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Über dieses Buch:

London, 1923: Als der Architekt Geoffrey Staddon in der Zeitung liest, dass Conzuela Caswell angeklagt wird, ihren Ehemann vergiftet zu haben, weiß er instinktiv, dass sie unschuldig ist. Schließlich kennt er Conzuela wie kein anderer: Sie war seine große Liebe … und ist nun die Witwe jenes Mannes, der Geoffrey einst seinen ersten Bauauftrag gab. Das imposante Anwesen »Clouds Frome« ist der Ort, an dem Geoffrey so glücklich wie nie zuvor oder danach war – und wo die größte Schande seines Lebens begraben liegt. Trotzdem muss Geoffrey dorthin zurückkehren und sich seiner Vergangenheit stellen – sonst wird Conzuela für ein Verbrechen hängen, das sie nicht begangen haben kann …

»So gut wie Hitchcock – und genauso gefährlich!« NDR

Über den Autor:

Robert William Goddard, geboren 1954 in Fareham, ist ein vielfach preisgekrönter britischer Schriftsteller. Nach einem Geschichtsstudium in Cambridge begann Goddard zunächst als Journalist zu arbeiten, bevor er sich ausschließlich dem Schreiben von Spannungsromanen widmete. Robert Goddard wurde 2019 für sein Lebenswerk mit dem renommierten Preis der Crime Writer's Association geehrt. Er lebt mit seiner Frau in Cornwall.

Robert Goddard veröffentlichte bei dotbooks auch die Kriminalromane »Im Netz der Lügen«, »Der Preis des Verrats«, »Eine tödliche Sünde«, »Ein dunkler Schatten«, »Denn ewig währt die Schuld«, »Das Geheimnis von Trennor Manor«, »Und Friede den Toten«, »Das Geheimnis der Lady Paxton« und »Das Haus der dunklen Träume«.

Robert Goddard veröffentlichte bei dotbooks weiterhin die historischen Kriminalromane »Die Sünden unserer Väter«, »Die Schatten der Toten«, »Jäger und Gejagte« und »Der Kartograf von London«.

Robert Goddard veröffentlichte außerdem bei dotbooks seine drei Kriminalromane mit dem Ermittler Harry Barnett »Dunkles Blut«, »Dunkles Sonne« und »Dunkle Erinnerung«.

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eBook-Neuausgabe Dezember 2019

Dieses Buch erschien bereits 1993 unter dem Titel »Nimm niemals Abschied« bei Schweizer Verlagshaus AG, Zürich

Copyright © der englischen Originalausgabe 1991 Robert Goddard

Die englische Originalausgabe erschien 1991 unter dem Titel »Take No Farewell« bei Bantam Press, London.

Copyright © der deutschen Ausgabe 1993 Schweizer Verlagshaus AG, Zürich

Copyright © der Neuausgabe 2019 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/mubus7, Light Field Studios

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (CG)

ISBN 978-3-96148-924-4

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Robert Goddard

Die Klage der Toten

Roman

Aus dem Englischen von Werner Waldhoff

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PROLOG

Nachts schneite es. Ich saß dort, wo ich jetzt stehe, sah zu, wie der Wind die Flocken im Schein der Straßenlaternen zerstreute, lauschte, wie sich seine helle, seufzende Stimme zwischen Schornsteinen abmühte. Die ganze Nacht und den ganzen gestrigen Abend, seit dem ersten Rot der Abenddämmerung, saß ich, wo ich jetzt stehe ... und wartete.

Nun hat das Warten bald ein Ende. Die Sonne ist aufgegangen, steht tief am klaren, kalten Himmel, und vom schneebedeckten Gehweg scheint ein seltsam .gedämpftes Licht herauf und kriecht über die Zimmerdecke. Eine Stunde noch bis zu dem Augenblick, von dem ich seit langem weiß, daß dieser Tag ihn bringen wird. Eine Stunde oder weniger bis zum Ende meiner traurigen Flucht vor mir selbst.

Was mag sie denken, am anderen Ende der Stadt, in ihrer beengten, ummauerten Abgeschiedenheit? Wem wird sie Lebewohl sagen, wovon wird sie Abschied nehmen, von welchem kargen Teil dieser Welt? Wenn die Stunde kommt, wenn es Zeit ist, wie werde ich vor ihr dastehen? Wie werde ich vor mir selbst dastehen?

Ein Taxi biegt am Ende der alten Stallungen ein. Es ist gekommen, um mich zu holen, damit ich einem Ruf folge, dem ich einmal glaubte auf ewig entgehen zu können. Früher einmal. Jetzt nicht mehr. Nicht mehr seit jenem Tag im letzten August, als ich nach zwölf Jahren des Schweigens ihren Namen wieder hörte und trotz aller Bemühungen, es zu verdrängen, wußte, daß ein Vergehen aus alten Zeiten sein Recht einfordern würde. Nicht mehr seit jenem Tag, den ich nun, –da das schwarzglänzende Taxi auf dem nackten, weißen Teppich von Schnee rutschend zum Stehen kommt, in der Erinnerung noch einmal durchlebe. Diesen Tag und alle Tage seitdem.

ERSTES KAPITEL

»Die Caswells aus Hereford. Waren das nicht Auftraggeber von dir, Geoffrey?«

Vielleicht bin ich bei Angelas Worten errötet oder zusammengezuckt. Wahrscheinlicher ist, daß meine einstudierte Miene keinerlei Reaktion zeigte, auch wenn Angela aufmerksam nach einem solchen Zeichen gesucht haben mag. Zwischen meiner Frau und mir herrschte damals seit mehreren Jahren eine seltsam unbegründete Feindseligkeit, eine auf Gegenseitigkeit beruhende Enttäuschung. Wir waren ständig auf der Suche nach kleinen Kränkungen, um einer tiefen Unzufriedenheit Ausdruck zu verleihen. Da ich also vermutete, daß sie wie üblich versuchte, mich bloßzustellen, hob ich nur meine Augenbrauen, als hätte ich sie nicht richtig verstanden.

»Die Caswells aus Hereford, Geoffrey. Genauer Victor Caswell und seine Frau Consuela. Hast du für sie nicht ein Haus entworfen?«

Ich runzelte die Stirn und stellte meine Tasse sorgsam, nur mit leisem Klappern, auf die Untertasse. Ich wischte mir einen Krümel Toast vom Ärmel und blickte an Angela vorbei zum Fenster. Dienstag, der 25. September 1923, nach der Zeitung zu urteilen, die sie vor sich aufgeschlagen hatte. Viertel nach acht, wenn man nach der unzuverlässigen Uhr auf dem Kaminsims ging ... einem Geschenk einer ihrer Tanten. Wettervorhersage: regnerisch mit Aufhellungen, von denen in diesem Augenblick eine für die Flut von Sonnenlicht verantwortlich war, das auf der Oberfläche der Marmelade glitzerte und eine strahlende Aura um den leicht geneigten Kopf meiner Frau legte. Es erweckte das Gold in ihrem Haar zu neuem Leben ... konnte ihrer Stimme jedoch nicht den bissigen Unterton nehmen.

