© 2012 Sabine H.

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Buchumschlag, Illustrationen, Satz und Gestaltung: Sabine H.

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-7322-6445-2

Amanda war gerade sechs Jahre alt geworden und sollte nun endlich in die Schule gehen. In die Hexenschule!, denn Amanda war eine kleine Hexe. Aber leider, leider hatte sie überhaupt keine Lust dazu.

Mit verschränkten Armen stand sie nun im Wohnzimmer der Familie und sagte zornig zur Wand mit dem riesigen Bild ihrer Urururgroßmutter Amanda.

„Ich denke gar nicht daran, in die Hexenschule zu gehen! Wozu soll das gut sein?“

Dazu lächelte Urururgroßmutter Amanda noch verständnisvoll.

„Überhaupt, ich will gar keine Hexe werden! So, jetzt weißt du es.“

Nun hob Urururgroßmutter Amanda schon überrascht die Augenbrauen. Dass sich das Gesicht auf dem Bild manchmal veränderte, war nicht neu für Amanda. Schließlich lebte sie ja in einem Hexenhaus.

Auch die Zauberkugel auf dem Schoß ihrer Urururgroßmutter leuchtete stärker als sonst.

Nun war Amanda allerdings gespannt, wie ihre Urururgroßmutter reagieren würde, wenn sie ihr ihre wahren Pläne gestand.

„Weißt du was? Und nun hör gut zu! Ich will eine Prinzessin werden!“

Jetzt öffnete Urururgroßmutter Amanda leicht den Mund und es war deutlich zu sehen, dass sie etwas blasser wurde. Oder bildete Amanda sich das nur ein?

„Das nützt gar nichts, dass ich nach dir benannt wurde. Ich will eine Prinzessin werden!“ Beim letzten Satz stampfte sie mit dem Fuß auf.

„Das einzige, was ich lernen möchte, ist das Reiten auf dem Besen. Nur so lange werde ich zur Schule gehen. So kann ich dann mal über den Schlosspark fliegen. Oh, das wird bestimmt spannend.“

Mit diesen Worten drehte Amanda ihrer Urururgroßmutter den Rücken zu und stapfte aus dem Raum. Was sie nicht mehr sah, war, dass sich auf der Stirn ihrer Urururgroßmutter eine tiefe Zornesfalte bildete.

Nicht weit entfernt vom Hexenhaus, gleich hinter dem Rabensteiner Wald, war der große Schlosspark des Grafen von Rabenstein. Der Graf hatte eine kleine Tochter, die Prinzessin Anna Amalia Karlotta Sofia. Sie war genauso alt wie Amanda und auch sie sollte mit der Schule beginnen. Aber ach, wie graute ihr davor! Ein Hauslehrer sollte ins Schloss kommen und sie unterrichten.

„Als hätte ich es nicht schon langweilig genug…“, murmelte sie vor sich hin, als sie am Schlossteich spazieren ging.

„Anna Amalia Karlotta Sofia, pass bitte auf, dass du nicht in den Teich fällst“, rief ihre Mutter, die Gräfin Sofia von Rabenstein vom großen Schlossbalkon. „Und mach dein Kleid nicht wieder schmutzig. Wir geben heute einen Empfang.“

„Auch das noch“, ärgerte sich die Prinzessin jetzt etwas lauter. „Wollen die mich zu Tode langweilen?!“ Sie blies ganz unfein die Wangen auf und ließ die Luft geräuschvoll wieder durch den Mund entweichen. Dabei tippte sie sich mit dem Zeigefinger an die Stirn und rollte mit den Augen, denn sie hasste Empfänge, zu denen immer nur Erwachsene geladen wurden.

Aber jetzt hatte sie wenigstens ein Ziel: Das blöde rosarote Kleid mit der Schleife über dem Po zu beschmutzen! Jawoll!