Mabuni Kenei: Leere Hand – Vom Wesen des Budô-Karate

Das Lebenswerk eines Großmeisters des Karatedô

Budô ist der Weg der traditionellen japanischen Kampfkünste. Mabuni Kenei ist diesem Weg bis heute durch nahezu acht Jahrzehnte gefolgt. Er gehört zu den letzten Meistern, die bei den Gründervätern des modernen Karatedô in die Lehre gegangen sind. Der Sohn und Erbe Mabuni Kenwas, des Gründers des Shitô-ryû, ist im Lauf seines Lebens zu einem tiefen Verständnis vom Wesen des Karate als Budô-Kampfkunst gelangt. Auf lebendige, fesselnde Weise versteht er es, dem Leser dieses außerordentlich komplexe und vielschichtige Wissen nahezubringen. Dies geschieht in Form von Lebenserinnerungen, technischen Erläuterungen, historischen und philosophischen Ausführungen, Legenden und anekdotischen Begebenheiten aus dem Leben berühmter Samurai und Budôka (u. a. Meister des Schwertkampfes, des Aikidô, des Okinawa-te und des Karate).

Mabuni Kenei, Träger des 10. Dan, wurde 1918 auf Okinawa, dem Ursprungsort des Karatedô, geboren. Als Sohn eines der bedeutendsten Karateexperten in der Geschichte der Kampfkünste lernte er in seiner Jugend viele der großen Meister des Budô kennen, so z. B. Miyagi Chôjun, Motobu Chôki, Konishi Yasuhiro, Fujita Seiko und Funakoshi Gichin. Im Alter von 34 Jahren übernahm er den Vorsitz des Shitô-ryû. Noch heute, im hohen Alter, hält er regelmäßig Lehrgänge in verschiedenen Teilen der Welt ab, in denen er authentisches Karatedô vermittelt.

Dieses Werk, aus dem eine ebenso vergessene wie wertvolle Vergangenheit zu uns spricht, ist eine Einladung, dem Weg des »vollendeten Menschen« zu folgen, welcher der wahre Weg des Karatedô ist. Sôke Mabuni geht sogar über diesen Weg hinaus, indem er Verbindungen zu buddhistischer, taoistischer und konfuzianischer Spiritualität knüpft. Möge seine Botschaft gelesen und verstanden werden.

Roland Habersetzer

Mabuni Kenei
Leere Hand – Vom Wesen des Budô-Karate
Aus dem Japanischen von Bernd Winter
Herausgegeben von Carlos Molina
256 Seiten mit 100 Abbildungen
2. Auflage 2010
ISBN 978-3-938305-05-8

John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn

Erzählungen aus der Welt der alten Lakota

Im Jahre 1876 ging in Japan eine 1000jährige Ära zu Ende, als den Samurai per kaiserlichem Dekret das Tragen ihrer Schwerter verboten wurde. Im selben Jahr fand in Nordamerika die Schlacht am Little Bighorn statt, ein letzter Sieg des Stammes der Sioux und ihrer Verbündeten, der zugleich aber ebenfalls das Ende einer 1000jährigen Kriegerkultur einläutete. Die Häuptlinge des Stammes flohen in der Folge entweder nach Kanada oder ergaben sich dem übermächtigen Feind.

John Okute Sica, der im Todesjahr Sitting Bulls (1890) geboren wurde, war Zeuge des Untergangs der großen Kultur der Sioux. Es war sein Anliegen, der Nachwelt ein realistisches Bild vom Leben und von den Kämpfen seiner Vorfahren zu vermitteln sowie die wichtigsten Mythen und Legenden seines Stammes zu überliefern. So entstand ein einzigartiges Werk, das in seiner urwüchsigen literarischen Kraft und Originalität an den Magischen Realismus erinnert.

Die Spannweite des Erzählten reicht von authentischen Berichten von der Schlacht am Little Bighorn oder dem Tod Häuptling Sitting Bulls über ungewöhnliche Abenteuergeschichten bis hin zu Abhandlungen über die legendenumwobene »Pfeife des Weißen Büffelkalbs«, die Federkrone und den Büffel. Im Zentrum des Werkes steht »Maiden Chief«, eine Liebes- und Abenteuererzählung von der Komplexität eines Romans, die in der Geschichte der indigenen Literatur Nordamerikas einzigartig dasteht.

Das Buch wurde von Margaux Allard (White Swallow Woman), einer Enkeltochter des Autors, illustriert.

John Okute Sica (1890-1964) war ein Lakota-Indianer aus dem Stamme Sitting Bulls. Er lebte in Wood Mountain, Kanada. Liselotte Welskopf-Henrich lernte ihn 1963 kennen. Sie war von ihm so beeindruckt, daß sie ihm in ihrem Roman »Nacht über der Prärie« ein literarisches Denkmal setzte.

John Okute Sica
Das Wunder vom Little Bighorn
Erzählungen aus der Welt der alten Lakota
Vorwort von Liselotte Welskopf-Henrich
Aus dem Englischen von Frank Elstner
360 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag
1. Auflage 2009
ISBN 978-3-938305-10-2

Roland Habersetzer: Amakusa Shirô

Ein historischer Roman über den Christenaufstand von Shimabara

Es hat mir stets gefallen, eine begonnene Arbeit zu Ende zu bringen...
Ich habe immer daran geglaubt, daß Versprechen gehalten werden müssen...
Vor langer Zeit habe ich versprochen, daß ich eines Tages all den vergessenen Namen eines der stürmischsten Ereignisse, die das Land der Aufgehenden Sonne erlebt hat, neues Leben verleihen würde...
Bewunderung und jugendliche Begeisterung haben mich dieses Versprechen geben lassen...
Das Leben hat mir endlich die Möglichkeit gewährt, es zu erfüllen.

Bereits in »Die Krieger des alten Japan« ist eine Erzählung dem Shimabara-Aufstand gewidmet, jenem sechs Monate dauernden Bürgerkrieg, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts den Süden Japans verheert hat, ein Krieg, der das Potential hatte, das Shôgunat der Tokugawa ins Wanken zu bringen. Mit meinem Roman wollte ich mich den Personen, die darin verwickelt waren, noch weiter nähern, jenen Kriegern, Bauern und Priestern, die sich um ihren jungen charismatischen Anführer scharten, dem sie den Namen Amakusa Shirô verliehen hatten und in dem sie den Boten des Christengottes sahen.

Von einigen dieser Helden sind uns die Namen noch heute bekannt, aber die meisten von ihnen bleiben für immer anonyme Akteure in einer menschlichen Tragödie seltenen Ausmaßes. Sie sollen auf den Seiten des Buches wieder auferstehen, mit ihrem Glauben, ihrer Kraft, ihren Schwächen, ihren Leidenschaften, ihren inneren Widersprüchen, den Versuchungen, denen sie ausgesetzt waren, ihren Siegen und Niederlagen in diesem dramatischen Kampf gegen die Obrigkeit, in dem es kein Zurück für sie gab. Sie alle spielen ihre Rolle in dem Roman, der die Ereignisse trotz gewisser literarischer Freiheiten genauso schildert, wie sie stattgefunden haben. All diese Männer und Frauen zeigten menschliche Größe in ihrem Willen, eine bessere Welt zu errichten, und sei es um den Preis des eigenen Lebens. Auf diese Weise wurden sie zum rühmlichen Beispiel dafür, welche Kraft einer Idee innewohnen kann, selbst wenn diese durch Feindschaft und Tod bedroht wird. Auch viele derer, die den Auftrag hatten, gegen sie zu kämpfen, Samurai, Rônin und Ninja, kamen nicht umhin, dies anzuerkennen.

