e9783037882214_cover.jpg

Inhaltsverzeichnis

Cover
Titel
Impressum
PROLOG
01 - EINLEITUNG
1.1 KURZE EINFÜHRUNG
1.2 DIE VIELFÄLTIGEN WIRKUNGEN VON CANNABIS
1.3 GESETZLICHES
02 - ALLGEMEINE GRUNDLAGEN
2.1 VERLAUF DES WACHSTUMS
2.2 DER ANBAU
2.3 ZUBEHÖR UND AUSRÜSTUNG
2.4 CANNABISSORTEN
03 - TECHNISCHE VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN ANBAU
3.1 OPTIMALER STANDORT
3.2 ZUCHTRAUM ODER ZUCHTSCHRANK?
04 - DIE CANNABISPFLANZE – GRUNDLAGEN
4.1 ERDE
4.2 LICHT
4.3 TEMPERATUR
4.4 BEWÄSSERUNG
4.5 LUFT
4.6 NÄHRSTOFFE
4.7 GESCHLECHT DER PFLANZEN
05 - WACHSTUM
5.1 ANBAUTECHNIKEN
5.2 KEIMUNG UND EINPFLANZUNG
5.3 WOCHE 2
5.4 WOCHE 3
5.5 WOCHE 4
5.6 WOCHE 5
5.7 WOCHE 6 BIS 8
5.8 PIKIEREN
5.9 VERMEHRUNG ÜBER STECKLINGE
5.10 VERMEHRUNG ÜBER SAMEN
06 - BLÜTE
6.1 EINLEITUNG DER BLÜTE
6.2 WOCHE 1 BIS 2
6.3 WOCHE 3 BIS 4
6.4 WOCHE 5 BIS 6
6.5 ERNTEZEITPUNKT
07 - PRÄVENTION, KRANKHEITEN, NÄHRSTOFFPROBLEME
7.1 PRÄVENTION FÜR GESUNDES WACHSTUM
7.2 SCHÄDLINGE
7.3 KRANKHEITEN
7.4 PFLEGEFEHLER
7.5 NÄHRSTOFFPROBLEME
7.6 MIKRONÄHRSTOFFE
08 - ERNTE UND WEITERVERARBEITUNG
8.1 BESCHNEIDEN DER BLÄTTER
8.2 AUFHÄNGEN UND TROCKNEN
8.3 NACHBEARBEITUNG
8.4 FERMENTIERUNG
8.5 HERSTELLUNG VON HASCHISCH
8.6 HERSTELLUNG VON CANNABISÖL – STANDARD-EXTRAKTION
8.7 HERSTELLUNG VON CANNABISBUTTER
8.8 HERSTELLUNG VON CANNABISTINKTUR
8.9 THC-GEHALT – ANALYSEVERFAHREN
09 - KONSUMMÖGLICHKEITEN UND GESUNDHEIT
9.1 JOINT
9.2 BONG
9.3 PFEIFE
9.4 VAPORISATOR (VERDAMPFER)
9.5 ORALER KONSUM
9.6 CANNABISTINKTUR
10 - QUELLEN
10.1 BEZUGSQUELLEN
10.2 BIBLIOGRAPHIE
11 GLOSSAR
e9783037882214_i0060.jpg
e9783037882214_i0061.jpg
e9783037882214_i0062.jpg
e9783037882214_i0063.jpg
e9783037882214_i0064.jpg

11 GLOSSAR

AKTIVKOHLE ist ein speziell gefertigtes Kohlenstoffmaterial mit einer großen Fähigkeit Substanzen in unterschiedlichen Aggregatzuständen zu adsorbieren. Dadurch eignet sich Aktivkohle als Filtermaterial für Luftfilter gegen den entstehenden Geruch beim Cannabisanbau.

 

BALDRIAN ist eine Pflanze. Aus der Wurzel gewonnener Saft (Baldrian-Extrakt) eignet sich als Blütestimulans für Pflanzen als Blattspray.

 

BESTÄUBUNG ist der Befruchtungsvorgang bei Pflanzen, wenn Pflanzenpollen auf die Narben treffen und diese befruchten.

 

BLAUTAFELN dienen zur Früherkennung von Thripsen.

