Lola Jaye

Für immer, Dein Dad

Roman

Deutsch von Karolina Fell

Prolog

Mum heiratet einen Typen, den sie beim Bingo kennengelernt hat.

Angeblich haben sie sich verliebt, als er in einem verräucherten Saal voll gelangweilter, zahlenankreuzender Hausfrauen in Lewisham die Bingo-Zahlen ausrief. Mit gesenktem Blick eine Nummer ausstreichen, dann noch eine, bis eine fette Frau «Bingo!» kreischt. Ich hasse sie. Ich hasse Bingo. Mum hasse ich manchmal auch. Und am meisten von allen hasse ich ihn. Weil er mich rumkommandiert, weil er will, dass ich ihn Dad nenne, weil er so tut, als wäre er mein Dad, und vor allem, weil er nicht mein Dad ist.

Mein Dad ist tot.

Vor fast sieben Jahren hat ihn eine Krankheit erwischt, deren Namen ich nicht mal aussprechen kann. Das war 1983, ich war fünf Jahre alt und er dreißig.

Aber darüber reden wir zu Hause nicht.

Eigentlich reden wir gar nicht mehr über ihn.

 

Ich saß also auf meiner Bettkante, summte heiser die Titelmelodie von Brookside und ließ im Takt dazu meine Füße in ihren Doc Martens baumeln. Dann schüttelte ich meine peinlichen Ringellocken, deren Styling Ewigkeiten gedauert hatte und die widerlich nach Haarfestiger stanken, und stieß einen genervten Seufzer aus. Ich hatte es satt. Schließlich war ich schon fast ein Teenager, und trotzdem saß ich nun hier in einem gelben Rüschenkleid, in dem ich aussah wie eine bescheuerte Sahnetorte. Am liebsten wäre ich abgehauen. Vielleicht mit Carla – meiner besten Freundin – runter zum Spielplatz. Ich hätte sogar lieber Hausaufgaben gemacht, und dazu konnte ich mich sonst erst nach tausend Aufforderungen durchringen. Ehrlich, ich hätte fast alles getan, um dieser blöden, armseligen «Hochzeit des Jahres» zu entkommen.

«Lois!», rief Mum mit ihrer Flötenstimme.

«Was?», gab ich zurück und verdrehte genervt die Augen zur Decke.

«Wie bitte, junge Dame?», rief sie.

«Ich meine, ja, Mummy?», erwiderte ich so freundlich, wie ich nur konnte.

Die Tür zu meinem Zimmer, an der dick und fett BITTE NICHT STÖREN stand (Konnte sie eigentlich nicht lesen?), öffnete sich. «Bist du fertig, Lois? Wir müssen um elf in der Kirche sein, und es ist schon fünf vor zehn!»

Meine Mutter in ihrem Hochzeits-Outfit sah fast genauso furchtbar aus wie ich. Schriller blauer Lidschatten über einer zweiteiligen eierschalfarbenen Katastrophe mit Puffärmeln. Puffärmel! Wir hatten 1990! Wer trug so was denn noch? Die silbernen Schuhe und die zurückgekämmte Frisur, die höchstens einem schizophrenen Pudel gestanden hätte, verbesserten den Gesamteindruck auch nicht gerade.

«Ich bin fast fertig», antwortete ich zuckersüß und bemühte mich redlich, meine schlechte Laune zu verbergen. Dann schwang ich mich vom Bett und griff nach den rosa Püppchenschuhen, die sie mir bloß gekauft hatte, um mich noch ein bisschen mehr zu blamieren. Die meisten Leute waren mir ja egal, aber Carla und ihr Bruder Corey würden kommen und Zeugen meiner Erniedrigung werden, und das war einfach nicht fair!

«Du siehst bezaubernd aus!», schwärmte meine Mutter. Eine lächerliche Sekunde lang glaubte ich, sie würde losheulen.

«Mmh, danke», murmelte ich, glitt aus meinen gut eingelaufenen DMs und stieg in die Puppenschuhe. Das harte Plastik drückte sofort schmerzhaft auf meinen rechten kleinen Zeh. Erst in der Woche zuvor hatte ich herausgefunden, dass mein rechter Fuß größer war als der linke. Ich habe eine verdammte Missbildung.

«Dann also los, Lois, lass uns gehen.» Ich übersah geflissentlich Mums Hand, die sie mir wie einen Revolver entgegenstreckte. «Ich will an meinem großen Tag schließlich nicht zu spät kommen!»

Es war einer der heißesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das bekam ich in meinem Kleid nur allzu gut zu spüren. Es klebte an mir wie Fliegen an Hundekacke. Weil ich davon einen Hitzeausschlag bekam, musste ich mich die ganze Zeit bis zum «Ja, ich will» und dem Ringetausch wie verrückt kratzen. Wenigstens war der Gottesdienst kurz. Aber dafür zog sich der Empfang (in einem Restaurant, das nach Desinfektionsmittel stank) leider viel länger als notwenig hin. Langweilige Geschichten machten die Runde, und mit all den Küsschen, Umarmungen, faden Reden und verschwitzten Verwandten, die mich unbekannterweise an sich drückten, wurde diese Feier im Millisekundentakt immer grässlicher. Die Krönung war, dass Carla zwischen ihrem Vater und ihrem Bruder eingezwängt an einem Tisch saß, der meilenweit von meinem entfernt stand. Dieser Tag war wirklich der reine Albtraum, und der wurde nur noch dadurch getoppt, dass Granny Morris ihre gesamten Kräfte zusammenraffte und mich zu einem Blues auf die Tanzfläche zerrte! O Grauen! Mit Granny Morris zu tanzen erinnerte mich an eine Szene aus diesen Horrorfilmen, die Mum mich nie sehen ließ, die aber nebenan bei Carla und Corey liefen – nur war es viel, viel schlimmer!

Endlich gelang es mir, der nächsten «Ich erinnere mich noch ganz genau, als du soooo klein warst»-Geschichte zu entkommen. Als ich gerade auf dem Weg zu Carla und Corey war, um mich mit ihnen zu verkrümeln, tauchte plötzlich zwischen all den bunten Luftballons, Luftschlangen und dem «Ententanz» ein neuer Gast auf.

Sie war wunderschön, ihr schwarzes Haar floss über den schmalen Rücken wie ein schimmernder Teppich. Anders als Mum ihren missglückten Vorstoß in die Welt der Mode trug diese Dame ein schlichtes, geblümtes Etuikleid und einen runden Hut. Er stand wie ein Vollmond über ihrem schönen Gesicht. Sie lächelte mich an, und augenblicklich hob sich meine Laune.

Dann kam sie auf mich zu, und mir wurde auf einen Schlag klar, dass sie meine Tante Philomena war – die Schwester meines richtigen Vaters. Dass sie hier auftauchte, war eine echte Überraschung, zumal ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Statt also rauszugehen, um die Top Vierzig der Hitparade mit meinen Freunden durchzuhecheln, stand ich vor meiner glamourösen Tante und wartete darauf, dass mein Gehirn einen intelligenten Satz hervorbrachte.

«Hallo, Lois.»

«Hallo», gab ich zurück und hörte mich an wie eine Idiotin.

