Make love, not war!

Robert Müller

Die
Empfängnisdame

Die Rache ist mein … e Sache

Ein #MeToo-Roman

Ein spannender Kriminal-Roman
voller Erotik und Gesellschaftskritik
um ein nicht neues, aber leider
wieder topaktuelles Problem

Personen und Handlung sind frei erfunden. Allfällige Bezüge zu aktuellen oder früheren politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind gewollt, nicht aber eine Bezugnahme auf bestimmte Personen, Parteien oder Institutionen.

Ich danke meiner Frau
für die gewohnt gewissenhafte Korrektur
und die Unterstützung und Zeit,
dieses Werk verfassen zu können.

Text und Grafik: R. v. M.
Eigenverlag, Erstauflage Wien 2018
Alle Rechte vorbehalten
Kontakt und Bestellwunsch siehe letzte Seite und
www.buecher-rvm.at

Vorwort

Fast täglich liest man in den Medien immer neue Sex-Vorwürfe an „honorige“ Personen in der Politik, im (Film-)Business, im Sportbereich, in säkularen wie nicht-säkularen Erziehungsinstitutionen oder beim Militär. Selbst der innerste zwischenmenschliche Bereich, die Familie, ist davon nicht ausgenommen. Meist liegen die berichteten Vorfälle, die von Belästigung, Begrapschen über Nötigung bis zu Vergewaltigungen reichen, wobei die Begriffe aber zu oft nicht sauber getrennt werden, weit zurück. Die Richtigkeit der Behauptungen kann daher vielfach nicht (mehr) überprüft, geschweige bezeugt oder gar bewiesen werden, und wenn, sind die Untaten oft schon verjährt.

Die Genugtuung oder Rache der (angeblichen) Opfer besteht daher meist im öffentlichen Verächtlich-Machen der (fast ausschließlich männlichen) Beschuldigten, mitunter auch im Fordern, ja Abpressen von Schweige- oder Schmerzensgeld.

Der vorliegende Roman berichtet über einen fiktiven Akt massivster sexueller Übergriffe und die subtile Rache, die das Opfer an seinen Peinigern nimmt.

Viel Vergnügen beim Lesen!

R. v. M.

Kap_1 Marta

Es war ein Montag Anfang August. Über der Stadt lag brütende Hitze, die schon jetzt am Vormittag einen unerträglich heißen, schwülen Abend verhieß. Marta ahnte nicht im Entferntesten, dass dies noch in ganz anderer als nur meteorologischer Hinsicht ein für sie fühlbar heißer Abend von weitreichender Bedeutung werden würde. Woher auch?

Marta saß gelangweilt neben ihrer Kollegin hinter dem Empfangspult in der Eingangshalle ihres vorübergehenden Dienstgebers, der Firma R&M-Consultationen Inc. Vorübergehend, weil sie hier nur ihr vierwöchiges Betriebspraktikum im Rahmen ihrer kaufmännischen Ausbildung zur Betriebswirtin absolvierte. Ihre Schule schrieb in ihrem Studienplan so ein Ferialpraktikum in den Sommerferien vor dem letzten Ausbildungsjahr zwingend vor. Also saß sie hier, obwohl sie sich Besseres wüsste.

Marta ließ ihren Blick durch den riesigen Raum mit seiner hypermodernen Architektur schweifen. Überall Glas und Edelstahl, unterbrochen von großflächigen modernen Gemälden, so man diese Schüttbilder als Gemälde bezeichnen wollte. Billig waren sie sicher nicht gewesen. Ihre Berufswahl war in monetärer Hinsicht daher wohl nicht die schlechteste gewesen. Offenbar konnte und kann man mit Beratungstätigkeit und der bloßen Anbahnung von Geschäften sehr viel Geld verdienen.

Für sie hatte man allerdings, anders als für diese Farbklecks-Kunstwerke, dennoch kein Geld übrig. Was hatte man ihr bei der Bewerbung gesagt? Studierende wie sie, die ein Praktikum absolvieren wollen, falsch: müssen, sollten froh sein, das hier tun zu dürfen. Eine Entlohnung sei daher nicht vorgesehen. Und wenn sie das nicht akzeptieren wolle, bitte: dann müsse sie sich eben anderswo umschauen. Es gäbe neben ihr viele andere Interessenten für diese Stelle.

