Das große Fußball Abenteuer Buch

Alfred Bekker

Published by BEKKERpublishing, 2015.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

Das große Fußball Abenteuer Buch

Copyright

Der Zauberfußball

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Fußball-Internat Band 1: Der neue Star

Die Jungen vom Fußball-Internat:

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Fußball-Internat Band 2: Das große Turnier

Die Jungen vom Fußball-Internat:

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Leonardo da Vinci und der florentinische Fußball

1. Kapitel: Gefährliches Florenz

2. Kapitel: Keilerei vor der Kirche

3. Kapitel: Dieb in dunklen Straßen

4. Kapitel: Der Mönch mit dem Schwert

Traum eines Kickers

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Das große Fußball Abenteuer Buch

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 373 Taschenbuchseiten.

Dieses Buch enthält folgende fünf Fußballgeschichten:

Der Zauberfußball

Fußball-Internat Band 1: Der neue Star

Fußball-Internat Band 2: Das große Turnier

Leonardo da Vinci und der florentinische Fußball

Traum eines Kickers

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author /Cover: Steve Mayer

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Der Zauberfußball

Paul kauft auf dem Flohmarkt einen Fußball, der ganz besondere Eigenschaften besitzt. Seine Magie lässt Paul immer siegen und jeder seiner Torschüsse ist ein Treffer. Aber schon bald stellt sich heraus, dass es auch eine unangenehme Nebenwirkung gibt...

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„Dieser Ball ist etwas ganz Besonderes und ich würde ihn am liebsten gar nicht verkaufen, mein Junge.“

Paul sah zu dem eigenartigen Mann auf. Er war sehr groß und dürr. Sein Gesicht war sehr faltig und er hatte kein einziges Haar auf dem Kopf. Er trug einen Ledermantel, der bis zum Boden reichte und war Paul von Anfang an unheimlich vorgekommen, dass er sich erst gar nicht zu ihm an den Stand getraut hatte. Noch nie zuvor hatte Paul diesen Mann auf dem Trödelmarkt gesehen – und die Sachen, die er im Angebot hatte, waren auch ausgesprochen seltsam. Er verkaufte alte Bücher, die so staubig waren, dass man niesen musste, wenn man eins davon aufschlug. ‚Die Geheimnisse magischer Zeichen‘, hieß ein dickes Buch, das er anbot und das schon halb zerfallen war. Ein anderes trug den Titel ‚Wie jage ich Vampire und Werwölfe?‘ und lag zwischen Holzpflöcken, Silberkugeln und allen möglichen Amuletten und bemalten Steinen. Außerdem hatte er mehrere Schädel von Affen und Menschen in seinem Angebot, die mit eigenartigen Zeichen bemalt waren, und die größte Ansammlung von Kristallkugeln, die Paul je gesehen hatte.

Aber unter all diesen Sachen gab es auch einen Fußball, der  Pauls Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Vor allem war der Preis so unglaublich. Er kostete nur einen Euro, so stand es auf dem Schild, das der seltsame Händler neben dem Ball aufgestellt hatte. Ein Euro – das war genau die Summe, die Paul noch in der Tasche hatte. Den Rest seines Geldes hatte er schon ausgegeben. In der rechten Hand trug er eine Tüte voller Comics und außerdem hatte er sich noch ein Spiel für seinen Nintendo DS zugelegt. Es war sehr preiswert gewesen und Paul hoffte, dass es auch funktionierte.

Und nun der Ball ...

Paul hatte schon lange so einen echten Lederball haben wollen, wie er da auf dem Tisch des Händlers lag. Und dann waren auf dem auch noch Autogramme!

„Worauf wartest du noch?“, fragte der Händler. „Nimm den Ball ruhig in die Hand, dann wirst du sehen, dass du deinen letzten Euro für dieses Leder hergeben kannst, Junge!“, pries er seine Ware an.

Paul war völlig überrascht. „Woher wissen Sie, dass ich nur noch einen Euro habe?“

Der Händler nahm den Ball in seine knochigen Hände, deren Finger ausgesprochen lang waren und wie Spinnenbeine wirkten. Er gab den Ball an Paul weiter, der nun die Tüte mit seinen Comics abstellen musste. Dann zuckte er mit den Schultern und lächelte. „Vielleicht kann ich ja deine Gedanken lesen ...“, meinte er und lachte auf eine ganz seltsame Weise. Plötzlich sah er an Paul vorbei zu einem anderen Jungen, der sich am Stand mit den Comics herumdrückte. Das war Pauls Freund Tim, der sich bislang nicht getraut hatte an den Stand des komischen Händlers zu kommen. Eigentlich hatte er versprochen, Paul zu begleiten, aber der Mann mit dem langen Mantel und der Glatze sah einfach zu unheimlich aus. „Na los“, rief der Händler, „du kannst ruhig näherkommen!“

Zögernd trat Tim heran.

„Was ist nun? Willst du den Ball haben?!“, fragte der Händler an Paul gewandt. „Ein Euro – das ist wirklich ein günstiger Preis.“

„Ja, sicher! Ich habe ja auch nicht gemeckert!“

„Was hält dich dann davon ab, ihn zu kaufen?“

Paul wechselte einen kurzen Blick mit Tim. „So einen Ball kriegst du für einen Euro nirgends!“, stellte Tim fest. „Also wenn ich noch einen Euro in der Tasche hätte, würdest du ihn nicht bekommen, das sag ich dir!“

Paul sah sich die krakeligen Unterschriften auf dem Leder an.

„Es sind alle Nationalspieler dabei“, sagte der Händler.

„Auch Lahm?“, fragte Paul.

„Sicher.“

„Und Ballack?“

„Auch der – wenn du willst.“

„Zeigen Sie mal!“

„Du findest sie selbst!“, war der Händler überzeugt.

Paul drehte den Ball und tatsächlich, er fand die Unterschriften von Philipp Lahm und Michael Ballack. Auch die anderen Unterschriften konnte er ohne Schwierigkeiten entziffern, obwohl sie zum Teil sehr unleserlich geschrieben waren. Wie Autogramme eben.

Paul klemmte sich den Ball unter den linken Arm und kramte den Euro aus der Tasche. „Hier“, sagte er, als er dem Händler die Münze gab. „Mein letztes Geld!“

„Du wirst es nicht bereuen“, antwortete dieser nur geheimnisvoll.

„Hauptsache, er hält die Luft. Besonders stramm aufgepumpt ist er ja nicht.“

„Dafür wirst du mit ihm jeden Pass so sicher schießen, wie du es bisher nicht für möglich gehalten hast, und so viele Tore schießen, wie du in deinem ganzen Leben noch nicht geschossen hast!“

„Jetzt wollen Sie mich auf den Arm nehmen, was?“, meinte Paul.

Aber der Händler sah ihn mit einem durchdringenden, geradezu stechenden Blick an, der dem Jungen sofort klarmachte, dass dieser Mann nicht scherzte.

„Du wirst schon sehen“, versprach er.

Paul ließ den Ball auf dem Boden springen – oder besser gesagt: Er versuchte es. Der Ball kam kaum bis zu seinen Knien wieder empor, so schlecht war er aufgepumpt.

„Na ja – für einen Euro ...“, meinte Tim, während sie sich vom Stand des Händlers entfernten.

