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   Harriet Beecher-Stowe | Christoph Clasen (Illustr.)– Onkel Toms Hütte– Ein historischer Roman– SCM Kläxbox

Gekürzte und überarbeitete Version des Originaltitels Uncle Tom’s Cabin von 1852

Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.

Inhalt:

1  Unangenehmer Besuch

2  Herr und Diener

3  Der Drang zur Freiheit

4  Ein Abend in Onkel Toms Hütte

5  Flucht in der Nacht

6  Sabotage

7  Verfolgungsjagd mit Hindernissen

8  Finstere Gestalten

9  Gesetz ist Gesetz

10  Abschied

11  Ein seltsamer Fremder

12  Die Überfahrt

13  Gute Nachrichten

14  Die Versteigerung

15  Eigentümliche Sitten

16  Ein neues Zuhause für Tom

17  Eine Frau ohne Herz

18  Menschenjagd

19  Auf der Suche nach Gott

20  Der Brief

21  Henrique

22  Versprochen ist versprochen

23  Vorboten

24  Ein Engel kehrt heim

25  Gebet für den Herrn

26  Zeit zur Umkehr

27  Folgenschwere Nachlässigkeit

28  In der Hand eines neuen Herrn

29  Fahrt ins Unglück

30  Die Plantage

31  Unterwerfung der Seele

32  Tiefer Fall

33  Düstere Erinnerungen

34  Die Grenze des Erträglichen

35  Der Freiheit so nah

36  Gibt es einen Ausweg?

37  Geisterstunde

38  Nur ein einziger Versuch

39  Trauriges Wiedersehen

40  Epilog

1  Unangenehmer Besuch

An einem kalten Abend im Februar saßen zwei Männer beisammen und tranken Wein. Außer ihnen war sonst niemand im Raum. Es sah ganz danach aus, als hätten sie eine wichtige Angelegenheit zu besprechen.

Der eine der beiden Männer war klein und untersetzt. Seine groben Gesichtszüge, sein derbes Auftreten und seine geschmacklose Kleidung ließen darauf schließen, dass er einen rücksichtslosen und selbstsüchtigen Charakter besaß. Die reichlich mit Ringen geschmückten Hände spielten mit einer schweren goldenen Uhrkette, die über seinem kugelrunden Bauch hing. Sein Name war Haley und sein Beruf Sklavenhändler.

Ihm gegenüber saß der Farmer Shelby, der wie ein richtiger Gentleman aussah. Seine Art zu sprechen verriet, dass er ein gebildeter Mann war, und an der Einrichtung des Hauses war zu erkennen, dass er im Wohlstand lebte. Die Arbeiter auf seiner Farm kannten ihn als einen Herrn, der darauf bedacht war, ihnen ein erträgliches Los zu bereiten. Allerdings hatten ihn Missernten und Spekulationen in große Schulden gestürzt. Unglücklicherweise war ausgerechnet Mr Haley im Besitz seiner Schuldscheine, die mittlerweile einen äußerst hohen Wert hatten. Deshalb nun besuchte Mr Haley Mr Shelby auf seiner Farm: um endlich sein Geld einzutreiben.

»Damit sollten wir eigentlich quitt sein«, meinte Mr Shelby.

»Vergessen Sie es. Das Geschäft muss sich für mich ja auch irgendwie lohnen«, gab Haley zurück.

»Aber hören Sie«, rief Shelby eindringlich, »Tom ist wirklich ein außergewöhnlicher Bursche. Er ist die ganze Summe auf jeden Fall wert. Er ist ruhig, ehrlich und klug. Die Verwaltung meines ganzen Gutes konnte ich ihm überlassen. Vor vier Jahren ist er während einer Feldpredigt auch gläubig geworden. Seither habe ich ihm alles anvertraut, was ich besitze, ob Geld, das Haus oder die Pferde. Er war immer absolut zuverlässig.«

Der Händler schenkte sich noch ein Glas Branntwein ein und schien darüber nachzudenken.

»Nun, Mr Haley, wie werden wir uns bei diesem Geschäft einig?«, fragte Mr Shelby nach einer Pause etwas ungeduldig.

»Haben Sie denn keinen Jungen oder ein Mädchen, das Sie mir zusammen mit Tom abgeben könnten?«, wollte Haley wissen.

Mr Shelby wollte gerade eine Antwort geben, da öffnete sich die Tür, und ein etwa fünfjähriger schwarzer Junge kam ins Zimmer. Dunkle Locken umrahmten sein Gesicht und seine großen dunklen Augen blickten neugierig im Zimmer umher.

»Hallo, Harry«, rief Mr Shelby und warf ihm eine Weintraube zu. »Komm doch mal her!« Shelby fuhr ihm zärtlich über den Lockenkopf. »Sing diesem Herrn etwas vor!«

Harry setzte mit heller Kinderstimme ein Lied an und begleitete seinen Gesang mit einem fröhlichen Tanz.

