cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 32

 

Das Orakel von Theran

 

von Paul Wolf

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Seit dem Tag der Wintersonnenwende, dem Tag der entscheidenden Schlacht, die auf dem Hochmoor von Dhuannin zwischen den Streitern der Lichtwelt und den Kräften des Dunkels ausgetragen wurde, sind Wochen vergangen. Mit der Unterstützung Drudins, des obersten Dämonenpriesters, der die Kräfte der Finsternis mobilisierte, haben die eroberungssüchtigen Caer über die Kämpfer der Lichtwelt triumphiert und die große Schlacht für sich entschieden.

Damit halten Tod und Verderben ihren Einzug auch in solchen Ländern, die bisher vom Krieg verschont geblieben sind. Massen von Menschen, unter ihnen die demoralisierten Besiegten der Schlacht, streben in heilloser Flucht nach Süden, die Herzen von Trauer und Hass erfüllt.

Auch Mythor, der junge Held der Lichtwelt, zieht südwärts. Er gibt noch lange nicht auf, sondern ist bereit, den Kampf gegen das Dunkel mit aller Kraft fortzuführen, zumal er auf seinem Weg vor sich noch einige Fixpunkte des Lichtboten weiß, von denen er sich Unterstützung erhofft.

Nach dem Zusammentreffen mit Luxon, seinem Gegenspieler, ist Mythor jedoch vor allem darauf bedacht, die Wahrheit über seine Bestimmung herauszufinden. Der Ort, von dem sich Mythor Aufschluss darüber erwartet, ist DAS ORAKEL VON THERAN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Kämpfer der Lichtwelt befragt ein Orakel.

Hrobon – Ein Vogelreiter.

Gorel und Maluk – Diener des Orakels von Theran.

Luxon – Mythors Gegenspieler.

Nyala von Elvinon – Sie soll Mythor in den Bann des Dunkels ziehen.

Etwas – Ein Schatten, der Mythor verfolgt.

Etwas

 

Was das Licht nicht kennt, kann auch nicht ermessen, was das Dunkel ist, in dem es erwacht.

Und etwas, das keine Ahnung von der Vielfalt des Lebens hat, kann sich über seine eigene Unfertigkeit kein Urteil bilden.

Dieses Etwas fühlte zuallererst eine Regung in sich, einen ersten Impuls des Werdens. Etwas war für sich allein, aber es verspürte noch keine Einsamkeit. Denn das Alleinsein im Dunkeln war die erste Erkenntnis seiner Existenz, von anderen Formen des Lebens oder des Zusammenlebens wusste es noch nichts.

Etwas war gerade erwacht. Es hatte die beengende Hülle abgestreift, hatte einen Kerker verlassen. Etwas fühlte sich nun frei. Es folgte ein Aufatmen, ein erstes Atemholen, eine Umschau und eine Einkehr in sich selbst.

Doch da war noch nicht viel.

Überall Schwärze, worin Etwas trieb. Selbst sah es sich als formloses Ding und als nicht viel mehr als das schwarze Nichts ringsum. Doch in Etwas war ein steter Strom, es spürte, wie es von einer Kraft durchflutet wurde, die es formte und stärker werden ließ. Etwas regte sich und dehnte sich aus.

Etwas hatte einiges auf den Weg aus dem Gefängnis mitbekommen. Diese Hinterlassenschaft von Unbekannt, das Erbe von einem anderen Etwas war Wissen und diese nicht zu erklärende Kraft. Mit dem Wissen konnte Etwas noch nichts anfangen, denn es musste erst selbst Erfahrungen sammeln, um vergleichen und urteilen und solchermaßen erkennen zu können. Der Kraftfluss aus unerklärlicher Quelle trieb Etwas dazu an, das vererbte Wissen einzusetzen und das Dunkel zu erforschen.

Es dauerte, bis Etwas erkannte, dass Regungen und Impulse nicht nur aus ihm selbst kamen, sondern auch ringsum waren. Und das umliegende Dunkel war nicht nur eintönige Schwärze, sondern es besaß sehr wohl eine Formenwelt.

