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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2165

 

Rückkehr in den Mahlstrom

 

In der Heimat der SOL – Atlan sucht das erste Thoregon

 

von Arndt Ellmer

 

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Auf den von Menschen bewohnten Planeten der Milchstraße schreibt man den April des Jahres 1312 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – dies entspricht dem April 4899 alter Zeitrechnung. Nach erbitterten Kämpfen hat sich die gefährliche Situation für die Terraner und ihre Verbündeten beruhigt.

Von all diesen Problemen in der Menschheitsgalaxis können die Besatzungsmitglieder der SOL nichts ahnen. Die Odyssee des Hantelraumschiffes scheint fürs Erste weiterzugehen: Nach der Zeitreise in die Galaxis Segafrendo und den Abenteuern in Dommrath ging es erst einmal nach Wassermal.

Seit die Besatzung unter der Expeditionsleitung von Atlan in Wassermal wichtige Informationen von den Pangalaktischen Statistikern erhalten hat, sind neue Ziele anzusteuern. Der Rückflug in die Heimat muss erst einmal verschoben werden, denn eine wahrhaft kosmische Aufgabe wartet auf die Menschen an Bord: Sie wollen das Erste Thoregon ansteuern, dort Kontakt zu den geheimnisvollen Helioten aufnehmen und vor Ort eine ungeheure Bedrohung für die Milchstraße beseitigen.

So beginnt für die SOL die RÜCKKEHR IN DEN MAHLSTROM ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – In einer fremden Umgebung muss sich der Arkonide mit seiner Mannschaft orientieren.

Fee Kellind – Die Kommandantin der SOL will ihr Raumschiff vor dem Untergang retten.

Trim Marath – Der Para-Defensor hat ein besonderes Problem mit seinen Kräften.

Myles Kantor – Der Wissenschaftler sucht nach einem Zugang zum Ersten Thoregon.

1.

 

Mein erster Gedanke war: Wieso spricht Myles nicht weiter?

Einen Augenblick später wurde mir klar, dass inzwischen Zeit vergangen sein musste. Die merkwürdigen Verrenkungen der Gefährten in ihren Sesseln, Icho Tolot beim Zertrümmern einer Konsole und die seltsamen Drohungen aus dem Mund des »Smilers« – das alles fand nicht mehr statt. Es waren die letzten Eindrücke gewesen, die ich wahrgenommen hatte.

Danach ...

Du warst geistig nicht bei dir, Atlan!, meldete sich mein Extrasinn.

Über die Dauer konnte er keine Angaben machen.

Der Helm meines Schutzanzugs war geschlossen. Die Automatik musste es veranlasst haben. Durch die Helmscheibe blinzelte ich in die Helligkeit der Hauptleitzentrale.

Männer und Frauen hingen reglos in ihren Kontursesseln. Icho Tolot saß ein Stück abseits am Boden, seine vier Arme verschränkt, die Trümmer eines Kontursessels um sich verteilt.

Ein diffuses Raunen drang an meine Ohren. Mein Kopf schien in einem Wattebausch zu stecken. Ich schluckte krampfhaft, versuchte mich zu konzentrieren. Unter höchster Anstrengung gelang es mir, die Benommenheit abzuschütteln.

Das Raunen veränderte sich. Ich unterschied erst einzelne Silben, dann ganze Worte. Ich erkannte die freundliche Stimme der Hyperinpotronik. Sie wies uns ununterbrochen darauf hin, dass keine Gefahr mehr bestand.

Dunkle Schatten durchquerten mein Blickfeld, kegelförmige Medoroboter, die nach den Insassen der Sessel sahen und sie betreuten. Eine der Maschinen kümmerte sich auch um mich. Ein Tentakel mit einem Scanner umkreiste mich.

»Kein medizinischer Befund, Atlan«, verkündete der Medo. »Du bist völlig gesund.«

»Ich fühle mich matt, wie gelähmt!«

Der Medo reagierte nicht auf den Satz, schätzte ihn wohl als unwichtig ein und schwebte zum nächsten Patienten.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung. Rein subjektiv war es erst Sekunden her, seit SENECA die Aura der SOL mit Hilfe der Aura-Zange umprogrammiert hatte.

