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Nr. 1146

 

Angriff der Barbaren

 

Ein Armadavolk in Not – ein Arkonide als Retter

 

von Detlev G. Winter

 

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Das 427. Jahr NGZ, das dem Jahr 4014 alter Zeitrechnung entspricht, ist angebrochen, und die Menschheit muss nach wie vor an zwei Fronten wachsam und aktiv sein.

Während man auf Terra jederzeit eines neuen Anschlags von Seiten Vishnas, der abtrünnigen Kosmokratin, gewärtig sein kann, sieht die Lage für Perry Rhodan und seine Galaktische Flotte inzwischen wesentlich besser aus. Denn fast alle der rund 20.000 Einheiten, die, von der Endlosen Armada verfolgt, durch den Frostrubin nach M 82 gingen und dabei dem so genannten »Konfetti-Effekt« unterlagen, haben zusammengefunden und bilden wieder eine beachtliche Streitmacht, zu der auch noch die Expedition der Kranen gestoßen ist.

Und das ist auch gut so, denn die Galaxis M 82, Sitz der negativen Superintelligenz Seth-Apophis, hält genügend unangenehme Überraschungen für die Eindringlinge aus der Milchstraße bereit, wie der »unsichtbare Bote« eben erst bewiesen hat.

Dieser Zwischenfall hat allerdings auch sein Gutes, denn er verschafft Perry Rhodan letztlich zehn Armadaflammen. Einen dieser unnachahmlichen »Armada-Ausweise« empfängt Atlan, als er mit der SOL einen Spezialauftrag übernimmt.

Es geht um den ANGRIFF DER BARBAREN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide wagt einen Bluff.

Brether Faddon – Der Betschide macht einen großen Fang.

Losridder-Orn und Panheddor-Xar – Anführer einer Barbarenwelle.

Reihumgrün – Kommandantin der Armadaeinheit 3812.

Blaurotpunkt und Halbrotgelb – Zwei Kapseloden-Strahlen geraten in Gefangenschaft.

1.

 

Er stieg aus dem Beiboot wie einer, der eben von einem kurzen Weltraumausflug zurückkam. Dabei war er lange fort gewesen, länger als alle anderen. Fast ein halbes Jahr hatte die Mietzeit gedauert.

Mitunter geschah es, dass ein Kapselod-Strahl sich nur sehr schwer von denen zu trennen vermochte, die seine Dienste in Anspruch nahmen. Es entstanden Bindungen persönlicher, soziologischer und kultureller Natur, die um so tiefer wurden, je ausdauernder sich der Kontakt mit den jeweiligen Mietern gestaltete. Eine gewisse Traurigkeit, auch Sentimentalität, bei der Rückkehr ins Mutterschiff war recht oft zu beobachten.

Für Blaurotpunkt schien es solche Probleme jedoch nicht zu geben. Zumindest ließ er sich nichts anmerken. In kühler Routine streifte er den Schutzanzug ab und verwahrte ihn in einer Halterung. Seine drei Artgenossen, die durch das sich öffnende Innenschott drängten, beachtete er so wenig, als habe er jeden Tag mehr als ausgiebig ihre Gesellschaft genossen.

»Wenn du schon so lange wegbleibst«, beschwerte sich Halbrotgelb mürrisch, »könntest du uns wenigstens begrüßen.«

In der typisch schwerfälligen Art seines Volkes tappte Blaurotpunkt auf die Freunde zu. Dabei wedelte er mit einem der langen Tentakel.

»Ich begrüße euch«, sagte er trocken. »Ist das Schiff startklar?«

»Natürlich«, erwiderte Halbrotgelb brüskiert. »Wir haben nur auf dich gewartet.«

»Schön. Dann können wir zur Einheit zurückkehren. Sie werden uns bereits vermissen.«

Blaurotpunkt schob sich an den anderen vorbei und trat auf den Korridor hinaus. Es zischte, als komprimierte Luft aus den hautsackähnlichen Laufwerkzeugen austrat. Der konisch geformte Körper des Kapselod-Strahls hob vom Boden ab und segelte elegant davon.