„Auch wieder wahr“, stimmte Paul zu.

„Habt ihr eine Ballpumpe?“

„Ist kaputt.“

„Aber wir haben eine“, sagte Tim, „Komm einfach mit zu mir, dann pumpen wir erst einmal richtig Luft rein!“

„In Ordnung.“

2

In der Garage fanden sie die Ballpumpe und Tims Vater half ihnen beim Aufpumpen. Als der Ball wieder prall gefüllt war, nahm Tims Vater ihn in beide Hände, schaute ihn sich interessiert an und las die Unterschriften. „Da steht ja sogar Gerd Müller drauf!“, sagte er überrascht.

„Der hat doch gespielt, als mein Vater klein war!“, meinte Paul verwundert.

Tims Vater lachte. „Ja – und ich auch. Der Ball muss schon richtig alt sein. Eigentlich zu wertvoll, um damit überhaupt zu spielen.“

„Und stell dir vor, Paul hat noch überlegt, ob er ihn für einen Euro überhaupt nehmen soll!“, rief Tim dazwischen.

„Na, da hast du auf jeden Fall ein gutes Geschäft gemacht!“, sagte Tims Vater und gab Paul den Ball zurück.

„Zeigen Sie mir doch mal, wo dieser Gerd Müller steht?“, bat Paul.

Tims Vater deutete auf eine der Unterschriften und sowohl Paul als auch Tim runzelten die Stirn.

„Ich dachte, das da heißt Philipp Lahm!“, war Paul überzeugt.

„Spinnst du? Der erste Buchstabe ist doch ein M! M wie Mario. Das ist natürlich Mario Gomez!“, las Tim aufgeregt.

„Anscheinend sieht jeder auf dem Ball, was er gerne sehen möchte“, meinte Tims Vater, der sich darum nicht streiten wollte. „Auf jeden Fall solltest du vorsichtig mit ihm umgehen, Paul.“

„Ja, klar!“

„Und falls du ihn mal nicht mehr haben willst – ich kaufe ihn dir gerne ab.“

3

Irgendetwas Besonderes musste es mit diesem Ball auf sich haben, davon war Paul inzwischen überzeugt. Denn als er später nach Hause kam und das Leder dort stolz präsentierte, lasen sein Vater, seine Mutter und sein älterer Bruder auch jeweils ganz andere Namen darauf. Namen, von denen Paul noch nie etwas gehört hatte – und er kannte sich mit allem, was die deutsche Nationalmannschaft betraf, wirklich gut aus.

Trotz der Unterschriften probierte Paul den Ball am Abend zum ersten Mal aus und schoss ihn gegen die Torwand, die sein Vater auf die Garagenwand gemalt hatte. Sie sah genauso wie die Torwand im Fernsehen aus: Oben links und unten rechts waren je ein ballgroßer Kreis, in die man treffen musste.

Paul legte sich den Ball zurecht und schoss. Er war ein Rechtsfuß. Zwei Schritt Anlauf reichten. Der Ball traf genau oben links, so wie er es sich vorgenommen – nein, wie er es gehofft hatte. Der Ball kam zurück, Paul versuchte es noch einmal. Wieder ein Treffer!

Insgesamt siebenmal hintereinander traf er oben links, dann versuchte er es unten rechts und erneut ging der Ball genau dorthin, wo er sollte.

Das ist doch unmöglich!, ging es Paul durch den Kopf. Aber andererseits – was war schon unmöglich bei einem Ball, dessen Autogramme für jeden, der sie betrachtete, anders aussahen?

„Heh, was ist denn mit dir los, hast du neuerdings Zielwasser getrunken oder heimlich geübt?“, fragte sein älterer Bruder Sven, der ihn wohl beobachtet hatte.

Normalerweise traf Paul nicht so oft. Alle zehn oder fünfzehn Schüsse einmal in einen der Kreise treffen, dann war das schon ein guter Abend. Dieser Ball schien tatsächlich etwas ganz Besonderes zu ein. Er schien ihm Glück zu bringen.

Oder steckte vielleicht doch noch mehr dahinter als einfach nur Glück?

Es muss Magie sein, dachte Paul. Ein Ball, der auf geheimnisvolle Weise genau das tat, was er wollte. Die Worte des Händlers klangen ihm noch einmal im Ohr. Dies war tatsächlich ein ganz besonderer Ball – ausgestattet mit Eigenschaften, wie sie wohl kein zweites Leder hatte.

Konnten diese besonderen Kräfte, die ihm innezuwohnen schienen, ihm nicht vielleicht auch im Spiel helfen?

Bestimmt!, dachte Paul.

„Willst du auch mal?“, fragte Paul.

Sven zuckte mit den Schultern.

„Warum nicht?“

„Treten wir gegeneinander an?“

„Ach, dabei verlierst du doch immer, Paul!“

„Das sehen wir ja dann!“

Jeder bekam fünf Schüsse auf den oberen und fünf Schüsse auf den unteren Kreis. Paul traf jedes Mal – ein Rekord!

Sven hingegen schaffte gerade drei Treffer oben und zwei unten – was eigentlich auch schon nicht schlecht war.

„Das ist mein Glücksball!“, sagte Paul freudestrahlend.

„Und warum bringt er mir dann kein Glück?“, fragte Sven leicht verärgert.

„Na, das ist doch klar! Weil es meiner ist!“

„Ach, du glaubst wohl an Zauberei und den Weihnachtsmann, was?“

Dazu sagte Paul nichts weiter. Er war nur froh darüber, dass der magische Ball offenbar tatsächlich ihm ganz allein gehorchte. Aber bevor er es wagte, das Leder in einem Spiel auszuprobieren, musste er ganz sicher sein, was die Eigenschaften des Balles anging.

4

Später als Sven schon gegangen war, probierte Paul dann auch einen Linksschuss. Jahrelang hatte er versucht, auch mit links zu schießen, so wie Philipp Lahm das konnte. Aber das hatte einfach nicht klappen wollen.

Doch jetzt ging es ganz leicht. Wieder traf jeder Schuss sein Ziel. Das ist ja richtig unheimlich!, dachte Paul. In seinen Gedanken sah er den seltsamen Händler vor sich, der zu ihm sagte: „Habe ich dir nicht gesagt, dass dieser Ball etwas ganz Besonderes ist?“

Zauberei!, durchfuhr es Paul. Eine andere Erklärung gab es da wohl wirklich nicht, denn schließlich konnte aus ihm ja nicht von einem Moment zum anderen das Fußballtalent des Jahrhunderts geworden sein. Klasse!, dachte Paul. Mit den magischen Kräften des Ball musste sich eigentlich jedes Spiel gewinnen lassen – gleichgültig, wie stark der Gegner war. Paul nahm sich vor, das bei nächster Gelegenheit mal auszuprobieren. Mal sehen, ob er in nächster Zeit noch einmal bei der Verlierermannschaft sein würde...

5

Am nächsten Tag traf Paul sich am Nachmittag mit Freunden zum Fußballspielen auf dem Sportplatz an der Schule. Tim war auch da. Im Nu wurden zwei Mannschaften gewählt.