Roland Habersetzer, Herbst 2011

Roland Habersetzer
Amakusa Shirô – Gottes Samurai
Der Aufstand von Shimabara
Aus dem Französischen von Frank Elstner
Erscheint im Herbst 2013
ISBN 978-3-938305-19-5

Roland Habersetzer

Die Krieger des alten Japan

Berühmte Samurai, Rônin und Ninja

Aus dem Französischen
von Frank Elstner

Palisander

Der Verlag dankt dem Museum Schloß Lichtenwalde, insbesondere Frau Birgit Mix, für die Zurverfügungstellung der in diesem Buch abgebildeten Farbholzschnitte zur Reproduktion. Weiterhin dankt der Verlag Hans-Jürgen Greiner-Petter (Berlin), Janett Kühnert, Norbert Wölfel und Jens Regner (Chemnitz), für die fachliche Unterstützung bei der Redaktion.

2. Auflage November 2011

Titel der Originalausgabe (Teil I und II): Les Paladins du Soleil Levant

© 1988 by Amphora

Titel der Originalausgabe (Teil III): Ninja: >Les Guerriers de l’Ombre

© 2008 by Roland Habersetzer

Deutsch von Frank Elstner

© 2011 by Palisander Verlag, Chemnitz

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: Anja Elstner, unter Verwendung eines Holzschnitts von Yoshikazu Utagawa

Lektorat: Palisander Verlag

Redaktion & Layout: Palisander Verlag

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

ISBN 9783938305508

www.palisander-verlag.de

Der Autor

Roland Habersetzer, Jahrgang 1942, ist seit 1957 Praktizierender der Kampfkünste. Bereits 1961 erhielt er den 1. Dan und wurde so zu einem der ersten französischen »Schwarzgurte« im Karate. Zu recht wird er sowohl als Spezialist der japanischen Kampfkünste (Budô) als auch der chinesischen (Wushu) angesehen. Nachdem er verschiedene Graduierungen in Frankreich, Japan und China erhalten hatte, wurde Roland Habersetzer im April 2006 in Japan durch O-Sensei Tsuneyoshi Ogura (Schüler von Yamaguchi Gôgen und Gima Makoto) der 9. Dan, Hanshi, sowie der Titel eines Sôke (Meister-Gründer) für seinen eigenen Kampfkunststil »Tengu no michi« (Tengu ryû Karatedô, Kobudô, Hôjutsu) verliehen. Damit wurden seine außerordentlichen Bemühungen bei der Verbreitung der Kampfkünste und die hohe Effektivität seines Wirkens gewürdigt. Nicht zuletzt stellt dies auch die Legitimierung seines eigenen Konzepts der Praxis der Kampfkünste dar, des »Weges des Tengu« (»Tengu no michi«).

Im Jahre 1968 erschien Roland Habersetzers erstes populärwissenschaftliches Buch über die Kampfkünste. Heute besteht sein Werk aus nahezu 80 Büchern, was ihn zum Autor der weltweit bedeutendsten Buchreihe auf diesem Gebiet werden läßt. Seine Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt worden sind, gelten in allen frankophonen Ländern als historisches, technisches und pädagogisches Standardwerk. Auch in vielen anderen Ländern besitzen sie hohes Ansehen.

Sein erster Roman, »Li, le Mandchou«, erschien im Jahre 1976 bei Trévise, in der Folge veröffentlichte er drei weitere Romane mit kampfkunstbezogener Handlung im renommierten französischen Verlag Pygmalion. Seine Erzählungen über berühmte Samurai und Rônin wurden 1988 publiziert. Die im vorliegenden Band enthaltenen Ninja-Erzählungen werden hiermit erstmals veröffentlicht.

Roland Habersetzer

Centre de Recherche Budo – Institut Tengu (CRB-IT)

7b, rue du Looch

67530 Saint-Nabor (Frankreich)

http://www.tengu.fr

Deutsche CRB-Website:

www.wslang.de/karatecrb

Illustrationen

Die Farbabbildungen sind Reproduktionen japanischer Holzschnitte aus der Sammlung Brühl, Schloß Lichtenwalde, mit Ausnahme der Abbildungen 2 (lizenzfreie Quelle) und 4 (Archiv des Autors). Die Zeichnungen im Buch stammen vom Autor, die anderen Schwarzweißabbildungen entstammen dem Archiv des Autors, lizenzfreien Quellen und der Sammlung Brühl, Schloß Lichtenwalde (1 und 24). Die Landkarten 25 und 26 wurden von Maria Nitschke gezeichnet. Das Foto des Autors wurde von Gabrielle Habersetzer angefertigt.

Den Starken und den Reinen
von überall und aus allen Zeiten.

Roland Habersetzer

Hana wa sakura gi hito wa bushi.
Was unter den Blüten die Kirschblüte, ist unter den Menschen der Krieger.

Wie eine Kirschblüte

Im Kampfe waren sie unerbittlich und grausam, aber sie vermochten es auch, in Gedichten tiefe Gefühle auszudrücken. Ihr Wille war unbeugsam, und zugleich waren sie außerordentlich empfindsam. Jederzeit waren sie zum Sterben bereit, doch ihre Siegesgewißheit war grenzenlos. Sie waren stolze Ritter und trugen aus mehreren Schichten bestehende Rüstungen in schillernden Farben. Als Zeichen ihrer Privilegien führten sie zwei Schwerter mit sich, die sie als ihre lebendigen Begleiter betrachteten. Dies waren die Samurai.

Über ihr bewegtes Leben ist viel berichtet worden. Es ist nicht einfach, sich heute ein realistisches Bild von ihnen zu machen, durch den Nebel der Legenden hindurch, die über die Jahrhunderte um sie gewoben wurden. Wie bei den Recken unserer Heldenlieder oder den Helden der nordischen Sagenwelt vermischte sich ihre Geschichte mit dem Mythos, und die Erzählungen ihrer großen Taten wurden über Generationen hinweg durch ein Volk, das seine Helden bewunderte, überliefert. In den Geschichten sind daher die Grenzen zwischen historischer Wahrheit und Märchen mitunter fließend, und manche Einzelheiten werden vielleicht etwas unglaubwürdig klingen. Doch dies ist kein Makel. Man sollte die Erzählungen in dem Bewußtsein des zeitlichen Abstands lesen und sich dabei vom Gefühl des Wunderbaren, das sie durchdringt, erfüllen lassen. Ein wenig Begeisterung und ein wenig Träumerei sind vielleicht genau das, dessen unser Zeitalter bedarf.

