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Nr. 1183

 

Zwischen Licht und Finsternis

 

Im Bann der Signalflamme – das Element des Krieges erwacht

 

von Detlev G. Winter

 

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Auf der Erde, auf den anderen Welten und Stützpunkten der Menschheit, sowie auf den von Menschen und Menschheitsabkömmlingen betriebenen Raumschiffen schreibt man gegenwärtig Anfang Juli des Jahres 427 NGZ.

Während Perry Rhodan mit seiner Galaktischen Flotte in der fernen Galaxis M 82 operiert und alles daransetzt, den geheimnisvollen Lenker oder die Zentralstelle der Endlosen Armada in den Griff zu bekommen, hat sich das Blatt für die Menschheit, die eben erst den Attacken der abtrünnigen Kosmokratin Vishna erlegen war, entscheidend gewendet.

Das Virenimperium, der gigantische Computer, den Vishna als Waffe verwendete, ist in den Händen der Terraner. Und Vishna selbst, von Taurec bezwungen, steht nunmehr auf Seiten der Kräfte des Positiven.

Taurec und Vishna sind es auch, die im Zusammenwirken mit den Terranern das Leuchtfeuer von Gorgengol aktivieren, um der Endlosen Armada den richtigen Weg zu weisen, der zwangsläufig durch die Milchstraße führen muss.

Doch dieses weithin strahlende Signalfeuer ruft auch die Mächte des Chaos auf den Plan. Während die Flamme von Gorgengol der Eastside der Galaxis zustrebt, entbrennt dort der Kampf ZWISCHEN LICHT UND FINSTERNIS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Reginald Bull – Der Terraner landet auf einer friedlichen Welt.

Asengyrd Chain – Kommandantin der IRON MAIDEN.

Yurn – Ein Blue entdeckt das Element das Krieges.

Taurec – Der Kosmokrat im Kampf gegen die Mächte des Chaos.

Crummenauer, Nelson und Kloares – Besatzungsmitglieder der IRON MAIDEN.

1.

 

Einen günstigeren Termin hätten sie ihm schon zuteilen können, die Herren Staatsdiener. Nur einen Tag später, und er hätte wenigstens Zeit gehabt, die Dinge zu regeln, die in solchen Fällen geregelt werden sollten.

Aber nein – es musste bereits morgen sein; morgen früh, vor Sonnenaufgang noch.

So waren sie: Erst ließen sie ihn drei Zehnteljahre warten, und dann ging es ihnen nicht schnell genug.

Yurn entledigte sich seines Umhangs und schleuderte ihn zornig in eine Ecke. Vor wenigen Minuten war er von der Arbeit nach Hause gekommen und hatte sich auf einen gemütlichen Abend mit den Freunden gefreut. Über dem Interkom leuchtete die Signallampe, die ihm anzeigte, dass eine wichtige Nachricht für ihn vorlag. Das durfte er natürlich nicht ignorieren. Bevor er irgend etwas anderes tat, schaltete er deshalb die Aufzeichnung ein.

Die Botschaft war ebenso lapidar wie unverschämt.

Der Erste Block der Fortpflanzung erwartet deinen Besuch, lautete sie. Es folgten Termin, Anschrift und die Nummer des Raumes, in dem er sich einzufinden hatte. Der Hinweis, ihm könnten bei Nichterscheinen oder verspäteter Vorsprache erhebliche Nachteile entstehen, setzte allem die Krone auf.

Yurn verfluchte die Bürokraten, die eine Freude daran zu haben schienen, die Bevölkerung zu schockieren. Zwar war es kein Geheimnis, dass die Vorladungen fast immer kurzfristig erfolgten. Ein bisschen Zeit zur Vorbereitung aber wäre wohl das mindeste gewesen, das einem erwachsenen und mündigen Hanen zustand.

In der Küche bereitete sich Yurn sein Abendessen, einen grünlichen Brei aus der Dose, der laut Etikett ausgesprochen nahrhaft sein sollte, dafür jedoch widerlich schmeckte. Er schlang ihn lustlos in sich hinein. Anschließend genehmigte er sich ein Glas Züyglüyrii. Der süße Likör verbreitete eine angenehme Wärme in seinem Magen und stimmte ihn etwas versöhnlicher. Als Yurn in den Wohnraum zurückkehrte und die Nachricht des Ersten Blocks der Fortpflanzung ein zweites Mal abrief, hatte er sich bereits einigermaßen beruhigt.