Die Zeitanzeige im Hologramm meines Terminals verriet mir den wahren Sachverhalt. Eine knappe Stunde war vergangen.

Vereinzelt sah ich Roboter, die Trümmer von Sesseln oder Konsolen wegräumten und Ersatz montierten.

Auf dem Panoramabildschirm herrschte gleichmäßiges Halbdunkel. Ich entdeckte Schlieren, die über eine Oberfläche huschten. Lichtreflexe?

»Seht euch das an!«, hörte ich die leise, wie immer ein wenig schüchtern klingende Stimme von Myles Kantor. »Die Ausmaße des Gebildes dürften mit denen des Salthi-Doms übereinstimmen.«

Es gab kaum jemanden, der ihm zuhörte. Die meisten Besatzungsmitglieder in der Hauptleitzentrale kamen eben erst zu sich.

Die Aufnahmeoptik hatte auf Weitwinkel geschaltet. Der mächtige Stumpf des Mega-Doms tauchte im Blickfeld auf, darüber der weit ausladende Hut mit seinen 89 Kilometern Durchmesser und einer Höhe von 35 Kilometern.

Und er schwebte allein im Leerraum, nicht umgeben von Raumschiffen und verschiedenen Handelsstationen. Das war ganz eindeutig nicht mehr der Mega-Dom, den wir in der Galaxis Salthi angesteuert hatten.

»Du bist sicher, dass wir richtig sind?«, fragte ich Myles.

Seine Antwort ging im Schrillen des Akustikalarms unter, mit dem SENECA die Alarmstufe ausrief.

Narr!, meldete sich mein Extrasinn. Und ob ihr richtig seid! Das Schiff befindet sich im Mahlstrom der Sterne!

 

*

 

Fee Kellind riss die Augen auf. Von unten trafen merkwürdige Schläge ihren Sessel und stauchten sie im Stakkato-Rhythmus zusammen. Übergangslos bekam sie stechende Kopfschmerzen.

Die Andruckabsorber ließen die Stöße durch. Für die Kommandantin der SOL war es ein Zeichen, dass etwas nicht stimmte.

Eben noch hatte sie die Umprogrammierung der Aura-Zange verfolgt. Jetzt aber schien all das keine Bedeutung mehr zu besitzen.

Das Schrillen des Alarms ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. Sie sah den riesigen Pilzdom vor sich und befürchtete, dass sie in Kürze mit der SOL dagegen prallten ...

Emotionaut Roman Muel-Chen bekam das Schiff nicht unter Kontrolle. Eine andere Erklärung für die Gefahrensituation fand Fee im Augenblick nicht.

»SENECA, sofort abdrehen!«, krächzte sie. Ihr Rachen war trocken wie ein Stück Papier.

»Es existiert keine unmittelbare Gefahr für die SOL«, antwortete die Hyperinpotronik freundlich. »Noch fliegen wir im ›Windschatten‹ des Mega-Doms.«

Windschatten?

Die nicht vollständig wirkenden Andruckabsorber sagten etwas anderes; irgendwie schien die Schiffssteuerung gestört.

In den Sesseln um Fee Kellind rührten sich die Mitglieder der Schiffsbesatzung.

»Pria, Steph, Lene, Tangens ... Seid ihr alle okay? Atlan, Myles, Dao-Lin, Tek ...?«

Aus dem Augenwinkel sah Fee, dass Don Kerk'radian blitzschnell alle Waffensysteme der Acht-Kilometer-Hantel checkte, sich anschließend zurücklehnte und ein zufrieden klingendes Geräusch von sich gab.

Tonko Kerzner, der zuständige Oberstleutnant für Außenoperationen, teilte mit, dass alle Systeme für Außenoperationen einsatzbereit waren.

Funk- und Ortungschef Viena Zakata schüttelte immer wieder den Kopf, während seine Finger über die Sensorfelder des Orterterminals huschten; so holte er sich die konkreten Nachweise, in welcher der einzelnen Stationen bereits wieder der Dienst aufgenommen worden war.