Die Dame Mitte zwanzig neben ihr hatte sich mit Magdalena vorgestellt und sie kurz in ihre Aufgabe eingewiesen. Sie bestand darin, offensichtlich nach Hilfe suchende Hereinkommende freundlich am Pult zu empfangen, einen Ausweis zu erbitten und sie dann per Telefon der gewünschten Abteilung bzw. Kontaktperson anzukündigen.

„Aus Sicherheitsgründen dürfen Besucher niemals allein das gewünschte Büro aufsuchen. Sie müssen warten“, schärfte ihr Magdalena ein, „bis sie jemand aus der Firma hier am Pult abholt. In der Zwischenzeit scanne ich deren Ausweis ein und du versuchst, sie bei Laune zu halten, bietest ihnen einen Kaffee oder Tee an und vertreibst ihnen mit Small-Talk die Wartezeit. Dir als junge, ausgesprochen hübsche Frau wird es wohl nicht schwerfallen, mit den Kunden ein von diesen als angenehm empfundenes Gespräch anzuknüpfen, oder? Du wirst das auch in deinem späteren Berufsleben als eine der zentralen Fähigkeiten benötigen. Also übe schon hier den freundlichen Umgang!“

Wie sie in den wenigen Tagen festgestellt hatte, war es meist wirklich nicht schwer Gespräche zu beginnen. Viel schwerer war es, diese Gespräche ohne Eklat zu beenden. Nicht wenige der Besucher hielten ihren freundlichen Small-Talk für mehr als er war – und versuchten aus diesem gleich ein Date abzuleiten, was sie weder gemäß der betrieblichen Compliance durfte, noch privat wollte. Meistens handelte es sich um Männer in Maßanzügen, die doppelt so alt waren wie sie. Nein danke! Das Geplänkel hatte zwar einen gewissen Reiz, stachelte ihre Neugier und weibliche Gefallsucht an, aber hatte definitiv keine Zukunft.

Im Moment brauchte sie keine Bindungen und daraus resultierende private Probleme und Kompromisse. Im Moment hatte sie nur ein Ziel: eine steile Karriere. Dann, wenn sie dereinst selbst dort sein würde, wo viele der Besucher bereits jetzt sind, würde sie ebenbürtig sein, keine Aschenputtel, die auf ihren Prinzen wartet. Dann würde sie wählen. Notfalls müsste sie dann eben viele Frösche küssen – einer davon würde sich schon als Prinz entpuppen.

Plötzlich spürte sie Magdalenas Ellbogen in ihrer Seite.

„Da, schau, da kommt unser Chef“, raunte ihr Magdalena zu.

Marta reagierte zu langsam, um den Chef der Firma von vorne zu sehen. Schon war er mit eiligen, langen Schritten an ihnen vorbeigehetzt, ohne sie beide eines Blickes gewürdigt zu haben. Von hinten betrachtet sah er aus wie all die Männer, die sich in viel zu enge Maßanzüge zwängten, den Bauch einzogen und mit eingelernt kerzengerader Haltung ihre Bedeutung und Sportlichkeit demonstrierten. Erst die Männer ganz oben an der Spitze, die konnten auch leger herumlaufen. Sie brauchten keinen äußeren Schein erzeugen, sie hatten ihn.

„Ich habe kaum etwas von ihm gesehen“, wisperte Marta zurück. „Wie ist er denn?“

„Als Chef oder als Mann?“, raunte Magdalena zurück.

