Eckart zur Nieden – Die Kinderbibel – Mit Illustrationen von Ingrid und Dieter Schubert – SCM Kläxbox
Eckart zur Nieden – Die Kinderbibel – Mit Illustrationen von Ingrid und Dieter Schubert – SCM Kläxbox

Imagelogo

INHALT

Altes Testament

Wie alles anfing

Am Anfang

Wie die Tiere auf die Erde kamen

Gott schafft einen Menschen

Eva

Die Schlange

Die Menschen müssen das Paradies verlassen

Kain und Abel

Noah

Die große Flut

Was der Regenbogen verspricht

Der große Turm von Babel

Das große Versprechen

Abraham zieht in ein fremdes Land

Abrahams Söhne

Muss Isaak sterben?

Das Mädchen am Brunnen

Rebekka wird Isaaks Frau

Esau und Jakob machen ein Geschäft

Jakobs Betrug

Jakob muss fliehen

Jakob verliebt sich

Zwei Hochzeiten und ein neuer Name

Josef, der Träumer

Der Lieblingssohn

Josef wird verkauft

Josef kommt zu Potifar

Josef muss ins Gefängnis

Josef deutet Träume

Die Träume des Pharao

Josef wird Wesir des Pharao

Die große Hungersnot

Josefs Brüder kommen nach Ägypten

Eine zweite Reise und ein seltsames Gastmahl

Der Bruder

Der Weg durch die Wüste

Ein Baby wird versteckt

Eine Prinzessin am Nil

Mose muss fliehen

Der brennende Dornbusch

Israel wird noch schwerer bedrückt

Passa

Durchs Schilfmeer

Gott versorgt sein Volk

Die Israeliten müssen kämpfen

Die Zehn Gebote

Das Stierbild aus Gold

Wo Gott nahe ist

Die Kundschafter

Mose segnet Josua

Rahab und die Spione

Jerichos Mauern fallen

Im versprochenen Land

Gideon

Wolle, Tau und ein Zeichen Gottes

Eine ungewöhnliche Schlacht

Eine Familie wandert aus

Rut und Boas

Hanna bekommt einen Sohn

Gott ruft Samuel

Könige für Israel

Besuch bei Samuel

Die verlorenen Eselinnen

Saul und Jonathan

David

Hirte und Harfenspieler

David hilft Saul

Ein neuer Freund und ein neuer Feind

Die Höhle von En-Gedi

David ist König

Der weise König Salomo

Gott spricht durch Propheten

Elia

Der Prophet bei der Witwe

Wer ist der wahre Gott?

Gott tröstet Elia

Jona

Jeremia

An den Wassern von Babylon

Daniel und der Traum des Königs

Die drei Männer im Feuerofen

Daniel bei den Löwen

Die Heimkehr

Neues Testament

Gottes Sohn wird Mensch

Zacharias im Tempel

Ein Engel kommt zu Maria

Johannes kommt zur Welt

Maria und Josef

Jesus wird geboren

Die Hirten von Bethlehem

König Herodes

Gott beschützt seinen Sohn

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

Johannes der Täufer

Jesus wird getauft

Jesus in der Wüste

Jesus zeigt Gottes Liebe

Die Hochzeit in Kana

Jesus in seiner Heimatstadt

Jesus heilt die Schwiegermutter des Petrus

Der unglaubliche Fang

Ein Gelähmter kommt durchs Dach

Levi folgt Jesus

Der Kranke am Teich

Der Hauptmann von Kapernaum

Die verhinderte Beerdigung

Der Pharisäer und die Sünderin

Die Jünger im Sturm

Eine kranke Frau vertraut Jesus

Die Tochter des Jairus

Fünftausend werden satt

Petrus bekommt Angst

Jesus erzählt

Besuch um Mitternacht

Der kluge und der dumme Bauherr

Der Weizen wächst von allein

Der Perlensammler

Das verlorene Lämmchen

Der verlorene Sohn

Ein Fest für zwei Brüder

Der treue und der treulose Knecht

Der barmherzige Samariter

Der ungerechte Richter

Der undankbare Schuldner

Die zwei ungleichen Söhne

Die zehn Mädchen

Die Hochzeit am Königshof

Jesus sieht mit Gottes Augen

Drei Jünger erleben etwas Geheimnisvolles

Marta und Maria

Die zehn Leprakranken

Die Großen lernen von den Kleinen

Der blinde Bartimäus

Zachäus wird ein neuer Mensch

Lazarus

Jesus leidet

Jesus zieht in Jerusalem ein

Die Groschen der armen Witwe

Jesus verliert einen Freund und gewinnt neue

Das letzte Passafest

Im Garten Gethsemane

Jesus wird gefangengenommen

Im Hof des Hohenpriesters

Jesus soll sterben

Jesus wird verurteilt

Jesus wird getötet

Jesus wird begraben

Jesus lebt

Das Grab ist leer

Maria aus Magdala

Auf dem Weg nach Emmaus

Jesus zeigt sich seinen Jüngern

Ein neuer Anfang

Jesus kehrt zu seinem Vater zurück

Die gute Nachricht breitet sich aus

Gott schenkt den Heiligen Geist

Der Heilige Geist macht mutig

Ein Engel

Stephanus

Der Finanzminister aus Afrika

Saulus wird Christ

Jakobus wird getötet, aber Petrus kommt frei

Markus macht eine große Reise

Paulus und Barnabas werden für Götter gehalten

Die ersten Christen in Europa

Der Schiffbruch

Paulus kommt nach Rom

Das große Ziel

Altes Testament

Wie alles anfing

Am Anfang

Ganz am Anfang war Gott da. Sonst nichts. Es gab überhaupt nichts zu ­sehen. Es gab ja auch keinen, der es hätte sehen können, nur Gott.

Da machte Gott den Himmel und die Erde. All die glühenden Sterne im weiten Weltall schuf er. Er sagte einfach: »Es soll viel Platz da sein für alle meine Sterne« – und es war viel Platz da. Er sagte: »Es soll Stoffe geben, aus denen ich die Welt zusammensetzen will« – und da waren alle Stoffe: schwere Metalle wie Gold oder Blei, leichte Gase, die überall umherschwebten, und viele andere. Er sagte: »Es soll Kräfte und Bewegungen geben« – und da waren Kräfte, zum Beispiel die Kraft, die alle Dinge nach unten fallen lässt. Und die Himmelskörper bewegten sich umeinander und drehten sich um sich selbst, manche flogen auseinander, andere zogen sich gegenseitig an.

Mitten in dem Tanz von großen und kleinen, heißen und kalten Sternen machte Gott die Erde. Aber sie sah noch nicht so aus wie heute. Es war einfach eine große Kugel. Auf ihrer Oberfläche war nur Lehm und Wasser. Sonst nichts.

Gott sagte: »Es soll hell werden.« Da schien die Sonne auf die Erde. Jedenfalls auf die eine Seite der Kugel. Aber Gott ließ die Kugel sich drehen. Da war es auf jeder Stelle der Erde mal hell und mal dunkel. Die Zeit, in der es hell war, nannte Gott Tag, und die dunkle Zeit nannte er Nacht.

Als das alles fertig war, da war für Gott auch ein Tag vergangen.

