cover
   Daniel Schneider– ICH GLAUB AN DICH.– GOTT | 52 Begegnungen der besonderen Art– SCM R.Brockhaus

Der SCM-Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

Dieses E-Book darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, E-Reader) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das E-Book selbst, im von uns autorisierten E-Book-Shop, gekauft hat.
Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

ISBN 978-3-417-22736-9 (E-Book)
ISBN 978-3-417-26604-7 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

© 2014 SCM R.Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG
Bodenborn 43 · 58452 Witten

Die Bibelverse wurden, soweit nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:

Weiter wurden verwendet:

Umschlaggestaltung: Sebastian Reichardt, Herrenberg

INHALT

Vorwort von Sabine Heinrich

Vorwort von Titus Reinmuth

# Einführung

# 1  Die Bibel – Ein Buch voller Erzählkunst

# 2  Einfach gut

# 3  Talentiert

# 4  Mutmacher

# 5  An wen glaubt Gott eigentlich?

# 6  Selbstgespräche?

# 7  Geschenkter Kaffee

# 8  Aschermittwoch

# 9  Notes of Berlin

# 10  Briefgeheimnis

# 11  Die Sendung mit Gott

# 12  Nichts kapiert?

# 13  Bono, Jesus und Lothar Matthäus

# 14  Erzähl mal

# 15  Die Bibel – Ein Buch voller Gottesbegegnungen

# 16  Einladung zum Gottesdienst

# 17  Comics

# 18  Unerhört! Skandalbesuch

# 19  Ungewollt! Königin

# 20  Ungewollt! Eingeschlafen

# 21  Unverkennbar! Wein

# 22  Ungewollt! Verantwortung

# 23  Die Bibel – Ein Buch voller Zwickmühlen

# 24  Die Bibel – Ein Buch voller Familiengeschichten

# 25  Die Bibel – Ein Buch voller Intrigen

# 26  Die Bibel – Ein Buch mit dem Plan B

# 27  Baustelle Jesus

# 28  Vergebung

# 29  Ewig leben?

# 30  Das Dankbarkeits-ABC

# 31  Randsportarten

# 32  Feel Good Manager

# 33  Klaviere in Prag

# 34  Lückentext

# 35  Der kürzeste Gottesdienst der Welt

# 36  Die Uhr tickt

# 37  Alltagspsalm

# 38  Helden aus der zweiten Reihe – Nathan

# 39  Helden aus der zweiten Reihe – Petrus

# 40  Helden aus der zweiten Reihe – Jonatan

# 41  Helden aus der zweiten Reihe – Aaron

# 42  Helden aus der zweiten Reihe – Josua

# 43  Hollywood

# 44  Reformationsexperiment

# 45  (Beinahe) Vater

# 46  Teamwork

# 47  Eine Bußgebetsgeschichte

# 48  Ungewollt! Schwanger

# 49  Advent praktisch

# 50  Heimwegtelefon

# 51  Glaube

# 52  Auf den zweiten Blick

Quellennachweis

Anmerkungen

VORWORT VON SABINE HEINRICH

Wenn die „Kirche in 1Live“ kommt, dann schalte ich ab. Dann lehne ich mich im Studio zurück, atme durch, lasse die Schultern fallen und höre einfach nur zu.

Eine Minute und dreißig Sekunden Pause in einer Sendung, in der es oft sehr hektisch und turbulent zugeht. In einer Sendung, in der ich die Fäden zusammenhalte und immer darauf gefasst bin, dass die nächste Nachricht eine schreckliche sein könnte.

Wenn aber die Kirche beginnt, weiß ich: Das geht gut aus.

Ich nenne die „Kirche in 1Live“ auch gerne „Gedanken to go“ – die kommen nämlich zu mir und ich kann sie überall haben. Wir müssen dazu nicht in die Kirche gehen, sie können uns – je nachdem, wo das Radio läuft – überall antreffen.