Es ist kaum möglich, unberührt zu bleiben angesichts des Lebens, des Charakters und der Ethik der Berufskrieger des japanischen Mittelalters. Einige von ihnen erlangten schon früh einen Ehrenplatz in der Geschichte, anderen wurde er erst später zuteil. Nicht alle erreichten die Berühmtheit eines Minamoto Yoshitsune, eines Takeda Shingen oder eines Kusunoki Masashige. In der japanischen Geschichte gibt es derartig viele blutige Geschehnisse, in denen sich Männer, aber auch Frauen, ruhmvoll hervorgetan haben, daß von zahlreichen Helden nicht einmal die Namen überliefert wurden. Viele ihrer außergewöhnlichen Taten wurden in früheren Zeiten als etwas Alltägliches betrachtet.

Ruhm konnte ein Krieger sowohl durch den Erfolg als auch durch die Niederlage erlangen. Die japanische Tradition kennt den Begriff hôgan biiki, die Würde des Gescheiterten. Auch wenn ihr Mut, ihre Treue und ihre Entschlossenheit überragend waren, haben doch viele Samurai und Rônin – dies waren Samurai, die keinem Herren dienten – ihr Leben im Kampf gegen übermächtige Kräfte verloren oder wurden Opfer niedriger Intrigen. Ihr Geschick war oft tragisch. War ein Samurai den Mächtigen nicht mehr nützlich, konnte es geschehen, daß er unbarmherzig verfolgt wurde. So war es keine Seltenheit, daß ein Samurai einsam in der Verbannung starb oder zu rituellem Selbstmord gezwungen wurde. Oft war der Ruhm der Helden flüchtig und zerbrechlich, ein magischer Augenblick, der schon verstrichen war, kaum daß man zu glauben begann, er würde ewig dauern.

Der Samurai begegnet uns häufiger als ein zutiefst empfindsamer Mensch denn als unüberwindlicher Held. Aber das trug um so mehr dazu bei, daß er nicht vergessen wurde. Im Gegensatz zur westlichen Welt, wo man sich am liebsten der siegreichen Helden erinnert, liebt man in Japan vor allem die unglücklichen Helden. Sie sind die schillernden Figuren der kabuki- und -Theaterstücke, der Balladen, Erzählungen und Filme. Der Bericht von ihrem Lebensweg, so nüchtern er auch sein mag, wirft auch nach Jahrhunderten stets die gleichen Fragen auf: Bedeutet ihr Tod Sieg oder Niederlage? Ist der Sieger wirklich immer derjenige, der überlebt? Welchen Sinn haben Opfertaten? Warum triumphiert so oft das Böse oder das Mittelmaß?

Die tapferen Krieger, über die hier berichtet wird, verkörpern die Tugenden eines verflossenen Zeitalters. Ihre Geschichten erinnern uns daran, daß der Mensch selbst in den schwersten und unruhigsten Zeiten die Fähigkeit bewahren kann, Werte aufrechtzuerhalten, nach denen wir auch heute noch streben, um in der modernen Gesellschaft Halt zu finden. Ich glaube, daß sie es verdienen, immer wieder erzählt zu werden, weil sie beispielhaft sind und weil sie Hoffnung geben.

Alle Geschichten in diesem Buch sind wahr. Alle Persönlichkeiten, von denen berichtet wird, haben existiert, und ihre Rolle in der japanischen Geschichte wird auf authentische Weise wiedergegeben. Auch die Daten sind streng historisch. Man muß hierbei aber berücksichtigen, daß nach japanischem Brauch ein Kind, das zur Welt kommt, bereits ein Jahr alt ist. Dies erklärt, warum in den Quellentexten, je nachdem, ob es sich um japanische oder nichtjapanische handelt, manche Daten oder Altersangaben zu den Protagonisten dieser epischen Abenteuer unterschiedlich sein können.

Es war meine Absicht, mit meinen Worten die großen Krieger des alten Japan wieder zum Leben zu erwecken. Ihre Zeitgenossen glaubten, daß sich diese Helden in einer Hinsicht von den gewöhnlichen Menschen unterschieden: Für einen Augenblick, der wie ein kräftiger Windstoß war, besaßen sie eine Ausstrahlung, die jenem einzigartigen Schimmer glich, welcher der Kirschblüte (sakura) zu eigen ist, kurz bevor sie zu welken beginnt.

Fragt dich jemand
nach dem Geiste Japans:
Es ist eine Kirschblüte,
die ihren Duft in der aufgehenden Sonne verströmt.

Motoori Norinaga (1730-1801)

Samurai unter blühendem Kirschbaum. Japanischer Holzschnitt (Detail).

»Wenn Ihr den Weg der Strategie erreicht habt,
versteht Ihr alles, ausnahmslos.
Ihr werden den Weg als Ganzes kennen.«

Miyamoto Musashi

Miyamoto Musashi

Frühe Reife

Miyamoto Musashi98 wurde 1584 in Miyamoto, einem kleinen Dorf in der Provinz von Harima99 im Zentrum von Honshû, der japanischen Hauptinsel, geboren. Er gehörte zum Klan der Niimi (Shinmen), die von den Akamatsu abstammten. Die Zeit seiner Geburt, die Tenshô-Ära, war durch große Unruhen im Lande geprägt. Toyotomi Hideyoshi war der neue Herr des Landes, nachdem 1582 der Shôgun Oda Nobunaga ermordet worden war. Zwar hatte bereits Oda versucht, Japan auf dem Weg der Einigung voranzubringen und somit der Epoche der blutigen Bürgerkriege, die das Land bereits seit Jahrhunderten heimsuchten, ein Ende zu setzen, aber noch immer herrschte kein Frieden. In solch einem von Gewalt beherrschten Umfeld, in dem nur der Starke eine Chance hatte, zu überleben, wuchs der künftige Meister des Schwerts auf. Er trug in seiner Kindheit die Vornamen Bennosuke, Heima und auch Takezo. Sein ganzes Leben lang verwendete er auch unterschiedliche Familiennamen. Neben dem bekanntesten, Miyamoto, nannte er sich auch Takemura, Hirata, Shinmen oder Hirao. Seinem gebräuchlichsten Vornamen, Musashi, fügte er manchmal martialisch klingende Zusätze wie Masama oder Masanobu bei.

Bennosuke war der zweite Sohn von Shinmen Muninosuke Nobutsuna, Lehnsmann von Môri Taizen Tayu Motonari, des Herrn der Burg von Hagui. Sein Vater war ein namhafter Experte im Umgang mit dem Kurzschwert und mit dem jite100. Einst hatte er sogar über einen der Meisterkämpfer des Shôguns den Sieg errungen. Aufgrund seiner großen Begabung nannte man Bennosukes Vater auch Munisai Shinmen (Niimi).

Glaubt man den Geschichtsschreibern, so offenbarten sich die Begabungen Bennosukes bereits in frühester Jugend. Sein ausgeprägtes kämpferisches Talent trug ihm den Spitznamen »kleiner Tengu« ein, in Anspielung auf jene geflügelten, im Gebirge hausenden langnasigen Waldwesen, halb Mensch und halb Vogel, denen man außerordentliche Fähigkeiten im Schwertkampf nachsagte. Es gibt zahlreiche Anekdoten über die Zeit seiner Kindheit, von denen viele zweifelsohne stark übertrieben sind oder erst viel später ersonnen wurden. Um ihn als einen Meister mit übermenschlichen Fähigkeiten darzustellen, wurden Eigenschaften, die er sich erst in späteren Jahren erwarb, auf seine Jugendzeit übertragen. Im Bild des »Heiligen des Schwertes«, das uns überliefert wurde, sind Tatsachen und Legenden untrennbar miteinander verwoben. Ein Beispiel für solch eine Kindheitsanekdote ist die Geschichte von der schlummernden Katze.