»Clouds Frome, bei Hereford. Ich bin mir sicher daß ich dich davon habe sprechen hören. War das nicht dein erster großer Auftrag?«

Clouds Frome. Ja, sie hatte recht. Der erste und daher liebste, der erste und zugleich unerfreulichste, wenn auch keineswegs wegen eines Fehlers im Entwurf oder im Bau – das Problem lag in etwas anderem. Seine Wände, von denen jeder Stein und Spalt mir einmal so vertraut wie meine Handlinien gewesen waren, hatte ich seit zwölf Jahren nicht mehr gesehen. Ich hatte mir noch nicht einmal das Foto in der alten Ausgabe von The Builder angesehen, von der ich genau wußte, wo sie in meinem Arbeitszimmer lag. Nicht einmal einen Blick hatte ich darauf werfen wollen. Ich hatte es nicht gewagt. Wegen des Namens, den meine Frau gerade aus einer verdrängten, aber unvergessenen Vergangenheit heraufbeschworen hatte. Die Caswells aus Hereford. Victor und Consuela. Vor allem Consuela.

Ich räusperte mich, sah Angela an und stellte wie erwartet fest, daß ihre blaugrünen Augen auf mich gerichtet waren, die gezupften Brauen hochgezogen, die eine etwas mehr als die andere in einer zweifelnden Miene, der Mund zusammengepreßt. Strenge Falten bildeten sich – ganz sicher waren sie früher nicht dort gewesen – am Übergang vom Kinn zur Wange.

»Ja«, sagte ich. »Ich habe Clouds Frome für die Caswells gebaut. Vor langer Zeit. Bevor wir uns kennengelernt haben. Was ist damit?«

»Hast du diesen Artikel nicht gelesen?« Mit dem bemalten Nagel ihres Zeigefingers tippte sie auf die gefaltete Zeitung. Das Sonnenlicht im Zimmer, verging, gefolgt von einem kalten Hauch.

»Nein. Ich habe heute morgen noch kaum einen Blick auf die Zeitung geworfen.«

Es war beinahe zu erwarten gewesen, daß Angela lächeln würde. Ihre Mundwinkel zuckten, und sie hatte so einen Glanz in den Augen. Dann blickte sie mich mit der argwöhnischen, undurchschaubaren Miene an, mit der sie meistens zu mir sprach. »Dann ist es ja gut, daß ich ihn entdeckt habe. Sonst hättest du gar nichts davon erfahren.«

»Wovon erfahren, meine Liebe?«

»Was peinlich hätte werden können«, fuhr sie hinterhältig fort, »falls dich jemand gefragt hätte, ob du sie einer solchen Tat für fähig hieltest.«

»Welcher Tat?«

Angela sah auf die Zeitung hinab, entschlossen, so schien es, mich wütend zu machen, und gab mehrere Sekunden lang stirnrunzelnd vor, alles noch einmal zu lesen. Dann nahm sie ihre Zigarette aus dem Porzellanaschenbecher neben ihrem Teller, tat einen tiefen Zug und verkündete kühl: »Mord.« Eine Rauchfahne stieg zur Stuckrosette an der Decke auf. »Allem Anschein nach sind Zweifel ausgeschlossen.«

Es fällt mir schwer mich an die Gefühle zu erinnern, mit denen ich den knappen, nüchternen Absatz las, noch schwerer aber, mich daran zu erinnern, mit welchen kurzen Worten ich das Thema abtat, bevor ich erklärte, ich sei viel zu spät dran, habe eine frühe Besprechung im Büro und müsse mich sofort, ja, wirklich unverzüglich auf den Weg machen. Nicht im Traum glaube ich, Angela damals mit meiner Vorstellung überzeugt zu haben. Sie wird, wie sie sich erhofft hatte, gesehen haben, daß mich das, was ich las, nicht nur überraschte, sondern im Grunde meiner Seele erschütterte. Sie wird gewußt haben, daß es nichts zu bedeuten hatte, wenn ich die Zeitung auf dem Tisch zurückließ, daß ich keine fünf Minuten später, außer Sichtweite, bei einem Straßenverkäufer eine neue kaufen würde, um mich irgendwo auf ein Geländer zu stützen, während ich die wenigen unheilvollen Sätze las.

GIFTMORD IN HEREFORD

Gestern kam es zu einer sensationellen Entwicklung bei den Ermittlungen im Fall des Mordes an Rosemary Caswell, der Nichte von Victor Caswell, einem reichen Geschäftsmann aus Herefordshire. Consuela Caswell, Mr. Caswells brasilianische Ehefrau, wird des Mordes an Miss Caswell und des versuchten Mordes an Mr. Caswell verdächtigt und wurde gestern dem Untersuchungsgericht von Hereford vorgeführt. Die Tat ereignete sich am 9. September in Clouds Frome, dem Haus der Familie, nahe Hereford. Consuela Caswell wurde am Freitag nach einer Hausdurchsuchung verhaftet, bei der Arsen und mehrere belastende Briefe gefunden und beschlagnahmt wurden. Mrs. Caswell beteuerte ihre Unschuld, wurde jedoch für eine Woche in Untersuchungshaft genommen.

Die Untergrundbahn war an diesem Morgen noch überfüllter als gewöhnlich, aber ich war dankbar für das Gedränge der Pendler um meinen Sitz herum, dankbar für die Abgeschiedenheit, die sie mir unabsichtlich gewährten und in der ich immer wieder diesen einen, schwer verständlichen Absatz las und seine Bedeutung herauszudestillieren suchte. Giftmord in Hereford, umrahmt von Abscheulichkeiten, die vor gut einem Dutzend Richter verhandelt wurden. Schlägereien im Rausch. Familienzwiste. Einbrüche. Raubüberfälle. Und Mord. In Hereford. In einer Familie, die ich kannte, in einem Haus, das ich gebaut hatte. Von einer Frau, die ich ... Wie konnte das sein?

»Wie bitte?« Der Mann auf dem Sitz neben mir stierte mich durch seine dicken Brillengläser an, mit einem irritierten, fragenden Ausdruck auf dem Gesicht. Offensichtlich hatte ich meine Gedanken laut ausgesprochen, und ebenso offensichtlich fürchtete er, die Vollendung des Daily-Telegraph-Kreuzworträtsels könne vom zweifelhaften Geisteszustand eines Mitreisenden unterbrochen werden. Schon jetzt hörte ich im Geiste, wie er sich mit verdrießlicher Stimme bei einer leidgeprüften Ehefrau in Ruislip beklagte, daß derartige Vorfälle mittlerweile erschreckend oft vorkämen.

»Nichts.« Ich versuchte zu lächeln. »Wirklich. Tut mir leid.«

»Schon in Ordnung.« Er schlug die Zeitung an sein Knie und begann ein Wort einzusetzen.

Schon in Ordnung? Nein, das war es nicht. Wenn man es recht bedachte, war alles aus dem Lot geraten. Nichts war in Ordnung.