An Daniels Geschichten mag ich besonders, dass sie mich treffen. Oft treffen sie mich da, wo ich selbst gerade im Leben stehe. Daniel hält keine großen Reden, ist kein Schlaumeier oder Moral-Horst, der einfach mal alles weiß und alles kann und nach neunzig Sekunden eine Lösung parat hat. Vielmehr nimmt er mich an die Hand und zeigt mir sehr warmherzig die kleinen Dinge im Leben, an denen ich sonst vielleicht vorbeigerannt wäre oder an die zu glauben ich vergessen habe. Er gibt mir Ruhe. Und für diese neunzig Sekunden bin ich ihm sehr dankbar.

Nun hat Daniel Schneider all diese kostbaren Gedanken in ein Buch gebracht, und ich muss nicht mehr auf ein Treffen im Radio hoffen, sondern kann sie mitnehmen. Es funktioniert: Ich habe es selbst erlebt. Diese Geschichten sind kleine warmherzige Ausflüge und bringen Ruhe.

Viel Freude damit!

Sabine Heinrich, Moderatorin bei 1Live

VORWORT VON TITUS REINMUTH

„Daniel Schneider, Löhne“. Ein Name, ein Ort. So endet jeder Beitrag bei „Kirche in 1Live“. Jedenfalls wenn Daniel dran ist. Oft ist er Sprecher, manchmal auch Autor – so wie bei den Geschichten in diesem Buch. Das Persönliche ist Programm. In den 90 Sekunden „Verkündigung“ gibt es keine allgemeinen Wahrheiten, sondern Daniel spricht von dem, was sich heute für ihn bewährt.

„Kirche in 1Live“ ist für Menschen, die in Bewegung sind. Noch nicht angekommen, noch nicht fertig, sondern auf der Suche. Ihnen erzählt Daniel von seinen persönlichen Erfahrungen. Was ihn überzeugt, was ihn trägt, wie er sucht. Er erzählt es für Judith aus Bochum, Tobias aus Nörvenich oder Melanie aus Neuss. Menschen aus der „Zielgruppe“ von 1Live. In ihrem Leben geht es um Wohnungssuche, Arbeit, Freunde; um Ängste, Fragen, Positionen; um Liebe, Trauer, Mut. Um ein Leben in Bewegung. Daniel Schneider erzählt auf Augenhöhe. Von dem, was ihn umtreibt, und von Gott. Er liebt biblische Geschichten. Wie er sie versteht und wie sie ihn weiterbringen, das erzählt er in diesem Buch.

Ursprünglich sind die Andachten für ein flüchtiges Medium geschrieben. Das Radio läuft nebenbei. Im Auto, beim Friseur, in der Kantine; beim Frühstücken, Aufräumen, Arbeiten. Wenn ich morgens nach Düsseldorf ins Büro fahre, will ich bei der „Stauschau“ konzentriert zuhören: Ist die A52 dabei? Und dann sind die Meldungen doch an mir vorbeigerauscht. Viele hören jedoch bewusst zu, wenn der Jingle ertönt: „Kirche in 1Live“. Sicher, spannender als die Staumeldungen ist es immer. Aber richtig gut wird es dann, wenn die Geschichte mich dazu bringt „abzuschalten“. Aus meinen eigenen Gedanken auszusteigen und zuzuhören. Sogar manchen 1Live-Moderatorinnen soll es so gehen … Manchmal passiert es, dass ich noch Minuten danach in Gedanken bin. In den Gedanken der Andacht. Dann hat sie ihr Ziel erreicht: mich. Es kommt dann schon mal vor, dass ich vor einer grünen Ampel stehen bleibe. Oder der Kaffee auf dem Schreibtisch kalt wird.