«Du siehst sehr hübsch aus.»

Ich starrte ihre üppigen Lippen an, die wirkten, als gehörten sie einem Fotomodell in einer Illustrierten, und fragte mich: Benahm sie sich wie er? Lachte sie wie er? Dachte wie er? Ich erinnerte mich nur an ein paar wenige Eigenschaften meines Vaters. An unwichtige Kleinigkeiten, wie den Leberfleck genau unter seinem rechten Auge.

«Tante Philomena?»

«Also erinnerst du dich an mich! Ich war mir nicht so sicher. Aber es freut mich! Es freut mich sogar sehr.»

«Nein, also, GENAU erinnere ich mich nicht an dich …», entgegnete ich irritiert. Natürlich erinnerte ich mich an sie. Anders als Dads jüngere Schwester Ina rief mich Tante Philomena jedes Jahr ein paar Mal an – meistens zum Geburtstag und an Weihnachten. Sie schickte mir sogar ab und zu eine uncoole Bluse oder Fotos. Einmal war es sogar ein Stück Gewürzkuchen gewesen, das sie sorgfältig in Alufolie gewickelt hatte. Ein Besuch wäre vermutlich hygienischer gewesen. Aber abgesehen davon, dass mich Mum jedes Jahr für ein paar Tage zu Granny Bates schickte, hatte ich nicht besonders viel Kontakt zu meiner Verwandtschaft väterlicherseits. Und das war auch o. k. so. Wirklich, das war es … ist es.

Ich ließ meine Fingerknöchel knacken.

«Es tut mir leid», sagte sie.

«Was tut dir leid?», fragte ich gleichmütig.

«Dass ich so selten komme. Ich wohne ziemlich weit weg. Und die Kinder …»

Ich unterdrückte ein Gähnen. Die Rüschen meines bescheuerten Kleides juckten an den Knien. Sie winkte mich hinaus, weg von all den Leuten – und dankenswerterweise auch vom Anblick meiner Großtante Elizabeth, die ihre erheblichen Hüften zu «Let’s Twist Again» durch den Raum schwang.

Die einzige Bank, die wir fanden, war voller Vogelkacke, aber mir war das egal. Mein Kleid konnte dadurch auch nicht mehr hässlicher werden. Ich überlegte, was Corey und Carla wohl gerade machten.

«Ich muss mit dir reden», sagte Tante Philomena, die bei näherer Betrachtung gelbliche Zähne hatte.

«Mit mir reden? Mit mir? Über was denn?» Ich quiekte fast, damit es sich anhörte, als wollte ich es unbedingt wissen. Aber das wollte ich gar nicht. Oder fast nicht. Na gut, ein kleines bisschen wollte ich es schon. Besonders, weil jeder Erwachsene, der sonst das Wort an mich richtete, mich bloß über Schularbeiten ausfragte (Lehrer) oder an mir herumnörgelte (Mum, Lehrer).

«Ich habe da etwas für dich, Lois … Und es ist wirklich, wirklich wichtig.»

«Aha …» Ich setzte mich auf meine Hände. Damit wollte ich verhindern, dass ich vor Neugier platzte. Geduld, wie die Erwachsenen sie pausenlos predigten, war nämlich nicht meine Stärke.

Ich bekam langsam Angst, vor allem, als sie anfing, mich so komisch anzusehen. Dann umklammerte sie mit ihren manikürten Fingern so fest meine linke Hand, dass ich schon dachte, sie würde mir einen Ossa Metacarpalia brechen (den hatte ich in der Woche zuvor im Biologieunterricht bestimmen gelernt).

Schließlich sprach sie weiter. «Es ist etwas, worüber wir schon ganz, ganz lange hätten sprechen sollen …»

Wir? Wirklich, die Frau machte mich total fertig. Durch meinen Kopf schossen Möglichkeiten, eine furchtbarer als die andere: eine Erbkrankheit? Die Auflösung der Gruppe Public Enemy? Es gab endlos viele Möglichkeiten, und ich hatte keine Lust auf dieses Ratespiel. ICH WOLLTE EINFACH NUR WISSEN, WORUM ES GING.

«Hat es was mit meinem Dad zu tun?», fragte ich leise und hoffnungsvoll. Ich hatte nur so ins Blaue gefragt.

«Ja.» Tante Philomenas Mund verzog sich zu einem merkwürdigen Lächeln. Es sah unheimlich traurig aus.

Ihr «ja» arbeitete noch in meinem Kopf, als schon Freude von meiner Magengrube bis zur Kehle hochbrodelte. Es fühlte sich fast so an, als müsste ich mich übergeben. Das war zu viel für mich. Davon hatte ich geträumt, seit ich ein kleines Mädchen gewesen war. Herauszufinden, dass er in Wirklichkeit gar nicht tot war. Dass alles nur ein dummes Missverständnis wäre. In den frühen Morgenstunden an diesem Tag vor sieben Jahren hatte er nämlich plötzlich Amnesie bekommen. Es würde natürlich kompliziert werden herauszufinden, was in den Jahren seither alles passiert war, aber nachdem er vor kurzem sein Gedächtnis wiedererlangt hatte, war Dad uns suchen gegangen – seine liebende Familie –, und heute hatte er uns schließlich gefunden, ausgerechnet am Hochzeitstag seiner Frau! Aber es hatte ihn ganz durcheinandergebracht, sie so glücklich zu sehen, und nun stand er ganz allein dort draußen an der Bushaltestelle um die Ecke. Er fürchtete sich davor, mich anzusprechen – es konnte schließlich sein, dass auch ich ihn verraten hatte 

«Lois?»

«Ja, sorry, Tante Philomena, was hast du gerade gesagt … über Dad?»

Mein Herz schlug mir bis zum Hals.

«Ich habe etwas für dich. Eine Botschaft. Von deinem Vater.»

Du bist mein Stern

Ich erinnere mich daran, wie mein Dad mich einmal mit seinen großen Händen hochhob und durch die Luft wirbelte. Ich kreischte vor Vergnügen und freute mich auf das schwindelige Gefühl kurz bevor ich mein Frühstück wieder von mir geben würde.

«Ihr wird schlecht, lass sie runter!», hatte Mum gerufen. Hatte den schönen Augenblick verdorben. Unseren Augenblick. Und das ist eigentlich alles, woran ich mich erinnern kann. Ach, und natürlich an den Leberfleck unter seinem Auge. Das Foto auf meiner Kommode und ein paar andere, die in einer kleinen Schachtel auf den Dachboden verbannt wurden – mehr hatte ich nicht, um meine Vorstellung von ihm zu erhalten, von der Größe seiner Nase, der Form seiner Lippen, den süßen kleinen Ohren und einer Haut, die bestimmt so weich war, dass man sie immer wieder berühren wollte. Ich malte mir oft aus, wie ich in dieses Foto hineintauchte, und sei es nur für sechzig Sekunden. Jede dieser Sekunden würde ich damit verbringen, über sein Gesicht zu streichen, seinen Konturen zu folgen und mir sein Aussehen so intensiv einzuprägen, dass er für immer und ewig in mir weiterleben würde.

Aber man kann eben nicht in ein Foto eintauchen.