Nein, dachte er, die Stimmung wollte er sich nicht verderben lassen. Er würde mit den Freunden durch die Stadt ziehen, wie er es sich vorgenommen hatte, und morgen früh würde er sich der Prüfung stellen. Er konnte sie auch ohne Vorbereitung bestehen, dessen war er sicher.

Pünktlich brach er auf. Draußen regnete es, und die Dunkelheit war bereits angebrochen. Die Luft roch frisch und würzig und trug den kühlen Atem des Polgebirges mit sich.

Eine Weile blieb Yurn nachdenklich stehen. Der Regen prasselte auf seinen Schädel und tropfte an den Seiten ab. Er überlegte, ob er mit dem Privatgleiter zum Treffpunkt fliegen sollte. Gerade heute, am letzten Abend vor der Prüfung, hielt er das für unvernünftig. Er hatte nicht die Absicht, auf alkoholische Genüsse gänzlich zu verzichten. Deshalb entschied er sich schließlich für ein öffentliches Verkehrsmittel.

Die Station lag nicht weit vom Wohnblock entfernt. Die Siedlung, in der er lebte, beherbergte tausend oder mehr Personen: Grund genug für die Verwaltung, die Anbindung an die Innenstadt zu jeder Tages- und Nachtzeit zu gewährleisten. Yurn schwang sich in einen der bereitstehenden Mietgleiter, schob den Kodestreifen seiner Kreditkarte durch den Schlitz des Lesegeräts und nannte das Ziel. Die Steuerautomatik bestätigte den Auftrag durch ein akustisches Signal und setzte das Gefährt in Bewegung.

Durch die Panzertroplonscheiben blickte Yurn nach unten, wo sich die Stadt wie ein endloser Moloch ausbreitete. Überall schillerten die Lichter der Privatwohnungen durch die Nacht und zauberten verwirrende Reflexe auf feuchten Fassaden und regennassem Asphalt. Die Architektur auf Zülüt, speziell jene der Hauptstadt Chüllyvor, hatte längst ihren eigenen Stil und eine unverwechselbare Charakteristik entwickelt. In erster Linie lag das vermutlich an der Abgeschiedenheit, welche die Hanen pflegten. Der Kontakt zu anderen Blues-Völkern war gering; eigenständige Kultur und Traditionen entstanden so beinahe zwangsläufig.

Trotz des strömenden Regens, der die Sicht erheblich behinderte, konnte Yurn den Treffpunkt schon von weitem ausmachen. Der Platz des Leclerc galt als Zentrum der Stadt. Ein gewaltiges steinernes Denkmal erhob sich dort, das ebenjenen Leclerc darstellte – einen Helden der Nation, wie es hieß, der in unseliger Vergangenheit große Taten vollbracht haben sollte. Genaueres wusste Yurn nicht. Er hatte sich nie die Mühe gemacht, die Inschrift zu lesen.

In einer Parklücke setzte der Gleiter auf. Yurn befahl der Automatik, hier auf ihn zu warten. Das war zwar teurer, dafür konnte er jedoch sichergehen, dass ihm ein Fahrzeug zur Verfügung stand, wann immer es ihm beliebte.

Die Freunde warteten bereits auf ihn. Sie standen neben dem Denkmal und hatten die Arme vor der Brust verschlungen, als könnten sie auf diese Weise den Regen abhalten. Füyiil trug einen flammendroten Umhang, mit dem er überall sofort auffallen würde. Yurn fragte sich, was er damit bezweckte, und kam, wie immer, zu keinem Ergebnis. Es war eben seine Art, die man respektieren musste. Der zweite Blue war schlicht gekleidet und wirkte eher unscheinbar. Auch er hatte jedoch seine Macken. Cuurn-Kilyior-Toorit: schon der Dreifachname verriet, dass er nicht von Zülüt stammte. Er war ein Gataser, den es irgendwie zu den Hanen verschlagen hatte, und er ließ keine Gelegenheit aus, voller Stolz auf diese Tatsache hinzuweisen.

