Cover

Über dieses Buch:

Zwei Jahre sind vergangen, seit Monika aus dem kleinen Angersdorf nach München gezogen ist, um Medizin zu studieren. Ihre große Liebe Peter hat sie zu Hause zurückgelassen. Jetzt kehrt sie mit ihrem reichen Freund Wolfgang zurück. Die beiden wollen einen Kurzurlaub in den Bergen machen. Doch Wolfgang hat an allem etwas auszusetzen. Als Monika dann Peter wiedertrifft, der ebenso wie sein Vater als Bergführer arbeitet, fahren ihre Gefühle Achterbahn …

Die Heimatglück-Romane bei dotbooks: Schicksalhafte und romantische Geschichten vor traumhafter Bergkulisse!

Über die Autorin:

Christa Moosleitner, geboren 1957, schreibt seit 20 Jahren Romane in den unterschiedlichsten Genres. Sie lebt und arbeitet in Hessen. Bei dotbooks erscheinen ihre folgenden Heimatglück-Romane: „In der Stunde der Gefahr“ / „Ein Sommer in den Bergen“ / „Dunkle Wolken über dem Richterhof“ / „Rückkehr nach Liebenau“. Weitere Heimatglück-Romane folgen.

***

Neuausgabe März 2014

Dieses Buch erschien bereits 1985 unter dem Titel Der Bergführer und die schöne Monika bei Martin Kelter Verlag (GmbH & Co.), Hamburg

Copyright © der Originalausgabe 1985 Martin Kelter Verlag (GmbH & Co.), Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: init | Kommunikationsdesign, Bad Oeynhausen, unter Verwendung eines Motiv von thinkstockphotos, München

ISBN 978-3-95520-557-7

***

Wenn Ihnen dieses Buch gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weiteren Lesestoff aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort Heimatglück-Roman an: lesetipp@dotbooks.de

Gerne informieren wir Sie über unsere aktuellen Neuerscheinungen und attraktive Preisaktionen – melden Sie sich einfach für unseren Newsletter an: http://www.dotbooks.de/newsletter.html

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

www.twitter.com/dotbooks_verlag

www.gplus.to/dotbooks

Christa Moosleitner

Ein Sommer in den Bergen

Ein Heimatglück-Roman

dotbooks.

Kapitel 1

Der dicke Mann schnaufte wie ein Walroß, als er seine Fettmassen in Bewegung setzte. Die Bergtour hatte ihn ganz gewaltig angestrengt, und jetzt schwitzte er aus allen Poren, als es wieder hinunter ins Tal ging. Seiner Frau, die ebenfalls einen beträchtlichen Leibesumfang besaß, erging es auch nicht besser. Sie keuchte ebenfalls wie eine Dampfmaschine und schimpfte mit ihrem Mann, wie er überhaupt auf die Wahnsinnsidee gekommen sei, so einen anstrengenden Marsch zu unternehmen.

Der Hofer Peter mußte unwillkürlich grinsen, als er die beiden sich streiten hörte. Das war wieder mal typisch für diese Städter. Zuerst machten sie das Maul weit auf und hielten sich für neunmalklug. Und wenn es hinterher darum ging, zu zeigen, was in ihnen steckte, dann machten sie schlapp.

»Bitte, warten Sie doch, Herr Hofer!« hörte der Peter die keuchende Stimme des dicken Mannes. »Meine Frau benötigt dringend etwas Ruhe und ...«

Er brach ab, weil er wieder Luft holen mußte.

Der Peter hielt inne und drehte sich um. Seine Augen hefteten sich auf die beiden Städter, die ihn angeheuert hatten für diese Bergtour.

»Sie werden doch net schon müde sein, Herr Bergen?« sagte er dann und bemühte sich, den Spott in seiner Stimme nicht zu sehr herauszuheben. »Dabei war's doch nur ein kleiner Spaziergang. Ist doch gesund und hält einen fit.«

Die Frau des Dicken gab etwas von sich, was der Peter nicht ganz verstand, aber auf jeden Fall schien sie ganz und gar nicht mit seinen Ansichten einverstanden zu sein.