Nachdem Tante Philomena sich verabschiedet hatte, schloss ich mich erst mal in der stinkenden Restauranttoilette ein und heulte. Ich musste den ganzen Abend über immer wieder flennen und drückte mich am Rand dieser grässlichen Hochzeitsfeier herum, die mit all den lärmenden Gästen und der uncoolen Musik nichts besser machte. Später lag ich auf meinem Bett, immer noch in diesem schauderhaften Rüschenkleid, und heulte weiter. Die Puppenschuhe hatte ich von den Füßen geschleudert. Wie üblich merkte Mum nichts, sie war viel zu verknallt in ihren Bingo-Mann, um sich um mich zu kümmern. Ich wusste nicht mal so genau, warum ich überhaupt weinte, denn, wie Tante Philomena es ausgedrückt hatte, war es etwas Gutes. Ja, genau. Wie eine Botschaft aus dem Jenseits. Aber vermutlich war das, was mir wirklich zu schaffen machte, die Tatsache, dass er immer noch tot war. Seine Asche lag zusammen mit alten Autoreifen und rostigen Fahrrädern Tausende von Meilen entfernt im Meer. Er war nicht zurückgekommen, um die endlosen Schultage zu verkürzen oder mich vor Mums Gejammer und jetzt auch noch vor einem Stiefvater zu retten, der der Ansicht war, er hätte das Recht, mir zu sagen, was ich zu tun hatte, nur weil er mit meiner Mutter schlief.

Dad war nämlich immer noch tot.

Philomena hatte mir feierlich eine knittrige alte Plastiktüte überreicht, als wäre sie der Heilige Gral. Die Tüte war schwer, etwas Hartes, Schweres befand sich darin. Super, dachte ich, noch ein Buch, das ich lesen soll. Also hatte ich die Tüte einfach neben meine Doc Martens, meine Singles und einen der rosa Puppenschuhe auf den Boden fallen lassen. Ab und zu warf ich mit einer Mischung aus Verwirrung, Angst, Aufregung und Traurigkeit einen Blick darauf.

Zum Glück konnte ich das Wochenende bei Carla verbringen, weil Mum und der Bingo-Mann auf Hochzeitsreise nach Cornwall fuhren. Obwohl meine beste Freundin nebenan wohnte, ebenfalls in Süd-London, ebenfalls in Charlton, fühlte ich mich bei ihr wie auf einem anderen Planeten. Carla und ihr Bruder Corey durften nämlich abends lange aufbleiben, UND sie durften NACH neun Uhr noch Eis essen. Etwas Besseres als bei ihnen zu sein, um die «Botschaft» meines Vaters zu vergessen und wieder in die Spur zu kommen, konnte mir also kaum passieren. Doch ich war und blieb total verwirrt und bekam die Sache einfach nicht aus dem Kopf. Schließlich zählte ich sogar die Stunden bis zur Rückkehr meiner Mutter. Als die peinlichen Turteltäubchen endlich wieder da waren und sich augenblicklich einen lautstarken Streit darüber lieferten, was sie sich im Fernsehen ansehen wollten, stürzte ich in mein Zimmer, um endlich nachzusehen, was in der Tüte war.

«Bekomme ich kein Küsschen, junge Dame?», rief Mum, als ich gerade oben an der Treppe angekommen war. Ich stand vor meiner Tür, nur noch ein paar Schritte trennten mich von der Tüte. Mein Herz klopfte wild, während Mum langsam die Treppe heraufkam und sich mit einem breiten Lächeln vor mich stellte, sodass man die Lücke zwischen ihren Schneidezähnen sehen konnte.

«Sorry, Mum. Schön, dass du wieder da bist», sagte ich und schielte zur Zimmertür, während sie mir einen feuchten Kuss auf die Wange gab.

«Bekomme ich auch einen?», fragte der Bingo-Mann, der in ihr Schlafzimmer ging. Ich seufzte leise. «Ja.»

Auf meinem Bett öffnete ich endlich die Plastiktüte. Vor mir lag ein hässliches grünes Notizbuch, auf dem mit dicker schwarzer Tinte Der Leitfaden stand.

«Lois!», rief meine Mutter von unten.

Schnell steckte ich den Leitfaden wieder in die Plastiktüte und stopfte alles unter mein Bett.

«Was??!!», schrie ich genervt zurück.

«Carla möchte wissen, ob du mit ihr Süßigkeiten kaufen gehst.»

Ein Stück Plastik sah unter dem Bett hervor. «Also … ja, sag ihr, ich bin gleich da.»

«Was macht sie denn da oben?», fragte Carla so laut, dass ich es hören konnte.

«Nichts! Ich komme gleich runter!» Der Leitfaden hatte nun schon so lange gewartet, da kam es auf eine halbe Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr an.

 

Ungeduldig zappelte ich herum, während der kahlköpfige Mr. Tally hinter seinem Verkaufstresen Carla dabei beobachtete, wie sie sich für zehn Pennys Süßigkeiten heraussuchte. Mr. Tally hatte die Angewohnheit, uns ganz genau im Auge zu behalten, während er die Erwachsenen, die höchstwahrscheinlich hinter seinem Rücken eine Literpackung Milch mitgehen ließen, überhaupt nicht beachtete. (Ich hatte noch nie gestohlen, Corey allerdings hatte schon einmal einen Brausewürfel stibitzt.)

«Ich glaube, du bist drüber», sagte Mr. Tally. Keine Ahnung, warum er das sagte, denn er schüttete die winzige Papiertüte sowieso jedes Mal auf dem Verkaufstresen aus und zählte den Inhalt haargenau nach.

«Wieso das denn?», widersprach Carla. In diesem Moment schlug die Türklingel an, und ein weiterer junger Kunde kam herein, der das Schild an der Glastür offenbar nicht gesehen hatte: Zutritt für mehr als zwei Schulkinder zugleich verboten! «Ich habe eine Fliegende Untertasse, einen Talisman, eine saure Schlange, eine Flöte, eine rosa Krabbe und einen Fruchtsalat. Und das soll mehr als zehn Pence kosten?»

Seufzend warf ich einen Blick auf meine Uhr. Wir standen jetzt schon volle zehn Minuten hier herum, und mir reichte es. Ich wollte zurück ins Zimmer zu meiner Plastiktüte. «Die Flöte kostet zwei Pence», sagte er.

«Dann habe ich immer noch drei Pence übrig!», schimpfte Carla empört.

Um mir Zeit und weitere Diskussionen zu ersparen, nahm ich eine der fertig gemischten Tüten, hoffte, dass ein paar von meinen Lieblingssüßigkeiten darin wären, und wir machten uns auf den Heimweg.

«Sollen wir nicht noch schnell auf den Spielplatz?», fragte Carla.

Ich öffnete meine Tüte. Immerhin war eine Maus aus weißer Schokolade drin. «Keine Lust heute. Lass uns einfach nach Hause gehen.»

«Hast du denn was vor?», fragte sie mit ungläubigem Blick. Als ob Lois Bates jemals etwas Interessantes vorhätte. Tja, meistens leider nicht.

«Und? Wie läuft’s mit deinem neuen Dad?», erkundigte sich Carla, den Mund voller Süßigkeiten.

