cover

Lukas Hartmann

Anna annA

Roman

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Originalausgabe

erschien 1984 im Zytglogge Verlag, Bern

Diese Ausgabe beruht auf der

überarbeiteten Fassung, die 1996 im

Deutschen Taschenbuch Verlag, München, erschien

Umschlagfoto von Norbert Schaefer (Ausschnitt)

Copyright © Norbert Schaefer/Corbis/Dukas

 

 

Für meine Tochter

Anna Katharina

 

 

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © 2014

Diogenes Verlag AG Zürich

www.diogenes.ch

ISBN Buchausgabe 978 3 257 01145 6 (1. Auflage)

ISBN E-Book 978 3 257 60600 3

Die grauen Zahlen im Text entsprechen den Seitenzahlen der im Impressum genannten Buchausgabe.

 

[5] Inhalt

  1. Kapitel: Das grüne Lesebuch  [7]

  2. Kapitel: Copy tritt in Aktion  [21]

  3. Kapitel: Schlimme Geschichten  [31]

  4. Kapitel: Anna verdoppelt sich  [46]

  5. Kapitel: Die Mansarde  [71]

  6. Kapitel: Herrn Wullschlegers Erdbeerstunde  [91]

  7. Kapitel: Die endlose Nacht  [107]

  8. Kapitel: Der Tag im Zoo  [115]

  9. Kapitel: annA fällt in Ohnmacht  [127]

10. Kapitel: Ottilia schöpft Verdacht  [139]

11. Kapitel: Die Polizei im Haus  [152]

12. Kapitel: annA sucht das Weite  [171]

13. Kapitel: Familie Gygax wandert aus  [185]

14. Kapitel: annAs Heimkehr  [201]

15. Kapitel: Was für ein Durcheinander!  [211]

16. Kapitel: Das große Palaver  [228]

17. Kapitel: annA im Glück  [242]

18. Kapitel: Copy hat sich erholt  [252]

19. Kapitel: Ein Fest für Luisa  [265]

20. Kapitel: Ein Happyend, das fast keine Wünsche offenlässt  [275]

[7] 1. Kapitel

Das grüne Lesebuch

Anna war wütend. An diesem Tag hatte ihr Herr Wullschleger wieder eine Strafarbeit aufgebrummt. Und nur weil sie zum dritten Mal ihr Lesebuch zu Hause vergessen hatte. Das Lesebuch hatte nämlich einen grünen Einband, und wenn man’s aufklappte und umgekehrt auf den Boden stellte, verwandelte es sich in einen kleinen Tunnel, durch den die Familie Gygax fahren konnte. Das waren Figürchen, die Anna selber aus Stoff- und Holzresten gebastelt hatte. Mit ihnen spielte sie fast jeden Abend.

Die Eisenbahnreise begann jeweils bei der Kommode, das heißt beim Bahnhof Madagaskar. Sie führte quer über den Teppich, um Stuhl- und Tischbeine herum und endete im Urwald unter dem Fenster, wo Efeuranken und Palmenwedel die Hitze milderten. Herr Gygax begann nach der Teppich-Überquerung immer furchtbar zu schwitzen und seine sechs Kinder mussten ihm mit einem roten Taschentuch den Schweiß von der Stirne wischen. Wenn sie durch den Tunnel fuhren, schrien die [8] Kinder vor Schreck und drückten sich aneinander und Herr Gygax redete beruhigend auf sie ein.

Das Lesebuch war also unentbehrlich, wenn die Familie Gygax verreisen wollte, und da Herr Gygax Prediger und Tierfänger war, geschah dies sehr häufig. Anna gab sich zwar alle Mühe, am Morgen nach einer solchen Reise daran zu denken, dass sie das Lesebuch in die Mappe packen musste; aber manchmal war sie noch so müde, dass sie’s dummerweise vergaß.

Leider hatte Herr Wullschleger seine Prinzipien. Damit die Schüler lernten, an alles zu denken, was in der Schule wichtig war, heftete er eine Liste mit allen Namen an die Wand. Wer etwas zu Hause oder sonst wo vergessen hatte, bekam einen Strich, und bei drei Strichen gab’s eine Strafarbeit. Anna hatte jetzt zum vierten Mal den dritten Strich. Und immer nur wegen des Lesebuches! Sie stellte sich vor, wie sie wieder eine halbe Stunde über einer stumpfsinnigen Sprachübung brüten würde.