Yurn mochte sie beide, jeden auf seine Weise. Sie hatten sich vor Jahren auf einem Computerlehrgang kennen gelernt und schnell gemeinsame Interessen entdeckt. Seitdem hielten sie zusammen wie Ynkelonium und Molkex. In der patriarchalischen Ellbogengesellschaft auf Zülüt war es gut, echte Freunde zu haben, auf die man sich verlassen konnte.

»Wohin gehen wir?«, fragte Yurn, nachdem er die beiden begrüßt hatte.

Füyiil neigte den Kopf und ließ den Regen über die vorderen Augen fließen.

»Zur Herrlichen Kreatur des Geistes«, schlug er vor, während er mit einer Hand die Nässe aus dem Gesicht wischte.

Cuurn-Kilyior-Toorit produzierte einen entsetzten Laut im Ultraschallbereich.

»In diese Spelunke?«, entrüstete er sich. »Was erwartest du dort? Frauen?«

Yurn lachte auf. Plötzlich dachte er wieder an den kommenden Morgen und an die Vorladung des Ersten Blocks der Fortpflanzung.

»Man kann nie wissen«, meinte er philosophisch. »Es gibt Hanen, die behaupten allen Ernstes, man könne sich die Schinderei im Polgebirge sparen, wenn man nur die richtigen Beziehungen hätte ...«

»Sehr witzig!«, schimpfte Füyiil. »Woher hast du diese Weisheit? Eine halbe Milchstraße für die Quelle – ist das ein Angebot?«

»Viel zu wenig«, flachste Yurn. »Ganz abgesehen davon, dass du über ein solches Vermögen überhaupt nicht verfügst.«

»Ich treibe es schon auf, keine Sorge. Es wäre allemal bequemer, als mein Geschlechtsleben gegen 24 Konkurrenten sichern zu müssen.«

»Hört auf damit!«, sagte Cuurn. »Weibliche Blues sind keine Ware!«

»Du hast gut reden«, ereiferte sich Füyiil weiter. »Du kommst von Gatas und hast deshalb andere Wertvorstellungen. Bei euch mögen Männer und Frauen gleichberechtigt sein. Bei uns bestimmt die Natur die Moral. Sie ist anders.«

»Ein schlechtes Argument«, urteilte Cuurn. »Es entspringt deinem Mangel an sexueller Betätigung. Es wird Zeit, dass sie dich endlich vorladen.«

Füyiil brummte etwas Unverständliches vor sich hin. Yurn konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Freund gleichermaßen verwirrt, unsicher und erregt war. Ein Verdacht kam ihm, den er nicht zu Ende zu denken wagte.

»Ich bin dafür«, sagte er – einerseits, um eine Entscheidung zu treffen, andererseits, um sich selbst abzulenken. »Die Herrliche Kreatur des Geistes! Wir sollten uns den Laden ansehen.«

Cuurn-Kilyior-Toorit war damit nicht einverstanden, aber er beugte sich dem Entschluss der Mehrheit.

Sie marschierten los, ohne ein weiteres Wort zu wechseln. Ganz im Gegensatz zu ihrer üblichen Geschwätzigkeit, schien heute jeder seinen eigenen Gedanken nachzuhängen. Yurn empfand das bedrückend – als habe sich unvermittelt ein geheimnisvoller Keil zwischen sie geschoben. Den letzten Abend vor dem Aufbruch ins Polgebirge hatte er sich anders vorgestellt.

An einer Straßenecke wurden sie von einer Gruppe jugendlicher Rüpel angepöbelt. Yurn nahm an, dass sie gerade aus einer Klostersiedlung entlassen worden waren und nun versuchten, ihren pubertären Übermut an Erwachsenen auszutoben. Gestern noch hätten sich die drei Freunde auf eine Schlägerei mit ihnen eingelassen. Heute jedoch war alles anders. Sie ignorierten die Jungen einfach; lediglich Füyiil ließ sich zu einer abfälligen Geste hinreißen.

Yurn wusste nicht, woran ihre Unlust lag. Aber er ahnte etwas, und sein Verdacht verstärkte sich.