Aus dem vormals dunklen Einerlei schälten sich Formen heraus, nahmen immer mehr Gestalt an, und sie bewegten und veränderten sich. Diese Erkenntnisse erregten Etwas in höchstem Maß, es erkannte, dass da noch weit mehr war, als das Dunkel des ersten Augenblicks und auch viel mehr als die Formen des ersten Erkennens.

Etwas forschte weiter und lernte. Etwas nahm alle Eindrücke in sich auf, verarbeitete sie mittels seines ererbten Wissens und erlernte die Fähigkeiten des Sehens und des Hörens, und es entwickelte diese Fähigkeiten immer weiter, baute sie aus, bis es schauen konnte.

Und was Etwas sah, ließ es gebannt innehalten. Fasziniert und mit steigender Erregung ließ es die Bilder auf sich einströmen, die von irgendwo kamen, von Örtern, die Etwas noch nicht bestimmen konnte.

Diese sich bewegenden Bilder hatten eine Sendung, die Etwas deutlich hören konnte. Nur war es noch nicht in der Lage, die Botschaft zu verstehen, zu sehr war der Inhalt noch verschlüsselt. Aber Etwas lernte rasch, und so erkannte es bald, dass die Sendung nichts weiter als reine Kraft war, die auf es überfloss und es stärkte. Und es kam schnell dahinter, dass zwischen dem Kraftstrom und den Bilderformen ein Zusammenhang bestand, dass alles einer bestimmten Ordnung unterlag.

Wenn einer der Schemen sich veränderte, in sich zusammensank oder sich einfach auflöste, dann empfing Etwas eine der Sendungen, dann wurde jene Lebenskraft frei, die Etwas so gierig in sich aufsog.

Es wurde viel von dieser Kraft frei in diesen Momenten. Viele der schönen, fremdartigen Formen verloren sich, wurden ausgelöscht, hörten einfach auf zu sein.

Davon lebte Etwas, davon wurde es stark, diese Kraft ließ es wachsen. Was Etwas sah, waren Bilder vom Kämpfen und Sterben. Unzähliges Leben musste vernichtet werden, um Etwas zu stärken, so stark zu machen, dass es mächtig genug wurde, um aus sich selbst ein lebendes Wesen zu formen.

Es war schon ein solches Sterben, wie es bei der Schlacht im Hochmoor von Dhuannin stattfand, notwendig, um ein Wesen wie Etwas entstehen zu lassen. Viele Krieger mussten ihre Kraft geben, um Etwas ein Dasein zu ermöglichen.

Aber damit war Etwas noch längst nicht vollkommen, es blieb ein unfertiges Ding – ein Schatten in der Schwärze. Es trug viel in sich, doch um die gespeicherte Kraft und das ererbte und neu beschaffte Wissen richtig anwenden zu können, benötigte es noch etwas.

Einen Körper!

Einen solchen Körper, wie ihn viele im Hochmoor von Dhuannin aufgaben, brauchte es, um von einem Etwas zu einem Jemand zu werden. Denn im richtigen Körper war es noch weiter entwicklungsfähig, das spürte Etwas. Und so machte es sich auf die Suche, berauscht von den Lebenssendungen, die auf es einströmten und es stärker und stärker machten, bis es schier zum Bersten prall war.

Aber obwohl unzählige solcher Körper zur Verfügung standen, fand Etwas nicht den richtigen. Es wurde immer wählerischer und stellte von Mal zu Mal höhere Ansprüche, während es gleichzeitig von dem Wunsch verzehrt wurde, raschest jemand zu werden.

Endlich glaubte Etwas ein geeignetes Opfer gefunden zu haben. Doch der Träger des auserwählten Körpers war ein gar widerspenstiger Geist, ein Kämpfer und ein Denker, der sich mit den anderen nicht in einem Atemzug nennen ließ.

Und da wusste Etwas, dass es dieser und kein anderer sein musste. Etwas strebte einzig und allein diesem Ziel zu. Es kam ihm nahe und immer näher. Doch als es zuschlagen und die Geistesbrücke überwinden wollte, die von der Schwärze in dieses andere Reich geschlagen worden war, da brach die Verbindung auf einmal zusammen.