Mit dieser Vergesslichkeit musste es endlich ein Ende haben! Wie nur? Sie hatte schon hundert Tricks ausprobiert, um sich ans Lesebuch zu erinnern. Der Knoten im Taschentuch nützte nichts, denn früh am Morgen musste sie sich kaum jemals schneuzen. Die Notiz auf dem Schreibtisch übersah sie sogar dann, wenn sie den dicken roten Filzstift [9] benutzt hatte. Und die Mutter? Sie ging eine Viertelstunde vor ihr aus dem Haus und konnte sie nicht ermahnen; außerdem war sie – wie Herr Wullschleger – der Meinung, dass ein zehnjähriges Mädchen gut genug auf sich selber aufpassen könne. Der Vater? Der lebte seit drei Jahren in einer anderen Stadt und kam auch nicht in Frage. Das Einfachste wäre natürlich gewesen, das Lesebuch bereits am Abend, vor dem Schlafengehen, mit den übrigen Schulsachen in die Mappe zu stecken. Doch auch das ging nicht, denn das jüngste der sechs Gygax-Kinder konnte nicht einschlafen, wenn sich in seiner Umgebung etwas verändert hatte, und manchmal wollte es unbedingt in einem Zelt übernachten und dann verwandelte sich der Tunnel eben in ein Zelt und es war noch viel weniger möglich, das Lesebuch einzupacken.

Ich muss ein zweites Lesebuch haben, dachte Anna, eines mit dem gleichen grasgrünen Einband; dann bleibt immer eines in der Schule und das andere in meinem Zimmer! Aber auf welche Weise kam sie zu diesem zweiten Buch? Konnte sie’s kaufen? Bücher waren teuer; da würde Annas Taschengeld wohl nicht ausreichen. Wie konnte man überhaupt Lesebücher kaufen? Auf den Gestellen vor den großen Kiosken gab’s nur rote und blaue [10] Kriminalromane und in der richtigen Buchhandlung, wohin sie mit ihrer Mutter ab und zu ging, hatte sie noch kein einziges Schulbuch gesehen.

Anna blieb allein im Klassenzimmer zurück an diesem Tag; auch Herr Wullschleger, der ihr noch die Strafarbeit erklärt hatte, war schon gegangen. Er hätte sicher gewusst, wo’s Lesebücher zu kaufen gab. Aber Anna fehlten oft die richtigen Wörter, wenn sie Herrn Wullschleger etwas fragen wollte; außerdem durfte sie auf keinen Fall die Wahrheit sagen. Wenn sie nämlich jemandem verraten hätte, wer noch in ihrem Zimmer lebte, wäre die ganze Familie Gygax im gleichen Augenblick gestorben oder einfach verschwunden. Das wusste sie, ohne es erklären zu können.

Irgendwo musste es doch noch ein paar überzählige Lesebücher geben. Vielleicht dort vorne im Schrank? Ja, vor zwei Wochen war Daniel weggezogen, und er hatte alle seine Bücher abgegeben. Wäre es Diebstahl, etwas an sich zu nehmen, das nutzlos herumlag? Anna horchte durch die halboffene Tür in den Gang hinaus. Vom oberen Stock her ertönte ein Wanderlied. Anna schlich zum Schrank und versuchte ihn zu öffnen. Der Schlüssel war abgezogen. Sie rüttelte an der Schranktür. Verschlossen! Und jetzt hörte sie zu allem Überfluss Schritte draußen im Gang. Sie rannte zu ihrem Pult zurück. Im [11] gleichen Augenblick trat Herr Niederhauser, der Hauswart, ins Zimmer. Er war ein fetter Mann mit einem kümmerlichen Schnauz und man wusste bei ihm nie, ob er gleich schreien oder einen Witz machen würde.

Herr Niederhauser stutzte, als er Anna entdeckte. »Was tust du denn noch hier?«, fragte er, genau in der Mitte zwischen Zorn und Freundlichkeit.

»Ich habe das Lesebuch vergessen«, sagte sie leise.

»So, das Lesebuch.«

»Und jetzt bin ich eben zurückgekommen und habe mir’s geholt.«

»Es ist Viertel nach vier«, sagte Herr Niederhauser mit drohendem Unterton.

»Ich gehe gleich nach Hause«, sagte Anna.

»Das würde ich dir raten«, knurrte Herr Niederhauser; aber seine Augen blickten nicht unfreundlich. »Und stell den Stuhl aufs Pult.« O ja, auch das hätte sie beinahe vergessen. Sie hob ihren Stuhl empor; dabei ächzte sie ein bisschen, damit Herr Niederhauser glaubte, sie strenge sich besonders an. Dann griff sie nach ihrer Mappe und drückte sich am Hauswart vorbei, der mit vorgestrecktem Bauch auf der Schwelle stehen blieb. Er roch nach Rasierwasser und ein wenig nach Schweiß.