»Schau dir diese Katze an, die auf dem Stein dort im Garten vor sich hindöst«, sagte eines Tages sein Vater zu ihm. »Wärest du in der Lage, das Tier mit einem einzigen Schwertstreich zu töten, ohne dabei mit der Klinge deines katana den Stein zu treffen und sie so zu beschädigen?«

Ohne ein Wort zu erwidern, näherte sich der Junge vorsichtig dem Tier, das arglos in der Sonne lag. Mit einem schrillen kiai riß Bennosuke das Schwert aus der Scheide. Die erschrockene Katze wollte aufspringen, aber es war schon zu spät. Die Klinge war bereits mit tödlichem Schwung herabgesaust, begleitet von einem Geräusch, das wie das Rascheln von Seide klang. Die Katze lag reglos auf der Steinplatte. Sie hatte nicht die geringste Chance gehabt. Munisai näherte sich dem wie ein Fellbündel daliegenden Tier. Zu seiner Überraschung war kein Blut zu sehen. Hinter ihm hatte sein Sohn das Schwert bereits wieder in die Scheide gleiten lassen und lächelte vor sich hin. Munisai, der nicht verstand, was geschehen war, untersuchte die Katze von nahem. Verblüfft mußte er erkennen, daß sie noch immer atmete und daß das Schwert eine Hälfte ihres Schnurrbarts abrasiert hatte. Sie war offenbar vor Schreck ohnmächtig geworden. Als er seinen Sohn erstaunt anblickte, sagte dieser ruhig, indem er ihm fest in die Augen sah: »Man tötet nicht ohne Grund. Ich wollte die kleine Katze nicht umbringen. Selbst eine streunende Katze hat ihr Leben, und man darf es ihr nicht einfach zu seinem Vergnügen nehmen. Es wäre sehr leicht gewesen, ihr mehr anzutun, als ihr nur den Schnurrbart abzuschneiden, aber das hätte mir nichts gebracht.«

Der Vater murmelte eine unverständliche Antwort. Er legte seine Hand auf die Schulter Bennosukes. Schnell wandte er sein Gesicht ab, damit der Junge nicht den feuchten Glanz sehen konnte, der sich auf seine stolz blickenden Augen gelegt hatte.

Tatsächlich hat es jedoch den Anschein, daß der junge Bennosuke eher dadurch auffiel, ungestüm, waghalsig und oft auch jähzornig zu sein und daß erst im Nachhinein versucht wurde, seinen Verhaltensweisen einen tieferen Sinn zu verleihen. Wahrscheinlich ist aber, daß sich dahinter nichts weiter verbarg als Mut, Ehrgeiz und Überlebenswille, wie es in jener Zeit für viele junge Söhne von Samurai charakteristisch war. Es ist in der Geschichte oft zu beobachten, daß nach dem Tode einer großen Persönlichkeit deren Biographie auf eine Weise umgedeutet wird, daß die Eigenschaften, die sie auf der Höhe ihres Ruhmes entwickelt hatte, auf ihr gesamtes Leben projiziert werden, bis in die früheste Kindheit. Aus diesem Grund wird sich die Erzählung im Folgenden auf das beschränken, wofür es authentische Belege gibt. Dies ist im übrigen vollkommen ausreichend, um Miyamoto Musashi als eine der größten historischen Gestalten seiner Epoche zu charakterisieren.

Bennosukes Vater starb in einem Duell, als der Junge sieben Jahre alt war. Ein Onkel mütterlicherseits, der Mönch war, nahm sich seiner an. Doch der Junge war nicht dafür geschaffen, Bonze zu werden. Er nutzte seinen Aufenthalt im Kloster, um sich weiter im Schwertkampf zu vervollkommnen. In einem Umfeld, das durch Spiritualität und Askese geprägt war, gelangte er so zu früher kämpferischer Reife. Bennosuke liebte es, seine Kräfte mit anderen zu messen. An Gelegenheiten zum Kampf mangelte es im ausgehenden 16. Jahrhundert nicht. Zu jener Zeit bereitete der Taikô Toyotomi Hideyoshi gerade seinen zweiten Koreafeldzug vor.101 Damit verfolgte er nicht nur das Ziel, das »Land der Morgenröte« zu erobern, sondern es ging ihm auch darum, die kaum zu bändigende Aggressivität seiner Samurai gegen einen gemeinsamen Gegner außerhalb Japans zu richten.

An seinen ersten Zweikampf sollte Musashi sich zeit seines Lebens erinnern. Zwei Jahre vor seinem Tod schrieb Musashi: »Seit frühester Kindheit übte ich mich in den Kampfkünsten. Meinen ersten Kampf focht ich im Alter von 13 Jahren gegen Kihei aus.«

Die erste Herausforderung

Es war im Jahre 1596, als Bennosuke durch Zufall ein Schriftstück las, das an der belebtesten Straßenkreuzung der Stadt angeschlagen war. Darauf forderte ein gewisser Arima Yoshibe (Kihei), ein Praktizierender des Shintô-ryû, jedermann, der den Mut dazu haben sollte, zum Zweikampf heraus. Ein solches Verfahren war nicht unüblich unter den notorischen Streithähnen des Ortes. Für sie war es eine Gelegenheit, sich zu erproben, ihre Erfahrungen zu bereichern und ihre Überlegenheit unter Beweis zu stellen, die bei zu langer Abwesenheit von der Kampfszene schnell in Zweifel gezogen werden würde. Natürlich barg diese Vorgehensweise stets auch ein gewisses Risiko in sich und verlangte einiges an Mut.

Bennosuke trug sich ohne zu zögern auf dem Herausforderungsschreiben ein. Die Gelegenheit, sich auf diese Weise einen Namen zu machen, erschien ihm verlockend. Keiner der Gegner kannte den anderen, aber die gegenseitige Herausforderung war nach den Regeln erfolgt, und die Begegnung würde somit stattfinden.

Bennosuke wußte nicht, daß der Mann, dessen Herausforderung er angenommen hatte, der berühmten Familie der Tokisada angehörte und als Fechtmeister im Hause Tokugawa Ieyasus angestellt war. Obwohl alle ihm Nahestehenden eindringlich dazu rieten, verzichtete Bennosuke auf eine öffentliche Entschuldigung, die ihm den Kampf erspart hätte, auf den er sich mit jugendlicher Leichtfertigkeit eingelassen hatte. Wer glaubte, daß er von seinem Ansinnen zurücktreten würde, kannte den Jungen schlecht.

