cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 1011

 

Angriff der Brutzellen

 

Der Computermensch als Werkzeug – und als Waffe

 

von PETER GRIESE

 

img2.jpg

 

Mehr als 400 Jahre sind seit dem Tage vergangen, da Perry Rhodan mit der BASIS von einem der schicksalsschwersten Unternehmen in den Weiten des Alls in die Heimatgalaxis zurückkehrte und auf der Erde landete.

Durch seine Kontakte mit Beauftragten der Kosmokraten und mit ES, der Superintelligenz, hat der Terraner inzwischen tiefe Einblicke in die kosmische Bestimmung der Menschheit gewonnen und in die Dinge, die auf höherer Ebene, also auf der Ebene der Superintelligenzen, vor sich gehen.

In folgerichtiger Anwendung seiner erworbenen Erkenntnisse gründete Perry Rhodan dann Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.

Die Kosmische Hanse, als deren Leiter Perry Rhodan fungiert, besitzt jetzt, im Jahr 424 NGZ, ganze Flotten von Raumschiffen und planetarische und kosmische Stützpunkte in allen Teilen der Galaxis und darüber hinaus.

Von einem dieser Stützpunkte stammen auch die seltsamen Mikroorganismen, die zu Untersuchungszwecken nach Terra gebracht werden. Der Umgang mit diesen Organismen führt zur Entstehung des Computermenschen und zum ANGRIFF DER BRUTZELLEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Marcel Boulmeester – Der Computermensch geht seinen unfreiwilligen Weg.

Der Fünfte Bote – Die Macht in Boulmeesters Körper.

Adelaie – Laborantin in Boulmeesters Forschungsinstitut.

Mortimer Skand – Adelaies Freund.

Quiupu – Der geheimnisvolle Fremde wird aktiv.

Deininger – Ein alter Hanse-Spezialist.

1.

 

Ich bin Adelaie.

Ich bin eine durchschnittliche Frau, wenn man davon absieht, dass ich in meinem Beruf als Laborantin der biologischen Forschung und deren Randgebiete etwas zu tüchtig für den Durchschnitt bin. Mein Alter beträgt 22 Jahre, Erdenjahre, genauer gesagt. Denn auf meiner kleinen und unbedeutenden Heimatwelt Volar in der Nähe des Milchstraßenzentrums zählt man die Zeit noch nach der Umlaufdauer dieses Planeten um seine Sonne Boscyks Stern II, und danach wäre ich 34 Volarjahre alt. Die Kolonisten von Volar nennen ihre Sonne Boscyks Stern, weil sie von dem Handelsplaneten Olymp stammen und den Namen dessen Sonne einfach übernommen haben.

Vor drei Jahren bin ich zur Erde gekommen. Neugier hatte mich von Volar weggetrieben. Und Ehrgeiz. Ich wollte meine Fähigkeiten, die ich mir gründlich angelernt hatte, in der Praxis anwenden. In einem Institut in Nordasien habe ich bis vor wenigen Wochen gearbeitet. Dann folgte ich der Einladung eines Freundes, den ich wenige Monate zuvor auf der Venus im Urlaub kennen gelernt hatte. Mortimer Skand wollte mir eine interessante Arbeitsstelle in dem Institut DELTACOM besorgen. Er arbeitete selbst seit Jahren dort unter der Leitung eines der führenden Wissenschaftler von Terrania, Marcel Boulmeester. Es klappte alles auf Anhieb, und ich verstand mich gut mit Marcel Boulmeester, der mich als seine persönliche Laborantin einsetzte.

Bedauerlicherweise kam es zu Eifersüchteleien zwischen Mortimer und Marcel. Mortimer scheint nach wie vor zu hoffen, mich zu seiner ständigen Lebensgefährtin zu machen. Ich interessiere mich jedoch mehr für meine Arbeit.

Das Institut arbeitete bei meinem Eintreffen an einer hochbrisanten Forschungsaufgabe im Auftrag der LFT oder der Kosmischen Hanse. Der Funke der Begeisterung für meine neue Tätigkeit erlosch schnell wieder. Da, wo ich heute stehe, wollte ich nicht hin.

