Anmerkungen

Kapitel 1

1 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21.7.2014

2 Traueranzeige vom 29.7.2010, abgedruckt in mehreren Tageszeitungen, z.B. in den Westfälischen Nachrichten

3 Am 10.4.2013, als Flugblatt und auf der Firmenwebsite

4 Gegenüber Der Spiegel, Nr. 31/2010

Kapitel 2

5 Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 10.4.2013

6 FAZ vom 21.7.2014

7 FAZ vom 21.7.2014

8 U.a. in der FAZ vom 21.7.2014

Kapitel 3

9 So bei Josef Nyary, ALDI Jahre wieder, Freiburg 2012, S. 12

10 Dieses und alle weiteren Zitate aus Gespräch mit dem Verfasser, 2009

11 FAZ vom 21.7.2014

12 Hier und im Folgenden zitiert nach vollständiger Wiedergabe bei Dieter Brandes, Konsequent einfach, Frankfurt, 2. Aufl. 2001, S. 19 ff.; dort wiederum zitiert als: »Wörtlich wiedergegebener Fachvortrag, Lebensmittel-Zeitung 4.9.1975«

13 Gespräch mit dem Verfasser, 2009

14 Telefonisches Gespräch mit dem Verfasser, 2014

Kapitel 4

15 Telefonisches Gespräch mit dem Verfasser, 2014

16 Gespräch mit dem Verfasser, 2014

17 Brandes, Konsequent einfach, S. 126

18 FAZ vom 21.7.2014

19 Telefonisches Gespräch mit dem Verfasser, 2014

20 WAZ vom 13.2.1962

21 Dieses und alle weiteren Zitate aus Gespräch mit dem Verfasser, 2014

22 Hans Otto Eglau in WAZ vom 16.12.1971

23 Der Spiegel, Nr. 12/1971

24 »Die verheimlichte Milliarde« in: Die Zeit vom 3.7.1970

25 Michael Jungblut, Die Reichen und die Superreichen in Deutschland, Hamburg 1971

Kapitel 5

26 So beschreibt es Ollenburg selbst in seinen Memoiren, denen wir auch die Darstellung der Entführung in groben Zügen entnehmen: Heinz ­Joachim Ollenburg/Angela Poeck, va banque. Die 7-Millionen-Entführung eines Multimillionärs. Opladen 1973, passim

27 Der Spiegel, Nr. 12/1971

28 »Die verheimlichte Milliarde«, in: Die Zeit vom 3.7.1970

29 Ollenburg/Poeck, va banque, S. 102

30 Deutsche Welle zum Tod Theo Albrechts, 28.7.2010 Link: http://www.dw.de/theo-albrecht-der-mitbegr%C3%BCnder-des-discounters-aldi-ist-tot/av-5846427

31 Ollenburg/Poeck, va banque, S. 71 ff.

32 WAZ vom 18.12.1971

33 Eberhard Fedtke, ALDI Geschichten. Ein Gesellschafter erinnert sich, ­Herne 2012, S. 220

34 So der Gebrauchtwagenhändler laut Auto Bild vom 3.8.2010

35 Der Spiegel, Nr. 31/2010

Kapitel 6

36 So in Brandes, Konsequent einfach, S. 28: »nach Auswertung der Fachpresse und Einschätzung des Verfassers«

37 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 142 ff.

38 Dieter Brandes, Konsequent einfach. Die ALDI-Erfolgsstory, Frankfurt 1998; Dieter Brandes, Die 11 Geheimnisse des ALDI-Erfolgs, Frankfurt 2003; Eberhard Fedtke, ALDI Geschichten