»Jetzt geh doch mal wie der alte Onkel Sam, wenn er Rückenschmerzen hat, Harry«, befahl sein Herr.

Die geschmeidigen Glieder des Kindes verzerrten sich jetzt spielerisch. Harry krümmte seinen Rücken und schwankte, den Gehstock seines Herrn in der Hand haltend, mit verzogenem Gesicht im Zimmer umher. Beide Männer lachten aus vollem Halse.

»Großartig«, rief Haley, »das ist ja ein Prachtkerl!« Er schlug Mr Shelby auf die Schulter. »Ich will Ihnen etwas sagen: Den Jungen als Beigabe zu Tom und die Sache ist in Ordnung. Das ist doch ein ehrliches Geschäft, nicht wahr?«

In diesem Augenblick trat eine junge Sklavin ins Zimmer. »Ich suche meinen Harry, Master.«

»Nimm ihn nur mit, Elisa«, sagte Shelby. Die junge Mutter nahm ihr Kind auf den Arm und verließ das Zimmer.

Haley schaute ihr nach, dann sagte er zu Shelby: »Mit dieser Elisa könnten Sie in Orleans Ihr Glück machen. Ich habe schon mehr als tausend Dollar für Sklavinnen bezahlt, die nicht die Spur hübscher waren.«

»Nein, Mr Haley, ich verkaufe sie nicht. Meine Frau würde sie nie hergeben, nicht für ihr Gewicht in Gold.«

»Ja, ja, so reden Weiber immer, weil sie eben nicht rechnen können. Zeigen Sie ihnen nur, wie viele Uhren, Federn und Juwelen man mit dem Wert eines Menschen kaufen kann, dann sieht die Sache schon ganz anders aus, das verspreche ich Ihnen.«

»Ausgeschlossen, Haley, das kommt überhaupt nicht infrage. Ich habe es schon einmal abgelehnt und stehe zu meinem Wort«, erwiderte Shelby entschieden.

»Na schön, aber den Jungen könnten Sie mir ruhig überlassen. Ich bin Ihnen schon weit genug entgegengekommen.«

»Wie genau stellen Sie sich das denn vor? Ich meine, Sie können Elisa doch nicht so ohne Weiteres das Kind wegnehmen«, gab Shelby zu bedenken.

»Glauben Sie mir, ich weiß, wie man mit diesen Leuten umzugehen hat. Wenn man es richtig anfängt, halten sie das schon aus. Natürlich kann man den Frauen ihre Kinder nicht einfach aus den Armen reißen. Das gibt bloß Geschrei, Gejammer und jede Menge Ärger. Meist kann man die Mütter nicht mal mehr verkaufen, so verrückt werden sie danach. Deshalb muss man das Ganze menschlich angehen, so ist meine Erfahrung.«

Der Händler lehnte sich zurück und schlug die Arme über der Brust zusammen. Er schien sich für sehr großmütig zu halten.

»Für gewöhnlich lobt man sich ja nicht selbst, aber es ist nun mal die Wahrheit. Ich stehe in dem Ruf, die besten Herden Neger auf den Markt zu bringen, immer in gutem Zustand, und es gehen mir kaum welche zugrunde. Das kann bloß an meiner menschlichen Behandlung liegen. Immerhin benutze ich auch nur die Peitsche, wenn es gar nicht anders geht.«

Mr Shelby wusste nicht, was er sagen sollte, und warf daher bloß ein »Aha?« ein.

»Und sehen Sie, wenn ich die Kinder verkaufe, dann schicke ich ihre Mütter einfach weg – aus den Augen, aus dem Sinn, wissen Sie ja –, die Nigger vertragen so was auch viel leichter.«

Bevor Mr Haley weiter von seiner Menschlichkeit berichten konnte, meldete sich Mr Shelby wieder zu Wort: »Also gut, das mit dem Jungen will ich mir überlegen. Heute Abend zwischen sechs und sieben können Sie sich die Antwort holen.«

∗∗∗

»Wie gern hätte ich diesen unverschämten Kerl die Treppe hinuntergeworfen«, sagte Mr Shelby zu sich, als die Tür ordentlich zu war. Aber er wusste zu genau, dass der Händler ihn in der Hand hatte. Warum musste er sich auch in solche Schulden stürzen? Nun gab es keinen anderen Ausweg mehr.

2  Herr und Diener

Elisa hatte genug von dem Gespräch mitbekommen, um zu wissen, dass ein Händler an den Sklaven ihres Herrn interessiert war. Außerdem sprachen die beiden Männer auch über ihren Sohn. Sie hätte gern an der Tür weitergelauscht, doch dann hörte sie, dass ihre Herrin sie rief.

»Was ist denn los mit dir?«, fragte Mrs Shelby, die sofort merkte, dass Elisa bedrückt war.

»Ach, Missis!«, fing sie an und brach sofort in Tränen aus.