 

CALYX ist die Bezeichnung für Blütenkelch. Bei Cannabispflanzen besteht dieser aus zwei von Harz bedeckten Blättern und zwei herauswachsenden weißen Fäden, den Narben.

 

CBD oder Cannabidiol ist die chemische Vorstufe zu THC.

 

CBN oder Cannabinol ist das Abbauprodukt von THC.

 

CHLOROPHYLL ist der grüne Pflanzenfarbstoff.

 

CO2 ist ein unsichtbares und geruchloses Gas. Es ist in sehr geringer Menge in der Luft enthalten und von fundamentaler Bedeutung für den Pflanzenstoffwechsel. Bei hohen Konzentrationen kann es zu Bewusstlosigkeit führen. Durch Umweltverschmutzung erhöht sich die Konzentration dieses Gases und führt zur gefürchteten Klimaerwärmung.

 

COLA bezeichnet die Hauptblüte einer Cannabispflanze. Sie befindet sich an der Spitze weit oben.

 

COOL TUBE ist ein spezieller Glasaufsatz für Natriumdampflampen. Dieser wird mit einem Lüfter verbunden und saugt die heiße Luft aus dem Inneren der Cool Tube aus, welche von dem Leuchtmittel produziert wird. Dadurch kann der Abstand vom Leuchtmittel zu den Pflanzen verringert werden und eignet sich somit perfekt für den Anbau in einem Schrank.

 

D-9 THC ist der Hauptwirkstoff von Marihuana, der den berauschten Effekt verursacht.

 

DIÖZISCH ist die Bezeichnung für Pflanzen, welche zweihäusig sind. Jede Pflanze bildet nur ein Geschlecht aus.

 

DOLOMITKALK ist eine Kalkart die zur Pufferung der Erde gegen schwankende pH-Werte sehr gut geeignet ist. Sie versorgt zusätzlich die Pflanzen mit Kalzium und Magnesium.

 

DRAINAGE bezeichnet die Ableitung von Flüssigkeiten.

 

EC-MESSGERÄTE sind in der Lage die Leitfähigkeit einer flüssigen Lösung zu bestimmen. Dadurch kann man relativ genau messen, wie viel Salz im Wasser enthalten ist.

 

EC-WERT in der Erde gibt uns Auskunft, ob zu viele Salze in der Erde enthalten sind und ob eine Übersalzung droht. Dabei können Pflanzenschäden entstehen. Aus diesem Grund darf das Drainagewasser niemals einen höheren EC-Wert als 2,2 anzeigen.

 

ETHANOL ist die trinkbare Form von Alkohol. Es ist in allen Spirituosen enthalten und kann durch die Leber abgebaut werden. Zudem eignet es sich für Pflanzenextraktionen zum Herstellen von Tinkturen.

 

EXTRAKTION bezeichnet den Vorgang die Wirkstoffe aus einem Material zu entziehen.

 

F1-GENERATION ist die erste Nachfolgergeneration.

 

FARBSPEKTRUM bezeichnet Bereiche von Wellenlängen des Lichtes.

 

FASERHANF sind bestimmte Hanfarten und Sorten die zur Gewinnung von Fasern besonders gut geeignet sind. Diese enthalten bis zu 30 Prozent Faseranteil.

 

FERMENTATION ist der enzymatische Vorgang zum Abbau von Glucose und Pflanzenfarbstoffen.

 

FLORA bezeichnet den pflanzlichen Anteil im Ökosystem.

 

FUNGIZIDE sind Substanzen, welche die Eigenschaft besitzen Pilze und Pilzsporen abzutöten. Dadurch kann man Schimmelbildung vermeiden.

 

GÄRUNG ist der Vorgang unter anaerober Atmosphäre (ohne Sauerstoff) aus Glucose mit Hilfe von bestimmten Pilzstämmen (zum Beispiel Bierhefe) Ethanol zu produzieren. Als Abfallprodukt entsteht CO2 Gas.

 

GEILWUCHS bezeichnet den Zustand besonders starken Längenwachstums aufgrund von Lichtmangel. Dabei kann die Pflanze einen zu dünnen Stiel entwickeln und abknicken.

 

GROW BOX ist eine Kiste die dazu geeignet ist kleine bis mittlere Pflanzen aufzuziehen.

 

GROW ROOM ist ein Raum der speziell für den Anbau von Cannabispflanzen designed wurde.

