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Inhalt

Kapitel 1.

Kapitel 2.

Kapitel 3.

Kapitel 4.

Kapitel 5.

Kapitel 6.

Kapitel 7.

Kapitel 8.

Kapitel 9.

1.

Der Schatten sprang Dan O’Flynn aus der Dunkelheit des Vordeckganges zum Kabelgatt an. Der Angreifer mußte sich kurz vorher hingekauert und mit der Schulter gegen das Schott gelehnt haben, nur so war es zu erklären, daß Dan ihn erst jetzt erkannte – als er wie ein großer schwarzer Panther auf ihn zuschwang.

„Verdammt!“ rief Dan.

Zu weiteren Äußerungen blieb ihm keine Zeit. Die Schnelligkeit, mit der die Attacke des Gegners erfolgte, raubte ihm den Atem und versetzte ihn fast in Panikstimmung.

Der Angreifer stieß im Sprung etwas in seiner dumpfen und kehligen Sprache aus, aber weder verstand Dan den dunkelhäutigen Kerl, noch begriff jener, was der junge O’Flynn soeben gesagt hatte. Aber das Wort hatte hier auch keinerlei Bedeutung, es bedurfte keines Dolmetschers, um die Eindeutigkeit der Situation darzulegen.

Es war richtig, daß Dan gerade jetzt noch einmal ins Vorschiff der Galeone hinuntergestiegen war. Zu diesem Zeitpunkt war es gleichsam eine Notwendigkeit, die Türverriegelungen des Kabelgatts und des anderen Vordecksraumes zu kontrollieren, in denen die zehn hamitischen Gefangenen eingesperrt waren. Auch die Fesseln der Kerle hatte Dan überprüfen wollen. Denn jetzt, da die „Isabella VIII.“ zum letztenmal vor der ostafrikanischen Küste ankerte, wäre es den Hamiten ein leichtes gewesen, die Flucht zu ergreifen – vorausgesetzt natürlich, sie konnten sich aus ihrem Verlies befreien.

Und das war einem von ihnen jetzt gelungen. Dan erkannte ihn als einen jener beiden wieder, die von Sarego und Batuti im Kral der Bantus festgenommen worden waren. Diese Hamiten waren später nicht mehr in Ketten gelegt worden wie die anderen acht, weil der Seewolf ja ohnehin vorhatte, den lästigen Ballast auf dem nächsten einsamen Eiland abzusetzen.

Ausgesprochen schlecht war es, daß Dan nur kurz dem Profos Bescheid gegeben hatte und dann ins Vordeck hinuntergegangen war, ohne einen Begleiter mitzunehmen. In diesem Augenblick begriff Dan, was für eine Nachlässigkeit das war. Überhaupt, sie hatten die Hamiten, die sich bislang nicht gerührt hatten, unterschätzt.

Dan konnte seine Miqueletschloß-Pistole nicht mehr zücken, auch nicht das doppelschneidige Messer, das er in einer Lederscheide am Hüftgurt trug.

Der Hamite war über sechs Fuß groß und trug ein Gewand aus rostrotem Tuch wie seine Kumpane. Das Haar hatte er zu einem Zopf zusammengedreht, um seinen Hals hing eine Kette aus bunten Perlen. In diesem Aufzug hatte er mehr Verwandtschaft mit den kaftangekleideten Arabern als mit den Negern. Die Hamiten glaubten denn auch, die Bantus als minderwertige Sorte Mensch betrachten zu müssen, und die gleiche Verachtung brachten sie ihren weißen Todfeinden entgegen.

Aller Haß der Welt schien in dem Angriff des Hamiten zu liegen. Er warf Dan O’Flynn mit der Wucht seines Körpers auf die Planken des Ganges, war über ihm und schlug auf ihn ein.

Dan wehrte sich mit den Fäusten.

Der Hamite trachtete ihm das Messer zu entreißen, aber Dan konnte sich so drehen, daß die Waffe unter seiner Körperflanke begraben wurde.

Während sie erbittert rangen, fragte Dan sich unwillkürlich, wo wohl der andere stecken mochte – der, der mit diesem Burschen zusammen gefaßt worden war und gleichfalls keine Ketten trug.

