cover
Elena MacKenzie

Highland Secrets 1





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Impressum

1. Auflage September 2013

Copyright 2013 by Elena MacKenzie

Kontakt: nicole.doehlinglweb.de

Coverfoto: © closeupimages - Fotolia.com

Coverdesign: Elena MacKenzie

 

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich das

des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks

in jeder Form.

Alle Personen und Handlungen sind frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten zu realen Personen sind rein zufällig.

Elena MacKenzie: https://www.facebook.com/elena.mackenzie.754

 

Latos-Verlag

Sandra Latoscynski

Schloßstraße 25a

39240 Calbe/Saale

Telefon: 039291-492425

Email: info@latos-verlag.de

1

Schon eine halbe Stunde über der Zeit. Ich konnte nur hoffen, dass dieser Anwalt Mr Ferguson nach mir nicht noch andere Termine hatte. Es war aber auch wie verhext. Heute war einer dieser grauenhaften Tage, an denen alles schiefging. Erst hatte das Museum in letzter Minute eine andere Restauratorin eingestellt, eine mit mehr Erfahrung. (Wie konnte eine frisch von der Universität kommende Restauratorin bitte Erfahrungen sammeln, wenn keiner ihr eine Chance gab?) und dann hatte ich auch noch den Bus zurück in mein kleines Zwei-Zimmer-Apartment verpasst und musste laufen. Ein Taxi konnte ich mir einfach nicht leisten. Nicht von den wenigen Reserven, die sich noch auf meinem Bankkonto befanden.

Die letzten Überbleibsel aus dem Erbe meiner Eltern. Wenn ich nicht bald eine Arbeit fand, dann würde ich auf der Straße sitzen – oder ich musste wieder bei meiner Großmutter einziehen, was ich absolut nicht in Betracht ziehen wollte. Alice Kent war einer dieser kontrollsüchtigen Menschen, die immer und zu jedem Zeitpunkt über das Leben anderer informiert sein wollten, gleichzeitig aber mit Ignoranz und Gefühlskälte bestraften. Ich war bei ihr aufgewachsen, nachdem meine Eltern bei einem Zugunglück in der Nähe von London gestorben waren. Damals war ich vierzehn, und vielleicht war ich auch nicht besonders umgänglich. Trotzdem war das Zusammenleben mit meiner Großmutter alles andere als angenehm.

Ich lief die lange Villenstraße hinunter und suchte mit den Augen nach der Hausnummer 143. In diesem Gebäude hatte der Anwalt, der mir eine Einladung geschickt hatte, sein Büro. Ich hatte keine Ahnung, was er von mir wollte. Auf meine Nachfrage am Telefon hatte er nur geäußert, dass es um eine wichtige Angelegenheit ginge, über die er nur sprechen dürfe, wenn ich persönlich vor ihm erscheinen würde.

Ich hatte also zähneknirschend den Bus bis ans andere Ende von London genommen und war hergefahren und lief jetzt auf der Suche nach dem richtigen Haus durch den Regen. Die Absätze meiner Kaufhausschuhe klackerten auf den Steinplatten, Pfützenwasser spritzte mir an die Waden und drang durch meine Seidenstrumpfhosen. Ich hätte mir gerne etwas anderes angezogen, aber dafür war nicht mehr genug Zeit geblieben, weil ich vom Museum aus noch einmal nach Hause musste, um das Schreiben des Anwalts zu holen, das ich es liegen gelassen hatte.

Ich konnte nicht sagen, dass es mich sonderlich interessierte, warum Mr Ferguson mich unbedingt persönlich sehen wollte. Bei meinem Glück hatte ich irgendwann irgendwo eine rote Ampel überfahren und die Strafe nicht bezahlt. Trotzdem befand ich mich jetzt auf dem Weg in die Kanzlei, weil ich, wenn auch nicht zuverlässig, zumindest pflichtbewusst war. Und wenn ich tatsächlich eine Rechnung übersehen hatte, dann würde ich diese zahlen, solange ich noch dazu in der Lage war.