Fast wären mir die weiße Maus und das Toffee, die ich gerade zerkaute, aus dem Mund geflogen, als ich schrie: «Er ist nicht mein Dad, Carla!»

«Sooorrryyy!» Sie zuckte mit den Schultern und zog eine Schnute, genau wie im Fernsehen. Carla war sicher das hübscheste Mädchen in ganz Charlton, nein, in ganz Süd-London, sogar mit kurzem Haar. Groß, schlank, immer die angesagtesten Klamotten, witzig, aber ziemlich nörgelig, wenn es mal nicht so lief, wie sie es wollte. Ich war erleichtert, als sie sich einen Dauerlutscher in den Mund schob, sodass ich sie mit dem neuesten Tratsch über Sharlene Rockingham ablenken konnte und mit dem Gerücht, dass Mrs. Codrington – unsere Biologielehrerin – früher ein Mann war.

Die Sonne brannte auf uns herab. Sie wärmte mich auf, und ich hätte schwören können, dass mein Dad bei mir war. Als wollte er mich drängen, nach Hause zu gehen, diese Plastiktüte aufzumachen und mich endlich meinem Alter entsprechend zu benehmen und nicht, als wäre ich noch im Kindergarten. Ich war jetzt schließlich ein großes Mädchen. Fast schon ein Teenager.

Und dann ging ich zu der Plastiktüte in meinem Schlafzimmer. Jetzt bekam ich doch Muffensausen. Mir wurde sogar ein bisschen übel, und die Tüte segelte auf den Boden.

Da war es.

Das Etwas, das mir mein Dad hinterlassen hatte.

Das komische grüne Buch starrte mich an.

 

Der Leitfaden

 

Ich schlug den Deckel auf und musste lächeln, als ich die erste Zeile las.

 

Das ist mein (Kevin Bates’) Leitfaden für meine Tochter Lois. Die größte Liebe meines Lebens.

 

Ich seufzte so tief, dass ich mir das Buch auf die Zehen fallen ließ. Der Schmerz warf mich rücklings auf mein ungemachtes Bett, direkt auf meinen einäugigen Teddy, und eine einzelne Träne lief aus meinem Auge wie der letzte Tropfen eines Wasserfalls. Ich musste schluchzen, nicht weil meine Zehen wehtaten (und das taten sie), sondern weil ich nach all den Jahren endlich etwas von meinem Dad hörte.

Und gerade hatte er mir gesagt, dass er mich liebte.

 

Ich machte mir eine Tasse heiße Schokolade und stellte sie in sicherer Entfernung von dem Notizbuch direkt neben das Bild meines Vaters. Dann setzte ich mich sehr aufrecht aufs Bett. Das hätte Mum gefallen, schließlich kritisierte sie immer an meiner Haltung herum. Dann liefen mir schon wieder Tränen übers Gesicht. Ich rieb mir heftig die Augen, wischte den Rotz mit dem Handrücken weg und schniefte ein paar Mal. Zwischen zwei Schluchzern schaffte ich es, einen Blick auf die zweite Seite zu werfen.

 

Regeln für den Leitfaden:

  1. Du darfst immer nur jeweils einen Eintrag lesen, und zwar an Deinem Geburtstag (von Deinem zwölften Lebensjahr an, bis Du dreißig bist).

  2. Dieser Leitfaden ist nur für Dich und mich bestimmt.

  3. Es ist verboten, für später gedachte Einträge vorweg zu lesen.

  4. Du darfst aber frühere Einträge nochmals lesen. Das sollst Du sogar!

  5. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, alles gut und richtig zu schreiben, aber falls Du hie und da einen Schreibfehler entdeckst, dann sorg dafür, dass Du ihn nicht in Deinen Hausaufgaben wiederholst, junge Dame!

  6. Du wirst jedes Jahr aufs Neue feststellen, dass ich glaube, dass es dich interessieren wird, was mir in diesem Alter so passiert ist.

    Du darfst in der Abteilung «Verschiedenes» lesen, wann immer Du willst – falls Du meinst, dass es Dir etwas bringt. Diese Abschnitte habe ich schlauerweise ganz an den Anfang gestellt, sodass Du gar nicht erst in Versuchung kommst, schon mal einen Blick auf die späteren Einträge zu werfen!

 

Hektisch blätterte ich um. Mein Herz klopfte wie rasend unter dem T-Shirt.

 

Hallo Liebling,

ich hoffe, Du hast es Dir irgendwo gemütlich gemacht.

 

Ich lehnte mich gegen das Kopfende meines Bettes und schubste den einäugigen Teddy zu Boden.

 

Eines muss ich Dir zuallererst sagen.

Es tut mir leid.

Es tut mir unglaublich leid, dass ich Dich verlassen musste. Das habe ich niemals gewollt. Du warst damals erst fünf Jahre alt, erinnerst Du Dich noch? Wahrscheinlich nicht, es sei denn, Du bist eines dieser seltenen Kindergenies, was ich angesichts der Kombination von Bates- und Morris-Genen allerdings bezweifle (war ein Witz). Immer, wenn ich Dich ansah, sah ich ein wunderwunderschönes, lebhaftes, redseliges, fröhliches kleines Mädchen, das Käsecracker liebte und wie ein winziger Olympiasprinter im Wohnzimmer herumrannte. Ein vielversprechendes Energiebündel; ein Hit, der darauf wartete, bei einem Open-Air-Konzert vor einem Riesenpublikum gesungen zu werden; ein Porträt, das noch nicht fertig gemalt war, dem nur noch ein paar Pinselstriche fehlten, um die wundervolle Vision des Künstlers zu vollenden.

Es tut mir so leid. Ich war nicht bereit zu gehen, aber ich konnte nichts dagegen tun. Und es tut mir unendlich leid, mein Liebling, dass ich, wenn Du das hier liest … nicht mehr bei Dir sein werde.

Aber diese Zeit jetzt gehört Dir, sie ist Dein Start ins Leben. Und ich möchte Dir, so gut ich kann, auf dieser Reise ein Ratgeber sein. Ich möchte ein Vater, ein Dad, ein Papa für Dich sein, obwohl ich nicht mehr bei Dir bin.

Frage: Wirst Du es mir erlauben?

 

Ich schluchzte wieder. Ziemlich heftig. Und nickte.

 

Also, fangen wir am Anfang an.

Ich hatte immer geglaubt, dass ich als Erstes einen Sohn wollte. Zum Fußballspielen, um über Autos zu reden, am Computer zu spielen und meine alte Carrera-Bahn mit ihm aufzubauen. Aber all das verflüchtigte sich in derselben Sekunde, in der ich Dich zum ersten Mal in den Armen hielt, eine Stunde, nachdem Dich Deine wunderschöne Mutter auf die Welt gebracht hatte. Du warst so weich und süß, und wie Du gerochen hast … oh, ich kann es gar nicht beschreiben. Ganz frisch, wie die Schaumbadabteilung im Supermarkt, und trotzdem weich und heimelig … so, wie eben nur ein Baby riechen kann. Mit einem Schlag war ich süchtig, und nach dem ersten Blick in Deine Augen war ich ein anderer Mensch. Nicht mehr der alte Kevin Bates, für jeden Spaß zu haben, der Witzbold vom Dienst. Sondern Kevin Bates, der Daddy von Lois. Nichts mehr würde so sein wie zuvor. Du hattest mich für alle Ewigkeit um den Finger gewickelt. Mein kleines Mädchen.