Erst als sie die Herrliche Kreatur des Geistes erreichten, besserte sich die Stimmung. Yurn und Cuurn-Kilyior-Toorit legten ihre triefenden Umhänge ab, während Füyiil sein rotes Gewand anbehielt. Er wollte damit protzen, weil nur wenige Hanen über die finanziellen Mittel verfügten, sich Kleidung aus einem solch erlesenen Stoff zu leisten. Yurn fand ihn arrogant – ein Prädikat, das ihm früher nie in den Sinn gekommen wäre.

Die Kneipe bestand aus einem einzigen großen Raum, der von vorne bis hinten mit Tischreihen und einfachen Holzbänken bestückt war. Nirgendwo bot sich ein freier Platz. Die Luft war von Dunstwolken verhangen. Seit dem Beitritt der Blues-Völker zur GAVÖK hatte die terranische Unsitte des Rauchens auch auf Zülüt Einzug gehalten. Der Tabak wurde in großen Mengen von der Kosmischen Hanse importiert. Ein Genussmittel, das abhängig und süchtig machte – aber wer wollte sich dies schon eingestehen.

Die drei Freunde zwängten sich zwischen ein paar ausgelassene Hanen an die Theke und bestellten eine Runde Züyglüyrii. Yurn kippte den Likör in einem Zug hinunter. Auch Alkohol erzeugte Sucht; eine schlimmere noch als Nikotin, weil er zusätzlich den Geist verwirrte und im Übermaß Leib und Seele zerstörte. Yurn dachte jedoch nicht daran, heute irgendwelche Maßstäbe anzulegen. Er hob einen Arm, um dem Keeper zu bedeuten, dass er ein weiteres Glas wünschte.

»Trink nicht so schnell«, warnte Cuurn. »Welchen Kummer willst du wegspülen?«

»Gar keinen«, behauptete Yurn gelassen. »Es schmeckt mir, das ist alles.«

»Das sagen alle. Du kannst mich nicht für dumm verkaufen, Freund. Dich bedrückt etwas!« Cuurn machte eine bedeutungsvolle Pause, dann fixierte er Füyiil. »Und dich auch! Was ist es?«

Yurn und Füyiil sahen sich an und begannen zu lachen. Da war wieder jene selbstverständliche Übereinstimmung, die der Abend ansonsten bislang vermissen ließ. Sie währte nur kurz. Beide brachen plötzlich ab, als spürten sie die unheimliche Barriere, die zwischen ihnen entstanden war.

»Ich weiß zwar nicht, was mit euch los ist«, schimpfte Cuurn, »aber das nächste Mal sagt ihr mir bitte Bescheid, wenn ihr miese Laune habt. So macht das alles keinen Spaß.« Er reckte den Hals und blickte sich demonstrativ um. »Und Frauen gibt es hier auch keine!«

Wieder ertönte ultrahohes Lachen, diesmal von einem Blue, der neben den Freunden stand und die Bemerkung gehört hatte.

»Natürlich nicht!«, sagte der amüsiert und legte eine Hand auf Cuurns Schulter. »Zur Paarung musst du schon warten, bis du an der Reihe bist – und dich gegen alle Konkurrenten durchsetzen. Du siehst nicht so aus, als ob du es könntest.«

Cuurn machte eine unwillige Bewegung.

»Ich habe das nicht nötig«, entgegnete er stolz. »Ich bin Gataser.«

»Ah, der Adel ist unter uns«, höhnte der andere. »Nun, ich frage mich, was du überhaupt auf Zülüt verloren hast?«

»Lass ihn in Ruhe!«, fauchte Yurn, während er den dritten Likör trank. »Die Zeit der Bruderzwiste ist vorbei.«

»Man wird sich wohl noch erkundigen dürfen«, protestierte der Blue. Auch er schien nicht mehr ganz nüchtern zu sein. »Es kommt schließlich nicht alle Tage vor, dass man einen Gataser trifft.«

»Zülüt ist eine schöne Welt«, meinte Cuurn ironisch. »Sie ist über 18.000 Lichtjahre von Gatas entfernt und wird von dort so gut wie nie angeflogen. Bestenfalls landen hier ab und zu Schiffe der Hanse, und gegen die habe ich eine Abneigung. Die Hanen selbst verfügen nur über eine Handvoll altmodischer Raumer, und weißt du, wie viele davon für interstellare Flüge tauglich sind?«

Der Blue wiegte nachdenklich den Kopf.

