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Herausgegeben von
Beate Carlsen

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Deutsche Erstausgabe 2015
Copyright © 2015 Beate Carlsen. Erschienen bei TUBUK digital.
TUBUK digital ist ein Imprint der Open Publishing Rights GmbH.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch teilweise -
nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Redaktion: Beate Carlsen, München
Umschlaggestaltung: Alexander Beck, München
Satz und DTP: Alexander Beck, München
E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH
ISBN 978-3-95595-050-7

Was verlieren die Menschen

Im Park und warum

Behandschuht Händchen halten

Selbstgestricktes Schachbrettmuster

Ihr Schloss rostet noch

An der Brüstung

Der Schlüssel abgetrieben

"Krass, da blubbert 's!"

Schnuller am Baum -

Zu hoch für ein Kind

Das ist Erziehung!

Gemeinschaftsgedicht

mit Anton G. Leitner

Vorwort

Beate Carlsen

Da sind viele Dinge, die ich nicht vergessen werde. Zum Beispiel den fragenden, ungläubigen Blick der hereinströmenden Studentinnen und Studenten, als sie mich sahen – hinter dem Berg von leeren Schuhschachteln.

Aber ich hatte es mir eben in den Kopf gesetzt, sie mit Material zu versorgen und zu motivieren. Sammelboxen sind ein Standardtipp in Schreibseminaren. Außerdem hatte ich noch leere Journale dabei und Namenskärtchen.

Das ist unglaublich lange her, wenngleich es nur ein Universitätssemester war.

Unvergesslich ist auch der Moment, als niemand im Raum mehr auskam; jeder war von mir gezwungen, die nächsten 10 Minuten zu schreiben ohne abzusetzen, ohne Punkt und Komma, auf der Jagd, die eigenen Gedankenfetzen – was immer sie sein mochten – einzufangen und aufs Papier zu bringen. Ich glaube, es dämmerte den meisten, dass so ein Creative Writing Workshop persönliche Hemmschwellen einreißen muss, als ich sie gleich darauf ihre Stream of Consciousness Stücke vor allen vorlesen ließ. Ausnahmen gab es keine. Niemand hat diesen Augenblick wieder vergessen.

Dass jetzt eine Sammlung unserer Kurzgeschichten vor uns und Ihnen liegt – nein, das war nicht auf meinem Radar am Anfang dieses Wintersemesters 2014/2015.

Wir lasen T.C. Boyle Short Stories, mit ihrem Reichtum an genialer Plotentwicklung, ihren Aha-Momenten am Ende, die dem Leser die Welt in ein neues, unverhofftes Licht rücken. Klassiker moderner Erzählkunst.

Doch meine jungen Autorinnen und Autoren waren gar nicht vor Bewunderung erstarrt und verstummt – sie legten los!

Ich bin überwältigt, wie viel Talent ich in meinem Workshop sitzen hatte. Die Ideen flogen uns von allen Seiten zu und um die Ohren. Diese Schreibenden haben unverwechselbare Stimmen. Ein Schriftsteller ist ein Talent mit dem Vermögen Umzuschreiben!

Wohin soll so viel Talent führen? Zunächst hierher, zu dieser Anthologie. Jede dieser Geschichten ist ganz anders als die anderen. Die Szenarien sind so unterschiedlich. Keine Erzählstimme gleicht der anderen. Immer geht es um Menschen. Ja, das könnte man vielleicht als Gemeinsamkeit herauskristallisieren, das Interesse am Anderen, das genaue Hinschauen und Hinhören.

An dieser Stelle möchte ich mich gerne bedanken für all die Unterstützung, die der Workshop und ich erfahren haben. Frau Dr. Simone Malaguti (vom Praxisbüro der Sprach- und Literaturwissenschaften der LMU) glaubte an mein Vorhaben, einen Creative Writing Workshop anzubieten und gab uns ein Zuhause an der LMU. Ihre Kolleginnen Frau Dr. Christina Märzhäuser und Frau Dr. Bärbel Harju (beide vom Studienbüro der Sprach- und Literaturwissenschaften an der LMU) unterstützten uns bei der Herausgabe dieser Anthologie.

Anton G. Leitner wurde unser Freund und Mentor. Gemeinsam entstand das Gedicht „Was verlieren die Menschen“.

Ganz herzlichen Dank an Alexander Beck. Seine Kompetenz kennt keine Grenzen, die ich kennengelernt hätte!

Nie wieder wird für diese Acht die Frage auftauchen, ob man sich selbst nun wirklich als Schriftsteller und Autor bezeichnen sollte. Der erste, entscheidende Schritt ist getan.

