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Nr. 1134

 

Im Innern einer Sonne

 

Sie erbauten eine neue Welt – um sich zu schützen

 

von Detlev G. Winter

 

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Die Menschheit des Solsystems hat es nicht leicht in diesem 426. Jahr NGZ, das seit der Gründung der Kosmischen Hanse fast verstrichen ist. Nach der Porleyter-Krise folgt die Bedrohung durch Vishna, die abtrünnige Kosmokratin, die das neue Virenimperium in Beschlag genommen hat.

Und während die Terraner einen erbitterten Kampf gegen Vishna austragen, befindet sich die Galaktische Flotte in der weit entfernten Galaxis M 82. Die 20.000 Einheiten unter Perry Rhodans Führung gelangten dorthin, weil sie vor der Übermacht der Millionen und Abermillionen Raumer zählenden Endlosen Armada durch den Frostrubin flüchten mussten.

Doch der »Konfetti-Effekt« des Durchgangs bewirkte, dass Perry Rhodans Einheiten über ganz M 82 verstreut wurden, inmitten der Pulks ihrer Verfolger.

Für die PRÄSIDENT unter dem Kommando von Tanwalzen, dem ehemaligen High Sideryt der SOL, für das Schiff also, das als erste terranische Einheit die Endlose Armada entdeckte, scheinen beim Durchgang durch den Frostrubin andere kosmische Gesetze zu gelten.

Die Crew des Schiffes findet sich in einer unglaublichen Lage wieder, denn die PRÄSIDENT landet IM INNERN EINER SONNE ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Icho Tolot – Der Haluter erfährt das Geheimnis der Silkrinen.

Tanwalzen – Kommandant der PRÄSIDENT.

Gordana Ujlaki – Die Wissenschaftlerin auf einer phantastischen Welt.

Ürkan – Ein fehlgeschalteter Armadamonteur.

Mrnck – Ein Altweiser.

Forrler, Llrrt und Nrla – Eine ganz normale Familie.

1.

 

Später wusste niemand mehr, was zuerst kam – das Licht oder der Schlag.

Wahrscheinlich geschah sogar beides gleichzeitig.

Das Licht überflutete die Zentrale. Weiß und schmerzend, wie aus dem Zentrum einer Explosion, ergoss es sich aus dem Panoramabildschirm und den Hologrammen der Außenbordbeobachtung und stürzte alles in ein unerträglich grelles Inferno.

Menschen rissen die Arme vor die Augen und bargen die Köpfe in den Händen, einige schrien auf. Keiner, der in diesem Moment noch handlungsfähig gewesen wäre.

Und mit dem Licht kam der erste Schlag.

Das Schiff stoppte aus freiem Fall, als sei es gegen eine massive Wand geprallt. Die Kugelzelle dröhnte wie eine zum Schwingen gebrachte Glocke. Die Andruckabsorber waren gegen die plötzliche Belastung machtlos. Frauen und Männer wurden zum Spielball ungezähmter Kräfte. Sofern nicht die Fesselfelder sie in einem Sitz hielten, stürzten sie, rutschten blind und haltlos über den Boden und schlugen sich die Köpfe blutig. Überlastetes Material erzeugte tosendes Kreischen. Luft, Wände, Decke, Boden – alles vibrierte laut brummend. Die Schreie der Verletzten mischten sich in das Chaos.

In der mörderischen Grelle verfehlten die sofort vorgeschalteten Filter der Außenoptik jede Wirkung. Es dauerte Sekundenbruchteile, bis die Automatik dies erkannte und die Übertragungssysteme abschaltete. Den geblendeten Menschen schien es wie eine Ewigkeit. Dann herrschte wieder das angenehme Licht der normalen Zentralebeleuchtung. Bis die strapazierten Augen sich umstellten, wirkte es wie ein schwaches Glimmen in plötzlicher Düsternis.

Das Chaos aber blieb. Die künstliche Schwerkraft spielte verrückt, zusätzlich zündeten jetzt selbsttätig die Triebwerke, um das Schiff aus der Gefahrenzone zu bringen. Die Menschen fühlten sich angehoben und wieder fallen gelassen. Der Boden schwenkte zur Seite und riss die, die keinen festen Halt fanden, in orientierungsloses Taumeln und Schlittern. Dann kippte er schlagartig zurück und verursachte neue Stöße, Prellungen und Verletzungen.