Es gab noch einen anderen Jungen, der auch einen Ball mitgebracht hatte. Der Junge hieß Ben und fiel durch rote Haare und viele Sommersprossen auf. Allerdings war sein Ball nicht so gut aufgepumpt. Also entschied man sich schnell dafür, Pauls Ball zu nehmen.

„Ist der nicht etwas zu schade?“, fragte ein Junge namens Alex, der meistens im Tor stand. „Ich meine, wegen der Unterschriften ...“

„Nein, das ist schon in Ordnung!“, erwiderte Paul. „Der Ball bringt mir Glück!“

6

Das Spiel begann. Paul bekam den Ball in der eigenen Hälfte. Nun musste sich zeigen, ob dieser Ball ihm wirklich Glück brachte oder ob es doch nur ein ganz gewöhnliches Leder war.

Paul stürmte los. Er umspielte zwei Gegner wie Fahnenstangen beim Training. Ein Dritter versuchte von hinten zu grätschen, aber der Ball blieb an Pauls Fuß haften. Dann schoss er und platziert ihn ins linke Toreck.

Alex, der Torwart der gegnerischen Mannschaft, war der größte auf dem Platz und hatte richtige Torwarthandschuhe. Er konnte außerdem springen wie sonst niemand, ohne sich zu verletzen. Aber diesen Ball bekam er trotzdem nicht – so lang er sich auch in die Ecke streckte.

Der Ball zappelte im Netz.

Paul konnte es im ersten Moment gar nicht fassen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er hörte, wie die anderen „Tor!“, brüllten. Seine Freude konnte er kaum fassen. Er wollte laut losschreien, aber er konnte nicht. Ein Kloß schien ihm im Hals zu sitzen.

„Gut gemacht!“, rief Tim Paul zu und seine Mannschaftskameraden rissen alle in derselben Sekunde die Arme hoch.

„Das war ein Superschuss! So was hast du ja noch nie hingekriegt! Wer hat dir das gezeigt?“, meinte Chris, der von allen als bester Spieler anerkannt wurde. Leider spielte er bei den anderen und deswegen hatten einige in Pauls Mannschaft auch zu Anfang bereits gemault, weil sie dachten, sie könnten ohne Chris nicht gewinnen.

Aber jetzt war davon keine Rede mehr.

Ein Gefühl unbändiger Freude durchfuhr Paul. Freude und Stolz. Als er zu seiner Position ging, um darauf zu warten, dass das Spiel wieder angepfiffen wurde, fühlte er sich, als wäre er innerhalb der wenigen Sekunden, in denen er den Ball im Netz versenkt hatte, um mehrere Zentimeter gewachsen.

So leicht ist das mit diesem Zauberfußball?, dachte er. So kann es immer bleiben...

Während er über den Rasen ging, klopfte ihm noch der eine oder andere Mannschaftskamerad freundschaftlich und anerkennend auf die Schulter.

Es gab Anstoß von der Mittellinie. Chris’ Mannschaft versuchte einen Angriff über links, dann einen Pass in die Mitte, der obwohl er gut gespielt wurde, genau vor Pauls Füßen landete.

Als ob der Ball von meinen Fußballschuhen magisch angezogen worden wäre!, schoss es Paul durch den Kopf. Aber zum Nachdenken hatte er nun keine Zeit. Er spielte den Ball nach vorne. Es war ein Pass über das halbe Feld – genau auf Altan, der bereits am Strafraum wartete. Altan köpfte den Ball ins Tor. Das Leder glitt dem langen Alex durch die Hände und schon stand es zwei zu null!

Paul riss die Arme hoch. Ein wohliger Schauder überkam ihn. Kaum zu glauben!, durchfuhr es ihn. Früher war er froh gewesen, den Ball zu bekommen und hier und da mal einen guten Pass zu geben – ab und zu auch mal ein Tor. Aber jetzt war er anscheinend so etwas wie der Spieler des Tages. Toll!, dachte er. Hauptsache, ich muss nie wieder mit einem anderen Ball spielen...

Altan kam als Erster auf Paul zugelaufen, um sich zu bedanken. „Ein Superpass!“, lobte er.

„Danke.“

„Ey, das war wie Christiano Ronaldo! Oder Messi!“

„Jetzt putzen wir die weg!“, meinte Paul zuversichtlich und reckte die Faust empor. „Zweistellig!“, fügte er noch hinzu.

„Angeber!“, meinte der kleine Konstantin, der in der gegnerischen Mannschaft spielte und ein ziemlich saures Gesicht machte.

Paul lachte nur. „Wart‘s ab!“, rief und wunderte sich über sich selbst.

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Das Spiel ging weiter.

Schon wenige Augenblicke später bekam Paul den Ball im Mittelfeld, umspielte einen Gegner, dann einen zweiten und wurde auf den linken Flügel abgedrängt. Es war niemand schnell genug zum Strafraum mitgelaufen, also war eine Flanke sinnlos. Der Winkel zum Tor wurde mit jedem Schritt, den Paul lief, spitzer und ungünstiger.

Er hatte keine andere Wahl, als mit links zu schießen.

Warum nicht?, dachte er. An der Torwand hatte es mit diesem Ball schließlich auch geklappt. Warum sollte die Magie, die in diesem Leder offenbar steckte jetzt versagen? Und so nahm er sich ein Herz und trat mit dem linken Fuß gegen den Ball. Der hob sich in die Luft, drehte sich dabei und flog in einer bananenförmigen Bahn. Der lange Alex stolperte und versuchte noch mit den Fingerspitzen das Leder abzulenken, aber der Ball war im nächsten Moment schon im Tor.

Seine Mannschaftskameraden sahen Paul diesmal sehr erstaunt an.

„Du kannst neuerdings auch mit links schießen?“, staunte Altan.

„Tja – hartes Training!“, lachte Paul, der selbst erst einen Moment brauchte, um zu fassen, was geschehen war. Klasse!, dachte er dann. Links, rechts – gleichgültig, womit du den Ball erwischst, er fliegt am Ende dorthin, wo du willst!, dachte er. Alles, was ihm früher so schwer und mühsam erschienen war, schien jetzt so leicht zu gelingen, wie Paul es niemals für möglich gehalten hätte.

„Alle Achtung!“, meinte Chris anerkennend, aber auch etwas verwundert. Er schien sich zu fragen, wie es sein konnte, dass Paul plötzlich so viel Glück hatte. „Ist schon seltsam heute mit dir!“, meinte er.

„Wieso?“

„Naja – so gut wie du heute bist. Das ist ja schon fast...

„Was?“

„Keine Ahnung. Kaum zu glauben!“

Acht Tore fielen noch innerhalb kurzer Zeit für Pauls Mannschaft – und das, obwohl der supergute Chris doch bei den Gegnern spielte! Fünfmal schoss Paul selbst ins Tor, dreimal bereitete er mit Pässen oder Flanken den Treffer vor. Eigentlich hatte Paul unbedingt ein zweistelliges Ergebnis herausspielen wollen und bestimmt wäre es dazu auch noch gekommen. Aber das Spiel wurde mit der Zeit langweilig. Die Spieler der Verlierermannschaft gaben auf und es wurden neue Mannschaften gewählt.