39 Brandes, Konsequent einfach

40 Brandes, Konsequent einfach, S. 26

41 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 43

42 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 46

43 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 60

44 Andreas Straub, ALDI – Einfach billig. Ein ehemaliger Manager packt aus, Reinbek 2012, S. 202

Kapitel 7

45 Telefonisches Interview mit dem Verfasser, 2014

46 »Eine schrecklich schräge Familie« in: manager magazin, Nr. 12/2014

47 Telefonisches Interview mit dem Verfasser, 2014

48 FAZ vom 21.7.2014

49 Hannes Hintermeier, Die ALDI-Welt. Nachforschungen im Reich der Discount-Milliardäre, München 1998, S. 111

50 Dieter Brandes, Die 11 Geheimnisse des ALDI-Erfolgs, S. 29

51 Straub, Einfach billig, S. 142

52 Der Spiegel, Nr. 18/2012

53 Marius Lichtenberg, Fünf Jahre »Wahnsinn« Aldi, Frankfurt o. J. (nach 2010) passim

54 Straub, Einfach billig, S. 168

55 Straub, Einfach billig, S. 50

56 Handelsblatt, Nr. 138 vom 22.7.2014

57 FAZ vom 21.7.2014

58 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 148

59 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 33

60 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 186

61 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 186 ff.

62 Der Spiegel, Nr. 18/2012

63 Der Spiegel, Nr. 18/2012

64 Straub, Einfach billig, S. 314

65 Brandes, Konsequent einfach, S. 25

66 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 156

67 Der Spiegel, Nr. 18/2012

68 Straub, Einfach billig, S. 181

69 Telefonisches Interview mit dem Verfasser, 2014

70 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 30

71 Brandes, Konsequent einfach, S. 263

72 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 234 ff.

73 Hintermeier, Die ALDI-Welt, S. 73

74 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 99

75 Der Spiegel, Nr. 31/2010

76 manager magazin vom 20.6.2010

77 Die Welt vom 29.7.2010

78 stern vom 22.7.2014

79 FAZ vom 21.7.2014

80 Fedtke, ALDI Geschichten, z.B. S. 58 ff.

81 Brandes, Konsequent einfach, S. 174

82 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 183

83 Brandes, Konsequent einfach, S. 173

84 Z.B. manager magazin vom 20.6.2010

85 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 245

86 Brandes, Konsequent einfach, S. 171

87 Brandes, Konsequent einfach, S. 173

88 Brandes, Konsequent einfach, S. 79 ff.

89 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 86 ff.

90 Geschildert bei Fedtke, ALDI Geschichten, S. 89 ff.

91 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 255 f.

92 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 93

93 Straub, Einfach billig, S.144

Kapitel 8

94 FAZ vom 21.7.2014

95 Zeit Magazin vom 13.6.1997

96 Hintermeier, Die ALDI-Welt, S. 15 ff.

97 Süddeutsche Zeitung vom 8.4.2004

Kapitel 9

98 manager magazin vom 20.6.2010

99 manager magazin vom 16.4.2012

100 manager magazin, Nr. 12/2014

101 SZ vom 17.5.2010

102 So schildert es eine beteiligte Journalistin dem ZDF; »ZDFzeit: Die Aldi-Story«, Sendung vom 9.12.2014

103 Der Spiegel, Nr. 31/2010

104 Z.B. in der WAZ vom 7.12.2012

105 SZ vom 20.1.2015

106 Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 11.1.2015

107 Spiegel Online vom 19.1.2015

108 manager magazin, Nr. 12/2014

109 Der Spiegel, Nr. 31/2010

110 Z.B. Der Spiegel, Nr. 18/2012

111 manager magazin, Nr. 12/2014

112 Z.B. manager magazin, Nr. 12/2014

113 SZ vom 25.1.2013

114 Nyary, ALDI Jahre wieder, S. 91

115 Fedtke, ALDI Geschichten, S. 18

116 FAZ vom 21.7.2014

117 FAZ vom 21.7.2014

118 manager magazin, Nr. 12/2014

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1. Auflage 2015

 

 

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Redaktion: Monika Spinner-Schuch, Bad Aibling

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Satz: inpunkt[w]o

 

 