Das war am Mittwoch. Von Donnerstag bis [12] Samstag ließ Anna das Lesebuch im Pult liegen. Die Familie Gygax ruhte sich von den Strapazen der letzten Reise aus. Am Ufer des Urwaldflusses predigte Herr Gygax den Urwaldianern. Er erzählte die Geschichte von der Sintflut und nachher taufte er ein paar Urwaldianer, indem er ihre Köpfe ins schmutzig gelbe Wasser drückte, genauso wie’s Fräulein Nievergelt in der Sonntagsschule erklärt hatte. Wenn die Täuflinge wieder auftauchten, husteten und spuckten sie, was die sechs Kinder zum Lachen reizte. Auch die unwilligen Blicke des Vaters brachten sie nicht zum Schweigen. Als aber ein Krokodil mit aufgerissenem Maul auf sie zuschwamm, flüchteten sie kreischend in ihre Hütte. Herr Gygax rief: »Das ist die verdiente Strafe!« Dann griff er nach seinem Tierfängergewehr und erschoss das Krokodil. Die Urwaldianer waren übrigens die schwarzen Bauern vom Schachspiel, das der Vater nicht mitgenommen hatte. Und der Fluss bestand aus gelbem Seidenpapier, das man von einer großen Rolle abwickeln konnte.

Wenn’s dunkel wurde, ging die Familie Gygax auf Löwenjagd; Herr Gygax hatte Bestellungen von mehreren europäischen Zoos. Die Familie spannte Netze zwischen den Bäumen und versteckte sich hinter den Stämmen. Erst in der dritten Nacht hatte sie Erfolg. Ein Löwe, der aussah wie ein [13] Garnknäuel, schlich vorüber. Die Kinder zogen an den Stricken, das Netz fiel über den Löwen, und obgleich er furchtbar brüllte und tobte, verwickelte er sich darin. Herr Gygax gab ihm eine kleine Betäubungsspritze und dann schafften sie ihn zum Käfig. Nach kurzer Zeit erwachte der Löwe und knurrte hungrig. Aber Anna hatte es den Kindern verboten, ihn mit Fleisch, zum Beispiel von Zebras oder Affen, zu füttern; also warfen sie ihm Äpfel vor, und siehe da: Der Löwe fraß sie mit Behagen, ja er verschlang sie sogar. Die Kinder tauften ihn Max. Sie nahmen sich vor, es auch noch mit Tomatensalat zu versuchen und später, nachdem er sanftmütig geworden wäre, mit ihm in einem Zirkus aufzutreten.

Am Sonntag hätte die Familie Gygax mit der Urwaldeisenbahn wieder zum Bahnhof Madagaskar zurückfahren sollen. Aber Annas Mutter bestand darauf, Tante Esmeralda zu besuchen. Anna mochte Tante Esmeralda nicht besonders. Sie lachte sehr laut beim geringsten Anlass und dann sah man ihre gelben Zähne. Außerdem strickte sie dauernd und Anna hasste nichts so sehr wie Stricken.

Bei jedem Besuch erkundigte sich Tante Esmeralda danach, ob Anna schon selbständig Socken stricken könne (solche mit angesetzten Fersen, das sei die wahre Kunst) und dann gab’s Hagebuttentee [14] und ein Stück krümeligen Gugelhupf. Tante Esmeralda war unheimlich stolz auf ihren Namen; er habe etwas Zigeunerisches an sich, sagte sie. Ihre jüngere Schwester hieß Ottilia und das war Annas Mutter. Anna hatte sich vorgenommen, ihren Kindern nie im Leben solche unmöglichen Namen zu geben. Mit ihrem eigenen war sie übrigens zufrieden, besonders weil man ihn auch von hinten nach vorne lesen konnte.

Tante Esmeralda war Lehrerin auf dem Land und wohnte im Schulhaus. Dort roch’s zwar immer nach Schule, aber Anna stellte sich vor, wie sie hier nur hin und her flitzen würde, um ihr Lesebuch zu holen. Das war ein Vorteil, der alle Nachteile aufwog. Zudem konnte Tante Esmeralda, wenn sie zu faul war, um aufzustehen, die Kinder an ihr Bett rufen und liegend Schule halten. Doch das tat sie bestimmt nicht.

Meistens langweilte sich Anna bei solchen Pflichtbesuchen; deshalb ging sie hinaus auf den Pausenplatz, wo ein Klettergerüst stand. Dort übte sie Slalom zwischen den Eisenstangen und fragte sich, ob es wohl möglich sei, sich selber einzuholen. Manchmal kamen Kinder vom Dorf und starrten sie an.

An diesem Sonntag jedoch regnete es und Anna musste bei den Erwachsenen bleiben. Esmeralda und [15] Ottilia sprachen über ihren Vater, Annas Großvater also, der sich weigerte, ins Altersheim zu ziehen.

