. Pünktchen, der Langhaardackel, regte sich. Vermutlich hatte ihn Karlas bissige, schneidende Bemerkung ebenso aufgestört wie Anton.

»Wie viel hast du denn dafür bezahlt?«, wollte Karla wissen.

Anton stellte seinen Janus auf den niedrigen Tisch aus Walnussholz und dachte fieberhaft nach. Was sollte er ihr sagen? Die Wahrheit? Karla befand sich in einer seltsam gereizten Stimmung und würde ihm Vorwürfe wegen seiner Tat machen. Bestimmt würde sie verlangen, dass er das kleine Standbild zurückbrachte. Und das durfte auf keinen Fall geschehen! Also nannte er eine Summe, von der er hoffte, dass sie niedrig genug war, um Karlas Hochachtung zu erringen, und hoch genug, um nicht ihren Argwohn zu schüren.

Sie sagte gar nichts darauf.

Unter dem Tisch hatte sich Pünktchen wieder beruhigt und seine bevorzugte Schlafposition, eng zusammengeringelt, eingenommen. Die meiste Zeit des Tages war Karlas Hund kaum zu bemerken. Angenehm. Anton mochte Hunde nicht besonders.

»Und wie viel kannst du dafür bekommen? Was ist das Ding wert?«, fragte Maximilian.

»Ein Vielfaches, aber genau weiß ich es noch nicht«, antwortete Anton, setzte sich in den Sessel vor dem Tisch und zog die Statue so nahe an sich heran, dass weder sein Sohn noch seine Frau sie erreichen konnte. Er beugte sich vor und drehte sie hin und her. Andauernd.

»Kannst du damit nicht mal aufhören?«, meinte Karla unwirsch.

»Hattest du Ärger im Laden?«, fragte Anton zurück. Was war mit ihr los? Heute war sie nicht seine sanftmütige Karla, mit der er so viele zärtliche und romantische Stunden verlebt hatte, auch noch lange nach ihrer Hochzeit vor drei Jahren. So angriffslustig kannte er sie gar nicht.

»Mit meinem Laden ist alles in Ordnung«, sagte sie und lehnte sich in die Kissen des englischen Stoffsofas.

Maximilian schaute sie verwundert an. Auch ihm schien ihre merkwürdige Stimmung inzwischen aufgefallen zu sein. Wortlos stand der Junge auf und verließ das Wohnzimmer.

Anton sah ihm nach. Seine Jeans schlotterte ihm um die Beine. Sein ganzer magerer Körper war wie eine Verneinung jeder Lebensfreude. Maximilian war bereits größer als sein Vater, aber da er immer mit eingezogenem Kopf herumlief, wirkte er kleiner und unscheinbarer. Anton versetzte es einen Stich, als er beobachtete, wie sein Sohn die Treppe hoch zu seinem Zimmer kroch. Maximilian hatte es nicht leicht – nicht zu Hause, da der Junge Antons Begeisterung für Karla nicht teilte, und auch nicht in der Schule, wo er, wie die Lehrer Anton mehrfach mitgeteilt hatten, schwer gehänselt wurde. Doch immer wenn Anton mit Maximilian darüber reden wollte, entzog sich dieser einem klärenden Gespräch. Anton erinnerte sich daran, dass es ihm in seiner eigenen Jugend in der Schule auch nicht viel besser ergangen war. Doch er hatte damals wenigstens bei seinen Eltern Schutz gefunden.

Als Anton hörte, wie Maximilians Zimmertür ins Schloss fiel, seufzte er auf. »Was ist bloß heute mit dir los, Karla?«

Sie hatte den Blick starr auf die Statuette gerichtet und vermied es, ihren Mann anzusehen. »Gar nichts.«

»Nein? Und wegen gar nichts hast du unseren Sohn vergrault und …«

»Er ist nicht unser Sohn.«

»Hatten wir nicht vereinbart, dass du ihm eine Mutter sein willst?«

»Wie könnte ich das je sein?«, brauste Karla auf. »Er akzeptiert mich doch nicht. Ich bin schließlich nicht Petra Wierich, die tollste aller Mütter und die großartigste aller Ehefrauen! Ich bin nur ein müder Abklatsch!« Aus ihren blauen Augen schossen Blitze.