 

GROW SCHRANK ist eine Zuchtanlage in einem Schrank zum Anbauen von Cannabispflanzen.

 

HASCHISCH bezeichnet die schwarze Masse, die von abfallenden Harzdrüsen aus Cannabisblättern und Marihuana gewonnen wird.

 

HEPA FILTER dienen zum Filtern der Luft. Durch ihre extrem feine Struktur werden sogar kleinste Teilchen aus der Luft aufgefangen. Zusätzlich haben HEPA Filtergeräte häufig die Funktion Ozon zu produzieren, welches Gerüche bindet. Dadurch entsteht eine hochreine und geruchslose Luft.

 

HERMAPHRODIE ist die Ausbildung von männlichen und weiblichen Sexualmerkmalen (Blüten und Pollen) an der selben Pflanze.

 

HOT-SPOTS entstehen bei schlechten Reflektoren. Dadurch wird das meiste Licht an eine Stelle geleitet und die Ausleuchtung ist nicht gleichmäßig.

 

HYBRID ist eine Kreuzung zweier Arten.

 

HYDROPONIK bezeichnet den erdlosen Anbau. Die Pflanzen wachsen dabei in alternativen Substraten als Erde.

 

HYGROMETER ist ein Gerät zum Messen der Luftfeuchtigkeit.

 

INTERNODE ist die Stelle, wo die Blätterpaare entspringen.

 

ISOPROPANOL-2 ist eine weniger giftige Alkoholart zur sicheren Anwendung bei diversen chemischen Vorgängen wie Synthesen und Extraktionen. Bei Kontakt mit Augen und Schleimhaut reizend. Bei Inhalation betäubend. Daher stets Schutzbrille tragen und in gut ventilierten Räumen arbeiten. Leicht entflammbar.

 

KELVIN bezeichnet die Lichttemperatur, welche sich aus den Anteilen der einzelnen Farbspektren ergibt. Je kälter das Licht, desto höher die Kelvin Temperatur, je wärmer das Licht, desto niedriger.

 

KLON ist eine genetische Kopie eines lebenden Organismus.

 

LÖSCHKALK ist eine gut wasserlösliche Kalkzubereitung, welche auch nachträglich mit dem Gießwasser in die Erde gebracht werden kann. Dadurch ist auch eine nachträgliche pH Stabilisierung möglich.

 

LUMEN ist die Maßeinheit für abstrahlendes Licht.

 

LUX ist der Wert der Helligkeit per Quadratmeter. Lumen / Fläche = Lux.

 

MARIHUANA sind die Blüten von der Cannabispflanze.

 

METAL-HALOGEN ist ein spezielles Leuchtmittel, welches hauptsächlich Licht im Blaubereich emittiert.

 

MINERALDÜNGER sind konzentrierte Zusammensetzungen von unterschiedlichen Mineralen, die zum Düngen von Pflanzen geeignet sind.

 

NATRIUMDAMPFLAMPE ist eine Entladungslampe, die Licht in allen Lichtspektren emittiert. Diese eignen sich zum Anbau von Cannabis am meisten.

 

NEKROSE bezeichnet das braun-schwarz Werden und Absterben von Gewebe.

 

OUTDOOR ANBAU bezeichnet den Cannabisanbau in freier Natur oder Garten.

 

OXIDATION ist die Reaktion einer Substanz mit Sauerstoff. Dabei wird ein Sauerstoffatom der Substanz hinzugefügt. Das Gegenteil ist die Reduktion.

 

PERLITE ist ein weißes und körniges Vulkangestein. Es dient dazu die Erde aufzulockern und gibt den Wurzeln ständig Feuchtigkeit ab. Dadurch entsteht keine Staunässe in den Töpfen.

 

PETROLETHER ist die allgemeine Bezeichnung für niedrig siedende Benzinverbindungen. Petrolether wird in der Chemie aufgrund seiner guten Eigenschaften als Lösungsmittel verwendet. Bei Kontakt mit Augen, Haut oder Schleimhaut kann eine Reizung mit Blasen entstehen. Inhalation reizt stark die Atemwege. Beim verschlucken sofort Notruf, da Lebensgefahr besteht. Kann zudem Schwindelgefühl und Erbrechen bei längerer Exposition verursachen. Daher immer mit Schutzbrille und Handschuhen arbeiten. Sehr leicht entflammbar.