Endlich stand ich vor dem Haus Nummer 143. Wie alle anderen Gebäude hier, stammte es aus der Viktorianischen Ära und war sehr gut in Schuss. Dunkelrot verputzte Wände, weiße Rahmen um die Fenster, ein niedriger schwarzer gusseiserner Zaun und Blumenkästen, in denen Stiefmütterchen blühten, vor den hohen Fenstern. Ich ging die Stufen zur Eingangstür hoch, betätigte die Klingel und während ich wartete, verschloss ich meinen Regenschirm mit den süßen Pudeln, richtete meinen anthrazitfarbenen Bleistiftrock und die dazugehörige Kostümjacke, die ich extra für die Vertragsunterzeichnung im Museum angezogen hatte.

Eine Dame mittleren Alters öffnete mir, lächelte mich leicht verschnupft an und musterte mich mit hochgezogener Stirn.

»Sie sind Ms Sands?«

Ich nickte unsicher und unterdrückte ein Schnauben, weil mir ein Regentropfen an der Nasenspitze hing.

»Kommen Sie rein, bitte. Mein Mann wartet in seinem Büro auf Sie. Sie sind spät dran«, sagte die Dame, unter deren perfekten kastanienbraun gefärbten Haaren sich sicher schon graue verbargen. Sie trug ein hellblaues Kostüm von der Art, wie sie die Queen gerne trug. Dieses war mit Sicherheit auch in einer ähnlichen Preisklasse wie die der Queen.

Sie trat beiseite und ließ mich in einen geräumigen Eingangsbereich treten. »Stellen Sie Ihren Regenschirm bitte dort hinein.« Sie wies auf einen Schirmständer, ich kam ihrer Bitte mit einem unechten Lächeln nach. Es kam selten vor, dass mir jemand vom ersten Augenblick an unsympathisch war, doch diese Frau war es. Ihr arroganter Blick, der mich immer wieder taxierte, das aufgesetzte Lächeln, das nur gerade so um ihre Lippen spielte und ihre stolze Haltung aus der sprach, dass sie sich als etwas Besseres fühlte. Zumindest sah ihre Hochsteckfrisur besser aus als meine, was nicht daran lag, dass ich eben noch durch die Straßen von London gehetzt war, sondern weil meinen Kopf nur ein einfacher Dutt zierte, während ihre Frisur aussah wie die eines Profis, mit vielen Haarnadeln, einem kunstvoll verzierten Kamm am Hinterkopf und einer dunkelgrünen Seidenblüte über ihrem Ohr.

Ein kurzer Kontrollblick in den Garderobenspiegel offenbarte mir, dass sich zahllose hellrote Strähnen aus meinem Dutt gelöst hatten und wirr um mein Gesicht herumstanden. Zudem war der Kajal um meine moosgrünen Augen herum verlaufen und ich sah aus wie ein Waschbär, was nicht am Regen lag, sondern an der Tatsache, dass ich irgendwann zwischen meiner Wohnung und hier im Bus angefangen hatte zu heulen, weil es mit der Anstellung im Museum nicht geklappt hatte.

Gemälde zu restaurieren war schon mein Traum, seit ich als kleines Mädchen einmal meiner Mutter bei der Arbeit zugesehen hatte. Wie sie eingetaucht war in ihre Aufgabe, in das Antlitz einer Frau, die schon Jahrhunderte zuvor gestorben war. Es hatte auf mich gewirkt, als holte meine Mutter mit ihrer Arbeit diese Frau aus einem langen Dornröschenschlaf in unsere Zeit. Ganz so, als würde sie eine Zeitreise in die Zukunft machen und uns von ihrem Leben in der Vergangenheit erzählen. Noch heute sah ich die dunklen Augen und die schwarzen Haare der jungen Lady of Chamberlain vor mir und meine Mutter, die diesem Gesicht Stück für Stück wieder Leben einhauchte.

Ich strich schnell mit meinen Händen über mein Haar und steckte ein paar der Strähnen hinter meine Ohren. Zumindest fülle ich meinen Rock besser aus als die etwas zu dünne Mrs Ferguson, dachte ich zufrieden mit meiner Sanduhrenfigur.