„Natürlich als Chef. Oder hast du schon so viel privaten Kontakt mit ihm gehabt, dass du über ihn als Mann Auskunft geben könntest?“

„Nein, ich nicht. Aber es kursieren allerhand Gerüchte hier im Haus, dass er hübschen, jungen Frauen durchaus zugetan ist. Dabei ist er verheiratet – und muss es wohl auch bleiben. Immerhin gehört die Firma zur Hälfte seiner Frau.“

„Steht das M in R&M für sie?“

„Ja. R&M steht für Richard&Miriam, also für die Vornamen der Inhaber. Miriam kommt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Sie hat das Geld eingebracht, Richard das Know-How. Er soll sein Studium in Rekordzeit absolviert haben. Gemeinsam waren und sind sie höchst erfolgreich, wie du siehst.“ Bei diesen Worten hob Magdalena den Arm und beschrieb mit einem großen Kreis die riesige Empfangshalle.

Marta folgte dem Kreis mit einem langen Blick, der abrupt auf der großen Uhr über dem Eingang hängen blieb.

„Du meine Güte, wo ist nur die Zeit hingekommen. Meine Mittagspause hat schon begonnen. Ich muss weg! Ich habe eine Verabredung“, sprudelte Marta heraus und erhob sich eilig.

„Mit einem Verehrer?“, wollte Magdalena neugierig wissen.

„Woran du schon wieder denkst“, antwortete Marta mit einem kurzen Lachen. „Nein, mit meiner Schwester. Sie will mich dringend sehen.“

Kap_2 Maria

Glücklicherweise lag der Treffpunkt in einem ganz nahe gelegenen Gasthaus, sodass Marta dort noch fast pünktlich eintraf. Wie von ihr erwartet war ihre überpünktliche Schwester Maria schon da. Sie saß an einem der Zweier-Tische, von denen man einen schönen Blick in den Gastgarten hatte. Wegen des extrem heißen Wetters wollte aber heute niemand dort sitzen.

Fürsorglich, wie Maria war, hatte sie eingedenk der Kürze von Martas Mittagspause für sie beide bereits Martas Lieblingssuppe bestellt.

„Hallo, Maria“, keuchte Marta noch ganz außer Atem vom raschen Gehen. „Schön, dass es klappt und du passend zu meiner Mittagspause für die gewünschte Unterredung Zeit gefunden hast.“

Diese Bemerkung war eigentlich eine Tautologie, weil Maria immer passend Zeit hatte. Nicht, weil sie nichts zu tun hatte. Im Gegenteil. Sondern, weil sie sich für alles und jeden viel Zeit nahm. So war Maria eben. Hilfsbereit und pflegeleicht zum Quadrat. Kurz: Eine gute Seele.

„Du weißt doch, dass ich mir für dich, Schwesterherz, immer passend Zeit nehme, wenn es irgendwie geht. Und heute ging es gut! Ich bin nämlich wirklich sehr gespannt, wie es dir in der Ferialpraxis ergeht.“

„Ja – wo fange ich nur an …?“, antwortete Marta unsicher.

Während Marta grübelte, wie sie die Erlebnisse der letzten zweieinhalb Tage ihrer Schwester vermitteln sollte, musterte sie diese abschätzend – nicht abschätzig. Ein Außenstehender würde kaum vermuten, hier ein Zwillings-Paar vor sich zu haben. Denn deren Äußeres war komplett verschieden. Aber bei zweieiigen Zwillingen ist das nicht wirklich ungewöhnlich.

Marta war eine gertenschlanke junge Frau, die mit Makeup und modischer Kleidung ihr äußeres Erscheinungsbild hegte und pflegte. Die auffallen wollte und auffiel.

Maria hingegen war eine pummelige junge Frau, die ersichtlich wenig Wert darauf legte, auf Männer besonders anziehend zu wirken, ohne dabei aber ungepflegt zu sein. Ihre Nägel waren kurz gehalten und ohne jeden Schmutzrand, obgleich ihre Hände von vieler harter und nicht immer sauberer Arbeit, etwa im Garten, zeugten. Martas Nägel hingegen waren lackiert und für harte Arbeit viel zu lang, was sie sogar beim Tippen am Computer behinderte, aber dennoch nicht umdenken ließ.