Ich hatte Consuela Caswell einmal geliebt. Ich hatte sie geliebt, und sie hatte mich geliebt. Kurze Zeit hatte es nichts gegeben, was mir mehr hätte bedeuten können als unsere Liebe. Aber das lag zwölf Jahre zurück, das alles war vergessen, wenn auch nicht vergeben, also gab es keinen Grund – keinen logischen oder vernünftigen Grund –, warum diese Wendung der Ereignisse mich derart berühren sollte. Und dennoch, und dennoch ... das Leben wird trauriger, je älter wir werden, gespickt mit Fehlentscheidungen und stetigem Bedauern, niedergedrückt vom schleichenden Bewußtsein unserer Wertlosigkeit. Wenn der Ehrgeiz stumpf und die Hoffnung trübe geworden sind, was bleibt uns anderes, als unsere Fehler zu betrauern? Und in Consuelas Fall etwas Schlimmeres als einen Fehler: einen Verrat.

Da ich Suffolk Terrace ziemlich überstürzt verlassen hatte, blieb mir noch Zeit, die ich auch dringend benötigte. Daher unterbrach ich meine Fahrt in Charing Cross und ging den Rest des Weges zu Fuß der Themse entlang bis zur Blackfriars Bridge, dann durch ein Labyrinth von engen Gassen zur St. –Paul's-Kathedrale, um dort eine Pause einzulegen und, wie schon so oft, Wrens majestätisches Bauwerk zu bewundern. Vierunddreißig Jahre Bauzeit, und Wren war zu Beginn schon älter, als ich es jetzt bin. Woher hatte er die Energie genommen, woher die Inspiration, woher den Mut, ein solches Projekt zu beginnen? Vor zwölf Jahren war es mir eine Beruhigung zu wissen, daß so etwas möglich war, da ich damals in meiner Phantasie selbst noch derartige Leistungen vollbringen konnte. Doch jetzt nicht mehr. Der Schneid hatte gefehlt, wo die Originalität versagte. Ein Landhaus, das ich nicht mehr aufsuchte. Die Asche eines abgebrannten Hotels. Ein Sammelsurium von Pseudo-Tudor-Villen und auf Nützlichkeit ausgerichteten Büroblocks. Eine fehlgeschlagene Ehe und ein heruntergekommener Beruf: Das war alles, was ich nach zehn Jahren des Segelns mit dem Wind vorzuweisen hatte.

Die Menschen schoben sich die Cheapside entlang, drängelten und riefen, um den Verkehrslärm zu übertönen. Autohupen und quietschende Bremsen, das Schreien der Zeitungsverkäufer und der einsetzende Regen. Ich bewegte mich wie durch einen Traum dessen, was hätte sein" können, wenn mein Mut größer und meine Ziele höher gesteckt gewesen wären, meine Liebe zu Consuela gegen die Fallstricke des Eigennutzes gefeit gewesen wäre. Warum ich sie betrogen hatte, ist schnell erklärt. Wegen meiner Karriere. Um des Wohlstands und des Ansehens willen. Was, so schien es mir an jenem Morgen, auf wenig mehr als die feuchte, graue Leere um mich herum hinauslief.

Frederick's Place 5A ist der Dreh- und Angelpunkt meines Berufslebens, seit Imry und ich uns 1907 dort niedergelassen haben. Immer wenn ich die wackligen Stufen hinaufsteige, immer wenn ich diesen Geruch von altem Papier und noch älterem Holz rieche, denke ich daran, wie Imry und ich damals waren: Uns fehlte Arbeit, und wir waren kaum in der Lage, die Miete zusammenzubringen, aber jung waren wir, energisch, entschlossen, es der Welt zu zeigen, gut zu bauen und dafür berühmt zu werden. So schmerzlich flüchtig ist die Jugend, denn weder wird Imry noch einmal diese Stufen hinaufsteigen, noch werde ich großartige Entwürfe auf zerknüllte Umschläge zeichnen. Das Leben ist, was wir daraus machen, und die mittleren Jahre sind die Zeit, in der wir das, was wir getan haben, nicht länger ignorieren können. An jenem Morgen im vergangenen September betrachtete ich das Messingschild – Renshaw & Staddon, A.R.I.B.A. – mit seltsamem Mißfallen und legte mir, als ich die Treppe hinaufstieg, einige Kriegslisten zurecht, die mir helfen sollten, die vor mir liegenden Stunden zu überstehen.

»Morgen, Mr. Staddon«, sagte Reg Vimpany, als er mich sah.

»Guten Morgen, Reg. Wo sind die anderen?«

»Doris kommt später. Ihre Zähne, Sie erinnern sich?«

»O ja«, log ich.

»Kevin holt sich gerade etwas Milch.«

»Aha.«

»Und Newsom«, fügte er mit deutlicher Betonung hinzu, »weilt noch nicht unter uns.«

»Egal. Erinnern Sie mich daran. Was liegt an?«

»Na ja, ich müßte mit Ihnen die Mannerdown-Angebote durchgehen. Heute nachmittag haben Sie eine Verabredung mit Pargeter.

Und Sie haben Mr. Harrison gesagt, Sie würden es irgendwann zur Amberglade-Baustelle schaffen.«

»Ah ja. Mr. Harrison wird möglicherweise warten müssen; was die Angebote betrifft, sagen wir elf Uhr?«

»Soll mir recht sein, Sir.«

»Danke, Reg.«

Ich zog mich in mein Büro zurück und war mir sehr wohl darüber im klaren, daß der arme Reg vor Unverständnis über meine Nachlässigkeit den Kopf schütteln würde. Er war fünfzehn Jahre jünger als ich und der einzige leitende Angestellte, den wir jemals hatten: verläßlich, unerschütterlich und anscheinend damit zufrieden, ein gewisses Maß an Leistungsfähigkeit bezüglich unserer Aufträge aufrechtzuerhalten, wie dürftig seine Entlohnung auch war.

Ein Gefühl der Geborgenheit legte sich um mich, als ich die Bürotür hinter mir geschlossen hatte. Hier fand ich die Zeit und die Ruhe nachzudenken, Gelegenheit, das wenige, das ich wußte, in Zusammenhang zu bringen. Consuela wurde des Mordes an Rosemary Caswell beschuldigt. Und Rosemary Caswell war die Nichte ihres Mannes. Ich konnte, mich an das Mädchen nicht einmal erinnern. Sicher, es hatte da einen Neffen gegeben, einen unangenehmen kleinen Jungen von acht oder neun Jahren, der inzwischen etwa einundzwanzig sein mußte. Aber eine Nichte? Wahrscheinlich die Schwester des Jungen. Was hatte sie mit Consuela zu tun? Und warum diese zusätzliche Beschuldigung eines versuchten Mordes? Während ich Hut und Mantel auf ihre jeweiligen Haken beförderte und aus dem Fenster hinüber zu den rotgeklinkerten Flügeln des Dauntsey House sah, wurde mir klar, um wieviel schlimmer die Andeutungen einer »halben Geschichte« waren, verglichen mit der grausamen Wahrheit selbst.