Die Situation ist unerträglich und gefährlich. Nicht nur für mich, sondern für alle Beteiligten, ja wahrscheinlich für die ganze Menschheit, denn die gefährlichen Forschungsobjekte, die Computerbrutzellen, haben sich teilweise selbständig gemacht. Welche Ziele sie mit ihrem unheilvollen Vormarsch verfolgen, kann ich nur ahnen. Dabei weiß ich mehr über die Geschehnisse als jeder andere, wenn ich von Marcel Boulmeester einmal absehe. Niemand weiß, wer oder was er noch ist, und wie lange er noch das ist, was er vorgibt.

Ich besitze praktisch keine Möglichkeit, dem drohenden Unheil zu begegnen. Ich kann nicht einmal die LFT oder Rhodan oder jemand anderen alarmieren.

Denn dicht unter meinem Herzen sitzt eine Ansammlung der Computerbrutzellen. Marcel hat es ein Subsystem genannt. Ein falscher Gedanke von mir oder eine Handlung, die seinen Interessen widerspricht (oder den Interessen der Brutzellen?), und ich werde unter dem Druck der Brutzellen bewusstlos oder getötet.

Ich fühle mich wie ein Sklave Boulmeesters. Oder wie ein Sklave der Computerbrutzellen.

Nein, ich bin ein Sklave, ein Werkzeug wider Willen. Ich wäre nicht einmal in der Lage, mich selbst zu töten.

 

*

 

Ich bin Marcel Boulmeester.

Oder: Ich war Marcel Boulmeester?

Von meinem ursprünglichen Körper bestehen nur noch Teile des menschlichen Zellgewebes. Von meinen Gedanken weiß ich nicht immer, ob sie noch meine eigenen Gedanken sind oder ob sie einen anderen Ursprung haben.

Die Metamorphose begann vor wenigen Tagen. Wenn ich einen lichten Augenblick habe, in dem ich wirklich noch Herr meiner Sinne bin, kann ich die wesentlichen Zusammenhänge erkennen. Mit zunehmender Zeit werden diese Augenblicke immer kürzer und weniger. Die Macht, die sich in meinem Körper ausbreitet, gewinnt mehr und mehr die Oberhand.

Jahrzehntelang war ich der verantwortliche Leiter des Forschungs- und Entwicklungsinstituts DELTACOM, gefördert und finanziert durch die LFT. Mein Spezialgebiet war Kybernetik, besonders im Hinblick auf komplexe Systeme mit positronischen und biologischen Anteilen.

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ich, der Mensch und Kybernetiker Marcel Boulmeester, selbst zu einem System zu werden drohe, das aus positronischer Regelung in einem biologischen Organismus besteht.

Ich habe einen Fehler gemacht, als ich vor wenigen Tagen einen Intelligenztest mit einer Computerbrutzelle durchgeführt habe. Das eine einzige kleine Ding, gerade einen Zehntausendstel Millimeter groß, hatte einen winzigen Sekundenbruchteil genutzt, um seinem Gefängnis in dem positronischen Rastermikroskop zu entkommen. Diesem Vorfall habe ich zu wenig Bedeutung beigemessen. Aus Scham und Angst habe ich ihn verschwiegen. Der Zufall half mir, dass der Verlust bis jetzt nicht bemerkt wurde.

Erst viele Stunden später bemerkte ich, was dieser Winzling angerichtet hatte. Er war auf unerklärliche Weise in meinen Körper gedrungen und hatte dort begonnen, sich zu vermehren. Er konstruierte nach dem Vorbild der Viren mein Zellgewebe in seinesgleichen um. Nach knapp 36 Stunden Tätigkeit war aus der einen Zelle ein System aus elf Knoten entstanden, die die Steuerung meines Körpers mehr und mehr übernahmen.

In meinem Kopf sitzen zwei dieser Zentren. Der Verbund der Zellcomputer (so bezeichne ich diese Einheit vorerst) hatte es verstanden, diese beiden Subsysteme nach einer operativen Entfernung innerhalb kürzester Zeit zu erneuern. Weitere Operationsversuche scheiterten an der Abwehr der Winzlinge, die jedes Operationsinstrument sofort umfunktionierten und die metallischen Anteile in den Körper integrierten.