»Aber Kindchen, was hast du denn nur?« Mrs Shelby war besorgt.

»Ach, Missis, Missis!«, sagte Elisa. »Da ist ein Händler beim Herrn im Speisezimmer! Ich habe gehört, was sie gesprochen haben. Ich glaube, der Herr will meinen Harry verkaufen.« Sie schluchzte.

»Ihn verkaufen? Wie kannst du so etwas nur glauben? Der Herr würde niemals mit diesen Männern aus dem Süden Geschäfte machen. Und er würde erst recht niemanden von seinen eigenen Leuten verkaufen. Nun komm schon, beruhige dich!«

»Wirklich, Missis? Sie würden niemals Ihre Einwilligung geben, dass …«

»Unsinn, Kleines! Nun hör schon auf. Genauso wenig würde ich meine eigenen Kinder verkaufen. Mach dir keine Sorgen«, versuchte Mrs Shelby ihre Dienerin zu trösten und legte ihr die Hand auf die Schulter. Erleichtert atmete Elisa auf.

∗∗∗

Ein solch freundschaftliches Verhältnis zwischen einer Sklavin und ihrer Herrin war nicht gerade selbstverständlich. Doch Mrs Shelby war eine herzensgute Frau und dazu noch tiefgläubig. Sie legte viel Wert darauf, ihr Leben nach christlichen Grundsätzen zu führen. Im Umgang mit den Sklaven legte sie eine Sanftheit an den Tag, die ihresgleichen suchte. Darüber hinaus war Mrs Shelby sehr bemüht, ihren Dienern den christlichen Glauben zu vermitteln, und sorgte daher eifrig für ihre religiöse Erziehung.

Mr Shelby hingegen war weniger erfüllt von Gedanken an die Religion. Dennoch hatte er einen gütigen Charakter und einen tiefen Respekt vor der Frömmigkeit seiner Frau. Ihr Glaube würde für sie beide reichen und vielleicht auch seinen Platz im Himmel sichern, dachte er.

Die Unterhaltung mit Mr Haley lastete schwer auf seinem Gemüt. Der Handel war ihm wirklich nicht leichtgefallen, vor allem, weil er wusste, wie seine Frau auf diese Neuigkeit reagieren würde. Mrs Shelby hatte nicht die geringste Vorstellung davon, wie schlecht es um die Finanzen ihres Mannes bestellt war. Mr Shelby war es nie in den Sinn gekommen, seine Gattin darüber zu informieren. Einerseits wollte er sie damit nicht unnötig belasten, andererseits konnte er schlicht und ergreifend nicht gut wirtschaften. Doch nun war es Zeit für die unangenehme Wahrheit …

3  Der Drang zur Freiheit

Noch wähnte sich Elisa in Sicherheit, denn sie vertraute ihrer Herrin. Schon als Kind war sie in das Haus von Mrs Shelby gekommen und wurde von ihr mit großer Liebe und Sorgfalt erzogen. Zur Frau herangewachsen, heiratete Elisa dann George Harris, einen stattlichen und begabten Sklaven von einer benachbarten Farm.

George war von seinem Herrn als Arbeiter an eine Fabrik vermietet worden, wo er sich durch seine Geschicklichkeit und Erfindungsgabe unentbehrlich machte. Doch sein Fleiß und seine Mühe konnten ihn nicht vor der Willkür seines engstirnigen und brutalen Herrn schützen. Als George ihn einmal selbst durch die Fabrik führte, sprach er in seiner Begeisterung mit einem solchen Selbstbewusstsein, dass sein Herr sich plötzlich unterlegen fühlte. Er konnte es nicht ertragen, dass sein Sklave sich so selbstsicher aufführte. Um ihn zu erniedrigen, schickte er George wieder nach Hause, um ihn dort hacken und graben zu lassen. Dann würde er die Nase schon nicht mehr so hoch tragen, dachte er bei sich. »Wir leben in einem freien Land«, sagte der Sklavenhalter, »der Mann gehört mir, und ich mache mit ihm, was ich will.«

Eines Tages fand George die Zeit, um seine Frau Elisa zu besuchen. Sie war deswegen überglücklich.

»Wie schön, dass du gerade heute gekommen bist. Die Herrin ist weggefahren und so haben wir viel Zeit für uns.«

Sie gingen in Elisas kleines Zimmer, das neben der Veranda lag.

»Warum bist du denn so ernst, George?«, fragte Elisa. »Freust du dich denn nicht? Schau nur, wie groß unser Harry geworden ist.«

»Ich wollte, er wäre nicht geboren«, erwiderte George bitter. Erschrocken schaute Elisa ihren Mann an.