Als Nächstes ordnete Gott auf der Erde das nebelige und matschige Durcheinander von Erde und Wasser und Luft. Er sorgte dafür, dass das meiste Wasser unten auf der Erde war. Ein Teil aber war oben am Himmel, nämlich in den Wolken. Die Wolken sollten überallhin Regen bringen. Zwischen den Wolken schien natürlich auch immer wieder die Sonne. Dadurch wurde das Wasser warm, verdunstete, stieg auf und bildete neue Wolken, wenn die alten sich aufgelöst hatten.

Als das alles so eingerichtet war, wie Gott es sich vorgestellt hatte, war für ihn wieder ein Tag vergangen.

Am dritten Tag ließ Gott durch Erdbeben und Vulkane und andere gewaltige Kräfte Berge entstehen. Er wollte nicht, dass überall ein bisschen Wasser war, sondern ließ das Wasser sich an einigen Stellen sammeln, nämlich in den Meeren, und an anderen Stellen abfließen, nämlich vom festen Land. Auf dem Land gab es das Wasser jetzt nur in Bächen, Flüssen und Seen. Und im Regen, der die Pflanzen wachsen ließ. Und die wuchsen auch, als Gott es so befahl: »Aus der Erde sollen Gräser und Kräuter wachsen, Büsche und Bäume. Alle Pflanzen sollen Früchte tragen und Samen, damit immer wieder neue Pflanzen wachsen, wenn die alten absterben.«

War das auf einmal eine bunte Welt! Wo es vorher nur braun und grau ausgesehen hatte, strahlte nun alles in frischem Grün. Dazwischen leuchteten gelbe, rote oder blaue Früchte. Und erst die Blüten! In allen Farben schmückten sich die Wiesen und die Büsche.

Da waren samtweiche Blätter und stachelige Kaktusstämme, große Kokosnüsse und kleine Haselnüsse, saure Stachelbeeren und süße Kirschen, giftige Fliegenpilze und essbare Steinpilze, mächtige Eichen und winzige Gräser, wunderschöne Orchideen und bescheidene Gänseblümchen.

Natürlich hießen die noch nicht Gänseblümchen, denn es gab ja noch keine Gänse. Es gab auch keine Menschen, die über die weichen Blätter streichen, die Nüsse knacken, die Pilze essen, die Früchte genießen oder die Blüten bewundern konnten. Das war schade, aber Gott hatte ja vor, auch noch Tiere und Menschen zu schaffen, alle zu ihrer Zeit.

Jetzt war nur Gott da, um die bunte Vielfalt zu bewundern. »Alles, was ich geschaffen habe, ist sehr gut«, sagte er und freute sich. So ging der dritte Tag der Schöpfung zu Ende.

1. Mose 1,1-13

Wie die Tiere auf die Erde kamen

Als für Gott der vierte Tag kam, nahm er sich vor, die Zeit zu ordnen. All die Nebel verzogen sich, sodass nicht nur die Sonne auf die Erde schien, sondern auch nachts der Mond und die Sterne. Die Sonne bestimmte nun, wie lange es Tag war, und wenn sie untergegangen war, wurden die anderen Himmelskörper sichtbar. So war es nachts nicht ganz so finster, und außerdem teilte der Mond auch die Zeit in Monate ein. Und an den Sternen war zu sehen, dass die Erde sich nicht nur um sich selbst drehte, sondern auch um die Sonne. Ein Jahr brauchte sie dazu. Das Jahr hatte eine warme und eine kalte Hälfte, wie der Tag eine helle und eine dunkle.

So hatte nun alles seine Ordnung. Gott fand es sehr gut und war zufrieden, als sein vierter Tag zu Ende ging.

Ja, alles war sehr gut, aber es fehlte noch etwas. Gott wollte die Vielfalt noch größer machen, es sollte noch mehr Leben auf der Erde sein. Und da erdachte er die Tiere. Er beschloss, im Meer und in den Flüssen und Seen anzufangen. »Alles Wasser soll voll von Tieren sein«, befahl er, »große und kleine, in vielen Formen, dass es nur so wimmelt.« So kam es auch. Riesengroße Wale und gefräßige Haie waren da und winzig kleine Fische. Riesenkraken mit ihren Furcht einflößenden Armen, die kleinen fünfzackigen Seesterne, die Rochen, flach wie ein Pfannkuchen, und die geringelten Seeschnecken, Schwertfische, Sägefische, einfarbig graue und grell bunte Meerestiere und durchsichtige Quallen, seltsam geformte Seepferdchen und unzählige Arten von Muscheln. All das machte Gott und noch viel mehr, so viel, dass man es gar nicht alles aufzählen kann.

Dann erdachte Gott Tiere, die auch durch die Luft fliegen konnten. Er schuf Vögel mit starken Flügeln, die groß genug waren, um die Tiere in der Luft zu halten. Dazu erfand er die Federn, die leicht und doch stark waren. Bald flatterten große und kleine Tiere durch die Luft, Adler und Albatrosse, aber auch Spatzen und Zaunkönige.

Gott sagte ihnen, dass sie sich vermehren sollten. Männchen und Weibchen sollten zusammen Kinder bekommen. Die kleinen Vögel schlüpften aus Eiern, die die Mütter in ihre Nester legten.

»So ist es gut«, sagte Gott. »Wenn nun alle Fische und anderen Tiere im Wasser und alle Vögel Junge bekommen, dann füllen sie bald alle Meere, und überall am Himmel werden Tiere zu sehen sein, die fliegen können. So will ich es auch haben.«

Dann war für Gott der fünfte Tag beendet.

Nun regte sich überall auf der Erdkugel Leben, und Gott freute sich daran. Nein – nicht überall! Auf der festen Erde gab es noch keine Tiere. Zwar setzten sich manchmal die Vögel auf Steine oder Bäume, aber Gott dachte: Ich will noch viel mehr Leben schaffen, das die ganze feste Erde füllen soll.

So schuf er alle Tiere, die auf der Erde leben: Pferde und Katzen, Löwen und Zebras, Schlangen und Würmer, Kühe und Ziegen, Elefanten und Mäuse, Ameisen und Heuschrecken und viele, viele andere. Es war ein unglaubliches Gewimmel!

Gott ließ sich für jedes Tier etwas Neues einfallen: Manche bewegten sich auf Beinen, manche auf winzigen Härchen (nämlich die Raupen), manche krochen auf dem Bauch. Die Spinnen hatten acht Beine, die Insekten sechs, die meisten Tiere hatten vier, und die Kängurus kamen mit zweien aus. Manche waren riesengroß, wie zum Beispiel die Saurier, und manche waren winzig klein, zum Beispiel die Flöhe.

Einige lebten teils auf der Erde und teils im Wasser, wie etwa die Meeresschildkröten, andere waren zwar Landtiere, aber sie konnten sich in fliegende Tiere verwandeln, wie die Raupen, die zu Schmetterlingen wurden. Die meisten waren am Tag wach und schliefen nachts, manche schliefen aber am Tag und wurden in der Nacht munter, wie die Eulen und die Fledermäuse.

Gott betrachtete alle Tiere, die er ins Leben gerufen hatte. Wirklich gut waren sie ihm gelungen. Und riesengroß war seine Freude!