»Ich schätze ... vier vielleicht ...«

»Zwei!«, sagte Cuurn. »Es sind nur zwei. Keines davon hat in den vergangenen Jahren Kurs auf Gatas genommen. Deshalb bin ich hier. Aber ich beklage mich nicht. Zülüt ist eine schöne Welt. Ich habe Freunde. Was will ich mehr?«

Der andere kicherte.

»Eine Frau, könnte ich mir denken. Warst du jemals im Polgebirge?«

»Nein.« Cuurns Tonfall wurde abweisend. »Der Erste Block der Fortpflanzung berücksichtigt bei seiner Wahl ausschließlich Hanen.«

»Also hast du dich schon beworben und bist abgewiesen worden ...«

»Ich sagte bereits, dass ich eure barbarischen Methoden nicht nötig habe.«

Der Blue winkte ab.

»Erzähle mir keine Märchen. Natürlich hast du es versucht! Ich durchschaue dich. Du gibst es nur nicht zu, weil du zu stolz bist.«

Zumindest äußerlich blieb Cuurn-Kilyior-Toorit weiterhin gelassen. Dass er sich mit seiner Bemerkung über den Ersten Block der Fortpflanzung verraten hatte, war ihm jedoch bewusst.

Der Blue beugte sich in plumper Vertraulichkeit vor.

»Wie man hört«, stichelte er, »ist gerade wieder eine Hanen-Frau in die Fruchtbarkeitsphase gekommen. Morgen soll die Hatz beginnen ...«

Yurn verschluckte sich fast an seinem vierten Züyglüyrii. Der fünfte stand bereits vor ihm auf der Theke. Er überlegte, ob er von seiner Vorladung berichten und den anderen damit mundtot machen sollte. Das unbestimmte Gefühl, das ihn im Zusammenhang mit Füyiil schon die ganze Zeit plagte, hinderte ihn daran. Vielleicht war es besser, zu schweigen.

»Was willst du eigentlich von mir?«, fragte Cuurn spitz. »Soll ich mich illegal an der Konkurrenz beteiligen und mir eine Strafe einhandeln? Was bezweckst du mit deinem Geschwätz?«

Yurn sah, wie der Blue abwehrend die Arme ausbreitete.

»Nichts ...«, sagte er betont lässig. »Gar nichts ...!«

Es war deutlich, dass er hintergründig versuchte, Cuurn zum Gesetzesbruch zu animieren. Die historische, tief verwurzelte Feindschaft zwischen den einzelnen Brudervölkern kam dabei in diffiziler Weise zum Vorschein. Wie er es anstellte, war in höchstem Maß schäbig.

Yurn kippte den nächsten Likör und fühlte sich danach entschlossen, den Aufwiegler in barscher Form zurechtzuweisen. Notfalls hätte er sogar eine Schlägerei in Kauf genommen – aber er kam nicht dazu, auch nur ein einziges Wort zu sagen.

Füyiil war schneller. Bislang hatte er die Unterhaltung schweigend verfolgt. Jetzt reckte er sich plötzlich wie ein Wichtigtuer, und es platzte aus ihm heraus.

»Der Mann hat recht! Es besteht doch kein Grund zum Streit. Die Aspiranten sind längst ausgewählt und vorgeladen. Ich gehöre auch dazu!«

Yurn durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag. Er zuckte zusammen und zog unwillkürlich den Kopf ein, als senkte sich eine zentnerschwere Last auf ihn herab.

Er hatte es geahnt. Den ganzen Abend schon hatte er es geahnt! Jetzt bestätigte sich sein Verdacht.

Der fremde Blue begann von neuem zu lachen. Die Häme war ihm im Gesicht abzulesen. Yurn wurde mit den Tatsachen kaum fertig. Er hob zwei Finger in Richtung des Barkeepers und schloss einen Moment alle vier Augen. Als er sie wieder öffnete, standen die nächsten beiden Likörgläser vor ihm.

»Ich bin ebenfalls!«, hörte er den Unbekannten japsen. »Nun, ich gebe dir einen wohlgemeinten Rat: Versuche es erst gar nicht. Gegen mich hast du keine Chance!«