»Ich habe meine Arbeit in der Fabrik immer gut erledigt. Und jetzt soll ich auf dem Feld Arbeiten verrichten, die ebenso gut ein Pferd machen könnte! Wer gibt ihm bloß das Recht dazu?«

»Ich bitte dich, George, sei vorsichtig! Ich verstehe ja deinen Zorn, aber du musst an uns denken, an Harry und mich.«

»Ach, lange genug war ich vorsichtig und geduldig. Aber es wird jeden Tag schlimmer. Er nutzt jede Gelegenheit, um mich zu quälen und zu beleidigen. Gestern erst war ich dabei, Steine auf einen Wagen zu laden. Da stellte sich sein Sohn neben den Gaul und knallte so laut mit der Peitsche, dass das Tier scheute. Ich bat ihn aufzuhören, doch da knallte er erst recht weiter. Ich bat ihn noch mal so höflich wie möglich − da schlug er mit seiner Peitsche auf mich ein! Als ich ihm die Hand festhielt, schrie er nach seinem Vater und log ihm vor, ich hätte ihm was getan. Der brüllte wütend, er werde mir schon zeigen, wer der Herr sei. Er fesselte mich an einen Baum, besorgte seinem Sohn lange Ruten und sagte zu ihm, er solle so lange auf mich einschlagen, bis er müde sei. Genau das hat er dann auch getan. Ich möchte wissen, wer ihm das Recht dazu gibt? Aber ich werde es ihm schon heimzahlen, ganz sicher, irgendwann …«

»Aber George, bitte sag so etwas nicht!«

»Nein, ich ertrage das nicht länger!«, erwiderte er entschlossen und ballte die Faust. So zornig hatte ihn Elisa noch nie erlebt. Sie zitterte und schwieg.

»Der Master wird schon sehen, dass mich das Auspeitschen nicht zahm macht. Meine Zeit wird kommen!«

»Was hast du vor? Bitte, George, tue nichts, was unrecht ist. So vertraue doch Gott, er wird dich erlösen.«

»Ich bin kein Christ wie du, Elisa. Mein Herz ist voller Hass. Ich kann Gott nicht vertrauen. Warum lässt er all das überhaupt zu?«

»Ach George, wir müssen glauben und unsere Hoffnung in ihn setzen! Meine Herrin sagt, wenn alles mit uns schlechtgeht, so müssen wir glauben, dass Gott es zum Allerbesten lenkt.«

»Das sagt sich leicht, wenn man auf dem Sofa sitzt und in einer Kutsche fährt. Aber mit meinem Leben kann man das nicht vergleichen. Meine Grenzen sind erreicht. Außerdem ist das längst noch nicht alles. Wenn du alles wüsstest, würdest du deinen Glauben an die Weißen schnell aufgeben.«

»Was willst du damit sagen?«

»Nun, mein Master hat auch gemeint, du und die Shelbys wären schuld daran, dass ich hochnäsig geworden sei. ›Ich werde dir nicht mehr erlauben, zu den Shelbys zu gehen‹, hat er gesagt, ›nimm dir eine andere Frau, eine von meinem Hof, und bleib da!‹ Sonst würde er mich in den Süden verkaufen, hat er gedroht!«

»Aber du bist mir doch durch den Pfarrer angetraut!« Elisa konnte es nicht fassen.

»Weißt du denn nicht, dass Sklaven nicht heiraten können? Dazu gibt es hierzulande kein Gesetz. Es steht meinem Herrn völlig frei, uns voneinander zu trennen. Deshalb wünsche ich, ich wäre nie geboren. Für uns und für dieses arme Kind wäre es besser, nicht geboren zu sein. Ihm steht all das auch noch bevor!«

»Aber mein Master ist doch so gut!«

»Darauf kannst du nicht vertrauen! Glaub mir, alle guten Eigenschaften, die unser Harry besitzt, machen ihn nur wertvoller. Und das wird ihm bald noch zum Verhängnis …«

Georges Worte trafen Elisa wie ein Schlag. Wie von ferne hörte sie ihn weitersprechen:

»Du musst jetzt standhaft sein, Elisa − ich gehe fort.«

»Fort? Wohin willst du, George?«

»Ich gehe nach Kanada, und wenn ich dort bin, dann kaufe ich dich und den Jungen los. Das ist unsere einzige Hoffnung.«

»Ach George, bitte vertrau Gott und tu nichts Schlechtes.«

»Leb wohl«, sagte George und ergriff Elisas Hände. Stumm standen sie da.

Ein paar letzte Worte, Schluchzen und bitteres Weinen – so einen Abschied nehmen diejenigen, deren Hoffnung, sich wiederzusehen, an einem bloßen Faden hängt.

4  Ein Abend in Onkel Toms Hütte

Die Blockhütte, in der Onkel Tom mit seiner Familie lebte, lag dicht bei Mr Shelbys Haus. Davor war ein kleines Gärtchen, in dem den ganzen Sommer Beeren und Früchte wuchsen.