Etwas empfing keine Sendungen mehr, die vor Leben pulsierenden Bilder verblassten allmählich – die Schlacht war geschlagen, der Sturm ebbte ab ... Etwas stürzte in die Abgründe des Schattenreichs zurück und musste von seinem auserwählten Opfer ablassen, das zum Greifen nahe gewesen war, nun jedoch fern und immer ferner wurde.

Doch Etwas ließ nicht locker. Es kannte nun den Geschmack des Lebens und kam nicht mehr davon los.

Es wollte sich nicht mit der Erinnerung zufrieden geben, sondern wollte den Kelch, von dem es gekostet hatte, in vollen Zügen genießen.

Etwas war nun stark genug, um sich zu behaupten. Es fiel nicht mehr ins Nichts zurück und konnte sich erfolgreich dagegen wehren, dass die Kerkermauern des Dunkels sich um es schlossen.

Etwas blieb auf der Spur seines Opfers, stellte ihm unermüdlich nach und lauerte auf eine passende Gelegenheit, um sich aus der Dunkelheit auf dieses stürzen zu können.

Es gab nun eine starke, wenn auch unsichtbare Verbindung zwischen dem Etwas aus dem Schattenreich und dem Jemand aus dem Reich des pulsierenden Lebens. Und Etwas erkannte, dass es seine Bestimmung war, diesen Jemand zu bezwingen.

1.

 

Mythor bot sich ein grauenvoller Anblick, als er die Höhe der Sanddüne erreichte und von dort in die Senke hinunterblickte.

Was er sah, traf ihn nicht völlig unerwartet. Der Rauch und die über diesem Gebiet kreisenden Totenvögel, die sich ausschließlich von Aas ernährten, hatten ihn vorgewarnt. Trotzdem verursachte ihm dieses Bild der Zerstörung und des Todes Übelkeit.

Es mochten an die fünfzig Flüchtlinge aus dem Norden gewesen sein, die hier, in der Wüste von Salamos, ihr Lager aufgeschlagen hatten. Der Überfall musste des Nachts stattgefunden und die Flüchtlinge überrascht haben. Mythor erkannte das an verschiedenen untrüglichen Zeichen.

Die Ochsen waren nicht vor die Wagen gespannt, sondern ihre von Lanzenstichen gezeichneten und von langen, rotgefiederten Pfeilen durchbohrten Kadaver lagen abseits. Einige der Flüchtlinge lagen noch wie im Schlaf da, aber der Wüstensand um sie war blutgetränkt – und vom Feuer rußgeschwärzt, das die Wegelagerer entzündet hatten.

Offenbar hatten es die Angreifer nicht auf Beute abgesehen gehabt, denn sie hatten die Wagen mitsamt der Ladungen angezündet. In den halb verkohlten Überresten glosten noch einige Glutnester. Doch das störte die gefiederten und anderen Aasfresser nicht. Sie ließen sich nicht einmal von Mythors Anwesenheit in ihrem grausigen Mahl stören. Erst als Hark heulend ins Lager rannte, stob die Meute der wolfsähnlichen Vierbeiner verschreckt auseinander, erhoben sich die Totenvögel mit trägem Flügelschlag in die Lüfte.

»Hark!«, rief Mythor, und der Bitterwolf kam zurück. »Diese Tiere tun nichts Unrechtes, so ist eben ihre Natur. Die wirklich schändlich gehandelt haben, das waren Menschen.«

Aber was waren das für Menschen! Caer? Nein, Mythor glaubte nicht, dass diese Vasallen der Dunklen Mächte bereits so tief in den Süden vorgedrungen waren. Die Caer würden noch lange damit beschäftigt sein, sich die nördlichen Länder zu unterwerfen. Erst wenn ganz Tainnia, Ugalos und vielleicht auch Dandamar fest in ihrer Hand waren, würden sie nach Süden blicken.