Die Beteiligten trafen also auf dem Platz ein, der für die Begegnung vereinbart worden war. Bennosuke, mit erhobenem Haupt und festem Blick, ließ Kihei nicht einmal Zeit, seinen Gegner abschätzen zu können. Unverzüglich stürzte er sich, sein bokken aus Eichenholz schwenkend, auf ihn. Sein überraschter Gegner machte einen Schritt zur Seite und zog zugleich seine eigene Waffe. Wieder ergriff Bennosuke die Initiative durch eine für seinen Gegner höchst überraschende Tat: Er warf sein Holzschwert weit von sich. Kihei, der zunächst nicht wußte, wie er darauf reagieren sollte, begriff schließlich, daß Bennosuke ihn auf diese Weise zum waffenlosen Zweikampf aufforderte. Zwar war er für sein Alter in guter Form, aber Bennosuke hatte den Vorteil der Jugend. Kihei blieb keine Wahl: Wollte er nicht das Gesicht verlieren, mußte er sich dieser Herausforderung stellen. Der Fechtmeister warf sein Schwert ebenfalls in den Sand. Unverzüglich stürzte sich Bennosuke auf ihn, packte ihn und schleuderte ihn mit Wucht zu Boden, so daß Kihei sich mehrmals überschlug und am Ende halb betäubt liegenblieb. Als er versuchte, sich wieder aufzurappeln, ergriff Bennosuke sein bokken und schlug es ihm heftig auf den Schädel. Die Zuschauer, denen es buchstäblich den Atem verschlagen hatte, mußten zusehen, wie Kihei Blut spuckte und starb.

Der künftige Musashi hatte in diesem Kampf zwei Prinzipien demonstriert. Das eine besagte, daß die Niederlage aus der Unterschätzung des Gegners erwachsen kann, und das andere, daß in einem Kampf auf Leben und Tod alles erlaubt ist, um zu siegen und zu überleben. Moral hat in dieser verbürgten Geschichte, die eine ganz andere Sprache spricht als die von der schlummernden Katze, keinen Raum. Es gibt sogar Versionen, nach denen der Sieger, kaum daß sein Opfer gestorben war, diesem im Blutrausch weitere Schläge auf den Schädel versetzt haben soll, so daß sich sein Gehirn im Sand verteilte.

Auf diese Weise betrat der junge Kämpfer auf brutale und aufsehenerregende Weise die Welt der Krieger, nach der er sich schon lange gesehnt hatte. Daß er sich damit tödlicher Gefahr aussetzte, kümmerte ihn nicht im geringsten. Das Leben als Krieger, der jeden Tag mit dem Tode konfrontiert werden konnte, war das, was seinem innersten Wesen entsprach. Ob er überleben würde, war allein Frage seines Karma.

Die nächste Spur seines Daseins findet sich drei Jahre später, als er Akiyama, einen bekannten Krieger aus Tajima, in einem Duell tötete. Von nun an läßt sich der Lebensweg des Mannes, der sich inzwischen Miyamoto Musashi nannte, gut verfolgen. Er durchstreifte das Land als Rônin, als Krieger ohne Herr, stets danach bestrebt, in den kämpferischen Auseinandersetzungen, die ihm der Zufall bescherte, seine Kunst zu vervollkommnen. So begann sein Dasein als einsamer Krieger auf der Suche nach Vollendung (musha-shugyô-sha). Dieses Streben, dieser innere Drang, glich einem steten Feuer, das bis zu seinem Tode nicht erlöschen sollte.

Im Alter von 17 Jahren schloß er sich den Truppen Toyotomi Hideyoris an, des Sohns des zwei Jahre zuvor verstorbenen Taikô Toyotomi Hideyoshi. Toyotomi kämpfte darum, die Legitimität seiner Nachfolgeschaft zu beweisen, um die Macht behalten zu können. Sein Gegner war der Klan des ehrgeizigen Tokugawa Ieyasu, des ehemaligen Verbündeten des alten Taikô, der inzwischen selbst davon träumte, ein einiges Japan zu schaffen. In der berühmten Schlacht von Sekigahara, die am 21. Oktober 1600 stattfand, trafen die beiden Anwärter auf die höchste Macht im Lande aufeinander. In einem nebelverhangenen Tal kämpften mehr als 200 000 Krieger auf vom Regen aufgeweichtem Grund. Die gewaltigste Schlacht, die das alte Japan je gesehen hat, wurde durch den Verrat der Kobayakawa entschieden, die während der Kämpfe auf die Seite des Stärkeren wechselten. Damit fiel die Macht endgültig an Tokugawa Ieyasu. Viele berühmte Kämpfer verloren an jenem Oktobertag ihr Leben. Musashi, der auf der Seite der Verlierer gekämpft hatte, blieb schwerverletzt auf dem Schlachtfeld liegen; man hatte ihn für tot gehalten. Mehrere Tage lag er inmitten unzähliger Leichen. Nur seiner robusten Verfassung hatte er es zu verdanken, daß er überlebte.

Kämpfe gegen den Yoshioka-Klan

Ab 1604 befand Musashi sich in Kyôto, der Kaiserstadt. Er war 21 Jahre alt und auf der Höhe seiner Kräfte. Seine Schwerttechnik war allmählich immer ausgereifter geworden, vor allem dank etlicher Zweikämpfe, aus denen er ausnahmslos als Sieger hervorgegangen war. Doch dies war ihm nicht genug. Er strebte nach der absoluten Vollendung. Bereits jetzt eilte sein Ruf ihm stets voraus. Es überrascht also nicht, daß die Herausforderung, die er an Yoshioka Seijûrô, dem Meister eines der bedeutendsten dôjô der Stadt, richtete, angenommen wurde. Dessen Vater, Yoshioka Shozaemon, ein Meisterkämpfer des Shôguns, war zu seiner Zeit bereits gegen Musashis Vater angetreten.

Musashi nahm den bevorstehenden Kampf nicht auf die leichte Schulter. Insgeheim hatte er die Schwerttechnik Yoshiokas bereits aufs genaueste studiert, indem er durch ein Fenster des dôjô gespäht hatte. Aber es langte ihm nicht, dessen bevorzugte Techniken oder die Art und Weise, wie er sich bewegte, zu kennen. Den Gegner wirklich kennenzulernen hieß für ihn auch, Studien über das Temperament und den Charakter des Mannes, den er herausgefordert hatte, zu betreiben. Allmählich nahm seine Strategie Form an.

