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Nr. 1032

 

Der Experimentalplanet

 

Quiupus neuer Versuch – auf der Welt der Mordsamen und Symbionten

 

von PETER GRIESE

 

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Mehr als 400 Jahre sind seit dem Tag vergangen, da Perry Rhodan durch seine Expedition mit der BASIS tiefe Einblicke in die kosmische Bestimmung der Menschheit gewann und in die Dinge, die auf höherer Ebene, also auf der Ebene der Superintelligenzen, vor sich gehen.

In folgerichtiger Anwendung seiner erworbenen Erkenntnisse gründete Perry Rhodan Anfang des Jahres 3588, das gleichzeitig zum Jahr 1 der Neuen Galaktischen Zeitrechnung (NGZ) wurde, die Kosmische Hanse, eine mächtige Organisation, deren Einfluss inzwischen weit in das bekannte Universum hineinreicht.

Gegenwärtig, im Jahr 424 NGZ, sieht sich die Hanse, die neben dem interstellaren Handel auch der kosmischen Verteidigung dient, schweren Anschlägen der Superintelligenz Seth-Apophis ausgesetzt.

Wenn auch der jüngste persönliche Einsatz Perry Rhodans gegen die von Seth-Apophis ausgeschickten Zweitweichen keinen Erfolg gebracht, sondern nur die Risiken und Gefahren eines solchen Unternehmens deutlich aufgezeigt hat, so können wir dennoch sicher sein, dass der Terraner dem Problem Seth-Apophis weiterhin zu Leibe rücken werden.

Auch Quiupu, das kosmische Findelkind, beschäftigt sich trotz etlicher Fehlschläge weiter mit seinem Problem. Standort seiner gefährlichen Tätigkeit ist DER EXPERIMENTALPLANET ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Quiupu – Das kosmische Findelkind ist eigenwillig.

Sarga Ehkesh – Die Wissenschaftlerin sucht ihren verschollenen Vater.

Demos Yoorn – Kommandant der LUZFRIG.

Prester Ehkesh – Ein unfreiwilliger Symbiont.

Perry Rhodan – Der Terraner opfert ein Vermögen.

Adelaie – Eine Biolaborantin.

1.

 

Staunend betrachtete Prester Ehkesh die dunklen Wolken, die urplötzlich von mehreren Seiten hinter den breiten Bergrücken auftauchten und sehr schnell an Höhe gewannen. Er verstand nicht viel von Meteorologie, aber er schätzte die Geschwindigkeit der grauen Wolkenbänder auf über 200 Stundenkilometer.

Das war erstaunlich, denn um ihn herum herrschte fast Windstille. Den lauen Fahrtwind, der ihm in dem offenen Gleiter um die Ohren strich, spürte er kaum. Allerdings flog der Wissenschaftler relativ langsam.

Außer ihm befand sich noch ein Roboter in dem Fahrzeug. Yrak stammte wie der Gleiter aus den unterirdischen Fabriken der Hauptwelt der Blues auf dem Planeten Gatas.

Es handelte sich um einen wissenschaftlichen Arbeitsroboter, der die Forschungsarbeit des Galaktobiologen unterstützen sollte. Ohne gezielten Auftrag blieb der Roboter schweigsam. So reagierte er auch in keiner Phase auf die ständig weiter in die Höhe strebenden Wolken.

Einige Kilometer voraus erhob sich eine Bergkette, die in dem hellen Licht der Sonne Scarfaaru in saftigem Grün leuchtete. Ehkesh hatte darauf bestanden, dass die Pflanzenwelt eines Gebirgsrückens noch erforscht wurde, bevor das GAVÖK-Schiff diese Welt wieder verlassen würde.

Der Planet hatte noch keinen Namen. Für Prester Ehkesh war das ohne Bedeutung, denn er war sich sicher, dass sein Kommandant, der Blue Scarfaaru, in der Zwischenzeit für alle Welten dieses kleinen Sonnensystems Namen festgelegt hatte. Natürlich hatte die solähnliche, aber gelblich scheinende Sonne den Namen Scarfaaru erhalten. Das System war das erste, das der Blueskommandant in sein Tagebuch hatte eintragen lassen.