Sie lernen unheimlich schnell, diese Winzlinge. Sie sind halb biologisch, halb maschinell. Sie sind eine Form von Mikropositroniken, die über ein undurchschaubares und vielfältiges Programm verfügen. Ihre wesentliche Stärke besteht in der Fähigkeit, sich rasend schnell zu vermehren. Diese Tatsache und ihre Winzigkeit machen sie zu einem Gegner, der kaum abgewehrt werden kann.

Mein Kampf gegen diesen Parasiten spielt sich hauptsächlich auf geistiger Ebene ab. Aber auch das wird begrenzt sein. Die Computerbrutzellen legen aus unerklärlichen Gründen Pausen ein, in denen mein freier Wille die Oberhand gewinnt. Ich muss aber auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sie mir diesen freien Willen nur vorgaukeln. Wenn letzteres der Fall ist, bin ich verloren. Wenn die kurzen Zeiten, in denen ich über mich selbst bestimmen kann, ganz verschwinden, bin ich auch verloren. Die Zeit drängt also. Es bleiben mir kaum noch Chancen, den Parasiten aus meinem Körper zu entfernen. Eine Möglichkeit gibt es noch, und die werde ich wahrnehmen, egal, welche Opfer es erfordert.

Die operative Entfernung der Zellcomputer ist fehlgeschlagen. Die Injektion der noch nicht zur vollen Verwendungsreife entwickelten Polizeicomputerzellen hat bis jetzt keine erkennbare Wirkung gezeigt. Vielmehr muss ich nach den Ereignissen annehmen, dass es den Computerbrutzellen gelungen ist, die Polizisten weitgehend aus meinem Körper zu entfernen und den Rest zu vernichten.

Die Lösung des Problems liegt auf dem Mond. Die riesige Inpotronik NATHAN wird es allein sein, die einen Weg weiß, mich von den Zellcomputern zu befreien. Meine Aufgabe steht daher unwiderruflich fest. Ich muss zum Mond. Allein werde ich das nicht schaffen. Aber in Adelaie besitze ich eine Helferin, die nach meinen Wünschen handeln muss. Es gibt eine undurchschaubare Verbindung zwischen mir und ihr. Genauer gesagt, zwischen meinen Gedanken und dem Subsystem der Zellcomputer, das sich in ihrem Körper eingenistet hat. In dem Augenblick, in dem ich einen Gedanken gegen ihren Willen formuliere, schnürt das Subsystem ihr Herz ab. Sie weiß das, und deswegen wird sie mir helfen.

 

*

 

Ich bin Quiupu.

Ich bin ein Forscher im Auftrag von ... das habe ich wohl durch den Unfall vergessen.

Ich muss das Geheimnis lösen, das sich um den Wiederaufbau des Virenimperiums rankt. Ich habe eine Aufgabe, von der ich weiß, dass sie unlösbar ist, die ich aber dennoch verfolgen muss.

Die Terraner behandeln mich freundlich, aber ich spüre, dass sie mich nicht ernst nehmen. Wie könnten sie mein Handeln begreifen, wenn ich selbst nicht weiß, welche Mächte mich wirklich antreiben?

Sie lassen mich überwachen. Das ist sicher ein gutes Recht der Terraner, denn schließlich bin ich für sie ein geheimnisvoller Fremder. Sie nennen mich ein kosmisches Findelkind. In meiner Heimatsprache gibt es keinen vergleichbaren Begriff.

Die Überwachung stört mich nicht. Wichtig ist allein, dass ich in dem Labor, das mir Perry Rhodan zur Verfügung gestellt hat, meine Arbeiten ungestört durchführen kann.

Einmal habe ich mich der Überwachung durch einen Trick entzogen. Ich wollte eine der Computerbrutzellen in meinen Besitz bringen, die Perry Rhodan von der Welt Mardi-Gras mitgebracht hatte. Der Versuch schlug zum Teil fehl. Ich fing eine andere Zelle ein. Mittlerweile weiß ich, dass es sich dabei um eine der Polizeicomputerzellen handelte, die in dem Institut entwickelt werden. Man will sie als Gegenwaffe gegen die Computerbrutzellen einsetzen. Die entwendete Zelle gehörte zu der ersten Generation. Sie erwies sich als ungeeignet für den vorgesehenen Zweck. Außerdem konnte sie mir entkommen. Ich darf nicht ausschließen, dass sie die Ursache für einen Ausbruch der Polizeizellen war, durch die es beinahe zu einer Katastrophe in dem Forschungsinstitut gekommen wäre. Das hatte ich natürlich nicht beabsichtigt.