Chloe, Toms Frau, war dabei, für ihren Mann das Abendessen zuzubereiten. Jeder in der Gegend wusste es: Chloe war die beste Köchin weit und breit. Jedes Huhn, jeder Truthahn, jede Ente im Hof respektierte das. Chloes Kuchen waren ein unerreichtes Geheimnis. Sie selbst lachte, dass ihr dicker Leib erbebte, wenn sie von den missglückten Versuchen anderer berichtete, es ihr gleichzutun. Und am meisten freute sie sich, wenn auf der Veranda Reisekoffer standen, denn das bedeutete neue Gäste, also neue Beweise ihrer Kochkünste.

Die Hütte war bescheiden, aber liebevoll eingerichtet. Chloes ganzer Stolz war ein großes Stück Teppich, das sie für sehr vornehm hielt. Die Kinder wurden von dieser Ecke des Hauses stets ferngehalten, damit dem guten Stück beim Toben kein Unglück geschähe. Dieser besonders gepflegte Teil des Hauses war der Salon, wo auch die Gäste empfangen wurden. Es gab auch einen Kamin, über dem bunte Bilder aus der Heiligen Schrift hingen, dazu ein Portrait des Generals Washington.

Die Kinder spielten gerade auf der Bretterbank in einer Ecke, wo sie den Kleinsten bei seinen ersten Gehversuchen beaufsichtigten. Unter dem Fenster dieses Raumes stand ein Tisch, der bereits für die anstehende Mahlzeit hübsch gedeckt war. Genau an diesem Tisch saß Onkel Tom, Mr Shelbys bester Mann. Er war groß und kräftig gebaut und von einem tiefen, glänzenden Schwarz. In seinem Gesicht mischten sich Ernst und tüchtige Verständigkeit mit Freundlichkeit und Wohlwollen. In diesem Augenblick war er eifrig damit beschäftigt, Buchstaben auf eine Schiefertafel zu schreiben. Robert, Mr Shelbys Sohn, saß daneben und beobachtete Toms Versuche kritisch.

»Aber nein, Onkel Tom, nicht so«, rief er, als sein Schüler die Schleife eines G sorgfältig zur Seite hochführte, »sonst wird es ja ein Q. Schau, so musst du es machen.« Onkel Tom sah mit Bewunderung zu, wie sein junger Lehrer die Tafel mit G und Q vollschrieb. Dann nahm er den Stift wieder zwischen seine schwerfälligen Finger und begann geduldig von Neuem. Chloe war inzwischen auch dazugekommen.

»Weißt du, Tante Chloe, eigentlich hätte ich ja zum Abendessen nach Hause gehen sollen, aber ich weiß etwas Besseres.«

»Das glaub ich gern, mein lieber Robert«, antwortete Chloe und häufte dampfende Kartoffeln auf seinen Teller. »Und nun essen Sie, solange es Ihnen schmeckt. So etwas kriegen Sie sonst nirgendwo.«

»Fred Lincoln sagt, seine Jenny würde besser kochen als du«, erzählte Robert mit vollem Mund.

»Ach was«, meinte Chloe dazu, »wer sind schon die Lincolns? Ich meine im Vergleich mit unsern Leuten. Die Lincolns verstehen nichts von vornehmen Dingen. Und Jenny – Brot und Maiskuchen backen, das kann sie, Kartoffeln auch, aber die feineren Sachen …«

»Ja«, bekräftigte George, »das hab ich Mr Lincoln auch gesagt. Ich meinte zu ihm: ›Du musst unbedingt den Kuchen von Tante Chloe probieren! Dann willst du keinen anderen mehr essen.‹«

»Da fällt mir ein, Sie könnten ihn nächster Tage einmal hierher zum Essen einladen, Master Robert«, schlug Chloe ihrem jungen Herrn vor.

»Oh ja, das mach ich. Mr Lincoln wird Augen machen«, freute sich Robert. »Er soll so viel essen, dass er zwei Wochen lang keinen Bissen mehr hinunterbekommt, nicht wahr?«

»Ja, ja, gewiss«, sagte Tante Chloe voll Freude, »dann gibt es hier endlich mal wieder ein richtiges Diner, mit Pastete, Pudding und allem, was dazugehört.«

Chloe liebte die Arbeit in der Küche. Aber noch mehr liebte sie es, anderen Leuten mit ihrem Essen eine Freude zu bereiten. Wenn sie hörte, wie ihr junger Herr von ihren Kochkünsten schwärmte, wurde ihr immer ganz warm ums Herz.

Nun wurde ein großer Berg warmer, knuspriger Waffeln aufgetischt.

»Hier, Mose, Pete«, rief Robert den Kleinen zu, »ihr wollt auch was haben, nicht? Kommt rüber!« Robert und Tom rückten auf einen gemütlichen Platz in die Kaminecke, während Tante Chloe das Kleinste auf den Schoß nahm und anfing, abwechselnd den Mund der Kinder und ihren eigenen zu füllen. Mose und Pete zogen es jedoch vor, ihre Portionen unter dem Tisch herumtollend zu verzehren.