»Er wird mit dem Alter immer unordentlicher«, sagte Esmeralda. »Auf Schritt und Tritt stolpert man über Pfannen, Scheiter, Bücher, Leinwände und Schraubenzieher. Es ist wirklich grässlich!«

Gerade deswegen hatte es Anna beim Großvater immer lustig gefunden. Er hatte ihr gezeigt, wie man aus Holz- und Stoffresten Figürchen bastelt; ohne ihn wäre die Familie Gygax nicht entstanden. Leider lebte der Großvater jetzt weit weg im Tessin, in einem ehemaligen Stall. Er hatte ein paar Schafe und malte Bilder von ihnen, die niemand kaufen wollte. Früher war er Lokomotivführer gewesen, aber jetzt sei er genug herumgereist und habe genug geschuftet, sagte er, jetzt wolle er leben, wie’s ihm passe. Die Schafe, die er malte, sahen ein bisschen aus wie Wollknäuel und glichen dem Löwen Max; deshalb hatte Anna ihren Großvater sehr gern, aber nicht nur deshalb.

»Du langweilst dich doch nicht etwa?«, fragte Tante Esmeralda besorgt. Anna schüttelte den Kopf. »Sonst kannst du dich ja mal in meinem Klassenzimmer umsehen. Die Schüler haben wunderschöne Schmetterlinge gemalt. Und wenn’s dich interessiert, führe ich dir unsern neuen Kopierautomaten vor.«

[16] Kopierautomat? Wieder eines dieser Wörter, über die man in Diktaten stolpert! Aber lieber so was ansehen als noch einmal ein Stück staubtrockenen Gugelhupf hinunterwürgen. »Ja, Tante«, sagte Anna, »zeig ihn mir bitte.«

Im Klassenzimmer hingen dreißig bunte Neocolor-Schmetterlinge wie aufgespießt an der Hinterwand. Anna tat entzückt, wie man’s von ihr erwartete. Auf dem Lehrerpult lag das grüne Lesebuch. Aber schon schob Tante Esmeralda Anna in den Gang hinaus und hinüber ins Lehrerzimmer. Dort stand auf einem besonderen Tisch ein dunkelrot lackiertes Gerät. Wenn man die Augen zusammenkniff, glich es ein wenig einem winzigen Haus mit Ein- und Ausgang. »Da ist er«, sagte Tante Esmeralda. »Was soll ich dir kopieren?« Anna zerbrach sich den Kopf, was kopieren bedeuten könnte. Auf jeden Fall musste es mit »Schule« zu tun haben. Vielleicht konnte man eine Münze einwerfen und dann spuckte das Ding fertiggeschriebene Zeugnisse aus. Oder es füllte Kaffee für die Lehrer und Ovomaltine für die Schüler in Becher ab.

»Kopier, was du willst«, sagte Anna.

Tante Esmeralda nahm ein bedrucktes Blatt, das auf dem großen Tisch lag. »Zeichne oder schreibe irgendetwas auf die Rückseite«, sagte sie. Anna zeichnete mit Filzstift einen Elefanten und dann [17] gleich noch einen, genauer ein Elefantenkind, das seinen Rüssel um den Schwanz der Mutter geschlungen hatte. Tante Esmeralda hob den Deckel des Gerätes und legte das Blatt auf eine Glasscheibe. Dann klappte sie den Deckel zu und drückte auf eine Taste, über der START PRINT stand. Das Gerät begann zu summen. Bläuliches Licht leuchtete auf und erlosch. Irgendetwas im Innern des Geräts schien zu rumpeln wie ein Spielzeugtraktor. Plötzlich spuckte der Apparat ein Blatt aus und ein kleiner Drahtkorb an der linken Seite fing es auf. Danach gab der Kopierautomat ein Geräusch von sich, das wie ein Erleichterungsseufzer klang, und verstummte.

Anna betrachtete neugierig das ausgespuckte Blatt. Ihre beiden Elefanten waren darauf abgebildet, um kein Haar anders als die Vorlage, die noch unter dem roten Deckel lag. Sie verglich die beiden Blätter miteinander. Wirklich, es war unmöglich, sie voneinander zu unterscheiden. Zwillinge konnten sich nicht ähnlicher sehen!

»Da staunst du«, sagte Tante Esmeralda.

»Das ist fast wie zaubern«, sagte Anna. »Kann man damit alles Gezeichnete verdoppeln?«

»Auch das Geschriebene«, sagte Tante Esmeralda. »Und nicht nur verdoppeln. Ich kann die Anzahl einstellen, die ich wünsche, und schwupp!, der [18] Apparat liefert sie mir. Zwanzig, dreißig oder fünfzig.«

»Muss man ihn nicht füttern?«, fragte Anna.

»Doch. Hier unten. Da ist eine Schublade und in die hinein muss man immer einen Stapel Blätter legen. Und manchmal, wenn die Kopien zu schwach werden, muss ich den Farbbehälter auswechseln.«

»Darf ich mal?«, fragte Anna. Tante Esmeralda nickte. Anna legte die Vorlage unter den Deckel, drückte auf die Taste; der Apparat summte und rumpelte und schon hatte Anna wieder zwei Elefanten.