»Frau Berger, wir sind doch gleich unten im Tal«, versuchte sie der Peter zu beschwichtigen. »Sie müssen sich doch net so aufregen. Seiens doch froh, daß Sie mal die Berge hautnah gesehen haben.«

Und mehr sagte er nicht mehr. Im Grunde genommen hatte er eigentlich ahnen können, daß die beiden Bergers nicht für eine Bergtour geeignet waren. Aber wahrscheinlich hatten sie in der Stadt bei ihren Bekannten prahlen wollen und hatten deshalb den Peter angeheuert. Und der Peter war ein guter Bergführer. In ganz Angersdorf hatte er einen guten Namen, wie schon sein Vater vor ihm, der ebenfalls Bergführer gewesen war. Und der Peter war in seine Fußstapfen getreten, als der Vater von einem Bergausflug nicht mehr wiedergekommen war. Eine Lawine hatte sein Schicksal besiegelt.

In Gedanken versunken, machte er sich auf den Rückweg ins Dorf. Das Gejammere der beiden Städter nahm er schon gar nicht mehr wahr. Die waren ja so unvernünftig und besaßen noch nicht einmal richtige Schuhe zum Wandern! Wer so was nicht begreifen konnte, mit dem konnte er sowieso nichts anfangen.

Der Gasthof vom Huberer Gustl tauchte auf. Das war auch das Endziel des Marsches. Die beiden Bergers hatten sich dort ein Zimmer genommen, um hier in Angersdorf eine Woche Urlaub zu machen. Überhaupt war Angersdorf in den letzten Jahren ein bedeutender Urlaubsort geworden. Seit man vor zwei Jahren drüben auf der Moosalm einen Skilift gebaut hatte, herrschte mitunter im Winter hier ein ganz schöner Betrieb.

Als Peter die Tür zum Gasthof öffnete, wäre der dicke Mann vor Erschöpfung fast in Ohnmacht gefallen. Nur seiner Frau hatte er es zu verdanken, daß dem nicht so war, weil sie ihn im letzten Augenblick noch stützen konnte.

Der Hofer Peter blickte den beiden Städtern kopfschüttelnd nach, wie sie die Treppe nach oben in ihr Zimmer gingen. Die sahen ganz so aus, als wenn ihnen für heute jeder Unternehmungsgeist verloren gegangen war. Er mußte über die beiden immer noch lächeln, als er die Tür zum Gastraum betrat.

Der Huberer Gustl stand höchstpersönlich hinter der Theke und spülte Gläser, als der Peter eintrat. Sofort unterbrach der Wirt seine Arbeit und blickte den jungen Bergführer stirnrunzelnd an.

»Bist ja schon wieder zurück, Peter«, stellte er staunend fest. »War wohl ein kurzer Ausflug, oder?«

Der Peter nickte. »Hättest die beiden Dicken sehen sollen, Gustl. Wirklich zum Schießen, kannst mir's glauben. Die haben doch wahrhaftig gleich schlappgemacht. Viel weiter als bis zur halben Moosalm hinauf sind wir gar net gekommen.«

Jetzt mußte der Huberer auch lachen. »Hat sich ja kaum gelohnt, aufzubrechen, Peter«, fügte er dann hinzu. »Hauptsache, hast dein Geld bekommen. Komm und setz dich doch hin. Willst eine Maß?«

»Wär net schlecht«, erwiderte der Peter, nahm seinen Hut ab und zog die dicke Jacke aus. Oben auf den Almen herrschte zu dieser Jahreszeit ein recht kalter Wind. Da mußte man sich schon dick anziehen, um sich nicht zu erkälten. Die Bergers in ihren leichten Sommerkleidern würden sich außer Blasen an den Füßen auch noch einen gehörigen Schnupfen einhandeln, so wie's aussah.

Der Gustl zapfte einen ordentlichen Krug ab und stellte ihn dann dem Peter auf den Tisch. Er selbst goß sich einen Enzian ein und stieß dann mit dem Peter an.

»Wohl bekomms«, sagte er.