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Beate Carlsen wurde am 31.07.1964 in München geboren, ging hier zur Schule und studierte Literatur und Philosophie an der LMU. Dann war es aus mit der Sesshaftigkeit. Die nächsten 20 Jahre verbrachte sie mit wachsender Familie und wechselnden Tätigkeiten im Süden Englands, im Herzen von Silicon Valley, Kalifornien und in Santiago de Chile. In Kalifornien hatte sie kurzzeitig eine eigene Bäckerei auf einem Farmer's Markt, rief aber auch gleichzeitig ein Creative Writing Programm ins Leben, eine Passion, der zuliebe sie das Backen links liegen liess. Zur Zeit ist Beate Carlsen freie Mitarbeiterin an der LMU in München mit mehreren Workshops für Kreatives Schreiben im kommenden Semester.

In den lyrischen Sog geraten

Vorwort von Anton G. Leitner, Weßling, den 2.4.2015

Am Freitag, den 16. Januar 2015 war ich zu Gast bei der Prosathek. Im interfakultären Seminar für Kreatives Schreiben von Beate Carlsen liegt der Fokus primär auf der Verfertigung von kurzen Prosastücken. Meine Aufgabe war es nun, die Studentinnen und Studenten zum Verfassen eines Gedichts zu animieren und ihnen dabei die Möglichkeiten dieser Gattung aufzuzeigen. Auch wenn sich das „Gedicht“ begrifflich vom lateinischen Verb „dicere“ (sagen / sprechen) ableitet, hat es auch sehr viel mit Verdichtung von Sprache zu tun. Wenn nur wenige Worte einen Vers und wenige Verse ein Gedicht bilden, und das Ganze auch noch klanglich und rhythmisch durchstrukturiert werden soll, kommt es buchstäblich auf jede Silbe an.

Für mich gibt es kein präziseres Instrument zur Schärfung der Wahrnehmung als die Lyrik. Deshalb bin ich mit den jungen Autorinnen und Autoren in den Englischen Garten gegangen und habe sie gebeten, auf besondere Details zu achten. Dies kann ein Schnuller sein, der an einem Band im Geäst hängt, oder einige Wortfetzen aus dem Mund von drei Buben, die am Eisbach die Strömung des Wassers verfolgen und dabei „Krass, da blubbert's“ ausstoßen. Oder ein behandschuhtes Liebespaar, das safer-sexy Händchen hält.

Zurück in den vier Wänden der Seminarbasis sortierten wir unsere Wahrnehmungsfunde und collagierten daraus ein Gedicht mit dem Titel „Was verlieren die Menschen“. Dieser lyrische Gemeinschaftstext von Arik Dreher, Daniela Gassmann, Arina Molchan, Verena Rabus, Eric Rahn, Lydia Wünsch, Sara Zinser, Beate Carlsen und mir ist in der vorliegenden Sammlung kurzer Prosa als einziges Gedicht mit abgedruckt. Meines Erachtens enthält er sehr viele Elemente eines gelungenen Gedichts und mehrere seiner Verse kann ich seither auswendig abrufen, ohne dass ich den Text je gelernt hätte: ein Zeichen dafür, dass es uns am Freitag, den 16. Januar 2015 allen zusammen gelungen ist, etwas zu erschaffen, was sich im Gedächtnis verankert. Und das ist das Beste, was Literatur leisten kann.

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Anton G. Leitner, geboren 1961 in München, ist examinierter Jurist. Er lebt in Weßling (Landkreis Starnberg). Seit 1993 arbeitet er hauptberuflich als Lyrikvermittler und gibt in seinem Verlag die buchstarke Jahresschrift DAS GEDICHT heraus, die sich zu einem internationalen Forum für Gegenwartslyrik entwickelt hat und auch eine englischsprachige Tochterausgabe unterhält („DAS GEDICHT chapbook. German Poetry Now“). Leitner erweiterte die Aktivitäten seines auf Lyrik spezialisierten Verlags seit Mitte der 90er Jahre in multimediale Bereiche. Neben dem Online-Portal dasgedicht.de vermittelt er Lyrik über DAS GEDICHT blog (dasgedichtblog.de), lyrik tv auf Youtube (dasgedichtclip.de) sowie in sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter. Von ihm erschienen neben einer Erzählung, einem Kinderbuch und drei Hörbüchern bislang neun Lyrikbände, u. a. „Die Wahrheit über Uncle Spam und andere Enthüllungsgedichte“, ein Titel, der in Bayern politische Wellen bis hinauf zur Ministerebene schlug (2011). Außerdem veröffentlichte er 36 Anthologien, vorwiegend im Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv), zuletzt „Weihnachtsgedichte“ (2014) und „Gedichte für Reisende“ (2015). Er wurde für sein literarisches und editorisches Werk mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem „V. O. Stomps-Preis“ der Stadt Mainz und dem Kulturpreis „AusLese“ der Stiftung Lesen. Deutschlandradio Kultur sendete zur Leipziger Buchmesse 2015 seine Lesart-Originaltonserie „Wenn Verse locken. Das Gedicht im Liebeseinsatz“.