»Vorsicht, Mr. Staddon!« Mit einem theatralischen Klappern des Türgriffs war Kevin Loader, unser unerschütterlich respektloser Laufbursche, eingetreten. Manchmal freute ich mich über seine unbeschwerte, selbstsichere Lebendigkeit, aber jetzt war kein solcher Moment. Mit federndem Schritt näherte er sich meinem Schreibtisch, legte ein Bündel Post in den Korb für Eingänge und zeigte mir sein schräges Grinsen. »Eins von Ihr'n Häusern is' in der Zeitung, hab' ich gesehen, Mr. Staddon.«

»Was?«

»Clauds Frome. Habbich heute morgen in meim Sketch im Bus gelesen. Scheint'n echt übler Mord zu sein. Noch nix gehört?«

»O ja. Ich glaube doch ... hab' so was gelesen.«

»Was ist dran an der Sache?«

»Ich habe wirklich keine Ahnung, Kevin.«

»Kommen Sie. Sie müssen die Familie doch kennen.«

»Das ist lange her. Vor dem Krieg. Ich kann mich kaum daran erinnern.«

Er kam näher, das Grinsen noch immer auf seinem klatschsüchtigen Gesicht. »Diese Conshuler. Sieht klasse aus, oder?« Ich schüttelte den Kopf, hoffte, er würde aufhören. »Tun sie doch immer, nicht?«

»Wer?«

»Mörderinnen«, zischte er. »Besonders, wenn sie Gift mischen.«

Nachdem ich Kevin hinausgeworfen hatte, setzte ich mich und rauchte eine Beruhigungszigarette. Wie die Dinge standen, gab es für mich keinerlei Anlaß, etwas zu unternehmen. Das heißt, keinerlei Anlaß, von dem die Welt wissen konnte. Um so weniger hatte ich ein Recht einzuschreiten. Solche Rechte, die ich gehabt haben mochte, hatte ich vor langer Zeit verwirkt. Dennoch wollte ich mehr wissen. So viel war sicher. Vorzugeben, es sei nichts geschehen, lediglich die Augen nach weiteren Berichten über die Vorgänge im Gericht offenzuhalten, ansonsten aber Gleichgültigkeit vorzutäuschen, das war mir unmöglich. Da ich mich also von meinen früheren zahlreichen Besuchen in Hereford an den Namen der Lokalzeitung erinnerte, rief ich dort an und bat, mir die Ausgaben der letzten zwei Wochen zu schicken. Ich sagte nicht, wofür ich sie wollte, und niemand fragte danach. Nur mein schlechtes Gewissen fürchtete, man könnte es erraten.

Wo beginnen die Spuren, die zwei Menschen in diesem Leben zueinander führen? Wie weit zurück liegt der Ursprung ihres gemeinsamen Schicksals? Irgendwann zwischen dem Ordnen der Mannerdown-Offerten und dem Ertragen endloser Ausführungen des nimmermüden Pargeter zu einem neuen Sortiment von Emulsionsfarben grub ich an diesem Tag mein erstes Werkstagebuch aus und errechnete zum erstenmal das Datum und die Uhrzeit meines ersten Zusammentreffens mit Consuela Caswell. Es war bei meinem zweiten Besuch in Hereford im November 1908 gewesen, nachdem der Auftrag für Clouds Frome erteilt und der Bauplatz ausgesucht war. Dienstag, der 17. November, gegen vier Uhr nachmittags. Da, das hatte ich jedenfalls eingetragen, sollte ich bei Mr. und Mrs. Caswell, einem reichen Auftraggeber und seiner Frau, zum Tee erscheinen. Aber derartig präzise Angaben konnten mich nicht täuschen. Unser Treffen war keineswegs das Ergebnis eines eiligen Tagebucheintrags, sondern das unausweichliche Zusammentreffen der zahllosen Verbindungen, die unser aller Leben lenken.

Beispielsweise wäre es möglich, Ernest Gillow, diesem freundlichen, liberalen Mann, die Verantwortung für mein Schicksal zuzuschreiben, dem Mann, in dessen Architekturbüro für Varietés und Wirtshäuser ich in die Lehre ging, als ich 1903 Oxford verließ. Gillow hatte in Cambridge studiert und stellte mich meinem Vater zuliebe ein, dessen Dienste als Börsenmakler er oft in Anspruch genommen hatte. Es sollte sich herausstellen, daß einer seiner Kommilitonen am King's in Cambridge niemand anderes als Mortimer Caswell war, der älteste Sohn des Gründers von G. P. Caswell & Co., Apfelweinproduzent aus Hereford. Als nach einiger Zeit Mortimer Caswells jüngerer Bruder Victor nach zehn oder mehr Jahren aus Südamerika heimkehrte, mit einem Vermögen aus, der Kautschukgewinnung im Rücken und einer brasilianischen Ehefrau am Arm, war es nur zu erwarten gewesen, daß er mit dem Bau eines eindrucksvollen Landsitzes seinem Erfolg angemessen Ausdruck verleihen wollte. Mortimer wandte sich an Gillow, da er der richtige Mann war, einen jungen und enthusiastischen Architekten vorzuschlagen. Ich hatte sein Büro erst ein Jahr zuvor verlassen, also glaubte Gillow zweifelsohne, er würde mir einen großen Gefallen tun, indem er meinen Namen weitergab. Was er tatsächlich auch tat.

Es war der 21. Oktober 1908 – so steht es in meinem Tagebuch –, als ich nach Hereford reiste, um mir mit meinem zukünftigen Klienten das Grundstück für Clouds Frome anzusehen. London lag im Nebel, aber im Westen herrschte sonnenbeschienene Zufriedenheit. Als sich der Zug am frühen Nachmittag Hereford näherte, betrachtete ich mit wachsender Begeisterung die goldenen Wälder, die reichen Obstgärten, die tiefgrünen Weiden und sanften Hügel einer Landschaft, von der ich bisher kaum etwas gewußt hatte. Meine Hoffnungen wuchsen in den klaren, blauen Himmel hinein, denn dies war bestimmt die Gelegenheit, von der jeder junge Architekt träumt, die Gelegenheit, Stil und Lage in einer Art zusammenzufügen, daß man sich auf ewig an ihn erinnern wird.

Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehrere Briefe mit Victor Caswell gewechselt und einmal mit ihm am Telefon gesprochen. Von daher gab es für mich keinen Zweifel daran, daß er einer der beiden großen, schlanken, gutgekleideten Herren war, die an der Schranke des Bahnhofs in Hereford standen, aber welcher, war nicht klar. Im Gesicht gab es nur wenig, an dem man sie auseinanderhalten konnte. Beide waren schmal und trugen Oberlippenbärte, einer war im Cutaway mit Zylinder, der andere in grüngesprenkeltem Tweed mit einer schnittigen Stoffmütze. Es war letzterer, der sich als Victor vorstellte.