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Inhalt

1. Die Suche nach den verschwundenen Brüdern

2. Die Vorgeschichte

3. Erste Erfolgsphase

4. Krise und Verwandlung

5. Die Entführung

6. Aldi nimmt Formen an

7. Charakterfragen

8. Aldi wird Kult

9. Ende einer Ära

Anhang

Über den Autor

Anmerkungen

1. Die Suche nach den verschwundenen Brüdern

Karl und Theodor Albrecht haben binnen weniger Jahrzehnte aus einem einzigen Tante-Emma-Laden im Essener Vorort Schonnebeck ein internationales Discount-Imperium gemacht – mit Tausenden von Läden, mit Milliardenumsätzen. Die Brüder sind dabei unglaublich reich geworden, galten jahrelang als die wohlhabendsten Deutschen und zählten sogar eine Zeit lang offiziell zu den zehn reichsten Menschen der Welt. Sie haben mit ihren Albrecht- und ­Aldi-Läden ein wichtiges Kapitel der deutschen Wirtschafts­geschichte geschrieben. Mehr als das: Sie haben unser Konsumverhalten verändert und damit unsere Art zu leben geprägt. Sie haben also auch Gesellschafts- und Kulturgeschichte geschrieben. Ein Einfluss, der in dem kritischen und doch staunend-bewundernden Wort von der »Aldisierung« gipfelte, Chiffre für die Verbreitung eines Lebensgefühls, das nach der Jahrtausendwende von einer anderen Firma mit dem Werbeslogan »Geiz ist geil« zynisch auf den Punkt gebracht wurde. Gründe genug, sich für Karl und Theodor Albrecht zu interessieren. Die aber verbargen sich wie Phantome vor der Öffentlichkeit, machten ein großes Geheimnis um sich und um Aldi. Sie haben ihrem Unternehmen eine unübersichtliche Struktur gegeben und es nach außen fast vollständig abgeschottet. Sie haben ihr Reich überdies in zwei Hälften geteilt, Nord und Süd, aus schwer verständ­lichen Gründen und entlang einer rätselhaft erratisch verlaufenden Grenze. Das alles ließ sie nur umso interessanter erscheinen. Doch die Spurensuche ist mühsam.

Die üblichen Verdächtigen

Vor etwa 20 Jahren, als man sich allgemein der Größe und der Bedeutung des Aldi-Imperiums so recht bewusst wurde, erwachte das öffentliche Interesse an den mittlerweile alten Herren erst richtig. Und man nahm staunend zur Kenntnis, dass Karl und Theo ­Albrecht nach 1953 nicht mehr mit der Öffentlichkeit gesprochen hatten, nicht über sich selbst und ihre Familien, nicht über ihr Geschäft. Es gibt nicht einmal richtige Fotos von ihnen. Sie haben ­ihre Firmen und ihre Mitarbeiter zu ebenso rigorosem Schweigen vergattert und sie haben erreicht, dass sich auch ihre Familien und ihr weiteres privates Umfeld – soweit man von einem solchen ­reden kann – an das Schweigekartell gebunden fühlen. Nur zwei ehemalige Manager haben ihre persönlichen und subjektiven Eindrücke von einem der Brüder und seinem Unternehmen veröffentlicht. Ihre Beobachtungen dienen seither zahlreichen Artikeln und einigen ­wenigen Büchern als leicht wiederzuerkennende Basis. Ansonsten bietet der Mangel an belastbaren Fakten weiten Raum für apokryphe Anekdoten und reine Mythen, manchmal leicht, manchmal schwierig und manchmal gar nicht zu verifizieren, aber jedenfalls immer wieder gerne abgeschrieben. Mal werden die Albrecht-Brüder und ihre Verdienste distanzlos gepriesen, mal werden sie ­unsachlich und in schnoddrigem Ton kritisiert. Der Rest ist frustrierte Klage über das eigene Scheitern am Schweigen der Zeitzeugen und an den schon sprichwörtlichen Antworten der Aldi-Firmenzentralen, die stereotyp »aus grundsätzlichen Erwägungen« eben keine Antworten waren. Noch Ende 2014 war das Dilemma in einer Art ­Doku-Drama des ZDF über die Albrechts zu besichtigen: Die Autoren ließen weitgehend »übliche Verdächtige« zu Wort kommen: die beiden Aldi-Manager und ein paar Journalistenkollegen, die sich zuvor schon an dem Thema abgearbeitet hatten. Dazwischen imaginierte Szenen aus dem Leben der Brüder, nicht ohne Scheu vor dem einen oder anderen bereits widerlegten Mythos. Im Norden, im Süden: nichts Neues.