Der Peter nahm einen kräftigen Zug. Seine Kehle war wie ausgetrocknet, und er genoß den Gerstensaft, der ihn deutlich erfrischte. Als er den Krug wieder absetzte und sich den Schaum von den Lippen wischte, bemerkte er, wie ihm der Huberer verstohlen ansah.

»Hast was, Gustl?« erkundigte sich Peter, weil er nicht wußte, was los war. »Oder weshalb tust mich so anstarren wie ein Pfingstochse?«

Der Wirt ließ sich viel Zeit mit einer Antwort. Offensichtlich wußte er nicht recht, wie er sich dem Peter gegenüber verhalten sollte. Also stotterte er zunächst ein wenig, bevor er mit der Neuigkeit herausrückte.

»Es ist nur ...«, sagte er zögernd. »Ich weiß net, ob es dir recht ist, wenn ich darüber sprechen tu und ...«

»Nun zier dich doch net, Gustl«, schnitt ihm der Peter das Wort ab. »Sag's schon. Wirst ja dann sehen, was ich dazu zu sagen hab'.«

»Die Seemüller Monika«, stieß der Huberer dann aufgeregt hervor. »Peter, sie kommt zurück nach Angersdorf. Ihren Eltern hat sie geschrieben, daß sie kommen will. In zwei Tagen schon, verstehst mich?«

Der Peter blickte den Wirt fast ungläubig an. Was er da zu hören bekam, damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Ausgerechnet die Seemüller Monika! Eine wehmütige Erinnerung ergriff ihn, als er sich an das fesche Madl erinnerte. Er war mit ihr zusammengewesen, bis sie vor gut drei Jahren das Dorf verlassen hatte, um in der Stadt zu studieren. Heiraten hatte der Peter sie wollen, und dann hatte sie ihn wegen diesem verflixten Studium verlassen!

Er erinnerte sich noch gut an den Tag, wo er sie zum letztenmal gesehen hatte ...

Kapitel 2

Die Seemüller Monika hatte Augen, die so klar waren wie der Grottensee drüben im Nachbartal. Und jetzt waren diese Augen mit einem traurigen Schimmer überzogen, als sie den Peter ansah.

»Verstehst mich denn wirklich net, Peter?« fragte sie noch einmal, während unten im Dorf die Abendglocken zu läuten begannen. »Ich kann net hierbleiben. Wenn ich wirklich Ärztin werden will, dann muß ich in die Stadt. Denn nur da kann ich studieren. Das hat nix mit dir zu tun, aber das mußt du eben verstehen.«

Der Peter ließ den Kopf hängen. Die beiden hatten sich noch einmal hier oben auf der Moosalm getroffen, um Abschied voneinander zu nehmen. Seit Monikas Entschluß feststand, in die Stadt zu gehen, war der Peter sehr verbittert geworden.

»Warum gehst denn net einfach mit, Peter?« fragte die Monika jetzt weiter. »So könnten wir wenigstens zusammenbleiben und ...«

Sie brach ab, als der Peter stumm den Kopf schüttelte. »Die Berge sind meine Heimat, Monika«, sagte er dann nach einer kurzen Pause. »In der Stadt würde ich eingehen wie eine Primel. Ich kann mein Dorf net verlassen, und nicht den Hof, wo ich geboren bin. Ich gehör in die Welt der Berge, Monika. Und eigentlich war ich mir sicher, daß du genauso denken tust. Aber da hab' ich mich wohl täuschen lassen. »Ich geb' dich frei, Monika. Du kannst tun und lassen, was du willst. Ab jetzt und sofort.«

Er wollte aufstehen und seinen Hut nehmen, als ihn Monikas Stimme innehalten ließ. Sie klang verzweifelt.

»Peter, du tust mir unrecht! rief sie ihm hinterher. »Weißt doch genau, daß ich net anders handeln kann. Ich hab' gedacht, daß du es verstehen würdest. Aber da hab' ich mich wohl täuschen lassen ...«

Der Peter sagte gar nichts mehr. Ihm war die Kehle wie zugeschnürt, als er den Blick der Monika bemerkte. Warum in Dreiteufelsnamen hatte sie sich denn unbedingt in den Kopf setzen müssen, ein Studium anzufangen? Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte sie überhaupt nichts zu arbeiten brauchen. Mit seinem Lohn als Bergführer verdiente er ganz gut, und für zwei hätte es allemal gereicht.