Ursprünglich war es ein Trio von Hamiten gewesen, das geflohen war, als Hasard in den Kampf zwischen der hamitischen Schmugglerbande und den Bantus eingegriffen hatte. Ihm war es mit einer Handvoll seiner Männer gelungen, die Hamiten zu besiegen. Die Leichen waren verscharrt worden. Auch alle anderen Spuren der blutigen Auseinandersetzung hatten die Seewölfe und Sarego mit seinen Frauen beseitigt. Danach hatten sie die Mädchen und das Elfenbein an Bord der „Isabella“ gebracht und die Dromedare der Hamiten in die Savanne gejagt. Sarego und Batuti waren zum Kral der Bantus aufgebrochen, um die dort versteckten älteren Frauen sowie die Kinder zu unterrichten und zu betreuen.

Und das hamitische Trio? Statt schleunigst zu verschwinden, hatte es sich an eine spanische Reiterpatrouille gewandt. Die hatte zwar die Galeone der Seewölfe nicht mehr gesichtet, wohl aber den Lärm des Gefechtes vernommen, in das Lucio do Velho Hasard inzwischen verwickelt hatte. Die Patrouille hatte auf die haarsträubenden Lügengeschichten der Hamiten hin die Verfolgung der Bantus bis zum Kral hin aufgenommen – und beinahe wären die Frauen und Kinder gefunden worden.

Einen der drei Hamiten hatte Sarego etwas später im Zweikampf getötet. Die anderen beiden hatten sich ergeben.

Nördlich von Lourenco Marques war dies geschehen, aber inzwischen befand sich die „Isabella VIII.“ – nach einer spektakulären Rettungsaktion für die Bantus – rund fünfzig Seemeilen südlich der spanischen Niederlassung in einem Gebiet, das von den Spaniern und Portugiesen schwer zu kontrollieren war. Hier lag das Dorf eines Sarego und seinen Frauen befreundeten Bantustammes, hier waren die gehetzten Schwarzen endlich sicher.

Der Hamite versuchte immer wieder, Dans Schläfe zu erwischen. Dan wußte, daß es aus war, wenn ihn die harten Knöchel des Kerls trafen. Er verteidigte sich verzweifelt. Er wollte dem Hamiten ein Knie in den Leib rammen, aber der Mann erkannte das Unternehmen im Ansatz und vereitelte es, indem er Dans Beine auf die Planken preßte.

Rächen wollte sich der Hamite, dann das Vordeck verlassen, in die See hechten, davonschwimmen, fliehen, ja, die Landsleute ruhig im Stich lassen, nur die eigene Haut retten und zu den Spaniern laufen, die einen Vergeltungsschlag gegen die Bantus führen würden.

Der Hamite war stark, Dan hatte es nicht leicht, sich gegen ihn zu behaupten. Der Kampf war an einem fast toten Punkt angelangt. Sekundenlang hieben und rangen die Männer, ohne daß sich die Überlegenheit eines von ihnen abzeichnete – bis der Hamite seinen Arm um Dans Hals schlang und damit zu würgen begann.

„So“, sagte Smoky. „Damit hätten wir auch die letzte Fuhre geschafft.“

Was er da so freimütig als „Fuhre“ bezeichnete, war eine ganze Bootsladung vergnügter, halbnackter schwarzer Mädchen, die sich in diesem Augenblick durchs Flachwasser watend an Land begaben. Das Boot, in dem die Ruderer Jeff Bowie, Luke Morgan, Will Thorne und Bill mit heißen Köpfen saßen, schwankte ganz erheblich, und die Füße der Mädchen quirlten das Wasser auf. Es spritzte und gischtete, daß es eine Freude war.

Hasard stand dicht neben Smoky. Er hatte mit seinem Decksältesten, dem Gambia-Mann Batuti und dem Bantu Sarego das andere Boot vorangepullt. Auf Saregos Bitten hin begleitete er die schwarzen Freunde noch bis an Land, bevor auch er sich von ihnen verabschiedete.