Mit diesem Buch kann ich nun den Zeitpunkt selbst bestimmen, wann ich den Gedanken und Geschichten von Daniel noch einmal nachgehe. Dann geht es plötzlich um Josef in Ägypten, Rut in Moab, Jonathan in Jerusalem, um die Menschen der Bibel und ihre Erfahrungen mit dem Unterwegssein. Aber ich stoße auch auf den kürzesten Gottesdienst der Welt, die Weisheit eines Comics oder einen Notizzettel in Berlin, der alles verändert. Wunderbar!

Als kirchlicher Redakteur bin ich immer der erste Leser von Daniels Beiträgen, im Studio der erste Hörer. Jetzt freue ich mich darauf, sie als Buch noch ganz oft in die Hand nehmen zu können.

Dr. Titus Reinmuth, Pfarrer

Stellvertretender Evangelischer Rundfunkbeauftragter beim WDR

# EINFÜHRUNG

Ich mag Geschichten – deshalb mag ich die Bibel. Die biblischen Autoren waren die besten Geschichtenerzähler der Welt. Aber sie haben nicht nur toll erzählt, sondern auch in besonderer Weise zugehört und weitergedacht. Und das hat Folgen.

Eine jüdische Schriftauslegung spricht vom weißen und vom schwarzen Feuer. Das schwarze Feuer besteht aus den Buchstaben, dem geschriebenen Text. Er steht fest, bestätigt, provoziert, wirft Fragen auf und erklärt.

Das weiße Feuer dagegen ist das, was zwischen den Zeilen passiert. Das, was der Text nicht erzählt. Das, was im Kopf des Lesers oder Zuhörers passiert. Ich versuche, die Bibel mit Offenheit für das weiße Feuer zu lesen. Ohne mir die Texte zurechtzulegen und unbequeme und unpassende Stellen glattzubügeln. Aber auch ohne meinen Verstand und persönlichen Hintergrund vorher abzulegen. Denn wenn Gott so ist, wie er in der Bibel beschrieben wird, dann hat er kein Problem mit meinen unbequemen Fragen und Zweifeln. Dann freut er sich darüber, wenn ich mich ehrlich mit ihm auseinandersetze.

Und dabei kann man Gott erfahren. Deswegen müssen biblische Geschichten, Begegnungen zwischen Gott und Mensch, weitererzählt werden. Immer und immer wieder. Und jeder Mensch erzählt die Geschichten aus seiner Perspektive. Mit einem eigenen Schwerpunkt. Das ist in diesem Buch ganz genauso.

Diese Andachten sind ein Teil von mir. Entstanden innerhalb der letzten vier Jahre im Rahmen meiner Rundfunkandachten für die Sendung „Kirche in 1Live“ im WDR. Während der Überarbeitung der Texte für dieses Buch habe ich gemerkt: O Mann, du bist ein ganz schöner Zweifler! Das ist ja frustrierend. Habe ich überhaupt etwas zu sagen?

Aber dann habe ich mich an Thomas erinnert. Einen Jünger von Jesus, einen Zweifler. Der hat Jesus nicht geglaubt, dass er von den Toten auferstanden ist. Und Jesus hat ihm nicht gesagt: „Du musst mir aber glauben!“ Nein, Thomas durfte Jesus so nah kommen wie sonst niemand. Er durfte die Wunden vom Kreuz nicht nur sehen, sondern berühren.

Erst dann hat er geglaubt.

Das hat mich beruhigt. Gott nimmt Zweifler ernst. Und so lange ich die Wunden von Jesus nicht persönlich sehen kann, so lange darf ich zweifeln, fragen und trotzdem glauben.

Ihr werdet (hoffentlich) Texte finden, die euch gefallen, und ebenso Texte, über die ihr euch (hoffentlich) ärgert. Dieses Buch soll in erster Linie als Inspirationsquelle oder als unterhaltsame Lektüre zwischendurch dienen. Es soll aber auch zur persönlichen Auseinandersetzung mit Gott und der Welt anregen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Eine Bitte habe ich: Schreibt mir euer Lob und eure Kritik an info@danielschneider.org. Was habt ihr mit Gott erlebt? Ich mag Geschichten – aus der Bibel und aus dem Leben.