So sah er wortlos zu, wie die Monika mit gesenktem Kopf an ihm vorbeiging, hinunter ins Tal. Die Glocken hatten aufgehört zu läuten. Und unten wartete ihr Vater schon mit dem Wagen auf sie. Noch heute würde sie das Dorf verlassen ...

Kapitel 3

Die Vergangenheit war wieder lebendig geworden. Der Huberer erkannte den bitteren Zug, der sich in Peters Miene eingegraben hatte. Er konnte sich gut vorstellen, wie es jetzt in dem Bergführer aussah. Schließlich hatte doch das ganze Dorf mit einer Hochzeit gerechnet. Aber die Monika hatte sich für ihr Studium entschieden, etwas, was respektiert werden mußte.

»Siehst nicht gerade danach aus, als wenn du dich darüber freuen tätest, Peter«, sagte der Wirt. »Hast du's denn immer noch net überwunden?«

Der Peter zuckte mit den Achseln. »Ich weiß net, Gustl«, sagte er dann. »Ich hatt' mich schon damit zurechtgefunden. Aber ich weiß net, was sein wird, wenn ich die Monika wiedersehe. Ich werd' abwarten müssen, was geschieht.«

»Recht hast du, Peter«, pflichtete ihm der Gustl bei. »Komm, ich geb dir noch eine Maß aus. Das bringt dich bestimmt auf andere Gedanken. Hast heute noch eine Bergtour?«

Der Peter schüttelte den Kopf. »In den Bergen zieht es auf, Gustl. Heute nacht wird es noch schneien. Da muß ich erst einmal abwarten, und dann geht's morgen vielleicht wieder aufwärts. Haben sonst noch Gäste von dir gefragt?«

»Da ist ein Postbeamter aus dem Schwäbischen«, erwiderte der Gastwirt. »Kurt Hoffmann heißt er. Kommt aus Schwetzingen, und er will unbedingt bei Schnee nach oben gehen, hat er gesagt. Solltest dich am besten mal mit ihm unterhalten, was meinst?«

»Wär keine schlechte Idee«, sagte der Peter und trank einen Schluck von dem Gerstensaft. »Wo ist er denn jetzt?«

»Im Dorf, nehme ich an. Kommst am besten gegen Abend noch einmal vorbei, dann kannst ja selber mit ihm reden, einverstanden?«

Der Peter nickte, trank seine Maß Bier aus und verabschiedete sich dann von dem Huberer Gustl. Irgendwie hatte er Mühe, an etwas anderes als die bevorstehende Rückkehr der Seemüller Monika zu denken. Hoffentlich ging das nur gut!

Kapitel 4

Der Mann hinter dem Steuer des schnittigen Mercedes-Sportcoupé hatte Mühe, auf der schneebedeckten Fahrpiste vorwärtszukommen. Als sie am frühen Morgen aus München aufgebrochen waren, hatte es bereits leicht zu schneien begonnen, und jetzt, gegen Mittag, hatte sich die weiße Pracht überall breitgemacht. Der Winter hatte seinen Einzug gehalten, und so, wie es aussah, würde in den nächsten Tagen noch mehr Schnee fallen.

»Was schaust denn so griesgrämig drein, Wolfgang?« fragte ihn das Mädchen auf dem Beifahrersitz. »Paßt dir irgendwas net?«

Der Mann namens Wolfgang winkte ab und konzentrierte sich voll auf die schneebedeckte Straße. Er hatte nicht vor, seinen schönen teuren Wagen wegen einer Unachtsamkeit in den Straßengraben zu fahren.

Überhaupt war es wirklich eine Schnapsidee von Monika gewesen, daß sie ausgerechnet jetzt in ihrem Heimatort Angersdorf zu einem Besuch vorbeikommen wollte. Wolfgang konnte seine Freundin einfach nicht begreifen. Er verstand nicht, was sie an so einem kleinen Kaff in der abgeschiedenen Bergwildnis fand. Wahrscheinlich lebten die Leute dort noch hinter dem Mond und würden Bauklötze staunen, wenn er mit seinem schicken Straßenkreuzer angefahren kam. Aber das war Wolfgang Schubert nur recht. Er liebte es ohnehin, mit seinem Geld ein wenig zu protzen.