Wer sich in den letzten paar Jahren recherchierend und schreibend mit den Albrecht-Brüdern auseinandersetzte, tat das wohl mit wachsender Resignation einerseits – und mit einer kleinen, verzweifelten Hoffnung andererseits. Resignation, weil eine größere Offenheit bei den Firmen, gar ein Zugang zu den Archiven durchaus nicht abzusehen war, weil potenzielle Zeitzeugen, zumal für die frühen Jahre, mit jedem Tag bedrohlich älter und weniger wurden. Solche Sorge betraf natürlich auch die beiden nahezu 90-jährigen Brüder selbst. Wären sie, den Willen vorausgesetzt, überhaupt noch in der Lage, zu erzählen, und wie lange noch? Die leise Hoffnung wiederum beruhte auf der bekannten Tatsache, dass verschlossene Männer im ­Alter manchmal zu einer gewissen Milde neigen und dann doch aus der Vergangenheit erzählen – zumal über Dinge, die sie sich mit einigem Recht als Erfolge anrechnen können. Der Autor vorliegender Zeilen gesteht offen, dass er den einen oder anderen Artikel geradezu appellativ hat ausklingen lassen mit einer kaum verhohlenen Aufforderung an die Brüder und ihre Familien, sich bitte doch noch irgendwann irgendwem zu öffnen. Nicht, um Sensationsgier zu befriedigen oder allzu indiskrete Fragen nach ihrem Reichtum, ihrem Privat­leben zu beantworten, sondern um die Leerstellen besonders in der Albrecht-Frühgeschichte zu füllen und die irritierend vielen Ungereimtheiten auszuräumen. Dazu der Hinweis, dass die Gesellschaft doch ein gewisses Recht habe, etwas über jene Männer zu erfahren, die unser Leben so beeinflusst haben. Goldene Brücken, den ­Albrechts vermutlich nie zu Gesicht gekommen. Der Autor gibt auch zu, sich in besonders kühnen Träumen vorgestellt zu haben, das Telefon werde irgendwann klingeln und eine Altmännerstimme am anderen Ende werde etwas ungehalten ungefähr so sagen: »Ja, Albrecht hier. Hören Sie, ich will Ihnen mal sagen, wie das alles damals wirklich war . . .« Das Telefon hat nicht geklingelt.

Karl Albrecht spricht – zu spät

Das heißt: Es hat doch geklingelt. Aber woanders, bei Mathias Müller von Blumencron, Online-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für ihn wurde der Traum aller frustrierten Albrecht-­Rechercheure wahr: Karl Albrecht wollte erzählen, endlich, und erklärte sich zu einer Reihe von Interviews bereit. Leider, auch das kommt eben vor bei alten Männern, die am Ende ihres Lebens ­Bilanz ziehen und Unerledigtes aufarbeiten wollen, leider hat Karl Albrecht seinen Entschluss zu spät gefasst. Nach dem ersten Gespräch in seinem Haus, es war wohl in erster Linie ein Vorgespräch »zum Aufwärmen«, ist Karl Albrecht schwer erkrankt und dann 94-jährig gestorben. So hat er, 61 Jahre nach einem inzwischen berühmten Fachvortrag vor Einzelhandelskollegen, nur mehr ein paar Tupfer und Striche am öffentlichen Bild vom Aldi-Aufstieg anbringen können. In den daraus entstandenen Artikel1 haben sich zudem leider ein paar Fehler und Vagheiten eingeschlichen, die einem mit der Albrecht-Story einigermaßen vertrauten Interviewpartner hätten auffallen müssen. Man darf dem Autor allerdings zugutehalten, dass dieses vorbereitende Gespräch wohl kaum geeignet war, bereits nachzuhaken oder Fakten im Detail zu klären. Das wäre sicher noch in den folgenden Interviews geschehen. Ärgerlicher ist, dass an verschiedenen Stellen des Artikels nicht deutlich wird, ob die jeweilige Schilderung sich tatsächlich aus dem Gespräch mit Karl Albrecht ergibt oder aus anderweitigen Recherchen oder Mutmaßungen.