Autorenwebsite: www.AntonLeitner.de

Aussetzer

Annika Kemmeter

Ihr Magen knurrte laut. Josy fragte sich, ob die junge Frau neben ihr es über das Rattern der U-Bahn hinweg gehört hatte. Sie reagierte jedenfalls nicht, sondern starrte mit leeren Augen geradeaus, auf den vorbeisausenden Beton. Wie alt sie wohl war? Josy hatte nichts zum Lesen dabei. Sie erschlug die stumpfe U-Bahnfahrtzeit, indem sie Leute beobachtete. Vielleicht siebzehn? Hatte vielleicht gerade eine Freistunde? Sie war stark geschminkt und ganz in Weiß gekleidet, verziert mit einem billigen Glitzergürtel. Auf Josys anderer Seite saß ein Mann. Auch er hatte auf das laute Knurren ihres Magens nicht reagiert, in seine Titanic versunken. Josy schielte in die Zeitschrift. Die Titanic machte sich über die Fifa lustig, doch der Mann hielt das Heft so, dass sie nichts weiter lesen konnte.

Im Gang stand ein jeansblauer Kinderwagen von Joolz. Mit hellem Leder am Haltegriff. Kein schlechtes Modell. Aber sehr teuer. Typisch München. Josy richtete sich auf, um einen Blick auf das darin schlummernde Baby zu erhaschen. Es trug ein weißes Mützchen, hatte dunkelbraune Augen und eine kleine Knollnase, die ihm ein lustiges Aussehen gab. Es öffnete den kleinen roten Mund zu einem großen Gähnen. Josy lächelte. Es musste etwa zwei, drei Wochen alt sein. Jetzt schloss es seine Augen und schlummerte friedlich ein, durch das Ruckeln der U-Bahn an die Bewegungen im Mutterbauch erinnert. Josy ließ ihren Blick durch die Menge gleiten. Sie machte die Mutter schnell aus. In geringer Entfernung zum Kinderwagen lehnte sie müde an der Tür. Die Augen geschlossen, darunter violette Ringe. Alle zwei Stunden stillt sie das Kind, auch nachts. Die meisten Menschen haben keine Vorstellung davon, wie fertig frische Mütter sind, gequält von einer monatelangen Schlaffolter. Josy lächelte. Zum Glück gibt es die Hormone. Oxytocin. Das hält sie am Leben, dachte Josy und betrachtete wohlwollend die junge Mutter, die gerade ihre müden Augen geöffnet hatte, um nachzusehen, an welcher U-Bahn-Station sie gerade hielten. Am Sendlinger Tor. Die Mutter trug eine Bluse unter einer Strickjacke, was das Stillen erleichtert. Sie stillt eindeutig, bei ihr hat es also gut geklappt. Wahrscheinlich hatte sie eine gute Hebamme. Die Brüste waren groß und prall, gefüllt mit frischer Milch. Josy hörte und spürte schon wieder das wütende Brüllen in ihrem Bauch. Wie unangenehm. Ich bin ja schon auf dem Weg. Ich geh doch gleich einkaufen!, beschwor sie ihren Magen. Gleich gibt es ein belegtes Brötchen von Zöttl. Doch das besänftigte den Magen nicht, es stachelte ihn an. Die Siebzehnjährige starrte Josy an. Ihre Augen waren matt, sie machte einen dummen Eindruck. Josy sah zurück, bis die Augen des Mädchens wieder der vorbeihuschenden Wand folgten. Josy betrachtete die anderen Mitfahrer. Ein alter Mann saß, auf einen Stock gestützt, neben seiner Frau, beide trugen Hut. Trachtenjacken. Sie schwiegen. Ein Mann mittleren Alters, sportlich gekleidet, in sein Handy vertieft, saß Josy gegenüber, daneben ein junges Mädchen, das kaugummikauend Musik hörte. Betäubender Deoduft: Fünf Teenager mit Frisuren wie aus Beverly Hills 90210 im Gang lachten über ein Youtube-Video. Schulschwänzer? Ein freier Tag wegen Lehrerversammlung? Eine Dame, denn anders konnte man sie nicht bezeichnen, mit großem, wallendem, buntem, aber edlem um den Oberkörper geschwungenem Tuch, aufgedrehten Locken und perfekt geschminkt, war wohl gerade auf dem Weg zu einer Kunstausstellung. Oder zu einem Sektempfang mit Freundinnen in einem netten kleinen Café. Sie bewegte den Kopf ein wenig und Josy sah eine schimmernde Stelle auf der Stirn. Doch nicht ganz perfekt… Die U-Bahn wurde langsamer, die Dame stand auf. Nächster Halt: Marienplatz. Plötzliches Gedränge, in der ansonsten eigentlich eher leeren U-Bahn. Hier, im hintersten Teil des Zuges, saßen und standen alle die, die am Marienplatz austeigen wollten. Sie, Josy, würde noch bis zur Münchner Freiheit weiterfahren. Das Brötchen kaufen, in den Kaufhof eintauchen, wo sie ein Geschenk für eine Freundin besorgen wollte, sich dann auf den Weg zur nächsten Wöchnerin machen. Sie schmunzelte. Das Wort Wöchnerin kam ihr immer noch vor wie ein Relikt aus dem Mittelalter. Die Türen öffneten sich und ließen die Menschen hinaus. Fast hätte sie es nicht bemerkt. Sie sah es nur im Augenwinkel. Hätte sie in eine andere Richtung gesehen, wäre es ihr entgangen. Aber so zog es ihre Aufmerksamkeit auf sich. Bis Josy verstand, was sie gerade erlebte, dauerte es noch einige Augenblicke, dann sprang sie auf. „Hey! Hallo? Halt! Ihr Baby!“ Die Frau hatte vergessen, ihren Kinderwagen mitzunehmen. Sie musste aufgehalten werden. Schon füllten neue Menschen die U-Bahn wieder auf, schoben sich Sardinen bereitwillig in die Dose. Josy dachte nicht nach. Sie löste die Kinderwagensperre mit dem Fuß und drängte sich durch die einströmenden Körper, Arme und Beine, durch die Tür. Hinaus. Raus aus der U-Bahn. „Halt!“, rief sie nochmal. „Ihr Kind!“ Doch die Frau eilte über den Bahnsteig. Menschen schimpften, weil Josy ihnen über die Füße fuhr und den Kinderwagen durch sie hindurchquetschte.