»Du bist ungerecht!«

»Nein, nur realistisch!«

»Hast du heute mal wieder nichts verkauft? Keine Kinkerlitzchen? Keine Väschen oder Deckchen oder Trockenblumensträuße? Keine Tässchen oder Löffelchen? Musst du deinen Frust unbedingt an mir und meinem Sohn auslassen?« Er strich der Statuette über den Kopf, fuhr zuerst die Linien des bösen Gesichts mit den Fingern nach, drehte sie dann um und machte dasselbe mit dem grinsenden Gesicht. Plötzlich musste er lächeln. »Ah, jetzt verstehe ich.« Schützend legte er die Hände um das Götzenbild. »Du bist neidisch.«

»Neidisch? Warum sollte ich neidisch sein?« Um Karlas Mund herum zeigte sich ein unvertrauter, harter Zug. Unwillkürlich sah er seine verstorbene Frau vor sich. Petra hatte nie so grausam dreingeschaut. Petra war …

»Antworte mir gefälligst! Warum sollte ich neidisch sein?«

»Weil ich heute einen ungeheuren Fang gemacht habe und uns damit lange Zeit über Wasser halten werde.«

»Uns über Wasser halten?«, giftete Karla zurück und schlug die Beine übereinander. Dabei rutschte ihr Rock hoch.

Wie atemberaubend schön sie ist, dachte Anton unvermittelt. Wie erregend. Er bemerkte, wie sich ihr Busen unter der weißen Bluse hob und senkte. Sie wirkte so jung und war doch schon beinahe vierzig. Sie war die aufregendste Frau, die er je gesehen hatte – mit Ausnahme von Petra natürlich. Er spürte, wie er eine Erektion bekam.

»Wer hält hier wen über Wasser?«, fuhr sie fort und verschränkte die Arme unter der Brust. »Du kannst mit deinem Trödel doch kaum die laufenden Kosten bezahlen. Wenn mein Geschenkartikelladen – mein Krimskramsladen mit den vielen Kinkerlitzchen, wie du ihn zu nennen pflegst – nicht wäre, würden du und dein Sohn doch schon lange von der Sozialhilfe leben!«

Das tat weh – vor allem, weil es nicht ganz einer gewissen Wahrheit entbehrte. »Was soll das? Warum bringst du das ausgerechnet jetzt an, wo ich einen riesigen Erfolg zu vermelden habe?«

»Erfolg? Dieses ekelhafte, obszöne Ding da auf dem Tisch soll ein Erfolg sein?«

»Was ist daran ekelhaft oder obszön? Das ist eine ganz normale römische Statuette – allerdings eine seltene und daher sehr wertvolle.«

»Du musst erst einmal einen Käufer finden«, wandte Karla ein.

»Das werde ich; darauf kannst du dich verlassen.«

»Genau wie bei der unglaublich seltenen und wertvollen Kaminuhr im Louis-Seize-Stil, die du vor zwei Jahren für unverschämt viel Geld gekauft hast. Wenn ich mich recht erinnere, steht sie ganz hinten in der Scheune, neben dem Kitsch-Bild mit dem blutenden Herzen Jesu.«

Anton sprang auf. »Jetzt reicht´s mir! Ich lasse mir meinen Erfolg von dir nicht vermiesen! Ich weiß nicht, was heute mit dir los ist, aber bei Petra …«

Weiter kam er nicht. In seiner Aufregung war er gegen den Couchtisch gestoßen. Die Statuette schaukelte hin und her, wie in Zeitlupe. Anton hielt die Luft an, starrte hinunter, war wie gelähmt. Nun kippte Janus über den Rand der Tischplatte. Aber er fiel nicht auf den Boden.

Unter dem Tisch drang ein Knurren hervor, das unmöglich von dem alten Pünktchen kommen konnte. Dieser friedfertige Hund bellte nur höchst selten und hatte noch niemandem etwas zuleide getan. Doch die Geräusche, die er nun machte, passten eher zu einem angriffsbereiten Wolf. Braunes Fell blitzte auf die Statuette zu, hatte sie umhüllt, bevor sie auf die Holzdielen fallen konnte. Anton und Karla sahen verblüfft zu, wie der Dackel mit dem Götzenbild im Maul aus dem Zimmer schoss.

Als sie sich wieder gefasst hatten, war der Hund verschwunden. Atemlose Stille lag über dem Haus.

3. Kapitel

Anton und Karla sahen sich verwirrt an. Vergessen waren die harten Worte, die vorhin gefallen waren. Anton lief es heiß und kalt über den Rücken. Sein Janus! Der verdammte Dackel hatte sich seinen Janus geschnappt! Wohin war das Mistvieh bloß damit verschwunden? Er hastete aus dem Zimmer und hörte, wie seine Frau ihm folgte. Rasch schaute er in der Küche und im Esszimmer nach, deren Türen offen standen, doch der Hund war nirgendwo zu sehen. Anton verspürte einen beinahe körperlichen Schmerz über den Verlust der Statuette. Er hatte eine Straftat für sie begangen, er hatte sie gegen seine Familie verteidigt, und nun hatte dieser Köter sie zwischen seinen Zähnen!