Mögen dünne Frauen gut in engen Hosen aussehen, aber ein paar Kilo mehr schaden nicht, wenn man einen eng anliegenden Rock trägt, fand ich schon immer. Andere lassen sich einen Hintern wie J.Lo. ihn hat viel Geld kosten, ich hatte ihn von Natur aus. Mrs Ferguson sollte ruhig sehen, dass ich zufrieden mit mir war, also straffte ich meine Schultern, drückte meine üppige Brust etwas heraus und schritt an der älteren Dame vorbei auf die Tür am Ende des Ganges zu, an der ein goldenes Schild angebracht war, auf dem in schwarzen Buchstaben Kanzlei Mr Ferguson stand. An der Tür angekommen klopfte ich an. Ohne auf Mrs Ferguson zu warten, trat ich ein, als von innen ein »Herein« ertönte, und schloss mit einem Lächeln auf den Lippen die Tür direkt vor der Nase der unfreundlichen Dame.

»Ms Sands«, begrüßte mich ein kahlköpfiger Herr in den Fünfzigern. Er stand von seinem großen Ohrensessel auf, der sich perfekt in das dunkel gehaltene Büro einfügte. Alle Regale, Schränke und auch der Schreibtisch waren aus dunkelbraunem massivem Holz gefertigt und hatten bestimmt ein Vermögen gekostet. So wie wohl auch der Rest des Hauses. Vielleicht hatte ich einfach den falschen Beruf gewählt. Aber bei der Vorstellung an die vielen trockenen Paragrafen, die man als Anwalt zu lernen hatte, schüttelte es mich innerlich.

»Guten Tag«, entgegnete ich und trat weiter in den Raum, mir dessen unangenehm bewusst, dass meine dreckigen Schuhe nasse Flecken auf dem glänzenden Parkett hinterließen. Es war angenehm warm im Raum, was mich freute, weil ich etwas durchgefroren war. Eine leise Stimme in mir hoffte, dass mein Aufenthalt hier lange genug dauern würde, um mich aufwärmen zu können. Der Sommer war dieses Jahr eher ein Spätherbst, was nicht nur mich, sondern auch sämtliche Schulkinder Englands enttäuschte. Die Sommerferien waren eine Katastrophe.

»Setzen Sie sich!«, forderte Mr Ferguson freundlich lächelnd und wies mir einen von zwei Sesseln in der Nähe des Kamins.

Ich nahm Platz und sah verlegen in die zuckenden Flammen, meine Hände im Schoß gefaltet. Jetzt fühlte ich mich doch etwas nervös mit leichten bis mittelstarken Krämpfen im Magen. Was konnte ein so gut betuchter Anwalt von mir wollen? Eigentlich war ich mir sicher, dass ich mir nichts zuschulden kommen lassen hatte. Verwandte, die mir irgendwelche Reichtümer vererben könnten, hatte ich auch keine mehr.

Meine Eltern waren vor acht Jahren ums Leben gekommen und hatten mir das wenige hinterlassen, mit dem ich mein Studium finanziert hatte. Meine Großmutter, meine einzige noch lebende Verwandte, war, soweit ich wusste, in den letzten Stunden nicht verstorben – ich hatte sie heute Vormittag erst telefonisch gesprochen. Und Geld hatte sie ohnehin kaum. Auch hier galt: soweit ich wusste. Somit war ich ziemlich einsam auf der Welt.

Mr Ferguson beugte sich über das Sprechgerät auf seinem Schreibtisch. »Alie, bring uns doch bitte etwas Tee! Unser Gast sieht mir ein wenig unterkühlt aus.« Dann griff er nach einem großen Umschlag, trat um den Tisch herum und setzte sich auf den anderen Ledersessel.

»Gut, dass ich vorhin noch das Feuer gemacht habe. Ich mag es gern gemütlich hier drin.« Er lächelte freundlich, hielt mir seine Hand hin, ich ergriff sie. »Leonard Ferguson, und Sie dürften also Linda Sands sein«, stellte er fest und musterte mich aufmerksam, ohne den abschätzigen Blick, den seine Frau vorhin hatte. »Sie sind vierundzwanzig?«

Ich nickte.