Warum blieb die Frau nicht stehen? War es etwa kein Versehen? Hatte sie ihr Kind absichtlich in der U-Bahn gelassen? Die U-Bahn schloss ihre Türen mit Piepsen und blinkendem Licht. Josy nahm es nicht wahr. Die Menschen waren aus dem Weg, sie rannte, den Kinderwagen vor sich herdrückend, der Mutter hinterher. Diese erreichte gerade die Rolltreppe. Überholte die stehenden Menschen von links, stieg kraftvoll die Treppe hinauf und warf nicht mal einen Blick zurück. Josy schrie nun aus voller Kehle: „Stehenbleiben! Ihr Kind! Halt! Bleiben Sie stehen! Verdammt!“ Hörte die Frau sie denn nicht? Irritierte, peinlich berührte Blicke von den Menschen, die auf der Rolltreppe abwärts fuhren. Sie kannte das. Es gab lauter Verrückte wie sie, die plötzlich im Wahn Schreie ausstießen. Niemand reagierte. Niemand versuchte die Mutter aufzuhalten.

Bis Josy mit dem ausgesetzten Kind im Wagen am Gipfel der Rolltreppe angekommen wäre, wäre die Mutter auf und davon. Josy konnte es noch nicht glauben. Wochenbettdepressionen sind eine Sache, das kam mal vor. Und ja, natürlich kannte sie Fälle, in denen Mütter ihre Kinder aussetzten. Oder sie hatte jedenfalls davon gehört, aber gerade erlebte sie es persönlich und war wie versteinert. Der Aufzug! Mit dem Aufzug bin ich vielleicht schnell genug! Josy packte den Kinderwagen und flitzte mit ihm zum Fahrstuhl, der, welch ein Glück!, gerade unten war. Eine Frau im Rollstuhl und mit unzähligen Einkaufstaschen brauchte zermürbend lange, um in den kleinen, nach Pisse stinkenden Kasten zu gelangen. Es war gerade so noch Platz für Josy und das schlafende Kind. Josy bemerkte, wie ihre Hände nervös auf den Kinderwagengriff trommelten. Was für ein lahmer Aufzug! Wie viele Geschosse gab es denn hier? S-Bahn Richtung Hauptbahnhof, S-Bahn Richtung Ostbahnhof, Betriebsräume… Sperrengeschoss! Endlich! Josy hielt Ausschau nach der dunkelblauen Strickjacke. Da war sie, flog auf die nächste Rolltreppe zu, um in der frischen Luft, im Sonnenschein dieses Herbsttages zwischen den Menschenmassen am Marienplatz ihrer Verantwortung zu entfliehen. Aber sie würde es später bereuen. Dessen war Josy sich sicher. Ihre Aufgabe war es, Mutter und Kind zu retten. Sie hatte schon einige schwierige Gespräche geführt. Die drei Jahre Berufserfahrung brachten das mit sich. Wer würde es schaffen, wenn nicht sie, die Mutter von ihrer in ihr schlummernden Mutterliebe zu überzeugen – auch wenn sie sie momentan nicht spüren konnte? Also sprintete Josy wieder los, zur Rolltreppe. Es war halb zwölf, die Touristen, die wegen des schiefen Glockengeläuts zum Rathaus pilgerten, müssten schon weg sein. Vielleicht gab es noch eine Chance, die Mutter zu erwischen. Sonnenlicht stach ihr in die Augen. Frische Luft füllte ihre Lungen. Josy drehte sich mit zusammengekniffenen Augen. Menschen, Menschen, Menschen. Da stand sie! Stand wartend an der Touristeninformation, als hätte sie nicht gerade ihr eigenes Kind der Welt auf Gedeih und Verderb ausgesetzt. Josy verlangsamte ihren Gang. Die Frau schien sie nicht zu bemerken, schien sich keine Sorgen mehr zu machen, von ihrem Baby und der Verrückten eingeholt zu werden. Josy sammelte sich.