Der vereinbarte Tag brach an. Man wollte sich um zehn Uhr morgens auf einem Gelände in der Nähe des Tempels Rendai-ji treffen, in der nördlichen Vorstadt Kyôtos. Voll Ungeduld war Yoshioka Seijûrô bereits im Morgengrauen am vereinbarten Ort erschienen, begleitet von Schülern. Doch um zehn Uhr war von Musashi weit und breit nichts zu sehen. Er traf schließlich mit zweistündiger Verspätung ein. Tatsächlich war er zu der Überzeugung gelangt, daß seine bedeutende Verspätung das Kernelement seiner Strategie sein würde. Als er ohne jede Eile am Duellplatz eintraf, geriet Seijûrô außer sich. Beim Anblick des breiten, überheblichen Lächelns in Musashis Gesicht hob er sein katana mit Schwung in Bereitschaftshaltung über den Kopf, während er den Ankömmling beschimpfte: »Komm nur her, du Bauernflegel!«

Ohne die Ruhe zu verlieren, näherte Musashi sich Seijûrô, wobei er sein bokken sehr locker in der rechten Hand hielt. Überrascht und etwas aus der Fassung über diesen scheinbaren Mangel an Konzentration versuchte Yoshioka, sich in eine günstige Angriffsposition zu begeben. Dies war auf dem ungleichmäßigen Untergrund, der sich beträchtlich vom glatten Holzfußboden des dôjô unterschied, nicht einfach. Musashi kam ihm immer näher und schließlich sehr nahe, bis zu einem Punkt, den er später, als er über seine Technik schrieb, als Punkt des »Größenvergleichs« bezeichnete. Hierunter verstand er einen Abstand, an dem man sich, wenn man sich sehr gerade hielt, als größer als seinen Gegner empfand. Auf diese Weise sollte das Gefühl entstehen, jenem hinsichtlich Willensstärke und Technik überlegen zu sein, eine Empfindung, die sich auf den Gegner übertragen sollte. Musashi konnte nun in den Augen Seijûrôs deutlich Überraschung, Zweifel, Unkonzentriertheit und vielleicht noch andere Dinge erkennen, die ihm bereits den Weg zum Sieg andeuteten. Doch Seijûrô, dem es gelang, seine Fassung wiederzugewinnen, griff als erster an. Blitzschnell täuschte Musashi einen Gegenangriff auf den Bauch vor. Seijûrô brach daraufhin den hierdurch gestörten Angriff ab. Er bemerkte, daß es sich um eine Finte handelte, doch blieb ihm keine Zeit, auf den sich daraus entwickelnden tatsächlichen Gegenangriff effektiv zu regieren. Es gelang ihm zwar, Musashis Holzschwert so weit auszuweichen, daß es nicht seinen Schädel traf, aber er konnte nicht verhindern, daß es ihm die linke Schulter zerschmetterte. Seijûrô brach unter der Wucht des Schlages zusammen, ein roter Schleier legte sich vor seine Augen, und er verlor das Bewußtsein.

Musashi beugte sich über den reglos am Boden liegenden Körper seines Gegners, musterte ihn und richtete sich wieder auf. »Er ist nicht tot. Kümmert euch um ihn«, sagte er zu den Umstehenden. Und er verließ den Duellplatz mit der gleichen Unbekümmertheit, wie er ihn betreten hatte. Nachdem die Schüler von Yoshioka Seijûrô sich von ihrem Schock erholt hatten, legten sie den Verletzten auf eine Trage und trugen ihn fort. Seijûrô genas zwar wieder von seiner Verletzung, aber die Kränkung konnte er nicht verwinden. Zutiefst gedemütigt, gab er seine Stellung als Schwertkampfmeister auf, rasierte sich den Schädel und wurde ein buddhistischer Mönch.

Doch der Sieg Musashis hatte die Saat des Hasses in Yoshiokas Familie getragen. Der Yoshioka-Klan wollte Rache für die schmähliche Niederlage, und Rache konnte nur den Tod Musashis bedeuten. Denshichirô, der jüngere Bruder Seijûrôs und ebenfalls ein Meister im Schwertkampf, ließ öffentlich verkündigen, daß er die Schmähung nicht ungesühnt hinnehmen würde, und er forderte Musashi auf, sich einer Revanche zu stellen. Musashi ließ sich nicht lange bitten. Denshichirô, ein Mann von beachtlicher Körpergröße, erwartete Musashi am vereinbarten Ort des Kampfes mit einem mehr als fünf Fuß langen Schwert. Doch Musashi gelang es, dem Langschwert zu entgehen, indem er den Abstand zwischen sich und Denshichirô mit großer Schnelligkeit verkürzte, und er schmetterte seine eigene Waffe mit großer Wucht auf den Schädel des Gegners. Denshichirô brach tot zusammen.

Der Haß des Yoshioka-Klans überstieg nun jedes Maß. Erneut wurde Musashi herausgefordert. Ein letztes, entscheidendes Duell sollte an einem Ort namens Ichijôji stattfinden. Matashichirô, der Sohn Denshichirôs, sollte gegen ihn antreten. Dieser war noch ein Kind, doch zu seiner Unterstützung sollten ihm mehrere Dutzend schwerbewaffnete Krieger zur Seite stehen. Dies würde demzufolge kein gewöhnliches Duell werden. Obgleich Freunde ihm ihren Beistand anboten, entschloß sich Musashi dazu, seinen Gegnern allein entgegenzutreten. Natürlich war er sich der tödlichen Gefahr dieser ungleichen Begegnung wohlbewußt. Rechtzeitig vor dem Kampf studierte er sorgfältig die örtlichen Gegebenheiten des Platzes. Ichijôji war ein Dorf am Rande von Kyôto. Es lag am Fuß eines Berges. Ein einziger Weg führte dorthin. Dieser gabelte sich bei einer riesigen alten Kiefer mit dichtem Astwerk. Musashi nahm an, daß die Gegner ihm an dieser Stelle im Morgengrauen auflauern würden, zu der für das Duell vereinbarten Stunde. Er, dessen Zuspätkommen bereits als eine ihm eigene Angewohnheit betrachtet wurde, beschloß, dem Gegner eine Überraschung zu bereiten.

Am Tag der Entscheidung war Musashi schon vor dem ersten Hahnenschrei unterwegs, ohne daß jemand seinen Aufbruch bemerkt hatte. Er näherte sich Ichijôji auf einem großen Umweg, der ihn um den Berg herum führte, an dessen Fuß das Dorf lag. Der Weg zum Ort der Entscheidung führte an einem kleinen Shintô-Tempel am Wegesrand vorüber, der dem Kriegsgott Hachiman geweiht war. Dort angelangt, zauderte er. Sollte er nicht hier innehalten, um zu den Göttern zu beten, damit sie ihm zum Sieg verhalfen? Doch in dem Moment, als er vor dem Altar stand und gerade an der geweihten Glockenschnur ziehen wollte, um sein Gebet zu beginnen, kam er plötzlich wieder zur Besinnung. Er schämte sich seiner Schwäche, und die Scham trieb ihm kalten Schweiß auf die Stirn. Schnell entfernte sich Musashi von dem heiligen Ort. Später sollte er schreiben: »Man muß die Götter und die Buddhas verehren, aber man darf sich nicht auf sie verlassen.«

b

Drei Shintô-Gottheiten: Die Sonnengöttin Amaterasu, die Ahnengottheit Kasuga und der Gott des Krieges Hachiman (rechts).

