Cover

Friederike Schwencke – Detektiv auf vier Pfoten | Rettet das Tierheim! – Mit Illustrationen von Guido Apel – SCM

SCM | Stiftung Christlicher Medien

Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-417-22838-0 (E-Book)
ISBN 978-3-417-28727-1 (Lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:
Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth

© 2016 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, 58452 Witten
Internet: www.scmedien.de | E-Mail: info@scm-verlag.de

Illustrationen: Guido Apel, Bamberg, www.guidoapel.de
Satz: Katrin Schäder, Velbert

Oliver und sein Hund Rudi sind die besten Freunde. Dabei war Oliver erst gar nicht begeistert, als er den kleinen Rudi zum zehnten Geburtstag bekam. Er hatte sich doch einen gefährlichen Beschützer-Hund gewünscht! Deshalb erfand Oliver eine wilde Geschichte: Rudi sei eigentlich ein Polizeihund, sehr gut ausgebildet und nur zur Tarnung so niedlich.
Als es dann drauf ankam, einen Kriminalfall zu lösen, musste Rudi helfen, ob nun echter Polizeihund oder nicht. Und seit die beiden zusammen mit Olivers Freunden Johanna und Julius das Rätsel vom Krähenwald gelöst haben, ist Oliver stolz auf seinen kleinen Hund.

Inhalt

1. Das Versprechen des Bürgermeisters

2. Die Rentner-Achterbahn

3. Alles in Butter, Martin Luther?

4. Geld wächst nicht auf Bäumen …

5. … aber wer braucht schon Geld?

6. Die Einweihung

7. Streit, Regenmäntelchen und ein Entschluss

8. Weihnachtsmarkt mit Folgen

9. Wir mischen uns ein

10. Feuer!

11. Trauer um Davey

12. Ein falscher Postbote und echte Detektive

13. Ein Brandstifter packt aus

14. Wie Julius zum Hund wurde

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Pfotenabdruck
Kapitel 1

Das Versprechen des Bürgermeisters

Nick streckte sich genüsslich auf der Parkbank aus. Die letzten warmen Sonnenstrahlen des Sommers schienen ihm ins Gesicht. Lächelnd beobachtete er zwei Hunde, die einander wild über die große Wiese vor ihm jagten. Ihr Bellen schallte durch die ganze Parkanlage.

Neben Nick auf der Parkbank hockte Oliver. Lässig saß der blonde Junge auf der Lehne, die Füße auf der Sitzfläche. Auch er sah den beiden Hunden zu. Gerade hatte der kleinere den Lederfußball erobert und versuchte, hineinzubeißen. Doch schon ging der größere, ein Husky, dazwischen. Empört kläffte der kleine schwarze Hund seinen großen Spielkameraden an.

„Zeig’s ihm, Rudi!“, rief Oliver seinem Hund lachend zu. Rudi kläffte.

Nick spottete grinsend: „Gegen meinen Davey hat er nicht den Hauch einer Chance! Du weißt doch, Huskys sind Schlittenhunde, die haben Ausdauer ohne Ende. Da kann dein Zwerg nicht mithalten.“

„Pah“, machte Oliver. „Dafür ist Rudi ein Polizeihund.“

„Jetzt fang nicht wieder mit deinen Geschichten an. Es reicht, dass du uns ein paar Wochen lang an der Nase herumgeführt hast. Jetzt wissen wir alle Bescheid, vergiss das nicht.“

Oliver nahm es ihm nicht krumm. Er wusste, dass sein Freund nicht mehr böse auf ihn war.

Nick gähnte laut und streckte sich.

Dann fügte er nachdenklich hinzu: „Mann, ich wünschte, ich hätte auch so viel Energie wie Davey. Ich fühle mich echt urlaubsreif.“

„Ich könnte auch schon wieder Ferien vertragen“, stimmte Oliver zu.