Sarego und Batuti waren an diesem Morgen als erste gelandet. Sie hatten sich zu Fuß auf den Weg zu dem Kral der befreundeten Bantus begeben. Nach knapp einer Stunde waren sie in Begleitung von zwei „Delegierten“ des Stammes zurückgekehrt. Saregos formeller Bitte an den Stammeshäuptling, in den Kegelhütten wenigstens für einige Zeit aufgenommen zu werden, war sofort stattgegeben worden.

Waffen und Schmuck, die der Seewolf Sarego und Batuti ausgehändigt hatte, hatte der Häuptling als Geschenke zwar nicht annehmen wollen, aber nach einigem Palaver hatte er sie dann doch akzeptiert. Der Weg in den Kral war geebnet, er stand Sarego, den Frauen und den Kindern offen.

Hasard blickte über das kniehohe Büffelgras nach Südwesten. Dort, wo der Pfad zum Kral nach zwei bis drei Meilen in dichten Busch führte, hatte sich eine illustre Gesellschaft eingefunden – gut zwei Dutzend Dickhäuter mit großen, wachen Ohren und forschenden Augen. Ganz langsam bewegten sie sich voran, ließen die Menschen jedoch nicht aus den Augen und waren bereit, jeden Moment die Flucht zu ergreifen. Graue Kolosse, in deren faszinierendem Erscheinungsbild die schneeweißen Stoßzähne einen erstaunlichen Kontrast bildeten.

Smoky folgte Hasards Blick. „Ja, das sind schon stolze Kameraden, diese Elefanten. Ich frage mich nur, wie die Bantus es ohne Feuerwaffen fertigbringen, diese Giganten zu erlegen.“

„Sie bauen Fallgruben.“

„Das hat Sarego dir erzählt?“

„Ja. Die Bantus nehmen den männlichen Elefanten aber nicht nur ihre bis zu zwei Yards langen, manchmal fünfzig Pfund wiegenden Stoßzähne ab, sie leben auch von dem Fleisch der Tiere und gerben deren Haut, um aus dem Leder Kleidung und Hütten herzustellen“, sagte der Seewolf. „Sie würden niemals versuchen, die Großtiere auszurotten, sondern jagen immer nur so viele, wie sie wirklich brauchen.“

„Ich verstehe“, sagte Smoky. „Erst der weiße Mann hat dem Elfenbein den Wert verliehen, den man ihm heute auch in den vornehmen Häusern unserer Heimat beimißt.“

„Weißes Gold“, erwiderte Hasard. „Es ist so begehrt, daß sich die Menschen seinetwegen die Köpfe einschlagen. Wohin soll das noch führen?“ Sein Blick streifte die Ladung Stoßzähne, die von seinen Männern an Land geschafft worden war. Sarego, die beiden Krieger des befreundeten Stammes und die jungen Frauen würden das Elfenbein zum Kral tragen und dort gut verstecken. Nur im Notfall würden sie dereinst versuchen, sich mit diesem Reichtum freizukaufen, falls die Spanier jemals bis zu dem verborgenen Dorf vordrangen und sich Sklaven holten. Bislang hatten sie die Elfenbeinjäger verschont. Es hatten erst die Hamiten auftauchen müssen, skrupellose Banditen, die das ganze Land Zanguebar verunsicherten und das Leben der Bantus in eine Hölle verwandelten.

Injuru, eine der tapfersten jungen Frauen des Stammes, trat auf den Seewolf zu. Sie sprach auf ihn ein, und die Mädchen, die inzwischen alle den breiten Sandstrand erreicht hatten, verstummten auf einen Wink von Negwa, Saregos Braut, hin.

„Batuti“, sagte der Seewolf. „Ich verstehe nicht, was sie mir erzählt. Komm her und übersetze.“

Der Herkules aus Gambia schritt auf seinen Kapitän zu. Er lauschte den Worten der jungen Frau und betrachtete sie von der Seite. Injuru war wie Negwa eine Naturschönheit mit weichen Zügen, sinnlich gewölbten Lippen und festen Brüsten, die in der Ebenmäßigkeit und Harmonie ihres vollkommenen Körpers dominierten. Ein Anblick, der das Herz jedes Mannes schnell schlagen ließ – und doch, niemand wagte es, Injuru anzurühren, denn sie hatte bei dem Kampf im Kral ihren Mann verloren. Man sah ihr nicht an, daß sie schwanger war, aber alle wußten es.