Die Nägel – das ist ein guter Ansatzpunkt, sagte sich Marta: „Schau dir meine Hände an, dann weißt du, wie es mir geht. Ich brauchte bisher meine Nägel nicht zu stutzen, weil ich hier kaum etwas am Computer zu tippen oder gar schwere Handarbeit zu erledigen habe. Seit heute sitze ich am Empfangspult im Foyer, begrüße die Ankommenden, plaudere und scherze – ja und muss mir allzu forsche Männer vom Leibe halten.“

Wieder betrachtete Marta ihre Schwester. Obgleich nicht besonders attraktiv, hatte sie schon früh einen ersten Freund. Dieses Umstands wohl bewusst, hatte sie sich diesen nicht lange vom Leibe gehalten, mehr noch, in ihm schon ihren Prinzen gefunden und ihn gleich geheiratet. Mit anderen Männern hatte sie also wohl nicht mehr viel am Hut. Da kam sie wohl ihrer Mutter nach. Auch diese hatte eher früh geheiratet, auch diese hatte (deshalb?) nicht mehr sehr großen Wert auf ein attraktives äußeres Erscheinungsbild gelegt, auch diese war extrem arbeitsam, zuverlässig und pünktlich.

Von mir kann man das nicht sagen, dachte sich Marta. Ich bin mehr meinem Vater nachgeraten. Dieser hatte erst geheiratet, als er bereits beruflich höchst etabliert war und sich die Hörner abgestoßen hatte. Er hatte als Vertreter für eine große Firma gearbeitet, hatte viele Auslandsaufenthalte zu absolvieren und dort – so vermute ich – sich die Hörner dabei weiterhin abgestoßen.

Was die Arbeit und die Karrierewünsche betrifft, bin ich eindeutig ein Abbild meines Vaters. Was die Hörner betrifft, nicht. Zu sehr habe ich immer die Worte meines Vaters im Ohr: ‚Die Jungfrauenschaft ist ein wertvolles Kapital, das man nicht mir-nichts-dir-nichts verschenkt.‘ Als gelehrige und meist folgsame Tochter habe ich diese daher bisher nicht verschenkt. Meine bisherigen Kontakte mit dem anderen Geschlecht waren immer nur derart, dass dieses Kapital unangetastet blieb. Knuddeln, Knutschen, Petting – das war es. Doktorspiele für Teens. Bisher war es genug zum Stillen meiner pubertären sexuellen Neugier und an sexueller Freude – für mich jedenfalls! Ob auch für meine männlichen Versuchskaninchen, weiß ich nicht und wollte es auch nie wissen. Wie das meine Schwester wohl sieht? Komisch. Darüber haben wir noch nie von Frau zu Frau gesprochen.

„Bis jetzt habe ich mir jedenfalls noch alle Männer ausreichend weit vom Leib gehalten“, setze Marta nach diesen gedanklichen Abschweifungen lächelnd fort. „Wie ist das bei dir? Machen dir Männer keine Avancen mehr?“

„Doch“, lachte Maria. „Erst kürzlich war ein Mann da, der unsere Waschmaschine reparierte. Er blieb zwar höflich und auf Distanz, aber seine Angebote waren mehr als eindeutig. Ich habe natürlich abgelehnt – aber irgendwie war es auch schön, als verheiratete Frau noch begehrt zu werden, noch dazu von einem wirklich attraktiven Mannsbild, bei dem wohl viele Frauen schwach geworden wären.“

„Vor allem, wenn sein Begehren gerade wegen des Verheiratet-Seins der Angebeteten eher gefahrlos ist, jedenfalls was die Ansteckung mit einer Geschlechtskrankheit oder gar die Folgen einer möglichen Schwängerung betrifft.“

„Du lieferst mir mein Stichwort, Schwesterherz“, ergriff Maria das Wort. „Wie du weißt, habe ich dieses Gasthaus heute für uns als Treffpunkt möglichst nahe an deinem Arbeitsplatz ausgesucht. Aber hast du dich nicht über meinen Anruf heute Früh gleich nach Arbeitsbeginn gewundert? Dich gefragt, warum ich dich nicht schon beim gemeinsamen Frühstück neugierig ausfragte oder das Stelldichein vereinbarte? All deine Erlebnisse hättest du mir ja doch auch heute Abend bei uns zu Hause erzählen können, oder? Nein, ich wollte ganz bewusst ein Treffen zeitnah auf neutralem Boden. Ich muss nämlich unbedingt eine wichtige Neuigkeit loswerden, bevor ich vor Glück platze. Eine Neuigkeit, die ich beim Frühstück noch nicht kannte und danach nicht über das Telefon preisgeben wollte, weil ich deine Reaktion sehen wollte: du wirst wahrscheinlich bald Tante.“