Die Farbe der Wolken verfärbte sich von grau in schwarz. Langsam füllte sich der ganze Himmel mit ihnen an. Die Umgebung unter dem Gleiter begann sich zu verdunkeln, obwohl es Mittagszeit war.

Ehkesh beschleunigte den Gleiter etwas, aber er argwöhnte noch nichts. Der Bergrücken kam nun schnell näher. »Yrak«, befahl er dem Roboter, »bereite die Behälter für die Pflanzenproben vor.«

Der Roboter bestätigte den Befehl und begann im Hinterteil des Gleiters mehrere kastenförmige Metallschalen aufzustapeln und mit Erdreich zu füllen.

Die Geschwindigkeit der Wolken schien weiter zuzunehmen. Es war, als ob ein gewaltiger Sog sie in die Höhe riss, um sie über dem mehrere Dutzend Kilometer durchmessenden Tal zu vereinen.

Von einer Sekunde zur anderen verdunkelte sich die Sonne. Nur ein hellgrauer Fleck war da noch sichtbar, wo Scarfaaru stand.

Prester Ehkesh begann unruhig zu werden. Eine solche Entwicklung des Wetters war nicht vorherzusehen gewesen. Der Bordmeteorologe hatte von einem gleichmäßigen, warmen Klima gesprochen. Für einen Moment überlegte er, ob er umkehren sollte. Scarfaarus Diskusschiff stand in 82 Kilometern Entfernung. Dann sagte er sich, dass er das Schiff notfalls in einer halben Stunde erreichen würde und dass es unsinnig wäre, jetzt abzubrechen. Der Blue hatte es immer eilig. Es war also fraglich, ob er noch eine weitere Exkursion erlauben würde. Die Startzeit war für heute Abend festgelegt worden.

Da blieb nicht viel Zeit, denn die Tagperiode auf diesem Planeten betrug nur gut neun Stunden.

Der Galaktobiologe kam nicht mehr dazu, über diesen Entschluss nachzudenken. Zuerst lenkte ihn Yrak ab, der ihm meldete, dass alle zwölf Behälter vorbereitet seien.

Unwillkürlich drückte er den Gleiter etwas nach unten, da er sich von der Nähe des Bodens mehr Sicherheit versprach.

Dann brach das Unwetter mit einer Urgewalt los, die Prester Ehkesh für unmöglich gehalten hatte. In den fünf Tagen, in denen er jetzt auf dieser Welt weilte, hatte es nichts Ähnliches gegeben.

Er hatte den Eindruck, dass er erst das Rauschen hörte und dann das Wasser bemerkte. Es konnte aber auch sein, dass er durch die rasche Entwicklung abgelenkt wurde.

Der dichte Regen knallte urplötzlich auf ihn herunter. In Sekundenschnelle stand das Innere des Gleiters bis zu seinen Knöcheln unter Wasser.

Verzweifelt suchte er nach der Taste, durch die das transparente Deck geschlossen wurde. Die dichten Wasserschleier versperrten ihm die Sicht.

Dazu kam das Dröhnen der Wassermassen.

»Verdammt, Yrak«, brüllte Ehkesh. »Wo geht dieses Mistding denn zu?«

Der Roboter beantwortete die Frage prompt. »Diese Probleme gehören nicht zu meinem programmierten Aufgabenbereich.«

Unter dem Andruck der Regenmassen begann das Fahrzeug zu schlingern. Es war nicht für solch extreme Verhältnisse konstruiert. Gleichzeitig kam ein orkanartiger Wind auf, der von einer Seite gegen den Gleiter drückte.

Der Boden unter Ehkeshs Füßen begann sich zu neigen. Er klammerte sich an der seitlichen Karosserie fest. Endlich erwischte seine freie Hand die automatische Steuerung.

Unter heftigem Rütteln stabilisierte sich das Fahrzeug wieder in die waagerechte Lage.

»Die vorbereiteten Pflanzenbehälter werden durch die eindringenden Wassermengen unbrauchbar«, meldete Yrak. »Soll ich sie in den Laderäumen verstauen, oder soll ich neue vorbereiten?«

Der Wissenschaftler hörte dem Roboter kaum zu. Seine Hände glitten über die Bedienungselemente des Steuerpults. Das Wasser stand ihm mittlerweile bis über die Knie.