Die drei anderen beeilten sich, ihm zu folgen. Sie waren jedoch so hastig, dass sie den Luftausstoß nur mangelhaft kontrollierten. Ihre Fortbewegung glich weniger einem Schweben als dem Hüpfen eines flach geworfenen Gummiballs.

»Von wegen vermissen!«, zeterte Halbrotgelb lauthals. »Hörst du, Chef, vermissen ist der falsche Ausdruck!«

»Ich höre es«, gab Blaurotpunkt zurück, dessen Abstand zu den dreien ständig größer wurde.

»Abgeschrieben haben sie uns«, schrie Halbrotgelb weiter, »abgeschrieben! Die denken, wir sind längst tot oder endgültig verschollen. Die rechnen gar nicht mehr mit uns!«

»Na und? Um so größer ist die Wiedersehensfreude!«

Im nächsten Moment war Blaurotpunkt hinter einer Kurve verschwunden. Sie bekamen ihn erst wieder zu Gesicht, als sie die Zentrale erreichten. Da stand der Heimkehrer bereits vor den Kontrollen und kommandierte in gewohnter Manier die Besatzung herum. Auf dem längst berechneten und sorgfältig programmierten Kurs setzte sich das Schiff in Bewegung.

Ein Emporkömmling!, dachte Halbrotgelb grimmig. Er ist und bleibt ein Emporkömmling!

Die Tatsache, dass überhaupt ein männlicher Kapselod-Strahl zum Kommandanten eines Raumschiffes ernannt worden war, sagte schon alles. Ohne seine Beziehung zu Reihumgrün würde Blaurotpunkt sich heute noch als Ingenieur in einem Maschinensaal abschuften. Die Anführerin der Armadaeinheit 3812 hatte ihn protegiert wie keinen anderen ihrer fünf Männer. Dass sie ihm damit nicht unbedingt Freunde schuf, kümmerte ihn selbst am wenigsten. Immerhin gab es bei den vielen Neidern etliche Getreue, auf die er sich in jeder Situation verlassen konnte.

Halbrotgelb gehörte dazu, wenn ihn das Gebaren des Kommandanten auch oft genug bis zur Weißglut ärgerte.

»Gut«, sagte Blaurotpunkt, nachdem er die Fluganzeigen eine Weile studiert hatte. »Der Autopilot fährt einwandfrei. Bis zur Ankunft bei der Einheit können wir uns ausruhen.«

Halbrotgelb hatte die Hoffnung, etwas von den Erlebnissen des Kommandanten zu hören, indes aufgegeben. So geschwätzig Kapseloden-Strahlen im allgemeinen waren, so eisern konnten sie schweigen, wenn es galt, ein Geheimnis zu bewahren. Kein guter Händler brachte sich durch eine unbedachte Erzählung freiwillig um einen einmal gesicherten Vorteil.

»Ich möchte nicht wissen«, murrte Halbrotgelb leise, »welche Schätze er in seinem Beiboot hortet. Wahrscheinlich haben sie ihn für seine Dienste königlich bezahlt. Sonst wäre er gar nicht so lange geblieben ...«

»Was meckerst du da?«, sprach ihn Silbergrauviolettfuß an. »Hast du ein ernsthaftes Problem, oder führst du wieder Selbstgespräche?«

»Lass mich in Ruhe«, brummte er verstimmt. »Es geht dich nichts an.«

Dem anderen war nicht nach einem Streit zumute. Er verzog sich hastig. Halbrotgelb beobachtete die Bildschirme, die in farbigen Schlieren einen optischen Eindruck jenes unbegreiflichen Kontinuums vermittelten, durch das sich Raumschiffe beim überlichtschnellen Flug bewegten. Zwei Stunden, vielleicht drei – länger würde es nicht dauern, bis sie die Armadaeinheit der Kapseloden-Strahlen erreichten.