Auch diesmal gewann die Mannschaft von Paul haushoch. Nachdem es fünf zu null stand, wurde abgebrochen und der lange Alex meinte: „Gegen Paul kommt heute niemand an.“

„Muss wohl am Ball liegen“, sagte Tim. „Mal ehrlich, der Kerl auf dem Flohmarkt sah doch schon ein bisschen merkwürdig aus! Wie ein Magier oder so! Richtig gruselig!“

8

Stolz ging Paul später nach Hause und berichtete davon, wie viele Tore er geschossen hatte und dass es seine Pässe und Flanken gewesen waren, die jedes Mal das Spiel entschieden hatten.

„Du erzählst uns wahrscheinlich, was du jede Nacht träumst – und nicht das, was wirklich passiert ist“, meinte sein Bruder Sven spöttisch.

„Und was war mit unserem Duell an der Torwand gestern?“, verteidigte sich Paul. „War das auch nur eingebildet?“

Die Mutter versuchte Paul zu beschwichtigen. „Ich glaube dir ja, dass du heute sehr gut gespielt hast. Aber man sollte bei aller Begeisterung auch nicht anfangen zu übertreiben, wenn man davon erzählt!“

„Sag ich doch: Angeber“, war Svens Kommentar.

„Nein, es war genau so! Ihr könnt ja die Jungs fragen, die dabei waren!“

9

Am nächsten Tag trafen sie sich wieder zum Kicken auf dem Sportplatz. Zum Glück hatte Paul seinen neuen Ball mitgebracht, denn sonst hatte keiner einen dabei.

Diesmal wurde Paul gleich als Erster gewählt und Chris zog ein Gesicht, weil die anderen meinten, er dürfte auf keinen Fall mit Paul in einer Mannschaft spielen. Dann hätte die gegnerische Mannschaft überhaupt keine Chance mehr.

Das Spiel begann und kaum hatte Paul den Ball, fiel auch schon das erste Tor. Es war ein Schuss von der Strafraumgrenze, der wie mit dem Lineal gezogen wirkte. Der Torwart hatte keine Abwehrchance.

Innerhalb weniger Minuten fielen die nächsten Tore – und an jedem davon war Paul in irgendeiner Weise beteiligt. Entweder hatte er die Vorlage gegeben oder selbst das Leder ins Netz gebracht.

Mal schoss er mit links, mal mit rechts, zweimal traf er sogar mit der Hacke, was er zwar schon im Fernsehen gesehen, aber noch nie selbst geschafft hatte.

Das Allergrößte aber war, dass ihm sogar ein Kopfball gelang. Eigentlich hatte Paul immer Angst davor gehabt, mit der Stirn gegen den Ball zu springen und sich eher weggeduckt, wenn der Ball in der richtigen Höhe auf ihn zuflog.

Doch jetzt war er mutiger und köpfte den Ball unhaltbar ins Tor.

Paul riss die Arme hoch und stieß einen lauten Freudenschrei aus. Ein Schrei, der ziemlich gut herauszuhören war, denn die anderen reagierten nur verhalten und schienen sich sehr viel weniger doll zu freuen.

Paul machte einen Luftsprung und lief eine Ehrenrunde über den Platz, um dann ein paar Meter auf dem Po über den Rasen zu rutschen, wie das die Stars in der Bundesliga machten.

Eines Tages gewöhne ich mir noch den Miroslav-Klose-Salto an!, dachte er. Echt klasse! Es ist, als könnte ich zaubern - mit diesem Ball gelingt mir einfach alles.

Das merkten auch die anderen Spieler. Und nach und nach verabschiedeten sie sich mit fadenscheinigen Ausreden. „Ich muss eigentlich auch noch für die Schule üben“, meinte der lange Alex, obwohl alle wussten, dass er in seiner Klasse einer der Besten war und ganz sicher nicht zusätzlich zu üben brauchte.

Chris tat plötzlich das Knie weh. „Tut mir leid, aber es geht nicht mehr!“, behauptete er, obwohl er sonst so eisenhart war, dass ihn nur ein gebrochenes Bein vom Spielen abgehalten hätte.

Die Zahl der Spieler schrumpfte bedenklich zusammen und schließlich blieben nicht genügend Jungen übrig, um neue Mannschaften zu bilden und richtig spielen zu können. Also machten sie Elfmeterschießen.

Paul traf jedes Mal.

„Das ist ja langweilig“, meinte Altan und so gingen schließlich alle nach Hause.

10

Am darauf folgenden Tag kamen nur noch halb so viele Jungs zum Sportplatz wie sonst. Wieder hatte nur Paul seinen Zauberfußball dabei. Schon beim Wählen der Mannschaften ging der Streit los. Niemand wollte gegen Paul spielen und damit zur Verlierermannschaft gehören. Schließlich konnten sie sich doch einigen. Pauls Mannschaft bekam zwei Spieler weniger. Trotzdem gewann sie haushoch, denn fast jedes Mal, wenn Paul den Ball bekam, endete die Aktion mit einem Tor. Manchmal schien es, als würde der Ball sich regelrecht auf seinen Fuß zubewegen und dabei durch eine unheimliche Kraft gelenkt werden. Und selbst wenn mehrere Spieler versuchten, ihm das Leder von den Füßen zu spitzeln, blieb Paul auf wundersame Weise stets am Ball.

„Wisst ihr was? Am besten Paul geht zu Real Madrid und wir spielen alleine weiter!“, meinte Chris schließlich entnervt. „So macht das doch überhaupt keinen Spaß!“

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Einen Tag später regnete es so stark, dass nicht gespielt werden konnte. Als sich die Jungen das nächste Mal trafen, konnte Paul nicht, da er für die Schule lernen musste. Es waren nur noch Alex, Ben und Chris. Zu wenige, um ein Spiel aufziehen zu können. Sie passten sich den Ball etwas zu, schossen Elfmeter und machten sich dann ziemlich bald jeder für sich auf den Heimweg.

„Schade“, sagte der lange Alex, bevor er ging. „Es war schöner, als Paul noch nicht mit jedem Schuss das Tor getroffen hat!“

12

In den nächsten Tagen kam niemand mehr zum Sportplatz. Paul traf die anderen Jungen nur noch morgens in der Schule. Manchmal schlug er vor, sich doch mal wieder zum Kicken zu treffen.

Aber selbst Tim hatte dazu keine Lust.

Zu Hause spielte Paul nun oft allein mit seinem Zauberfußball. Er kickte gegen die Torwand und traf jedes Mal. Sven hatte keine Lust, gegen ihn anzutreten, weil er dabei natürlich jedes Mal verlor.

Anfangs hatte Paul der magische Ball so viel Glück gebracht, wie er geglaubt hatte. Aber das schien jetzt nicht mehr der Fall zu sein. Zwar traf er mit jedem Schuss, konnte mit links und rechts gleichermaßen gut den Ball passen und sogar köpfen, so wie er sich das immer gewünscht hatte. Aber inzwischen hatte er niemanden mehr, der mit ihm spielte. So machte auch Paul das Fußballspielen keinen Spaß mehr.

13

Dann hörte er in einer Schulpause zufällig, wie einige seiner Freunde darüber sprachen, ob es nicht schön wäre, mal wieder ein Spiel zu organisieren. Als Paul sich näherte, hörten sie zu reden auf.

„Wann spielt ihr denn?“, fragte Paul.