Endlich erwischte er die richtige Taste. Die Abdeckhaube schloss sich über der offenen Kanzel. Nun war nur das Prasseln des Wolkenbruchs zu hören.

Ehkesh starrte in Flugrichtung. Dort war nichts mehr zu sehen außer dunklen Wasserschleiern. Er schaltete die Scheinwerfer ein, aber das Licht wurde reflektiert, und dadurch wurde die Sicht noch schlechter.

Der erste Lichtblitz, der aufzuckte, ließ ihn erschrocken zusammenzucken. Der folgende Schlag des Donners ließ den kleinen Gleiter erbeben.

Panik ergriff Prester Ehkesh. Das Wasser zu seinen Füßen lief nicht ab. Eine dunkle Ahnung sagte ihm, dass es eine zu große Belastung für das Fahrzeug war. Er glaubte zu spüren, dass er immer mehr nach unten sank.

Andererseits wagte er es nicht, schon jetzt die automatische Steuerung abzuschalten. Da er keine Orientierungsmöglichkeit besaß, wäre das zu gefährlich gewesen.

Nun folgte Blitzschlag auf Blitzschlag. Das Krachen und Grollen des Donners verwandelte sich aus einer unregelmäßigen Folge in ein ununterbrochenes Stakkato. Der Gleiter schlingerte wieder stärker.

Der Wissenschaftler wischte sich die Nässe aus dem Gesicht. Regenwasser und Schweiß vermischten sich dort. Er besann sich auf die wenigen technischen Einrichtungen, die das Flugboot besaß. Viel verstand Ehkesh von diesen Dingen als Biologe nicht. Auch Yrak konnte ihm dabei nicht helfen.

Es gab ein Normalfunkgerät und eine Navigationsanlage, an der sich der zurückgelegte Weg verfolgen und ablesen ließ. Irgendwie ließen sich diese Angaben auch mit der Steuerautomatik koppeln, aber das überstieg bereits Ehkeshs technische Kenntnisse.

Seine von Nässe verschmierten Augen versuchten die Koordinaten des Navigationsgeräts abzulesen. Die Zahlen sprangen wild hin und her. Das Gerät musste irgendwie gestört sein. Dass die schweren Entladungen des herniedergehenden Gewitters daran schuld waren, erkannte er nicht.

Als er das Funkgerät einschaltete, hörte er nur ein gleichmäßiges Prasseln, das von Zeit zu Zeit von einem schweren Krachen unterbrochen wurde. Er rief in das Mikrofon, aber er erhielt keine Antwort.

Der gleichmäßige graue Schleier aus Wasser ringsum zeigte nicht die geringste Aufhellung. Nur wenn die Blitze herniederzuckten, konnte Ehkesh etwas mehr erblicken.

Einmal glaubte er dicht vor sich hohe Bäume zu sehen, aber so nah konnte er noch nicht an den Bergen sein. Außerdem bezweifelte er, dass er trotz der automatischen Steuerung seinen Flug geradeaus fortgesetzt hatte. Die ständigen Querbewegungen konnte sicher auch die Automatik nicht vollständig ausgleichen.

»Yrak«, brüllte der Galaktobiologe durch das Tosen des Unwetters, »wenn etwas passiert, musst du allein versuchen, zum Schiff von Kommandant Scarfaaru zurückzukehren. Berichte ihm, was vorgefallen ist. Und hole Hilfe. Hast du das verstanden?«

»Ich habe es verstanden. Bitte sage mir, was vorgefallen ist.«

Nun brachte nicht nur die Situation, sondern auch der Roboter Ehkesh zur Verzweiflung. Die Maschine war für solche Aufgaben einfach nicht geeignet, und daher gab er es auf, von dieser Seite auf Hilfe zu hoffen.

Er konzentrierte sich ganz auf den Gleiter und auf die Umgebung. Sehen konnte er allerdings immer noch nichts.

Plötzlich stand er in gleißender Helle. Zuerst glaubte er, gegen ein Hindernis geprallt zu sein, aber dann merkte er, dass er weiterflog.

Ein Blitz war durch das Flugboot geschlagen.