Maria beobachtete neugierig die Wirkung ihrer Worte auf ihre Schwester. Diese saß verdattert da und wusste nicht, was sie sagen sollte. Nach einer langen Nachdenkpause, in der sie schwankte, ob sie sich darüber freuen sollte oder nicht, sagte Marta schließlich:

„Wenn du dich darüber freust, so freue ich mich auch. Wenn nicht, dann ich auch nicht. Du bist meine innig geliebte Schwester. Daher will ich so fühlen wie du!“

„Das höre ich gerne, Schwesterherz. Ja, ich freue mich, obgleich viele meiner Freundinnen meinten, dass ich noch zu jung wäre. Papperlapapp, sagte ich denen. Ich bin fast 19, also dann mit 20 im besten und gesündesten gebärfähigen Alter. Andere meinten, dass man erst hätte sehen sollen, ob die Ehe auch wirklich hält, ob sie nicht nur das Ergebnis eines Strohfeuers ist, dessen Glut sehr rasch verlischt. Papperlapapp, sagte ich denen. Wer sagt mir, ob die Glut in zwei oder zehn Jahren nicht genauso erlischt? Es gibt keine Garantie. Es gibt nirgends Garantien. Ein Kind ist in einer Ehe gleichermaßen Kitt wie Sprengstoff. Man muss daran arbeiten, dass der Garantiefall niemals eintritt. Basta!

„Und was sagt Karl dazu?“

„Mein Mann? Nichts. Dem habe ich die frohe Botschaft noch nicht überbracht und deswegen sage ich es dir eben nicht bei uns zu Hause, sondern hier an diesem mithörsicheren Platz. Du, Schwesterherz, bist übrigens die Erste, die davon erfährt. Karl und die Eltern erfahren es erst, wenn es absolut sicher ist.“

Bei diesen Worten begann Maria in ihrer Handtasche zu wühlen. Schließlich zog sie etwas Längliches heraus, das sie in einem Nylonsäckchen verstaut hatte. Es war ein mit ‚M. Frank‘ beschrifteter Schwangerschafts-Teststreifen – zwar ohne Datum, aber nach Marias Gehabe wohl von heute Früh –, der mit seiner Farbgebung das frohe Ereignis verhieß.

Marta drehte und wendete den Streifen in den Händen und wusste nicht so recht, was sie damit tun solle.

„Du kannst den Teststreifen behalten“, fuhr Maria schmunzelnd fort. „Als Erinnerung daran, dass du nun zur Tante befördert wirst. Nein – im Ernst. Ich will den Streifen nicht wegwerfen, aber andererseits auch nicht, dass Karl den Streifen schon jetzt zu Gesicht bekommt. Er soll und wird es erst erfahren, wenn die Schwangerschaft wirklich feststeht. Der Test hat ja nur eine 95-prozentige Sicherheit. Die Regelblutung kann bekanntlich auch aus vielen anderen Gründen ausfallen oder sich verspäten. So, und wo ich nun meine Neuigkeit angebracht habe, löffle endlich deine Suppe und erzähle mir dabei von deiner Arbeit.“

Und so begann Marta während des Löffelns ihrer Suppe von dem Wenigen zu erzählen, was sich in zweieinhalb Tagen ereignet hatte. Dass man sie zunächst stundenlang an den Kopierer gestellt und dann mit Akten quer durch das Gebäude geschickt hatte und heute eben an das Empfangspult. Kurz: Dass sie bisher nur wenig gelernt und erlebt hatte, was ihr zukünftiges Leben als Betriebswirtin widerspiegelt oder gar nachhaltig begünstigen würde.

Sie konnte nicht ahnen, dass sich das schon am Abend dramatisch ändern sollte.