Anton sah, dass die Haustür einen Spaltbreit geöffnet war. Dunkelheit floss von draußen ins Haus. Er huschte hinaus, ohne auf Karla zu warten.

Irgendwo tiefer im Dorf bellte ein Hund. Das war nicht Pünktchen, das war ein großes Tier, ein Schäferhund vielleicht. Es war ein wütendes, rasendes Bellen wie von einem Wesen in rasender Angst. Unvermittelt brach es ab.

»Pünktchen? Pünktchen!«, rief Karla hinter ihm. Weder kam der Dackel angelaufen, noch war er irgendwo zu hören. Inzwischen war der Mond aufgegangen und machte alles Vertraute fremd. Der VW sah aus wie ein kauernder Elefant, Karlas kleiner Renault daneben wie ein hingestrecktes Kalb, die Scheune wie ein gewaltiges Tier aus einer Welt dunkelster Gedanken, und Karla, die nun an Anton vorbeilief und ihren Hund verzweifelt lockte, wirkte auf Anton wegen ihrer abgehackten Bewegungen wie eine Schaufensterpuppe mit verborgenem Räderwerk, die unter dem weißen Licht des Mondes immer wieder gegen unsichtbare Hindernisse zu stoßen schien und daraufhin wahllos die Richtung änderte.

Aus der Scheune drang ein Brummen, das seltsam mechanisch klang, dann gesellte sich ein Heulen wie das eines Hundes in großer Not hinzu. Karla erstarrte, als wäre ihr unsichtbares Räderwerk zum Stillstand gekommen. Schließlich drehte sie sich um und rannte zur Scheune, deren verzogenes Tor nur angelehnt war und im unteren Bereich einen genügend großen Spalt für den Hund offen gelassen hatte. Sie riss an dem Tor, das quietschend aufschwang, und verschwand in der Finsternis.

Anton folgte ihr. Zuerst konnte er gar nichts sehen. Es dauerte eine Weile, bis sich seine Augen an die dichtere, beinahe stoffliche Dunkelheit hier drinnen gewöhnt hatten. Allmählich erkannte er das Innere der Scheune, in der er seine größeren Antiquitäten sowie all jene Waren stapelte, für die er schon lange keinen Käufer gefunden hatte. Da waren das Jugendstil-Buffet, der fast blinde Rokoko-Spiegel, die riesigen Gartenvasen aus Marmor, das alte Tretrad, die Kaminuhr, und deutlich sah er das Herz-Jesu-Bild an der hinteren Wand lehnen. Davor, auf einem leeren Fleck, der wie das Innere einer voll besetzten Arena wirkte, kniete Pünktchen auf dem Boden.

Er lag nicht, er stand nicht, er kniete.

Die Hinterpfoten hatte er angehoben; die Vorderpfoten hingegen weit ausgestreckt. In Richtung des Mondlichtstrahls, der durch ein stark verschmutztes Fenster in das Innere der Scheune fiel. Und in diesem Mondstrahl badete Janus. Er stand aufrecht, grinste den Hund mit seinem unheimlich heiteren Rückgesicht an, dessen Bedrohlichkeit Anton in dieser Beleuchtung zum ersten Mal wahrnahm, während die andere, unverhüllt bösartige Fratze in die Finsternis und auf das Herz Jesu ausgerichtet war.

Es sah aus, als würde der Hund beten. Das metallische Geräusch war bereits in dem Augenblick abgebrochen, als Karla das Gebäude betreten hatte, doch der Hund winselte immer noch. Sein buschiger Schwanz peitschte wild durch die Luft.

»Hierher, Pünktchen«, rief sie. Der Hund reagierte nicht. Sie ging ein paar Schritte auf das Tier zu. Es drehte den Kopf und knurrte sie an. Karla blieb stehen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich vollständige Verblüffung ab. Ihr Hund war ihr gegenüber noch nie feindselig gewesen.

Anton bekam das nur am Rande mit. Für ihn war etwas anderes wichtiger. Die Statuette schien unbeschädigt zu sein. Es war, als hätte der Hund sie vorsichtig abgesetzt und würde sie nun anbeten. Unsinn, dachte Anton. Er näherte sich dem Götzenbild, doch Pünktchen bellte auch ihn an und bleckte die Zähne.

»Nimm endlich deinen Hund an die Leine!«, rief er Karla zu.