1. Mose 1,14-25

Gott schafft einen Menschen

Es war wunderschön geworden auf der Erde. Aber Gott war noch nicht ganz zufrieden. »Ich möchte einen Menschen machen«, sagte er. »Er soll aussehen, als wenn er eines von den Tieren wäre. Ein bisschen anders natürlich, aber er soll sich auch auf Beinen bewegen, mit Augen gucken und mit Ohren hören, er soll die Samen und Blätter von Pflanzen essen, als wenn er ein Tier wäre. Aber er soll doch ganz anders sein, mir selbst ähnlich. Er soll denken können, denn ich kann denken, und das braucht er, damit er die Welt verstehen kann. Er soll viel Fantasie haben und Neues erschaffen können, so wie ich. Er soll reden können. Er soll vor allem mir vertrauen und mich lieb haben können. Dann werden wir Freunde sein.«

So geschah es auch. Erst war der Mensch nichts Besonderes, als Gott ihn aus der Erde machte. Aber dann blies ihm der Schöpfer seinen Atem ein. Da kam etwas von dem Leben Gottes in ihn.

Jetzt konnte der Mensch nicht nur gehen und essen und schlafen, wie alle Tiere, er konnte auch denken. Er konnte über sich selbst nachdenken und über die Welt um ihn her. Er konnte sich freuen und lachen, er konnte traurig sein und weinen, er konnte nicht nur sich an Vergangenes erinnern, wie das manche Tiere können, sondern auch überlegen, wie wohl die Zukunft aussehen würde.

Er konnte alles beobachten und verstehen und kleine Erfindungen machen, die ihm nützlich waren. Und er konnte über seinen Schöpfer nachdenken und über sich selbst. Das tat er auch, und er fand, dass Gott ihn wohl lieb haben musste, und freute sich darüber.

Gott machte für den Menschen einen Garten. Sehr groß war der und wunderschön. An den Seiten wurde der Garten von vier Flüssen begrenzt. In diesem Paradies war so angenehmes Wetter, dass alle Pflanzen und Tiere sich wohl fühlten. Warm war es und nie zu trocken oder zu nass. Trotzdem gab es Arbeit im Garten, und es war die Aufgabe des Menschen, ihn zu pflegen. Das war aber keine unangenehme Arbeit für ihn, sondern machte ihm Spaß. Gott hatte ihm ja Kraft und Verstand und Fantasie gegeben, und der Mensch fand es schön, das alles einzusetzen, um seine Welt zu erhalten.

Dann ließ Gott alle Tiere zu dem Menschen kommen und sagte ihm, dass er ihnen Namen geben sollte. Das machte dem Menschen erst recht Spaß. Zu dem großen Tier mit dem langen Schlauch am Kopf sagte er Elefant, zu der großen, gelben Katze mit den vielen Haaren um den Kopf sagte er Löwe, zu dem kleinen Vogel mit der roten Kehle sagte er Rotkehlchen, zu dem kleinen, grauen Vierbeiner mit dünnem Schwanz sagte er Maus, und wenn so eine Maus noch große Flügel hatte, nannte er sie Fledermaus. So ging es weiter, bis alle Tiere einen Namen hatten.

Und wie hieß der Mensch selbst? Er hieß Adam, denn die Erde, aus der Gott ihn gemacht hatte, war eine Art rotbrauner Lehm. Und in der Sprache, die damals gesprochen wurde, heißt »rote Erde« »Adam«. Adam hieß also sozusagen »ein Roter«, so wie wir manchmal »ein Schwarzer« sagen, wenn wir einen Menschen mit dunkler Hautfarbe meinen.

Adam war richtig stolz, als er allen Tieren einen Namen gegeben hatte. Aber er war auch ein bisschen traurig. Denn es war ihm dabei etwas aufgefallen: Bei den Tieren gab es immer Männchen und Weibchen. Aber er selbst war ein Mann – ohne Frau.

Als Adam sich hinlegte, um sich von seiner Arbeit auszuruhen, dachte er darüber nach. Gott hatte ihm schon so viel Gutes geschenkt. Er hatte ihn sicher sehr lieb. Deshalb wusste Gott bestimmt auch, dass er sich trotz der vielen Tiere um ihn herum allein fühlte.

Über diesen Gedanken fiel Adam in einen tiefen Schlaf.

1. Mose 1,27-2,20

Eva

Lange und tief schlief Adam.

Dann weckte ihn die helle, warme Sonne. Er richtete sich auf und rieb sich die Augen.

Er sah sich um – und rieb sich gleich noch einmal erstaunt die Augen. Vor ihm stand ein Mensch. So ähnlich wie er selbst, nur ein bisschen anders.

Das musste die Frau sein, die er sich gewünscht hatte! Gott musste sie wohl geschaffen haben, während er schlief.

Sofort sah Adam: Die ist von meiner Art, die ist von mir genommen. Nicht wie die Tiere aus dem Nichts geschaffen. Sie gehört zu mir! Es ist meine Frau!

Adam sah die Frau an, und sie gefiel ihm sehr. Wie schön, dass Gott sie mir gegeben hat!, dachte er. Ich werde immer mit ihr zusammen sein. Das wird mich glücklich machen. Und sie sicher auch.

Adam nannte seine Frau Eva, das heißt »Leben«. Dann nahm er sie bei der Hand und führte sie durch den großen Garten, und beide bestaunten alles, was Gott gemacht hatte. Adam und Eva waren nackt, aber sie froren nicht, und sie schämten sich auch nicht. Sie hatten nichts zu verbergen.

Gott beobachtete das und war zufrieden. Nicht nur, weil ihm Eva genauso gut gelungen war wie Adam, sondern auch, weil die beiden sich verstanden und lieb hatten. So sollte es auch sein.

Da dachte Gott: Es ist genug, was ich geschaffen habe. Der sechste Tag ging zu Ende, und es war alles so, wie es der Schöpfer geplant hatte.

Als dann der siebte Tag kam, ruhte Gott sich aus. Er machte nichts Neues mehr. Warum auch? Es war ja alles da.

Das Leben auf der Erde würde nun weitergehen. Aus den Samen der Pflanzen würden immer neue entstehen. Die Tiere und die Menschen würden Kinder bekommen, die würden groß werden und wieder Kinder haben und so weiter. Es war alles wirklich großartig ausgedacht.

Gott genoss den Feiertag. Er betrachtete die Welt und freute sich. Und er besuchte auch die Menschen. Manchmal ging er im Garten spazieren und redete mit Adam und Eva.

Dabei sagte er ihnen auch, sie sollten es halten wie er: Sechs Tage sollten sie arbeiten, die Felder bestellen, ernten, Mahlzeiten zubereiten und vieles andere. Aber am siebten Tag sollten sie sich ausruhen. Sie sollten neue Kräfte sammeln und Schönes miteinander erleben und sich Zeit nehmen, über sich selbst und über Gott nachzudenken.

So taten es die Menschen auch. Sie lebten ohne Ärger und Sorgen, pflegten den Garten und freuten sich über alles, was Gott geschaffen hatte. Sie streiften viel umher und entdeckten immer wieder etwas Neues.

Nur in der Mitte des Gartens, da waren sie vorsichtig. Da standen zwei Bäume, die anders waren als die übrigen. Sie hatten ihren Namen auch nicht von Adam bekommen. Gott selbst hatte gesagt, wie sie heißen sollten, und er hatte den Menschen verboten, von ihren Früchten zu essen.