Wieder erklang SENECAS Stimme. »Der Flug durch den Mega-Dom hat stattgefunden. Die SOL befindet sich unmittelbar an einem der beiden Pilzdome in der Nähe des Ersten Thoregons. Die Austrittsgeschwindigkeit lag bei zwanzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit.«

Fee erinnerte sich an den tobenden Haluter. »Was ist mit uns geschehen?«

Die Hyperinpotronik informierte die Besatzung in Wort und Bild über die Auswirkungen der Umprogrammierung. Hologramme zeigten das Chaos in der Zentrale: albern streitende und kreischende Menschen, ein durchdrehender Haluter.

»Vermutlich ist die Manipulation der SOL-Aura nicht hundertprozentig sachgemäß verlaufen. Alle erwachsenen Menschen an Bord waren geistig weggetreten und verloren die Kontrolle über sich selbst. Als ich die Daten des Mega-Doms in DaGlausch mit Hilfe der Aura-Zange zurückgeschrieben hatte, seid ihr kurz danach aus eurer geistigen Verwirrung erwacht.«

Alle Erwachsenen ... Fee Kellind hob ruckartig den Kopf. Und Arlo?, durchzuckte sie der Gedanke. Wie geht es ihm und den anderen?

Laut fragte die Kommandantin: »Was ist mit den Kindern, SENECA?«

»Die Mom'Serimer und die Kinder waren nicht von dem Einfluss betroffen. Alle Lebewesen an Bord sind wohlauf.«

In Bezug auf Arlo hieß das wohl, dass er sich zusammen mit Porto Deangelis in der gemeinsamen Kabinenflucht aufhielt.

Fee Kellind warf einen prüfenden Blick auf die Diagramme der Taster und Orter. Die Pegel lagen ohne Ausnahme außerhalb der normalen Messwert-Skalen. »Viena ...?«

Der Major warf Fee einen ratlosen Blick zu. »Wir erhalten keine brauchbaren Werte über die Umgebung. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, wir fliegen unmittelbar am Ereignishorizont eines Schwarzen Loches. Schau dir nur diese Schwankungen an!«

Die Taster ermittelten Strukturen jenseits des Mega-Doms, die an einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum erinnerten. Augenblicke später waren sie weg, ausgelöscht.

»Ich hab das Gefühl, dass vom Mahlstrom und seiner Umgebung höherdimensionale Störungen ausgehen, die wir nicht erkennen können, die aber all unsere Systeme stören«, sagte Zakata missmutig. »Und SENECA ist natürlich ebenfalls beeinträchtigt.«

Als ob das Bordgehirn sein »Das wüsste ich aber« in Form von konkreter Handlung zeigen wollte, lieferten die untergeordneten Systempositroniken ein Hologramm mit verschiedenen Erklärungsversuchen. Zahlen, Daten und Diagramme blitzten an verschiedenen Stellen vor dem Sessel der Kommandantin auf.

»Vielleicht so etwas wie eine Hyperinterferenz«, murmelte Fee. Das erschien ihr in dieser Lage am plausibelsten.

So hatte sich Fee die Ankunft im Mahlstrom der Sterne nicht vorgestellt. Die geschichtlichen Daten in SENECAS Speichern umrissen die Schwierigkeiten, die es mit der Navigation in dem Materieschlauch zwischen zwei Galaxien gab, sagten aber nichts über ein derart gewaltiges Chaos aus.

Das flaue Gefühl in Fees Magengegend verschlimmerte sich, als sie die Aufzeichnungen der Hyperinpotronik von der Flucht in den Mega-Dom durchsah.

»SENECA!« Ihre Stimme klang lauter als beabsichtigt. »Was bedeutet der Eintrag in deinen Aufzeichnungen? Was hat Arlo mit dem Transfer zu tun?«

»Dein Sohn hat den Befehl dazu gegeben. Arlo konnte die Entscheidung als Einziger treffen, Fee. Die anderen Kinder wären damit überfordert gewesen.«

Die Kommandantin schluckte die Überraschung hinunter. Ausgerechnet Arlo ...