„Entschuldigen Sie“, sagte Josy behutsam. Sie stellte den Kinderwagen so vor der Frau ab, dass sie hineinsehen, ihr liebes kleines Baby ansehen konnte. Der Anblick würde den Ausstoß von Oxytocin bewirken, ganz sicher. Einen Anflug davon konnte sie sogar bei sich selbst spüren. Obwohl sie tagtäglich Umgang mit Babys hatte. Josy würde alles geben, um diese Mutter und das Kind wieder zusammenzubringen. Aber es war eine schwierige Aufgabe und sie musste achtsam vorgehen. Die Frau lächelte sie höflich an. „Ja?“, fragte sie, als würde Josy sich nach dem Weg erkundigen.

„Ich bringe Ihnen Ihr Baby.“ Josy lächelte aufmunternd. Das Gesicht der Mutter änderte sich schlagartig. Sie spielt die Unwissende!, verstand Josy plötzlich. Josy wies mit der Hand auf das schlafende Kind. „Es ist wundervoll. Perfekt. Das haben Sie geschafft.“ Die Frau sah sie erstaunt an und biss sich auf die Oberlippe. Dann sagte sie ihrerseits mit einem einfühlsamen Ton: „Sie… Ich glaube, Sie müssen mich verwechseln.“

Josy nickte. Sie musste sich auf die Realität der Wöchnerin einlassen. Sie hatte wahrscheinlich viel durchgemacht. Eine schwere Geburt, vielleicht war sie alleinerziehend. „Dann ist das also nicht ihr Baby?“

Die Mutter lachte nun. „Nein.“

„Und sie haben den Kinderwagen nicht in die U-Bahn geschoben?“

„Nein. Ich habe den Kinderwagen nirgendwohin geschoben und dieses Kind noch nie gesehen.“ Sie machte eine kurze Pause. Ihre Augen wurden zu Schlitzen. „Wovon sprechen Sie denn überhaupt? Soll das heißen, Sie wissen nicht, wessen Kind Sie da haben?“ Die Mutter zeigte unwirsch auf ihren Kinderwagen. Josy sah sie sprachlos an. Mit einem Gegenangriff hatte sie nicht gerechnet.

„Sie schwören, dass Sie nicht die Mutter sind?“, fragte sie noch einmal. Die Frau schüttelte ungläubig ihren Kopf: „Wissen Sie, wem das Kind gehört oder nicht? Wie sind Sie überhaupt an den Kinderwagen gelangt?“ Josy antwortete nicht.

„Hören Sie“, sprach die Frau wieder auf Josy ein. Josy spürte eine Hand auf ihrem Oberarm. „Wenn Sie das Kind entführt haben, rufe ich jetzt die Polizei.“ Die Hand ließ den Arm los und fuhr in die Handtasche. „Sie sind ja nicht ganz richtig im Kopf.“ Sie meinte es ernst. Schon leuchtete ihr Handy auf. Wenn es ihr Ziel gewesen war, den Spieß umzudrehen, so war es ihr gelungen.

„Ich habe das Kind nicht entführt“, sagte Josy wenig originell. Die Frau hielt inne und durchleuchtete Josys Gesicht wie ein Laserscanner. Eine fremde Frau trat hinzu. Josys Magen knurrte vernehmlich. „Hallo! Grüß dich!“, sagte die Fremde und gab der Mutter rechts und links ein Begrüßungsküsschen – oder war das nicht die Mutter? Josy nutzte die Gelegenheit und fuhr mit dem Kinderwagen davon. Sie brauchte jetzt erst mal Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Und etwas zu Essen. „Bleiben Sie stehen, he!“, hörte sie die Mutter hinter sich rufen. Doch diesmal war Josy diejenige, die auf die Rufe nicht reagierte. Zielstrebig lief sie, ihnen den Rücken zuwendend, zum Café Rischart.