»Warum sagst du nix?« fragte Monika noch einmal. »Hast wirklich keine schlechte Laune?«

Wolfgang schüttelte stumm den Kopf.

»Es ist nur wegen dem Schnee«, erwiderte er. »Da muß ich schon ganz schön aufpassen, verstehst du?«

Mit dieser Antwort gab sich die Monika zufrieden. Schließlich kannte sie ihren Freund ganz gut und wußte, daß er ab und zu ziemlich launisch war. Das hatte auch sie nicht ändern können. Aber Wolfgang war eben ein anderer Mensch wie sie. Aufgewachsen in der Großstadt, und reiche Eltern hatte er auch noch.

Zuerst war sie ziemlich schüchtern gewesen, als sie ihn kennengelernt hatte. Aber dann hatte sie feststellen können, daß er ihr sogar sehr sympathisch war. Und das beruhte auch noch auf Gegenseitigkeit. Etwas Besseres hätte sie sich gar nicht wünschen können. Für die Monika war es die große Liebe. Der erste Mann, seit sie sich von dem Hofer Peter getrennt hatte. Und Wolfgang und Peter trennten Welten voneinander. Das hatte sie jetzt feststellen können, seit sie in München wohnte und schon allein deswegen mit ganz anderen Leuten zusammengekommen war.

Sie warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Der zweite Wagen befand sich ungefähr hundert Meter hinter ihnen. Freunde von Monika saßen darin. Die waren von der Idee Monikas regelrecht begeistert gewesen, als sie in einer fröhlichen Runde erklärt hatte, daß sie ihr Heimatdorf besuchen wolle. Spontan hatten sie sich angeschlossen, und jetzt waren sie zu fünft: Monika und Wolfgang in dem Mercedes, und Bernd, Jutta und Dieter in dem Golf hinter ihnen.

»Die werden sich wohl riesig freuen, daß du wiederkommst?« fragte Wolfgang, während er den Wagen in eine Kurve steuerte. »Vielleicht geben sie dir sogar einen Extraempfang?«

»Das könnt schon gut möglich sein«, erwiderte die Monika. »Aber ich hoffe, daß du dich dann net darüber lustig machst. Schließlich bin ich in dem Dorf aufgewachsen. Die Leute kennen mich von klein auf und ...«

»... und würden bestimmt entsetzt die Hand vor den Mund schlagen, wenn sie wüßten, daß du ein gerngesehener Gast auf den Cocktailparties in Schwabing bist«, unterbrach sie Wolfgang. »Du hast dich ja auch in den zwei Jahren ganz schön verändert. Aus dem Dorfmadl ist eine junge attraktive Frau geworden, und über deinen Akzent brauchst du dich nicht zu schämen. Ich für meinen Teil finde ihn ganz süß.«

Die Monika lächelte, als sie seine Worte hörte. Wolfgang wußte, was ein Mädchen gern hörte. Darin war er ein Meister, wenn es galt, Komplimente zu machen. Insgeheim hatte sie ihn des öfteren mit dem Hofer Peter verglichen und dabei festgestellt, daß der Peter um Längen zurückblieb. Und das war ja verständlich – der Peter war ja kaum herumgekommen und kannte nicht viel außer seinen Bergen. Der Wolfgang dagegen war ein welterfahrener Mann.

»Ich bin schon gespannt auf deinen Verehrer von früher«, meldete sich Wolfgang wieder zu Wort. »Wie hieß er doch gleich noch? Peter Hofer, nicht wahr? Du hast ihn mir ja als einen richtigen Naturburschen geschildert. Auf den bin ich ganz besonders gespannt.«

»Bitte, sag so was net, Wolfgang«, antwortete Monika. »Der Peter hat keinen schlechten Charakter. Ich möcht net, daß du was Schlechtes über ihn sagst. Auf seine Weise ist er net unrecht, und ich hab' mich ganz gut mit ihm verstanden, bis ...«