»Du gehst doch in ein großes Schulhaus«, sagte Tante Esmeralda. »Habt ihr da kein solches Ding?«

»Ich weiß nicht«, sagte Anna. Aber es fiel ihr ein, dass Herr Wullschleger manchmal Blätter austeilte, die genauso rochen wie die beiden Elefantenkopien. Bisher hatte sie immer geglaubt, diese Blätter würden gedruckt wie Buchseiten.

»Und andere Dinge«, fragte Anna, »kann man die auch kopieren?«

Tante Esmeralda lachte. »Was für Dinge meinst du?«

»Bleistifte. Hefte. Bücher vielleicht. Was man eben braucht in der Schule.«

»Nein«, sagte Tante Esmeralda, »das kann man [19] nicht. Das hätte ja gar nicht unter dem Deckel Platz. Es geht nur mit etwas ganz Flachem, mit Papier eben.«

»Ein Rhabarberblatt ist auch flach«, sagte Anna.

Tante Esmeralda bekam diesen belustigten Ausdruck, den Erwachsene haben, wenn sie sich Kindern gegenüber sehr erwachsen fühlen. »Du hast eine blühende Phantasie«, sagte sie. »Was möchtest du denn? Dein Zimmer mit Rhabarberblättern tapezieren

Am Sonntagabend, als sie zu Hause waren, gab es Probleme mit der Familie Gygax.

Es war so: Die Urwaldianer wollten sich nicht mehr taufen lassen. Drei-, viermal, das gehe ja noch, aber beinahe jeden Abend und dazu ohne Badetücher! Herr Gygax befahl ihnen mit donnernder Stimme, sich dem Ruf des Heilands zu unterwerfen. Die Urwaldianer schrien, hier hätten sie zu befehlen, nicht er, er sei schließlich ihr Gast, und dann umringten sie ihn, zerrten ihn zum Wasser und tauchten ihn unter. Jetzt hätten sie eben ihn getauft, riefen sie, und dann tanzten sie um Herrn Gygax herum und alle sechs Kinder schauten voller Schreck zu.

Eigentlich geschieht ihm ein wenig recht, dachte Anna; aber davon durften die Kinder nichts wissen. [20] Manchmal ging ihr nämlich Herr Gygax auf die Nerven. Nur fürchtete sie sich schon jetzt vor seiner schlechten Laune am nächsten Tag. Das war jedoch nicht das einzige Problem. Es goss an diesem Abend wie aus Kübeln, das Hüttendach war nicht dicht genug und die Kinder wären gerne ins Zelt geschlüpft. Sie suchten es überall und wurden dabei ebenso nass wie Herr Gygax, der mit leichtem Fieber unter zwei Taschentüchern lag. Nur Anna wusste, dass das Zelt in einem andern Erdteil, dem Erdteil SCHULE, sich in ein Lesebuch verwandelt hatte. Sie stellte den Kindern ein anderes Zelt auf, ein schwarzgelbes, auf dem stand: »Der Schrei der Eule«. Und dann noch ein zweites, beinahe so groß wie ein Zirkuszelt, mit aufgedruckten Pilzen. Aber die Kinder waren mindestens so dickköpfig wie Anna selber und forderten das richtige Zelt zurück.

Ach, es war ein schlimmer Abend. Als zu allem Überfluss noch der gefangene Löwe zu brüllen begann, nahm Anna sich vor, es nie mehr so weit kommen zu lassen.

[21] 2. Kapitel

Copy tritt in Aktion

Am Montagmorgen saß Anna todmüde an ihrem Pult. Die Gygax-Kinder hatten bis tief in die Nacht hinein gequengelt und gestritten. Aber erst als der Jüngste kurz nach Mitternacht unbedingt einen Teller Haferbrei wollte, war Anna richtig zornig geworden. Sie hatte ein bisschen gebrüllt (gerade so, dass die Mutter es nicht hören konnte), es hatte ein paar Tränen gegeben, aber nachher waren die Quälgeister endlich verstummt. Dafür bekam Anna an diesem Morgen keinen Strich; das Lesebuch war ja übers Wochenende im Pult geblieben. In der Geographiestunde ließ Herr Wullschleger die Schüler auf der großen Landkarte zeigen, wohin sie am Sonntag gefahren waren. Markus war am längsten im Stau steckengeblieben, viereinhalb Stunden.

»Wie habt ihr diese Zeit verbracht?«, fragte Herr Wullschleger streng. »Hast du Rechenaufgaben gelöst?«

»Auch«, log Markus. »Und wir haben sieben Coca-Cola-Flaschen leer getrunken und im Auto [22] nebendran hat ein Dackel wie wild gebellt und wir haben uns gekniffen und Vater hat geflucht.«

»Wenn jeder sieben Flaschen getrunken hat«, sagte Herr Wullschleger, »wie viele Flaschen gibt das bei fünf Familienmitgliedern?«

»Die Rechenstunde kommt erst nach der großen Pause«, protestierte Sabine.

