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© Verlag Friedrich Oetinger GmbH, Hamburg 2012

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Cover und farbige Illustrationen von Aljoscha Blau

E-Book-Umsetzung: pagina GmbH, Tübingen 2013

ISBN 978-3-86274-580-7

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Nasreddin Hodscha wird auch der türkische Till Eulenspiegel genannt.

Er soll im 14. Jahrhundert in Anatolien gelebt haben. Perser und Türken streiten sich, wo er seine letzte Ruhestätte gefunden hat: So kann man im Iran wie auch im türkischen Konya das Grab besichtigen, in dem er angeblich bestattet wurde.

Wir kennen zum Beispiel die Geschichte vom Klang des Geldes durch eine Till-Eulenspiegel-Geschichte, aber schon seit dem 14. Jahrhundert wird sie in der Türkei erzählt. Dort schreibt man sie Nasreddin Hodscha zu. Seine Geschichte ist also die ältere.

Wie Eulenspiegel findet Nasreddin Gefallen daran, seinen Mitmenschen Streiche zu spielen, sich manchmal dumm zu stellen und bisweilen auch durch seine Geschichten und Aussprüche die Leute zum Nachdenken zu bringen. Man weiß nicht recht, was man von ihm halten soll: Mal wirkt er wie ein Philosoph, mal wie ein Narr.

Für dieses Buch habe ich einige der überlieferten Geschichten nacherzählt. Darüber hinaus habe ich mir ausgedacht, wie es wäre, wenn Nasreddin Hodscha heute und hier leben und durch Berlin, Dortmund oder Frankfurt wandeln würde.

Geschichten von Nasreddin Hodscha

Der Klang des Geldes

Nasreddin Hodscha kam an einer Gaststube vorbei, wo der Wirt auf einem Rost vor dem Haus Lammfleisch grillte.

Gerade war der Wirt dabei, einen Bettler am Kragen zu packen, ihn zu schütteln und auf ihn einzuschimpfen.

»Warum schimpfst du den armen Kerl?«, fragte Nasreddin den Wirt.

»Dieser Bettler hat ein Stück Brot so lange über meinen Grill gehalten, bis es nach Lammfleisch roch, und es dann mit Genuss gegessen«, schrie der Wirt. »Und jetzt will er nicht dafür bezahlen.«

»Stimmt das?«, fragte Nasreddin den Bettler.

»Ja. Aber ich habe das Fleisch nicht einmal berührt«, verteidigte sich der Bettler. »Ich wollte nur den Geruch einfangen.«

»Hast du Geld bei dir?«, fragte Nasreddin.

»Nur ein paar Münzen, die ich mir erbettelt habe«, sagte der Mann.

»Dann gib sie her«, befahl Nasreddin.

Zögernd reichte ihm der Bettler die Münzen.

Nasreddin warf sie vor dem Wirt auf den Holztisch. Aber bevor der Wirt danach greifen konnte, hatte Nasreddin die Münzen schon wieder an sich genommen und sie dem Bettler zurückgegeben.

»He, was soll das?«, fragte der Wirt. »Wieso nimmst du mir das Geld wieder weg?«

»Hast du den Klang der Münzen gehört?«, fragte Nasreddin.

»Natürlich habe ich ihn gehört«, antwortete der Wirt. »Ich bin nicht taub.«

»Dieser Bettler hat dir den Geruch deines Essens mit dem Klang seines Geldes bezahlt. Ihr seid quitt!«, sagte Nasreddin, ließ den verdutzten Wirt stehen und ging mit dem Bettler davon.