Warum eigentlich nicht?, überlegte sie dann. SENECA hätte es nie zugelassen, wenn er darin eine Gefahr für das Schiff gesehen hätte.

Fee Kellind vernahm einen lauten Seufzer. Das Geräusch kam von Myles Kantor.

»Wir sind nicht irgendwo im Mahlstrom gelandet«, hörte sie den Wissenschaftler sagen. »Auf der anderen Seite des Mega-Doms befindet sich in geringem Abstand ein riesiger Attraktor. Das kann nur der Schlund sein.«

Jetzt verstand Fee, was SENECA mit »Windschatten« gemeint hatte. Dass die Hyperinpotronik nicht klar gewarnt hatte, sagte deutlich aus, dass sie wirklich durch Wirkungen von außen beeinträchtigt wurde.

»Roman!«, stieß sie hervor. »Flieg los, ehe es zu spät ist!«

 

*

 

Die Ortung lieferte stark voneinander abweichende Daten. Aus einem Wust von mehreren Dutzend Einzelmessungen errechnete die Hyperinpotronik den ungefähren Entfernungsmittelwert zum Schlund. Er lag bei zwanzig Lichtminuten.

»Hypertropsysteme hochfahren!«, ordnete Fee Kellind an.

Major Ruud Servenking, Leiter der Abteilung Triebwerke und Bordmaschinen, machte sich an die Arbeit. Mit allen Anzeichen von Nervosität kommunizierte er mit dem Bordgehirn. Es dauerte wesentlich länger als normal, bis die Zapfsysteme Bereitschaft meldeten.

»Tut mir Leid«, sagte er und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »SENECA teilt mir mit, dass wir den Zapfvorgang nicht einleiten können. In unmittelbarer Nähe des Doms funktionieren weder die herkömmlichen Hypertrops noch der Permanentzapfer.«

Die SOL erbebte. Roman Muel-Chen drückte das Schiff vom Mega-Dom weg in die Richtung, die dem Schlund entgegengesetzt war. Die Triebwerksleistung stieg langsam an, reichte aber nicht aus.

»Ich versteh's nicht«, sagte der Emotionaut halblaut. »Die Energie scheint irgendwo zu verschwinden, wir können sie auf jeden Fall nicht richtig nutzen.«

Fee wusste jetzt, woher die Probleme mit den Andruckneutralisatoren kamen. Immerhin handelt es sich nur um Abweichungen im minimalsten Bereich, dachte sie erleichtert. Wenn die Andruckneutralisatoren komplett ausfielen, war die Besatzung der SOL bei richtiger Beschleunigung des Raumers tot.

»Der Einsatz der Aura-Zange hat wohl ungeheure Mengen Energie verschlungen«, sagte die Kommandantin. »Kannst du Genaueres dazu sagen, SENECA?«

»Genaue Daten liegen nicht vor«, antwortete das Bordgehirn. Die künstliche Stimme klang tatsächlich, als sei SENECA die Aussage peinlich. »Derzeit benötigt die SOL sehr viel Energie für die Schirmsysteme und den Antrieb.«

Die Nug-Schwarzschildreaktoren liefen auf Volllast, aber die Füllung der Speicher ging nur schleppend voran. Die irregulären Effekte des Mahlstroms brachten Wirkungen mit sich, die man nicht einkalkuliert hatte.

»Die einzelnen Steuerpositroniken errechnen eine Mindestfüllzeit von zwanzig Stunden«, meldete SENECA nüchtern.

»Das dauert viel zu lange!« Fee Kellind fuhr sich mit der rechten Hand durch die blonden Haare. »Wir müssen weg hier.«

In der Nähe des Mega-Doms flog die SOL geschützt. Um die volle Energie zu tanken, musste sie jedoch hinaus in das Chaos, das in der Nähe des Schlundes tobte.

Roman Muel-Chen tat unter seiner SERT-Haube alles Menschenmögliche. Die SOL verließ langsam den »Windschatten« des Mega-Doms.