Mr Ferguson war leicht untersetzt, seine Augen grau und er trug einen schwarzen Anzug. Auf dem weißen Hemd, dessen oberster Knopf offenstand, prangte ein rostfarbener Fleck in Höhe seiner Brust. Er musste sich beim Essen bekleckert haben. Ich unterdrückte ein Grinsen. Zumindest wirkte er auf mich viel sympathischer als seine Frau, die gerade zur Tür hereinkam und einen Servierwagen vor sich herschob, auf dem das Porzellan leise klirrte. Sie schob den Wagen zwischen unsere Sessel, warf ihrem Mann ein kurzes Lächeln zu und ging wieder, ohne mich eines Blickes zu würdigen.

Mr Ferguson goss Schwarztee in unsere Tassen. »Milch? Zucker?«

»Ja, bitte.«

Er reichte mir meine Tasse nachdem er fertig war, ich nahm sie nickend und pustete in den dampfenden Tee.

»Dann wollen wir mal.« Er zog Papiere aus dem Umschlag, musterte mich kurz, dann die Papiere und lächelte ein weiteres Mal zufrieden. »Das sind dann wohl Sie?«

Er hielt mir ein Foto von mir hin, von dem ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wann das gemacht wurde, aber es zeigte mich auf dem Campus der Universität unter dem Baum, unter dem ich bei gutem Wetter gerne saß und las. Es musste kurz vor Beginn des letzten Semesters gemacht worden sein. Ich trug auf dem Bild nur eine Bluse und einen dünnen Sommerrock.

»Ja, das bin ich«, sagte ich und sah Mr Ferguson verwirrt an.

Er legte das Foto beiseite. »Dann können wir weitermachen.« Er blickte ernst auf das cremefarbene Papier in seinen Händen. »Sie wissen, wer Mr Robert MacLeod ist?«

Ich war noch verwirrter. »Sie meinen Professor MacLeod?«

»Genau.«

»Er war für zwei Semester mein Professor an der Universität.« Professor MacLeod war nur Gastdozent gewesen. Aber ich hatte ihn als sehr netten, aufgeschlossenen und um seine Schüler bemühten Mann kennen gelernt. Er war schon älter gewesen. Ende sechzig vielleicht? Er hatte etwas von einem Adligen an sich. Er war immer sehr vornehm gewesen, hatte sich sehr gewählt ausgedrückt, war dabei aber nie arrogant rübergekommen.

»Mr MacLeod hat mir dies hier zukommen lassen, bevor er von uns gegangen ist.«

»Er ist …?« Ich schluckte den Kloß in meiner Kehle herunter. Obwohl ich ihn nur kurz gekannt hatte, versetzte mir diese Nachricht einen Stich.

»Ja, bedauerlich. Ich bin schon seit vielen Jahren Anwalt der Familie. Es ist … nun ja, ein etwas außergewöhnliches Schreiben. Ich lese Ihnen am besten vor, was da steht.« Er machte eine kurze Pause, musterte mich, wohl um sich zu vergewissern, dass ich ihm zuhörte. Dann rückte er seine Brille auf der Nase zurecht und schielte mich über die kleinen runden Gläser hinweg abwartend an.

»Lesen Sie!«, forderte ich ihn auf und nippte an meinem Tee.

»Liebe Ms Sands, es wird Sie überraschen, dass ich mich gerade an Sie wende, aber glauben Sie mir bitte, wenn ich Ihnen sage, dass ich wichtige Gründe habe. Es wäre vielleicht leichter gewesen, Sie einfach wegen einer Arbeit nach Glenoak Hall zu bitten, aber das wäre nicht der wirkliche Grund. Ich hoffe, Sie verzeihen es mir, wenn ich es trotzdem so angehe und Sie bitte, nach Glenoak Hall zu kommen, wo Sie einige Gemälde restaurieren sollen, die von großer Wichtigkeit für meine Familie sind. Und wenn ich es bemerken darf, auch für Sie, Ms Sands.

Als Dank für Ihre Mühen werden Sie gut bezahlt. Mein Anwalt wird alles in die Wege leiten. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass diese Gemälde, wenn es auch die wertvollsten Besitztümer auf Glenoak Hall sind, nicht der eigentliche Grund für Ihre unbedingte Anwesenheit auf dem Familienbesitz sind.