Die Namen dieser Bäume waren auch so merkwürdig, dass Adam sie sicher nicht erfunden hätte. Sie hießen nicht Eiche oder Buche oder Tanne oder so ähnlich. Der eine hieß »Baum des Lebens« und der andere »Baum der Erkenntnis von Gut und Böse«.

Seltsame Namen. Die Namen und das Geheimnis dieser Bäume bewirkten, dass die Menschen öfter als nötig in ihre Nähe kamen und sie betrachteten. Aber sie trauten sich doch nicht, nah heranzugehen.

Wenn die beiden Menschen mal wieder neugierig geguckt hatten, sagten sie: »Komm, gehen wir wieder! Warum soll Gott nicht ein Geheimnis haben! Lass uns über die weiche Wiese laufen oder in der Sonne liegen oder auf eine Palme klettern und eine Kokosnuss essen oder im Teich baden.« Irgend so etwas taten sie dann auch immer und waren glücklich.

1. Mose 2,15-25

Die Schlange

Einmal ging Eva allein durch den Garten und kam zum »Baum der Erkenntnis von Gut und Böse«. Ihr Herz klopfte, als sie davor stand, weil es so ein geheimnisvoller Baum war.

Auf einmal sprach sie jemand an: »Eva!« Sie erschrak. Wer redete da mit ihr?

Da sah sie auf dem Baum eine Schlange.

Die zischte: »Sollte Gott wirklich gesagt haben, dass ihr von keinem Baum im Garten Früchte essen dürft?«

»Das hat er nicht gesagt«, antwortete Eva. »Wir dürfen von allen Bäumen im Garten die Früchte essen, nur nicht von diesem Baum. Denn dann müssen wir sterben.«

»Ihr werdet keineswegs sterben«, sagte die Schlange. »Das hat Gott nur so gesagt, damit ihr euch auch ja nicht daran vergreift. Das will er nämlich unbedingt verhindern. Denn er weiß, wenn ihr davon esst, werdet ihr viel mehr erkennen, als ihr jetzt erkennt. Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was Gut und Böse ist.«

Dann verschwand die Schlange.

Eva stand lange vor dem Baum und überlegte. Sie sah, wie schön die Früchte leuchteten. Je länger sie guckte, desto mehr lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Außerdem fand sie es sehr spannend, sich vorzustellen, sie könnte etwas essen, das klug machte. Sicher, Gott hatte es verboten. Aber wenn er es nun wirklich bloß verboten hatte, damit die Menschen dumm blieben? Sie wollte aber klug werden! Was es zu wissen gab, wollte sie auch wissen!

Vorsichtig berührte sie eine der Früchte. Nichts geschah. Dann pflückte sie die Frucht. Auch jetzt passierte nichts Schlimmes. Nun biss sie kräftig hinein. Sie fiel nicht tot um! Die Frucht schmeckte sogar gut.

In diesem Moment trat Adam zu ihr. »Iss mit mir, Adam«, sagte sie. »Ich habe von der verbotenen Frucht gegessen. Und wie du siehst, lebe ich noch!«

Adam zögerte nicht lange und aß auch.

Keiner von beiden starb. Jedenfalls nicht gleich. Aber etwas veränderte sich sofort: Sie bemerkten plötzlich, dass sie nackt waren, und sie schämten sich voreinander. Sie nahmen große Blätter und machten sich davon Röcke. Sie wussten sich also zu helfen, aber trotzdem waren sie irgendwie unzufrieden. Betreten standen sie da und hatten ein Gefühl, das sie bis dahin noch gar nicht gekannt hatten: ein schlechtes Gewissen.

Am Abend kam Gott in den Garten. Adam und Eva hörten seine Schritte und versteckten sich hinter Bäumen und Sträuchern. Sie hatten Angst vor Gott. Früher war er ihr Freund gewesen, aber jetzt hatten sie auf einmal Angst. Und sie schämten sich auch vor Gott, weil sie nackt waren.

Sie wussten: Wir haben gesündigt. Wir haben etwas getan, von dem wir wussten, dass Gott es nicht will.

Nein, getötet hatte ihre Sünde sie nicht sofort. Aber etwas sehr Schönes und Heiles hatten sie kaputtgemacht.

Gott kam näher. Jetzt rief er laut: »Adam, wo bist du?« Er rief nicht deshalb, weil er Adam sonst nicht gefunden hätte. Gott sieht alle und alles. Aber er rief, weil Adam und Eva wissen sollten: Gott sucht sie. Auch wenn auf die Sünde Strafe folgt, sollen die Menschen wissen: Gott lässt sie nicht allein.

1. Mose 3,1-9

Die Menschen müssen das Paradies verlassen

»Adam, wo bist du?«, rief Gott. Warum versteckten sich die Menschen? Warum musste er sie rufen? Warum kamen sie nicht wie bisher voller Liebe und Vertrauen zu ihm? Etwas zwischen ihm und den Menschen war zerbrochen.

»Hier!«, rief Adam. Und schon als er rief, merkte er: Es war ein dummer Gedanke, mich vor Gott hinter einem Strauch verstecken zu wollen. »Ich hörte dich kommen. Da fürchtete ich mich, denn ich bin nackt. Darum habe ich mich versteckt.«

»Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist?«, fragte ihn Gott. »Die Tiere haben doch auch keine Kleidung an, und es stört sie nicht. Und du hast dich bisher auch nicht geschämt. Auf einmal schämst du dich. Nicht wahr, du hast von dem Baum gegessen, von dem du nicht essen durftest.«

Adam wagte nicht, Gott anzusehen. Leise sagte er: »Die Frau, die du mir gegeben hast, hat mir eine Frucht angeboten. Und da … da habe ich auch gegessen.«

Gott fragte Eva, die sich ängstlich hinter ihrem Mann hielt: »Warum hast du das getan?«

»Die Schlange hat mich betrogen und falsche Versprechungen gemacht«, verteidigte sich Eva. »Ich bin auf sie hereingefallen.«

Die Menschen sahen, dass Gott sehr zornig war. Voller Angst erwarteten sie seine Strafe.

Gott wandte sich aber zuerst zur Seite und sprach zu der Schlange: »Verflucht sollst du sein, weil du das getan hast! Für alle Zeiten werden die Menschen deine Feinde sein. Aber einer wird dich besiegen.«

Adam und Eva verstanden nicht, was sie da hörten. Denn sie wussten noch nicht: Später würde Gott einen Retter schicken, um das Böse zu besiegen.

Nun wissen sie, was Gut und Böse ist, dachte Gott. Sie wollen sein wie ich, aber sie sind nicht stark genug, um dem Bösen zu widerstehen. Deshalb will ich nicht, dass sie auch noch vom Baum des Lebens essen.

»Ihr müsst den Garten verlassen«, sagte er jetzt zu Adam und Eva. »Du, Eva, wirst dir Kinder wünschen, aber nur unter Schmerzen wirst du sie bekommen. Und du, Adam, wirst schwer arbeiten müssen, damit ihr zu essen habt. Auf deinen Äckern werden Dornen und Disteln wachsen, und du wirst dich ein Leben lang mühen, bis du stirbst. Dann wird dein Körper wieder zur Erde zerfallen, denn du bist aus Erde gemacht.«

Gott machte den Menschen noch Kleidung von Fellen und zog sie ihnen an, ehe sie das Paradies verlassen mussten. So sorgte Gott für seine Menschen, auch wenn sie jetzt nicht mehr in seiner Nähe lebten.