»Mein Bruder Mortimer«, erklärte er beim Händeschütteln. »Er ist mitgekommen, damit wir auch seine Meinung hören können.«

Von Victor ging eine gute Portion brüderlichen Wohlwollens aus, die Mortimer jedoch kaum erwiderte. Tatsächlich stand ihre große Ähnlichkeit in krassem Gegensatz zu den unterschiedlichen Charakteren. Victor konnte es kaum erwarten abzufahren, und selbst ein kleiner Umweg zu meinem Hotel war ihm beinahe zuviel. Er besaß einen grün und golden schimmernden Mercedes Tourer, sicher das herrlichste Automobil, in dem ich jemals gefahren bin, und zog viele bewundernde Blicke auf sich, als er durch Hereford fuhr, wo Pferdewagen noch die Regel waren. Draußen, auf den staubigen Nebenstraßen westlich der Stadt, nahm er eine, wie es schien, rasende Geschwindigkeit auf, während er mir über die Schulter hinweg Fragen zu Architekten stellte, die ich bewunderte, Stilen, die ich mochte, und Materialien, die ich bevorzugte. Seine Miene und die Stimme zeigten eine Mischung von Stolz und Vergnügen, einen ungeduldigen,. verzehrenden Drang zu genießen, was er erreicht hatte.

Was Mortimer betraf, der neben mir auf der Rückbank zwischen dem glänzenden polierten Leder kauerte und die Krempe seines Hutes hielt, so schien er alles zu sein, was sein Bruder nicht war: bedrückt, still und pessimistisch. Als ich eine banale Anfrage zum Apfelweingeschäft machte, erwiderte er humorlos: »Es ist ein Geschäft, junger Mann, wie alle anderen.«

Wir überquerten einen Fluß, den ich für den Wye hielt (und später erfuhr, daß es der Lugg war), dann fuhren wir in bewaldetes Hügelland, Hektar über Hektar des einschläfernden Herefordshire erstreckte sich hinter uns. Wenig später bog Victor an einer Pforte von der Straße ab, und wir stiegen aus, spazierten über hügeliges, von Wald eingefaßtes Weideland, bis wir an ein Treppchen in einer Hecke kamen und stehenblieben, um das sanft abfallende Land westlich der Flußebene des Lugg und des dahinterliegenden Hereford zu bewundern.

»Das da unten ist das Grundstück«, verkündete Victor, sobald Mortimer und ich ihn eingeholt hatten. »Diese drei Felder, der Obstgarten dahinter und die Farm dazwischen. Da hinten kann man das Dach des Hofes sehen.« Sein Arm deutete auf einen weit entfernten Keil aus Stroh, halb verborgen in einer Senke. Ich hörte zum erstenmal von einem bestehenden Gebäude, und da er meine Fragen vorhersah, fügte er hinzu: »Der Mieter hat Bescheid bekommen, daß er Ende März ausziehen muß, Staddon, also haben wir von der Seite her nichts zu befürchten. Ich werde gleich am nächsten Tag eine Abbruchmannschaft auf den Hof schicken.«

»Die Doaks«, sagte Mortimer in nüchternem Tonfall, »haben Clouds Frome seit sechs Generationen bestellt.«

»Dann wird es Zeit für einen Wechsel«, sagte Victor lächelnd. »Abgesehen vom Namen. Clouds Frome. Ja, das gefällt mir. Was meinen Sie, Staddon?«

»Perfekt, würde ich sagen.«

»Und das Grundstück, die Aussicht, die Lage. Was halten Sie davon?«

»Es ist alles perfekt.« Und ich log nicht. Ich übertrieb nicht einmal. Was ich vor mir sah, was dort inmitten herbstlicher Felder Formen annahm, war ein Haus, das Victors Erfolg krönen und meinen fördern würde. »Hier kann ich Ihnen ein hübsches Haus bauen, Mr. Caswell.«

»Ich will keinen kunstlosen Klotz, Staddon. Ich will kein Mausoleum.« Er schlug zur Bekräftigung mit seinen Handschuhen an das Treppchen. »Ich will ein Haus, in dem man atmen kann, ein Haus, in dem man das Leben genießen kann. Ich will das Beste.«

»Dann sollen Sie es bekommen, Mr. Caswell.« Plötzlich wurde seine Gier zu meiner, mein Ehrgeiz so grenzenlos wie seiner.

»Du zahlst Paston für sein Land einiges mehr, als es wert ist, nicht?« warf Mortimer ein, aber schon jetzt spürte ich, daß nichts den Enthusiasmus seines Bruders schmälern konnte.

»Und wenn es so wäre?« konterte Victor mit einem weiteren Lächeln. »Ich kann es mir leisten.«

»So macht man keine Geschäfte.«

»Sicher nicht, aber dies ist keine Frage des Geschäfts. Es ist eine Frage der Vision.«

Und damit, so schien es, war die Frage geklärt. Mortimer verfiel in Schweigen, Victor zündete sich eine Zigarre an, und ich kletterte auf das Treppchen, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen. Die Farm von Clouds Frome stand in einer Mulde, offen nach Süden und Westen hin, aber nach Norden und Osten von dem Hügel geschützt, den wir erklommen hatten. Am steilen Hang zu unserer Rechten hörte man einen Bach, der zur Farm hinuntersprudelte, und dahinter breitete sich ein atemberaubendes Panorama hügeliger Weiden aus, wobei die Black Mountains in der Ferne den westlichen Horizont abschlossen. Ein herrschaftliches Haus, zu erreichen über eine kurvige Auffahrt von der unterhalb liegenden Landstraße, mit Wasser in der Nähe und in geschützter und dennoch offener Lage: Es ließ sich kaum etwas Besseres vorstellen. Mein Verstand raste, um diese Gelegenheit zu erfassen.

»Nun, Staddon?« sagte Victor, als ichherabgestiegen war.

»Ich wäre stolz, für Sie hier ein Haus bauen zu dürfen, Sir.« Es war die simple Wahrheit und alles, was mir für den Augenblick einfallen wollte.

»Und wäre es auch ein Haus, auf das ich stolz sein könnte?«

»O ja.« Ich sah wieder in die Weite. »Dessen bin ich mir sicher,«

»Dann machen Sie sich ans Werk.«. Er schüttelte fest meine Hand. »Machen Sie sich mit Ihrem ganzen Willen ans Werk.«

Ich meinte es, wie ich es sagte, als ich mit den Gebrüdern Caswell auf der zugigen Anhöhe oberhalb von Clouds Frome im schwachen Oktobersonnenlicht stand. Dieses Haus ist nach wie vor das Beste, dessen ich fähig war, und das Beste, so glaube ich, das ein Architekt, egal wie hoch sein Honorar sein mag, unter den gegebenen Umständen erreichen konnte. Ich kehrte am folgenden Tag nach London zurück und hatte den größten Teil des Entwurfes schon im Kopf und die Hälfte auf einem Notizblatt vom Hotel. Etwas Elegantes und dennoch Ländliches, maßvoll und doch vollkommen eigenständig. Das war meine Absicht, und es war das, so schien es, während der Plan konkrete Formen annahm, was im Rahmen meiner Möglichkeiten lag. Eine gesunde Mischung aus Landgut und Wohnhaus, mit der Landschaft verwachsen und aus einheimischen Materialien gebaut, sollte es den praktischen Bedürfnissen seiner Bewohner gerecht werden und doch mit raffinierten Ideen selbstbewußt seine Modernität vorzeigen.