Der Morgen begann zu grauen, als er die uralte Kiefer erreichte. Er verbarg sich hinter ihr, sorgsam darauf bedacht, daß man ihn nicht vorzeitig entdecken würde. Kaum hatte er sich versteckt, kamen die Leute der Yoshioka und verteilten sich in weitem Kreis um die Kiefer, bis hin zu den angrenzenden Wegen. Unter dem gleichmütigen Blick Musashis wurde die Falle vorbereitet, in die er hätte tappen sollen. Er hörte, wie von ihm gesprochen wurde: »Wir haben Zeit, er kommt nicht, bevor die Sonne hoch am Himmel steht.«

Musashi lächelte. Der Moment seines Auftritts war gekommen. »Ich bin Miyamoto Musashi«, rief er, während er aus seinem Versteck sprang. »Ich erwarte euch seit langem!« Bevor seine Worte ins Bewußtsein des letzten Klan­oberhaupts der Yoshioka dringen konnten, flog dessen abgetrenntes Haupt bereits Blut verspritzend durch die Luft. Die allgemeine Verblüffung nutzend, eilte Musashi von einer Gruppe zu anderen und dezimierte seine Gegner systematisch und mit größter Präzision. Die Sonne war gerade aufgegangen und unterstützte sein blutiges Werk durch ihr blendendes, harte Schatten werfendes Licht. Die allgemeine Verwirrung hätte nicht größer sein können. Etliche Schwerter steckten noch in ihren Scheiden, als Musashi zu dem Schluß kam, daß es nun genug sei. Eilends verschwand er im Wald. Die einzige Spur, die der Kampf an Musashi hinterlassen hatte, war ein Loch im Ärmel seines Kimonos, den ein Pfeil durchschlagen hatte. Der Klan der Yoshioka jedoch war ausgelöscht. Außer Matashichirô waren ein Dutzend Kämpfer durch das Schwert Musashis ums Leben gekommen.

Miyamoto Musashi begab sich auf den Weg nach Norden, denn er hatte das Gefühl, daß es in Kyôto für ihn nichts mehr zu tun gab. Er wanderte die Straße von Tôkaidô entlang, die bis nach Edo führte. Die Nachricht von seinen Taten verbreitete sich rasch im ganzen Land. Sein ihm vorauseilender Ruf führte dazu, daß zahlreiche Kämpfer sich mit ihm messen wollten. Doch in allen Kämpfen, die er ausfocht, geriet er nie ernsthaft in Gefahr. Dutzende Samurai und berühmte Meisterkämpfer fanden den Tod von seiner Hand. Einige seiner Zweikämpfe wurde berühmt. So besiegte er beispielsweise in der Nara-Region den Speerkämpfer Oku Hôzôin, Kriegermönch im Hôzôin-Tempel und Schüler des Zenpriesters Hoin Inei.102 In der Provinz Iga trat der kusarigama-Meister103 Baiken Shishido gegen ihn an. Musashi bereitete ihm trotz der großen Reichweite seiner furchtbaren Waffe eine Niederlage. Er schleuderte sein Kurzschwert, das wakizashi, und traf den Kämpfer mitten in der Brust, worauf dieser tot zusammenbrach.

Im Jahre 1608 traf Miyamoto Musashi in Edo ein. Die Stadt war dafür bekannt, daß hier zahllose Intrigen gesponnen wurden, und daß viele Krieger, Samurai und Rônin, danach strebten, sich einem der Daimyô, die nach Edo zum Shôgun kamen, anzudienen. Musashi eröffnete hier ein kleines dôjô, das bald sehr gut besucht war. Hier nahm er die Herausforderung des Musô Gonnosuke an, eines Meisters im Stockkampf, jôjutsu, der sich selbst als den »größten Kampfkunstexperten des Reiches, Gründer des Shindô Musô-ryû«, bezeichnete. Eine Quelle berichtet jedoch, daß das Treffen in Akashi, in der Provinz von Harima, stattgefunden haben soll. Unterschiedlich sind auch die Berichte über den Kampf selbst. Eine der Versionen besagt, daß Musô in dem Kampf gedemütigt wurde und sich in eine Höhle am Berg Hôman zurückzog, um durch Meditation und Praxis zu einer besseren Kampftechnik zu gelangen. Im Ergebnis soll die Kampfkunst des jôdô, des »Wegs des Stocks«, entstanden sein. Der ist ein Stock, der reichlich zehn Zentimeter länger ist als das katana des Samurai, aber kürzer als der klassische Stock, . Musô soll seine neue Schule Musô-ryû genannt haben. Auf diese Weise soll einer Niederlage eine neue Kampfkunst entsprungen sein. Weiter heißt es in dieser Geschichte, daß in der Folge ein zweites Treffen zwischen Musô und Musashi stattgefunden haben soll, welches unentschieden geendet habe.

Keine Schwertklinge, kein bokken, keine Lanze, nichts konnte der Kampftechnik des Miyamoto Musashi trotzen. Und auch mit Heimtücke und Verrat war ihm nicht beizukommen. So hatte Araki Hampeita, nachdem er im Zweikampf gegen Musashi verloren hatte, aber am Leben geblieben war, versucht, seinen Gegner umzubringen, indem er ihn in einem Dampfbad einschloß, damit er durch die Hitze der Steine sterben möge.

Im Jahre 1610, während seiner Zeit in Edo, forderte Musashi auch selbst zwei weitere berühmte Kämpfer heraus, Osedo Hayashi aus der Schule des Yagyû-ryû und Tsujikaze Tenma, der von Natur aus mit außergewöhnlicher Kraft gesegnet war und zudem ein gefürchteter Schwertkampfmeister war.

1612 verließ er Edo, ohne daß er, der einfache Rônin, eine Möglichkeit gefunden hätte, sich den berühmtesten Fechtmeistern der Stadt, wie Yagyû Munenori, dem Meisterkämpfer des Shôguns Tokugawa, nähern zu können. Hätte je ein Kampf zwischen ihm und Yagyû stattgefunden, wäre die Geschichte des kenjutsu zweifelsohne anders verlaufen.

Das letzte Duell des Miyamoto Musashi

Sasaki Kojirô, der Gründer der Schwertkampfschule Ganryû, stammte aus dem Klan der Môri. Zum Zeitpunkt des Zweikampfes mit Musashi war er etwa 18 Jahre alt.104 Er war ein außerordentlich fähiger Kämpfer, und in seiner Heimatprovinz Echizen gab es niemanden, der sich mit ihm hätte messen können. Aufgrund seiner Meisterschaft nannte man ihn den »Dämon der westlichen Provinzen«. Auch er befand sich, gleich Musashi, auf großer Wanderschaft durch das Land, und auch er hatte bereits etlichen namhaften Kämpfern im Zweikampf den Tod gebracht. Sein Langschwert pflegte er auf dem Rücken zu tragen. Es besaß eine polierte, gerade Klinge. Ein weithin bekannter Schmied aus Bizen hatte es nahezu 300 Jahre zuvor angefertigt. Sasaki bezeichnete sein Schwert als »Trockenstange«, in Anlehnung an die langen Bambusstäbe, an denen man Wäsche zum Trocknen aufhing. Er beherrschte eine Technik, die als »Schwalbenkonter« (tsubame gaeshi) bezeichnet wurde und die als unfehlbar galt. Er war damit sogar in der Lage, einen Vogel im Flug zu töten. Diese Kunst, Schwalben im Fluge zu töten, erforderte eine bemerkenswerte Präzision in der Handhabung des Schwertes und eine außerordentlich schnelle Bewegung der Schwertklinge. Man sagte, daß Sasaki seine Technik regelmäßig trainierte, indem er genau den Moment abpaßte, in dem eine Schwalbe eine ihrer abrupten Wendungen vollzog, und diesen flüchtigen Augenblick der fast vollkommenen Unbeweglichkeit nutzte, um den Vogel mit dem Schwert zu teilen.