„Quatsch!“ Nick lachte. „Ihr hattet doch gerade mal zwei Wochen Schule seit den Sommerferien, wozu brauchst du denn schon wieder frei?“

„Hey, so’ne neue Schule ist nicht ohne! In der fünften Klasse ziehen die ganz schön an. Das ist kein Kindergarten mehr“, verteidigte sich Oliver sofort. Dann setzte er scherzhaft nach: „Und du? Du arbeitest doch sowieso nur sonntags. Zwanzig Minuten predigen, fertig. So’n Pastor hat ’nen total lockeren Job.“

„Von wegen! Und was ist mit dem Konfirmandenunterricht, dem Jugendkreis und den Krokos? Denkst du, das macht sich von alleine?“ Nick spielte den Verärgerten. Er war Jugendpastor in der Kirche, die Olivers Mama Sandra besuchte. Außerdem war er seit einigen Monaten Olivers Freund. Die beiden hatten sich über ihre Hunde kennen gelernt und trafen sich regelmäßig mit ihren Vierbeinern im Park. Auch Rudi und Davey waren echte Hunde-Freunde geworden.

„Komm doch endlich mal zu den Krokos! Dann siehst du, wie hart ich da schufte, damit die Kinder eine gute Zeit haben.“ Nick klopfte sich selbst auf die Schulter und grinste.

„Jetzt fang nicht wieder damit an! Ich hab dir schon hundertmal gesagt, dass ich nicht in diesen Kinder-Kirchen-Club geh. Wie uncool ist das denn?“ Oliver verschränkte die Arme. Langsam war er echt genervt davon, dass Nick ihn ständig einlud und nicht locker ließ.

„Ach, ist der Herr Fünftklässler jetzt cool oder was?“ Nick schmunzelte.

Oliver antwortete nicht, sondern stand auf und blies in die Hundepfeife, die er stets um den Hals trug. Sofort kam Rudi angeflitzt. „Los Dicker, wir gehen. Nick ist heute unerträglich!“ Als er Nicks erschrockenes Gesicht sah, grinste er nur. „War doch bloß Spaß! Ich muss los: Um vier Uhr kommt Johanna. Ich soll ihr Mathe erklären. Aber dass ich nicht zu den Krokos will, das meinte ich schon ernst“, setzte er vorsichtshalber nach.

Auch Nick pfiff Davey herbei, und gemeinsam schlenderten sie zum Ausgang des Stadtparks. Nick kickte den Fußball vor sich her. „Ihr seid also tatsächlich in die gleiche Klasse gekommen, du und Johanna?“

„Ja, und Julius, Mika und Tino sind auch bei uns!“ Oliver strahlte. Die Kinder waren aus der Grundschule gemeinsam an die IGS in Kleefeld gewechselt.

„Hätte ich ja nicht gedacht, dass die euch zusammenstecken. Nicht, dass ihr wieder so ein Abenteuer ausheckt wie letztes Schuljahr.“ Nick knuffte Oliver in die Seite.

Dieser lachte geschmeichelt und strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn: „War doch ’ne coole Aktion: Wir haben die Metalldiebe gestellt, die Vierer-See-Bahn gerettet, und wahrscheinlich sogar ein paar Wildtiere davor bewahrt, wie der Hirsch und das Wildschwein erschossen zu werden.“

„Tja, aber vor allem wärt ihr fast erschossen worden, auf diesem Lieferwagen!“ Nick schüttelte den Kopf.

Oliver liebte es, über sein waghalsiges Abenteuer auf der Klassenfahrt zu reden. Er war riesig stolz auf sich und besonders auf seinen tapferen Hund Rudi. Ohne Rudi wäre die ganze Geschichte sicher nicht so gut ausgegangen. Dass Oliver selbst ganz schön Angst gehabt hatte, gab er nicht gerne zu. Und dass er seinen Freunden sogar wochenlang vorgeflunkert hatte, Rudi sei ein ausgebildeter Polizeihund, verdrängte er ebenfalls. Denn das hatte doch ein wenig Ärger gegeben. Zum Glück hatten ihm seine Freunde verziehen.

In Kleefeld war Oliver jetzt sogar ein kleines bisschen berühmt. In der Zeitung war ein großer Artikel über den Vorfall gewesen. Er, Rudi, Johanna und Julius wurden als Helden bezeichnet und auf dem großen Foto konnte man alle vier gut erkennen. Aber andererseits war Kleefeld auch eine wirklich winzige, langweilige Kleinstadt. Da kam jeder, der irgendwas halbwegs Besonderes getan hatte, sofort in die Zeitung. Doch egal, Zeitung war Zeitung. Oliver hatte sich den Artikel jedenfalls ausgeschnitten und in seinen Rudi-Ordner geheftet.