Tanwalzen, der zu denen gehörte, die durch Fesselfelder in ihrem Sitz gehalten wurden und deshalb nur einen Bruchteil der Katastrophe am eigenen Leib zu spüren bekamen, schrie hastig einige Kommandos. Übersicht hatte auch er nicht mehr. Zu viel stürmte in diesen schrecklichen Sekunden auf ihn ein.

Ein Kraftfeld!, signalisierte eine Computeranzeige. Die PRÄSIDENT hing in einem Kraftfeld!

Aber was bedeutete die Erkenntnis schon, wenn nicht einmal die Notautomatik in der Lage war, die Situation zu stabilisieren. Selbst die hochgefahrenen Schutzschirme richteten nichts gegen die tobenden Gewalten aus.

Schläge wie von einem überdimensionalen Hammer trafen das Schiff, versetzten es wieder und wieder in wilde Schwingungen. Krachen, Dröhnen und Donnern erfüllte die Zentrale. Von weit her drang ein klagendes Geräusch, als risse in der Tiefe des Kugelraumers stabiles Material unter der Belastung entzwei.

In einem geöffneten Schott tauchte Icho Tolot auf. Die vier Arme ausgebreitet und mit rot glühenden Augen stand er da, stämmig wie ein kolossaler Fels in stürmischer Brandung. Doch auch er fand kein Gleichgewicht in den wechselnden Schwereverhältnissen. Seine massige Gestalt schwankte wie unter den Gewalten eines übermächtigen Sturms.

»Das Schiff ...!«

Tolots Stimme übertönte alles. Fast ohne Mühe verschaffte er sich Gehör in dem Tosen.

»Das Schiff bricht auseinander ...!«

Mechanisch, ohne zu überlegen, hieb Tanwalzen mit der flachen Hand auf einen Kontakt. Alarmsignale heulten auf und mischten sich unter die anderen Geräusche.

Ein neuer Stoß erschütterte das Schiff. Irgendwo krachte eine Entladung. Der Kontursessel eines Piloten rechts von Tanwalzen löste sich aus der Verankerung, kippte zur Seite und rutschte trudelnd über den Boden. Zum Glück erlosch gleichzeitig der energetische Haltegurt. Der Pilot wurde aus dem Sitz geschleudert, bevor der schwere Sessel ihn unter sich begraben konnte. Andere, die sich gerade wieder aufrappeln wollten, warf es abermals von den Beinen.

Rotalarm!

Die Sirenen schrien es ins Schiff hinein, die Leuchtmarken zeigten es überall an – aber niemand vermochte folgerichtig zu handeln. Jeder hatte genug damit zu tun, den eigenen Körper inmitten der schwankenden und schlingernden Umgebung unter Kontrolle zu halten und zu schützen.

Die Verkleidung eines Notaggregats verformte sich und riss auf. Tanwalzen sah es aus den Augenwinkeln. Zischend schmolz ein Stromerzeuger und versetzte das Innere des Geräts in wabernde Glut. Es kam fast einem Wunder gleich, dass die Löschanlage noch funktionierte und den Brand augenblicklich erstickte.

»E-Plan Alpha!«, rief der Kommandant in den Ring des Rundrufmikrofons. Bis in den letzten Winkel der PRÄSIDENT wurde seine Stimme übertragen. »Das Schiff wird evakuiert! Jeder handelt nach Plan Alpha!«

Er biss die Zähne aufeinander und krampfte die Hände um die Sessellehne. Immer mehr Instrumente zeigten Überlastungs- und Gefahrenwerte.

»Jede Panik ist zu vermeiden!«, schrie er weiter. »Reißt euch zusammen, Leute. Wir schaffen das!«

Es klang wie blanker Hohn.

Icho Tolot kam heran. Vom Schwung einer Erschütterung nach vorn gerissen, raste er wie ein Geschoss auf den Kommandostand zu. Sein Körper hatte die Konsistenz von Terkonitstahl. Als er aufprallte, verformte sich das harte Material und splitterte.