Nach dem Sturz durch TRIICLE-9 war das Schiff auf unerklärliche Weise von dem Rest der Armadaeinheit 3812 getrennt und in ein fremdes Gebiet verschlagen worden. Immerhin hatten sie den neuen Standort schnell definieren und die Koordinaten der übrigen Kapseloden-Strahl-Schiffe berechnen können. Anstatt jedoch unverzüglich dorthin zurückzukehren, beschloss Blaurotpunkt, zunächst abzuwarten und sich bei denen umzusehen, in deren Bereich sie so unvermittelt gelangt waren. Klar, dass er ein Geschäft witterte. Kapseloden-Strahlen waren Händler mit Leib und Seele, sie vermieteten ihren Ideenreichtum und ihr Organisationstalent an solche, die dessen bedurften – oder an solche, denen man einreden konnte, dass sie dessen bedurften. Wie auch immer; die angebotenen Dienste wurden dankbar angenommen, zumal die gesamte Armada sich in einer verwirrenden Lage befand, seit das Armadaherz verstummt war. Während der Rest der Einheit vermutlich verzweifelt nach dem verschollenen Schiff suchte (insbesondere Reihumgrün nach ihrem bevorzugten Liebling), ließen sich die Kapseloden-Strahlen in großer Zahl anheuern, um Problemlösung zu betreiben.

Blaurotpunkt, dessen war Halbrotgelb sicher, hatte es am besten getroffen. Wenn er so beharrlich über seine Erlebnisse schwieg, musste er das Geschäft seines Lebens gemacht haben.

Aber Reihumgrün würde es ihm nachträglich gehörig verderben! Sie würde ihm nicht verzeihen, dass er sich nicht wenigstens gemeldet hatte. Halbrotgelb freute sich insgeheim schon jetzt auf die Zurechtweisung.

Die Vorfreude darauf währte jedoch nicht lange. Als das Schiff in den Normalraum zurücktauchte, gellten Alarmsignale auf. Halbrotgelb fuhr hoch und versuchte, auf den Bildschirmen zu erkennen, was draußen geschah. Von irgendwoher blendete ihn ein grelles Warnlicht. Der Raumer bremste mit voller Schubleistung. Hochwirksame Schutzschirme bauten sich auf und zogen Energie von den Andruckneutralisatoren ab. Eine unwiderstehliche Kraft presste die Kapseloden-Strahlen in ihre Sitze. Für kurze Zeit raubte es Halbrotgelb fast den Atem. Er stöhnte.

Dann war es vorbei. Das Schiff stand still, relativ zu einem gedachten Punkt außerhalb der Einheit 3812. Halbrotgelb sah den Kommandanten, der leicht gebeugt vor einer Konsole verharrte und ungläubig die Anzeigen studierte.

»Bei Irwansar!«, stöhnte er entsetzt. »Da draußen tobt eine Schlacht!«

»Unsere Armadaeinheit wird massiv angegriffen!«, krächzte jemand.

»Identifikation! Das sind Torkroten! Anscheinend waren wir reif für einen Test.«

»Das ist kein Test mehr!«, schrie Blaurotpunkt außer sich. »Das ist bitterer Ernst! Seht doch hin!«

 

*

 

Der ätzende Geruch von Schweiß und Körperausdünstungen, das metallische Klirren altmodischer Waffen, das Schreien und Stöhnen der Kämpfenden, die anfeuernden Rufe von Richtern und Beobachtern – das war das Mhurg, die Arena. Heiße, stickige Luft machte selbst unbeteiligten Zuschauern das Atmen schwer. Aufflammende Lichtblitze blendeten sie, Projektionen verwirrten ihre Sinne, und das vibrierende Dröhnen dumpfer Gongschläge schmerzte ihnen in den Ohren.

Lebhaft erinnerte sich Losridder-Orn an die Stunden, da er selbst dort unten um Ehre und Erwachsensein gefochten hatte. Damals, an der Schwelle vom Jugendlichen zum Mann, war ihm diese Tapferkeitszeremonie überflüssig und unsinnig vorgekommen – heute, als Anführer einer Barbarenwelle, erschien sie ihm notwendig und traditionsgemäß. Die Jungen mussten gestählt werden; das Leben eines Torkroten erforderte nicht nur einen wachen Geist, sondern vor allem einen starken, gewandten und kampferfahrenen Körper.