Aber vor dem Eingang des Gartens stand von nun an ein Engel mit einem feurigen, blitzenden Schwert.

1. Mose 3,10-24

Kain und Abel

Die Sünde hatte alles anders gemacht. Die schöne Zeit im Paradies, wo Adam und Eva angenehm leben konnten und wo Gott sie immer wieder besuchte, war vorbei.

Sicher, das Leben war nicht nur Quälerei. Manchmal, wenn Adam abends nach der Arbeit vor seiner Hütte saß und sich ausruhte, fand er das Leben auch schön. Neben ihm saß Eva und hatte den jüngsten Sohn, Abel, auf dem Schoß. Der ältere, Kain, tollte um die Hütte herum. Dann freute sich Adam. Aber diese Freude war nicht zu vergleichen mit dem großen Glück, das er verloren hatte.

Bald waren die Söhne von Adam und Eva nicht mehr klein, und Adam sagte: »Das ist wohl so von Gott geplant, dass die Kinder erwachsen und von ihren Eltern unabhängig werden. Darum sollt ihr, Kain und Abel, lernen, wie man sich selbst versorgt. Kain, du bist kräftig genug für die Landarbeit. Ich werde dir beibringen, wie man den Acker bestellt. Du bist klug und geschickt und wirst bald mehr können und bessere Ernten haben als ich. Und du, Abel, liebst die Tiere. Dir werde ich zeigen, wie man Schafe und Ziegen hütet und was man alles beachten muss, damit sie gesund bleiben und sich vermehren.«

Die beiden Söhne waren damit einverstanden. Schnell begriffen sie alles, was Adam ihnen zeigte, und konnten es bald besser als er.

Und noch etwas brachte Adam ihnen bei: Gott immer zu danken. Sie konnten Gott zwar nicht sehen, wie ihre Eltern damals im Paradies, aber sie konnten doch mit ihm reden. Beten nannten sie das. Und sie konnten sich bemühen, so zu leben, wie es Gott gefiel.

Als dann Kain zum ersten Mal im Herbst eine große, gute Ernte eingebracht hatte und als Abel seine Herde zählte und feststellte, dass sie sich sehr vergrößert hatte, da waren sie beide fröhlich. Sie wollten Gott danken. Wie sie es bei ihrem Vater gesehen hatten, bauten sie aus Feldsteinen jeder einen Altar, legten Feldfrüchte und Fleisch darauf und verbrannten ihre Gaben. Damit wollten sie zeigen, dass sie Gott gern etwas schenken wollten. Sie konnten ja Gott nicht zum Essen einladen. Sie dachten aber: Wenn wir es verbrennen, steigt der Rauch zu Gott in den Himmel. Dann merkt er, dass wir ihm danken wollen.

Abel, der jüngere Bruder, wurde dabei richtig fröhlich. Er hatte Gott von Herzen lieb und meinte es auch ganz ehrlich mit seinem Dankopfer. Bei Kain aber war das anders. Er dachte immerzu: Wie schade, dass die Früchte, die mir so viel Mühe gemacht haben, nun verbrennen. Nicht mehr an Gott, sondern nur an sich dachte er auf einmal. Da wurde er ganz unglücklich. Als er dann sah, dass sein Bruder so froh wurde, machte ihn das neidisch. Das verstärkte seinen Ärger noch.

Später, als das Opfer verbrannt war und beide nach Hause gingen, sprach Kain mit Abel kein Wort. Aber innerlich kochte er vor Wut.

Da sprach Gott zu Kain: »Warum ärgerst du dich so? Und warum guckst du immer nur finster nach unten? Weißt du, Kain, wenn du mein Freund bist, dann kannst du frei und offen in die Welt schauen. Wenn du aber nicht mein Freund sein willst, dann lauert die Sünde vor deiner Tür und will dich beherrschen. Es soll aber umgekehrt sein: Du sollst die Sünde beherrschen.«

Aber Kain war zu wütend, um auf Gottes Warnung zu hören. Die Sünde beherrschte ihn schon, und er tat nichts dagegen. Er ließ seine Stimme ganz harmlos klingen und sagte zu seinem Bruder: »Komm, wir gehen ein Stück dort hinüber aufs Feld.« Abel ahnte nichts Böses und kam mit. Da nahm Kain einen Felsbrocken und schlug seinem Bruder von hinten auf den Kopf, sodass er tot umfiel.

Da lag Abel nun auf der Erde. Jetzt erst merkte Kain, wozu ihn seine Eifersucht und sein Zorn getrieben hatten.

»Was hast du getan?« Es war Gott, der zu ihm redete. »Das Blut deines Bruders schreit zu mir von der Erde! Zur Strafe sollst du von zu Hause wegziehen in ein fremdes Land. Du sollst immer auf der Flucht sein und nie zur Ruhe kommen. Auf dem Acker sollst du noch mehr Arbeit haben als bisher und doch kaum satt werden. Ich selbst werde dafür sorgen, dass niemand deine Tat rächt. Aber du wirst ein elendes Leben führen.«

So ging Kain fort, verließ den Ort, an dem Gott zu ihm gesprochen hatte, und zog weit nach Osten.

1. Mose 4,1-6

Noah

Viele, viele Jahre waren vergangen. Wenn Gott auf die Erde blickte, sah er, dass sich inzwischen vieles verändert hatte. Überall zwischen den Wüsten, den großen Steppen und den Wäldern sah er Ackerflächen. Da hatten sich Menschen niedergelassen und mit viel Mühe das Land urbar gemacht.

Wo es sehr trocken war, konnte Gott von oben lange, gerade Linien sehen. Das waren Kanäle, mit denen die Menschen Wasser aus den Flüssen auf ihre Felder leiteten. Ja, es war mit viel Arbeit verbunden, auf der Erde zu leben. Die Menschen mussten sich sehr abmühen, von früh bis spät, von der Jugend an bis ins hohe Alter, und sie mussten sich auch sehr viele neue Ideen einfallen lassen, um genug Nahrung zu bekommen.

Als immer mehr Menschen in den fruchtbaren Gegenden wohnen wollten, entdeckten einige, dass man auch im trockenen Land leben kann, wenn man nur viel unterwegs ist. Sie bauten sich keine Hütten, sondern Zelte, die sie leicht mitnehmen konnten. Wenn ihre Herden an einer Stelle das Gras abgefressen hatten, zogen sie einfach weiter. Andere lernten, feste Häuser aus Stein zu bauen, manchmal sogar mit mehreren Stockwerken übereinander.

Die Menschen waren erfinderisch: Sie erfanden nützliche Dinge, wie Werkzeuge, und schöne Dinge, wie Musikinstrumente, aber sie erfanden auch Waffen. Die brauchten sie leider nicht nur, um sich gegen wilde Tiere zu wehren. Die Menschen kämpften auch gegeneinander, weil sie von Neid, Hass und Eifersucht erfüllt waren. Von Gott und von allem, was am Anfang der Welt passiert war, hatten die Menschen nur noch eine ungefähre Ahnung.