»Einverstanden«, sagte Herr Wullschleger. »Anna, du hast eben gegähnt. Komm nach vorn und zeig uns auf der Karte den berühmten Engpass an der Walenseestraße.«

Anna stand auf, ging unwillig nach vorn und deutete mit dem Stab auf den erstbesten Fleck.

»Falsch«, sagte Herr Wullschleger, »das ist das Jungfraujoch, wo meist eisige Winde wehen. Wie könnte es auf Gletschern zu Autokolonnen kommen?«

»Autos müssten eben fliegen können«, sagte Anna.

»Ach, du dummes Lieschen«, rief Herr Wullschleger, »die würden bei der Landung doch rutschen!«

»Dann könnte man Schlittschuhe an die Räder binden.«

»Das geht nicht, die Räder drehen sich ja!«

»Dann holpern die Autos eben bei der Landung.«

»Suche jetzt gefälligst die Walenseestraße!«, befahl Herr Wullschleger.

[23] Die Karte verschwamm vor Annas Augen und wurde geheimnisvoll grün wie der Urwald.

»Ich habe am Sonntag«, sagte Anna unvermittelt, »zwei Elefanten kopiert.«

Herr Wullschleger trat einen Schritt auf sie zu.

»Mit einem Kopierautomaten«, fuhr Anna fort; sie wollte schon lange schweigen, aber es war, als ob eine fremde und stärkere Anna, die in ihr drin saß, sie heute zwinge, Herrn Wullschleger unablässig zu widersprechen. »Der Kopierautomat war halb so groß wie ich und dazu schön rot lackiert.«

»Man sagt Kopiergerät oder allenfalls Kopierer«, verbesserte sie Herr Wullschleger. »Du willst wohl prahlen mit deinem Kopiergerät. Das unsrige ist lindgrün und doppelt so groß wie ich. Es liefert dreiundzwanzigtausendfünfhundert Kopien pro Stunde. Auf der ganzen Welt gibt es kein größeres Modell! Aber du hast das Thema gewechselt, Anna, und deshalb bekommst du einen Strich. Von jetzt an bekommt jeder, der ungefragt das Thema wechselt, einen Strich. Ist das allen klar?« Er ging zur Wand, wo die Strichliste hing, und setzte neben Annas Namen einen dicken Strich, der aussah wie ein schwarzer Engerling.

Anna setzte sich, dann streckte sie die Hand aus.

»Hast du etwa einen Einwand?«, fragte Herr Wullschleger.

[24] »Nein. Ich will nur wissen, ob das Kopiergerät im Lehrerzimmer steht.«

»Was fällt dir ein?«, schrie Herr Wullschleger. »Eben habe ich erklärt…«

»Ich bin beim Thema geblieben«, fiel ihm Anna ins Wort.

Herr Wullschleger stutzte. »Richtig«, sagte er. »Nun gut. Das Kopiergerät steht selbstverständlich in einem Sonderraum hinter dem Lehrerzimmer. Weshalb interessiert dich das?«

»Vielleicht könnte man Autos kopieren und alle Straßen damit verstopfen.«

»Anna hat das Thema gewechselt«, rief Markus.

»Nein«, sagte Herr Wullschleger, »diesmal ist es eine sogenannte Rückführung.« Er wandte sich wieder Anna zu. »Willst du mich hänseln? Die Herstellung von Autos erfordert Eisen, Gummi und Benzin. Kopiergeräte indessen kopieren nur Papier.«

»Was heißt kopieren?«, fragte Heinz.

»Abbilden, vervielfachen, vermehren, wiederholen«, sagte Herr Wullschleger und schrieb die Wörter an die Tafel.

»Ist das Gegenteil von kopieren halbieren?«, fragte Ursula.

In diesem Augenblick läutete die Pausenglocke. Anna war gar nicht so wütend wie nach früherem [25] Strich-Unrecht. Ihr Plan stand fest, das war das Wichtigste. Als Markus ihr den nassen Schwamm ins Gesicht warf, warf sie ihn zurück und rief: »Geh doch schwimmen in deinem blöden Walensee!«

Endlich war Schulschluss. Nun musste Anna mindestens so listig sein wie ein Meisterdetektiv. Sie versteckte unter dem Pullover das grüne Lesebuch und schloss sich auf der Toilette ein. Jemand hatte mit Bleistift an die Tür geschrieben: WIR WOLLEN MEHR FERIEN!