Sie wagte es nicht, den Gedanken zu denken, der in ihr Bewusstsein eingepflanzt worden war wie eine wurzelschlagende Brennnessel. Die Frau musste die Mutter sein! Sie ging im Geiste die anderen Fahrgäste durch, klappte von dem Glitzerengel bis zur Dame eine Karteikarte nach der anderen um. Sie kamen nicht in Frage. Hatte sie jemanden übersehen? Nein. Die Frau. War. Die Mutter. Ihr Magen knurrte laut. Das schwarze Loch im Magen zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. Josy parkte den Kinderwagen in Rischarts Verkaufsbereich und erstand ein belegtes Brötchen. Als die Energie in ihrem Gehirn ankam, wurde ihr klar, was für einen Mist sie gebaut hatte. Mist! Mist! Ach, Scheiße! Sie rieb sich mit der freien Hand ihre Wange. Sie fühlte sich elend und taub. Typisch ich! Sie machte immer Mist, wenn sie hungrig war. Sie konnte dann nicht klar denken. Und das wusste sie auch. Das Problem war nur, wenn sie nicht klar denken konnte, war ihr diese Tatsache schändlich unklar. Und jetzt hatte sie den Schlamassel. Sie hatte ein Kind entführt. Aus der U-Bahn. Als Hebamme. Sie sah die Schlagzeile schon auf dem Abendzeitungskasten in die Meute prangen: „Kind von Hebamme aus U-Bahn entführt. Verwirrte Hebamme behauptet, sie hätte die Mutter suchen wollen“. Das klang unglaubwürdig. Selbst in ihren Ohren. Sie ließ die Hälfte des angebissenen Brötchens in die Tüte gleiten. Semmel, dachte sie. Das Wort holperte mühsam über durch ihren Kopf. Sie kam aus einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern. Vielleicht war das Großstadtleben zu viel für sie. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Nichts! Josy schob den Wagen durch den Sonnenschein hinaus zum Aufzug. Runter ins Sperrengeschoss. Durch die Menschen zum nächsten Aufzug. Runter ins U-Bahn-Geschoss. Da stand eine U-Bahn-Wache in blauer Uniform. Josy schluckte. Dann ging sie auf den Mann zu.„Eine Frau, die ihr Baby sucht?“, fragte der Wächter zurück. „Wieso? Haben Sie eins gekidnappt?“, er lachte väterlich über seinen Witz. Eine U-Bahn dröhnte heran. „Natürlich nicht“, empörte sich Josy. „Oben am Marienplatz steht ein herrenloser Kinderwagen - sieht fast aus wie dieser.“ Der Mann hatte schon sein Interesse verloren. „Ist Sache der Polizei“, sagte er. „Haben Sie die Polizei informiert?“ „Ja“, Josy zögerte. „Nein. Aber die anderen, also die Passanten, glaube ich, haben das gemacht. Ich habe nur…“ Sie sah auf das verlassene Baby im Kinderwagen und spürte, wie sich rote Flecken in ihrem Gesicht bildeten. „Ich verstehe“, sagte der Mann und sah sich auf dem Gleis nach etwas Interessanterem um als einer hormonübersteuerten Mutter. „Sie haben nur gedacht, weil Sie auch Mutter sind, und so weiter. Das wird schon. Überlassen Sie das den anderen.“ So schickte er sie fort.

Josy setzte sich gut sichtbar, wie sie fand, in die Mitte des U-Bahnsteigs. Den Kinderwagen in sicherem Abstand von sich entfernt. Die Mutter, wenn Josy sie wirklich übersehen haben sollte, wenn sie sich wirklich mit dem Kind in der U-Bahn befunden haben sollte, würde doch sicher hierher zurückkehren. Nach dem Kind suchen. Oder nicht? Wann hatte sie das Fehlen bemerkt? Vielleicht erst an der nächsten Station? Am Odeonsplatz? An der Universität? War sie vielleicht eingeschlafen? Aber Josy konnte sich nicht erinnern, dass jemand geschlafen hatte. Jedenfalls nicht im Umkreis des Kinderwagens. Wer stellt seinen Kinderwagen ab und setzt sich dann mehrere Sitzreihen davon entfernt hin, um zu schlafen? Josy rieb sich ihre Stirn. Ihre Wange. Immer wieder. Sie hatte ordentlich Mist gebaut.