„Sie sagt, die Unbekümmertheit der jungen Mädchen und die Gesundheit der Kinder sei die Kraft, die ihren Stamm aufrechterhalte“, sagte Batuti. „Darin und in der Frucht, die sie unter dem Herzen trägt, liege die Zukunft.“

„Sie werden noch eine Zeitlang um ihre Toten trauern“, entgegnete der Seewolf. „Aber sie werden es auch lernen, alles Geschehene zu vergessen. Ich weiß, daß sie es schaffen.“

Batuti dolmetschte wieder, und Injuru sah daraufhin dem Seewolf fest in die Augen und fragte: „Werden wir uns wiedersehen?“

„Bestimmt.“

„Wann?“

„Eines Tages …“

„Wenn mein Kind geboren ist?“

„Wenn es auf die Welt gekommen und ein bißchen gewachsen ist“, sagte der Seewolf lächelnd. „Und nun laßt uns Abschied nehmen. Ich weiß, ihr würdet es gern sehen, wenn wir mit euch ins Dorf gingen und eine Weile bei euch blieben – aber das geht nicht. Ich habe euch erklärt, warum es nicht möglich ist.“

Injuru lauschte den Erläuterungen Batutis, dann nickte sie stumm. Sie machte aus ihren Tränen keinen Hehl und hielt sie nicht zurück. Ganz kurz stellte sie sich auf die Zehenspitzen, beugte sich vor und hauchte Hasard einen Kuß auf die Wange. Dann wandte sie sich rasch ab und lief zu Negwa hinüber.

Einzelne Mädchen sagten auch den Seewölfen in den Booten durch Küsse ade.

Hasard war inzwischen zu Sarego getreten und sagte: „Sarego, ich werde auch die andere Hälfte des Elfenbeins noch an Land bringen. Batuti, übersetze bitte.“

Sarego hob abwehrend die Hände, als Batuti ihm dies in der Bantusprache auseinandergesetzt hatte. „Nein! Niemals! Das weiße Gold ist unser Geschenk an euch, ihr dürft es nicht ablehnen! Ihr würdet mich und die Frauen zutiefst beleidigen.“

„Ihr könnt das Elfenbein noch gut gebrauchen“, erklärte der Seewolf. „Und wir haben nicht das Recht, es euch abzunehmen.“

So ging das noch eine Weile hin und her, aber Sarego sträubte sich so eisern, daß Hasard zum Schluß nur eins übrigblieb. Er zuckte mit den Schultern und sagte: „Na dann – belassen wir’s dabei. Ich bedanke mich und verspreche dir, daß wir euch immer in unserer Erinnerung behalten werden.“ Er streckte die Hand aus, Sarego ergriff und drückte sie. Die beiden so unterschiedlichen Männer blickten sich schweigend an. Dann drehte Sarego sich zu seinen Leuten um und schritt davon, um nicht zu zeigen, wie nahe auch ihm dieser Abschied ging.

Hasard sah zu Smoky, Batuti und den anderen vier Männern seiner Crew.

„He, was sind denn das für Gesichter?“ sagte er. „Ist euch eine Laus über die Leber gekrochen?“

Smoky fing sich als erster. „Nein, Sir. Na los, Jungs, keine Müdigkeit vorschützen und keine Löcher in die Luft glotzen. Wir rauschen ab, gehen an Bord unsrer alten Lady und sehen zu, daß wir den Wind ausnutzen, der so schön frisch von Nordosten weht.“

„Pullen“, sagte Jeff Bowie. „Uns bleibt ja doch nichts anderes übrig. O Jesus, wie gern wäre ich hiergeblieben.“

„Wem sagst du das“, murmelte Will Thorne.

„Feine Mädchen waren das“, sagte nun auch Bill schwärmerisch. „Einfach zum Anbeißen.“

„He“, knurrte Luke Morgan. Er musterte den Moses aus schmalen Augen. „Seit wann verstehst denn du was von Weibern? Lern erst mal deine Lektionen, dann kannst du mitreden.“

„Ich bin jetzt siebzehn, vergiß das nicht.“

„Na und?“ sagte Luke.