„Ach, mal sehen, ob wir uns überhaupt treffen“, meinte der lange Alex.

„Dann sagt ihr mir aber Bescheid, ja?“

„Also ehrlich gesagt, wollen wir lieber ohne dich spielen“, sagte Alex daraufhin. „Es ist einfach zu langweilig, wenn man immer verliert ... Tut mir leid ...“

14

Am Samstag klingelte Paul an der Tür von Tims Haus. Sein Vater öffnete.

„Tut mir leid, Paul, aber Tim ist nicht da. Er ist mit ein paar anderen Jungs Fußball spielen gegangen. Ich dachte, du wärst auch dabei!“

„Nein“, antwortete Paul bestimmt. „Diesmal nicht ... und ehrlich gesagt, wollte ich diesmal auch nicht zu Tim, sondern zu Ihnen.“

Tims Vater runzelte die Stirn.

„Zu mir?“, wunderte er sich.

Paul reichte ihm den Zauberfußball, den er bis dahin unter dem Arm getragen hatte. „Hier – Sie sagten doch, dass Sie ihn mir sofort abkaufen würden.“

„Ja, natürlich. Aber wieso willst du ihn plötzlich nicht mehr haben?“

„Ich dachte, dass er mir Glück bringen würde – aber das war ein Irrtum.“

„Das verstehe ich nicht so ganz.“

„Ist auch egal. Wenn Sie ihn nehmen, will ich einen Euro dafür – so viel habe ich auch bezahlt. Und Sie müssen mir eins versprechen.“

„Was?“

„Dass Sie nie jemanden damit spielen lassen!“

„Natürlich nicht! Einen Ball mit diesen berühmten Unterschriften! Der ist viel zu schade dafür und ich bin froh, dass du das inzwischen auch gemerkt hast!“

„Auch Tim darf niemals damit spielen!“

„Ehrenwort!“, versicherte Tims Vater. „Aber wenn ich dir nur einen Euro dafür gebe, käme ich mir wie ein Betrüger vor. Das ist nämlich viel zu wenig. Ich mache dir einen anderen Vorschlag: Du bekommst so viel, wie du für einen guten neuen Lederball im Sportgeschäft brauchst, dann hast du auch einen Ball zum Spielen – und den hier stelle ich bei uns in die Vitrine, sodass man die Autogramme gut sehen kann!“

„Einverstanden“, sagte Paul nach kurzem Überlegen. Dabei lächelte er.

Auch wenn die anderen im Moment lieber ohne ihn spielten – früher oder später fehlte jemand, der einen Ball hatte. Und dann würden sie ihn gewiss wieder mitmachen lassen.

Ich werde ihnen schon beweisen, dass ich auch daneben schießen kann!, dachte Paul.

ENDE

Fußball-Internat Band 1: Der neue Star

Mark kommt als Riesentalent neu ans Kicker-Internat und muss sich zunächst mal durchsetzen. Sein Konkurrent Philipp verdächtigt ihn des Diebstahls und auf dem Fußballfeld kommt es zu harten Auseinandersetzungen. Bevor Mark von allen akzeptiert wird, muss der wahre Dieb überführt werden...

Die Jungen vom Fußball-Internat:

Mark Behrend, Sturm

Philip Derner, Mittelfeld oder Sturm

Robert Ngona, Mittelfeld

Ibrahim Akman, Sturm

Michael Koserski, Mittelfeld oder linker Außenverteidiger

Alexander Hausmann, rechter Außenverteidiger

Sören Meyer, Abwehr und Mittelfeld, geht bei Standardsituationen wegen seiner Größe nach vorne

Andy (Andrea) Tardelli, Mittelfeld

Kevin Müller, Tor

Jo (Josef) Martens, Tor

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„Tor! Tor!“

Mark Behrend reißt die Arme hoch. Er hat den Ball mit einem eleganten Heber über den Torwart befördert, der sich dem Leder zwar noch hinterher wirft, aber nichts mehr ausrichten kann. Der Ball zappelt im Netz. Einige seiner Mitspieler kommen auf ihn zu, schlagen ihm anerkennend auf die Schulter.

„Super gemacht!“, meint Ibrahim Akman, sein Partner im Sturm, von dem er die tolle Flanke erhalten hat. „Das hätte keiner besser hingekriegt.“

„Danke“, sagt Mark.

„Wie heißt du noch mal?“

„Mark heiße ich.“

„Cool.“

Mark ist der Neue in der Auswahl des Fußball-Internats Barnberg. Und heute ist sein erster Tag. Er kann also nicht erwarten, dass die anderen seinen Namen schon kennen. Aber das soll sich bald ändern!, denkt Mark. Er will allen zeigen, wie gut er ist und dass er zu Recht in diese Klasse aufgenommen wurde.

Robert Ngona, der aus Ghana stammt, trabt auf ihn zu. Er ist gerade 13 Jahre alt geworden und damit der Älteste in der Mannschaft. Die anderen sind alle noch 12. Robert lacht Mark an und sagt: „Alle Achtung! Das hätte selbst Philip nicht so hingekriegt! Sauber!“

Philip steht ein paar Meter im Abseits. Er ist eigentlich der Star der Mannschaft. Mark hat das sofort gesehen. Aus dem Mittelfeld heraus startet Philip die Angriffe. Mal ist er Stürmer, mal Ballverteiler. Und die anderen sehen zu ihm hin und achten darauf, was er mit dem Ball macht.

Irgendwie gefällt es Philip offenbar nicht, dass da plötzlich ein Neuer kommt. Jemand, dem der Ball ebenso am Fuß zu kleben scheint und der zwei oder drei Spieler wie Fahnenstangen stehen lassen kann.

Als einziger kommt er nicht zu Mark, um ihm zu seinem Treffer zu gratulieren. Es ist nur ein Trainingsspiel, aber Philip macht ein so ernstes Gesicht, als ginge es um die Champions League!

Am Rand steht Herr Grotzek, der Trainer. Er ist groß, Mitte dreißig und hat wuscheliges blondes Haar.

Der Name Grotzek war Mark schon bekannt, bevor der Trainer ihn zu Hause besuchte. Mark kennt ihn von den Bundesliga-Sammelbildern, die er schon seit Jahren in seine Alben klebt. Grotzek ist in mehreren dieser Alben zu sehen. Mal mit längeren, mal kürzeren und einmal mit gefärbten Haaren. Er spielte für verschiedene Clubs in der ersten Liga. Aber eine komplizierte Knie-Verletzung zwang ihn dazu, seine Karriere zu beenden – gerade zu einem Zeitpunkt, als der Bundestrainer auf ihn aufmerksam geworden war und er die Nominierung für das erste Länderspiel in der Tasche hatte.

Aber dazu kam es nicht mehr.

Jetzt ist er Trainer am Fußball-Internat in Barnberg.

„An dem Grotzek kannst du sehen, wie schnell es mit der Fußball-Karriere vorbei sein kann!“, hat Mark die Worte seines Vaters im Ohr. „Du kannst noch so viel Talent haben. Ein unglücklicher Tritt oder eine falsche Drehung, bei der du dich verletzt und alles ist aus. Und dann musst du einen zweiten Plan für dein Leben haben. Deswegen kannst du dich nicht nur auf den Sport verlassen, sondern musst auch was anderes lernen.“

Mark hat sich solche Predigten nie gerne angehört.