Als nach zwei vorübergleitenden U-Bahnen niemand gekommen war, der Anspruch auf das Kind erhob, setzte sie sich in die nächste U-Bahn. Fuhr zum Odeonsplatz. Die U-Bahn rappelte rasend durch das Dunkel. Reglos und sprachlos saßen und standen die Menschen da. Bei Schwarzfahrern sehen wir rot. Bluejeans von Kaltenbach. Working Agile. Kahle Köpfe, die für ihren Arbeitsplatz warben, grinsten vom Banner in die blanken Gesichter der Menschen. Oberarme, die an zu hohen Stangen hängend im Rhythmus der U-Bahn schaukelten. Odeonsplatz. Die Türen öffneten sich. Josy fuhr das Kind auf den Bahnsteig. Sie sah sich um. Niemand, der hier wartete. Niemand, der sie vorwurfsvoll empfing. Menschen strömten zu den Rolltreppen. Josy blieb zurück. Sie wartete wieder zwei U-Bahnen ab. Fuhr zur Universität und wartete dort. Zur Giselastraße. Zur Münchner Freiheit. Danach gabelten sich die Strecken der U3 und der U6, die sich für neun Stationen eine Route geteilt hatten. Sie wusste nicht mal, ob sie in einer U3 oder U6 gesessen hatte. Sie war gedankenlos in die U-Bahn eingestiegen und noch viel gedankenloser ausgestiegen, mit einem fremden Kind im Gepäck. Noch schlief es. Wann würde es losschreien? Sollte sie nicht lieber schnell ein Fläschchen kaufen, Wasser und Anfangsmilch? Erst da kam sie auf die Idee, in die Wickeltasche zu schauen. Wie blöd war sie? Sie konnte es nicht fassen. Natürlich! Da musste eine Geldbörse drin sein. Und ein Handy. Ein Hinweis auf den aktuellen Verbleib der Mutter. Wenn Sie Glück hatte, konnte sie das Kind noch rechtzeitig zurückgeben. Rechtzeitig, bevor es aufwachte und Hunger bekam - und rechtzeitig vor ihrem Termin bei Anna und dem kleinen Max um halb zwei. Es wäre knapp, aber es könnte gehen. Josy war erleichtert. Die Lösung war so einfach und sie so ein blindes Huhn. Ein kurzer Blick auf die Uhr am Bahngleis: Viertel nach eins. Sie durchwühlte die Tasche. Zwischen Wickelunterlagen, Windeln, Wundcreme, Ersatzkleidung, Rasseln, Spuck- und Moltontüchern musste doch die Geldbörse sein. Oder ein Handy. Die Tasche hatte Innentaschen. Als ihre wühlenden Finger auf nichts Erlösendes stoßen wollten, räumte sie die Sachen aus. Taschentücher, Einkaufszettel, ein Blistex, Stilleinlagen und Brustwarzensalbe kamen zum Vorschein. Der Platz auf der Bank neben ihr sah aus wie eine Müllhalde. Aber keine Geldbörse. Kein Handy. Das kann nicht sein, dachte Josy. Das kann einfach nicht sein! Welche Mutter nimmt zusätzlich zu ihrer Wickeltasche eine eigene Handtasche mit? Josy untersuchte den Verstauraum unter dem Kinderwagenaufsatz, in dem das Kind friedlich schlief und nichts von seiner Entführung oder Aussetzung mitbekam, und fand nur ein Sonnensegel und ein Regencape für den Kinderwagen. Hatte die Mutter das Kind doch zurückgelassen? Warum sonst hätte sie Geldbörse und Handy aus der Tasche genommen und somit jede Spur von sich verwischt? Dann hatte die Frau am Rathaus also doch gelogen? Aber ihre Freundin hätte doch was gesagt… Josy schlug ihre Hände vors Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein. In der unwirklichen Hoffnung, Opfer von Verstehen sie Spaß geworden zu sein, nahm sie die Hände wieder fort. Aber eine versteckte Kamera war nicht zu entdecken. Nur die offensichtlichen kleinen Beobachtungskameras der U-Bahn-Station, diese kleinen, lauernden Augen, die am Marienplatz aufgenommen hatten, wie eine verwirrte Hebamme mit einem gestohlenen Kinderwagen aus der U-Bahn stürmte. Im letzten Augenblick hinausstürzte, kurz bevor die Türen sich schlossen und die Mutter des Babys ihr nachsetzen konnte. Sie sah die Siebzehnjährige verzweifelt gegen die Scheiben hämmern. Die nächste U-Bahn fuhr ein. Josy setzte sich aufrecht hin, wie schon so oft heute. Sie wartete angespannt auf die Aussteigenden, sah ihnen in die Gesichter. Kein verweintes dabei. Kein verzweifeltes. Keine kinderlose Mutter, die auf sie zugerannt kam. Türen schlossen sich, Menschen gingen davon. Klassik düdelte aus Lautsprechern. Es war zwanzig nach. Die nächste U-Bahn musste sie nehmen, wenn sie nicht zu spät zu Anna und Max kommen wollte.