 

Ich blätterte die Seite um. Ich war traurig, dann glücklich. Ängstlich. Aufgeregt. Diese Achterbahn der Gefühle verwirrte mich total.

 

Ich wusste, dass wir Dich Lois nennen würden. Lois, nach Lois Lane, der Freundin von Superman.

Ein paar Wochen vor Deiner Geburt hatte ich nämlich Deine Mutter dazu gebracht, mit mir in den neuen Superman-Film zu gehen. Danach konnte ich sie kaum aus dem Kinosessel hochziehen, so dick war sie schon! Und an diesem Abend, als wir auf dem Heimweg vom Coronet-Kino waren, hast Du so fest getreten, dass wir schon dachten, wir müssten an den Straßenrand fahren und Dich im Auto auf die Welt bringen!

Und auch da wusste ich es schon. Ohne Dich je gesehen zu haben, ohne Deine Stimme je gehört zu haben, wusste ich schon, was Du, Lois, mir bedeuten würdest.

 

Ich unterdrückte ein Lächeln. Jetzt hatte ich wenigstens die Erklärung für meinen merkwürdigen Namen.

 

Während Philomenas Kinder viel schrien, warst Du ein ruhiges Baby. Du hast nur gequengelt, wenn Du hungrig warst oder die Windel gewechselt werden musste (zwei gute Gründe, meiner Meinung nach!).

Ich habe Dich so gern angesehen. Wie Du Deine Stirn gerunzelt hast, wenn es nicht nach Deinem Willen ging, oder wenn Du vor dem Fernseher gehockt hast, ganz in Gedanken versunken (das hast Du jedenfalls bestimmt nicht von mir). Wie sich Deine Augenbrauen gehoben haben, wenn Du über etwas wirklich Wichtiges nachgedacht hast, zum Beispiel darüber, warum Bibo aus der Sesamstraße so eine komische Stimme hat.

Mein Baby, Du warst ein ziemlich verschlossenes kleines Ding. Aber ab und zu konnte es vorkommen, dass Du Deiner Mutter und mir großmütig Zugang zu Deiner Welt gewährtest, besonders, wenn Du unsere Unterstützung nötig hattest, zum Beispiel in der bedeutenden Frage, ob Du nun eine Kinderserie sehen durftest oder nicht. Manchmal interessierte Dich auch meine Meinung zu einer Deiner zahlreichen künstlerischen Erzeugnisse (wie zu dieser Zeichnung von uns dreien mit regenbogenfarbenen Irokesenfrisuren).

Wir hatten eine wunderbare Zeit zusammen, Schätzchen. Ich gab Dir immer einen Kuss auf die Stirn, wenn wir zusammen auf dem Sofa das A-Team ansahen (übrigens die beste Serie überhaupt). Du kuscheltest Dich an mich, und ich hatte einen Kloß im Hals und gleichzeitig ein Gefühl der Stärke und der Schwäche, weil das süßeste Mädchen der ganzen Welt meine eigene kleine Tochter war. Wenn Du mich so voller Vertrauen ansahst, mich, den alten, langweiligen Kevin Bates, schwor ich mir, dass ich Dich immer beschützen würde. Immer für Dich da sein würde. Dich trösten würde.

Wow.

Und dann küsste ich Dich nochmal auf die Stirn, Lois, einfach weil … einfach weil ich Deinem Lächeln nicht widerstehen konnte. Ich stelle mir gern vor, dass Du mich das immer noch tun lassen würdest, wenn ich noch da wäre – Dich auf die Stirn küssen, wenn Du Dich vor dem Fernseher zusammenrollst. Oder würdest Du Dich wegdrehen und mir sagen, «Dafür bin ich wirklich schon ein bisschen zu alt, Dad!»? Tja, jetzt hast Du gar keine Wahl, denn ich werde Dich jeden Abend, bevor Du schlafen gehst, auf die Stirn küssen. Und zwar für den Rest Deines Lebens – ob es Dir nun gefällt oder nicht.

Um es kurz zu machen: Du sollst wissen, dass Dein Daddy Dich unendlich lieb hat. Du bist für immer mein geliebtes Sternchen. Und auch wenn ich jetzt auf eine Art weg bin, werde ich Dich NIE, NIEMALS verlassen. Ich werde bei Dir sein, für Dich da sein, immer in Deiner Nähe bleiben. Frag mich nicht, wie ich das mache, Du musst nur wissen, dass es so ist. Ganz besonders wirst Du es durch diesen Leitfaden spüren, den Du hoffentlich für immer und ewig behalten wirst. Und ich möchte, dass Du jedes Mal darin liest, wenn Du nicht mehr weiter weißt, verwirrt oder einsam bist, und sogar, wenn Du glücklich bist! Ja, Liebling, auch wenn Du glücklich bist.

 

Meine Hand zitterte, und dann saß ich mindestens zehn Minuten wie erstarrt da und konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das war alles zu viel, um es so schnell zu begreifen. Und so unerwartet. Ich fühlte mich plötzlich uralt, mindestens wie achtzehn. Außerdem wollte ich unbedingt weiterlesen, alles verschlingen, was mein Dad geschrieben hatte, aber ich wusste, dass dann für später nichts mehr übrig bleiben würde. Für nächste Woche. Für den nächsten Monat. Für das nächste Jahr. Ich brauchte diesen Leitfaden. Ich brauchte meinen Dad, und um nichts in der Welt würde ich das gefährden, selbst wenn er von mir verlangt hätte, für den Rest meines Lebens täglich nur einen Satz zu lesen.

Ich las die erste Seite ungefähr hundert Mal. Meine Mutter rief aus der Küche: «Was machst du denn da oben, Lois?» und «Essen ist fertig! Geh dir aber vorher die Hände waschen!»

Ich hatte keinen Hunger, aber ich setzte mich trotzdem an den Tisch, auf dem die gewohnten Teller standen, die gewohnten Messer und Gabeln lagen. Alles war wie immer. Nur ich hatte mich verändert. Etwas in meinem Inneren tickte anders als zuvor. Ich behaupte nicht, dass ich mit einem Schlag erwachsen geworden wäre, ich fühlte mich nur einfach nicht mehr wie ein Kind. Und außerdem fühlte ich mich garantiert nicht danach, an diesem Tisch zu sitzen und zuzuhören, wie Bingo-Mann und Mum jede Menge Schwachsinn besprachen, während oben in der Plastiktüte das allerbeste, allerwichtigste Buch meines Lebens lag.

«Der Fisch schmeckt himmlisch», schwärmte Bingo-Mann und verleibte sich andächtig Mums edlen Red Snapper mit Reis ein.

«Das ist unser erstes Essen als Familie! Also, ich meine … seit wir verheiratet sind», kicherte Mum wie ein kleines Mädchen. Bingo-Mann warf ihr den dazu passenden Blick zu, ungefähr so, wie ein Kleinkind seinen Lutscher anschaut.