 

PH-WERT gibt Auskunft über den Säure- oder Baseanteil.

 

PHÄNOTYP ist das äußere Erscheinungsbild.

 

PHOTOSENSIBEL bezeichnet die Fähigkeit auf die Dauer der Beleuchtung zu reagieren und auf dieser Grundlage die Entwicklung zu steuern. Bei Hanf reagiert die Pflanze bei 18-stündiger Beleuchtung mit Wachstum, bei 12-stündiger Beleuchtung stellt die Pflanze ihre Entwicklung auf die Blüte um.

 

PHOTOSYNTHESE ist der chemische Vorgang aus Licht, Luft und Nährstoffen Energie zu speichern.

 

PIKIEREN bedeutet auch umpflanzen in einen größeren Topf.

 

PK13/14 ist ein konzentrierter Phosphor- und Kaliumdünger, der für die Blüte häufig verwendet wird.

 

POLLEN sind die Überträger des genetischen Materials (Bei Cannabis von männlichen Pflanzen) zur Befruchtung der Narben.

 

POLLENKAPSELN werden von männlichen Cannabispflanzen entwickelt und enthalten große Mengen gelber Pollen.

 

PPM ist die Abkürzung für die Maßeinheit von parts per million.

 

PRIMORDIA ist die Bezeichnung für frühgeschlechtliche Merkmale.

 

REINERBIG ist eine Pflanze, wenn sie in sehr vielen Generation durch Inzucht ihre Genetik stabilisierte.

 

REPRODUKTIVE PHASE bezeichnet den Zustand der Blüte.

 

SCHÄDLINGE sind Insekten, Spinnentiere und Wirbellose, welche sich auf parasitäre Weise von einem Wirt ernähren und ihn somit schwächen.

 

SCHWARZER AFGHANE ist eine Haschischart.

 

SEA OF GREEN (SOG) ist eine Anbautechnik bei der viele Pflanzen auf kleiner Fläche wachsen.

 

SORTE ist eine auf bestimmte Eigenschaften gezüchtete Cannabisart.

 

SOXHLETH-VERFAHREN ist ein spezielles Verfahren für pflanzliche Extraktionen. Dabei läuft das Lösungsmittel mehrere Male durch das pflanzliche Material und sammelt im unteren Gefäß das Extrakt an. Anschließend verdampft das Lösungsmittel und läuft erneut hindurch. Dadurch erreicht man eine sehr schnelle und effiziente Extraktion.

 

SPOREN sind einzellige Keimzellen von Pilzen die sich im richtigen Klima vermehren und sich zu einem Mycel entwickeln.

 

STECKLING ist eine durch Klonieren hergestellte Pflanze mit Wurzeln.

 

STERIL bezeichnet den Zustand eines Materials ohne lebende Bakterien, Pilze und Viren.

 

STOMATA sind die Atmungsdrüsen von Pflanzen, über welchen Sauerstoff und CO2 aufgenommen und abgegeben wird.

 

STRESS entsteht für Pflanzen, wenn sich plötzlich ihre Umgebung ändert oder wenn es keinen stabilen Tages- und Nachtrhythmus gibt.

 

TORFQUELLTOPF sind kleine, gepresste Torfplatten, welche bei Kontakt mit Wasser aufquellen. Sie eignen sich zur Keimung von Samen oder zum Bewurzeln von Stecklingen.

 

TRICHOM bezeichnet die Harzdrüsen.

 

UV-Licht ist das Spektrum im Bereich von ca. 280 bis 400 nm Strahlenlänge. Es kann Zellschäden verursachen und in längerer Exposition bei Menschen Hauttumore auslösen.

 

VAPORISATOR ist ein Gerät, welches zum Verdampfen von Kräutern und anderen Substanzen dient. Dabei werden großteils nur die Wirkstoffe verdampft und es entstehen keine krebserregenden Verbrennungsgase.

 

VEGETATIVE PHASE ist die Zeit, wenn sich Pflanzen im Wuchs befinden.

 

VERMICULIT ist ein Material zum Auflockern von Erde. Es besteht aus Aluminium-Eisen-Magnesium-Silikat.

 

VOLLDÜNGER beinhalten mindestens N-P-K (Stickstoff-Phosphor-Kalium) und enthalten oft noch zusätzliche Nährstoffe. Sie decken in der Regel alle Bedürfnisse einer Pflanze.