Nur einige wenige, die treu an Gott glaubten, versuchten alles in Erinnerung zu behalten und möglichst genau an die Nachkommen weiterzugeben. Die meisten hatten kein besonderes Interesse daran. War es nicht so, dass Gott sie aus dem Paradies vertrieben hatte? Dass er sie gezwungen hatte, mit Mühe und Schweiß für sich selbst zu sorgen? Dann wollten sie mit Gott nichts mehr zu tun haben und sich auf ihre eigenen Kräfte und ihr eigenes Können verlassen. Sie dachten nicht daran, dass auch das Können der Menschen von Gott kommt, dass er die Jahreszeiten eingerichtet hat, dass er Getreide und Früchte wachsen lässt und Regen, Sonnenschein und Wind schickt, um die Erde zu erhalten.

Gott sah das alles. Dass die Menschen sich mit Geschick in der Welt zurechtfanden und viel Neues erdachten, das freute ihn. Dass sie aber weder ihren Schöpfer noch einander lieb hatten, das machte ihn sehr traurig und zornig. Deshalb beschloss er, alles Leben auf der Erde zu vertilgen, um dem Bösen ein Ende zu setzen.

Da sah Gott einen Menschen, der anders war als die anderen: Noah.

Noah betete immer zu Gott, opferte, um seinen Dank zu zeigen, und erzählte alles, was er über Gott wusste, seinen Söhnen und seinen Schwiegertöchtern.

Eines Tages passierte etwas sehr Merkwürdiges. Noah hörte die Stimme Gottes.

»Ich werde eine große Flut schicken«, sagte Gott. »Die Menschen sind böse, aber dich und deine Familie will ich retten, um mit euch einen neuen Anfang zu machen. Deshalb sollst du ein Schiff bauen. Hör gut zu und mach es genau so, wie ich es sage. Nimm Tannenholz und mache es mit Teer wasserdicht, von innen und außen. Das Schiff soll riesengroß sein, hundert Meter lang, zwanzig Meter breit und zehn Meter hoch. Innen soll es drei Stockwerke haben. Weil es nicht ein bestimmtes Ziel anfahren soll, braucht es kein Segel und kein Steuer, es muss auch nicht vorn und hinten spitz sein. Eher wie ein Kasten. An der Seite sollst du eine Tür machen, die sich dicht verschließen lässt, und oben ein ganz kleines Fenster.«

»Aber Herr«, antwortete Noah, »ich brauche für meine Familie nicht so einen großen Kasten! Willst du doch noch andere …?«

»Von den Menschen sollst nur du mit deiner Familie gerettet werden«, antwortete Gott. »Aber du sollst Tiere mitnehmen; von jeder Art, die auf der Erde lebt, ein Paar. Sie werden Junge bekommen, die die Erde neu mit Leben erfüllen werden. Nimm also von allen Vögeln und allen vierfüßigen Tieren, von allen Würmern und Käfern, von großen und kleinen Tieren jeweils ein Paar mit in deine Arche. Und denke daran, auch Futter für die vielen Tiere und Nahrung für euch Menschen mitzunehmen.«

Dann schwieg Gott.

Das ist wirklich ein merkwürdiger Befehl, dachte Noah. Wenn ich nicht genau wüsste, dass Gott es gesagt hat …

Gleich ging er mit seinen Söhnen an die Arbeit. Sie verkauften ihr Land und vieles von ihrem Vieh. Von dem Geld kauften sie riesige Mengen Holz.

Dann begann Noah zu bauen. Aus den dicksten Stämmen machte er erst einmal ein festes Gerüst. Dann setzte er die dünneren Stämme dazwischen. Alles wurde mit Holzzapfen und mit Stricken aus Hanf fest verbunden.

Natürlich dauerte das sehr lange. Mehrere Jahre brauchte er, bis man erkennen konnte, was es eigentlich werden sollte.

Immer wieder kamen Leute vorbei. Am Anfang fragten sie noch, ob sich Noah einen Palast bauen wollte, oder eine riesige Scheune. Aber nachdem Noah es ihnen gesagt hatte, lachten sie nur noch. Es sprach sich schnell herum, dass Noah ein Schiff baute.

»Ein Schiff! Mitten auf dem Land!«, spotteten sie. »Wie willst du den schweren Kasten denn zum Meer bringen?«

»Das Wasser wird hierher kommen, und dann schwimmt er«, antwortete Noah.

»Hierher? Du bist verrückt, Noah!«

»Gott wird eine große Flut schicken, um alle zu vernichten, die Böses tun und denken.«

Die Leute lachten und lachten und schlugen sich auf die Schenkel. Aber sie machten trotzdem mit Noah Geschäfte. Warum soll man nicht auch bei einem Spinner Geld verdienen, indem man ihm Holz und Teer, Trockenfleisch und Obst und vieles andere verkauft!

Als der riesige Kasten fertig war, musste Noah ihn wasserdicht machen. Dazu nahm er so etwas Ähnliches wie Erdöl, dickflüssigen, schwarzen Teer, den man an manchen Stellen aus der Erde holte. Wenn man ihn über dem Feuer heiß machte, wurde er dünnflüssig, sodass man ihn gut verarbeiten konnte. Es war eine Menge Arbeit, das ganze Schiff damit anzustreichen.

Noahs Söhne und Schwiegertöchter waren nicht immer begeistert bei der Sache, besonders wenn die Vorübergehenden spotteten. Aber sie glaubten, dass ihr Vater die Stimme Gottes wirklich gehört hatte. Und darum blieben sie treu dabei, auch wenn es manchmal schwer wurde.

Dann endlich war die Arche fertig. Noah ging langsam um sie herum, kletterte drinnen noch einmal über alle Balken und kontrollierte jeden Winkel. Dann ging er zu einem Hügel, wo er das ganze Riesenschiff mit einem Blick sehen konnte, und betete: »Herr, Gott, da steht es nun, wie du befohlen hast. Und was jetzt?«

1. Mose 4,17-6,22

Die große Flut

Gott sprach zu Noah: »Geh jetzt mit deiner Familie in die Arche und nimm die Tiere mit, so wie ich es dir gesagt habe. In einer Woche will ich die große Flut schicken. Vierzig Tage und vierzig Nächte lang soll es in Strömen regnen, bis die ganze Erde von Wasser bedeckt ist.«

Da begann Noah mit seinen Söhnen, die Tiere zur Arche zu treiben, zwei Tiere von jeder Art: einen Hengst und eine Stute, einen Erpel und eine Ente, einen Maikäfer mit seiner Frau, einen Rehbock und ein Reh, einen Zaunkönig und eine Zaunkönigin, einen Ochsen und eine Kuh, ein Adlermännchen und ein Adlerweibchen und so weiter. Es war ein ziemliches Gewimmel um die Arche herum.

Noah öffnete die riesige Klappe, die die Eingangstür verschloss. Wenn man sie herunterklappte, konnte sie als Rampe dienen, über die man in die Arche kam.

Noah stand oben neben dem Tor. Sem, sein ältester Sohn, führte mit seiner Frau drinnen die Tiere nach Noahs Anweisung in die Käfige, die für sie vorgesehen waren. Seine beiden jüngeren Söhne, Ham und Japhet, trieben die Tiere herauf. Die lauten Treiberrufe und die Befehle Noahs mischten sich mit dem Brüllen, Bellen, Blöken, Krähen, Meckern, Quietschen, Muhen, Quaken, Winseln, Wiehern und Kreischen der Tiere und mit dem donnernden Trommeln der Hufe auf der Rampe und den Schiffsböden.