«Ein himmlisches Essen», wiederholte Bingo-Mann. Mum lächelte, blinzelte ihn schwärmerisch an und erkundigte sich bei mir, warum ich nur auf meinem Teller herumstocherte.

«Das Essen ist gut. Ich bin einfach nicht hungrig, Mum.»

«Ist dir schlecht?»

«Nein, alles o. k.»

«Hast du dich über irgendetwas geärgert? Ist was passiert, während ich weg war?»

«Eigentlich nicht … Nein, nichts.» Ich pickte weiter in meinem Essen herum und wünschte mir nichts sehnlicher, als das grüne Notizbuch wieder in den Händen zu halten.

«Hast du vielleicht einen Freund?», fragte Bingo-Mann mit vollem Mund.

Ich schüttelte verärgert den Kopf. «Was ist das denn für eine blöde Frage? Natürlich nicht!»

«Du musst nicht gleich unhöflich werden, Lois. Wir wollen nur sicher sein, dass mit dir alles in Ordnung ist», sagte Mum streng.

«Sorry», murmelte ich.

Nach dem Essen konnte ich mich endlich wieder in mein Zimmer verziehen. In meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge Breakdance, als ich auf Seite fünf blätterte. Da stand:

 

* Während Du in dem Leitfaden liest, musst Du immer daran denken: Ich liebe Dich. Du bist mein Stern. Dad.

 

Ich schloss meine Augen und strich mir mit dem Zeigefinger über die Stirn. Da tauchte ein Bild von Dad auf, wie er mir sanft einen Kuss auf die Stirn drückte, und mich erfüllte eine Ruhe, die all meine Probleme verschwinden ließ. Die Schule, dass Mum wieder geheiratet hatte … alles wurde einfach weggewaschen.

An diesem Abend flüsterte ich vorm Einschlafen: «Ich hab dich auch lieb, Dad. Gute Nacht.»

Und ich wusste, dass er mich hören konnte.

Versuche, kein Feigling zu sein

Kevin Bates’ Schatztruhe: Durch meine drei Wahnsinnstore gewann unsere Schule die Kreismeisterschaft.

Du willst uns hier also erzählen …», fing Corey an, bevor eine riesige rosa Kaugummiblase aus seinem Mund wuchs wie ein Luftballon. Plop!, «… dass dein Alter Herr dir ein Buch hinterlassen hat?»

Ich hatte die Existenz des Leitfadens vor Lanes Fish Bar enthüllt.

«Es ist eigentlich ein Leitfaden.»

«Ein Leitfaden für dein Leben?», fragte Carla.

«Ja. Zu jedem Geburtstag gibt es einen Eintrag, und zwar von meinem zwölften an, bis ich eine alte Frau von dreißig bin.»

«Aber du bist doch schon längst zwölf!», wandte Carla ein.

«Du hast nicht richtig zugehört. Ich habe es erst an Mums Hochzeit bekommen. Also habe ich den Eintrag für dieses Jahr jetzt gelesen, und dann gibt es jedes Jahr einen, bis ich dreißig bin!»

«Ach so», gähnte sie. Ich nickte, während Carla sich ein paar seidige Haarsträhnen hinter ihr perfektes Ohr schob, an dem eine enorme Kreole baumelte.

«Ist ja der Horror, Lolli, noch ein Buch, das du lesen musst», sagte Corey und kaute heftig auf seinem Kaugummi herum.

«Kannst du mal aufhören, mich so zu nennen?», fragte ich, obwohl ich wusste, dass es sinnlos war. Coreys Zeigefinger verschwand fast vollständig in seinem linken Ohr, und Carla unterdrückte das nächste Gähnen.

«Er gibt mir Ratschläge und so …», versuchte ich es erneut.

«Also schreibt dir dein Vater sogar nachdem er tot ist noch vor, was du zu tun hast?», murrte Corey und sah die Straße runter, weil seine Freunde bald auftauchen mussten, mit denen er in zehn Minuten verabredet war.

«Nein … so ist es eigentlich nicht», verteidigte ich ihn.

«Horror», meinte er erneut, und Carla schüttelte in offensichtlicher Übereinstimmung mit ihrem Bruder den Kopf. Enttäuscht gab ich auf. Meine Freunde verstanden einfach nicht, worum es für mich ging. Andererseits: Wie sollten sie auch?

Ein lautes Klopfen an die Scheibe von Lanes Fish Bar unterbrach uns. «Hey ihr, schleicht euch, wenn ihr nichts kaufen wollt! Habt ihr nichts Besseres zu tun, als auf der Straße rumzuhängen?»

«Verpiss dich doch selbst!», riefen die beiden anderen im Chor. Ich fühlte mich ein bisschen ausgeschlossen und gab noch ein schwaches «Blödmann!» von mir, bevor ich meinen Freunden über die Straße folgte. Das war mein heldenhaftes Aufbegehren gegen die Erwachsenen, bevor ich mich am nächsten Tag in der Schule wieder knechten lassen würde.

 

Der Countdown läuft. Ich wette, Du kannst es kaum erwarten, endlich ein richtiger Teenager zu werden. Wenn Du nur wüsstest: Bald wirst Du Dir fünf, zehn oder fünfzehn Jahre zurückwünschen. Aber damit langweile ich Dich jetzt nicht, vielleicht komme ich ja später nochmal darauf zurück. Für den Moment hoffe ich nur, dass Du es schaffst, in diesem Lebensjahr etwas zu tun, woran Du Dich für alle Zeiten erinnern wirst.

Hast Du eine Idee?

Dad gibt Dir einen Tipp.

Als ich zwölf war, hat mein Vater zum ersten Mal mit mir zusammen einen Drachen steigen lassen. Es war ein schöner Tag. Die Sonne schien, und ich musste die Augen zusammenkneifen, um den rot-blauen Drachen am Himmel zu verfolgen. Danach war ich völlig fertig – so sehr, dass ich es nicht einmal mehr schaffte, den Eiswagen einzuholen. Ich war deshalb ziemlich stinkig. Dad war bester Laune! Aber es war trotzdem ganz toll, mit meinem Dad allein unterwegs zu sein, wir waren die Männer der Familie, wir waren frei … nur ich und er, ohne Philomena, Ina und Mum. Diesen Tag habe ich nie vergessen, und obwohl ich jetzt schon so alt bin, ist es eine meiner letzten Erinnerungen daran, wie man sich als Kind fühlt.

Ich weiß, dass wir solche gemeinsamen Tage nicht haben können, aber ich hoffe, dass Du mit Deiner Mutter genug Gelegenheiten hattest, schöne Erinnerungen zu schaffen, die nur Euch ganz allein gehören. Und darüber hinaus möchte ich, dass Du Dir dieses Jahr eine weitere bleibende Erinnerung schaffst.

Versprochen?

 

Ich durchforstete mein Gehirn, ließ die Ereignisse des vergangenen Jahres an mir vorüberziehen. Wie Mum Bingo-Mann kennenlernte und es zwischen ihnen langsam ernst wurde; wie sie ständig an mir herumkritisierte; wie sie mich ins Kaufhaus schleppte, damit ich mir in aller Öffentlichkeit einen «Sport-BH» aussuchte. Ehrlich, dieses Jahr konnte man vergessen, aber für Dad musste ich es einfach tun. Ich musste noch eine Erinnerung schaffen, bevor ich dreizehn wurde.