Der Wunsch, eines Tages Fußball-Profi zu werden, ist stärker als alles andere in ihm. Dafür würde er alles tun und eigentlich sieht er keinen Grund, weshalb das nicht klappen sollte. Schließlich war er von klein auf immer der Beste in den Mannschaften, in denen er mitspielte. In den Schulmannschaften genauso wie im Verein. Und alle, die ihn spielen sahen, waren fasziniert davon, wie er mit dem Ball umgehen konnte.

Aber das war bei Grotzek wahrscheinlich genauso ...

Dass ihn der Trainer beobachtet, ist Mark klar. Schließlich ist dies das erste reguläre Training, das er hier am Fußball-Internat mitmacht und da wollen natürlich alle erst einmal einschätzen, wie viel er wirklich drauf hat. In der Jugendmannschaft irgendeines kleinen Kreisliga-Vereins zu spielen oder seine Schule bei einem Turnier zu vertreten ist eine Sache – aber hier spielt er nun mit den Besten der Besten zusammen, die es in seiner Altersgruppe gibt. In den ersten zwei Monaten ist Mark auf Probe im Fußball-Internat – und das weiß er auch.

In dieser Zeit muss sich herausstellen, ob er gut genug ist. Aber wirklich nervös macht ihn das nicht.

Jetzt zumindest nicht mehr.

In den letzten Tagen zu Hause konnte er nicht richtig schlafen und träumte, dass ihm ein Trainer sagte: „Tut uns leid, Mark, du bist leider doch nicht gut genug für uns. Du warst Torschützenkönig in deinem Verein und deshalb haben wir uns eigentlich viel von dir versprochen. Aber leider hast du das nicht halten können.“

Mark wachte dann immer schweißgebadet auf, weil ihm diese Träume so real vorkamen, dass er sie im ersten Moment für die Wirklichkeit hielt.

Die Nervosität blieb ihm noch die ganze Autofahrt über, als seine Eltern ihn nach Barnberg brachten.

Ihm war richtig schlecht. Er dachte schon, sich übergeben zu müssen.

Dann nahm Grotzek sie in Empfang, sah Mark einmal von oben bis unten angesehen und sagte: „Schön, dass du da bist, Mark! Lass deine Sachen einfach in meinem Büro stehen. Wir haben gleich Training und da kannst du schon mal mitmachen.“

Mama und Papa fuhren nach Hause und als Mark dann das erste Mal gegen den Ball trat, war jede Nervosität vorüber.

Jetzt ist die Angst wie weggeblasen.

Mark läuft über den Platz, ruft laut, um den Ball zu bekommen, aber Philip Derner spielt nicht ab. Er versucht selbst durch die gegnerische Abwehr zu kommen und abzuschließen. Den ersten Gegner umdribbelt er, den zweiten auch, der dritte lässt ein Bein stehen. Philip fliegt der Länge nach hin. Der Schiedsrichter-Pfiff kommt. Es gibt Freistoß.

„Nicht alles alleine machen!“, ruft Grotzek. Aber Philip dreht sich von ihm weg. Das will er jetzt nicht hören. Er steht auf, legt sich den Ball zurecht.

„Lass doch den Neuen mal den Freistoß schießen!“, schlägt Robert Ngona vor.

Das wäre was!, denkt Mark. Jetzt einen Freistoß schießen. Freistöße sind seine Spezialität. Gut gezirkelt ins obere Eck, wahlweise links oder rechts, das hat Mark sehr gut drauf. Und für den Verein, für den er bis jetzt spielte, konnte er dadurch schon einige Spiele entscheiden – genauso wie das städtische Fußballturnier der Schulen, bei dem er Torschützenkönig war und zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde. Anschließend war ein großes Bild in der Zeitung und der Reporter der Lokalzeitung stellte ihm ein paar Fragen. „Wo hast du solche Freistöße gelernt?“, war eine davon.

Philip dreht sich kurz um und zischt Mark an: „Verpiss dich, du Angeber!“

Mark steht wie vom Donner gerührt da. Er weiß nicht, was er sagen soll und ist einfach nur wie vor den Kopf gestoßen. Seine Gedanken rasen nur so durch sein Hirn. Hat er was verkehrt gemacht? Hat er sich zu sehr in den Vordergrund gedrängt und damit Philip beleidigt, der es wohl gewohnt war, in dieser Internatsklasse als der Star zu gelten?

Aber ich muss doch zeigen, wie gut ich bin!, denkt Mark.

Er schleicht also nach links, um sich anzubieten, falls der Freistoß nicht direkt verwandelt, sondern vom Gegner abgewehrt wird oder schlicht abprallt. „Du bist nichts ohne die Mannschaft“, so hat er die Worte seines ersten Vereinstrainers immer noch im Ohr. „Fußball ist ein Mannschaftssport.“  Mark Behrend hat sich das immer zu Herzen genommen und darum stellt er sich auch jetzt in den Dienst der Mannschaft, so wie sich das gehört.

Aber jetzt greift der Trainer ein.

Rainer Grotzek kommt auf den Platz und rudert mit den Armen herum. Irgendetwas passt ihm nicht. Alle blicken zu ihm hin. Nur Philip nicht. Und gerade für den sind diese Handzeichen eigentlich gedacht. Aber Philip schaut weg. Er will nicht sehen, was der Trainer ihm mitteilen will.

„Philip, lass mal den Neuen den Freistoß ausführen!“, ruft Grotzek.

„Wieso das denn?“, faucht der Junge unbeherrscht. „Ist dieser Angeber jetzt der neue Ronaldo oder wie soll ich das verstehen?“

„Motz nicht herum und lass Mark den Freistoß ausführen!“, weist ihn der Trainer zurecht.

Philip wird dunkelrot im Gesicht. Er tritt den Ball weg. Nicht sehr doll und auch nicht weit. Er rollt nur zwei Meter über den Rasen und bleibt dann liegen. Aber er tritt ihn weg und das macht man eigentlich nicht.

Ehe ihn der Trainer zurechtweisen kann, dreht er sich um und geht.

„Philip?“

Er gibt keine Antwort. Tut so, als hätte er nichts gehört.

„Der kriegt sich schon wieder ein!“, meint der Assistenztrainer. Er heißt Werner, ist Anfang zwanzig, studiert Sport und macht diesen Job nebenbei. Er ist der Schiedsrichter und wenn es ein richtiges Spiel in einem Turnier wäre, dann müsste er Philip jetzt die gelbe Karte wegen unsportlichen Verhaltens zeigen.

„Philip, bleib hier!“, ruft Grotzek noch einmal.

Aber der geht stur wie ein Roboter in Richtung Umkleidekabinen.

„Der beruhigt sich schon wieder, Herr Grotzek“, meint Robert.

„Der soll endlich mal lernen sich zu beherrschen!“, murmelt Grotzek vor sich hin. Er kickt Mark den Ball zu. „Na los, führ den Freistoß aus!“, fordert er.