 

ZEITSCHALTUHREN sind Stromschalter, welche zu programmierten Zeiten den Strom an- oder ausschalten können. Dadurch ist es möglich den Pflanzen einen Tages- und Nachtrhythmus zu ermöglichen.

01

EINLEITUNG

1.1 KURZE EINFÜHRUNG

Hanf (Cannabis Sativa L.) ist eine uralte Kulturpflanze, die den Menschen seit früher Zeit begleitet und vielfältige Verwendung findet. Die medizinische Wirksamkeit von Hanf ist seit Jahrtausenden ebenso bekannt wie die Reißfestigkeit und die Absorbierungsfähigkeit der Fasern. Die Schifffahrt nutzte Hanf zur Herstellung von Segeln und Tauen, die erste Bibel wurde auf Hanfpapier gedruckt und die erste Jeans aus Hanfstoff gewebt. In vielen ländlichen Gegenden erinnern sich die alten Bauern noch heute an ihr Knasterpfeifchen, das sie nach harter Arbeit genüsslich zum Feierabend rauchten. Heute unterliegt diese hanfhaltige Pfeifenmischung dem Betäubungsmittelgesetz und ist verboten.

Cannabis ist eine verhältnismäßig anspruchslose und sehr anpassungsfähige Pflanze. Je nach Bodenbedingungen und Klima passt sich die Pflanze den Gegebenheiten ihrer Umwelt an und entwickelt an vielen Orten dieser Welt unterschiedliche Phänotypen.

Nicht zuletzt aufgrund des weltweiten Hanfverbots haben sich vor einigen Jahrzehnten in den als liberal geltenden Niederlanden einige Hanffreunde auf die Züchtung von Cannabis spezialisiert und so genannte Samenbanken gegründet. Mittlerweile stehen unzählige Hanfsorten zur Auswahl, die besonders für den privaten Anbau bestimmt sind. Wichtig bei der Entscheidung für eine bestimmte Hanfsorte ist zunächst die Klärung der Anbaumethode. Soll der Anbau drinnen unter künstlichen Bedingungen (Indoor) oder draußen in freier Natur beziehungsweise im Gewächshaus (Outdoor) erfolgen?

Heute sind die weltweit über 1.000 Hanfsorten so differenziert entwickelt, dass sich Wirkspektrum, Ertragsmenge und Wachstumsverhalten nach Wunsch erzielen lassen. Selbst auf kleinster Fläche lässt sich Hanf kultivieren und ein beachtlicher Ertrag bei hoher Qualität erzeugen.

1.2 DIE VIELFÄLTIGEN WIRKUNGEN VON CANNABIS

»Gott bringt aus der Erde
Heilmittel hervor, der Einsichtige
verschmäht sie nicht.«

(Das Buch Jesus Sirach, Kapitel 38,4)

 

 

Die Cannabispflanze ist eine wirkungsvolle Medizin für verschiedenste Krankheiten. Die Blüten enthalten über 400 Inhaltsstoffe, deren genaue Wirkungen bis heute nicht vollständig wissenschaftlich erforscht sind. Im Laufe der Zeit entwickelte sich Cannabis als wirkungsvolles Heilmittel für verschiedene Anwendungsgebiete. Obwohl die medizinische Wirksamkeit von Cannabis wissenschaftlich belegt ist, wird die Erforschung der verantwortlichen Wirkstoffe und die Entwicklung neuer Arzneimittel stark eingeschränkt.

Auf den folgenden Seiten sind einige Beispiele zusammengefasst, die auf kompakte Weise zeigen, wie vielfältig und effektiv Cannabis als Medizin tatsächlich ist.

Die vorgestellten Beispiele dienen lediglich der Information. Regelmäßiger hochdosierter und unsachgemäßer Cannabiskonsum kann zur psychischen Gewöhnung führen. In diesen Fällen ist der Konsum gänzlich zu stoppen oder zumindest deutlich zu reduzieren. Außerdem sollten die eigentlichen Ursachen für den massiven Cannabisgebrauch untersucht und gegebenenfalls behandelt werden.