Am gleichen Abend sprach ich mit Carla darüber.

«Wir könnten ja eislaufen gehen», lautete ihr nutzloser Vorschlag. Seit sie sich eine Woche zuvor ihr Haar noch kürzer hatte schneiden lassen, hatte sie sich eine neue Identität ausgedacht. Sie tat jetzt total mondän. Ich fragte mich, was wohl mit mir passieren würde, wenn ich mal mit der Schere an meine Kräuselmähne ginge. Trotzdem war ich gerne bei ihr und ihrer Familie, denn sonst musste ich mit Mr. und Mrs. Langweilig zu Hause sitzen. Wenn ich Sonntagmittag zum Essen bei Carla war, bekam ich wenigstens eine Ahnung davon, wie es in einer normalen Familie zugehen konnte. Ihre Mutter sah nicht nur aus wie ein Filmstar, sondern kannte sich auch noch mit allem aus, was mich interessierte. Und außerdem war sie immer toll angezogen. Sogar Carlas Vater sah richtig gut aus, wenn man was für Mummelgreise übrig hatte (schließlich war er mindestens fünfunddreißig). Abgesehen von einem Flugticket zum Mond für Corey bekam Carla einfach alles, was sie wollte – Platten, Klamotten, Schuhe. Und das Wichtigste war: Ich hatte ihre Eltern noch nie streiten hören, was ich von Mum und Bingo-Mann wahrhaftig nicht behaupten konnte. Ich wollte gern genauso hübsch sein wie Carla mit ihrer zarten Haut und dieser schlanken Taille, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte. In mir dagegen lauerten wahrscheinlich die Gene meiner fetten Großtante Elizabeth.

«Was ist jetzt mit eislaufen?», fragte Carla.

«Das machen wir doch ständig!», protestierte ich. Im gleichen Moment platzte Corey zum vierten Mal an diesem Abend herein. Seine übergroßen Hosen hingen weit unter der Taille, und jeder, der wollte, konnte einen Blick auf den Ansatz seines mageren Hinterns werfen. Elastische Hosenträger hinderten sie daran, gänzlich vom Körper zu rutschen. Ich hatte diesen Look schon bei ein paar älteren Typen auf dem Spielplatz gesehen, aber an Corey sah er einfach nur bescheuert aus.

«Und, was geht, Mädels?», fragte er cool.

«RAUS AUS MEINEM ZIMMER , DU IDIOT!», giftete Carla. Ich bildete wie üblich das Publikum für den Geschwisterstreit. Meistens war Corey schuld, wenn die beiden sich zankten, denn es schien ihm riesigen Spaß zu machen, seine Schwester zu provozieren und sich wie der größte Idiot zu benehmen, den man sich vorstellen konnte. Außerdem stank er nach Zigaretten.

«Lolli?», sagte er und grinste, sodass sich seine Grübchen zeigten.

«Ich hab gesagt, raus aus meinem Zimmer, sonst sage ich es Mum!», rief Carla und sah sich nach etwas um, das sie nach ihm werfen konnte. Carla und ich hatten uns seit einiger Zeit von ihm zurückgezogen. Corey verbrachte ohnehin die meiste Zeit mit seinen Jungs. Und seit ich den Leitfaden las, fühlte ich mich sowieso tausend Jahre älter als die beiden. Irgendwie veränderte sich gerade etwas zwischen uns.

Schließlich schnappte sich Carla einen ihrer alten Teddys und schleuderte ihn auf ihren Bruder.

«Blöde Kuh!», zischte er und verschwand.

An diesem Abend himmelten Carla und ich ein Poster von Bobby Brown an und tanzten madonnamäßig vor dem Spiegel.

Als ich wieder nach Hause kam, lag Mum mit Bingo-Mann auf dem Sofa. Sie gurrten sich irgendwelchen Blödsinn ins Ohr. Ich verdrückte mich in mein Zimmer. Dort zog ich meinen gelben Schlafanzug mit den rosa Punkten an und holte das Notizbuch aus seinem Versteck unter dem Bett. Der einäugige Teddy starrte mich an, als hätte er mir etwas zu sagen. Ich fragte mich, ob ich langsam zu alt wurde, um mit einem Teddy im Bett zu schlafen.

 

Du bist jetzt schon in der weiterführenden Schule. Dort wollen alle lockigen Kinder glattes Haar, die dickeren träumen davon, wie eine Bohnenstange auszusehen, und alle wollen unbedingt einen besten Freund oder eine beste Freundin.

Eine beste Freundin ist was Schönes, aber es ist auch eine gute Idee, noch ein paar andere Freunde zu haben. Jedenfalls fand ich das nützlich, als ich zur Schule ging. In der Grundschule hatte ich drei gute Freunde – einer war spitze in Mathe, einer spielte super Fußball, und der dritte war ein As in Englisch. Das war wirklich praktisch, vor allem, wenn man bedenkt, wie ich Mathe und Englisch hasste!

Im Gymnasium war dann alles ein bisschen anders. Den Tag zu überstehen, ohne von jemandem blöd angemacht zu werden, war gar nicht so einfach. Es half, mit ein paar Jungs rumzuhängen, vor denen die anderen Angst hatten. Trotzdem hielt ich mich mehr oder weniger an mein altes Erfolgsrezept. Lass mich mal überlegen, wie hieß er noch? John oder Johnny, glaube ich. Er war jedenfalls super in Mathe UND Englisch. Dann gab es Nick, vor dem sich alle fürchteten (das reduzierte den Ärger mit den anderen auf ein Minimum). Außerdem war da noch Charlie, der war eigentlich mein «bester Freund», auch wenn ich es den anderen nicht sagte, und Charlie konnte besonders gut … na ja, Blödsinn machen.

Einer ist eben gut in Erdkunde, ein anderer ist gut im Ratschläge-Geben. Ganz gleich, welche Stärken sie haben, Deine Freunde werden im Leben wichtig bleiben. Außerdem lernst Du eine Menge von ihnen, Gutes und Schlechtes. Das kannst Du mir glauben.

Aber vielleicht hast Du ja schon jemanden, mit dem Du Spaß hast und Deine Geheimnisse teilst. (Ist es vielleicht immer noch Carla? Ihr habt euch schon als Kleinkinder so gut verstanden.) Wer auch immer Deine beste Freundin ist, lass sie bloß niemals gehen. Echte beste Freundinnen sind nämlich etwas ganz Besonderes und so selten wie ein Goldklumpen am Kieselstrand. Wenn Du also eine gefunden hast, dann behalte sie. Behandle sie so, wie Du selbst gern behandelt werden möchtest. Und stehe immer ehrlich zu ihr.

Allerdings wird es mit der treuen Freundschaft ein bisschen schwieriger, wenn Du erst einmal ein Teenager bist, weil dann alle zu einer Clique dazugehören wollen. Weil alle was Neues erleben und Dinge ausprobieren möchten, zu denen man die alten Freunde vielleicht nicht mitschleppen will. Das ist auch in Ordnung (solange Du keinen Blödsinn machst), aber versuche, Deine beste Freundin in dieser Zeit trotzdem nicht zu vernachlässigen, denn sie ist diejenige, die für Dich da ist, wenn es mal hart auf hart kommt.