Natürlich war die Vorstellung, dass Karl Albrecht irgendwann doch noch erzählen würde, stets gemischt mit der Ahnung, dass er dazu mit über 90 Jahren vielleicht intellektuell doch nicht mehr in der ­Lage sein könnte. FAZ-Mann Müller von Blumencron mag ähn­liche Zweifel gehegt haben. Man kann schwerlich zum Interview mit einem unbekannten Mann von 94 Jahren gehen und dabei nicht in Erwägung ziehen, dass das Gespräch möglicherweise am Ende keine Basis für eine Veröffentlichung sein wird. Alles andere wäre journalistisch fahrlässig und unverantwortlich dem Interviewpartner gegenüber. Aber Müller von Blumencron scheint in der abgeschirmten Essener Villa einen nicht nur höflichen, freundlichen, sondern auch klar denkenden Karl Albrecht angetroffen zu haben, durchaus Herr seiner Erinnerungen und endlich selbst davon überzeugt, dass sein Leben und das seines Bruders sowie der Aufstieg ihres Unternehmens ein Stück Nachkriegsgeschichte seien und das Interesse daran legitim. Er wollte, er konnte erzählen. Umso trauriger, dass er zu dieser Erkenntnis oder diesem Entschluss nicht ein, zwei Jahre früher gekommen ist. Traurig – das mag unangemessen emotional klingen, wenn man nicht die natürliche Neigung des ­Autors teilt, seinem Objekt eine gewisse Empathie entgegenzubringen. Denn man kann die Brüder Albrecht nicht ohne eine gewisse Berechtigung für durchaus farblose Persönlichkeiten halten, deren grotesker Geheimhaltungskult nur darüber hinwegtäuschte. Aber selbst dann ist es traurig, festzustellen, dass eine Chance für immer vertan ist und eine zweifellos interessante Geschichte nun in Teilen unerzählt bleiben wird. Denn nachdem die beiden Protagonisten der Albrecht/Aldi-Geschichte verstummt sind, ist so recht keine adäquate Quelle mehr in Sicht.