»Still da unten!«, mahnte die Mutter und stieß dann und wann ziemlich aufs Geratewohl mit dem Fuße unter den Tisch, wenn der Lärm gar zu arg wurde. »Könnt ihr euch nicht anständig benehmen, wenn euch weiße Herrschaften besuchen? Ruhe da unten!«

»Ach, sie sind noch so voller Lachen, dass sie gar nicht anders können«, sagte Onkel Tom. Er konnte seinen Kindern einfach nicht böse sein.

Nun kamen die Jungen mit Sirup eingekleistert unter dem Tisch hervor und fingen mit ihren klebrigen Händen an, das Kleine liebevoll zu tätscheln. Weiter vor sich hin schimpfend ergriff Chloe nun ein feuchtes Tuch und wischte den in Gesichtern und Händen verteilten Sirup weg.

»Ist es nicht ein munteres Kerlchen?«, sagte Tom und hielt das Kleinste auf Armlänge vor sich hin, um es ausgiebig anzuschauen. Dann stand er auf, setzte es auf seine breite Schulter und fing an, mit ihm herumzuspringen und zu tanzen, während Master Robert mit dem Taschentuch nach ihm schlug und Mose und Pete herumbrüllten wie Bären. Tante Chloe blieb vor lauter Schimpfen bald die Stimme weg.

»Seid ihr nun endlich fertig?«, beendete Tante Chloe das Getöse, »jetzt ab ins Bett mit euch. Gleich ist wieder Versammlung.«

»Ach bitte, lass uns doch aufbleiben, Mammy, Versammlung ist so schön.«

Als Robert und Tom zustimmend nickten, meinte Chloe: »Nun ja, vielleicht ist es auch für euch ganz gut, wenn ihr dabei seid.«

Die Versammlungen fanden jede Woche in Onkel Toms Hütte statt. Tom galt nämlich in der Gegend als Vertrauensmann der Schwarzen in Fragen der Religion. Mit seinen innigen Gebeten sprach er den Zuhörern immer aus der Seele. Alle bewunderten ihn für seine Kenntnis der Heiligen Schrift und seinen vorbildlichen Glauben.

Nun wurden Vorbereitungen für die Versammlung getroffen. Wie jedes Mal gab es viel zu wenig Stühle. Also besorgte Tom aus dem Garten noch Fässer, damit auch jeder sitzen konnte. Eigentlich war es für den jungen Master bald Zeit, nach Hause zu gehen, doch er hatte keine Wahl.

»Master Robert liest immer so schön!«, lobte Tante Chloe. »Junger Master, Sie bleiben doch wieder, oder?«

Robert fühlte sich geschmeichelt und sagte natürlich Ja. Denn immer, wenn er der Gemeinschaft aus der Bibel vorlas, hörten ihm alle ganz gebannt zu.

Auch an diesem Abend kamen aus der Umgebung viele Menschen zu einer vergnügten Runde mit lebhaften Gesprächen zusammen. Wie immer wurde zum Abschluss lebhaft gesungen und gelacht.

∗∗∗

Die Menschen in Onkel Toms Hütte ahnten nicht, dass zur gleichen Zeit im Herrenhaus Mr Shelby und der Händler Mr Haley zusammensaßen, um ein unheilvolles Geschäft abzuschließen.

»Abgemacht«, sagte Mr Shelby in nachdenklichem Ton.

»Begeistert wirken Sie ja nicht gerade«, bemerkte der Händler.

»Haley, Sie werden hoffentlich nicht vergessen, dass Sie mir bei Ihrer Ehre versprochen haben, Tom nicht zu verkaufen, ohne zu wissen, was er für einen Herrn bekommt.«

»Ich will mein Bestes tun, um Tom einen guten Herrn zu verschaffen«, versicherte der Händler, »grausame Behandlung hat er von mir auf jeden Fall nicht zu befürchten.«

Mr Shelby war von den Aussagen des Händlers nicht überzeugt, doch ihm blieb ohnehin nichts anderes übrig, als das Geschäft zu Ende zu bringen.

»Also dann«, Haley wurde ungeduldig, »nun brauche ich noch Ihre Unterschrift.«

Mr Shelby nahm den Kaufvertrag und unterschrieb ihn.

5  Flucht in der Nacht

Mr Shelby saß in einem großen Lehnstuhl und las die Nachmittagspost, während seine Frau vor dem Spiegel stand und ihr Haar bürstete.

»Arthur«, wandte sie sich an ihren Mann, »wer ist eigentlich dieser ungehobelte Mensch, der heute bei uns war?«

»Er heißt Haley. Ich hatte geschäftlich mit ihm zu tun, als ich das letzte Mal in Natchez war«, erwiderte Mr Shelby und wandte sich verlegen wieder seinen Briefen zu.