Als der junge Held in die auf der Insel Kyûshû gelegenen Provinz Buzen kam, nahm ihn der Daimyô Hosokawa Mitsunari Tadaoki in seine Dienste. Bald darauf hatte Sasaki Kojirô bereits zahlreiche Schüler, die seine legendäre Technik erlernen wollten. Wenig später kam Musashi aus nördlicher Richtung in die Stadt Kokura, wo er einem ehemaligen Schüler seines Vaters einen Höflichkeitsbesuch abstatten wollte. Kaum erfuhr er von der Gegenwart Sasakis, ließ er diesem die Nachricht zukommen, daß er ein Kräftemessen mit ihm wünsche. Sasaki nahm die Herausforderung an. Das Duell wurde für den 13. April 1612 angesetzt. Als Ort für den Zweikampf wurde Mukojima (auch Funajima genannt)105 vereinbart, eine sandige Insel in der Meerenge von Kanmon, die sich etwa zweieinhalb Meilen von Kokura entfernt befand, und die Begegnung sollte zur Stunde des Drachens106 stattfinden. Die Geschichte spielte sich auf folgende Weise ab.

Aus der Kammer, in der Musashi die Nacht verbracht hatte, drang noch immer kein Laut, obgleich die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Torazaemon, der Herbergswirt, entschloß sich schließlich dazu, seinen Gast zu wecken. Vor Aufregung stand ihm der Schweiß auf der Stirn. »Herr, es ist schon spät. Höchste Zeit, um aufzubrechen«, sagte er, über den Schlafenden gebeugt.

Musashi gähnte herzhaft und reckte sich gemächlich. Ein Tag wie jeder andere, dachte er. Der Tod kann warten. Vielleicht würde es sein eigener Tod sein? Der Gedanke erschien ihm lächerlich, kaum, daß er ihm durch den Sinn gegangen war. Dieser Sasaki Kojirô sollte eigentlich in seinen Augen nicht mehr sein als all die anderen, deren Unglück darin bestanden hatte, ihm begegnet zu sein. Aber dennoch – Kojirô, Schüler von Toda Seigen, eines Meisters des Kurzschwerts, glich ihm in mancher Hinsicht. Er hatte seinen Meister verlassen, um auf sich allein gestellt die Kunst des Kampfes mit dem Langschwert zu erlernen und zu vervollkommnen, und er hatte den »Schwalbenkonter« erfunden, jene für all seine bisherigen Gegner unfehlbar tödliche Technik. Man hatte ihm erzählt, daß man Kojirôs Spur allein dadurch folgen konnte, daß man nach den Überresten der Schwalben, die er im Flug mit seinem Schwert zerteilt hatte, suchte. Jemand, der in der Lage war, den Flug einer Schwalbe mit Sicherheit vorherbestimmen zu können und im rechten Moment mit derartiger Präzision zuzuschlagen, mußte ein vollendeter Meister sein. Nur einem solchen Meister gebührte der heißbegehrte Posten des offiziellen Ausbilders des Hosokawa-Klans. Zweifelsohne würde Sasaki Kojirô, der gleich ihm noch nie einen Zweikampf verloren hatte, kein gewöhnlicher Gegner sein. Es war offenkundig ihr Karma, das unausweichlich dazu geführt hatte, daß die beiden Männer eines Tages aufeinandertreffen mußten.

In aller Ruhe machte er seine Morgentoilette und frühstückte. Danach begann er, sich auf den Kampf vorzubereiten. Den Ort der Begegnung kannte er bestens, er hatte ihn, wie dies seine Gewohnheit war, am Vortag gründlich erforscht. Es handelte sich um eine kleine und schmale, mit Sand bedeckte Insel. Musashi war sich dessen bewußt, daß sein Gegner ihn bereits mit Ungeduld erwartete. Er lächelte kühl, als er daran dachte, daß seine Methode, selbst die Stunde zu bestimmen, in der ein Kampf tatsächlich stattfand, ihm bereits manchen schnellen und aufsehenerregenden Sieg beschert hatte. Am heutigen Tage würde dies vermutlich nicht ausreichen, aber die Gewißheit, daß, wenn es galt, zu gewinnen, jedes Mittel recht war, bestärkte ihn. Er zog die weiten Ärmel seines Kimonos bis über die Schultern, um die Arme frei zu haben. Dort band er sie mit einem Band, das unter den Achseln durchgezogen war, fest und befestigte schließlich ein Handtuch an seinem Gürtel. Mit leichten Schritten begab er sich nun zu dem Boot, mit dem er sich zu der Insel rudern lassen wollte. Auf dem Weg zum Boot griff er sich ein langes Ruder der Art, mit der die zahlreichen Fischerboote, die auf dem Sand des Ufers lagen, ausgerüstet waren. Er sprang so behende in das Boot, daß es dabei kaum schwankte. Die Überfahrt zur Insel überließ er ganz dem Fährmann. Das Ruder, das er mitgenommen hatte, bestand aus rotbraunem Eichenholz. Während er an einem Ende des Ruders zu schnitzen begann, legte er in seinem Kopf den Schlachtplan zurecht.

Als er sich der Insel näherte, erblickte er zuerst etliche Schaulustige, die trotz offiziellem Verbots gekommen waren, um das Schauspiel, das einzigartig zu werden versprach, zu sehen. Außerdem standen reglos in einer Reihe mehrere Beamte, die damit beauftragt worden waren, den ordnungsgemäßen Ablauf der Begegnung zu überwachen. Musashi wies den Fährmann an, an einem Ende der langgestreckten Insel zu landen, an einer Stelle mit unebenem Boden, der mit Sträuchern und dornigem Gestrüpp bedeckt war. Ein Grund hierfür bestand darin, daß er auf diese Weise von Osten kommen und damit die Sonne im Rücken haben würde. Kojirô, der bereits wutentbrannt ob der Verspätung Musashis war, lief ungeduldig am Ufer auf und ab. Er hatte einen scharlachroten haori107 über seinen Kimono geworfen und trug sein eindrucksvolles Schwert auf dem Rücken. Er hatte Musashis Boot noch nicht entdeckt. Bevor das Boot das Ufer erreichte, sprang Musashi ins Wasser, das Ruder in der Hand.108 Bei seinem Anblick eilte sein Gegner auf ihn zu, bis er fast den Schlick erreicht hatte, denn es herrschte Ebbe. Mit halb spöttischem, halb wütendem Blick rief er: »Du hast dich verspätet, Musashi! Ich könnte wetten, du hast Angst!«

Musashi blieb stumm, als habe er nichts vernommen. Kojirô zog langsam sein Schwert aus der Scheide und warf letztere nachlässig ins Meer. Als er das blanke Schwert sah, wußte Musashi, daß er den Kampf gewinnen würde. Sein Gegner war bereits ein toter Mann, mit oder ohne »Schwalbenkonter«. Die Distanz war entscheidend im Kampf, nicht die Schnelligkeit. Noch immer mit den Füßen im Wasser sprach er Kojirô zum ersten Mal an: »Du hast verloren, Kojirô. Wie könnte ein Sieger die Scheide seines Schwertes fortwerfen? Du weißt also bereits, daß du sie nie wieder wirst brauchen können.«