Den Haluter kümmerte es nicht. Es waren nebensächliche Begleiterscheinungen in dieser Katastrophe. Seine Hand klatschte herab auf den Alarmkontakt. Die Sirenen verstummten.

»Wie sollten wir das schaffen?«, dröhnte Tolot. »In den Randbezirken sieht es noch schlimmer aus als hier. Die Beiboote kannst du nicht benutzen in diesem Energiesturm. Eine Evakuierung würde keiner überleben.«

Tanwalzens Kopf prallte nach hinten gegen die gepolsterte Stütze. Eine Welle heftiger Vibrationen schüttelte ihn. Schmerzerfüllt verdrehte er die Augen.

»Das hier überlebt auch keiner!«, krächzte er. »Wenn es das Schiff zerreißt, sind wir hinüber!«

Tolot machte eine unwillige Geste, während er sich mit den rechten Armen am Kommandopult abstützte. Jetzt war keine Zeit für Diskussionen. Das Schiff heulte und kreischte wie ein sterbendes Urwesen. Die Triebwerke flammten ein ums andere Mal auf, aber sie waren machtlos gegen die mörderischen Kräfte des Energiefelds. Statt die PRÄSIDENT aus den Gewalten zu befreien, belasteten sie die Stabilität der Kugelzelle zusätzlich.

»Aus!«, brüllte der Haluter. »Alle Systeme aus! Sonst sind wir verloren!«

Tanwalzen verschwendete keine weitere Sekunde. Das Wissen um die analytischen Fähigkeiten von Tolots Planhirn schuf blindes Vertrauen. Keuchend, wie von einem Beben geschüttelt, beugte er sich vor. Seine Finger krallten sich um den Rand der Siegelplatte, die den Notschalter vor unbedachtem Zugriff sicherte. Die Platte war verzogen und hatte sich in der Halterung verkantet. Sie ließ sich keinen Millimeter bewegen.

Tanwalzen stöhnte entsetzt. Er hörte die Rufe und Schreie der Besatzung, das klagende Kreischen des Schiffes – und war nicht fähig, etwas dagegen zu tun. Wenn Tolot die Abschaltung aller Systeme verlangte, dann gab es keine andere Chance, diesen Tumult zu beenden und zu überleben.

Und die Siegelplatte verschloss die Chance!

Auf einem Monitor, flackernd und von Störungen überlagert, erschien das Gesicht eines Ingenieurs. Es war rußgeschwärzt und von blutenden Schrammen überzogen. Durch die nicht nachlassende Geräuschkulisse war seine Meldung undeutlich zu vernehmen.

»Sektion zehn ... Brand in Triebwerksektion zehn ...! Ein Meiler ... detoniert ... alles zu Ende ... Sicherungen ... ohne Wirkung ...«

Jemand von der Kommandomannschaft behielt einen Rest von Übersicht. Tanwalzen wusste nicht, wer es war. Kaum hörbar drangen die Anweisungen schwach wie durch das Rauschen und Bersten fallender Bäume.

»Sektion zehn, verstanden. Fünf Löschtrupps nach Sektion zehn! Schotte schließen!«

Es würde nicht mehr helfen, dachte Tanwalzen verbittert. Die PRÄSIDENT war dem Untergang geweiht. Mit der Kraft endgültiger Verzweiflung zerrte er an der Siegelplatte, bis die Haut über den Fingerkuppen platzte.

Tolot drückte ihn zur Seite. Eine weitere Erschütterung beutelte das geschundene Schiff und seine Besatzung. Hart wurde Tanwalzen in das Polster des Sessels gepresst. Ein Leuchtelement löste sich von der Decke und flog quer durch die Zentrale.

Die geballte Faust des Haluters krachte auf die Siegelplatte. Das Material beulte aus und verzog sich weiter. Beim nächsten Schlag brach es auf und zersplitterte in mehrere Teile.

Ein grollendes Knurren entrang sich Tolots Kehle. Sein gewaltiger Mund war halb geöffnet, als er die Splitter in einer wütenden Bewegung von der Konsole fegte. Nur mühsam zügelte er seine elementare Kraft. Beinahe sanft, aber in verhaltenem Zorn, betätigte er die Notschaltung.