Irgendwo polterte es. Das musste Herr Niederhauser sein, der die Stühle auf den Boden stellte, nachdem die beiden Putzfrauen das Schulzimmer gewischt hatten. Jetzt kam es darauf an, ob sich der Putztrupp im oberen Stock oder im Erdgeschoss befand. Anna schlich sich aus der Toilette hinaus, trat in den Gang und lauschte. Die drei kamen gerade die Treppe herab; es war deutlich zu hören. Anna wusste, dass sie im hintersten Zimmer mit dem Putzen beginnen würden. Eine Tür fiel ins Schloss. Jetzt! Anna huschte in den ersten Stock hinauf, wo das Lehrerzimmer lag. Sie öffnete vorsichtig die Tür. Um einen langen Tisch herum standen ledergepolsterte Stühle. Es roch nach Zigarettenrauch. Hefte und Bücher waren unordentlich auf dem Tisch verstreut. Ein Gestell an der Wand enthielt [26] verschiedene Fächer; darauf waren Etiketten mit den Namen der Lehrer geklebt. In Herrn Wullschlegers Fach lagen eine überreife Banane, eine Tabakspfeife und ein Paar wollene Socken. Hinten rechts gab’s eine andere Tür; sie musste in den Nebenraum führen. Anna ging auf Zehenspitzen um den Tisch herum und stieß die Tür auf.

Herr Wullschleger hatte nicht übertrieben: Das Kopiergerät nahm fast den halben Raum ein und es leuchtete in hellstem Lindgrün. Annas Kopf reichte gerade bis zu einer Reihe von Tasten, und wenn sie sich auf die Zehenspitzen stellte, konnte sie über der ersten lesen: START PRINT.

Aber das war noch lange nicht alles. Weiter rechts gab es eine kleine Wand mit Knöpfen und ein schwarzes Feld mit zwei eckigen Leuchtzahlen: 01. Auf den Knöpfen standen, fast wie bei einer Schreibmaschine, die Zahlen von 1 bis 9, und neben einer weiteren Knopfreihe konnte man lesen: ZUSATZFUNKTIONEN. Das war ein sehr schwieriges Wort. Anna hatte es noch nie gehört; es klang nach Sprachübungen oder hohen Zahlen. Aber als sie’s langsam vor sich hin murmelte, klang es fast wie ein Zauberwort. Die Wörter, die unter ZUSATZFUNKTIONEN standen, hießen: SORTER, KONTRASTARMES ORIGINAL, DUNKLER HINTERGRUND. Anna schwirrte der Kopf; der »dunkle Hintergrund« [27] machte ihr Angst. Sie wollte ja keine Nacht herbeizaubern, sondern bloß ein Lesebuch kopieren. Das schien mit diesem Ungetüm viel schwieriger zu sein als bei Tante Esmeralda. Und wo war der Deckel, den man zuerst in die Höhe heben musste? An den grünen Leib hatte man eine Art Gestell mit vielen übereinander geschichteten, schiefen Fächern angebaut. Wozu dienten die? Einen Deckel fand sie dort jedenfalls nicht. Dafür entdeckte sie auf der anderen Seite eine weiße Plastikhaube, die aussah, als ob das Kopiergerät sich eine Mütze ins Genick geschoben hätte. Überhaupt glich es ein wenig einem grünen Elefanten mit einem riesigen Fächerrüssel.

Anna fragte sich, warum die Erwachsenen überall, wo es möglich war, Fächer einrichteten; auch das Lehrerzimmer bestand ja fast nur aus Fächern. Eigentlich waren sogar Schulhäuser Riesenschränke mit lauter gleichen Zimmerfächern, und jeden Morgen wurden die Schüler in den Fächern verteilt.

»He du«, sprach sie das Kopiergerät an, »wo ist dein Deckel?«

Plötzlich stand auf dem schwarzen Feld mit Leuchtbuchstaben: HAUBE HEBEN!

»Wie denn?«, murrte Anna und rüttelte an der Haube. Durch Zufall berührte sie einen Hebel, der [28] mit UP beschriftet war, und die Haube schwang sanft zurück. Sie war so groß, dass Anna selbst gut und gerne darunter Platz gehabt hätte.

Der Rest war ein Kinderspiel. Anna legte das Buch auf die Glasscheibe, welche die Haube freigegeben hatte. Um diese wieder ordentlich herunterzudrücken und einschnappen zu lassen, musste Anna auf einen Stuhl steigen, den sie aus dem Lehrerzimmer holte. Aber es klappte. Anna drückte, wie sie’s bei Tante Esmeralda gelernt hatte, auf die Taste START PRINT. Das Gerät lärmte wie eine startende Düsenmaschine, es wackelte und das ganze Zimmer wackelte mit, ein Gewitter von bläulichen Blitzen brach über Anna herein und dann fiel mit dumpfem Geräusch ein grünes Lesebuch ins unterste der vielen Fächer.