Losridder-Orn beobachtete einen jungen Torkroten, der ihm durch einen besonders stämmigen und muskulösen Körperbau auffiel und darüber hinaus ungewöhnliches Kampfgeschick zeigte. Aus der Menge der übrigen Halbwüchsigen stach er geradezu hervor. Ohne jedes Anzeichen von Furcht ging er eben zum Angriff auf ein monströses Ungeheuer über, dessen wuchtige Gestalt ihn in Breite und Höhe um gut das Doppelte übertraf. Er scheute sich nicht, sich auf einen direkten Zweikampf mit dem Giganten einzulassen. Er rammte dem Ungeheuer den Kopf in den Leib, und unter der Wucht des Aufpralls gingen beide Kontrahenten zu Boden.

Die tierhaften Gestalten in der Arena waren bis auf wenige Ausnahmen materielle Projektionen, von denen keine wirkliche Gefahr drohte. Um die Probanden nicht von vornherein zur Nachlässigkeit im Kampf zu verleiten, schickten die Kontrolleure jedoch regelmäßig auch echte Raubtiere in das Mhurg. Wenn die jungen Torkroten ihren Mut unter Beweis stellten, taten sie es deshalb mit vollem Einsatz und eingedenk ihres Risikos.

Losridder-Orn nickte anerkennend, als sein Favorit das Ungeheuer in einen Klammergriff zwang und ihm mit einer kurzen, kraftvollen Bewegung das Genick brach. Erst jetzt stellte sich heraus, dass es sich um eine Projektion gehandelt hatte. Das riesige Tier löste sich unter seinen Armen in Nichts auf.

Ein Gongschlag ertönte und ließ die schwüle Luft erzittern.

»Ich verkünde den Sieger der heutigen Zeremonie«, war die Stimme eines Richters im weiten Rund zu vernehmen. »Es ist Forsnok-Bont.«

Der junge Torkrote, den der Barbarenführer beobachtet hatte, riss die Arme hoch und stieß einen gellenden Freudenschrei aus.

»Möge Arktrotar-Ehm, der Gott der Ehre und des Krieges, dich weiterhin sicher und mutig durch alle Kämpfe führen!«, beendete der Sprecher die Veranstaltung. »Die anderen mögen wiederkommen und abermals ihre Bewährung suchen.«

In der Arena erloschen die letzten Projektionen. Lediglich zwei gehörnte Vierbeiner blieben real, und die Jungen, die sich mit ihnen maßen, hatten mehr und mehr Schwierigkeiten, die Bestien in Schach zu halten. Geschulte Wärter stürmten auf den Platz und halfen ihnen. Für sie war es ein leichtes, den Tieren Zügel anzulegen und sie aus dem Mhurg zu zerren.

Losridder-Orn richtete sich auf, während rings um ihn die wenigen übrigen Besucher sich ebenfalls anschickten, den Rückweg anzutreten. Einige verneigten sich ehrerbietig in seine Richtung. Der Barbarenführer erschrak fast, als er den Jungen sah, der neben ihm stand und erwartungsvoll zu ihm hochblickte. Er kam nicht oft hierher, weil ihm als Kommandant wenig Zeit dafür blieb. Um so interessierter und konzentrierter pflegte er die Mutproben der Knaben im Mhurg zu verfolgen. Regelmäßig vergaß er dabei seine Umgebung. Selbst den eigenen Sohn nahm er erst jetzt wieder wahr. Er hatte den Zehnjährigen mitgenommen, um ihn allmählich in die wahre Welt des Patriarchats einzuführen.

»Vater?«, sprach Hilgornek-Orn ihn fragend an. »Wann werde ich eine solche Mutprobe ablegen können? Ich möchte bald ein Mann sein!«

»In deinem Alter sind wilde Tiere noch zu gefährlich«, wies ihn der Kommandant ab. »Begnüge dich mit den Jugendkämpfen, an denen du teilnimmst. Wenn du dich dort lange und oft genug ausgezeichnet hast, kannst du eines Tages auch zum Mann werden.«

»Wird es noch lange dauern?«

»Ein paar Jahre. Du musst dich gedulden.«

»Aber die Kraftproben, zu denen du mich schickst, sind viel zu einfach für mich. Ich will mehr erreichen. Ich möchte so stark und mutig und mächtig werden wie du.«

»Der Tag wird kommen«, sagte Losridder-Orn barsch. »Ein ungeduldiger Krieger ist ein schlechter Krieger.«

Der Junge kannte seinen Vater. Er wusste, dass er nicht mehr lange ansprechbar sein würde. Dennoch ließ er nicht locker.