»Ich habe keine! Brüll hier nicht so rum!«

»Du packst ihn am Halsband, und ich schnappe mir den Janus!«

Karla sah ihn widerspenstig an. Schon befürchtete er, sie wolle ihm widersprechen, doch dann trat sie hinter den Dackel und ergriff ihn am Halsband. Anton sprang vor, hob mit einer blitzschnellen Bewegung die Statuette auf und lief nach draußen. Der Hund bellte hinter ihm her; er war erst still, als Anton wieder im Haus stand.

Anton bemerkte, dass ihm die Beine zitterten. Verwundert schaute er den Götzen in seiner Hand an. Das grinsende Gesicht war ihm zugewandt und schien ihn zu verspotten.

Anton ging nach oben ins Schlafzimmer. Aus dem daneben liegenden Zimmer seines Sohnes war kein Laut zu hören; wahrscheinlich schlief Maximilian schon. Anton öffnete den Kleiderschrank aus Kiefernholz und legte die Statuette hinter einen Stapel mit Bettwäsche. So ähnlich wie in Dasburg, dachte er und musste lächeln. Vielleicht fühlte sich Janus ja nun hier heimisch. Doch möglicherweise war ihm der Schrank zu neu. Anton hatte er auch nie gefallen; er war Karlas Wahl gewesen, die kaum Antiquitäten im Haus duldete.

Von unten hörte er ihre Stimme. Sie schimpfte mit dem jaulenden und wimmernden Hund. Das Jaulen nahm allmählich ab und erstarb schließlich ganz; bestimmt hatte Pünktchen soeben in der Küche einen Wurstzipfel erhalten.

Anton zog sich aus. Es war schon spät, und der Tag war aufregend und ereignisreich gewesen. Doch Anton war noch nicht müde. Wo blieb Karla bloß? Endlich hörte er ihre Schritte auf der knarrenden Holztreppe.

Sie betrat das Schlafzimmer, wirkte erhitzt, atmete schwer. »Was war das vorhin?«, fragte sie. Weiter kam sie nicht.

Anton schlang die Arme um sie. Drückte ihren Kopf gegen den seinen. Quetschte seine Lippen auf die ihren. Fuhr mit der Zunge zwischen ihre Zähne. Zuerst versuchte sie sich zu wehren, doch bald schmiegte sie sich in seine Umarmung und erwiderte seine fordernden Küsse. Er riss ihr die Bluse auf, sodass die Knöpfe absprangen, tastete am Verschluss ihres BHs herum. Karla stöhnte und warf den Kopf in den Nacken. Fuhr mit ihren langfingrigen Händen durch Antons Haar. Presste seinen Kopf gegen ihren Busen. Anton machte sich wieder von ihr frei, schleuderte sie auf das Bett, das unwillig quietschte und knirschte, sprang auf sie, schob ihr den Rock hoch. Dann drang er mit einem heftigen, beinahe grausamen Stoß in sie ein. Karla riss die Augen auf und starrte ihn an. Sie versuchte ihn von sich herunterzuwerfen, doch er packte sie bei den Schultern und stieß sie unbarmherzig. Sie warf den Kopf hin und her, ob aus Lust oder Schmerz, war ihm egal. Die Welt ertrank vor seinen Augen in einer Welle aus roter Ekstase. Er spürte, wie sich sein Höhepunkt ankündigte, wurde noch wilder, schneller, schrie und tobte. Er verkrallte sich dabei in Karlas Schultern. Ihr Stöhnen drang von fern zu ihm, Lust und Schmerz, Angst und Ekstase.

»Wollt ihr euch umbringen?«

Karla erstarrte unter ihm. Anton wirbelte herum. In der Tür stand Maximilian.

»Raus!«, brüllte Anton ihn an, sprang aus dem Bett und lief auf seinen Sohn zu.

Diesem schossen sofort die Tränen in die Augen; er drehte sich rasch um und rannte fort.

Kurz darauf hörte Anton, wie sich der Schlüssel in Maximilians Tür drehte. Er stand nur da, keuchte schwer, und Entsetzen kroch in ihm empor, nahm Antons Herz in einen eisernen Griff. Was hatte er bloß getan? Langsam wandte er sich Karla zu. Sie hatte das Laken über sich gezogen, starre Anton an, ihre Wangen glühten, sie schien nicht zu wissen, was sie empfinden sollte.

Schließlich flüsterte sie: »Nie wieder vor den Augen deines Sohnes.«

»Er ist nicht nur …« Anton verstummte. Er stierte auf die Wölbung des Lakens, dort, wo ihre Brüste waren. Das Entsetzen in ihm floss ab. Er trat auf das Bett zu, legte sich leise und behutsam neben Karla und zog langsam das Laken fort. Er hatte noch nicht genug.

Sie auch nicht.

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