Tanwalzen fragte sich wie betäubt, ob dieser eine Handgriff inmitten des katastrophalen Geschehens wirklich die Rettung bedeuten konnte. Im Grunde war es eine wahnsinnige Hoffnung.

 

*

 

Das Schicksal der PRÄSIDENT war von Beginn an kein leichtes gewesen. Ursprünglich als Beobachtungsposten im Einflussbereich des Frostrubins operierend, machte das Schiff als erste terranische Einheit die Bekanntschaft der Endlosen Armada. Ohne jede Warnung und völlig unvorbereitet gerieten Tanwalzen und seine Leute in den Strudel von Ereignissen kosmischer Bedeutung.

»Raumschiffe! Unglaublich viele Raumschiffe! Mehr als wir jemals zuvor gesehen haben!«

Diese Warnung hatte man noch absenden können – dann schlugen die Fremden zu. Gegen den unüberschaubaren Heerwurm aus Tausenden und aber Tausenden unbekannter Einheiten besaß die PRÄSIDENT nicht den Hauch einer Abwehrmöglichkeit. Tatenlos musste man mit ansehen, wie sich blockförmige Antriebsaggregate an die Außenhülle des Schiffes hefteten und die eigenen Systeme lahmlegten. Die PRÄSIDENT wurde in den äußeren Bereich der Armada verschleppt und dort zwischen den Raumern der Fremden festgehalten.

Als beim Frostrubin eine Flotte aus der heimatlichen Galaxis erschien, machte das kaum jemandem neuen Mut. Gut und gerne zwanzigtausend Schiffe hatten GAVÖK, LFT und Kosmische Hanse aufgeboten, und man hätte meinen sollen, dies sei eine gewaltige Streitmacht. Gegen die Endlose Armada war sie ein Nichts. Der gekaperten PRÄSIDENT konnte sie nicht helfen.

So erleichtert die Frauen und Männer an Bord darüber waren, dass die Fremden nicht angriffen und ihnen kurzerhand den Garaus machten, so erschüttert reagierten sie auf den Kontakt, der schließlich zustande kam. Er vollzog sich auf ebenso ungewöhnliche wie dramatische Weise.

Ein Geächteter hatte sich zur PRÄSIDENT durchgeschlagen und bat bei den Menschen um Asyl. Er hieß Öhna Näjahrs, und das einzige, was seine Jäger ihm vorwarfen, war die Tatsache, dass ihm die Armadaflamme fehlte – jener violett leuchtende Siegelpunkt über dem Kopf, der normalerweise jeden Armadisten sein Leben lang begleitete. Das stempelte ihn zum Außenseiter.

Von Öhna erfuhren die Menschen viel Wissenswertes über ihre Kidnapper. Sie erhielten wichtige Informationen über die Struktur des Heerwurms, über Ziele, Absichten und Bestimmung des riesigen Flottenaufgebots. Insbesondere Icho Tolot, der Haluter, erwarb das Vertrauen des kleinwüchsigen Wesens.

Öhnas Genugtuung, nach einem von Hass und Verfolgung geprägten Leben endlich Freunde gefunden zu haben, währte jedoch nicht lange. Eine offizielle Armada-Delegation drang in die PRÄSIDENT ein und zwang ihn zur Flucht. Vor den vermeintlichen Häschern suchte er sein Heil in einem verzweifelten, unkontrollierten Flug zum Frostrubin – dorthin, wo ihn der sichere Tod erwartete.

Der Schock bei den Menschen über diese Handlungsweise war groß. Immerhin glaubte man, mit den Eindringlingen zu einer Verständigung kommen und damit die Lage verbessern zu können. Doch auch darin sah man sich letztlich getäuscht. Nach einer intensiven Inspektion des Schiffes zogen die Armadisten wieder ab, ohne dass die Gespräche mit ihnen ein greifbares Ergebnis gebracht hätten.

Die Situation blieb unverändert bedrohlich – und sie spitzte sich noch zu, als weitere Goon-Blöcke an der PRÄSIDENT ankerten. Das Schiff wurde abtransportiert, immer tiefer in die inneren Bereiche der Armada hinein.