„Vielleicht habe ich bei Mädchen mehr Chancen als ihr alle zusammen“, erwiderte Bill mit erhobenem Kopf.

„Mann“, sagte Luke Morgan. „Dir ist wohl eine Muck aus dem Schapp gefallen, was? Werd bloß nicht frech. Mehr Chancen – da lachen ja die Hühner.“

Jeff und Will hatten den Dialog der beiden amüsiert verfolgt und grinsten sich jetzt eins. Ja, Bill, der auch nicht mehr ganz so grün hinter den Ohren war, konnte durchaus recht haben. Und wenn man ganz ehrlich sein wollte: So mancher Seewolf kriegte glatt das Grausen, wenn er sein Spiegelbild mal zufällig im Wasser betrachtete.

Ben Brighton und die anderen, die auf der „Isabella“ zurückgeblieben waren, hatten die Trennungsszene schon hinter sich, aber sie lehnten jetzt natürlich alle am Steuerbordschanzkleid ihrer Galeone, auf Achter- und Quarterdeck, Kuhl und Back verteilt und sahen den davonziehenden Schwarzen nach. Bedauern und Sehnsucht, etwas Entsagungsvolles, ja, sogar Unglückliches mischte sich in ihren Blicken, und in der Luft schien ein nicht ausgestoßener Seufzer zu hängen.

Alle verfolgten, wie Hasard und die Bootsmannschaften den Rückweg zur „Isabella“ antraten.

Alle?

„Hölle, wo steckt denn Dan?“ sagte der alte O’Flynn. „Muß der Knabe denn ausgerechnet jetzt verschwinden? Und wohin, frage ich?“

„Keine Ahnung“, entgegnete Ferris Tucker. Er sah richtig entrückt nach Westen, wo vor dem Laubvorhang des Busches allmählich die Elefantenherde davonzog und das Büffelgras nach und nach die Gestalten der Bantus schluckte. „Was für Prachtweiber“, flüsterte Ferris.

„Und so unverdorben“, fügte Shane hinzu.

„Hör auf“, sagte Blacky, der auf dem Niedergang zwischen Achter- und Quarterdeck stand. „Mir wird ganz anders, wenn ich eure Schwärmereien höre.“

Carberry war bei Ben Brighton auf dem Quarterdeck stehengeblieben. Er hatte es genossen, daß die warme Morgensonne ihm aufs Haupt schien und auch die Schmerzen etwas linderte, die immer noch in seiner lädierten rechten Schulter waren. „Das Ding“, wie er es nannte, hatte er in der Schlacht gegen Lucio do Velho, diesem fanatischen Hetzer, eingefangen.

Carberry horchte jetzt auf und hob witternd den Kopf. „Was redet ihr da? Habe ich richtig gehört? Werdet bloß nicht schwach, ihr elenden Kanalratten.“

„Wer spricht denn von so was“, erwiderte Ferris Tucker. „Kann man hier nicht mal von Frauenzimmern reden, ohne daß du zu meckern anfängst? Und außerdem – du hast uns gar nichts vorzuschreiben, Ed.“

Carberry wandte den Kopf, reckte sein ohnehin beängstigendes Rammkinn noch ein wenig weiter vor und blinzelte den rothaarigen Schiffszimmermann an. „Was du heute für dicke Töne spuckst, Ferris. Kleine Meuterei anzetteln, was, wie? Aber daraus wird nichts, solange ich …“

„Hör doch auf“, sagte Big Old Shane grollend. „Du siehst ja Gespenster, Edwin.“

„Gespenster?“ ächzte der alte O’Flynn. „Hat jemand was von Geistern und vom Wassermann gesagt?“

Shane drängte sich dicht neben den Alten und stemmte die Fäuste in die Seiten. „Halt die Luft an, du Stint, oder es gibt Ärger. Mann, haben die Mädchen hier vielleicht Verwirrung gestiftet. Alle sind total durcheinander, und keiner will’s richtig zugeben.“