Anna unterdrückte einen Jubelschrei. Sie holte, wieder mit Hilfe des Stuhls, das alte Lesebuch unter der Haube hervor und verglich es mit dem neuen. Beim alten war der Einband ganz leicht geknickt; der neue hingegen war unversehrt. Sie blätterte die beiden Bücher durch: Seite folgte ordentlich auf Seite; keine einzige Illustration fehlte bei der Kopie. Auf Seite 97, neben einem Gedicht, das ihr gar nicht gefiel, hatte sie einen Klecks gemacht; doch im kopierten Buch fehlte er. Anna freute sich: Das Gerät flickte und reinigte die Kopien also in einem [29] Durchgang; es hatte offenbar einen Sinn für Ordnung und Sauberkeit, der bei Anna, wie Herr Wullschleger öfter feststellte, sehr im Argen lag. Bestimmt ersparte sie sich mit einem funkelnagelneuen Buch, das sie am Jahresende abgeben würde, einen Strich.

»Vielen Dank, du liebes Kopiergerät«, flüsterte Anna und streichelte dessen grünen Rücken. Im Buchstaben- und Zahlenfeld, wo wieder »01« gestanden hatte, flackerte es ein wenig, Buchstaben purzelten durcheinander und bildeten den Satz: NENN MICH COPY!

»Wirklich?«, lachte Anna. »Das ist aber ein ulkiger Name! Also: Hundertmal Dankeschön, lieber Copy!«

Copy summte befriedigt. Anna verließ so schnell und leise wie möglich das Lehrerzimmer. Von irgendwoher hörte sie Stimmen. Ihre Mappe hatte sie noch im Klassenzimmer. Doch die Tür war bereits abgeschlossen!

Anna dachte nach, während die Stimmen und Schritte wieder näher kamen. Also gut, dann ging sie eben ohne Mappe, dafür mit zwei Büchern nach Hause. Die Rechenaufgaben würde sie von Sabine morgen früh abschreiben und das kopierte Buch zu Hause gleich in einen Plastikbeutel stecken und diesen neben das Bett stellen, damit sie’s nicht [30] vergaß. Und das andere Buch, das alte, würde von nun an für immer und ewig bei der Familie Gygax bleiben können.

Anna staunte selber darüber, dass sie heil aus dem Schulhaus hinauskam, und sie hatte das Gefühl, jetzt seien endlich alle ihre Probleme gelöst.

[31] 3. Kapitel

Schlimme Geschichten

Annas Mutter kam gewöhnlich um halb sechs nach Hause. Sie arbeitete bei Doktor Wanzenried im Labor. Den ganzen Tag lang stach sie Patienten in den Arm, um ihnen Blutproben zu entnehmen. Das dunkelrote Blut in den Reagenzgläsern sah immer nach schrecklichen Wunden aus; dabei war’s nur aus einem winzigen Einstich geflossen. Manche Leute schickte die Mutter auch auf die Toilette und dort mussten sie in ein Glas pinkeln. Anna grauste es beim Gedanken, dass ihre Mutter den Urin von so vielen fremden Leuten untersuchte. Aber die Mutter lachte sie aus und sagte, Urin sei ebenso natürlich wie Blut und es komme darauf an, Bakterien darin zu entdecken und diese Winzlinge mit Tabletten auszurotten.

Wenn Anna ihre Mutter im Labor besuchte, war es streng verboten, jemanden zu stören. Sie saß auf einem Stuhl, der in die hinterste Ecke gerückt war, und betrachtete die langen Reihen von verschiedenfarbigen Gläsern und Röhrchen. Zwischen ihnen lagen Wattebäusche wie winzige Schneepolster. Bei [32] freundlichen Patienten durfte Anna hin und wieder das Pflaster auf die Armbeuge kleben, nachdem die Mutter genügend Blut abgesaugt hatte. Solche Besuche waren selten. Doktor Wanzenried erlaubte sie nur ausnahmsweise – zum Beispiel wenn Anna und ihre Mutter gleich nach der Arbeit wegfuhren oder wenn Anna selber untersucht werden sollte.

Doktor Wanzenried war ein hochgewachsener, magerer Mann mit einem weißen Haarschopf. Er begrüßte Anna jeweils mit einem lauten »Hallo, kleines Fräulein« und tätschelte dazu ihren Kopf. Aber Anna war überzeugt, dass er Kinder gar nicht mochte; sonst hätte er ihr nämlich mehr Besuche gestattet. Die Mutter meinte, er habe Angst, dass Anna sie von der Arbeit ablenke oder irgendetwas durcheinanderbringe.

»Ich bin doch kein Baby mehr«, sagte Anna ungehalten. Natürlich hätte es Spaß gemacht, die vielerlei Tinkturen miteinander zu mischen oder ein paar Fläschchen mit nach Hause zu nehmen und ein kleines Spital für die Familie Gygax und die Urwaldianer zu eröffnen. Aber bei Doktor Wanzenried, der ihrer Mutter jeden Monat den Lohn auszahlte, wollte Anna keinesfalls als ungezogen gelten.

Als sie noch kleiner gewesen war, hatte sie sich einige Male krank gestellt, damit sie den Morgen [33] bei der Mutter statt in der Schule verbringen konnte.