Nach der Schlacht im Hochmoor von Dhuannin hatte eine wahre Völkerwanderung eingesetzt. Es waren unzählige, die vor den Caer und ihren Dämonenpriestern nach Salamos flohen. Aber wie vielen war es so oder ähnlich ergangen wie diesem Häufchen Bedauernswerter. Andere würden sich in die Vulkanhölle verirren, der er, Mythor, gerade erst entronnen war, und dort ihr Grab finden. Vielen würde die trockene Geröllwüste oder die angrenzende Sandwüste zum Verhängnis werden. Wie viele würden verdursten, verhungern oder auf der Straße des Bösen umkommen?

Mythor wollte nicht daran denken.

Er überwand sich dazu, in das rauchende Lager hinunterzureiten. Vielleicht gab es noch einen Überlebenden, dem er helfen konnte. Er besaß noch einen Batzen des Harzes vom Baum des Lebens, der eine so wunderbare Heilwirkung hatte, dass er vom Tode gezeichnete ins Leben zurückbringen konnte.

Als Mythor sicher sein konnte, dass in keinem der Flüchtlinge mehr Leben war, verließ er schleunigst diese Stätte des Grauens. Er wollte Pandor zur Eile antreiben, um zur Straße des Bösen zu gelangen und ihr in den Süden zu folgen, bis zu jener Stelle, wo er einst von den Marn aufgefunden worden war ...

Doch da entdeckte er am Rand der Kampfstätte, wo der Wüstensand nicht aufgewühlt war, einige seltsame Spuren, die ihn veranlassten, das Einhorn anzuhalten. Er beugte sich aus dem leonitischen Königssattel, um diese Spuren genauer in Augenschein zu nehmen. Sie stammten weder von Menschen noch von Pferden, sondern sahen aus, als wären sie von großen Krallen hinterlassen worden.

Es gab viele solcher Krallenspuren. Sie trafen aus südlicher Richtung am Lagerplatz der Flüchtlinge ein, führten um diesen herum und kreuz und quer durch diesen hindurch. An anderer Stelle wiesen sie wieder in südliche Richtung fort.

Mythor überlegte kurz, ob er den Spuren folgen sollte, wusste dafür aber keinen zwingenden Grund. Nichts konnte dieses Unrecht ungeschehen machen, und das Verlangen nach Sühne und Rache war nicht schwerwiegend genug, um sich in ein solches Abenteuer zu stürzen. Es gab mindestens dreißig verschiedene Krallenspuren.

Was mochten das für Tiere sein, deren Krallen über eine Elle maßen und deren Schritt weit übermannslang war?

»Pandor! Nach Osten«, befahl er seinem Einhorn und unterstrich seine Worte durch den Druck seiner Schenkel. Pandor verstand und galoppierte in die Richtung, wo sich das dunkle Band durch die Wüste zog, das die Churkuuhl-Yarls auf ihrem Marsch nach Norden hinterlassen hatten. Mythor hatte damals auf den Rücken der Yarls diesen langen Weg mitgemacht, aber er hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, dass er eines Tages diese Spur zu seinem Ursprung zurückverfolgen würde. Und hätte ihm ein Weiser der Marn prophezeit, dass die Yarls eine Saat des Bösen hinterließen, aus der einmal Dämonenpflanzen und unheimliches Getier hervorgehen würden, er hätte es nicht geglaubt.

Und doch war es so: Die Spur, die die Churkuuhl-Yarls hinterließen, war zu einer Straße des Bösen geworden, die an jeder Stelle andere Schrecken für jenen bereit hatte, der sie betrat. Mythor hatte einige davon kennengelernt.

Hier, in der Sandwüste von Salamos, bot sich die Yarl-Linie jedoch als schwarzes, unbelebtes und trostloses Band dar. Mythor konnte weder Pflanzen noch irgendwelches Getier auf dem wie geschmolzenen und verbrannten Sandstreifen entdecken, keinen Halm und nicht einmal einen Wurm. Er hütete sich dennoch davor, auf dieser Straße zu reiten, denn aus eigener Erfahrung wusste er, dass es auch unsichtbare Schrecken auf ihr gab. So ritt er an ihr in südlicher Richtung entlang.

Mythor fühlte sich niedergeschlagen, und Hoffnungslosigkeit stieg in ihm auf. Die Ereignisse am Baum des Lebens, die trotz allem ein gutes Ende genommen hatten und für die nächste Zukunft eine günstige Entwicklung versprachen, verblassten gegenüber den Schreckensbildern, die Mythor jüngst zu sehen bekommen hatte.