Zum Ziel der unheimlichen Reise gelangte es jedoch nie.

Perry Rhodans Galaktische Flotte machte den Armadisten einen Strich durch sämtliche Rechnungen. Während man an Bord der Armadaraumer noch uneins über das zweckmäßigste Vorgehen war, setzte sich das Aufgebot der Milchstraße in Bewegung – in den Frostrubin hinein!

Und die Endlose Armada folgte ihm!

Die PRÄSIDENT machte den Flug gezwungenermaßen mit. Im Verbund der vielen tausend Einheiten stürzte sie in eine phantastische, irreale Welt, die jedem, der sie bewusst erlebte, Schrecken und Entsetzen abnötigte. Keines der Gesetze des Einstein-Kontinuums galt hier mehr. Antriebslos, auch von den Goon-Blöcken nicht mehr beeinflusst, driftete die PRÄSIDENT durch die unwirkliche Zone voller unbekannter Phänomene.

Icho Tolot prägte die Theorie vom Weg des geringsten Widerstands. Wenn man das Schiff einfach treiben lasse, behauptete er, käme es irgendwann völlig unversehrt in der Galaxis M 82 heraus, dem Sitz der Superintelligenz Seth-Apophis. Jedes andere Verhalten – etwa ein Fluchtversuch oder das Zünden eines Triebwerks – konnte dagegen zum Zusammenbruch aller Kausalketten und damit in den sicheren Untergang führen.

Der Haluter behielt recht, und auch an Bord der Armadaeinheiten schien man die Zusammenhänge begriffen zu haben. Kein Schiff, das aus dem Verband ausscherte oder auch nur eine geringfügige Kurskorrektur wagte. Einzig und allein der freie Fall bot die Sicherheit, die irrwitzige Reise zu überleben.

Und irgendwann spie der Frostrubin die PRÄSIDENT wieder aus. Niemand begriff, was eigentlich dabei geschah. Das Schiff prallte gegen eine Wand aus Energie, wurde brutal gestoppt und bis in die Grundfesten erschüttert. Ringsum strahlte grellweißes Licht.

Der Untergang, der sich entgegen allen Befürchtungen im Innern des Frostrubins nicht vollzogen hatte – jetzt brach er mit elementarer Wucht unerbittlich über die Menschen herein.

Dies geschah am 15. Mai 426 NGZ.

 

*

 

Eine von Tanwalzens Maximen lautete, stets die Übersicht zu behalten und keine Bedrohung von vornherein als unabwendbar anzusehen. Schon früher, als er noch die SOL kommandierte, war er ungewöhnlichen Situationen stets mit Geschick, Schnelligkeit und dem nötigen Schuss überlegener Nüchternheit begegnet.

Jetzt jedoch reagierte er völlig anders: irrational, ja verängstigt. Die sechswöchige Gefangenschaft in der Endlosen Armada hatte Nerven gekostet, der Flug durch den Frostrubin bedeutete eine enorme zusätzliche Anspannung, und der Moment des Rücksturzes, der eigentlich normale Verhältnisse hätte wieder herstellen sollen, geriet unversehens zu einem nicht mehr kontrollierbaren Taumel am tödlichen Abgrund.

Die PRÄSIDENT starb. Der Schock und die Bitterkeit darüber machten Tanwalzen für eine Weile nahezu handlungsunfähig.

Der Handgriff, mit dem Icho Tolot die Hauptsysteme desaktivierte und auf Notversorgung umschaltete, war für den Kommandanten kaum mehr als eine symbolische Geste – verzweifelter Ausdruck eines unbändigen Überlebenswillens, der letztlich doch erfolglos bleiben musste.

Das Schiff schüttelte sich, als wolle es die energetische Fessel sprengen. Aber es kam nicht frei. Berstendes Krachen hallte durch die Zentrale. Die Anzeigen glühten in düsterem Rot. Ein Medorobot, der hinter Tanwalzen vorbeischwebte, wurde von einer Schwerkraftverschiebung gepackt und segelte orientierungslos gegen die Decke, wo er zerbrach. Tanwalzen nahm nicht einmal den Arm zur Seite, als eines der Trümmerstücke dicht neben ihm zu Boden fiel.