Noah brauchte keine Angst zu haben vor den wilden Tieren, die da dicht an ihm vorbeikamen. Sie taten ihm nichts. Es war ein bisschen wie im Paradies. Er kraulte den Löwen am Hals, klatschte dem Nilpferd auf den dicken Hintern und half der Vogelspinne über einen dicken Balken.

Dann waren alle Tiere in der Arche. Noah machte noch einen Rundgang und achtete darauf, ob alles an Ort und Stelle war: ob der scharfe Raubtiergeruch der Tiger nicht zu sehr den Gazellen in die Nase stach, ob das Trompeten der Elefanten nicht die Hasen erschrecken konnte und ob nicht die Gefahr bestand, dass die Wasserbüffel, ohne es zu merken, auf die Marienkäfer traten. Dann kontrollierte er noch einmal, ob das Futter richtig gelagert war und ob genug von allem dalag.

Noah war zufrieden. Er zog mit seinen Söhnen die Rampe hoch. Es war dunkel in der Arche. Durch das kleine Fenster drang nur wenig Licht. Ein bisschen unheimlich war ihm schon.

Gott war auch zufrieden. So hatte er es sich vorgestellt. Er selbst verschloss den Kasten von außen.

Der siebte Tag ging dem Ende entgegen. Die Söhne sagten zu Noah: »Und wenn nun gar keine Flut kommt, Vater? Stell dir vor, wir hätten das alles umsonst gebaut und müssten nach einigen Tagen wieder hinausklettern! Wie würden dann erst die Leute lachen!«

»Redet nicht solch einen Unsinn«, ermahnte sie Noah. »Den Leuten wird das Lachen vergehen – und euch der Zweifel. Was Gott sagt, das tut er auch.«

Und dann hörten sie den Regen. Erst waren es nur wenige Tropfen, dann rauschte es, schließlich goss es wie aus Kübeln. Stunden, Tage.

Nach einigen Tagen merkten sie an den glucksenden Geräuschen, dass das Wasser außen an ihrer Arche hochstieg. Alles war dicht, kein Tropfen kam herein. Und dann spürten sie, wie die Arche anfing, sich zu bewegen. Schließlich begann sie, richtig auf der Flut zu schaukeln. Sie schwammen.

Vierzig Tage lang regnete es. In dem dunklen Kasten kam den acht Menschen die Zeit schrecklich lang vor. Gut, dass sie wenigstens viel zu tun hatten, weil sie die Tiere versorgen mussten.

Plötzlich horchten alle auf, Menschen und Tiere. Was war das? Eine erschreckende Stille! Der Regen hatte aufgehört! Vierzig Tage lang, bei Tag und bei Nacht, war dieses Geräusch in ihren Ohren gewesen. Nun erschraken sie richtig, als es nicht mehr da war. Aber natürlich schwamm ihr Kasten immer noch. Wasser bedeckte die ganze Erde und selbst die höchsten Berge.

Nach hundertfünfzig Tagen erst beschloss Gott, das Wasser wieder ablaufen zu lassen. Aber das dauerte auch noch einige Zeit.

Die Menschen in der Arche merkten noch nichts davon. Sie wurden ungeduldig. Ein halbes Jahr schwammen sie nun schon herum, ohne etwas zu sehen, ohne zu wissen, wo sie waren und wie lange es noch dauern würde.

»Geduldet euch«, sagte Noah. »Gott hat bisher so gut für uns gesorgt, er wird auch weiter für uns sorgen.«

1. Mose 7,1-8,3

Was der Regenbogen verspricht

Trübsinn herrschte in der Arche. Die Menschen und Tiere waren schon so lange in diesem dunklen, schaukelnden, stinkenden Kasten eingeschlossen, dass sie ganz schwermütig wurden. Nur Noah versuchte, seine Familie immer wieder aufzurichten: »Haltet durch! Es kann nicht mehr lange dauern.«

»Das sagst du schon seit vielen Wochen«, antworteten die Söhne.

Aber Noah ließ sich nicht beirren. »Habt Geduld«, sagte er immer wieder. »Gott denkt an uns!«

Was blieb ihnen auch anderes übrig, als zu warten! Stumpfsinnig verrichteten sie ihre tägliche Arbeit.

Da – was war das? Ein Ruck ging durch das Schiff! Es musste irgendwo angestoßen sein!

»Land!«, rief Japhet und kam durch das ganze Schiff gerannt, sodass die Gänse erschreckt zur Seite stoben und die Schwalben aufflatterten, als er an ihrem Gehege vorbeikam.

Alle strahlten. Vorbei war ihr Trübsinn. Wenn schon wieder irgendwo Land herausguckte, dann konnte es ja nicht mehr unendlich lange dauern. Nun krachte es wieder. Alle hielten sich fest und lauschten. Selbst die Tiere schienen zu merken, dass etwas Besonderes passierte.

Auf einmal knirschte es unter ihren Füßen. Und dann – ja, dann lag der Kasten still. Das Schaukeln hörte auf! Ihre Arche hatte auf festem Land aufgesetzt.

Dies war der siebzehnte Tag im siebten Monat nach Beginn der Flut, und das Land, auf dem die Arche aufgesetzt hatte, war der Berg Ararat. Aber das wusste Noah noch nicht. Noch war rundum alles voll Wasser. Durch das kleine Fenster ließ sich nichts entdecken, und die Tür konnten sie wegen des Wassers nicht öffnen.

Obwohl die Familie immer ungeduldiger wurde, wartete Noah, bis zehn Monate vorbei waren. Dann ging er nach oben, öffnete das Fenster und ließ einen Raben hinausfliegen.

»Warum machst du das?«, fragte seine Frau. »Wenn der Rabe wiederkommt, weiß ich, dass er draußen noch nicht leben kann«, antwortete Noah.

Er kam nicht wieder. Alle freuten sich. Noah sagte: »Der Rabe ist ein genügsamer Vogel. Er kann lange fliegen und auf dem kleinsten Felsen ausruhen. Ich werde eine Taube fliegen lassen.«

Die Taube flog hinaus, aber nach kurzer Zeit kam sie wieder. »Es scheint noch zu viel Wasser zu geben«, meinte Noah, »wir sollten noch eine Woche warten.«

Nach weiteren sieben Tagen ließ Noah wieder eine Taube hinaus. Gespannt warteten die acht Menschen, ob sie zurückkehren würde. Sie warteten lange. Dann gingen sie wieder an ihre Arbeit. Nur Noah blieb am Fenster. Am Abend flatterte etwas herein – es war ihre Taube! Sie hatte das Blatt eines Olivenbaums im Schnabel!

Alle kamen herbeigelaufen. Es gab wieder Bäume draußen! Jetzt wollten sie aber hinaus!

»Nein, wir müssen ganz sicher sein!«, sagte Noah. »Wir warten noch eine Woche.«

Als Noah nach weiteren sieben Tagen noch einmal eine Taube fliegen ließ, kam sie nicht wieder.

Nun war es soweit: Die vier Männer brachen das Dach der Arche auf und sahen hinaus. Kein Wasser war mehr da. Von ihrem hohen Berg hatten sie einen guten Ausblick. Nur ganz weit entfernt sahen sie ein Meer. Aber das war sicher schon immer da gewesen. Sonst war das Land trocken.