Inzwischen besitze ich zwei Polizeicomputerzellen der zweiten Generation. Nach meinen Ermittlungen sind sie als Waffe gegen die eigentlichen Brutzellen nur sehr schwach geeignet. Aber ich habe versucht, die beiden Zellen zu verändern, so dass ich sie notfalls einsetzen kann, wenn Gefahr im Verzug ist. Ob mir dann Erfolg beschieden sein wird, weiß niemand. Auch Vishna nicht.

Das Viren-Imperium ist allgegenwärtig.

Es ist meine Aufgabe. Eine Aufgabe, die ich nicht erfüllen kann, aber für die ich mit aller Konsequenz arbeiten muss.

 

*

 

Ich bin Mortimer Skand.

Ich bin ein Mann von 34 Jahren. Ich habe meine geregelte Arbeit im DELTACOM-Institut von Marcel Boulmeester. Ich sehe weder besonders gut, noch besonders schlecht aus. Ich finde, ich bin ein ganz normaler Mensch.

Als ich vor einigen Monaten Adelaie kennen lernte, setzte ich mir zum ersten Mal ein Ziel, das von meinem bisherigen Tun abwich. Ich wollte, dass sie für immer bei mir bleibt.

Eigentlich ein ganz verständlicher Wunsch, habe ich gedacht. Es wäre auch bei allem, was danach kam, nichts Ungewöhnliches gewesen. Ich lud sie zu mir ein und besorgte ihr eine Arbeitsstelle bei Boulmeester. Aber anstatt mir dankbar zu sein und für mich Gefühle zu entwickeln, stürzte sie sich in die Arbeit und klammerte sich an Boulmeester.

Vielleicht habe ich auch etwas falsch gemacht, denn ohne viel Nachdenken erwartete ich, dass sie sich mir mehr zuwandte.

Der Bruch kam mit ihrer Veränderung. Plötzlich meinte sie, mit Boulmeester würde etwas nicht stimmen. Was das sein sollte, wusste sie natürlich nicht, denn sie war es ja, die sich verändert hatte. Sie sah und hörte Gespenster. Das meine ich.

Und Marcel Boulmeester? Der nutzte sie für seine Zwecke ziemlich rücksichtslos aus. Irgendwie tröstete mich das, denn anfangs hatte ich tatsächlich geglaubt, er wolle sie mir abspenstig machen.

Inzwischen weiß ich es besser. Marcel Boulmeester hat einen Versuch mit Adelaie gemacht. Es muss mit den Computerbrutzellen zusammenhängen. Als ich sie nirgends finden konnte, habe ich im Hauptlabor des Instituts angerufen. Boulmeester leugnete ihre Anwesenheit, aber die Aufnahmeoptik erfasste die bewusstlose Adelaie.

Mein Zorn ist unbeschreiblich. Ich war immer ein loyaler Mitarbeiter des Chefs. Aber was er jetzt gemacht hat, das geht zu weit.

Ich habe Alarm geschlagen.

Sollen die schlauen Köpfe von der LFT oder dieser Rhodan sich einmal um die Vorkommnisse im Institut kümmern.

 

*

 

Ich bin Deininger.

Wie viele Menschen seit dem Jahr 1 der neuen Zeitrechnung habe ich mich entschlossen, nur einen Namen zu führen.

Manchmal glaube ich, ich bin der einsamste Mensch der ganzen Milchstraße. Aber das entspricht meinen Wünschen.

Es ist schließlich nicht jedermanns Sache, einen Einmannjob in einer Raumstation zu verbringen, die über fünf Lichtjahre von der nächsten bewohnten Welt liegt. Natürlich geht das nur auf freiwilliger Basis.