Im Grunde gebe ich Dir nur die Ratschläge weiter, die mir mein alter Dad gab, wenn er abends gemütlich seine lange Pfeife rauchte. (Na gut, die Sache mit der Pfeife ist geflunkert.) Er begann seine Sätze immer mit: «Hör mir mal zu, mein Sohn …» Meistens tat ich das auch, aber ich verdrehte dabei ständig genervt die Augen zur Decke, sodass ich fast Kopfschmerzen davon bekam. Wie Du siehst, haben seine Gespräche von Mann zu Mann nicht immer viel gebracht, aber manchmal lag er doch genau richtig.

Bestimmt wirst Du viele neue Freunde finden, wenn Du älter bist, und das ist jedes Mal toll. Aber diejenigen, auf die Du Dich verlassen kannst, ganz gleich was kommt, kannst Du letztlich an den Fingern einer Hand abzählen.

 

Ich drückte den einäugigen Teddy an mich.

 

Dann sind da leider noch die weniger netten Kinder in der Schule.

Denk dran, Lois, wer andere tyrannisiert, ist in Wahrheit ein Feigling. Vielleicht glaubst Du, jemand, der Dich angreift, rumschreit und Dir Angst einjagt, wäre mutig. Aber solche Stänkerer haben ein Problem mit sich SELBST, und das wollen sie überspielen, indem sie gemein zu Dir sind. Wenn Du meine Schlaksigkeit geerbt hast, bist Du vermutlich einen Kopf größer als viele andere Mädchen und Jungs in Deiner Klasse. Das kann ein Vorteil sein, aber genauso gut kann es sein, dass Du deswegen gehänselt wirst. Und wenn Du nach Deiner Mutter schlägst – Tante Elizabeth wäre ein anschauliches Beispiel –, bist Du vielleicht ein bisschen … rund um die Mitte und eher klein geraten.

 

Ich legte das Buch kurz zur Seite und dachte über meine Figur nach. Eigentlich war ich eine Mischung aus beidem: größer als alle Jungs in meiner Klasse, aber nicht so schlank wie die meisten Mädchen. Da konnte man wohl nichts machen.

 

Die Schule kann ja manchmal zum reinsten Beliebtheitswettbewerb werden, besonders heutzutage. Ich erinnere mich gut daran, und es war nicht gerade lustig. Zugegeben, dass ich gut Fußball spielen konnte, hat mir ein paar Bonuspunkte eingebracht (besonders, nachdem wir den Pokal gewonnen hatten). Aber es ist noch zu früh, um zu wissen, was Du so gut kannt, dass Du dadurch weniger zur Zielscheibe wirst. Ich weiß aber, dass Du eine richtige Schönheit bist (innerlich und äußerlich), und das allein kann Dich schon beliebt machen – oder Dir ab und zu ein paar Neider einbringen. Jedenfalls hast Du etwas ganz Besonderes, und wenn eine Gruppe Kids oder auch nur eins mit einer großen Klappe das feststellt, kannst Du Ärger kriegen.

Also gut, jetzt zu dem Kapitel «Versuch, kein Feigling zu sein».

LIEBLING, SEI KEIN FEIGLING!

Wenn so eine richtig scheußliche, große Zicke auf Dir rumhackt, zeig ihr bloß nicht, dass Dir das etwas ausmacht. Wenn sie anfängt, über Dein Aussehen, Deine Hautfarbe oder Deine Kleidung herzuziehen, dann beachte sie einfach nicht – das wird ihr mehr ausmachen als jede Antwort, die Du ihr geben könntest. Außerdem steht sie dann ziemlich blöd da und fühlt sich auch so. Wenn es schlimmer wird, musst Du ihr die Stirn bieten (und zwar auf keinen Fall, indem Du ihr eine knallst – egal, wie sehr sie es verdient hat). Lach sie einfach aus. Zeig ihr, dass sie Dir NICHT WICHTIG ist. Dann ist das Miststück nämlich baff. Und wenn das alles nichts bringt, dann dreh Dich einfach um und geh weg. Vielleicht findest Du das feige (obwohl Du Dich damit in Wahrheit als die ERWACHSENERE von euch beiden erweist), aber auf lange Sicht ist es das Beste. Es zeigt ihr, dass Du keine Lust hast, Dich auf ihr Niveau runterzulassen. Ich sage SIE, denn wenn es ein Junge ist, sagst Du sofort dem nächsten Lehrer Bescheid. Gar keine Frage.

 

Frustriert schleuderte ich den einäugigen Teddy durchs Zimmer. Ich dachte an Sharlene Rockingham und dass sie mir immer vor der Schule auflauerte. Sharlene Rockingham

Ich las weiter.

Ich war bessesen von Sport.

 

Ich blätterte zum Kapitel «Verschiedenes» des Leitfadens zurück und entdeckte eine überraschende Überschrift. Warum sind Jungs solche Arschlöcher? Ich kicherte darüber, dass Dad so ein Wort gebrauchte, und hoffte zugleich, dass er mir wenigstens eine vage Ahnung vom anderen Geschlecht vermitteln würde. Corey mit seinen riesigen British Knights-Sneakers tauchte vor meinem inneren Auge auf, und zwar hauptsächlich deswegen, weil er der einzige Junge war, zu dem ich Kontakt hatte, nachdem mich Mum auf einer Mädchenschule angemeldet hatte.

Jungs können wirklich Arschlöcher sein, oder?

In Deinem Alter durchleben die männlichen Exemplare des Homo sapiens eine ihrer arschigsten Phasen. Sie ziehen in Rudeln umher, nerven ohne Grund, sind faul, suchen Streit, und ihre Füße stinken nach Käse.

Weil ich einer bin. Ein Junge, meine ich.

Der Humor meines Vaters brachte mich wieder zum Kichern, ich hätte nie gedacht, dass er so lustig sein könnte. Mum sprach praktisch nie mehr über Dad, so beschäftigt war sie inzwischen damit, die Unterwäsche ihres neuen Ehemannes zu waschen, über seine kein bisschen lustigen Witze zu lachen und ihn mitten auf den Mund zu küssen – und das auch noch vor meinen Augen. Aber bei dem Gedanken, dass ich jetzt endlich meinen Dad kennenlernte, hob sich meine Laune wieder, obwohl mir die nächste Woche doch Bauchschmerzen bereitete: Mein dreizehnter Geburtstag stand vor der Tür, und solange ich noch zwölf war, musste ich dringend irgendetwas finden, an das ich mich später erinnern konnte. Ich zermarterte mir den Kopf. Aber dann fiel es mir ein … Dads Leitfaden. Er hatte mein Leben verändert. Ich konnte mich nicht mehr damit entschuldigen, ein Kind zu sein. Ich stand auf der Schwelle zu meinem Leben als Frau, und Dad wusste das. Und was noch besser war: Ich fühlte mich nicht mehr einsam.

Leitfaden