Victor Caswell, das wußte ich bereits, war kein Mann, der um Geld stritt. Sobald er Gefallen an meinen Entwürfen gefunden hatte, war er bereit, alles zu bezahlen, um sie in die Tat umzusetzen. Da uns noch fünf Monate blieben, bis der Mieter die Farm von Clouds Frome räumen würde, hatten wir ausreichend Zeit, jedes Detail zu Caswells Zufriedenheit auszufeilen. In dieser Absicht lud er mich einige Wochen später nach Hereford ein, erwähnte in seinem Brief, daß ich seine Frau kennenlernen sollte, um ihr meine Ideen zu unterbreiten und mir Notizen zu ihren Vorlieben bei der Einrichtung zu machen. Also reiste ich am 17. November ein weiteres Mal nach Hereford, überschäumend von Enthusiasmus für unser Vorhaben, und war keineswegs darauf vorbereitet, dort auf etwas zu treffen, was so anders sein sollte als alles, was ich kannte. Denn ich sollte Consuela kennenlernen.

Ich hatte die Hereford Times gebeten, die alten Ausgaben zum Frederick's Place zu schicken, nicht zur Suffolk Terrace, da ich nicht den Wunsch verspürte, Angela an ein Thema zu erinnern, das sie am Abend jenes Tages bereits vergessen zu haben schien. Die Zeitungen trafen am Donnerstag ein, anonym verpackt, und ich fand sofort eine Ausrede, um mich in mein Büro zu vergraben, wo ich sie studieren wollte.

Die Geschichte, die sie erzählten, war unzusammenhängend und wenig befriedigend. Die Namen von Leuten und Orten, die ich kannte, schienen aus dem Reich der Träume zu mir zu dringen, ohne einen Fixpunkt, der meine Gedanken hätte lenken können. Die Ausgabe vom 13. September meldete, ohne etwas hervorzuheben oder zu beschönigen, daß Miss Rosemary Caswell, die achtzehnjährige Tochter von Mortimer Caswell, dem angesehenen Inhaber der ortsansässigen Apfelweinkellerei, drei Tage zuvor nach plötzlicher Krankheit verstorben sei. Es war eine gerichtliche Untersuchung der Todesursache eingeleitet und eine Obduktion angeordnet worden. Am 20. September jedoch wurden sensationelle Erkenntnisse bekannt. Sir Bernard Spilsbury, der angesehene Gerichtsmediziner des Innenministeriums, hatte die Obduktion durchgeführt und war zu dem Schluß gekommen, daß der Tod aufgrund einer Arsenvergiftung eingetreten war. Bei der wiederaufgenommenen Untersuchung stellte sich heraus, daß Miss Caswells Mutter und ihr Onkel Victor unter ähnlichen Vergiftungserscheinungen gelitten hatten, wenn auch mit weniger dramatischen Symptomen. Alle drei hatten am Sonntag, dem 9. September, auf Clouds Frome gemeinsam den Tee genommen. Die Untersuchungskommission hatte eine Anklage auf vorsätzlichen Mord ausgegeben, und die polizeilichen Nachforschungen begannen. Angeblich sollten Mitarbeiter von Scotland Yard der örtlichen Polizei zur Hand gehen, und man rechnete mit einer baldigen Verhaftung.

Wie ich bereits wußte, war tatsächlich eine Verhaftung erfolgt. Aber warum Consuela? Was hatte es mit diesen belastenden Briefen auf sich, auf die sich der Bericht über ihr Erscheinen vor Gericht bezog? Und was, wenn überhaupt, waren die Beweise gegen sie? Was das betraf, hatte ich noch immer keine Ahnung. Und doch war ich zumindest auf eine Ungereimtheit gestoßen, an der sich meine Überlegungen reiben konnten. Wenn sowohl Victor als auch seine Schwägerin zur selben Zeit wie Rosemary erkrankt waren, wieso bezog sich dann die Anklage des versuchten Mordes nur auf Victor? Ich lenkte meine Gedanken zurück zu dem Tag meines ersten Zusammentreffens mit Consuela, suchte alles ab, woran ich mich erinnern konnte, in der schwachen Hoffnung, daß ihre Schuld oder Unschuld schon damals erkennbar gewesen wäre.

Zwischen ihrer Rückkehr aus Südamerika und der Fertigstellung von Clouds Frome wohnten Victor und Consuela bei Mortimer und seiner Familie in einem großen, düsteren viktorianischen Haus namens Fern Lodge, einem stuckverzierten Klotz mit wenig architektonischen Vorzügen, der mitten zwischen dichten Tannen auf einer Kuppe am nördlichen Ende der Stadt stand. Dorthin machte ich mich an einem rauhen Tag, dem vollkommenen Gegenteil meines ersten Besuches, zur verabredeten Zeit auf den Weg. Unter dem Arm hielt ich eine Reisetasche voll perspektivischer Ansichten und Grundrißplänen für das neue Haus. Ich war eifrig bedacht, sie zufriedenzustellen, entsetzlich stolz auf meine Vorschläge und unerträglich nervös, daß irgendein Aspekt nicht ihren Zuspruch finden könnte.

Seit 1908 hat sich derart viel in den gesellschaftlichen Gepflogenheiten und in der Mode verändert, daß meine Vorstellung der Familie Caswell mir heute viel weiter als fünfzehn Jahre zurückzuliegen scheint. Fünfzig Jahre könnte vielleicht eher die Marke sein, so weit entfernt scheint mir die Atmosphäre, die mich an jenem Dienstag nachmittag im Salon von Fern Lodge umfing. Victor war der einzige, den ich bereits kannte. Mortimer, so wurde mir erklärt, kümmere sich um das Geschäft. In einem Halbkreis brokatüberzogener Sessel im dunklen Schatten dicker Vorhänge und großblättriger Topfpflanzen erwartete mich ein Quartett weiblicher Caswells: Mrs. Susan Caswell, Mutter von Mortimer und Victor und Witwe des Gründers von Caswell & Co., zerbrechlich und eigenwillig in wallendem Grau; Mrs. Marjorie Caswell, Mortimers Frau – mit ihren scharfgeschnittenen Zügen unübersehbar Herrin der Lage, in strengem, aber teurem Purpur; Miss Hermione Caswell, die ältere Schwester von Mortimer und Victor, nach ihrer verschmitzten Miene und dem rüschenbesetzten Kleid zu urteilen weniger steif; dazu Mrs. Peto, die Frau von Marjories Bruder, die in meiner Erinnerung inzwischen nur noch ein Niemand in verwaschenem Türkis ist.