In solchen Momenten hatte er früher das Pergament mit dem Frauenbildnis hervorgeholt, das Fronja darstellte. Die Ausstrahlung des so lebendig wirkenden Bildes hatte ihm stets Mut gemacht.

Doch das war ihm nun nicht mehr möglich. Er besaß das Pergament nicht mehr, es war bei den Wilden aus der Vulkanhölle verschollen. Zwar hatten ihm diese Vulkanmenschen, die über und über mit Tätowierungen bebildert waren, diesen Verlust abgegolten, indem sie Fronjas Abbild mit künstlerischem Stich auf seiner Brust verewigten. Er trug Fronjas Bild also jetzt an seinem Körper, dafür fiel es ihm schwerer, sich in ihren Anblick zu vertiefen.

Mythor konnte sich noch so anstrengen und verrenken, es war ihm unmöglich, Fronjas Bild auf seiner Brust voll auszukosten.

Die Sonne wanderte über den Himmel dem westlichen Rand der Welt zu. In der salamitischen Wüste hatte die Sonne trotz der Winterzeit mehr Kraft als in Tainnia. Nur in den Nächten wurde es sehr kalt. Aber wer die Kälte zur Wintersonnenwende kennengelernt hatte, dem konnten auch die Wüstennächte nichts anhaben.

Eine Wolkenwand verdunkelte die Sonne, und ein Wind kam auf, der den Sand diesseits der Yarl-Straße hochwirbelte und zu Wolken verdichtete. Auf der anderen Seite der Yarl-Straße herrschte fast Windstille. Es schien so, als hätten die Yarls nicht nur das Land zweigeteilt, sondern auch eine Grenze gezogen, an der sich das Wetter schied.

Mythor beschloss, die Yarl-Straße zu überqueren, falls der Sandsturm noch heftiger wurde. Vorerst begnügte er sich damit, einen Umhang aus leichtem, aber dichtem Gewebe aus der Satteltasche zu holen und damit sein Gesicht zu verhüllen.

Hark war vorausgeeilt und in einer Sandwolke verschwunden. Da vernahm Mythor auf einmal sein Heulen, und er wusste, dass der Bitterwolf etwas entdeckt hatte, auf das er ihn aufmerksam machen wollte. Mythor veranlasste Pandor zu einer rascheren Gangart, bis Hark endlich aus den Sandwirbeln auftauchte.

»Quyl!«, rief Mythor überrascht aus, als er erkannte, was Hark entdeckt hatte. Es war der Rückenpanzer eines Yarls, der quer über der Straße des Bösen lag. Obenauf sah man noch die Reste der Stadtaufbauten aus Holz und Tierknochen.

Und Mythor erinnerte sich wieder. Manches aus der Vergangenheit war so wach in Mythors Erinnerung, als hätte er es erst gestern erlebt. Dazu gehörte auch dieser Zwischenfall, bei dem Churkuuhl einen Yarl verloren hatte. Schon einmal, auf dem Meer der Spinnen, war Mythor an dieses Ereignis erinnert worden, als er mit Nyala in Seenot geraten war und einen Yarl-Panzer auf dem Wasser treibend fand.

Jetzt lag der Panzer jenes Yarls vor ihm, der einst im Treibsand der Wüste eingesunken war und die Beute irgendeines Tieres wurde, das in der Tiefe lauerte. Der Yarl war damals bei lebendigem Leib aufgefressen worden, und als die Marn ihn mit Hilfe der anderen Tiere aus dem Treibsand zogen, war von ihm nur noch der Rückenpanzer übriggeblieben. Die überlebenden Marn wurden auf andere Yarls umgesiedelt, die Güter umgeladen ... Das Tier, das den Yarl aufgefressen hatte, bekamen die Marn nicht zu Gesicht.

Mythor lenkte Pandor auf den Yarl-Panzer, der an dieser Stelle eine Brücke über die Straße des Bösen bildete. Das Einhorn fand auf dem rissigen Horn mit den Hufen guten Halt.