Bitte richten Sie sich auf einen längeren Aufenthalt ein und machen Sie sich keine Sorgen wegen eventueller Verpflichtungen in London! Mr Ferguson wird sich um alles kümmern, auch um sämtliche finanzielle Belange.

Mit ergebensten Grüßen, Ihr Professor MacLeod.«

Hatte ich Mr Ferguson mit offenem Mund angestarrt? Ich kann es nicht sagen, aber einige Augenblicke lang, war ich unfähig zu sprechen oder zu denken. Dann setzte ich mich auf und sah den Anwalt zweifelnd an. »Ich soll nach Glenoak Hall kommen? Wieso soll ich die Gemälde restaurieren? Er wird nie erfahren, ob sie restauriert worden sind. Ich verstehe nicht ganz.«

»Ich kann Ihnen leider nicht viel mehr sagen. Er betont in seinem Brief an mich nur noch einmal, wie äußerst wichtig es ist, dass Sie seiner Bitte nachkommen.«

»Und Sie sollen für alles aufkommen? Verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich bin so gut wie pleite.«

»Na dann kommt das hier doch gerade recht«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Wir reden hier von einer Bezahlung für Sie in Höhe von fünfhunderttausend Pfund.«

Schockiert riss ich die Augen auf. »Fünfhunderttausend Pfund? Aber das kann ich nicht annehmen! Das geht nicht!« Mein Herz schlug so schnell, dass es mir aus der Brust zu springen drohte.

»Warum nicht? Sagten Sie nicht gerade Sie wären pleite?«

»Ja, aber das Geld würde für die Restaurierung einer ganzen Galerie reichen.«

»Es handelt sich um eine ganze Galerie. Sie sollten wirklich annehmen, Professor MacLeod war das sehr wichtig. Er hat auf Ihr Können vertraut. Und das ist wirklich viel Geld.« Er zog die Stirn kraus und sah mich ernst und aufmunternd an.

Ich dachte darüber nach. So genommen hatte der Anwalt recht. Es sah nicht danach aus, als würde ich in den nächsten Wochen Arbeit finden. Dieser Auftrag würde mich einige Zeit über Wasser halten. Und, wenn diese Gemälde auf dem Anwesen der MacLeods waren, einer sehr alten Familie, dann mussten es wirklich großartige Gemälde sein. Solche Kunstwerke zu restaurieren, würde mir nicht nur einiges an Erfahrung einbringen, vielleicht auch einen Namen machen. Und mal ehrlich, welche andere Option hatte ich schon?

»Wo befindet sich Glenoak Hall?«

»Auf der Isle of Skye, in der Nähe von Dunvegan. Etwa zwölf Stunden von London.«

Zwölf Stunden. Das war nicht gerade nebenan. Aber andere Pläne hatte ich nun mal nicht. Und ich wollte schon immer mal Schottland sehen, überlegte ich mir. Und was hatte ich schon zu verlieren? Eigentlich konnte ich nur gewinnen, auch wenn ich nicht wirklich wusste, was ich von all dem halten sollte. Aber Professor MacLeod war immer ein Mann gewesen, dem ich vertraut hatte. Ich hatte keinen Grund, damit jetzt aufzuhören. Trotzdem musste ich noch einen Punkt klären.

»Im Brief steht, die Gemälde wären nicht der wahre Grund, was dann?«

»Dazu darf ich leider nichts sagen. Der Professor möchte sie in der Angelegenheit nicht beeinflussen, aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass es weder kriminell noch gefährlich ist.«

Ich dachte darüber nach und versuchte dabei, das ungute Gefühl in meiner Brust zu ignorieren. Mich reizte dieses Angebot sehr, wen nicht? Hier ging es um eine enorme Summe Geld. Ich knabberte auf dem Nagel meines kleinen Fingers, eine nervige Angewohnheit, aber das half mir beim Nachdenken. »Wann soll es losgehen?«

»Morgen wird Sie ein Fahrer abholen. Können Sie bis dahin all Ihre Angelegenheiten geklärt haben?«

So viel gab es da nicht zu klären. »Ja.«