Daniel Schneider, im Herbst 2014

# 1  DIE BIBEL – EIN BUCH VOLLER ERZÄHLKUNST

Die Bibel ist ein Buch voller Erzählkunst. Und das wiederum ist ein Markenzeichen des Orients bis heute. Da werden nicht einfach nur die Fakten auf den Tisch geknallt nach dem Motto: So und so sieht’s aus.

Nein, da werden Anliegen, Antworten und Weisheiten in Bilder verpackt und bleiben dadurch nicht bloße Theorie. Da bleibt Spielraum für eigene Interpretationen und eine Geschichte wird so erzählt, dass die Menschen sie verstehen. So hat es auch Jesus gemacht, zum Beispiel bei diesem Gleichnis:

Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er „eins“ von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern – voller Freude. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über „einen“ Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen (Lukas 15,4-7).

Heute hört sich die Geschichte etwas altbacken an, das gebe ich zu. So hat das Martin Luther vor knapp 500 Jahren eben übersetzt. Und Luther hat bei der Bibelübersetzung einen richtig guten Job gemacht. Er hat „dem Volk aufs Maul geschaut“. Damals war das also die absolut angesagte Sprache der Leute. Die haben sich so unterhalten.

Wenn die Bibel für mich mehr sein soll als ein interessantes Geschichtsbuch, dann muss ich mir die Geschichte

a) noch mal in meine heutige Sprache übersetzen und

b) im Zusammenhang anschauen.

Bei der Geschichte mit dem verlorenen Schaf habe ich das folgendermaßen versucht:

Früher gab es viele Schafhirten. Das Bild, das Jesus wählte, ist simpel, aber wirkungsvoll. Jeder hatte den Hirten vor Augen. Aber dass ein Hirte alle anderen Schafe im Stich lässt, um ein einziges zu suchen, das irritierte. Das war unnormal, wirtschaftlich gedacht nicht tragbar.

Jesus hat diese Geschichte ganz gezielt religiösen Besserwissern erzählt. Die haben sich nämlich vorher darüber aufgeregt, dass sich Jesus zu viel mit Dieben, Prostituierten oder Obdachlosen abgibt. Mit dieser Schafsuche sagte er ihnen: Gott liebt besonders diese Menschen. Er überspitzte es sogar, indem er ausdrückte: Diese Menschen sind interessanter.

Ich schätze, heute würde Jesus im Zweifelsfall die Sonntagsmorgengottesdienste schon nach der Begrüßung verlassen. Er würde zum Bahnhofsvorplatz gehen. Bestimmt würde er sich in der Kirchentür noch umdrehen und sagen: „Kommt mit und unterstützt mich! Ihr wisst doch schon, wovon ich rede. Diese Leute noch nicht. Lasst uns Gottes Liebe nicht nur theoretisch weitergeben. Lasst den Worten auch Taten folgen.“

Die Bibel wurde nicht nur von Martin

Luther ins Deutsche übersetzt.

Eine neuere, zeitgemäße Übersetzung ist zum Beispiel die der BasisBibel:

www.basisbibel.de

# 2  EINFACH GUT

Nicht alle Helden der Bibel sind von Anfang an sympathisch. Hier ein Beispiel:

Ein 17-jähriger junger Mann aus Israel hat viele ältere Geschwister. Er ist der Zweitjüngste, aber ein Angeber vor dem Herrn. Josef, so heißt er, fühlt sich immer ein bisschen besser als seine Geschwister. Außerdem ist er der Lieblingssohn seines Vaters, was bei den anderen Brüdern auch nicht wirklich gut ankommt. Eines Tages erzählt Josef ihnen voller Stolz: „Hört doch, was mir geträumt hat. Siehe, wir banden Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf und stand, aber eure Garben stellten sich ringsumher und neigten sich vor meiner Garbe“ (1. Mose 37,6-7).