Victor, dessen schwere Lider andeuteten, daß der nachmittägliche Tee mit seinen weiblichen Verwandten nicht gerade seine liebste Freizeitbeschäftigung war, erklärte, daß seine Frau sich in Kürze zu uns gesellen würde. Dann hockte er sich niedergeschlagen auf einen harten Stuhl und überließ mich meinem Schicksal, das darin bestand, mehr Pläne zwischen Teetassen und Kuchenständern auszubreiten, als klug war, und die unmögliche Aufgabe anzugehen, sämtliche Fragen der Damen genauestens und höflich zu beantworten. Die alte Mrs. Caswell besaß genug Anstand, mehr zu lächeln, als zu sprechen, aber Marjorie und Hermione ließen abwechselnd ihrer Neugier freien Lauf und machten mir mit dem, was sie über Lage und Proportionen wußten oder zu wissen glaubten, das Leben schwer. Ich beging den elementaren Fehler, ihre Betrachtungen ernst zu nehmen, ohne zu merken, daß sie eigentlich mehr daran interessiert waren, sich gegenseitig zu demütigen, als mich zu befragen. Dies und das Stück Kümmelkuchen, auf das ich mich dummerweise einlassen mußte, hatten mich in einige Verwirrung gestürzt, als sich die Tür öffnete und Consuela eintrat.

Ich hörte das Rascheln ihres Kleides hinter mir und sah, daß Victor sich erhob. Ich erhob mich ebenfalls und wandte mich zur Tür, die, gerade als ich mich umdrehte, ins Schloß fiel. Dann stand sie vor mir. Consuela Evelina Manchaca de Pombalho, schon von Geburt an mehr, als eine Caswell je sein konnte. Sie trug ein enges, schimmerndes Nachmittagskleid aus kastanienbraunem und goldenem Satin, besetzt mit Spitze und Gaze, dazu einen unendlich zarten, blumenbesetzten Hut weit hinten am Kopf, eine lange Perlenkette, eine rautenförmige Brosche an ihrer linken Brust und einen schlichten, goldenen Ehering. Anderen Schmuck trug sie nicht, keinerlei Ablenkung von ihrer perfekten . Figur, dem schlanken Hals und ihrem feingeschnittenen Gesicht. Soweit hätte sie ebenso eine ungewöhnlich schöne Engländerin sein können, aber ihr Teint war dunkler als der einer Engländerin, ihr Haar dicker, ihre Lippen voller, der Blick intensiver.

»Meine Frau – Staddon«, sagte Victor und trat beiseite, als sie näher kam. Als er sprach, meinte ich, eine unnötige Betonung des Wortes meine zu hören, und als ich mich verneigte, um ihre Hand zu küssen, und dann zurücktrat, um sie wieder anzusehen, konnte ich verstehen, warum. Er hatte dieses wilde und beunruhigende Wesen gefunden, hatte es gezähmt und geheiratet, und jetzt hatte er es nach Haus gebracht, um es an einer seidenen Leine spazierenzuführen.

Ich hatte irgend etwas davon gemurmelt, ihr Diener zu sein. Consuela sah mich zum erstenmal direkt an und sagte: »Mein Mann berichtet mir, Sie wollen uns ein Haus bauen, Mr. Staddon.« Nur ein kaum wahrnehmbarer Hauch eines Akzentes war in ihrer Stimme zu hören. Ihr Englisch war perfekt, wenn auch langsamer gesprochen als das einer Einheimischen, etwas höher und – im krassen Gegensatz zum Geplapper der Familie ihres Mannes – um einiges reservierter.

»Ja, Mrs. Caswell, so ist es. Es wird mir eine Ehre sein.«

»Ganz sicher ist es auch uns eine Ehre.«

»Was das ...«

»Komm und sieh dir Mr. Staddons Pläne an, Consuela«, rief Marjorie dazwischen.

»Ja, tu das«, sagte Hermione. »Sie sind wirklich äußerst vielversprechend, nicht wahr, Victor?«

»Es nimmt Formen an, sicher.« Aber Victor klang absolut unentschlossen – ein rätselhafter Gegensatz zu der Begeisterung, die er bei unserem Besuch des Grundstücks gezeigt hatte, und nur der erste von zahlreichen Stimmungsumschwüngen, an die ich mich während unserer Zusammenarbeit gewöhnen sollte. Er wollte ein herrschaftliches Haus, in dem er wohnen konnte, eine schöne Frau, mit der er leben konnte, und den Respekt aller, die ihn kannten, doch manchmal hatte ich den Verdacht, als wären die Menschen für ihn nur Konsumgüter, Symbole seines Erfolges, dessen Sinn ihm verwehrt blieb.

Consuela setzte sich, ließ sich etwas Tee anbieten und lauschte gespannt meinen Ausführungen. Die Unterbrechungen durch Marjorie und Hermione waren so regelmäßig und banal wie vorher, aber Consuelas Anwesenheit hatte auf mich eine unerwartet beruhigende Wirkung. Instinktiv schien sie zu verstehen, was ich vorschlug, und zeigte mit ihren wenigen interessierten Fragen mehr Einsicht als alle anderen zusammen.

Hermione ließ, wenn sie sich nicht mit Marjorie darum stritt, wer das Gespräch lenken durfte, erkennen, daß sie ihren wachen Verstand sorgsam verschleierte. Als dieser Schleier einmal kurz gelüftet wurde, sprach sie mich über den mit Plänen übersäten Tisch hinweg an und sagte: »Wie Sie sehen können, Mr. Staddon, hat Consuela ein besseres Auge für die Kunst als wir anderen.«

Marjorie nahm es als einen Affront, Mrs. Peto kicherte, die alte Mrs. Caswell lächelte, und Consuela senkte ihren Blick, aber die Bemerkung war treffend. Beredter als Worte es jemals sagen konnten, entdeckte ich in dieser vorsichtigen, aufmerksamen Frau eine gewisse Sympathie für mich. Damals schrieb ich es nur einer kochentwickelten künstlerischen Sensibilität zu, und für den Augenblick genügte das.

»Natürlich«, stotterte ich, »läßt sich all das weit besser bei einem Besuch des Grundstücks nachvollziehen.«

»Victor hat mich bis jetzt noch nicht nach Clouds Frome mitgenommen«, sagte Consuela.

»Dafür ist noch Zeit genug«, sagte er, »wenn der Besitz leersteht.«

»Wenn Sie dorthin gehen«, sagte ich, »würde ich mich freuen, Ihnen als Führer dienen zu dürfen, Mrs. Caswell.«

»Das ist sehr freundlich, Mr. Staddon. Das müssen Sie unbedingt.«

»Das werde ich. Das werde ich ganz bestimmt.«

Und dann, zum erstenmal, seit sie sich zu uns gesellt hatte, lächelte Consuela. Bei diesem Lächeln tat mein Herz einen Sprung.