»Aber das gibt ihm nicht das Recht, einfach herzukommen und sich zu benehmen, als sei er hier zu Hause.« Da Mrs Shelby die Verlegenheit im Benehmen ihres Gatten nicht entging, fragte sie schließlich: »Ist er ein Sklavenhändler?«

»Wie kommst du darauf, liebe Frau?« Mr Shelby tat unwissend.

»Elisa kam nach dem Essen ganz aufgeregt zu mir und erzählte, du würdest mit einem Handelsmann sprechen, der auf ihren Kleinen geboten hat. Darauf habe ich ihr gesagt, dass dies unmöglich sein könne. Mit solchen Leuten würdest du doch nie Geschäfte machen.«

»Nun …« Mr Shelby wusste nicht, was er sagen sollte. Er würde es seiner Frau ja doch nicht vorenthalten können. »Ich will ehrlich zu dir sein, Emily. Ich muss einige meiner Leute verkaufen.«

»Unmöglich!« Mrs Shelby war ganz aufgebracht. »An diesen Kerl! Das kann doch nicht dein Ernst sein!«

»Leider doch! Ich musste mich bereit erklären, Tom und Harry zu verkaufen.«

»Was? Tom – und Harry! Aber warum? Tom war von Kind auf dein treuer Diener! O Shelby! Dabei hast du ihm vor Kurzem erst seine Freilassung versprochen. Und dann auch noch Harry, das einzige Kind der armen Elisa!«

»Der Kerl hat ein hohes Angebot für Elisa gemacht, wenn du das besser findest«, erwiderte Mr Shelby zögernd.

»Der Lump!«, rief Mrs Shelby voller Wut.

»Es tut mir leid, Emily, es gibt keinen anderen Ausweg. Entweder wir verkaufen die beiden oder ich muss meinen ganzen Besitz aufgeben. Ich habe alles zusammengekratzt und geborgt, aber es reicht nicht. Ich muss Tom und Harry dazugeben. Wenn ich mich weigere, sind wir alle ruiniert.«

Mrs Shelby war wie vom Schlag getroffen. Endlich drehte sie sich um.

»Ich habe nicht besonders viele Juwelen«, begann sie nachdenklich, »aber ich könnte doch diese Uhr verkaufen! Sie hat damals viel Geld gekostet. Ach, wenn ich nur Elisas Kind retten könnte − ich würde gern alles, was ich besitze, dafür opfern!«

»Emily, so viele Sachen besitzt du nicht, um unsere Schulden damit bezahlen zu können!«

»Aber dir ist klar, Arthur, dass wir Tom und Harry ins Verderben schicken?«

»Es tut mir leid«, sagte Shelby. »Aber es nützt alles nichts. Der Vertrag ist bereits unterzeichnet. Schon morgen will Haley die beiden abholen. In aller Frühe werde ich mein Pferd nehmen und mich aus dem Staub machen. Ich wage es nicht, Tom zu begegnen. Und du solltest besser auch wegfahren und Elisa mitnehmen. Lass die Sache geschehen, während sie nicht bei ihrem Kind ist.«

»Niemals«, erwiderte Mrs Shelby, »so einen furchtbaren Plan werde ich auf gar keinen Fall unterstützen! Ich werde den armen Tom aufsuchen. Was Elisa betrifft, so wage ich nicht daran zu denken, wie es ihr ergehen wird!«

Mr und Mrs Shelby konnten nicht ahnen, dass Elisa vor der Tür stand und ihr Gespräch mit anhörte. Kein Wort der Unterhaltung war ihr entgangen. Zitternd und bleich vor Entsetzen schlich sie sich zurück in ihr Zimmer. Dort lag auf dem Bett ihr kleiner Sohn, der friedlich schlummerte. Hastig griff Elisa zu Papier und Bleistift und schrieb: »Liebste Missis! Halten Sie mich nicht für undankbar, denken Sie nicht schlecht von mir. Ich habe alles gehört, was Sie und der Herr heute Abend gesprochen haben. Ich will versuchen, mein Kind zu retten. Bitte, verzeihen Sie mir. Gott segne Sie und vergelte Ihnen all Ihre Güte!«

Dann packte sie in fieberhafter Eile ein paar Kleidungsstücke zusammen. Sie wickelte das Kleiderbündel mit einem Tuch fest um ihren Körper und weckte Harry. Sie nahm ihn auf den Arm und flüsterte ihm zu, ganz ruhig zu sein. Dann öffnete sie leise die Tür und schlich hinaus. Die Nacht war sternenklar.

∗∗∗

Die Versammlung hatte dieses Mal bis spät in die Nacht gedauert. Als Elisa das Anwesen verließ, brannte in Onkel Toms Hütte noch Licht. Vorsichtig klopfte sie dort an die Tür. Chloe öffnete ihr und erschrak: »Gott steh uns bei. Wie siehst du denn aus, Lizzy? Bist du krank, oder ist dir was zugestoßen?«

»Ich laufe fort, Onkel Tom und Tante Chloe. Ich muss meinen Jungen wegschaffen. Der Herr hat ihn verkauft!«

»Ihn verkauft!«, wiederholten beide und erhoben vor Schrecken die Hände.