Zugegeben, es sah nicht sehr schön aus. Die Flut hatte überall Spuren hinterlassen. Aber hier und da standen noch Bäume, und auf den ebenen Flächen zeigte sich schon wieder erstes Grün. So kümmerlich es auch noch aussah – den Überlebenden der Flut schien es ein Paradies.

Sie öffneten die große Klappe an ihrer Arche und ließen alle Tiere hinaus. Deren Freude war unbeschreiblich. Die Elefanten trompeteten, die Ziegen sprangen höher, als sie selbst waren, die Schwalben sausten vor Vergnügen immer haarscharf über Noahs Kopf hinweg, und selbst das Heulen der Hyänen hörte sich fast nach Lachen an.

Noahs Familie atmete auf. Sie umarmten sich alle und konnten ihr Glück kaum fassen. Noah baute für Gott einen Altar und betete mit seiner ganzen Familie, um Gott zu danken.

Als sie nach ihrem Gebet aufschauten, sahen sie einen wunderschönen, leuchtend bunten Regenbogen. Und Gott sagte: »Ich werde nie mehr eine Flut kommen lassen, die die ganze Erde bedeckt. Ihr sollt viele Nachkommen haben, und auch ihnen wird mein Versprechen gelten. Haltet euch an meine Gebote! Und zum Zeichen, dass es nicht noch einmal eine solche Flut geben soll, habe ich diesen Bogen gemacht. Er soll immer am Himmel stehen, wenn der Regen abzieht und die Sonne wieder durchbricht. Wenn ihr ihn seht, denkt daran, was ich euch versprochen habe. Solange die Erde besteht, wird es immer Saat und Ernte geben, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.«

1. Mose 8,4-9,17

Der große Turm von Babel

Viele reiche und wichtige Männer standen um den Mann im Arbeitskittel herum. »Nun fang an!«, sagten sie. »Zeig uns deine Erfindung. Wir sind riesig gespannt, wie du die festen Steine machst.« »Alle gleich groß!«, staunte einer. »Das muss das Bauen ja ganz leicht machen!« Ein anderer sagte: »Und man muss nicht mehr jeden einzelnen Stein mühsam aus dem Berg brechen und stundenlang bearbeiten. Teure Meißel spart man sich dann auch.«

»Seht her!«, sagte der Mann in der Arbeitskleidung. »Ich mische einfach Lehm, den es hier in großer Menge gibt, mit etwas Stroh. Das macht den Stein fester. Das streiche ich in diese hölzerne Form.« Er tat es vor den Augen der Leute, kippte die Form um und legte den viereckigen Klumpen zum Trocknen in die Sonne. Da lagen schon viele davon.

»Wenn die Klumpen etwas getrocknet sind, kommen sie in den Ofen. Da drüben hat mein Sohn gerade eine Ladung Steine fertig gebrannt. Sie sind jetzt fest und hart wie Fels. Vorsicht, nicht anfassen, sie sind noch heiß!«

Die wichtigen Leute waren begeistert. »Damit können wir alles bauen, was wir wollen.« »Ja, Paläste, Mauern, Türme!« »Großartig!«

»Aber wir wollen nicht alles Mögliche machen, sondern eine große Sache!«, sagte einer. »Ein riesiges Bauwerk, das alle Welt bestaunt. Wenn wir einmal gestorben sind, werden unsere Nachkommen noch sagen: Seht, was für ein Bau! Diese Männer haben Großartiges geleistet!«

»Gute Idee«, sagte ein anderer. »Am besten, wir bauen einen hohen Turm. So hoch, dass die Spitze in den Himmel ragt, wo Gott ist. Dann sind wir genauso hoch wie er!«

»Und genauso groß!«, meinte ein Dritter. »Dann unterscheidet uns nicht mehr viel von Gott. Diese neue Erfindung macht uns fast allmächtig!«

So und so ähnlich sprachen sie alle. Nicht nur die reichen und wichtigen Leute, sondern auch das Volk. Oft, wenn die Menschen etwas Neues erfinden, meinen sie, Gott sei jetzt überflüssig geworden.

Sie begannen zu bauen. Auf einem riesigen, viereckigen Grundstück in der großen Stadt Babel mauerten sie das Fundament.

Es dauerte länger, als sie anfangs in ihrer Begeisterung gedacht hatten. Aber sie bauten und bauten. Jahrelang brannten sie Steine und mauerten sie aufeinander.

Der Turm wuchs in schwindelnde Höhen. Von überall kamen Leute und staunten. Und weil in keiner anderen Stadt je so etwas Großartiges gesehen worden war, wurden die Besucher neidisch. Dann sagten die Leute von Babel: »Ihr braucht nicht neidisch zu sein. Ihr könnt mithelfen. Dann ist es nicht nur unser, sondern auch euer Turm. Wir gehören doch alle zusammen. Der Turm ist das Zeichen für unsere Einheit. Er ist ein Beweis dafür, dass wir alles können, wenn wir uns nur einig sind. Kommt, macht mit!«

Immer mehr Leute ließen sich von der Begeisterung anstecken. Sie arbeiteten und sangen dabei ihre Parolen, zum Beispiel: »Gemeinsam sind wir stark, stärker als Gott«, oder: »Wir sind ein großes Volk, wir bauen einen großen Turm, wir machen uns einen großen Namen, niemand ist größer als wir.«

Was dachte Gott wohl, als er das alles sah und hörte? Ein bisschen schmunzelte Gott. Er fand es lächerlich, dass die Menschen mit einem Turm in den Himmel wollten. Er war aber auch traurig. Würden die Menschen denn nie lernen, dass Gott viel größer ist als alles, was sie sich vorstellen können? Dass er alle liebt, egal, ob sie etwas Großartiges geleistet haben oder nicht?

Gott hatte ja versprochen, keine Flut mehr zu schicken. Er ließ auch nicht den Turm umfallen, was für ihn eine Kleinigkeit gewesen wäre. Er verwirrte nur ihre Sprache.

Bis dahin hatten alle die gleiche Sprache gesprochen. Auf einmal aber konnten sie sich nicht mehr verstehen.

Wenn ein Vorarbeiter befahl: »Steine hochziehen!«, dann wussten die Männer an den Seilen nicht, was er meinte, und ließen die Steine herunter. Wenn die Architekten den Steinemachern sagten, was sie brauchten, bekamen sie immer etwas anderes geliefert, als sie bestellt hatten. Immer wieder wurde zurückgefragt, und trotzdem verstand keiner den anderen. Das ärgerte alle, sie beschimpften einander, warfen schließlich ihr Werkzeug hin und verließen wütend die Baustelle.

Es war aus mit der Einheit. Und mit dem Stolz und dem großen Namen auch.

Die Leute zogen weg aus Babel. Wenn man sich nicht verständigen konnte – was sollten sie dann noch hier? Dann wollten sie lieber wieder zu ihren Schafherden in die Berge oder Steppe gehen, wo sie hergekommen waren.

Der Turm wurde nie fertig. Noch viele Jahrhunderte stand die Bauruine da, nicht als Zeichen für die Allmacht der Menschen, sondern als Zeichen ihrer Dummheit.

Gott sah das alles und schmunzelte wieder. Aber er war auch traurig. Ob die Menschen nun lernen würden, den großen Gott anzubeten?

1. Mose 11,1-19

Das große Versprechen