Eventuelle Therapien mit Cannabis sollten Sie stets nur nach Absprache mit einem Facharzt durchgeführen. In einigen Fällen ist auch eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung möglich – was allerdings meist recht langwierig und mit erheblichem Aufwand verbunden ist.

AIDS

Aids-Patienten leiden besonders stark an Übelkeit und Appetitlosigkeit. Dies hat Gewichtsverlust zur Folge und schwächt den Körper.

Immer wieder berichten Patienten, dass Cannabis ihren Appetit deutlich steigert und sie wieder richtigen Hunger verspüren.

SCHMERZMITTEL, CHEMOTHERAPIE UND ÜBELKEIT

Schon eine geringe Menge von nur 5 bis 20 Milligramm D-9 THC wirkt deutlich schmerzlindernd und kann zudem die Wirkung von Opiaten verstärken. Mit Cannabis benötigt der Schmerzpatient eine geringere Dosis Opiate und lassen sich die Nebenwirkungen vermindern.

Im Bereich der Chemotherapie erbrachten mehr als 40 Studien den Nachweis, dass bestimmte Cannabiswirkstoffe die Übelkeit und das damit verbundene Erbrechen deutlich reduzieren.

Somit hat Cannabis eine Breitbandwirkung, die schmerzlindernd wirkt, Übelkeit und Erbrechen mindert und gleichzeitig den Appetit anregt.

ASTHMA

Ähnlich wie die bekannten Asthmamedikamente »Salbutamol, Isoprenalin« wirkt Cannabis bronchienerweiternd. Speziell für diese Patientengruppe empfiehlt sich der orale Konsum von Cannabis in Form einer Tinktur (s. K. 8.8).

Während ich dieses Buch schrieb, habe ich von einem interessanten Fall erfahren: Ein jugendlicher Asthmatiker im Alter von etwa 16 Jahren berichtete, dass er beim Betreten der Scheune schlechter atmen könne und dann stets ein Asthmaspray anwenden müsse, um wieder Luft zu bekommen. Eines Tages hatte er in jener Scheune einige Freunde zu Besuch. Gemeinsam rauchten sie einen Joint. Auch der Jugendliche zog an dem Joint. Voller Begeisterung berichtete er, dass er danach für etwa zwei bis drei Stunden kein Asthmaspray brauchte. Er hätte sogar deutlich besser Luft bekommen, als wenn er das Spray benütze.

Zwar ist das Rauchen von Joints für Asthmatiker nicht empfehlenswert, jedoch zeigt dieses Beispiel sehr gut, welche medizinische Wirksamkeit Cannabis besitzt und gerade bei so genannten Volkskrankheiten wie Asthma alternative Behandlungsmöglichkeiten bietet.

DEPRESSIONEN UND GEISTESZUSTÄNDE

Cannabis zeigt häufig eine stimmungsaufhellende Wirkung. Unter ärztlicher Aufsicht könnten auch Patienten, die unter Depressionen und Angstzuständen leiden, mit Cannabis behandelt werden. So ließen sich die Einnahme von Antidepressiva verringern oder absetzen und somit auch die damit einhergehenden schädlichen Nebenwirkungen vermeiden.

Wie bei allen Medikamenten kann der unsachgemäße Konsum von Cannabis auch das Gegenteil bewirken, sodass sich bereits vorhandene Depressionen und Angstzustände verstärken. Latent vorhandene Geisteskrankheiten wie Schizophrenie können ebenfalls durch Cannabiskonsum ausgelöst werden. Cannabis verursacht also nicht die Geisteskrankheit, sondern kann eine bereits vorhandene, aber bisher nicht diagnostizierte Krankheit (vorzeitig) auslösen. In einem solchen Fall muss der Konsum sofort eingestellt werden.

TOURETTE-SYNDROM

Mehrere Studien beweisen, dass Cannabis das Krankheitsbild bei Patienten mit Tourette-Syndrom positiv beeinflussen kann. So berichten zahlreiche Patienten, dass sie mit Cannabis weniger Ticks haben oder diese sogar vollständig kontrollieren können. Dabei stellte sich eine Dosis von 5 bis 10 Milligramm als wirkungsvoll heraus. Dies entspricht einem kleinen Joint.

Bekannt ist besonders die Studie der Medizinischen Hochschule Hannover, die unter der Leitung von Dr. Kirsten Müller Vahl durchgeführt wurde. Diese Studie bestätigt die Ergebnisse vorheriger Untersuchungen zur Wirksamkeit von Cannabis beim Tourette-Syndrom.