Die Geräusche erstarben schlagartig. Prester Ehkesh war völlig taub geworden. Er drehte sich kurz nach hinten um. Die Hauptteile von Yrak waren auseinander gefallen. Es stank nach verbranntem Material.

Erst jetzt bemerkte er die zahlreichen roten Lampen an dem Steuerpult. Ihm fiel nicht mehr ein, welche Bedeutung sie hatten. Seine Verwirrung und Angst waren zu übermächtig, als dass er noch einen klaren Gedanken hätte fassen können.

Der Gleiter begann zu trudeln. Er wurde hin und her geschleudert. Ehkesh knallte gegen die Seitenwände. Sein lädierter Körper begann zu schmerzen.

Er rutschte von einer heftigen Bewegung zu Boden und versank bis zum Hals im Wasser. Seine Hände suchten mühsam nach einem Halt. Sie klatschten auf das triefnasse Armaturenbrett.

Da sein Gehör noch immer nicht funktionierte, merkte Ehkesh im ersten Moment nicht, dass sich die Abdeckhaube wieder öffnete. Der hereinprasselnde Regen ergoss sich über ihn.

Der Fluggleiter rammte den Boden. Der Mann wurde mit einer Wasserwoge ins Freie geschleudert. Er landete relativ weich.

Der Boden war schlammig. Sofort begann Prester Ehkesh in dem Morast einzusinken. Der Regen fiel immer noch so dicht, dass der Schlamm schnell von seinem Körper gewaschen wurde.

Seinen Gleiter erblickte Ehkesh nicht mehr. Er hatte bei dem Sturz völlig die Orientierung verloren. Die Sicht betrug nur wenige Meter.

Vielleicht war das Fahrzeug sogar im Morast versunken.

Der Zufall half ihm, ein Stück zu finden, wo der Untergrund fester war. Er kletterte auf das Stück harten Boden. Dort richtete er sich auf.

Der herabfallende Regen war in seinen Ohren nur als leises Rauschen zu hören. Der Einschlag des Blitzes musste mehr als nur die Trommelfelle zerstört haben.

Prester Ehkesh blickte sich um. Seine halblangen schwarzen Haare hingen in dicken Strähnen vom Kopf. Von dem Schnauzbart rann ein ununterbrochener Wasserstrom auf seine Brust.

Die Sonne Scarfaaru war nicht zu erblicken. Alles war grau in grau. Die einzige Erleichterung war die geringe Schwerkraft des Planeten. Allerdings milderte sie nicht die Schmerzen in seinem Körper.

Endlich ließ der Regen etwas nach. Die Sicht wurde etwas besser. In zehn oder zwölf Metern Entfernung erblickte er seinen Gleiter. Er steckte mit dem Bug voran zu einem Drittel im Morast.

Ob das Funkgerät noch funktionieren würde? Ehkesh bezweifelte dies nach den jüngsten Ereignissen. Trotzdem war es seine einzige Hoffnung.

Er beschloss, noch etwas zu warten, bis sich der Regen ganz gelegt hatte und bis die Schmerzen in seinen Gliedern nachgelassen hatten.

Die Umgebung erhellte sich mehr und mehr. Ein verwaschener Fleck deutete an, wo Scarfaaru stand.

Ein Blick auf seine Uhr zeigte dem Wissenschaftler, dass das ganze Spektakel keine zehn Minuten gedauert hatte. Seine Kombination wies mehrere Risse auf. Am rechten Oberschenkel verfärbte sich das lindgrüne Tuch rot.

So stand er mehrere Minuten, in denen der Regen immer schwächer wurde. Schließlich wagte er sich in den Morast. Mit schweren Schritten kämpfte er sich vorwärts.

Seine Kräfte begannen schon nach wenigen Metern zu erlahmen. Allein der Gleiter, der vor ihm sichtbar war, mobilisierte seine letzten Reserven.

Als er einmal eine Rast einlegte, ließ sich anschließend das linke Bein nicht mehr bewegen. Bis zum Knie stand er in dem völlig aufgeweichten Boden.

Er tastete mit dem rechten Bein in den Morast und stieß auf etwas Hartes. Es umklammerte seinen Unterschenkel.