Ich bin seit 18 Jahren auf OUTPOST-4271. Die Positionsdaten sind eine vierundzwanzigstellige Zahl, die ich vergessen habe. Aus dem HQ-Hanse wird in regelmäßigen Abständen angefragt, ob ich meine Ablösung wünsche. Ich habe bis jetzt immer verneint, und es werden noch einige Jahre vergehen, bevor mein Ja über die Hyperfunkstrecke zur Erde geht. Dann wird man mich abholen.

Ich bin 93 Jahre alt. Kein besonders hohes Alter für einen Hanse-Spezialisten. Fairerweise muss ich sagen, dass ich kein besonderer Hanse-Spezialist bin. Es gibt zwar offiziell keine Unterschiede, aber ein Spezialist, der in einem der kosmischen Basare tätig ist, oder der gar auf der BASIS unterwegs ist, wird bestimmt als etwas Besseres angesehen als jemand wie ich, der nur eine Station auf einem einsamen Felsbrocken mitten in der gähnenden Leere des Weltalls seinen Bereich nennen darf.

Eigentlich wäre es nicht notwendig, dass sich auf einer OUTPOST-Station ein Mensch aufhält. Die positronischen Systeme, die im Verbund geschaltet sind, nehmen alle eigentlichen Aufgaben wahr. Diese sind – einfach ausgedrückt – die Überwachung eines bestimmten Raumsektors. Es wird praktisch alles gemessen, was messbar ist. Und das ist eine ganze Menge.

Du wirst sicher fragen, was dann ein alter Hanse-Spezialist hier zu suchen hat. Ganz einfach, das hängt mit Seth-Apophis zusammen. Wir wissen ja nicht, mit welchen Tricks und Mitteln diese Superintelligenz auftreten wird. Ein paar üble Sachen sind ja schon passiert. Da hat es sich gezeigt, dass der Mensch eben durch die beste Positronik nicht ersetzt werden kann. Auch wenn diese Maschinen perfekter und schneller denken als Menschen. Das letzte Fünkchen von Intuition fehlt ihnen. Wenn sie vor eine völlig neue Situation gestellt werden, können sie sich immer nur auf den eigenen Erfahrungsschatz abstützen. Die daraus sich ergebenden Denkvorgänge können in bestimmten Situationen etwas erfordern, was mit menschlichem Einfühlungsvermögen doch besser zu lösen ist als mit positronischem Geschaukel. Auch die Biozusätze in den Maschinen haben ihre Grenzen.

Deshalb also sitzt Deininger auf OUTPOST-4271.

Die jüngsten Berichte, die routinemäßig vom HQ-Hanse hier eingegangen sind, haben wieder unterstrichen, wie wichtig der Mensch doch ist. Ich meine die Sache mit den Computerbrutzellen. Für mich steht fest, dass diese Biester eine Waffe von Seth-Apophis sind. Es handelt sich um winzig kleine Dinger, die zwischen biologischen und maschinellem Leben schweben. Sie funktionieren Positroniken um, so wie Krebsviren einen Organismus befallen. Eine verteufelte Waffe. Ein Glück, dass ich mich nicht damit herumschlagen muss. Auf OUTPOST-4271 werden sie bestimmt nicht auftauchen.

Ich habe einen ruhigen Job, der mir viel Zeit lässt, meinen persönlichen Interessen nachzugehen. In den ganzen 18 Jahren habe ich eine einzige Meldung an das HQ geschickt. Das war vor gut drei Wochen gewesen, als meine Messgeräte eine Veränderung der kosmischen Hintergrundstrahlung von drei Grad Kelvin registrierten. Die Entfernung zu der betroffenen Stelle war jedoch sehr groß. Es muss irgendwo im Wega-Sektor gewesen sein.

Ich dachte anfangs, ich hätte eine Sensation auf Lager. Aber ich kam viel zu spät. Im HQ wussten die schon alles.

Heute ist der 11. September des Jahres 424. Die Positronik hat mir mitgeteilt, dass im Lauf des Tages eine Versorgungssendung über den Transmitter von der Erde kommt. Das geschieht alle vier Wochen, und es ist die einzige Unterbrechung in meinem eintönigen Dasein.