Offizielle Verwirrung

Auf die Firmen mag man in der Hinsicht kaum Hoffnung setzen. Als Theo Albrecht am 24. Juli 2010 im Alter von 88 Jahren gestorben war, schalteten Gesellschafter, Verwaltungsrat und Geschäftsführungen der Unternehmensgruppe Aldi Nord eine große Todesanzeige. Durchaus ungewohnt für das verschwiegene Unternehmen. Der überdies recht ausführliche Text wirft auch einen Blick ­zurück auf die Anfänge des Unternehmens. Darin heißt es: »Nach ­einer Lehre im elterlichen Feinkostgeschäft in Essen-Schonnebeck übernahm er [Theo Albrecht] gemeinsam mit seinem Bruder Karl 1946 das Geschäft«2 Theo Albrecht hat seine Ausbildung in der Tat im elterlichen Geschäft gemacht, aber dass das ein Feinkostgeschäft gewesen wäre, hat sonst noch nirgends jemand behauptet. Karl Albrecht war es, der seine Lehre in einem Essener Feinkostgeschäft absolviert hat. Mit anderen Worten: Die oberste Führungsspitze des Unternehmens hat die Biografie ihres Seniorchefs mit der seines Bruders vermengt. In der Todesanzeige für einen Mann, der keineswegs überraschend aus dem blühenden Leben gerissen worden war. Und dieser peinliche Lapsus geschah, obwohl in den unterzeichnenden Gremien Familienmitglieder und langjährige Vertraute Theo Albrechts saßen. Man hat nicht den Eindruck, dass die frühe Geschichte in Familie und Firma je von besonderem Interesse war. Vielleicht haben sich die Beteiligten da mit ihrer Schweige­politik selbst ein Bein gestellt. Drei Jahre später brachte Aldi Nord immerhin zum 100-jährigen Jubiläum auf acht bebilderten Seiten eine kleine Firmenchronik heraus.3 Darin Daten zur Gründung des ersten Albrecht-Geschäfts 1913/14, die in irritierendem Widerspruch zu entsprechenden öffentlichen Angaben von Karl Albrecht junior stehen und höchstwahrscheinlich falsch sind. Details, gewiss, aber grundlegende. Und es verwundert doch sehr, dass die beiden Firmen und Familien nicht imstande zu sein scheinen, sich wenigstens auf ein paar grundsätzliche Fakten zu verständigen. Karl Albrecht junior hat vor fünf Jahren angekündigt, dass er an einer Firmen- und Familienchronik arbeite, die vielleicht auch einmal veröffentlicht würde.4 Man hört in Essen, dass ein professioneller Historiker sich durch örtliche Archive arbeite – im Firmen- oder Familienauftrag. Das lässt hoffen. Es ist indes zu befürchten, dass ausführliche und halbwegs sachkundige Gespräche mit den beiden Brüdern nur sehr schwer zu ersetzen sein werden. Nicht durch Akten und nicht einmal durch Überlieferung aus dem engsten, aber womöglich wenig informierten Familienkreis. Es müssten schon zahlreiche berufliche Wegbegleiter ihr Schweigen brechen, um das endgültige Schweigen der Albrecht-Brüder zu kompensieren.

Auf den folgenden Seiten wird versucht, den aktuellen Stand der Spurensuche zusammenzufassen: Informationen aus Büchern, Artikeln, eigenen Archivrecherchen und Interviews. Dabei konnte ein wenig mehr Klarheit in die Vor- und Frühgeschichte des Albrecht-Unternehmens gebracht werden. Es zeigt sich, dass dessen Entwicklung zum Aldi-Imperium keineswegs so geradlinig verlaufen ist, wie das immer wieder gern dargestellt wird. Das gilt vor allem für die ersten 20, 30 Jahre nach 1946. Angesichts vieler Halbwahrheiten und ungesicherter Spekulationen beim Thema Albrecht/Aldi schien es dem Autor an verschiedenen Stellen sinnvoll, die unterschiedlichen und einander teils widersprechenden Versionen gegenüberzustellen und, soweit möglich, auf ihre Plausibilität abzuklopfen. Nicht immer ist das, angesichts der schwierigen Quellenlage, mit klarem Ergebnis möglich. Auch einige sehr unwahrscheinliche oder einigermaßen klar widerlegte Erzählungen werden nicht unterschlagen, weil die Existenz und Langlebigkeit zahlreicher Mythen einfach Teil der Geschichte sind. Wo der Autor selbst auf – hoffentlich gut begründete – Mutmaßungen zurückgreift, ist das kenntlich gemacht. Süffig zu lesende, aber keiner Überprüfung standhaltende Behauptungen sind zur Genüge im Umlauf. Die umfassende Biografie der Brüder Albrecht bleibt ohnehin noch zu schreiben, wenn Archive sich öffnen und Zeitzeugen zu sprechen beginnen. Wenn an vielen Stellen des folgenden Textes Karl und Theo Albrecht nur bei ihren Vor­namen genannt werden, so ist das nicht als plumpe Vertraulichkeit gemeint. Aber am Nachnamen sind sie nun mal nicht zu unterscheiden; die ständige Wiederholung des ganzen Namens aber klänge an manchen Stellen ermüdend.