»Ich habe den Herrn und die Herrin belauscht«, klärte Elisa sie auf. »Der Herr hat der Frau erzählt, dass er meinen Harry und dich, Onkel Tom, einem Sklavenhändler verkauft habe. Morgen will er kommen und sie holen.«

»Der Herr erbarme sich unser!«, sprach Tante Chloe, die kaum fassen konnte, was Elisa da sagte. Die junge Frau schilderte den beiden alles so knapp wie möglich.

»Nun, Tom«, sagte Tante Chloe, »warum gehst du nicht auch? Das wäre besser für dich.«

Doch für Tom kam eine Flucht nicht infrage: »Nein, ich kann nicht. Elisa muss fort, um ihren Jungen zu schützen. Aber du hast es eben selbst gehört. Wenn ich auch verschwinde, so werden alle Leute auf dem Gut zugrunde gehen. Ich bleibe. Der Herr vertraut mir. Ich will ihn nicht enttäuschen.«

Zuletzt erzählte Elisa von den Plänen ihres Mannes George. »Bitte sagt ihm, wie und warum ich entflohen bin. Und sagt ihm, dass ich versuchen werde, ihn in Kanada zu finden. Wenn nicht dort, so werden wir uns im Himmel wiedersehen …«

Nach ein paar letzten Worten und Tränen verschwand Elisa mit ihrem Sohn in den Armen in der Dunkelheit der Nacht.

6  Sabotage

Nach dem langen Gespräch am vorigen Abend konnten Mr und Mrs Shelby so nicht einschlafen und blieben am nächsten Morgen daher etwas länger als sonst im Bett.

»Wo Elisa nur bleibt?«, fragte sich Mrs Shelby, nachdem sie mehrmals vergeblich geläutet hatte. Ein Sklavenjunge betrat das Zimmer mit Mr Shelbys Rasierwasser.

»Andy«, befahl ihm seine Herrin, »geh zu Elisa, und sag ihr, dass sie zu mir kommen soll!« Der Junge ging Elisa suchen, kam aber sofort wieder. »Oh, Missis«, rief er, »ich glaube, Elisa ist fort!«

»Gelobt sei der Herr!«, seufzte Mrs Shelby. »Hoffentlich ist sie fort.«

»Wie kannst du das nur sagen? Wie stehe ich vor Haley da, wenn sie wirklich weg ist? Er weiß genau, dass ich den kleinen Harry nicht gern verkaufe. Jetzt denkt er sich, ich stecke in dieser Sache mit drin.« Mr Shelby war zutiefst beunruhigt.

Das ganze Haus war in heller Aufregung und eine sinnlose Suche begann. Als Haley schließlich erschien, wurde er von allen Seiten mit der bösen Neuigkeit überfallen.

»Ich muss schon sagen, Shelby«, schimpfte Haley, als er das Haus betrat, »eine sonderbare Sache. Die Frau weg und der Junge mit ihr. Ich hatte bei dem Geschäft einen ehrlichen Handel erwartet.«

Mr Shelby wandte sich zornig an den Händler. »Sir, es steht Ihnen nicht zu, meine Ehre infrage zu stellen. Wenn Sie mir etwas mitteilen möchten, so halten Sie sich bitte an die guten Manieren eines Gentleman. – Andy, nimm Mr Haley den Hut und die Reitpeitsche ab. Nehmen Sie Platz, Sir. Zu meinem Bedauern hat Elisa entweder unser Gespräch belauscht oder anderweitig von der Sache erfahren und sich in der Nacht mit ihrem Kind davongemacht. Selbstverständlich werde ich die Suche nach ihr veranlassen.« Nun wandte sich Mr Shelby wieder an seinen Diener: »Andy, rufe Sam, und sage ihm, er soll mir die Hengste Bill und Jerry bringen.«

∗∗∗

Als auch das Tom bevorstehende Schicksal bekannt wurde, herrschte auf dem ganzen Anwesen allgemeine Aufregung. Elisas Flucht, ein bislang beispielloses Ereignis auf der Farm, hatte sich bereits herumgesprochen. Davon blieb Sam, der gerade auf dem Hof stand und die Pferde striegelte, jedoch gänzlich unbeeindruckt. Man nannte ihn auch den schwarzen Sam, weil er ungefähr drei Schattierungen schwärzer war als die anderen Schwarzen auf dem Gut. Er neigte in der Regel dazu, über jede Sache gründlich nachzudenken, und war meist auf sein persönliches Wohlbefinden bedacht. Dies verlangte Andy einige Überredungskunst ab.

»Hallo Sam – o Sam! Der Master sagt, du sollst Bill und Jerry holen«, rief Andy aufgeregt.