Nick und Oliver verabschiedeten sich an der Skaterbahn und verließen den Park in entgegengesetzte Richtungen. Oliver nahm Rudi wieder an die Leine, denn an der Straße ging er gerne auf Nummer sicher. Er trainierte viel mit Rudi und normalerweise hörte der kleine schwarze Mischling mittlerweile aufs Wort, doch man konnte ja nie wissen.

Zu Hause angekommen begrüßte Olivers Mama Sandra ihn ganz aufgeregt: „Oliver, du hast Post! Vom Bürgermeister!“ Sie wedelte mit einem Umschlag vor Olivers Nase herum.

Oliver warf seine Schuhe unter die Garderobe und griff aufgeregt nach dem Umschlag. In dem Moment klingelte es an der Tür. Sandra Klapperstück hatte gerade erst den Türsummer gedrückt, da kam Johanna schon die Stufen hinaufgestürmt, sodass ihre braunen Haare nur so flogen.

„Hey, Olli, hast du schon die Post von heute gelesen?“ Auch sie wedelte mit einem Umschlag. Sie war Olivers beste Freundin und zusammen mit Julius und Rudi waren sie seit der Klassenfahrt eine richtige Detektivbande geworden.

Neugierig riss Oliver seinen Umschlag auf. Sofort erkannte er den Briefkopf der Stadt Kleefeld. Er rückte seine Brille auf der Nase zurecht, was er immer tat, wenn er aufgeregt war.

Er überflog die Zeilen: „31. Oktober … Einweihungsfeier … 10:00 Uhr … Band durchschneiden …“, murmelte er.

Sandra Klapperstück schielte über Olivers Schulter. Rudi sprang derweil an Johannas Beinen hoch. Sie begrüßte Rudi freundlich. Die beiden waren mindestens so dicke Freunde wie Oliver und sie.

„Also, der Bürgermeister hat Wort gehalten! Wir dürfen bei der Wiedereröffnung der Vierer-See-Bahn die Feier begleiten und das Eröffnungsband durchschneiden!“, freute sich Oliver.

Als die Kinder vor den Sommerferien die Metalldiebe gestellt und somit die weitere Zerstörung der Vierer-See-Bahn verhindert hatten, war der Bürgermeister hocherfreut gewesen. Denn so war seine kleine Touristenattraktion, eine Bimmelbahn, die rund um Kleefelds See fuhr, gerettet worden. Zum Dank wollte er Johanna, Julius und Oliver zu dem Festakt einladen und ihnen dabei eine besondere Aufgabe überlassen. Das hatte er versprochen. Nun war es also offiziell: Sie durften die Bahn eröffnen. Sicher hatte Julius genau den gleichen Brief bekommen wie Oliver und Johanna.

„Wollen wir Julius anrufen?“, schlug Oliver vor.

„Ja, gute Idee!“, sagte Johanna und die beiden verschwanden mit dem Telefon in Olivers Zimmer, den kleinen Rudi im Schlepptau. Dass Johanna eigentlich wegen der Matheaufgaben gekommen war, hatten sie schon vergessen. Zu aufgeregt waren sie über die Ehre, die Bahn eröffnen zu dürfen.

„Hoffentlich müssen wir keine Rede halten“, kicherte Johanna.

„Quatsch, das ist doch die Aufgabe des Bürgermeisters!“ Oliver würde sich niemals trauen, vor der versammelten Stadt auch nur zwei Sätze zu sagen.

„Aber bestimmt kommen wir wieder in die Zeitung.“ Johanna grinste. Sie hatte den Zeitungsausschnitt vom Sommer eingerahmt und in ihrem Zimmer aufgehängt. Immer noch fühlten die Kinder sich wie Helden.

Als Olivers Mama einige Zeit später zum Abendessen rief, erschrak Johanna: „Mist, ich hab noch kein bisschen Mathe gemacht.“

„Egal, nimm einfach mein Heft mit, schreib die Lösungen heute Abend ab und bring es morgen mit in die Schule. Erklären kann ich es dir in der großen Pause“, schlug Oliver vor. Das Angebot konnte Johanna nicht ausschlagen. Sie schnappte sich Olivers Heft, kraulte Rudi den Bauch und verabschiedete sich. Hoffentlich würde es morgen keinen Test über die Aufgaben geben …