Das Mietshaus, in dem Anna wohnte, hatte einen Aufzug. Sie schob das Kind hinein. Es war jetzt unruhig geworden und wälzte seinen kleinen Kopf im Schlaf. Die winzigen roten Fäuste hoben sich kurz an und fielen wieder hinab. Josys Gedanken drehten sich im Kreis. Halt!, befahl sie sich selbst. Versuch klar zu denken, Josy! Die Frau am Marienplatz war wohl nicht die Mutter. Aber deshalb muss ich das Kind nicht entführt haben. In der Wickeltasche waren weder Handy noch Geldbörse, nicht mal 'ne Fahrkarte. Die Mutter hat das Kind ausgesetzt! Plötzlich war alles klar. Josy streichelte dem Baby sacht über den weichen Flaum der Augenbrauen. „Deine Mutter hat dich schon vor dem Marienplatz verlassen“, flüsterte sie dem Baby zu. So musste es gewesen sein. Absichtlich. Josy musste zur Polizei gehen. Der Aufzug öffnete sich. Sie klingelte an Annas Tür. Schon ging sie auf. Jan stand da und empfing sie freundlich. „Tut mir leid, Jan, wie du siehst, habe ich ein Kind dabei.“ „Deins?“, fragte er und ließ sie herein.

Josy lachte abwehrend. „Nein, nein. Eine andere Wöchnerin, die gerade gar nicht zurechtkommt. Ich war eben bei ihr, sie braucht einfach ein bisschen Schlaf. Alleinerziehend, Kaiserschnitt, du verstehst schon.“ Josy stellte den Kinderwagen im Flur ab. Jan nickte. „Anna liegt im Bett.“

„Sehr gut, wie sich das gehört in der Wochenbettzeit“, lobte Josy wie jeden Tag die jungen Eltern.

Sie waren dabei, den kleinen Max zu wiegen, als sich Josys Baby plötzlich meldete. Leise Schluchzer entwickelten sich zu einem Crescendo von wütenden, kleinen, abgehackten Schreien. Josy sah, wie Anna mit dem kleinen Kerlchen mitfühlte. Kerlchen?, dachte Josy. Sie wusste nicht mal, ob es ein Junge oder ein Mädchen war. „Entschuldige, Anna, kannst du Max noch mal nehmen. Ich muss kurz das Baby füttern. Die Mutter hat mir ein Fläschchen mitgegeben.“

Anna nickte verständnisvoll.

„Wie heißt es denn?“, fragte sie in den Flur. Josy nahm das kleine, leichte Bündel aus dem Wagen. Es weinte herzzerreißend. So ein liebes kleines Ding. Wie konnte jemand sein Baby verlassen? Sie drückte es sanft an sich. „Alles wird gut, alles wird gut. Sch, sch, sch.“ Sie tat, als würde sie mit der freien Hand in der Wickeltasche kramen. „Kim“, antwortete sie in Richtung Anna.

„Kann ich helfen?“ Jan trat an ihre Seite.

„Wenn du kurz das Fläschchen rausholen könntest…“

Josy lief mit Kim auf und ab. „Sch, sch, sch.“ So ein kleines Würmchen. So lieb und so unschuldig. Durch ihr T-Shirt suchte das Baby mit dem Mund nach einer Milchquelle. „Ähm“, meldete sich Jan endlich, „da ist, glaube ich, kein Fläschchen…“ Josy hörte sich tief seufzen. Sie versuchte sich an einem Gesichtsausdruck, der einen genervten Ausdruck zu vermeiden versuchte. „Dann hat sie es wohl vergessen. Ihr habt nicht zufällig Anfangsmilch da?“

„Nein, Anna stillt doch.“

Josy ging mit dem kleinen warmen Mäuschen in Annas Schlafzimmer. Es hatte wieder angefangen zu quäken, weil es nichts zum Nuckeln gefunden hatte. „Das ist mir jetzt sehr unangenehm, Anna. Aber meinst du, du könntest… Oh je, also, wenn nicht, ist das kein Problem. Dann geh ich zum nächsten dm und besorge Anfangsmilch. Gibt es einen in der Nähe?“ „Ob ich das Baby stillen kann, meinst du?“, fragte Anna ungläubig. „Eine Milchpumpe habt ihr nicht, stimmt's?“

„Nein.“

„Ich weiß, das klingt komisch. Aber in afrikanischen Stämmen ist es ganz natürlich, die Kinder zu stillen. Auch fremde. Aber wenn du nicht willst, brauchst du nicht. Es ist ja nicht deine Schuld, dass ich hier ein hungriges Baby habe.“ Anna sah Josy lange an. „Deine ja auch nicht“, sagte sie und begann ihren Pyjama aufzuknöpfen.

Das Kind wandte in Annas Armen den Kopf hin und her. Es musste die Muttermilch gerochen haben. Schließlich fand es die Brustwarze und sog mit weitgeöffnetem Mund daran. Josy atmete erleichtert auf. Max lag friedlich daneben und lächelte die Lampe an.

„Es tut mir sehr leid“, sagte Josy.

„Ach was“, antwortete Anna. „Ich habe ja genug für alle.“ Sie lachte.

„Ist es komisch?"