Mark legt sich den Ball zurecht. Aber gleichzeitig gehen ihm so viele Gedanken durch den Kopf. Wie soll er in diese Klasse und diese Mannschaft hineinkommen, wenn er Philip zum Feind hat? Er hat gesehen, wie die anderen auf Philip schauen, dass sie ihn beobachten, dass sie abwarten, was er tut oder sagt und dann erst selbst reagieren. Sie wissen, dass Philip der Beste ist und deshalb respektieren sie ihn.

Die Mauer muss von Werner ermahnt werden, weil sie sich zu weit nach vorne gemogelt hast. „Zwei Schritt zurück!“, sagt er. Ein allgemeines Murren ist die Antwort. Aber in diesen Dingen ist Werner sehr pingelig. Vor allem hat er ein gutes Auge, kann Entfernungen sehr genau schätzen.

Mark läuft an.

Er erwischt den Ball mit dem Innenrist. Es ist gar kein richtiger Schuss. Stattdessen streichelt er den Ball fast und gibt ihm einen Drall, der ihn unberechenbar macht. Der Ball fliegt in einem Bogen. Die Spieler, die die sich zur Mauer verhakt haben, schauen zu. Sie können nichts tun. Ihre Blicke folgen dem sich senkenden Ball. Der Torwart streckt sich, kommt aber nicht an das Leder, das im nächsten Moment im Netz ist.

„Bravo!“, ruft der Trainer. „Das war richtig gut, Mark! Das wollen wir hier jeden Tag von dir auf dem Platz sehen. Kriegst du das hin?“

„Ich werde mir Mühe geben!“, antwortet Mark.

Grotzek atmet tief durch, blickt auf die Uhr und nickt seinem Assistenten zu. „Schluss für heute, Werner!“

„Okay!“ Werner steckt die Schiedsrichterpfeife in den Mund, bläst die Backen auf und pfeift, dass einem die Trommelfelle platzen. Dreimal hintereinander. Das Zeichen dafür, dass das Spiel zu Ende ist. Außerdem deutet er mit beiden Händen in Richtung der Umkleidekabinen, sodass auch der Torwart auf der anderen Seite des Spielfeldes, der von dem Gespräch zwischen Grotzek und seinem Assistenten natürlich nichts mitbekommen hat, weiß, die Trainingseinheit ist jetzt vorbei.

Der Trainer ruft Robert Ngona zu sich.

„Was ist, Herr Grotzek?“

„Bei euch auf dem Zimmer ist doch ein Bett frei?“

„Ja.“

„Soweit ich weiß, kommt Mark zu euch.“

„Cool.“

„Du zeigst ihm alles, ja?“

„In Ordnung.“

„Seine Sachen sind noch bei mir im Büro. Kommt einfach vorbei und holt sie ab, wenn ihr umgezogen seid. Und dann hilf Mark etwas dabei, sich im Fußball-Internat zurechtzufinden.“ 

Robert nickt. „Das mache ich“, verspricht er.

Also geht er zu Mark, dem das Schuhband aufgegangen ist und der sich gerade bückt, um es wieder zuzubinden. „Lass uns in die Kabinen gehen“, sagt Robert.

2

Mark geht gleich duschen, denn er ist völlig verschwitzt. Er hat sich bei diesem Training voll reingehängt. Wenn die Probezeit vorbei ist, soll Rainer Grotzek ihn schließlich nicht aus seiner Liste streichen.

Mark weiß, dass er eine einmalige Chance hat.

Das Fußball-Internat Barnberg ist ein ganz normales Gymnasium, an dem die Schüler ganz normalen Unterricht haben – aber zusätzlich haben sie viermal in der Woche nachmittags Fußballtraining. Und das unter Anleitung der besten Fachleute! Regelmäßig kommen Spielerbeobachter großer Vereine aus ganz Europa, um sich die Spieler in den höheren Jahrgängen anzusehen. Und so manch einer hat da auch schon sein erstes Vertragsangebot für die Bundesliga bekommen.

Das ist natürlich auch Marks Traum.

Eines Tages mit dem Fußball den eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Das, was er am liebsten tut, zum Beruf machen. Davon träumt er. Und die Aufnahme ins Fußball-Internat ist der erste Schritt dazu. Hier wird er so gefördert, dass er es schaffen kann. Vorausgesetzt das Talent reicht. Natürlich weiß er, dass es hier nicht zählt, dass er zu Hause im Verein der Beste war. Hier sind die Besten unter sich und es gibt viele, die Talent haben. Ob seines reicht, wird man sehen.

Er steht unter der Dusche und lässt das Wasser über den Kopf laufen. Dabei schließt er die Augen. Es kribbelt so schön auf seinem Kopf.

Er ist jetzt auf einer Schule, in der Fußball das Hauptfach ist! Noch vor ein paar Wochen hätte er davon kaum zu träumen gewagt. Er trocknet sich ab, geht in den Umkleideraum und beginnt sich anzuziehen.

Er hat etwas getrödelt. Die meisten anderen Jungs sind schon fertig.

Robert Ngona hat schon Jeans und T-Shirt an und seine Sportsachen sorgfältig zusammengepackt. Er sitzt da und wartet auf Mark.

„Wir sehen uns nachher!“, sagt Ibrahim Akman – einer der Schüler, dessen Name sich Mark schon merken konnte

„Klar!“, sagt Robert.

Ibrahim geht und dann sind nur noch drei Jungen in der Umkleide. Robert, Mark und Philip Derner. Der war heute sehr langsam beim Umziehen, obwohl er nicht einmal geduscht hat. Seine Haare kleben verschwitzt am Kopf und er hat sich noch nicht wirklich beruhigt. Sein Gesicht ist dunkelrot und auf seiner Stirn ist eine tiefe Furche. Er hebt eine Trinkflasche zum Mund und leert sie zur Hälfte. Dann spielt er mit dem Verschluss herum und kratzt mit den Fingernägeln an der Oberfläche. Die Geräusche, die dabei entstehen, kann man in den Ohren kaum ertragen.

„Komm, lass das!“, sagt Robert schließlich, als es ihm zuviel wird. „Das nervt!“

„Mir geht auch einiges auf die Nerven“, meint Philip. Dabei trifft sein Blick auf Mark. „Zum Beispiel dieser Angeber da vorne.“

Mark erwidert den giftigen Blick, den Philip ihm zuwirft. Er weiß nicht genau, wie er reagieren soll. Eigentlich würde er diesem Streit gerne aus dem Weg gehen. Aber er ahnt, dass das unmöglich ist.

„Er hat dir nichts getan“, sagt Robert an Philip gerichtet.

Philip steht auf und tritt Mark gegenüber. „Du hast Glück gehabt heute. Aber das ist auch alles. Du brauchst dir gar nicht erst etwas darauf einbilden!“

„Ich bilde mir auch nichts ein“, sagt Mark. „Das einzige, was ich versucht habe war, so gut wie möglich zu spielen.“

„Eins sage ich dir: Wenn du hier als der große Star auftrumpfen willst, dann wirst du schon sehen, was du davon hast!“

Damit dreht Philip sich um, nimmt seine Sachen und geht.

Die Tür fliegt hinter ihm zu, dass es knallt.

„Was mache ich verkehrt?“, fragt Mark.

„Du hast eben zwei Tore geschossen, das machst du verkehrt“, sagt Robert.