Der Emotionaut versuchte das Schiff in ruhigere Gefilde des Mahlstroms zu steuern. Augenblicklich griff der Schlund nach der Hantel. Der Sog des Attraktors zog den Hantelraumer langsam auf die Höhe des Mega-Doms zurück.

Der Hochenergiewirbel schob sich in das Blickfeld, ein fast kreisrundes, rasend schnell rotierendes Gebilde aus fünf- und sechsdimensionalen Kräften. Es zeigte sich in hellroten bis blauschwarzen Farben, die im Zentrum in tiefes Schwarz übergingen. Ab und zu durchkreuzten hellrote Leuchtbalken die absolute Dunkelheit.

»Der gemessene Durchmesser beträgt achtzig Kilometer«, sagte Myles Kantor. »Hierbei handelt es sich aber um eine Täuschung der Instrumente.« Er seufzte.

Aus SENECAS alten Daten wussten sie es besser. Der tatsächliche Durchmesser des Schlundes lag bei 24 Milliarden Kilometern. Die in diesem Bereich aufflackernden hyperdimensionalen Phänomene machten die Engstelle der insgesamt 156.000 Lichtjahre langen Materiebrücke zu einem Zufallstransmitter. Wer den Schlund durchquerte, wusste nicht, in welchem Teil des Universums ihn der Zufall ausspuckte.

SENECA meldete: »Die Hypertrop-Bereitschaft bleibt bestehen. Ich lasse die Projektoren anlaufen.«

Fee Kellind entdeckte den ersten Aufrisskegel. Er besaß eine blassblaue Farbe, allerdings nicht genug Energie, um sich zu stabilisieren. Nach ein paar Sekunden zerfledderte er zwischen den »Wogen« eines fünfdimensionalen Sturms.

»Der Abstand zum Mega-Dom ist noch immer zu gering.« Zakatas Stimme klang hektisch. »Aber das ist es nicht allein. Die Hyperphänomene des Attraktors spielen eine immer stärkere Rolle.«

Die Ortung rückte die Vorgänge unmittelbar am Schlund in den Mittelpunkt der Außenbeobachtung. Aus teilweise bis zu hundert Einzeltastungen erstellte SENECA Durchschnitts- oder Mittelwerte und präsentierte sie in den Diagrammen und auf den optischen Schirmen.

Die gewaltigen Anziehungskräfte des Attraktors rissen seit Jahrmillionen Sonnen und Planeten an sich. Wie ein überdimensionaler Staubsauger sog das auch als Distanzschwelle bezeichnete Gebilde interstellares Gas und Himmelskörper an sich.

Fee entdeckte Planetentrümmer und Plasmafetzen von Sternen in der Nähe des Gebildes. Es handelte sich um Reste von Himmelskörpern, die in den Schlund gestürzt und dabei auseinander gebrochen waren.

Ganz in der Nähe des Attraktors machte die Kommandantin ein Sonnensystem mit vier Planeten und einem gelben Normalstern aus. Sein Abstand zum Schlund betrug ungefähr eine Lichtminute.

Die gewaltigen Gravitationskräfte zerrten die Planeten aus ihren Bahnen. Der Stern zog eine Schleppe aus Gas mit sich, ein deutliches Zeichen, dass er innerhalb der nächsten Zeit seinen Zusammenhalt verlieren würde. Die planetaren Atmosphären verformten sich wie unter starker Gezeiteneinwirkung. In Flugrichtung nahm ihre Dicke über der Oberfläche deutlich ab, während sich die Lufthülle auf der dem Schlund abgewandten Seite verdickte.

Innerhalb eines Augenblicks vergrößerten sich die Abbilder der Himmelskörper um das Neunfache. Fee blinzelte verwirrt.

»Was ihr da seht, sind die Auswirkungen einer Gravitationslinse«, sagte SENECA. »Sie funktioniert wie ein starkes Vergrößerungsglas. In Wirklichkeit hat sich der Abstand zwischen den Himmelskörpern und der SOL nicht verändert.«