»Ich werde ein guter Krieger sein«, behauptete er stolz. »Ich werde die wildesten Bestien schneller und geschickter bezwingen als dieser Forsnok-Bont. Ich werde besser sein als alle anderen.«

»Sei jetzt still, Knirps!«, fauchte Losridder-Orn ihn an. »Davon verstehst du nichts.«

Der Junge war klug genug, dem Befehl des Vaters zu folgen. Schweigend trottete er neben ihm nach Hause.

Manchmal wünschte Losridder-Orn seinen Sprössling sonst wo hin. Kinder und Jugendliche galten, ebenso wie Frauen, wenig in der patriarchischen Gesellschaft der Torkroten. Bevor sie endgültig in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen wurden, waren sie eher ein lästiges Übel. Losridder-Orn verhehlte nicht, dass er stolz auf seinen Sohn war. Dennoch vermochte er ihn aufgrund seiner Jugend noch nicht als eigenständige Persönlichkeit zu achten.

Er öffnete die Tür zu seiner Kabinenflucht und schob Hilgornek mit sanfter Gewalt in den Wohnraum. Die Torkrotin, mit der er in eheähnlicher Gemeinschaft zusammenlebte, sah nur kurz auf. Sie kannte das bereits.

»Kümmere dich um ihn«, sagte Losridder-Orn grimmig. »Er braucht etwas zu essen und Ablenkung. Er hat Flausen im Kopf.«

Im nächsten Moment hatte er die Wohnung wieder verlassen.

Den Weg zur Zentrale legte er zu Fuß zurück. Hin und wieder verfiel er in einen Laufschritt, dann rannte er ein Stück, ging wieder langsamer, verhielt kurz, um anschließend von neuem zu beginnen. Es war eine Art persönlichen Trainings, das er sich mehrmals täglich freiwillig und außerhalb der üblichen Kraftrituale auferlegte. Vom hinteren Drittel bis zum Bug durcheilte er auf diese Weise die gesamte Schiffsröhre.

Panheddor-Xar, mit dem er sich das Kommando teilte, winkte ihm zu, als er die Zentrale betrat.

»Die Barbarenwelle rollt«, sagte Panheddor-Xar mit kaum unterdrückter Erregung. »Die vordere Front meldet erste Zusammenstöße und Scharmützel.«

Losridder-Orn verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich nach hinten. Der gewaltige Steiß, der sich aus der Wirbelsäule fortsetzte und fast bis zum Boden reichte, diente ihm dabei als Stütze. Torkroten benötigten weder Sitz- noch Schlafgelegenheiten. Wenn sie ruhten oder bequem standen, lehnten sie sich einfach leicht zurück und verlagerten das Körpergewicht auf das Steißende.

Aufmerksam verfolgte Losridder-Orn auf den Bildschirmen die Vorgänge, die von den Fronteinheiten überspielt wurden. In den Schiffen der Kapseloden-Strahlen schien noch heillose Verwirrung zu herrschen. Wie ein aufgescheuchter Insektenschwarm flogen sie durcheinander. Es war keinerlei Planung, Strategie oder Taktik zu erkennen. Der Angriff hatte sie völlig überrascht, und die Torkroten hatten dementsprechend leichtes Spiel. Tief stießen die schlanken Raumer in den Bereich der Armadaeinheit 3812 vor.

Nach einer Weile erst begannen die Kapseloden-Strahlen sich zu wehren. Vereinzelt zuckten Lichtblitze auf, dann folgten die ersten koordinierten Aktionen. Unter dem plötzlich massierten Abwehrfeuer wurden drei Torkrotenschiffe schwer getroffen. Sie trudelten steuerlos davon. Andere zogen sich planmäßig zurück, um keine ernsthaften Beschädigungen oder gar Verluste zu riskieren. In die Reihen der Armadaeinheit 3812 kam etwas mehr Ordnung.