Es war gegen Ende der ersten Woche nach Consuelas Verhaftung, als Giles Newsom, unser wichtigster Mitarbeiter und baldiger Partner enthüllte, daß Kevin nicht der einzige aus der Belegschaft war, dem der Name Clouds Frome in den Zeitungen aufgefallen war. Newsom war ein gutaussehender junger Mann, bekannt für seine elegante Kleidung und seine Beliebtheit beim schönen Geschlecht, aber ebenso ein talentierter Jungarchitekt. Imry war dafür eingetreten, ihn aufzunehmen, als deutlich wurde, daß er nie mehr seine ganze Kraft dem Geschäft würde widmen können, und wenn der Bursche für meinen Geschmack auch immer etwas zu verdammt Selbstsicheres ausstrahlte, hatte er doch Imrys Vertrauen in den vergangenen vier Jahren voll gerechtfertigt.

Faulheit, nicht Unfähigkeit war Newsoms beständiger Fehler, und in einer solchen Stimmung traf ich ihn an, als ich am späten Freitagnachmittag ins Büro zurückkehrte: Füße auf dem Tisch, Zigarette im Mund, eine Ausgabe vom Architect's Journal vor sich aufgeschlagen. Zu anderen Zeiten hätte ich ihm vielleicht eine milde Rüge erteilt, aber ich fühlte mich bei dieser Gelegenheit zu niedergeschlagen, um mir die Mühe zu machen.

»Noch da, Giles?«

»Hol' noch etwas Lektüre nach, Mr. Staddon.« Er lächelte und nahm die Füße vom Tisch, schien jedoch ansonsten unbeeindruckt. »Es zahlt sich immer aus, sich über die Entwicklung auf dem laufenden zu halten, finden Sie nicht? Neue Stile. Neue Entwürfe. Neue Ideen.«

»Da haben Sie sicher recht.«

»Nicht, daß wir nicht gelegentlich von alten Ideen lernen könnten.«

»Nein?« Ich begann zu argwöhnen, daß hinter seinen Bemerkungen eine Absicht stand, die mich bereuen lassen würde, dieses Gespräch geführt zu haben.

»Absolut nicht. Um die Wahrheit zu sagen, habe ich gerade gestern einen Ihrer ersten Entwürfe bewundert.«

»Tatsächlich? Welchen?« Als ob ich fragen mußte.

»Clouds Frome. Reg hat mir den Artikel in einer alten Ausgabe von The Builder gezeigt. Ich habe es zum erstenmal gesehen. Ich wußte nicht mal; daß wir es in den Akten haben.«

»Was ist damit?«

»Was damit ist?« Er sah mich mit amüsierter Verwunderung an. »Na, es ist einfach so gut. So simpel und doch so wirkungsvoll. Funktion und Stil. In diesem Fall perfekt vereint. Ich wußte gar nicht ...«

»Daß ich dazu in der Lage wäre?«

»Natürlich nicht.« Er lachte. »Himmelherrgott, ich versuche, Ihnen ein Kompliment zu machen. Die Mischung aus feudaler Halle und Salon funktioniert wunderbar. Der fünfeckige Erker, der die vier Giebel auf der Rückseite stützt. Und dieser gemauerte Damm, der in den Obstgarten hinausführt. Wie haben Sie es genannt? ›Ein Pier in einem Blütenmeer‹? Es ist großartig. Ehrlich.«

»Nett von Ihnen, daß Sie es so sagen.«

»Es ist nichts weiter als die Wahrheit. Schade ist nur ...«

»Ja?«

»Es ist schade, daß solche Aufträge so dünn gesät sind. Ich schätze, vor dem Krieg ließen sich mehr Kunden am oberen Ende des Marktes finden.«

»Vielleicht.« Ich dachte an Victor Caswell und überlegte, daß es nie viele Kunden wie ihn gegeben hatte, was wahrscheinlich ganz egal war. Man braucht nur einen.

»Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen eine Frage zu Clouds Frome stellen würde, Mr. Staddon?«

»Ganz und gar nicht.«

»Ohne eine abfällige Bemerkung zu Ihren anderen Arbeiten machen zu wollen ... halten Sie es für den besten Entwurf, den Sie jemals gemacht haben?«

Ich seufzte. »Ja, Giles. Ich fürchte, das war es.«

An dem Tag, nachdem ich bei den Caswells in Fern Lodge zum Tee gewesen war, beschloß ich, meine Rückkehr nach London auf den Abend zu verschieben, damit ich mir das Grundstück von Clouds Frome einmal ohne meinen Auftraggeber ansehen konnte. Entsprechend mietete ich gleich nach dem Frühstück bei meinem Hotel einen Einspänner und ließ mich über die Landstraße in die Nähe der Farm bringen, in der Absicht, die paar Meilen zu Fuß nach Hereford zurückzugehen, wenn ich meine Neugier in verschiedenen Punkten befriedigt hatte.

Es war ein sonnigerer Tag als der Dienstag, und ich fand den scharfen Wind erfrischend, als ich über ein hügeliges Feld zu dem Obstgarten wanderte, den mir Victor von oben gezeigt hatte. Schon jetzt hatte ich begonnen, meine Ideen so zu verfeinern, daß ich Consuelas Empfindsamkeit ansprechen konnte, fragte mich, wie ich Komfort und gewisse Annehmlichkeiten für sie zu jedem Zeitpunkt sicherstellen konnte. Schon jetzt, nehme ich an, schien mir ihre Zustimmung wichtiger, als die Zustimmung der Frau eines Auftraggebers jemals sein sollte.

Es gab eine schmale Pforte, die durch die Hecke in den Obstgarten führte, der jetzt, da die Ernte vorüber war, ziemlich leer aussah. Dahinter, wußte ich, lag die Farm, aber im Augenblick verdeckten Bäume die Häuser.

Als ich das Seil löste, mit dem die Pforte verschlossen war, und in den Garten trat, wurde ich durch das plötzliche Erscheinen einer Gestalt erschreckt, die nur wenige Meter vor mir auftauchte und, so schien es, mitten aus den Bäumen hervorkam. Ein kleiner drahtiger Mann mittleren Alters in abgetragenem Tweed mit einer flachen Mütze wiegte in seinem linken Arm eine offene Schrotflinte und mußte wahrscheinlich hinter einem der Stämme verborgen gewesen sein, bis wir uns beinahe Auge in Auge gegenüberstanden.

Zuerst war ich so überrascht, daß ich gar nichts sagen konnte. Er war unrasiert, hatte eng zusammenstehende, mißtrauische Augen in einem ausgemergelten, grobknochigen Gesicht. Er hatte auf etwas herumgekaut und spuckte es jetzt rüde aus, dann sagte er: »Wer sind Sie denn?« Sein Ton deutete an, daß ich, wie meine Antwort auch ausfallen mochte, nicht willkommen war.

»Mein Name ist ... Staddon. Ich bin Architekt.«

»Architekt?« Schweigend starrte er mich an, als wäge er die Verdienste dieses Standes ab. »Und für wen sollten Sie hier wohl arbeiten, Mr. Staddon?«

Es schien keinen Grund für Ausflüchte zu geben. »Für Mr. Victor Caswell«, sagte ich schroff.