Der Regen hörte völlig auf, und die dichten Wolken verflogen so schnell, wie sie emporgezogen waren.

Prester Ehkesh bückte sich. Seine Arme glitten an dem festsitzenden Bein hinab. Mehrere fingerdicke Stränge hatten sich um das Bein gewickelt. Er musste direkt in ein Wurzelgeflecht getreten sein.

Dass ringsum keine größere Pflanze sichtbar war, zu der die Wurzeln hätten gehören können, bemerkte der Galaktobiologe nicht. Mit den Händen versuchte er, die Wurzeln zu lösen. Sie waren sehr zäh und ließen sich kaum verbiegen.

Nur wenige Meter entfernt steckte der Gleiter im Erdboden. Dort hatte er alle Werkzeuge, um sich aus dem Wurzelgespinst zu befreien.

»Yrak!«, rief er in seiner Verzweiflung. »Du musst mir helfen.«

Tatsächlich antwortete der Roboter.

»Ich helfe dir gern«, sagte er mit seiner langweiligen und monotonen Stimme. »Aber ich bin beschädigt worden. Mein Körper besitzt keine Fortbewegungsmechanismen mehr. Sie sind durch eine gewaltsame Einwirkung verloren gegangen.«

»Wirf mir ein großes Messer oder eine Machete herüber!«

»Zu meinem Bedauern ist auch die Ausführung dieses Befehls wegen der Beschädigungen nicht möglich.«

»Dann schalte das Funkgerät ein, und rufe das Schiff. Ich stecke hier fest und brauche Hilfe.«

Der Roboter schwieg.

Ehkesh starrte zu dem Gleiter hinüber, als müsse dort etwas Entscheidendes geschehen. Wütend wollte er mit dem freien Fuß nach den Wurzeln treten, aber zu seinem Entsetzen musste er feststellen, dass sich das andere Bein nun auch nicht mehr bewegen ließ.

Erneut befiel ihn Panik. Das war kein normales Wurzelgeflecht. So schnell konnte sich so etwas nicht bewegen und um seine Beine schlingen.

Die braunen Enden, die bereits armlang zu allen Seiten von ihm aus dem Boden drangen, bemerkte er noch nicht. Verzweifelt riss er mit beiden Händen an seinem rechten Bein.

Plötzlich gab der Stoff der Kombination nach. Er rutschte von seinem heftigen Ziehen nach oben.

Dicht unter dem Knie war er unregelmäßig abgerissen. Der Riss konnte nicht durch seine Gewaltanwendung entstanden sein. Die Ränder des Stoffes waren fasrig, als hätte eine Säure die Auflösung bewirkt.

Seine Hände fuhren erneut in den Morast. Dicht unter dem Knie lag ringförmig etwas Festes um sein Bein gewickelt. Ein dickerer Strang führte von dort nach unten.

Zum ersten Mal kam ihm der Verdacht, dass ein Tier, das in dem Sumpf lebte, ihn angriff. Oder es war eine Lebensform, die er sich als Galaktobiologe gar nicht vorstellen konnte.

»Das Funkgerät lässt sich nicht aktivieren«, rief Yrak.

Prester Ehkesh schaute zu dem Gleiter. Jetzt bemerkte er die bizarren Stangen, die sich überall aus dem Boden schoben. Sie sahen wie Wurzeln aus, die in die falsche Richtung wuchsen. Fast alle Stängel, die teilweise eine Höhe von einem Meter erreicht hatten, neigten sich leicht zu ihm hinüber.

Er spürte ein Prickeln in den Beinen und hatte das Gefühl, dass ihm jemand die Stiefel auszog. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu.

Er wollte nach einem der aus dem Boden schießenden Wurzelstränge fassen, aber das Geäst wich in einer ruckartigen Bewegung von ihm weg. War es möglich, dass die Wurzeln ihn sahen?

Es gab keine klare Antwort auf die selbstgestellte Frage, aber es war eindeutig, dass irgendeine Art von Wahrnehmungsvermögen vorhanden sein musste.

Nun merkte er auch, dass er langsam nach unten gezogen wurde. Dicht neben seinen Beinen ringelten sich weitere Wurzelstränge aus dem Boden.