LIBIDO

Der Cannabis-Wirkstoff THC steigert die Libido. Wissenschaftler vom Baylor College of Medicine in Houston untersuchten weibliche Ratten, denen die Eierstöcke entfernt worden waren und deren Libido sich durch diesen Eingriff reduzierte. Die Verabreichung von Östrogenen steigerte das sexuelle Interesse der Tiere wieder ein wenig. Nach der Gabe von THC stieg das sexuelle Interesse der Tiere jedoch besonders stark an. Die Dosis wurde weiter gesteigert, bis die Wirkung abnahm. Diese Studie belegt die Wirksamkeit von Cannabis als Aphrodisiakum. Viele Konsumenten berichten über einen stärkeren Sexualtrieb nach dem Genuss von Cannabis.

MULTIPLE SKLEROSE

Das Unternehmen »GW Pharmaceuticals« hat in Großbritannien die Zulassung zur Entwicklung von cannabishaltigen Medikamenten erhalten. Wissenschaftliche Studien mit MS-Patienten zeigten sehr gute Ergebnisse. Die Testpersonen litten deutlich weniger unter Schmerzen, spastischen Anfällen und Schlafstörungen.

Auch die »Bayer AG« arbeitet an der Entwicklung eines ähnlichen Medikaments auf Grundlage von Cannabis. Das Medikament soll unter dem Namen »Sativex« in Form eines Mundsprays auf den Markt kommen.

GLAUKOM

Als Glaukom wird eine Augenerkrankungen in Verbindung mit einem fehlerhaften Augeninnendruck bezeichnet. Dadurch steigt der Druck im Auge und presst Augenflüssigkeit heraus. In einigen Studien konnte die Wirksamkeit von THC als Ergänzungstherapie nachgewiesen werden.

BUCHTIPP

Die Bücher »Cannabis und Cannabinoide« von Franjo Grotenhermen und »Hanf als Heilmittel« von Christian Rätsch sind sehr empfehlenswert.

1.3 GESETZLICHES

In den meisten Ländern der Welt sind sämtliche Bestandteile der Pflanze sowohl in frischem wie in getrocknetem Zustand verboten. In einigen Ländern, unter anderem in Deutschland und in der Schweiz, unterliegen auch die Samen dem Betäubungsmittelgesetz. Die liberalste und erfolgreichste Drogenpolitik handhaben seit über 30 Jahren die Niederlande. In einigen Ländern, unter anderem in Kanada, einigen US-Bundesstaaten und in Großbritannien können Patienten eine Sonderregelungen für die medizinische Verwendung von Cannabis beantragen.

Wenn auch die Gesetzeslage, die Verfolgung und das mögliche Strafmaß von Land zu Land, von Bundesland zu Bundesland beziehungsweise von Kanton zu Kanton erhebliche Unterschiede aufweist, gibt es doch grundsätzliche Gemeinsamkeiten. Verfolgt werden im Allgemeinen der Anbau, der Besitz, die Weitergabe, der Handel sowie die Einfuhr und die Ausfuhr von Hanf. Gleiches gilt für die Unterstützung dieser Tätigkeiten. Je nach Schwere des Delikts werden Geldstrafen oder mehrjährige Gefängnisstrafen verhängt sowie die Beschlagnahmung von Besitz und Geldern angeordnet. Im Zusammenhang mit Handel, Ein- und Ausfuhr melden sich häufig auch das Finanzamt und der Zoll.

Der in diesem Buch beschriebene Anbau zum Eigenbedarf setzt voraus, dass dieser in Ihrem Bundesland / Kanton gesetzlich genehmigt oder toleriert wird. Beachten Sie unbedingt, wie viele Pflanzen vom lokalen Gesetzgeber als »geringe Menge zum Eigenbedarf« akzeptiert werden. Informieren Sie sich ausführlich über die gesetzliche Situation vor Ort.

Angesichts der gesetzlichen Lage sollte jeder Cannabisbefürworter in seinem Land für sein Recht eintreten und sich für die Liberalisierung von Cannabis einsetzen. Dies ist beispielsweise in Vereinen, auf Kundgebungen oder auf schriftlichem Wege möglich.