„Ich dachte, darum geht es hier im Fußball-Internat!“

„Natürlich“, nickt Robert. „Aber es ist für Philip wohl schwer zu verdauen, dass da jemand kommt, der ihm vielleicht Konkurrenz macht. Normalerweise schießt er die meisten Tore. Und vor allem schießt er die Freistöße. Es muss ihn ganz schön gewurmt haben, dass Herr Grotzek dir den Ball gegeben hat!“

„Ja, aber ich kann doch nichts dafür!“, verteidigt sich Mark. „Soll er doch sauer auf den Trainer sein, aber nicht auf mich! Ich habe schließlich mit dieser Entscheidung nichts zu tun!“

„Mir brauchst du das nicht zu sagen“, meint Robert Ngona. „Es kommt noch etwas hinzu, wovon du nichts wissen kannst ...“

„Was?“, hakt Mark gleich nach.

Robert atmet tief durch. Ein richtiger Seufzer ist das, fast so als will er damit sagen: Wieso muss ausgerechnet ich hier den Vermittler spielen? „Du hast auf die Spielerbeobachter wohl einen ziemlich großen Eindruck gemacht. Auch auf Grotzek. Er hat dich mehrfach beobachtet und hier immer wieder erzählt, dass demnächst ein Super-Typ in unsere Klasse kommt, der unsere Auswahlmannschaft bei den nächsten Turnieren noch viel stärker machen wird! Als richtigen Star hat er dich angekündigt. Er hält ganz große Stücke auf dich und glaubt, dass du ein Riesentalent bist.“

„Und das kann Philip auch nicht ertragen?“, errät Mark.

„So ist es. Und vor allem muss Philip immer der Beste sein, sonst tickt er aus. Das hast du heute ja miterlebt.“

3

Mark und Robert gehen anschließend zum Büro von Herrn Grotzek. Der sitzt hinter seinem Schreibtisch und macht sich Notizen über jeden seiner Spieler.

Mark kann die Liste mit den Namen sehen. Philip, Robert, Ibrahim ... Er versucht seinen eigenen Namen zu finden, aber das gelingt ihm nicht. Vielleicht steht er auch noch gar nicht drauf. Jedenfalls sieht Mark lange Kolonnen von Plus- und Minus-Zeichen, die wohl Stärken und Schwächen bezeichnen, die der Trainer bei den einzelnen Spielern entdeckt hat und an denen er mit dem jeweiligen Jungen arbeiten will.

„Na, da seid ihr ja“, sagt Grotzek und schlägt die dicke Kladde zu, in der er seine Notizen einträgt. „Ich dachte schon, ihr taucht gar nicht mehr hier auf.“

„Hat etwas länger gedauert beim Umziehen“, sagt Robert.

„Macht ja nichts, wenn ihr euch schon etwas aneinander gewöhnt habt. Kameradschaft ist nämlich mit das Wichtigste bei uns.“

„Schon klar“, antwortet Mark. Aber wenn er an Philip denkt, dann kann es mit der Kameradschaft auch nicht soweit her sein, findet er.

„Einer für alle, alle für einen, verstehst du?“, fährt Grotzek fort. „Jeder muss notfalls für den anderen laufen. Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen.“

„Ich weiß“, sagt Mark. „Fußball ist ein Mannschaftssport.“

„Hauptsache, du hast das begriffen“, erwidert der Trainer. „Es wird nämlich niemand ohne seine Mannschaft zum Star. Übrigens waren das zwei schöne Tore heute. Mach weiter so.“

4

Robert hilft Mark dabei, seine Sachen bis in das Zimmer zu schleppen, in dem er jetzt wohnen wird. Die Flure mit den Zimmern der Jungs sind von Herrn Grotzeks Büro ziemlich weit entfernt. Sie liegen auf der anderen Seite des Schulgeländes. Mehrere Gebäude gehören dazu, umgeben von einer Schutzmauer. Jenseits dieser Mauer befinden sich die Sportanlagen, Parkplätze und Bushaltestellen und ein Neubau, in dem vor allem Klassenräume eingerichtet worden sind.

„Der untere Bereich war früher mal ein Kloster“, sagt Robert.

„Richtig mit Mönchen und so?“

„Ja. Aber das war wohl im Mittelalter. Zwischendurch war hier auch mal ein Gefängnis, das aber geschlossen worden ist.“

Mark seufzt. „Schulen und Gefängnisse – vom Bauplan scheint das gut zueinander zu passen. Und was die fehlende Freiheit betrifft, so sehe ich da auch ein paar Ähnlichkeiten.“

Robert schaut Mark verwundert an. Sie stehen gerade mitten auf dem Innenhof und haben die halbe Strecke zum Westflügel geschafft, wo sich die Zimmer befinden. Er runzelt die Stirn. „Das klingt ja fast so, als hättest du was gegen die Schule!“

„Na ja ...“ Mark zuckt die Schultern. „Aber mal ehrlich: Gehst du wirklich gerne hin und quälst dich jeden Tag mit irgendwelchen Mathe-Formeln oder Grammatiksachen herum? Englische Vokabeln brauche ich ja vielleicht mal, wenn ich irgendwann ein Angebot von Manchester oder Chelsea bekommen sollte – aber der Rest kann mir gestohlen bleiben.“

„Also da wo ich herkomme, in Ghana, gibt es Kinder, die nicht zur Schule gehen können, weil sie tagsüber als Schuhputzer oder Zeitungsverkäufer arbeiten müssen. Ich glaube, du weißt gar nicht, wie wichtig das ist, etwas zu lernen.“

„Du redest ja schon so wie meine Eltern!“

„Wenn das so ist, haben sie zumindest in dem Punkt Recht.“

„Lass uns weiter gehen“, meint Mark. Er hat keine Lust, länger darüber zu diskutieren. Schließlich ist er froh, endlich auf einer Schule zu sein, wo sich alles um etwas dreht, das ihm wichtig ist. Um Fußball nämlich.

5

Sie erreichen schließlich das Zimmer, in dem Mark einziehen sollte. Insgesamt vier Betten stehen hier.

„Vier-Bett-Zimmer?“, fragt Mark etwas erstaunt. „In dem Prospekt, den man uns über das Fußball-Internat gezeigt hat, war von zwei Betten pro Zimmer die Rede.“

„Das ist nur vorübergehend“, erklärt Robert.

„Wieso das denn?“

„Im Ostflügel wird im Augenblick renoviert. Deswegen können die Zimmer dort nicht genutzt werden und deshalb haben wir es hier etwas enger.“

„Verstehe ...“

Robert streckt die Hand aus und deutet auf das Bett in der Ecke. „Da schläfst du. Der dritte Kleiderschrank gehört auch dir.“

„Und wer wohnt hier – außer dir – sonst noch?“

„Ibrahim Akman kennst du ja schon.“

„Allerdings. Ein toller Sturm-Partner. Und wer ist der Vierte hier?“

Robert druckst etwas herum. „Tja, das ist Philip Derner.“

Als er das hört, muss Mark erstmal tief durchatmen. „Das ist doch jetzt nicht wahr!“, stößt er hervor.

„Tut mir leid, im Moment gibt keine andere Möglichkeit. Ihr beide werdet wohl oder übel miteinander auskommen müssen.“

„Das kann ja heiter werden!“